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Bewertungen
Insgesamt 173 BewertungenBewertung vom 18.10.2021 | ||
Stuart Cosgrove führt seine Serie über die Entstehung der Soulmusik fort, beziehungsweise legt, wie er sagt, mit dem Buch Cassius X einen Vorspann dazu an. Gelungen verknüpft er die Ereignisse um eine legendäre Beziehung dreier Größen der amerikanischen Geschichte: Cassius Clay, Sam Cooke und Malcolm X. Was auf den ersten Blick kaum Zusammenhänge beinhaltet, geht tief in die politische und kulturelle Situation der damaligen Zeit hinein. Voller Anekdoten und unendlichen Wissen, liefert das Buch eine Fundgrube für Musikfreunde, aber auch für politisch Interessiert oder Sportfans. Aber selbst wer bisher gar nichts mit den Personen des Buches zu tun hatte, weder Sport- noch Soulfan ist, wird das Buch mit Spannung lesen. Lebhaft und informativ bringt Cosgrove den Umbruch in der schwarzen Bevölkerung, die Entstehung der Soulmusik im politischen Kontext und den selbstbewussten, angehenden Boxchampion in Einklang. Es ist und will keine Biografie sein. Vielmehr ein Abbild der vielleicht prägendsten Zeit um die Entwicklung des Muhammad Ali und der Befreiung der Soulmusik zu einem eigenständigen Merkmal der Popindustrie. Das Buch strotzt vor Wissen, Enthusiasten finden unzählige Anspieltipps und Hinweise auf das Souluniversum. Boxfreunde kommen an dem in jeder Beziehung beeindruckenden Leben des Cassius Clay sowieso nicht vorbei. Das alles noch in Zusammenhang mit der revolutionären Welt des Malcolm X erschaffen ein Werk von tiefgründiger, politscher Diagnose, das großartig und fesselnd erzählt wird. |
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Bewertung vom 15.10.2021 | ||
Eigentlich schreibt Lydia Sandgren in ihrem fulminaten Mammutdebut über 870 Seiten lang nur über ganz gewöhnliche Menschen. Aber vielleicht ist das gerade der Reiz der Geschichte um einen Verleger, seine Frau und den gemeinsamen Freund, den Künstler. Der Leser begleitet in Zeitsprüngen die Entwicklung der jungen Schein-Rebellen zu etablierten Erwachsenen, mit all ihren Sorgen und Nöten. Als roter Faden, der eine enorme Spannung aufbaut, zieht sich das plötzliche Verschwinden von Cecilia und die Suche ihrer Tochter nach der Mutter durch das Buch. Sandgren liebt die Literatur, das spiegelt sich in jedem Satz, in jedem Zitat, in jedem Bezug auf berühmte Autoren und ihre Werke wieder. Voller kluger Philosophie und Psychologie beschreibt das Buch die Protagonisten bei ihrem Versuch, das Leben zu meistern, jeder auf seine Art. Doch zum Leben gehört auch immer wieder scheitern. Und die Erkenntnis, dass man sich vielleicht in der Buchwelt verstecken kann, aber trotzdem das reale Leben andere Geschichten schreibt. Intelligent und eloquent, auf den Spuren von Irving und Updike wandelt, lässt die Autorin ihre Figuren mit jeder Pore authentisch wirken. Der Leser wird zum treuen, aber auch voyeuristischen Wegbegleiter der Protagonisten, neugierig nach der Wahrheit suchend. Fast zehn Jahre schrieb die Autorin nach eigenen Angaben an dem Werk, das mit Knausgard kokettiert, aber nicht verglichen werden sollte. Ein wort- und bildgewaltiges Lesevergnügen, das mich von Anfang bis Ende gefesselt hat, und bei dem Umfang ist das keine Selbstverständlichkeit. Als Quellenleser, so manches Buch zieht viele Folgelesungen nach sich, hätte ich mir als kleines Schmankerl eine Zusammenstellung aller Bücher und Autoren gewünscht, auf die sich die belesene und sprachgewandte (wer über gute Fremdsprachenkenntnisse verfügt, hat noch mehr Freude an dem zitatenreichen Werk) Schriftstellerin beruft. Bravo, darf man anerkennend rufen! |
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Bewertung vom 05.10.2021 | ||
Ein toter Bauunternehmer ruft dessen Freund, einen Ex-polizisten auf den Plan. Im Münchner Baulöwenmilieu ermittelt der Smokey und versucht Licht in den Nebel zu bringen. |
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Bewertung vom 17.09.2021 | ||
Ein Fotograf fährt durch eine verschneite Landschaft. Dabei entblößt er dem Leser nach und nach seine Seele und berichtet von einer tragischen Familiengeschichte. |
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Bewertung vom 17.09.2021 | ||
Zwei Männer vereint in einer Mission: den perfekten Kornkreis zu schaffen. Während die Öffentlichkeit spekuliert, sogar ernsthaft an Außerirdische zu glauben scheint, planen die beiden Männer akribisch immer neue Zeichnungen in den englischen Feldern. Beide Männer sind auf ihre Art gebrochen, suchen nach Sinn und Halt in ihrem Leben. Während Redbone, ein heruntergekommener Rumtreiber und Anarchist die Pläne entwirft, kundschaftet Calvert, ein traumatisierter Ex-Soldat, militärisch genau die Orte für die nächtlichen Aktionen aus. Einem strengen Kodex folgend, arbeiten sich die Männer Richtung Herbst vor, der trostlosen, sinnfreien Zeit entgegen. |
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Bewertung vom 23.08.2021 | ||
Es gibt Bücher, die reißen einen mit, spülen einen davon, hinterlassen eine zerstörte Illusion des perfekten Lebens. Shuggie Bain ist so ein Buch. Wir begleiten Shuggie über einen Zeitraum von 10 Jahren durch das immer trostloser werdende Glasgow. Die Arbeiterschicht ist hoffnungslos, Alkohol und Depression sind überall. Auch Agnes, seine Mutter ist süchtig, verzweifelt auf der Suche nach Liebe und einem Mann, der sie unterstützt. Kein Leben wie aus den Illustrierten, sondern die bittere Realität. |
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Bewertung vom 31.07.2021 | ||
Die Geschichte von Weston Kogi, der nach Westafrika reist, um an einer Beerdigung teilzunehmen und dann plötzlich in die Schusslinie rivalisierender Parteien gerät, mag manchem Leser übertrieben erscheinen. Wer aber die Verhältnisse in Westafrika kennt, weiß, dass die dortige Realität deutlich schlimmer ist, als alles, was in den blutstrotzenden Thrillern unser ach so beliebten Autoren passiert. Kogi soll den Tod eines Politikers aufklären, nachdem er sich großspurig als Polizist bezeichnet hatte. Dabei gerät er in Lebensgefahr, lernt viele falsche Freunde kennen und scheint auswegslos in den Konflikt um die Macht in seinem Heimatland zu geraten. Die Gewaltdarstellungen des Buches sind allerdings nicht so krass, wie sie durch manche Werbeaktion dargestellt wurden. Natürlich schockiert das Buch allzu naive Seelen, doch gibt es dadurch einen authentischen Blick auf Korruption und Unmenschlichkeit in ihrer perversesten Art. Raffiniert führt der Autor den Leser auf dunklen Pfaden durch den Roman, verwirrt durch immer neue Wendungen und verteilt die Sympathien wechselhaft auf die Agierenden. Das Buch ist rasant, treibt die Geschichte voran und der geneigte Leser legt das Buch nicht zur Seite. Wer realistische Bücher mag, die trotzdem überdreht daherkommen, kommt voll auf seine Kosten. Zu zart besaitete Leser sollten eher die Finger von dem Buch lassen, rauben sie vielleicht doch die eine oder andere Illusion über den schwarzen Kontinent. Ich als Afrikakenner konnte oftmals nur zustimmend nicken und war von dem Roman begeistert. |
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Bewertung vom 03.04.2021 | ||
Alles, was wir wissen und was nicht Der englische Originaltitel Britannica All New Kids' Encyclopedia zeigt, dass das Buch eigentlich für die jüngere Generation gedacht ist. Die farbige Gestaltung und der bewusst kurz gehaltene Text führt in 8 Kapiteln querbeet durch das Wissen der Menschheit. Der deutsche Titel ist dabei natürlich sehr übertrieben, auf nicht einmal 400 Seiten lässt sich das Menschheitswissen nicht annähernd darstellen, muss aber auch nicht sein. Viele interessante Fakten sind zusammengetragen und regen an, sich weiter zu informieren. Dass die Aufmachung der Seiten eher den knalligen Darstellungen des Internets angepasst ist, soll vielleicht den Reiz erhöhen. Nur mit Text wäre das Werk nicht so begeisternd. Viele Experten haben mitgeholfen, dieses empfehlenswerte Sachbuch zu gestalten. In Zeiten der Fake-News ist es umso wichtiger Wissen so zu vermitteln, dass es im Kopf bleibt. Auch Erwachsene werden noch das eine oder andere Neue lernen, wenn auch das Meiste als Allgemeinwissen abgehakt werden kann. Ein gut gemachtes Nachschlagewerk ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Manchem werden die einzelnen Punkte willkürlich ausgewählt sein, aber irgendwie muss der Autor das Buch begrenzen. Wer Spaß am Wissen hat, wird das Buch immer wieder zur Hand nehmen. |
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Bewertung vom 03.04.2021 | ||
Ein Ex-Polizist mit Migrationshintergrund als Wohltäter und Hobbydetektiv. Das ist kurz gefasst die Story, die allerdings viel tiefgründiger ist, als der Titel vermuten lässt. Nachdem der Polizist Snow einen Korruptionsskandal aufgedeckt hat, wird er entlassen. Vor Gericht wird ihm allerdings eine hohe Summe zugesprochen, die es ihm ermöglicht, einige Häuser zu kaufen, um sie zu renovieren und zu vermieten. So sein Plan. Vor allem ärmere Menschen sollen profitieren. Allerdings ist das Ganze nicht ganz so problemlos. Einige seiner ehemaligen Kollegen neiden ihm das Geld. Hinzu kommen noch rachsüchtige Personen, deren Karriere er beendet hat. Als ein Mord passiert, muss Snow sogar seinen Ruhestand quasi beenden, um zu ermitteln. Und wieder sticht er in ein Wespennest. |
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Bewertung vom 19.02.2021 | ||
Anfang der 60er Jahre sind viele Wissenschaftler arbeitslos. Entweder sind sie vor der Verfolgung geflüchtet, wurden entnazifiziert oder (wenige) verurteilt. Auf vielen von ihnen haftet die dunkle Vergangenheit des zweiten Weltkrieges. Auch wenn sie sich damit herausreden wollen, dass sie nur geforscht oder Maschinen gebaut hatten, sind sie nicht frei von Schuld, dienten sie doch einem totalitären, menschenverachtenden Staat. In dieser zukunftslosen Nachkriegszeit kam es gelegen, dass Ägypten (auch neben anderen Staaten) ein eigenes Luft- und Raumfahrtprogramm startete. Eine sehr gutmütige Umschreibung für Luftstreitkräfte und die Produktion von Vernichtungswaffen. Friedrich Hellberg gehört zu diesen Fachleuten, die dem Ruf in die Ferne folgen. Noch unterstützt von deutschen Politikern, reisen zu Dutzenden deutsche Ingenieure in die neue Heimat am Nil. Doch bald wird das Projekt publik und damit zu einem Pulverfass aus politischem Sprengstoff. Zum einen sind da die wirtschaftlichen Interessen Deutschlands, zum anderen die Existenzangst Israels. Und in dieser Gemengelage wachsen sich Proteste und militärische Aktionen zu einer bedrohlichen Situation für die deutschen "Experten", wie die Techniker allgemein genannt werden, und ihre Familien aus, die in einem in Teilen zwar offenen, aber doch fremden Land leben. |
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