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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Normanfips
Wohnort: 
München

Bewertungen

Insgesamt 201 Bewertungen
Bewertung vom 04.11.2023
GUY'S GIRL
Noyes, Emma

GUY'S GIRL


ausgezeichnet

Ein berührender und beeindruckender Roman

Ginny ist eine quirlige junge Frau, die sich am wohlsten in der Gesellschaft von Männern fühlt. Daher zieht sie auch in die WG mit ihren besten Freunden. Aber hinter ihrer Fröhlichkeit und Aufgekratzheit sieht es ganz anders aus. Sie hat das Gefühl nie gut genug zu sein und verspürt oft eine innere Leere. Sie verschenkt ihr großes Herz, um dann zurückgewiesen zu werden. Seit Jahren kämpft sie mit Essstörungen und es wird immer schwieriger diese vor ihren Freunden zu kaschieren. Dann trifft sie auf Adrian, der sich zu Ginny hingezogen fühlt, allerdings ein Meister im Unterdrücken von Gefühlen ist. Er ist der Meinung, dass er unfähig ist zu lieben. Emma Noyes hat hier einen berührenden Roman über die Liebe geschrieben, über die Liebe zu anderen, aber ganz besonders über die Liebe zu sich selbst. Es geht aber nicht nur um Liebe und Beziehungen, sondern um die Themen Magersucht und Bulimie. Ich habe noch nie so eine authentische und auch schonungslose Geschichte über Essstörungen gelesen. Der Roman hatte mich sofort in seinen Bann gezogen und ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Die Protagonistin Ginny macht eine tolle Entwicklung durch. Und nun kommen zwei kleine Kritikpunkte: Ich finde, dass die Autorin Adrian mehr Zeit für seinen Entwicklung hätte geben dürfen und das Ende war mir dann fast zu hollywoodmäßig. Trotz allem hat mich dieses Debüt beeindruckt und wird mich sicher noch eine Weile beschäftigen. Unbedingt erwähnt werden muss noch das schöne Cover! Ich hoffe, in Zukunft noch mehr aus der Feder von Emma Noyes lesen zu können.

Bewertung vom 31.10.2023
Das Klugscheißerchen
Kling, Marc-Uwe

Das Klugscheißerchen


ausgezeichnet

Klugscheißen kann durchaus sympathisch sein

Familie Theufel ist kürzlich umgezogen. In ein altes Haus mit einem Dachboden, der förmlich zu fantasievollen Spielen einlädt. Das zumindest finden die Kinder der Theufels. Tina und Theo, die gerne als Piraten die Weltmeere erobern. Neben dem Erleben von Abenteuern haben sie noch etwas gemeinsam: sie können hervorragend klugscheißen. Das wiederum scheinen sie direkt von ihren Eltern geerbt zu haben. Bei einer ihrer Spiele auf dem Dachboden stoßen sie auf ein kleines Männchen, dass mindestens ebenbürtig im Klugscheißen ist. Gesehen werden kann es nur von anderen wahren Klugscheißern. Ob das den Eltern von Theo und Tina auch möglich ist?
Marc-Uwe Kling hat ein sympathisches Kerlchen erschaffen, unterstützt von der gelungenen Illustration von Astrid Henn, die dem Klugscheißerchen optisch Leben eingehaucht hat. Die Geschichte ist witzig und nimmt das Besserwissen gekonnt auf die Schippe. Ich hatte auf jeden Fall meinen Spaß beim Lesen und auch an den witzigen Bildern.

Bewertung vom 23.10.2023
Kleine Dinge wie diese
Keegan, Claire

Kleine Dinge wie diese


ausgezeichnet

Ein Buch, das nachhallt

Wir lernen Bill Furlong kennen, der verheiratet ist und 4 Töchter hat, in Irland lebt und Kohlenhändler ist. Wir befinden uns in den 80er Jahren. Die Menschen sind arm und kommen gerade so über die Runden. Bill und seiner Familie geht es relativ gut. Er bedient auch das Kloster mit seiner Kohle. Dort ist unter anderem eine Wäscherei angeschlossen, über die es so einige Gerüchte gibt. Dass dort Mädchen von fragwürdigem Ruf arbeiten, ihre Kinder ins Ausland gebracht und dort adoptiert werden. Aber alle sehen weg und wollen es lieber nicht so genau wissen. Keiner möchte es sich mit den Nonnen und der Kirche verscherzen. Doch eines Tages kommt Bill zu früh, um seine Lieferung Kohle abzugeben und er macht eine Entdeckung, die ihn erschüttert und nicht mehr loslässt. Seine Frau sieht die Sache ganz anders und möchte ihr Leben unbehelligt weiterführen. Bill stellt sich viele Fragen über das Leben, das sie führen, über das alltägliche Hamsterrad und ganz besonders über die Vorkommnisse in der Wäscherei.
Claire Keegan hat eine sehr schöne Sprache und braucht keine ausufernden Sätze, um den Leser die Geschichte nahezubringen. Ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen, weil mir die Prosa so gut gefiel, aber auch der Protagonist Bill. Er hat das Herz am rechten Fleck und man bekommt einen guten Einblick in seine Gedanken und Gefühle. Die Autorin beschreibt die kleinen Dinge des Alltags, die am Ende ein ganzes Leben ausmachen. Und daneben zeigt sie das Unrecht, das vor aller Augen begangen wurde. Dieser Kontrast ist sehr beeindruckend. Für mich ist dies ein Buch, das mich noch länger beschäftigen wird. Das Cover ist übrigens ein richtiger Hingucker. Hier vergebe ich gerne volle Sternenanzahl für ein ganz besonderes Buch.

Bewertung vom 23.10.2023
Vampirkönigin wider Willen. Fake it till you make it / Vampire Queen Bd.1
Simmons, Jo

Vampirkönigin wider Willen. Fake it till you make it / Vampire Queen Bd.1


sehr gut

Das Leben hat seine eigenen Pläne

Mo Merrydrew, 15 Jahre alt, hat einen Plan, nein eigentlich ist es DER PLAN. In diesem Plan kommen Lernen, gute Noten und Abschlüsse vor, aber ganz sicher nicht, dass sie die Auserwählte ist. Die Auserwählte für die Vampirkönigin. Das zumindest meint Bogdan, der jahrhundertalte Vampir, der ihr eines Abends vor ihrer Haustür aufwartet. Mo ist eine Außenseiterin, die nur eine Freundin, nämlich Lou, hat und ansonsten gerne von anderen gemobbt wird. Und gerade sie soll die Königin über die Vampire Englands werden? Die Sache hat auch noch einen klitzekleinen Haken…sie müsste selbst zum Vampir werden. Als bekennende Vegetarierin schwer vorstellbar. Dann taucht der treue Gefährte von Bogdan auf, der so gut duftet und so attraktiv aussieht. In dem Moment schmiedet Mo einen weiteren Plan. Ob sie diesen in die Tat umsetzen kann, lest ihr am besten selbst. Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und leicht, gespickt mit einer Prise Humor. Dazu war es auch spannend und manchmal alles andere als witzig. Das ist auch mein Kritikpunkt, weil ich finde, dass der ernste Anteil und das manchmal slapstickartige Geschehen nicht so gut zusammengepasst haben. Ansonsten ist es eine unterhaltsame Geschichte für Jugendliche, die sich in einem Rutsch lesen lässt.

Bewertung vom 23.10.2023
Rules of Kings
Rose, Chrissy Em

Rules of Kings


sehr gut

Spannendes Hörspiel

Wir tauchen ein in die Welt von verschiedenen Reichen, wie dem Sonnenreich, regiert von König Julien und seiner sich ständig einmischenden Mutter. Dem Rosenreich, aus diesem kommt Roanna, die dazu auserkoren wurde Julien zu heiraten. Dann gibt es noch das Mondreich, das Julien gerne unterwerfen würde und noch einige andere Reiche in diesem High Fantasy Roman. Weitere wichtige Rollen spielen die Schneiderin Emilia, an der Julien einen Narren gefressen hat und Morris. Er ist der Mann fürs Grobe im Dienste des Königs Julien. Chrissy Em Rose hat hier interessante Charaktere geschaffen, bei denen man nie so genau weiß, wie sie als nächstes reagieren werden, was die Geschichte spannend macht. Als Leser oder Hörer bekommt man eine Welt voll mit Intrigen, Lügen, Missverständnissen und auch Gewalt. Weiter spielen Prophezeiungen eine wichtige Rolle. Ich fühlte mich gut unterhalten und mochte ganz besonders die alternierenden Erzählperspektiven. Im Hörspiel wurde das sehr schön mit unterschiedlichen Sprecherstimmen umgesetzt. Mir haben alle vier Sprecherinnen und Sprecher gut gefallen. Die Geschichte wird flott erzählt, ist temporeich und spannend. Am Ende gibt es allerdings einen gewaltigen Cliffhanger.

Bewertung vom 23.10.2023
Nathan Kantereit
Winterstein, Co

Nathan Kantereit


ausgezeichnet

Tiefgründige Novelle

Nathan Kantereit ist ein introvertierter Mann, der sich in seinem relativ ereignislosen Leben gut eingerichtet hat. Er arbeitet als Museumswärter und dort hat er auch seine große Liebe gefunden. Clara heißt seine Angebetete, allerdings ist sie nicht aus Fleisch und Blut, sondern auf einem von Renoirs Gemälden zu sehen. Als das Gemälde in ein anderes Museum nach Italien gebracht werden soll, wirft es Nathan komplett aus der eingefahrenen Bahn. Plötzlich findet er den Mut und die Kraft sich zum ersten Mal alleine auf eine größere Reise zu begeben.
Co Winterstein schreibt knapp und präzise und schafft es dabei, dass der Leser ein gutes Gefühl für Nathan entwickelt. Trotz oder gerade wegen seiner Verschrobenheit fühlt man mit ihm und wünscht ihm nur das Beste. Er macht eine Entwicklung durch, denn er entdeckt seinen Mut und eine vorher nicht gekannte Entschlossenheit. Was er am Ende der Reise findet, das sollte jeder selbst lesen. Eine berührende Novelle, die durch eine schöne Sprache überzeugt. Das Cover und weitere Bilder, die zwischen den Seiten eingestreut sind, wurden von Till Gerhard gemalt. Sie passen wunderbar zu dieser Geschichte. Die ganze Aufmachung und auch das Schriftbild sind etwas ganz Besonderes. Daher gebe ich gerne meine Empfehlung ab, für ein Buch der leisen und zarten Töne.

Bewertung vom 17.10.2023
Im Schatten der Wahrheit / Starling Nights Bd.1
Niemeitz, Merit

Im Schatten der Wahrheit / Starling Nights Bd.1


sehr gut

Spannend und überraschend

Mabel hat ein Stipendium an der Universität Cambridge ergattert und tut alles für ihr Studium. Sie hat wenig Kontakte bis auf Zoe und Davie. Zoe ist mit Ashton befreundet und widerstrebend begleitet Mabel sie auf die Treffen von Ashtons Verbindung, die sich der Bund der Stare nennt. Je mehr Mabel über diesen Bund erfährt, desto mehr begibt sie sich auch in Gefahr. Sie macht sich Sorgen um ihre Freundin und zugleich fühlt sie sich zu einem Mitglied der Verbindung, Cliff, stark hingezogen. Dieser verhält sich äußerst widersprüchlich. Davie unterstützt Mabel bei ihren Recherchen und sie finden heraus, dass es diesen Bund schon seit Jahrhunderten gibt und sich rund um ihn seltsame Ereignisse ranken.
Merit Niemeitz schreibt flüssig und spannend und man tappt lange im Dunkeln. Die Geschichte wird aus den wechselnden Perspektiven von Mabel und Cliff erzählt. Während ich mir Mabel sehr gut vorstellen konnte, war Cliff bis zum Ende nicht so recht greifbar. Auch die Nebenfiguren hätte ich mir deutlich gezeichneter gewünscht. Der Roman baut kontinuierlich Spannung auf, in der Mitte gab es für mich einen kleinen Durchhänger, aber zum Ende hin wurde es noch einmal richtig packend. Ich habe das Buch sehr gerne gelesen und freue mich schon auf Band 2.

Bewertung vom 09.10.2023
Love Will Tear Us Apart / The Stranger Times Bd.3
McDonnell, C. K.

Love Will Tear Us Apart / The Stranger Times Bd.3


ausgezeichnet

Herrlich verrückt

Vincent Banecroft, Chef der skurrilen Zeitschrift STRANGER TIMES, benimmt sich in letzter Zeit merkwürdig. Er scheint mit seiner vermeintlich toten Ehefrau durch einen Geist zu kommunizieren. Da stellt sich die Frage, ob sie denn tatsächlich tot ist. Hannah verließ die Redaktion von einem Tag auf den anderen und befindet sich nun im Pinter Institut - um was genau zu tun - fragt man sich als Leser. Ihre Stelle als stellvertretende Chefredakteurin übernimmt Betty, die etwas seltsam erscheint. Aber damit fällt sie eher weniger auf zwischen den Menschen am Irrentag oder der herrlich verschrobenen Belegschaft der STRANGER TIMES.
Der Autor eröffnet gleich zu Beginn viele Handlungsstränge und man weiß lange nicht, wie das alles zusammenhängen soll. Eine Spur ist schräger als die andere, aber alle machen sie Spaß. Die Dialoge sind witzig, die Einfälle absurd komisch und der Humor very british.
Ich habe mich beim Lesen bestens amüsiert, aber auch die Spannung kam nicht zur kurz. Irgendwie hat man am Ende fast alle lieb gewonnen und hofft auf den nächsten Band aus der Feder von C.K. McDonnell.
Erwähnenswert ist noch der tolle Buchschnitt, der das Lesen auch optisch aufpeppt. Daher eine klare Lesempfehlung.

Bewertung vom 08.10.2023
Meister der Dschinn (Gewinner des Nebula Award 2021 für Bester Roman & des Hugo Award 2022 für Bester Roman)
P. Djèlí, Clark

Meister der Dschinn (Gewinner des Nebula Award 2021 für Bester Roman & des Hugo Award 2022 für Bester Roman)


sehr gut

Frauenpower in Kairo

Kairo im Jahre 1912, vierzig Jahre sind vergangen seit Al-Dschahiz das Tor zu einer anderen Welt öffnete. Seitdem gibt es Magie auf der Welt und es tummeln sich Ghule und Dschinns neben den Menschen. Um ein reibungsloses Zusammenleben zu gewährleisten wurde das Ministerium für Alchemie, Verzauberungen und übernatürliche Wesen geschaffen. Dort arbeitet Fatma, die erst kürzlich die Zerstörung der Welt verhindern konnte. Nun ist sie wieder gefragt, da ein Mörder in Kairo unterwegs ist, der von sich behauptet Al-Dschahiz zu sein. Fatma glaubt eher an einen Hochstapler.
Der Roman nimmt langsam Fahrt auf, zu Beginn lässt sich der Autor Zeit, den Leser an die Hand zu nehmen und ihm Kairo detailreich nahezubringen. Dann nimmt das Buch Fahrt auf, die Spannung steigt und ich hatte Spaß Fatma und ihre Kollegin beim Verfolgen der Spuren zu begleiten. Zuletzt laufen die Fäden in einem Showdown zusammen, der mich ein wenig an James Bond Filme erinnerte. Hier wäre mir weniger lieber gewesen. Fatma ist eine interessante Figur, wie auch andere Charaktere wirklich gut gezeichnet sind. In diesem Roman wird Frauenpower groß geschrieben.
Ich fühlte mich wirklich gut unterhalten und konnte mir dieses Kairo wunderbar vorstellen. Trotz allem hätte der Roman noch mehr Potential gehabt, das leider nicht ganz ausgeschöpft wurde. Daher vergebe ich 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 03.10.2023
Und Sie sind also der Künstler?
Bill, Simon

Und Sie sind also der Künstler?


sehr gut

Interessante Mischung von Kunst und Neurowissenschaft

Wir begleiten in diesem Roman einen Künstler, dessen Namen wir nie erfahren, bei seinen gescheiterten Versuchen, seine Bilder an den Mann zu bringen, Geld zu verdienen und in Künstlerkreisen ernst genommen zu werden. Zudem hat er ein massives Alkoholproblem. Seine Freundin hat ihn verlassen und er hat kaum soziale Kontakte. Dann ergattert er ein Arbeitsstipendium an einem neurologischen Institut. Zuerst weiß er gar nicht so recht, was er dort auf die Beine stellen soll, aber dann beginnt er sich immer mehr für die Neurowissenschaft und für die Patienten vor Ort zu interessieren. Dazwischen besucht er immer wieder Vernissagen und hier lässt der Autor die Künstlerwelt gar nicht gut aussehen. Das ist schon ziemlich bissig, was Simon Bill hier beschreibt.
Der Autor wechselt ab zwischen der Geschichte des Künstlers, seinen philosophischen Gedanken, die ab und zu einfließen, kleinen Abstechern zur Kunst allgemein und zu Künstlern, Kritik an der Kunstszene und Einblick in die faszinierende Welt der Neurowissenschaft.
Insgesamt bleibt dies für mich etwas fragmentarisch und es fehlt ein bisschen der rote Faden. Ich hätte auf eine deutlichere Weiterentwicklung des Protagonisten gehofft, am Ende ist es doch nur ein fragiles Pflänzchen, das da herangewachsen ist. Der Schluss versöhnt allerdings ein wenig.