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Zabou1964
Wohnort: 
Krefeld

Bewertungen

Insgesamt 193 Bewertungen
Bewertung vom 15.07.2020
Provenzalischer Stolz / Pierre Durand Bd.7
Bonnet, Sophie

Provenzalischer Stolz / Pierre Durand Bd.7


ausgezeichnet

Die Reihe um den Policier municipale Pierre Durand habe ich von Anfang an verfolgt. Sophie Bonnet versteht es ausgezeichnet, Charaktere zu schaffen, die einem das Gefühl geben, sich jedes Mal zu fühlen, als träfe man alte Bekannte wieder. Ein Buch von ihr aufzuschlagen, ist wie „Nachhausekommen“ für mich. Deshalb freue ich mich auf jeden neuen Band ihrer Reihe. Zudem merkt man ihren Romanen ihre Liebe zur Provence an. Obwohl ich selbst noch nie dort war, sehe ich die Landschaften immer vor meinem inneren Auge.

„Provenzalischer Stolz“ ist bereits der siebte Band der Reihe. In diesem verschlägt es Pierre in die Camargue. Nachdem der neue Bürgermeister ihn entlassen hatte, ist Pierre in ein tiefes Loch gefallen. Seine berufliche Zukunft sieht düster aus, er lässt sich gehen. Als er von einem Nachbarn das Angebot bekommt, dessen Hausboot in der Camargue zu überführen, nutzt er die Chance für eine Auszeit.
Währenddessen macht ein Kettenbrief die Runde, in dem angekündigt wird, dass drei Sünder sterben werden. Als die erste Leiche an einem nahen See gefunden wird und Pierre auf dem Hausboot einen Zeugen des Mordes entdeckt, wird er vom Präfekten gebeten, bei der Lösung des Falls mitzuwirken. Und endlich werden seine Lebensgeister wieder erweckt. Pierre ist wieder in seinem Element.

Dieser Fall spielt ausnahmsweise in der Camargue und beschäftigt sich mit der Welt der Gitanes und deren Religion, der Pfingstbewegung. Über dieses Thema wusste ich bislang noch so gut wie nichts. Man merkt dem Roman wieder an, dass er sehr gut recherchiert ist. Neben den spannenden Elementen konnte ich auch wieder mein Wissen erweitern. Auch in Pierres Heimatort stehen die Räder nicht still: Der neue Bürgermeister scheint nicht die reinste aller Westen zu haben. Doch Pierres Freunde sind ihm bereits auf der Spur.

Sophie Bonnet konnte mich wieder fesseln. Dieser Fall war etwas anders als die vorhergehenden, aber nicht minder spannend. Auch das Lokalkolorit und ihre Liebe zu Frankreich kamen wieder gut rüber. Die obligatorischen landestypischen Rezepte am Ende durften natürlich auch nicht fehlen. Ich freue mich schon sehr auf Pierres achten Fall.

Fazit:
Spannende Unterhaltung mit viel Lokalkolorit

Bewertung vom 14.06.2020
Das Liliencottage
Martin, Ricarda

Das Liliencottage


ausgezeichnet

Auf dieses Buch bin ich durch eine Leserunde in Nethas Schmökerkiste aufmerksam geworden. Die Autorin ist mir bereits durch andere Werke, auch unter ihrem Pseudonym Rebecca Michéle, bekannt. Ich lese ihre Bücher sehr gerne, auch weil sie sich oft mit historischen Themen beschäftigen, die eher außergewöhnlich und zum Teil unbekannt sind. So geht es zum Beispiel in „Das Liliencottage“ um die Besetzung der Kanalinseln durch die Deutschen im Zweiten Weltkrieg. Ich wusste bislang wenig über die Kanalinseln, was sich mit der Lektüre dieses Romans geändert hat. Auf sehr unterhaltsame Art und Weise hat die Autorin mir die Inseln nähergebracht.

Eine der Protagonistinnen ist Sharon, ein Model, das mit Mitte dreißig ins kritische Alter für diese Branche kommt. Sie war mir anfangs eher unsympathisch. Alles drehte sich nur um ihre Karriere, ihr Aussehen, ihr Gewicht. Als sie zuerst ihren Freund verliert und dann auch noch bei einer Modenschau zusammenbricht, nimmt sie sich eine Auszeit und fährt auf ihre Geburtsinsel Guernsey. Dort besucht sie Theodora, die ihr als Kind eine Art Ersatz-Großmutter war. Sharons Eltern hatten karrierebedingt wenig Zeit für sie, weshalb sie oft bei Theodora, die eine kleine Pension auf Guernsey betreibt, anzutreffen war. Theodora hat ihr ganzes Leben auf der Insel verbracht, auch die Jahre des Zweiten Weltkriegs. In Rückblenden wird Theodoras Schicksal erzählt. Ihre Geschichte hat mich sehr berührt. Aber auch Sharons Leben nimmt eine entscheidende Wendung.

Sharon fand ich zuerst sehr oberflächlich. Zu dieser Figur habe ich erst im Laufe der Geschichte, als ich mehr über ihr Leben erfuhr, Zugang gefunden. Theodora dagegen hatte ich sofort in mein Herz geschlossen. Was diese Frau in ihrem Leben alles erlebt hat, hat mich zutiefst berührt. Trotzdem hat sie nie ihren Lebensmut verloren. Neben den Geschichten der beiden Frauen bietet dieser Roman auch noch einen spannenden Teil, in dem es um wertvolle Bilder geht, die vor langer Zeit in Theodoras Besitz gekommen sind. Hierzu möchte ich aber nicht mehr verraten. Ich kann für diesen Roman nur eine klare Leseempfehlung aussprechen. Obwohl das Cover und der Titel es vermuten lassen, ist das Buch nicht kitschig.

Fazit:
Eine bewegende Geschichte vor der bezaubernden Kulisse Guernseys.

Bewertung vom 14.04.2020
Bergmannserbe
Kruse, Margit

Bergmannserbe


ausgezeichnet

Seit dem ersten Band „Eisaugen“ verfolge ich die Reihe um die „Miss Marple aus dem Ruhrgebiet“ Margareta Sommerfeld. Diesen nunmehr siebten Band der mit viel Liebe zum Ruhrgebiet und seinen Menschen geschriebenen Reihe hatte ich wieder sehnsüchtig erwartet. Auch mit „Bergmannserbe“ konnte Margit Kruse mich wieder fesseln und gleichzeitig zum Schmunzeln bringen.

Margareta Sommerfeld, die bislang ihrer Passion nebenberuflich nachging, während sie hauptberuflich in einem Kaufhaus arbeitete, hat sich einen Traum erfüllt und sich zur Privatdetektivin ausbilden lassen. Da jedoch aller Anfang schwer ist, agiert sie zunächst von zuhause aus und hält sich mit unliebsamen Beschattungen untreuer Ehemännern und vermeintlicher „Blaumacher“ über Wasser.

Eines Tages meldet sich ihr Bruder Gisbert bei ihr, der einen Auftrag für sie hat. Leider ist er finanziell nicht sehr gut gestellt, sodass eine Vergütung ihrer Dienste eher unwahrscheinlich ist. Ein Spekulant hat es auf die Zechenhäuschen in der Siedlung abgesehen. Er will mit Hilfe einiger Makler die alten Mieter aus ihren Häusern und Wohnungen, in denen sie seit Jahrzehnten günstig wohnen, ekeln, um die Häuser zu sanieren und zu hohen Preisen zu verkaufen. Ein gewinnträchtiges Geschäft! Aber er stößt auf Widerstand, unter anderem von Gisbert, der einem aufdringlichen Makler bei einer Auseinandersetzung die Nase bricht. Dummerweise wird dieser Makler eine Woche später erwürgt an einem Teich aufgefunden. Der Verdacht der Polizei fällt auf Gisbert. Obwohl Margareta keine große Lust hat, für ihren Bruder unentgeltlich zu arbeiten, hat sie schon bald Blut geleckt und kniet sich in den neuen Fall.

In ihrem neuen Roman hat Margit Kruse wieder ein aktuelles Thema aufgegriffen, das zudem auf wahren Begebenheiten beruht. Nach der Schließung der Zechen im Ruhrgebiet ist um die ganze Thematik eine rührselige Nostalgie entstanden. Die Zechenhäuser, die einst für die Kumpel und ihre Familien gebaut wurden, sind plötzlich sehr begehrte Objekte. Das Problem ist, dass viele Mieter zu einer sehr günstigen Miete ein Wohnrecht auf Lebenszeit haben. Auf legalem Wege sind sie kaum aus ihren Häusern zu bekommen. Also werden häufig unlautere Mittel angewandt.

Neben der Aufklärung des Mordes und einiger Ungereimtheiten ist Margareta natürlich auch wieder mit privaten Verwicklungen amouröser Art beschäftigt. Ein neuer Freund, der sich zu sehr in ihre Angelegenheiten einmischt, muss eine bittere Erfahrung machen. Auch Margaretas neugierige Mutter ist wieder mit von der Partie. Deren Auftritte finde ich immer ganz besonders amüsant, weil sie ihr Herz auf der Zunge trägt und ohne Rücksicht auf Verluste immer ausspricht, was sie denkt.

Einige alte Bekannte aus vorhergehenden Fällen tauchen auch wieder auf, was mich sehr gefreut hat. Obwohl dies bereits der siebte Fall der Reihe ist, kann man ihn ohne Kenntnis der ersten sechs Bände lesen, weil die Autorin erklärt, was vorher geschah. Ich würde allerdings empfehlen, sich keine Folge dieser Serie entgehen zu lassen. Jeder Band ist amüsant wie spannend zugleich und mit viel Lokalkolorit gewürzt.

Fazit:
Margareta Sommerfeld ermittelt in einem spannenden Fall, der auf wahren Begebenheiten beruht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.12.2019
Der Ahorn im Sturm
Baites, Mina

Der Ahorn im Sturm


ausgezeichnet

Mit „Der Ahorn im Sturm“ legt die Autorin Iris Klockmann, die hier unter ihrem Pseudonym Mina Baites schreibt, den zweiten Teil der Breitenbach-Saga vor. Die Geschichte spielt in den Jahren zwischen 1888 und 1903 und beschreibt sowohl das Schicksal der Auswanderer in die USA als auch des Teiles der Familie, der in Berlin geblieben ist.

In Berlin führt Theodor die Schuhfabrik, während sein Bruder Georg und seine Schwester Rosa sich in Colorado neue Existenzen aufgebaut haben. Georg leitet das amerikanische Tochterunternehmen und Rosa hat sich ihren Traum erfüllt und eine Schule gegründet, in der sie selbst unterrichtet. Alles scheint perfekt zu sein, bis das Schicksal zuschlägt und alles ändert.

An diesem Band hat mich besonders die Geschichte des Indianerstammes der Ute fasziniert. Diese haben auf dem Land gelebt, das nun den Siedlern gehört. Dies führte selbstverständlich zu Spannungen. Mina Baites beschreibt in ihrem Roman sehr einfühlsam, wie es den Ureinwohnern ergangen ist. Rosa und ihre Familie arrangieren sich mit den Indianern, helfen ihnen sogar, wenn sie können.

Aber auch die Ereignisse in Berlin, die Auswirkungen des Börsencrashes in Amerika und das Schicksal der Familienmitglieder hat mich wieder sehr bewegt. Während Theodor mit seiner zweiten Frau Vanda glücklich ist und zwei weitere Kinder hat, fallen ihm die Nöte seiner Arbeiter nicht auf. Georg dagegen fühlt sich verloren und vermisst sein Leben in Colorado. Dies führt zu Spannungen zwischen den Brüdern.

Mina Baites hat mit diesem zweiten Band eine spannende Fortsetzung von „Der weiße Ahorn“ vorgelegt, die mich noch lange beschäftigen wird. Der dritte Band wird voraussichtlich im Sommer 2020 erscheinen. Darauf freue ich mich schon sehr.

Bewertung vom 21.07.2019
Provenzalischer Rosenkrieg / Pierre Durand Bd.6
Bonnet, Sophie

Provenzalischer Rosenkrieg / Pierre Durand Bd.6


ausgezeichnet

Sophie Bonnet nahm mich nunmehr zum sechsten Mal mit nach Südfrankreich und ließ mich an der Seite des sympathischen Dorfpolizisten Pierre Durand einen raffinierten Mörder suchen. Ich habe diese Reihe von Anfang an verfolgt und freue mich jedes Mal, wenn wieder ein neuer Band erscheint. Die Autorin versteht es ausgezeichnet, die einmalige Atmosphäre der malerischen Region zu beschreiben, sodass die Lektüre schon fast einem Urlaub gleichkommt. Wenn man dann noch eines der Rezepte am Ende des Buches nachkocht und ein Glas Wein dazu trinkt, wähnt man sich beinahe am Ort des Geschehens.

Pierre lebt mittlerweile mit seiner Freundin Charlotte zufrieden und glücklich auf seinem Bauernhof. Als Anouk, eine Jugendfreundin Charlottes, auftaucht, ist es allerdings mit der Ruhe und Besinnlichkeit vorbei. Ein Nachbar von ihr wird ermordet aufgefunden und ausgerechnet Anouk ist die Hauptverdächtige. Charlotte glaubt nicht an Anouks Schuld und bittet Pierre, in den Fall einzusteigen und ihrer Freundin zu helfen. So kommt es, dass Pierre nach Grasse fährt und sich auf Spurensuche begibt. Es gibt allerdings so viele Verdächtige, dass der eine Tag, den er sich freinehmen durfte, bei weitem nicht ausreicht. Aus diesem Grund legt er sich auch noch mit seinem Chef, dem neuen Bürgermeister, an. Aber ist Anouk tatsächlich unschuldig? Viele Indizien sprechen gegen sie.

Was mich an diesem Fall besonders begeistert hat, war das Hintergrundwissen über die Parfümherstellung und die Gegend um Grasse. Man merkt, dass die Autorin hierfür gründlich recherchiert hat. Viele Dinge waren mir als normaler Konsument überhaupt nicht bewusst, z. B. dass viele Inhaltsstoffe mittlerweile aus Billiglohnländern kommen bzw. synthetisch hergestellt werden. Das merkt man der Region wohl auch an. Vieles ist verfallen und in keinem guten Zustand.

Der Kriminalfall selbst ließ viele Vermutungen zu. Sophie Bonnet hat viele (falsche) Fährten gelegt. Am Schluss wird aber alles logisch aufgeklärt und Pierre kann zu seiner Charlotte zurückkehren.

Obwohl „Provenzalischer Rosenkrieg“ Teil einer Reihe ist, kann man das Buch auch ohne Vorkenntnisse lesen. Ich empfehle allerdings, die ganze Reihe zu lesen. So kann man die Entwicklung der einzelnen Figuren verfolgen. Für mich ist es jedes Mal fast wie Nachhausekommen, wenn ich den Figuren in einem neuen Band wiederbegegne.

Fazit:
Pierres sechster Fall führt ihn in die Umgebung von Grasse zu Parfümeuren und Rosenzüchtern.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.07.2019
Zeit der Entscheidung / Das Lichtspielhaus Bd.1
Rehn, Heidi

Zeit der Entscheidung / Das Lichtspielhaus Bd.1


ausgezeichnet

Ich liebe alte Kinos. Und ich liebe die Bücher von Heidi Rehn. Deshalb war es ein Muss für mich, ihren neusten Roman, der im Kinomilieu der Zwanziger Jahre spielt, zu lesen. Erzählt wird die Geschichte der Familie Donaubauer. Sie steht stellvertretend für die vielen Kinobetreiber, die es zu dieser Zeit gab.

Das Besondere an dieser Familie ist, dass die Frauen das Zepter in der Hand halten. Elsa Donaubauer kommt aus Wien nach München, weil sie sich in den Sohn der Kinobetreiberin Zenzi Donaubauer verliebt hat. Karl und Elsa gründen eine Familie und bauen mehrere Lichtspielhäuser. Als das neuste eröffnet wird, verschwindet Karl mit einer Revuetänzerin und lässt Elsa mit den Kindern und seiner Mutter alleine. Fortan liegt das Schicksal der Kinos in der Hand der beiden Frauen. Doch die Nazis kommen 1933 an die Macht und vereinnahmen auch die Lichtspielhäuser, um ihre Botschaften unters Volk zu bringen. Die lang und mit viel Liebe aufgebaute Dynastie der Donaubauerfrauen ist in Gefahr.

Neben der spannenden Geschichte um Elsa und Zenzi, die meine uneingeschränkte Lieblingsfigur war, hat mich an diesem Roman am meisten die Beschreibung der prachtvollen Kinos fasziniert. Heidi Rehn hat diese so bildhaft beschrieben, dass ich alles ganz genau vor meinem inneren Auge sah. Außerdem hat mich der Mut der beiden Frauen, mit denen sie sich gegen die Männer behaupten, sehr beeindruckt. Je mehr Macht die Nazis gewinnen, desto mehr sind die Lichtspielhäuser der Donaubauers in Gefahr. Aber auch Elsas Privatleben wird spannend geschildert. Hin- und hergerissen zwischen ihrem Pflichtgefühl und ihrer Mutterliebe muss sie einen Weg finden, alle zufrieden zu stellen. Ihr Privatleben bleibt dabei leider oft auf der Strecke.

Der Roman endet am 1. September 1939, dem Tag als der Zweite Weltkrieg begann. Eine Fortsetzung ist in Planung und wird im kommenden Jahr erscheinen.

Fazit:
Heidi Rehn konnte mich erneut fesseln und mit ihren bildhaften Beschreibungen in eine andere Zeit versetzen.

Bewertung vom 07.05.2019
Der weiße Ahorn / Breitenbach Saga Bd.1
Baites, Mina

Der weiße Ahorn / Breitenbach Saga Bd.1


ausgezeichnet

Iris Klockmann, die hier unter ihrem Pseudonym Mina Baites veröffentlicht hat, gehört zu meinen Lieblingsautorinnen. Nach den bewegenden Romanen über die jüdische Familie Blumenthal („Die silberne Spieldose“ und „Träume aus Silber“) hat sie nun die Auswanderung nach Amerika Ende des 19. Jahrhunderts zum Thema gewählt.

Beschrieben wird die Geschichte der Familie Breitenbach, die in Berlin eine Schuhfabrik betreibt. Als Firmengründer und Familienoberhaupt Hermann Breitenbach von einem Konkurrenten mit einem unschönen Ereignis aus der Vergangenheit erpresst wird, beschließt die Familie, in den USA ein Tochterunternehmen zu gründen. Georg, einer von Hermanns Söhnen, wandert aus. Seine Schwester Rosa, eine mutige und emanzipierte Frau, begleitet ihn, um in Colorado ihren Traum zu verwirklichen und eine Schule zu gründen. Begleitet werden die beiden von Wendelin, dem langjährigen Diener des Hauses Breitenbach.

Mit ihrem Neuling ist Mina Baites wieder eine äußerst spannende Geschichte gelungen, die zudem der Auftakt einer dreiteiligen Familiensaga ist. Die Mitglieder der Familie Breitenbach halten zusammen. Vater Hermann hat mit alten Dämonen zu kämpfen und wird tatkräftig von seinem Sohn Theodor unterstützt. Georgs und Rosas Reise in die Neue Welt wird sehr detailliert und spannend beschrieben. Die Autorin hat vor Ort recherchiert, was man ihrem Roman auch anmerkt. Einige Figuren, die in der Geschichte vorkommen, haben tatsächlich existiert. Besonders die Beschreibungen der Landschaft und der Lebensumstände haben mich hier fasziniert.

Ich bin bereits äußerst gespannt, wie die Geschichte der Familie Breitenbach in der Heimat und in der Neuen Welt weitergeht. Der zweite Teil der Saga erscheint im November 2019.

Fazit:
Spannender und gut recherchierter Einstieg in die neue Familiensaga von Mina Baites.

Bewertung vom 18.07.2018
Provenzalische Schuld / Pierre Durand Bd.5
Bonnet, Sophie

Provenzalische Schuld / Pierre Durand Bd.5


ausgezeichnet

Ich habe bisher alle Romane aus dieser Reihe gelesen. Auch diesen fünften Fall für Pierre Durand, den sympathischen Ermittler aus dem fiktiven Ort Sainte-Valérie, habe ich mit Spannung erwartet.

Diesmal entführt die Autorin die Leser in die Region Alpes-de-Hautes-Provence, genauer in das Örtchen Sisteron. Es geht um die verschwundene Nanette Rozier, Gattin des Bürgermeisters von Sainte-Valérie. Eigentlich wollte Pierre mit seiner Freundin Charlotte in den Urlaub fahren. Aber als er hört, dass die Frau seines Vorgesetzten vermisst wird und dieser sogar verdächtigt wird, ihr etwas angetan zu haben, kann er nicht aus seiner Haut und nimmt sich des Falles an. Zumal kurz zuvor zwei Touristinnen brutal ermordet wurden und Pierre annehmen muss, dass auch Nanette dem Mörder in die Hände gefallen ist.

Pierre stochert zunächst ziemlich im Dunkeln. Ein vorausgegangener Streit mit seiner Freundin Charlotte lenkt ihn zudem ab. Er liebt sie von Herzen, will aber keine Nähe zulassen, da er mit einer ehemaligen Freundin schlechte Erfahrungen gemacht hat. Im Zuge der Ermittlungen erfährt der Leser nicht nur viel über Land, Leute und natürlich die Küche der Region. Sophie Bonnet greift auch ein brisantes Thema auf. Die Rückkehr der Wölfe in dieses Gebiet hat nicht nur Befürworter. Die Bauern sehen sich in ihrer Existenz bedroht. Einige haben sogar schon Selbstmord begangen, weil sie vor dem Ruin standen.

Die Geschichte war für mich wieder sehr spannend. Das Thema Wölfe hat mich besonders interessiert, weil ich die Kehrseite der Medaille, nämlich die Auswirkungen auf die Schafzüchter, noch nie in dieser Form bedacht habe. Die Suche nach Nanette gestaltet sich äußerst spannend. Pierre verfolgt beharrlich diverse Spuren und lässt sich von seinem Vorhaben nicht abbringen.

Fazit:
Auch der fünfte Fall der Reihe konnte mich wieder fesseln und hat mich ausgezeichnet unterhalten.

Bewertung vom 03.06.2018
Träume aus Silber
Baites, Mina

Träume aus Silber


ausgezeichnet

Bereits der erste Band dieser Saga um die jüdische Familie Blumenthal, „Die silberne Spieldose“, hatte mir sehr gut gefallen. Deshalb war ich sehr gespannt, wie es mit der Familie nach dem Krieg weiterging. Lilian hatte ihren Vater und ihre Großmutter bereits am Ende des ersten Bandes wiedergefunden. Aber ihre Schwester Emma ist leider im Krieg verstorben. Deren Schicksal lässt ihr jedoch keine Ruhe. Sie will unbedingt erfahren, wie und wo ihre Schwester ums Leben kam und begibt sich auf Spurensuche. Unterstützt wird sie dabei von ihrem Verlobten Sam und ihrem Vater.

Die Geschichte wird im Jahr 1963 fortgesetzt, wo der erste Band geendet hatte. Der Roman ist in drei Handlungsstränge unterteilt, die am Ende zusammenführen. Lilian, Sam und Peter begeben sich in London auf die Suche nach Spuren Emmas. Wie ein Puzzle setzen sich deren letzte Tage langsam zu einem Bild zusammen, das die Familie vor vollkommen neue Erkenntnisse stellt.

In Kapstadt führt Großmutter Lotte eine Begegnungsstätte für in Not geratene junge Frauen und ledige Mütter. Als sie sich einer Schwarzen annimmt und ihr Unterschlupf gewährt, gerät sie zwischen die Fronten der Apartheid und in große Gefahr.

In Dublin lebt die junge Ceara, die während der Bombenangriffe eine Kriegsverletzung erlitten hat. Sie hat die Geschehnisse verdrängt, träumt aber immer wieder einen seltsamen Traum. Sie begibt sich in psychologische Behandlung, um zu erfahren, woher sie eigentlich kommt.

Mina Baites hat es wieder einmal verstanden, die Geschichte sehr gefühlvoll und packend zu erzählen. In diesem zweiten Teil war Lotte meine Lieblingsfigur. Sie ist eine starke und mutige Frau, die ihren Weg geht. Die Parallelen der Apartheid zum Nationalsozialismus waren ihr stets bewusst. Und so gibt sie die Hilfe, die sie und ihre Familie damals erfahren haben, selbstlos an eine in Not geratene Schwarze weiter.

Auch Cearas Schicksal hat mich sehr bewegt. Ihre Erlebnisse im Krieg hat sie verdrängt. Sie ist bei Pflegeeltern aufgewachsen, zu denen sie ein gutes Verhältnis hat. Ihr Ehemann Aidan kümmert sich rührend um sie. Wie sie nach und nach entdeckt, wer sie eigentlich ist, wird sehr einfühlsam beschrieben.

Lilian und Peter stehen bei ihrer Suche nach Emma immer wieder vor schier unlösbaren Rätseln. Gerade Peters Verzweiflung war für mich greifbar. Wie furchtbar muss es sein, das Schicksal des eigenen Kindes nicht nachvollziehen zu können? Aber er und Lilian geben nicht auf. Das habe ich an den beiden sehr bewundert.

Dank einiger Rückblenden kann man diesen zweiten Teil auch ohne Kenntnis des ersten lesen. Ich empfehle aber trotzdem die Lektüre des ersten Bandes, schon allein deswegen, weil es ein wunderbares Buch ist. Außerdem lernt man die Charaktere besser kennen, wenn man „Die silberne Spieldose“ zuvor gelesen hat.

Fazit:
Würdige und gefühlvolle Fortsetzung der Familiensaga um die Blumenthals.