Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Lunamonique
Wohnort: 
Bremen

Bewertungen

Insgesamt 414 Bewertungen
Bewertung vom 10.04.2021
Fertig ist die Laube / Online-Omi Bd.15
Bergmann, Renate

Fertig ist die Laube / Online-Omi Bd.15


gut

„Fertig die Laube“ ist Band 15 der Online-Omi-Reihe. Hinterm Pseudonym „Renate Bergmann“ verbirgt sich Autor Torsten Rohde. Band 13 „Dann bleiben wir eben Zuhause!“ landete im Mai 2020 auf Platz 1 der Spiegel-Bestseller-Liste.

„Letztes Frühjahr sind meine Freundin Gertrud und ich unter die Laubenpieper gegangen. Nicht ganz freiwillig zunächst, aber es wurden dann wunderschöne Wochen.“ Gertruds Lebensgefährte Gunter muss zur Bandscheiben-OP und anschließend in die Reha. Er nimmt Gertrud das Versprechen ab, sich zusammen mit Renate um die beiden Parzellen in der Laubenkolonie „Abendfrieden“ zu kümmern.

Mit seinem eigentlich harmlosen Anliegen setzt Gunter ein Großaufräumkommando in Gang. Gertrud und Renate belassen es nicht beim Hacken, Jäten und Gießen und stellen Gunters Parzellen völlig auf den Kopf. Auslöser ist der penible Günter Habicht mit Forderungen und Schnüfflerdrohne. Renate Bergmann erweist sich als hartnäckige und gewitzte Laubenpieperin und hat so manchen Ratschlag für Gartenneulinge parat. Kompost ist keine Wissenschaft für sich und Gemüse braucht verträgliche Nachbarn. Renate und Gertrud sind voll in ihrem Element und krempeln mit Gunters Garten auch sein Leben um. Denn von all seinen wohl gehüteten Schätzen bleibt nicht mehr viel übrig. Die Wahrscheinlichkeit, dass er OP und Reha übersteht, aber anschließend einen Herzinfarkt erleidet, ist groß. Mir jeder neuen Gartenidee wächst die Spannung auf seine Rückkehr. Bis dahin wird „fast“ ohne Punkt und Komma aus dem Nähkästchen geplaudert. Kapiteleinteilungen sind da eher hinderlich. Ein paar Gartentipps animieren zum Aufschreiben, und die Lust am Garten schwappt auf den Leser über. Was fehlt ist eine Schippe Originelles und so richtig kuriose Szenen. Renate ist ein Unikat und weiß mit ihrem Gegenüber umzugehen. Neumodischer Kram wie Superfood oder Yoga ist eher nichts für die 82jährige. So manche Errungenschaft muss den Gartennachbarn verheimlicht werden, um Neid und Missgunst nicht die Gartenpforte zu öffnen. Renate Bergmann ist in Fahrt, kommt aber nicht über den Schmunzelfaktor hinaus. Der Einblick in die Kleingartenkolonie endet nicht mit dem erhofften Ausflug in die geheime Männerwelt samt Schuppen- und Gerümpel-Offenbarungen, und Gunter verfällt sich anders als gedacht.

Das Cover hat Seriencharakter und stimmt auf eine tüchtige und einfallsreiche Laubenpieperin ein. „Fertig ist die Laube“ bietet ein kurzweiliges Lesevergnügen mit dem typischen „Renate-Tatendrang“. Mehr Humor und Einfallsreichtum hätte die Geschichte aufgepeppt. Für Gartenliebhaber eine schöne Kaffee-mit-Kuchen-Lektüre.

Bewertung vom 08.04.2021
Eine geheime Akademie / Tale of Magic Bd.1
Colfer, Chris

Eine geheime Akademie / Tale of Magic Bd.1


sehr gut

Mit „Tale of Magic – Eine geheime Akademie“ von Schauspieler und Autor Chris Colfer startet eine neue Fantasy-Reihe für Kinder ab 11 Jahre. 2012 schaffte es sein Debüt „The Land of Stories“ auf die New York Times Bestsellerliste. „Tale of Magic“ spielt im „Land of Stories“-Universum.

In allen vier Königreichen ist Magie verboten. Nur im Südlichen Königreich wurde für das Verbrechen die Todesstrafe abgeschafft. Madame Weatherberry handelt mit König Champion XIV einen Deal aus. Sie möchte eine Akademie für junge Magier und Magierinnen gründen und Schüler anwerben. Ihr Ziel ist, die Meinung der Welt zu ändern und Konflikte beizulegen.

Der Prolog erzählt von den Gräueltaten der Monarchen und einem Zufluchtsort für Verbannte wie Trolle, Oger, Zwerge und Co. Selbst das bloße Interesse an Magie wird schon mit Hinrichtung bestraft. Madame Weatherberry schafft es, eine Audienz zu erzwingen und dem König ihr Anliegen vorzutragen. „Tale of Magic“ hält unserer Welt den Spiegel vor. Es geht um Macht und Gier, Intrigen und Zerstörung. Völker werden ausgerottet, weil sie anders sind. Was hat es mit dem Konflikt im Norden auf sich? Die mysteriöse Bedrohung ist der rote Faden der Geschichte. Das Thema „Unterdrückung der Frauen“ fließt mit der vierzehnjährigen Hauptfigur Brystal Lynn Evergreen ein. Sie wird von Wissen und Büchern ausgeschlossen, hat keinen Zutritt zur Bibliothek und darf nicht wie ihre Brüder stellvertretender Richter werden. Brystal wünscht sich mehr vom Leben und geht große Risiken ein. Das Blatt wendet sich, aber anders als gedacht. Brystals Liebe zu Büchern und ihr Kampf um mehr Freiheiten berührt. Auch in unserer Welt müssen Frauen immer noch um ihre Rechte Kämpfen und werden von vielem ausgeschlossen. Autor Chris Colfer schafft es, viele aktuelle Themen mit seiner Fantasy-Geschichte zu verweben. Das Buch ist voller lehrreicher, hilfreicher und tröstender Zitate für jung und alt. Originelle Charaktere und Details sorgen für Atmosphäre und Unterhaltungswert. Gut und Böse sind nicht immer so einfach zu trennen. Ein Schicksal berührt besonders. Brystals Veränderung geht teils etwas zu schnell. Eine Wende und Auflösung zum Ende überzeugt nicht und nimmt Spannung. Der Schluss erscheint etwas zu belehrend und übertrieben.

Das Cover verzaubert mit phantasiereichen Details und einer ungewöhnlichen Akademie. Der Titel macht neugierig auf das Fantasy-Abenteuer. „Tales of Magic – Eine geheime Akademie“ ist ein mitreißender Auftakt und entführt in eine andere Welt. Der erhobene Zeigefinger blitzt nur zum Schluss zu sehr durch. Die Geschichte hat viel Warmherziges parat.

Bewertung vom 04.04.2021
Der gekaufte Tod
Mack Jones, Stephen

Der gekaufte Tod


ausgezeichnet

„Der gekaufte Tod“ ist das Thriller-Debüt von Autor Stephen Mack Jones. Für den (hoffentlichen) Auftakt der Detroit-Krimireihe räumte er die Auszeichnungen „Nero Award“ und „Hammett Prize for Crime Fiction“ ab.

Ex-Polizist August Octavio Snow kehrt in seinen Heimatort Mexicantown in Detroit zurück. Großunternehmerin Eleanore Padget bietet ihm einen Auftrag an. August soll Ermittlungen in ihrer Bank durchführen. Kurze Zeit später ändert eine Nachricht alles, und August steckt mitten in einem hochbrisanten, lebensgefährlichen Fall.

Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive aus Sicht von August Octavio Snow erzählt. Durch einen Prozess hat es sich August mit vielen seiner ehemaligen Kollegen verscherzt und nur noch Rückhalt von seinem Ex-Chef und langjährigem Freund Captain Ray Danbury. Aber der schmilzt dahin, als August eigene Recherchen anstellt und in einem Hornissennest herumstochert. Er schreckt mehr Gangster auf als ihm lieb ist. Snow ist eine kantige, eigen- und scharfsinnige Hauptfigur im Schimanski-Stil, Nur mit noch mehr Schlagfertigkeit, Ironie und Sarkasmus. Seine Ausbildung zum Marine hat ihm hilfreiche Fähigkeiten im Kampf gegen skrupellose, egozentrische Drecksäcke beschert. Außerdem hat er ein gutes Herz und weiß das Ruder für gefährdete Existenzen herumzureißen. Durchweg unterhaltsam und echte Brüller sind die Dialoge. August hat spezielle Freunde, wie Hackerlegende Skittles, dem er noch nie persönlich begegnet ist. Skittles ist genau wie Snow ein Unikum und ebenso einfallsreich und schlagfertig. Augusts Ausreden in brenzligen Situationen häufen sich und bringen zum Schmunzeln. Tempo und Spannung bleiben auf einem packenden Niveau. Gefahren lauern von immer mehr Seiten. Eiskalte Killer sind August auf den Fersen und bedrohen nicht nur ihn. Zeit zum Aufräumen. Kein Alleingang und dadurch umso überzeugender. August nimmt Hilfe an und bringt neue Schachfiguren ins Spiel. Er ist ungeahnten dunklen Geheimnissen auf der Spur. Die Schlinge zieht sich zu. Das Ende hat mehr als einen Showdown parat. Packend bis zum Schluss. Atmosphärischer starker Handlungsort und gleich mehrere Charakterköpfe mit Potential für Folgebände. Wer wird überleben? "Wir werden definiert durch die Menschen, die wir verlieren."

Das Cover setzt auf Autorenname und Titel und macht die Spannung mit drei Worten greifbar. „Der gekaufte Tod“ entwickelt sich mit einem hartnäckigen, impulsiven August Octavio Snow schnell zu einem fesselnden Pageturner. Sehr empfehlenswert für alle, die schlagfertige Charaktere lieben. Entertainment pur und sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 27.03.2021
Geiger / Geiger-Reihe Bd.1
Skördeman, Gustaf

Geiger / Geiger-Reihe Bd.1


gut

„Geiger“ bildet den Auftakt zur Geiger-Trilogie von Gustaf Skördeman. Ein Mordfall gibt Rätsel auf und setzt nicht nur das Ermittlerteam in Gang.

Kriminalkommissarin Anne Torhall bekommt es mit einem mysteriösen Fall zu tun. Das Opfer war allseits beliebt. Handelt es sich um einen schrecklich aus dem Ruder gelaufenen Raubüberfall? Sara war mit Anne auf der Polizeischule und kennt das Opfer. Sie stößt auf eine Spur. Ist an ihrer Theorie etwas dran?

Der Einstieg überrascht und erscheint eines Thriller nicht würdig, bis es zu einer schockierenden Wende kommt. Mit der zerstörten Idylle wird ein packender Effekt erzielt. Das Ermittlerteam ist ungewöhnlich. Sara wäre normalerweise nicht am Fall beteiligt. Sie geht einen eigenwilligen Weg, um der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Der Leser ist den Ermittlern voraus. Perspektivwechsel ermöglichen Einblicke in die Flucht des Täters. Undurchsichtig bleiben die Hintergründe und ein heimtückischer Plan. Der Plot ist raffiniert gestrickt und setzt auf abrupte Wendungen, die sich nicht vorausahnen lassen. Kaltblütigkeit und weder Zweifel noch Reue. Worin liegt das Motiv? Anfangs fällt es bei der ansteigenden Anzahl der Charaktere nicht immer leicht den Überblick zu behalten. Auch der Erzählstil erschwert zeitweise den Durchblick. Es lässt sich aber alles schnell aufdröseln. Puzzlestücke und Raffinesse überzeugen. Persönliches kommt mit einer schicksalhaften Trio-Freundschaft und Saras Familienproblemen ins Spiel. Die Arbeit bei der Sitte setzt ihr zu. Ihre Ausraster sorgen für Spannung mit dem Kollegen. Ist Sara den Herausforderungen gewachsen? Das Thema „Manipulation“ fließt auf geschickte Weise ein. Mit Abstand offenbart die Vergangenheit unangenehme Wahrheiten. Im letzten Buchdrittel bleibt eine wichtige Akteurin zu sehr außen vor. Der Plot konzentriert sich auf eine Hauptfigur. Mit ihren Alleingängen überschreitet Sara Grenzen. Die Komplexität des Verwirrspiels wird erst im letzten Buchdrittel deutlich. Die Spannung steigt. Ein Paukenschlag folgt dem Anderen. Ein paar Schippen zu viel fürs Ende. Anhaltende Dramatik und Wendungen wirken zu konstruiert.

Das Cover setzt auf den Titel. Ein Wort, das den roten Faden für die Geschichte bildet. „Geiger“ kann nicht vollends überzeugen. Wichtige, aber langatmige Informationen bremsen das Tempo aus. Gut gelungen ist der Fokus auf weibliche Charaktere. Ein heimtückischer Plan hat einige Überraschungen parat. Offen bleibt wo Band 2 und 3 ansetzen wollen. Der Auftakt wirkt abgeschlossen.

Bewertung vom 23.03.2021
Nordwesttod / Soko St. Peter-Ording Bd.1
Jensen, Svea

Nordwesttod / Soko St. Peter-Ording Bd.1


sehr gut

„Nordwesttod“ bildet den Auftakt zur Soko St.Peter-Ording-Krimireihe von Svea Jensen. Ein Vermisstenfall gibt Rätsel auf.

Umweltaktivistin Nina Brechtmann wird vermisst. Der neue Leiter der Polizeidienststelle St. Peter-Ording Hendrik Norberg und Kommissarin Anna Wagner vom Landeskriminalamt Schleswig-Holstein treffen auf eine Mauer aus Schweigen und Lügen. Was ist passiert?

Der Prolog hat erschütternde Ereignisse parat und ermöglicht einen direkten Einstieg in die Geschichte. Die Jagd nach dem Verursacher beginnt. Handlungswechsel, nach dem Tod seiner Frau beschließt Hendrik Norberg den Posten als Leiter der Itzehoer Mordkommission auszuschlagen und seinen Söhnen zu liebe den weniger anspruchsvollen Job in St. Peter-Ording anzunehmen. Er tut sich schwer mit der Umstellung. Der Vermisstenfall Nina Brechtmann weckt neue Energie. Mit den Herausforderungen formiert sich ein neues Team um Hendrik Norberg. Hendrik ist Vorbild für einige seiner Kollegen, u.a. Nil Scheffler. Anna Wagner erweist sich als hartnäckige und sympathische Unterstützung. Das Ermittlerteam überzeugt. Einer schießt quer und sorgt für Konflikte. Immer mehr Details aus Nina Brechtmanns Leben treten zu Tage und vervollständigen langsam ein Bild von ihren Gegnern. Das Mysteriöse, Rätselhafte und Undurchsichtige hält die Spannung auf mittlerem Niveau. Gleich mehrere Menschen aus ihrem engeren Umfeld haben ein Motiv. Spekulationen werden angeheizt und gehen in verschiedene Richtungen. Die Fäden zweier Fälle laufen zusammen. Was steckt dahinter? Der Plot ist gut gestrickt. Hendrik Norberg hat mit persönlichen Herausforderungen zu kämpfen. Im letzten Drittel wird der Querulant zu sehr vernachlässigt. Dem Verwirrspiel fehlen überraschende Wendungen. Bald lässt sich zu sehr in eine Richtung denken. Trotzdem ein solider Krimi, der auf eine engere Zusammenarbeit zwischen Hendrik und Anna auch für die Zukunft hoffen lässt.

Das Cover setzt auf Titel und Handlungsort und weckt die Neugierde auf ein neues Ermittlerteam. „Nordwesttod“ überzeugt mit hartnäckigen und sympathischen Charakteren, Erzählstil und kniffeligen Fällen. Eine Verfilmung ist denkbar. Inzwischen ist Band 2 „Nordwestzorn“ erschienen. Die Krimireihe ist empfehlenswert für alle, die besondere Handlungsorte lieben und das Zusammenraufen eines neuen Ermittlerteams inklusive neuer Herausforderungen miterleben möchten.

Bewertung vom 16.03.2021
Ostfriesenzorn / Ann Kathrin Klaasen ermittelt Bd.15
Wolf, Klaus-Peter

Ostfriesenzorn / Ann Kathrin Klaasen ermittelt Bd.15


gut

„Ostfriesenzorn“ ist Band 15 der Ostfriesen-Krimireihe von Klaus-Peter Wolf. Kommissarin Ann Kathrin Klaasen bekommt es mit einem eiskalten Psychopathen zu tun, der mit seinen Taten die Aufmerksamkeit genießt.

Auf Langeoog geschieht an einem der schönsten Aussichtspunkte ein Mord. Der Serientäter hat es auf Frauen abgesehen, die er gezielt ins Visier nimmt. Er spielt mit den Ermittlern und gibt Hinweise, dass er weitermachen wird. Ist er noch aufzuhalten?

Der Mörder ist immer einen Schritt voraus und nah am Geschehen. Er beobachtet, wählt aus und schlägt im günstigsten Moment zu. Eine autofreie Insel wie Langeoog scheint die perfekte Kulisse für seine perfiden Spiele zu sein. Perspektivwechsel ermöglichen Einblicke in die Welt der Opfer, Ermittler und des Täters. Morde bereiten dem Serienkiller ein Vergnügen. Nicht alles klappt nach Plan. Eingebaut sind ein paar Verwirrspiele was Identitäten und Handlungsorte anbelangt. Nicht alles ist so, wie es erscheint. Abschweifungen bremsen Tempo und Spannung aus. Der Fokus liegt auf Lokalkolorit und Charaktere. Die Atmosphäre auf der Urlaubsinsel wird greifbar. Eine Idylle zerbricht. Viele aktuelle Themen fließen in die Geschichte mit ein. Das wirkt oft zu gewollt. Der erhobene Zeigefinger blitzt durch. Beim Upskirting funktioniert der Schachzug. Plötzlich droht alles aufzufliegen, und die anonyme Fassade bröckelt. Ein Ruhepol in den Geschehnissen sind Ann Kathrin und Weller. Ihre Beziehung verströmt ausgleichende Harmonie. Ab der Hälfte des Krimis nehmen Unterhaltungswert und Humor zu. Rupert ist in seinem Element. Das Ermittlerteam dreht auf, ist aber lange Zeit viel zu tatenlos und lässt sich auf der Nase herumtanzen. Enttäuschend oft hat der Mörder freie Bahn. Hier wurde mehrmals Spannung verschenkt. Es fehlt an Widrigkeiten und Herausforderungen. Der Leichtsinn greift erschreckend oft um sich und macht auch vor den Ermittern nicht halt. An vielen Stellen enttäuscht der Plot. Das Thema "Serienmörder" wird zu sehr auf die Schippe genommen und hat einen makaberen Beigeschmack, auch wenn sich der Täter selbst demontiert und oft lächerlich macht. Kann es einen guten und bösen Mörder geben? Die Frage erübrigt sich. Mit Provokationen und riskantem Spiel steigt die Spannung, bekommt aber schnell wieder Risse. Der Showdown wird viel zu schnell abgehandelt. Auch hier sind einige Handlungen und Versäumnisse nicht nachvollziehbar. Es fehlt an packenden, mitreißenden Szenen. Schade, zeitweise ab Mittelteil kann der Krimi tatsächlich überzeugen.

Das Cover hat Seriencharakter und zieht mit Titel und Autorenname die Blicke aufs Buch. Der Handlungsort weckt zusätzlich das Interesse. "Ostfriesenzorn" punktet mit einem eingespielten, eigenwilligen Ermittlerteam, das aber in diesem Fall leider zu oft am falschen Ort ist. Mehr Raffinesse, Durchblick und vorausschauende Ermittlerarbeit wäre schön gewesen. So bleibt die Jagd auf den Mörder zu oft holprig und unausgegoren. Das Kräfteverhältnis ist nicht sonderlich ausgeglichen. Der Krimi hat zu viele Mankos.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.03.2021
Wenn Wahrsagen so einfach wäre / Akademie Fortuna Bd.1
Kempen, Sarah M.

Wenn Wahrsagen so einfach wäre / Akademie Fortuna Bd.1


ausgezeichnet

„Akademie Fortuna – Wenn Wahrsagen so einfach wäre“ von Autorin Sarah M. Kempen bildet den Auftakt zur Kinderbuchreihe um Visionistin Anniversary. Die Altersempfehlung liegt bei ab 10 Jahren.

Anniversary Fortune, Spitzname Sorry, beginnt ihre Ausbildung an der Schule für Wahrsagerei. Ihre ältere Schwester Merry war drei Mal in Folge Schulbeste und hat so den Schulleiterinnen-Posten für ihre Mutter Euphoria gesichert. Der Druck auf Sorry ist groß.

Mit der Einschulung sitzt Sorry in der Klemme. Ihre Vorhersagen sind nicht annähernd so bedeutend wie die ihrer berühmten Familienangehörigen. Zwar helfen Sorrys banale Versionen Anderen, aber selbst ihre Mutter ist tief enttäuscht. Die Konkurrenz, allen voran die Familie Astra, darf nicht hinter Sorrys Geheimnis kommen. Die Idee zur Akademie Fortuna, den Wahrsager-Disziplinen und unterschiedlichen Wahrsager-Familien ist originell. Konfliktpotential ist vorprogrammiert. Es geht um Außenseiter, Vorurteile, Intrigen, Freundschaft und Zusammenhalt. Den Unterhaltungswert steigert Hausmeistertochter und Unglücksrabe Missy. Durch plötzliche Visionen und Missys Missgeschicke gerät Sorry in Bedrängnis. Für Spannung sorgt eine plötzliche Wendung und neue Herausforderung für die Familie Fortune. Erzählstil und Ereignisse reißen mit. Undurchsichtiges fließt mit ein. Ein Geheimnis lässt aufhorchen und wird anfangs nicht aufgelöst. Der versteckte Cliffhanger hat es in sich. Sorry findet Rückhalt bei neuen Freunden. Ein Plan birgt allerlei Risiken. Der Plot ist gut gestrickt und hat Überraschungen parat. Jedes Kapitel wird mit einer Glaskugel und der jeweiligen Nummer eingeleitet. Nichtseherin Missy sticht mit eigenwilligem Outfit und Eigenarten heraus. Die humorvollen und phantasiereichen Illustrationen von Alica Räth unterstreichen den Unterhaltungswert. Sorrys Abenteuer spricht Klein und Groß, Mädchen wie Jungs an und ist für die ganze Familie ein Lesespaß. Das Ende weckt die Neugierde auf einen spannenden zweiten Band.

Die zauberhafte Cover-Illustration stimmt auf eine ungewöhnliche Geschichte und besondere Charaktere ein. Der Titel zieht zusätzlich zur kreativen Gestaltung die Blicke aufs Buch. „Akademie Fortuna – Wenn Wahrsagen so einfach wäre“, übertrifft die Erwartungen und entwickelt sich schnell zum Lieblingsschmöker. Die Geschichte hat auch lehrreiche Botschaften parat. Prestige und Ansehen sind nicht alles.

Bewertung vom 26.02.2021
Durch den Nimbus / Noras Welten Bd.1
Puljic, Madeleine

Durch den Nimbus / Noras Welten Bd.1


gut

Für „Noras Welten – Durch den Nimbus“ wurde Autorin Madeleine Puljic mit dem Deutschen Selfpublisher Preis 2017 ausgezeichnet. Band 1 bildet den Auftakt zur Fantasy-Serie.

Nora Winter hadert mit ihrer besonderen Gabe und sucht Hilfe beim Psychologen Dr. Benjamin Pawell. Ben hält Noras Problem für eine Psychose. Er fordert eine Demonstration, nicht ahnend was er damit auslöst.

Der direkte Einstieg mit Noras Besuch bei Dr. Pawell ist gelungen. Es war nicht vorhersehbar, was geschieht. Die Geschichte ist originell, erinnert von der Basisidee her aber an Tintenherz. Autorin Madeleine Puljic hat eine ganz eigene Variante entwickelt. Mit einem Fehler steigt die Spannung. Kann es ein Zurück geben, und wie sieht die Lösung aus? Minidrache Rashuk sorgt mit Eigensinn und Neugierde immer wieder für Humor. Gefahren lauern auf die Hauptfiguren. Wer ist gut, wer böse? Das lässt sich schwer einschätzen. Das Rätselhafte um Nora, ihre Geschichte ist interessanter, als das was in Eldinor geschieht. Nur langsam setzen sich die Puzzlestücke zusammen. Spekulationen werden in Gang gesetzt. Was hat es mit Noras Amulett auf sich? Die Handlung konzentriert sich auf wenige Charaktere. Kreative Namen lassen sich eher in der Fantasy-Welt finden. Es ist, als würde um den heißen Brei herumgeredet. Für Spannung sorgen Noras und Bens gefährliche Nachforschungen. Sind sie auf der falschen Fährte? Auch beim Leser kommen Zweifel auf, dass Ben die Situation richtig einschätzt. Es geht um Liebe, Freundschaft, Zusammenhalt, wobei alles brüchig erscheint. Im letzten Buchdrittel driftet die Geschichte ins Kitschige ab. Die Intensität lässt nach. Immer mehr Fragen werden aufgeworfen. Nicht alles erscheint schlüssig. Es gibt zu wenig Infos zu Noras Vergangenheit, zu viel wird zurückgehalten. Die Gedanken der Hauptfiguren nehmen zu viel Raum ein, was besonders bei Ben auffällt und überflüssig erscheint. Dadurch wird das Tempo ausgebremst. Nora verschafft sich mit ihrer Unschlüssigkeit, Entscheidungen zu fällen, Zeit. Einzig Minidrache Rashuk überzeugt vollends mit seiner starken Persönlichkeit, seinen Aktionen und Geheimnissen. Er erweist sich als wichtige Figur in der Geschichte und ist für den Unterhaltungswert zuständig. Die Veränderung eines Charakters ist zu extrem und will so gar nicht ins Bild passen. Zu wenig Auflösung und Infos, der Schluss stellt nicht zufrieden. Eine Begriffsstutzigkeit ist nicht nachvollziehbar. Nur der Cliffhanger weckt ein bisschen Neugierde auf Band 2.

Das Cover hat etwas Kitschiges, aber auch Verträumtes. Mehr Details aus der Fantasy-Welt und andere Farben hätten die Blicke mehr aufs Buch gezogen. „Noras Welten – Durch den Nimbus“ spricht Fantasy-Fans an. Leider ist die Geschichte nicht ganz rund. Erwartungen schnellen hoch, die am Ende nicht erfüllt werden. Das Lektorat hat ein paar Dinge, auch eine Verwechslung, übersehen. Mit Band 2 ist auf jeden Fall eine Steigerung möglich.

Bewertung vom 26.02.2021
Magische Meriten - Teil 1: Gefunden (eBook, ePUB)
Frey, Dennis; Weltenwandler

Magische Meriten - Teil 1: Gefunden (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Von Autor Dennis Frey stammt der Roman „Fremdes Leben“. „Meriten 1 – Gefunden“ bildet den Auftakt zur 14teiligen Novellen-Reihe. Ist das Leben mit dem Tod wirklich zu Ende?

Während eines Familienurlaubs im Allgäu begegnet die 16jährige Florence zufällig zwei rätselhaften Typen. Kurze Zeit später gerät sie in unglaubliche Gefahr, und nur die Fremden können sie retten. Welches Geheimnis haben Ivan und Claude? Die seltsamen Geschehnisse lassen Florence nicht mehr los.

Die Geschichte beginnt mit einer rätselhaften Situation und einer Antwort, die so nicht zu erwarten war. Der darauffolgende Handlungswechsel wirkt abrupt. Wie laufen die Fäden zusammen? Das Rätsel zieht sich durch die Geschichte. Mit einem unvorhergesehenen Ereignis kommt Spannung auf. Von da ab nimmt einen die Geschichte gefangen. Einen großen Anteil am Unterhaltungswert haben die Charaktere. Flo wird in Situationen hineingerissen, die ihr völlig fremd sind. Hat sie mehr Potential als ein ganz normaler Teenager? Magier Claude begeht Fehler. Die Ereignisse überrollen ihn. Meisterschüler Ivan wird vor große Herausforderungen gestellt, muss sich beweisen und seine Grenzen überwinden. Die Hauptfiguren wirken durch Mut und Schwächen sympathisch. Bald haben sie ein gemeinsames Ziel und einen Plan. Wird alles gut gehen? Der Plot ist raffiniert gestrickt. Immer wieder kommt es zu überraschenden, packenden Szenen. Die Beschreibungen der unglaublichen Ereignisse lassen Bilder im Kopf entstehen. Originelle Ideen wie der spezielle Hilferuf und besondere Spurensuche peppen die Geschichte auf. So manches Grauen lässt sich nicht vorausahnen. Auch die Handlungsorte sind wohl überlegt eingesetzt. Wer ist Feind, wer Freund? Es fällt leicht mit Flo, Ivan und Co mitzufiebern. Atempausen gibt es kaum. Das Tempo bleibt auf einem hohen Niveau. Alles steuert auf einen Showdown zu. Die Spannung steigt. Der Gegner lässt keinen Raum für Schwächen und arbeitet mit allen Tricks. Es erscheint unmöglich, ihn auszuschalten. Die ersten Seiten des letzten Kapitels verwirren. Auch hier gibt es eine Überraschung, und es tauchen neue Fragen auf.

Das Cover hat kreative Elemente, lässt aber den fesselnden Inhalt nicht erahnen. Der Titel weckt die Neugierde. Das Mystische wird von den Farben unterstützt. Gerne hätte die Gestaltung noch etwas auffälliger sein können. „Magische Meriten 1- Gefunden“ ist ein fulminanter Auftakt für die Magische Meriten-Reihe. Leider ist das Buch mit 119 Seiten etwas zu kurz geraten. Wie geht es weiter? Der Ausblick auf der letzten Seite macht Hoffnung auf ein ebenso spannendes Abenteuer.

Bewertung vom 25.02.2021
Besondere Umstände
Kasperski, Gabriela

Besondere Umstände


sehr gut

„Besondere Umstände“ ist der zweite Fall für Schnyder und Meier. Inzwischen ist Band 3 „Sicht Unsichtbar“ von Autorin Gabriela Kasperski erschienen.

Ruth Haldimann wurde erschossen in ihrem Büro aufgefunden. Dorfpolizist Werner Meier setzt alles daran, den Täter zu finden. Unter Verdacht gerät der junge Albaner Miro. War Miro wirklich Ruths letzter Termin? Meier glaubt nicht an Miros Schuld. Neue Details lassen alles in einem anderen Licht erscheinen bis sich das Blatt wieder wendet.

In den Bündner Nachrichten erscheint im Dezember 2009 ein Artikel über die kurze Entführung von Baby Gian. War es wirklich ein Silvesterscherz? Die Geschichte beginnt mit einem geplanten, hinterhältigen Verbrechen. Basis für Band 2 der Krimireihe ist das Thema „Menschenhandel“. Neugeborene Babys werden zur Ware. Wie weit geht eine verzweifelte Frau für ihren Kinderwunsch? Eine Adoption ist langwierig, nicht für jeden möglich. Bürokratie bringt hoffnungsvolle Menschen zur Weißglut. PremiumBaby bietet einen kostspieligen, aber relativ schnellen Ausweg. Woher die Babys stammen, darüber machen sich die angehenden Eltern wenig Gedanken. Cartonia findet zufällig eine Karte von PremiumBaby in einem Prospekt. Nach vierjährigen Kampf und einer weiteren Enttäuschung geht sie auf das Angebot ein. Amélie hat mit dem Baby einer Fremden große Probleme. Es ist ein Schreikind und lässt sich nicht beruhigen. Bei einem Spaziergang trifft sie durch Zufall ausgerechnet ihre ehemalige Sozialarbeiterin, die für Adoptionen zuständig war. Ermittler steht vor einem Rätsel. Wer ist unentdeckt ins Stadtamt gelangt, hat Vorkehrungen für einen Mord getroffen und wieder verschwunden? Nur langsam setzt sich das Puzzle zusammen. Autorin Gabriela Kasperski hat in ihren Krimi eine Vielzahl von Charakteren eingebaut, die besonders am Anfang verwirren. Ein paar Fäden laufen nebeneinander her. Treffpunkt für die weiblichen Akteure ist der MamYoga-Kurs von Paula Späni. Diese Verknüpfung ist originell. Die Themen „Schwangerschaft und Geburt“ nehmen jedoch viel Raum ein. An der einen oder anderen Stelle des Krimis wäre eine Kürzung vielleicht vorteilhaft gewesen. Nach den ersten Verbrechen überschlagen sich die Ereignisse. Spannung und Tempo steigen, Spekulationen werden angeregt. Ermittler Werner Meier macht sein Gespür für Wahrheiten und Lügen noch sympathischer. Freundin Zita ist hochschwanger. Nicht nur die rätselhaften Verbrechen treiben ihn zur Höchstleistung an. Wer ist der Mörder von Ruth? Diese Frage zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte. Meier ahnt nicht, dass die Fälle zusammenhängen. Eine Wende im letzten Drittel schockiert. Das Verwirrspiel steuert auf einen Showdown zu. Zum Ende nimmt das Tempo überraschend wieder ab. Die spannenden Szenen geraten zu kurz. Die Auflösung ist stimmig, eine Handlung nicht so ganz. Der Ausklang mit ein paar zusätzlichen Informationen ist gelungen.

Der Titel wirkt anfangs nicht sehr kreativ. Die tatsächliche Erklärung erfährt der Leser zum Schluss des Krimis. Gerne hätte für das Cover etwas mehr Herzensblut aufgewendet werden können. Das Beklemmende der Geschichte wird jedoch greifbar. „Besondere Umstände“ ist ein Krimi der aus der Rolle fällt. Im Focus steht eine Vielzahl von Charakteren. Der Plot überzeugt, das Packende und Temporeiche kommt etwas zu kurz.