Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Mango

Bewertungen

Insgesamt 104 Bewertungen
Bewertung vom 28.07.2022
Future - Die Zukunft gehört dir
Frey, Dan

Future - Die Zukunft gehört dir


sehr gut

Adhi Chaudry, ein junger Student baut einen Quantencomputer, mit dem er Zugriff auf das Internet der Zukunft bekommt. Sein bester Freund Ben Boyce, ein selbstgefälliger Geschäftsmann möchte ihm dabei helfen, seine Maschine zu Geld zu machen. Ihre Vision ist es, jedem Menschen den Blick in die Zukunft zu ermöglichen. Gelder kommen schnell ran und immer mehr Einflussreiche Leute sind mit an Bord.
Adhi und Ben arbeiten lange im Geheimen weiter, stehen bald kurz vor dem Release von ‚The Future‘. Doch es tauchen immer mehr Probleme auf. Während Ben nur das große Geld sieht, befürchtet Adhi das Schlimmste.

Das besondere an diesem Roman ist auf jeden Fall, wie er erzählt wird. Wir haben hier keine flüssige Geschichte, sondern bekommen immer wieder verschiedene Einblicke durch Textnachrichten, Blog Posts und Protokolle. Dabei springen wir durch die Zeit und die Perspektiven, bis wir am Ende ein vollständiges Bild haben.

Während Adhi eher blass blieb, zog Ben meinen Hass auf sich. Er ist unendlich manipulativ und unsympathisch. Und gleichzeitig total beeindruckend. Es hat mich total fasziniert, diesen ekelhaften Mann auf seinem Weg zu begleiten.

Aber auch das Thema an sich ist unterhaltsam. The Future erfindet das Rad nicht neu. Die Fragen, die sich hier gestellt werden, kommen schnell auf. Es ging zum Beispiel viel um den freien Willen. Lassen sich die Ereignisse, die ‚The Future‘ voraussagt beeinflussen? Und was macht das mit Menschen? Was der Autor daraus gemacht hat, hat mir gut gefallen und hat mich zwischendurch überrascht.

Ich fand die ganze Situation ziemlich interessant und als ich erstmal richtig in der Geschichte drin war, war sie auch ganz schnell wieder zu Ende. Durch den besonderen Stil fliegen die Seiten nur so dahin und eine ruhige Spannung war für mich auf jeden Fall da. Das Buch bleibt an vielen Stellen oberflächlich und sparrt nicht mit Klischees, aber macht einfach Spaß.

Bewertung vom 22.07.2022
Der Duft von Erde nach dem Regen / Die Südtirol Saga Bd.2
Thaler, Anna

Der Duft von Erde nach dem Regen / Die Südtirol Saga Bd.2


sehr gut

Der Duft von Erde nach dem Regen ist der zweite Band der Die Südtirol-Saga von Anna Thaler. Den ersten Band ‚Das Land, von dem wir träumen‘ habe ich erst kürzlich gelesen. Ich empfehle, mit diesem anzufangen und diese Rezension erstmal zu ignorieren. Ich kann nicht über den zweiten Band reden, ohne den ersten zu spoilern. Ich kann euch die Bücher nur empfehlen, auch wenn ich nach dem ersten Band noch nicht komplett begeistert war. Dieser Band ist etwas sehr dramatisch, aber ich hab die Figuren einfach ins Herz geschlossen und liebe das Setting.

So, jetzt aber erstmal zum Inhalt. Dieser Teil beginnt im Frühling 1936, acht Jahre nach dem letzten Teil, einige Jahre vor dem zweiten Weltkrieg. Der Hof der Familie Leidinger ist nun ein Apfelhof, geführt von Franziska und Wilhelm. Die beiden haben geheiratet und Kinder bekommen, alles könnte so schön sein. Franziskas Bruder Leopold, der noch immer auf dem Hof lebt, fühlt sich nach wie vor übergangen und greift regelmäßig zum Alkohol. In Hitler sieht er seine Rettung und sein Hass, unter anderem gegen Juden nimmt immer mehr zu. In seiner Fantasie wird alles besser, wenn Südtirol vom deutschen Reich annektiert wird und alle, die das nicht sehen, sind einfach dumm.
Johanna, Franziskas Schwester, hat währenddessen mit ganz eigenen Problemen zu kämpfen. Nach dem Tod ihrer Zwillingsschwester Josepha muss sie sich ihr eigenes Leben aufbauen. Sie liebt das Schneidern und findet Arbeit, bekommt sogar die Chance, die Schneiderei, in der sie arbeitet, zu übernehmen. Doch sie hat andere Pläne und diese betreffen einen Mann. Mit Gustav ist sie seit zwei Jahren zusammen, leider nur heimlich. Sein Vater hat einen unglaublichen Hass auf ihre Familie und so glauben die beiden nicht an eine gemeinsame Zukunft
Franziskas beste Freundin Leah ist Jüdin und komplett ausgelastet. Liebevoll kümmert sie sich um ihren kranken Vater und die Flüchtlinge, die sie und ihr Mann regelmäßig aufnehmen. Die Gefahr ist ihnen bewusst, aber zugucken ist keine Option für sie.
Außerdem gibts Besuch von Lawrence. Franziskas Bruder Anderl ist schon vor Jahren nach Amerika gegangen und hat dort Familie gegründet. Sein Sohn verträgt die Luft dort aber nicht besonders und soll sich auf dem Land ein wenig erholen. Für mich eine tolle Auflockerung für diese oft sehr tragische Geschichte.

Ich würde sagen, das umfasst so den groben Rahmen, es passiert aber noch so viel mehr Die Protas scheinen das Drama anzuziehen. Wenn nicht gerade jemand krank ist, gibt es einen Unfall, oder Gewalt. Und wenns das nicht ist, kommen andere Probleme auf sie zu. Wer mich ein wenig kennt, weiß, wie schwer ich mich damit tue. Auch hier dachte ich mir ein paar mal ‚Wow, was für ein praktischer Zufall‘. Aber tatsächlich fand ichs hier nicht super schlimm.

Ich würde sagen, dass das an den tollen Charakteren liegt. Schon nach wenigen Seiten war ich wieder total im Geschehen und war noch noch dümmlich am Grinsen. Irgendwie habe ich vor allem die Frauen im Buch total ins Herz geschlossen. Es macht einfach Spaß sie zu begleiten und ich bin gern bereit, da auch mal ein Auge zuzudrücken. Ich hätte aber wirklich kein Problem damit, sie mehr im Alltag zu erleben.

Davon lebt das Buch nämlich für mich. Von den tollen Gesprächen zwischen den Charakteren. Dem besonderen Setting und den klugen Beobachtungen. Franziska ist eine unheimlich mutige, starke Frau. Aber auch sie spürt den Druck von Außen und muss vorsichtig sein. Es gab einige Szenen, in denen das durchkam und diese haben mich total berührt.

Das politische spielt hier eine eher untergeordnete Reihe. Es gab kurze Momente, aber der Fokus liegt eben einfach auf anderen Sachen und da hätte ich mir manchmal wirklich ein wenig mehr gewünscht. Natürlich sind die Rebellen aus dem ersten Teil älter geworden und die Situation gefährlicher, aber hier fehlte mir ein bisschen was.

Der Schreibstil hat mir wieder so gut gefallen, wie im ersten Band. Die Autorin weiß einfach, wie sie ihre Geschichten er

Bewertung vom 18.07.2022
Freizeit
Kaspari, Carla

Freizeit


weniger gut

Freizeit war ein wirklich vielversprechendes Buch. Das Cover gefällt mir unheimlich gut und lädt für mich zu einem lockeren, sommerlichen Lesevergnügen ein. Leider ist da für mich zu viel schief gelaufen.

Wir begleiten Franziska auf einer Art Selbstfindungstripp. Sie war zwei Jahre in Paris, wo sie ordentlich Geld verdient und halbherzige Beziehungen geführt hat.
Zurück in Deutschland merkt sie, dass sich einiges verändert hat und dieses Gefühl, dass irgendwas fehlt, nicht nachlässt. Sie findet nicht wieder ganz in ihre Freundeskreis und mit dem Buch, an dem sie arbeitet, läuft es auch nicht optiomal.

Die Geschichte ist nichts neues und wurde schon unterschiedlich gut erzählt. Diese Version ist eher oberflächlich geblieben und Franziska kam mir nicht wirklich nahe. Gerade am Anfang hatte ich total mit ihrer bockigen, langweiligen Art zu kämpfen. Wäre eine Entwicklung drin gewesen, die nicht erst am Ende etwas durchscheint, hätte ich mich wahrscheinlich mit ihr anfreunden können, so blieb es bei Naja, okay.

Leider war die erste Hälfte unendlich zäh für mich. Dag lag unter anderem daran, dass die Autorin sehr viel Wert auf Markennamen und Details gelegt hat. Soll wohl relatable sein, wirkte auf mich leider sehr gewollt. Auch mit dem Schreibstil hatte ich zwischendurch zu kämpfen. Die Geschichte wird in der dritten Person erzählt, was gar nicht funktioniert hat. Dieses ständige “Franziska macht x. Franziska denkt y. Franziska macht z.” hat mir überhaupt nicht gefallen.

Franziskas beste Freundin Mina hingegen war mir schnell sympathisch und ich mochte es, dass die Geschichte immer ein bisschen hin und her gesprungen ist und wir beide in Rückblenden noch besser kennen lernen konnten. Auch hier fand ich die Umsetzung eher schwierig und hatte manchmal Probleme, bei den Sprüngen durchzublicken und die Situationen einzuordnen.

Nach der Hälfte kam ich dann aber tatsächlich besser mit dem Buch klar. Der Schreibstil wurde flüssiger und es sind immer mehr interessante Beobachtungen in die Geschichte eingeflossen. Leider war das nicht annähernd genug für mich.

Das Buch möchte ‚Das Lebensgefühl einer Generation‘ einfangen. In meinen Augen nimmt es sich dabei ein bisschen zu ernst und erreicht sein Ziel nicht. Für mich war vieles zu gewollt, anderes kratze zu sehr an der Oberfläche. Eine Empfehlung kann ich leider nicht aussprechen, obwohl ich es so gern gemocht hätte.

Bewertung vom 15.07.2022
Kein Sommer ohne dich
Henry, Emily

Kein Sommer ohne dich


sehr gut

Poppy und Alex fahren durch einige kleine Zufälle gemeinsam in den Urlaub. Sie kennen sich nicht besonders gut und der Start ist schwierig. Ihre Unterschiede scheinen ihnen im Weg zu stehen. Während der disziplinierte Alex Veränderungen hasst und allgemein der Inbegriff von Selbstkontrolle ist, ist Poppy das Chaos. Doch schnell merken die beiden, dass sie einiges gemeinsam haben und sich doch sehr sympathisch sind. Die beiden werden enge Freunde und fahren nun jedes Jahr gemeinsam in den Urlaub. Sie sehen viele Länder, lernen fremde Menschen kennen und genießen ihre Freundschaft und diese wenigen Prozent ‚Was wäre wenn?‘, die bei Poppy mit jedem gemeinsamen Urlaub mehr werden.
Nach einigen Jahren kommt der Cut. Keine gemeinsamen Urlaube mehr, eigentlich gar keine Gespräche mehr. Bis die beiden nach zwei stillen Jahren wieder Kontakt aufnehmen. Ein weiterer gemeinsamer Urlaub soll alles retten, und die beiden wieder näher zusammenbringen. Es darf nur nicht wieder schief laufen, es gibt viele Themen, die nicht angesprochen werden sollen. Und dann kommen sie in er furchtbaren Unterkunft an..

Wir erleben die Geschichte von Poppy und Alex in all ihren Facetten. Die Gegenwart und der aktuelle Urlaub, aber auch Rückblenden zu ihren vergangenen Urlauben. Ich mochte Poppy und Alex auf Anhieb und habe sie total gern begleitet. Ihre Freundschaft ist was besonderes und die Nähe zwischen den beiden einfach echt.

“Die Version von mir, die Alex zum Vorschein bringt, mag ich lieber als die in meiner Heimatstadt. Diese Poppy fühlt sich nämlich sicher in der Welt, weil es ihn gibt und weil er, ganz tief in seinem Inneren, dort, wo es wichtig ist, so ist wie ich.”


Auch die beiden an sich waren einfach toll. Poppy und ihre besondere Familie, Alex und sein optimistisches Wesen.. Einfach liebenswerte Protas, für die sich viel Zeit genommen wurde. Ich dachte lange, ich könnte ewig von den beiden Lesen, aber zum Ende hin wurde es mir dann doch etwas zu viel. Zu viel Drama, zu viele furchtbare Gespräche.. Da hatte die Autorin dann doch etwas viel gewollt.

Was zu dem Cut ihrer Freundschaft geführt hat, war eigentlich total naheliegend. Ich hatte die ganze Zeit gehofft, dass da noch irgendwas kommt. Es wurde wirklich bis fast zum Schluss ein Geheimnis draus gemacht, um es dann so langweilig zu thematisieren.. Ich hab mich schon etwas verarscht gefühlt.

Letztendlich ging es auch hier mal wieder um Kommunikation und da war ich dann echt kurz genervt. Don’t get me wrong, ich mochte das Buch und hab es gern gelesen, aber das Ende hätte besser sein können.. Unnötig Dramatisch. und klischeehaft.

“»Ist das nicht lächerlich?« Ich stöhne und lache gleichzeitig. »Mein Leben ist genauso geworden, wie ich es mir erhofft habe, und jetzt vermisse ich es so, etwas zu wollen.«“

Außerdem fand ich die Lösung auch eher schwierig. ‼️Spoiler Warnung! ‼️Am Ende ging es etwas darum, das Poppy unzufrieden ist. Sie hat ihre Ziele erreicht und empfindet immer seltener Freude. Irgendwann gegen Ende wird ihr klar, dass sie wirklich etwas tun muss. Eine eigentlich sehr interessante Perspektive. Leider war ihre Lösung die Liebe und Ne. So läuft das Leben nicht. Du kannst von einer Beziehung nicht erwarten, dass sich plötzlich all deine Probleme in Luft auflöse. ‼️Spoiler Warnung Ende ‼️

Eine sommerliche, leichte Geschichte, die immer wieder etwas vor sich hinplätschert. Ich hatte viel Spaß beim Lesen, ein krasses Highlight ist das Buch aber natürlich nicht. Wenn ihr nichts gegen Drama habt und am Ende vielleicht ein Auge zudrücken könnt, gibts eine Empfehlung von mir.

Bewertung vom 12.07.2022
1919 - Das Jahr der Frauen
Hörner, Unda

1919 - Das Jahr der Frauen


gut

1919 - Ein Jahr, in dem sehr viel passiert ist, vor allem für Frauen. Wir befinden uns in einer Zeit, in der Homosexualität noch unter Strafe steht, Frauen von der Gesetzgebung eher wie Gebärmaschinen behandelt werden und Scheidungen unnötig kompliziert sind, um mal ein paar der Nachteile zu nennen, mit denen Frauen zu kämpfen hatten.

Zum Glück gab es auch damals schon starke Frauen, die sich für die Gleichberechtigung eingesetzt haben. Am 19. Januar 1919 dürfen die ersten Frauen in Deutschland wählen.

Für einen kleinen Einblick dieser Frauen verweise ich gerne auf den Klappentext.

Ausführlich und sympathisch führt Unda Hörner durch das Jahr, das vieles ins Rollen brachte. Sie arbeitet sich durch die einzelnen Monate, viele Frauen kommen immer wieder vor und wir erleben ihre Erfolge (und Niederlagen). Mir hat diese Ausführung gut gefallen. Das Buch liest sich wirklich wie ein Roman und bringt viele Themen näher.


Leider verliert die Autorin sich immer wieder in Details und schaffte es für mich nicht durchgängig, die Spannung zu halten. Obwohl mich das Thema wirklich interessiert, habe ich mich zwischendurch gelangweilt. Ich hätte mir das ganze lieber etwas fokussierter gewünscht. Mein größtes Problem ist aber die Glaubwürdigkeit. Belege und Quellenangaben sind hier Mangelware, nach Fußnoten muss gar nicht erst gesucht werden. Gerade durch die besondere Erzählart der Autorin kann man hier nie ganz sicher sein, was genau so passiert und was eher ein Hirngespinst ist.

Das Buch gibt nette Einblicke und reißt spannende Themen an. Es lässt sich flüssig lesen und macht Neugierig. Leider kratzt es doch sehr an der Oberfläche. Ich habe, als ich das Buch beendet hatte, erstmal gegoogelt und viele Themen noch mal vertieft. Dafür eignet sich das Buch wirklich gut. Lest unbedingt erstmal die Leseprobe, der Stil ist doch etwas eigen, für dieses Thema und das muss man natürlich mögen.

Bewertung vom 09.07.2022
Miss Elizas englische Küche
Abbs, Annabel

Miss Elizas englische Küche


sehr gut

Es gibt Bücher, an die man nicht die größten Erwartungen hat, um dann nach wenigen Seiten begeistert zu sein. Miss Elizas englische Küche zählt da definitiv rein. Eine rührende, fesselnde Geschichte, einfach wunderschön erzählt.

Eliza Acton hat einen erfolgreichen Gedichtband geschrieben, sie liebt Lyrik und das Schreiben. Ihre Mutter liebt ihren Ruf und ihr Ansehen. Im Jahr 1835 stehen sich diese Dinge aber im Weg. Wenn es nach ihrer Mutter ginge, würde Eliza reich heiraten und die Familienprobleme lösen. Weibliche Bescheidenheit wird immer wieder gefordert, aber Eliza möchte Schreiben. Leider merkt sie schnell, dass nicht nur ihre Mutter ihr im Weg steht. Niemand möchte ihre Texte veröffentlichen, stattdessen soll sie jetzt ein Kochbuch liefern. Passt doch auch einfach am besten zu einer Frau. Als die Wut verflogen ist, entwickelt sie Interesse für diesen Vorschlag. Sie hat bisher kaum Erfahrung in der Küche, aber ist genervt, von bisher bestehenden Kochbüchern und möchte es besser machen.
Glücklicherweise kommt ihr Ann Kirby zu Hilfe. Die Junge Frau geht bei Familie Acton in Stellung. Sie rechnet damit, Kohle und Wasser schleppen zu müssen. Keine schöne Arbeit, aber sie muss Geld verdienen. Die junge Frau kommt aus armen Verhältnissen, ihre Mutter ist ‚geistesabwesend‘ und landet in der ‚Irrenanstalt‘. Heute würde man sie wegen ihrer Demenz behandeln, damals wurde sie versteckt. Ihr Vater ist dem Alkohol sehr zugeneigt und kommt auch sonst nicht besonders gut mit seinem Leben in Armut klar. Ann kümmerte sich liebevoll um ihre Eltern, aber natürlich muss Geld reinkommen. In der Küche mit Eliza fühlt sie sich aber schnell wohl. Die beiden entwickeln eine interessante Verbindung und viele tolle Rezepte.

“Und mir scheint, dass die Küche mit ihrer natürlichen Intimität Freundschaft und Liebe zuträglicher ist, als jeder andere Raum im Haus: das beständige, ungefähre Muster der Tage, die man dort verbringt, die betörenden, unvergesslichen Gerüche, die Wärme und der Schutz dieses abgeschotteten Raums:”

Ich war sehr schnell gefangen in dieser besonderen Geschichte. Der Schreibstil macht es wirklich leicht, dieses Buch nicht aus der Hand legen zu wollen und einfach immer weiter zu lesen. Auch die Protagonistinnen hab ich schnell ins Herz geschlossen. Ihre persönlichen Umstände haben mich total berührt und es war sehr interessant, diese unterschiedlichen Leben kennenzulernen.

Das Kochen kam in diesem Buch auch nicht zu kurz. Irgendwann hab ich mir immer schon vor dem Lesen was zu Essen bereit gestellt, weil der Hunger einfach immer kam. Die Beschreibungen sind wirklich gut getroffen und es hat mir total gut gefallen, wie viel Liebe da reingesteckt wurde. Vor allem Gewürze bekommen viel Raum und hach, es war einfach ein Traum.

“Vielleicht bin ich nicht dazu gemacht, ein trübseliges Leben zu leben, eine gebrochene Frau zu sein. Vielleicht kann das Erfinden von Rezepten mich stützen und nähren, ganz wie das Verseschreiben. Vielleicht kann ich mehr sein als eine alte Jungfer”

Das Ende war dann leider ziemlich meh. Plötzlich ging alles ganz schnell. Es hat auf mich total lieblos gewirkt und ich hätte mir viel mehr gewünscht.. Es ist schlüssig und abgeschlossen, immerhin, aber es wurde auf wenigen Seiten hingerotzt, obwohl wirklich viel großes passiert. Das ist aber zum Glück nur das Ende, das Buch bleibt absolut lesenswert.

Gut gefallen hat mir außerdem, dass es zum Ende noch eine kleine Einordnung gibt. Vieles basiert auf wahren Begebenheiten, einiges ist dazu gedichtet. Dass Spekulationen hier noch mal klar benannt werden, fand ich ziemlich cool. Die Rezepte ganz zum Schluss.. Passen bestimmt zur Zeit und sind Interessant für einige.. Für Leute, die kein Fleisch essen, eher eklig.

Ich empfehle das Buch sehr gerne weiter. Es hat mir total gut gefallen, diese beiden besonderen Frauen etwas zu begleiten und eine tiefe Verbindung zwischen Frauen zu erleben, bei der es nicht in jedem zweiten Gespräch um Männer geht

Bewertung vom 04.07.2022
Störgefühle
Hong, Cathy Park

Störgefühle


sehr gut

Wow, was für ein Buch. Um ehrlich zu sein ist das Thema Anti-Asiatischem-Rassismus bisher ziemlich an mir vorbei gegangen. Ich hatte den Podcast Daspor.Asia gehört. (Es gibt leider wenige Folgen, aber die sind total informativ und toll. Kleine Empfehlung am Rande). Das reicht mir natürlich nicht und so musste ich Störgefühle einfach lesen. Es war um ehrlich zu sein anders, als ich erwartet hatte, aber sehr gut.

„Störgefühle kommen bei Angehörigen von Minderheiten auf, wenn ihnen der amerikanische Optimismus aufgedrängt wird, aber im Kontrast zu ihrem eigenen Erleben steht und so ein ständiges Hintergrundrauschen kognitiver Dissonanz auslöst“
Woran denkt ihr als erstes, wenn ihr an das Thema denkt? Ich hatte direkt im Kopf, wie alle Asiat*innen kollektiv als Chines*innen bezeichnet werden. Was sie sich aufgrund ihrer kleineren Augen anhören müssen, und dass sie ja eh alle gleich sind. Die Scham, die in ihrer Existenz liegt und das Gefühl, für alles Dankbar sein zu müssen, auch wenn sie vielleicht gerade Diskriminierung erfahren. Auf diese Punkte und viele mehr geht Cathy Park Hong ausführlich ein und hat meinen Horizont damit immer wieder erweitert.

„Dieses Land behauptet, unsere race würde keine Rolle spielen, sie habe nichts damit zu tun, dass man uns schikaniert, uns bei Beförderungen übergeht oder uns ins Wort fällt, sobald wir den Mund aufmachen. Unsere race spielt in diesem Land so sehr keine Rolle, dass wir bei Umfragen oft in der Rubrik »andere« geführt werden."
Gerade zu Beginn geht Cathy Park Hong auf die Geschichte zwischen Amerika und Asien ein. Sie erzählt von chinesischen Gastarbeitern, die in Amerika ausgebeutet werden, von dem Koreakrieg, bei dem etwa 10 Prozent der koreanischen Bevölkerung starben und vom Einreiseverbot, das die USA lange verhängt hatte.

„Asiaten fehlt es an Präsenz. Asiaten wirken, als wäre es ihnen peinlich, überhaupt Raum einzunehmen. Unsere Präsenz reicht nicht mal aus, um als echte Minderheit durchzugehen. Wir sind ethnisch nicht interessant genug, als dass es Quotenasiaten gäbe. Wir spielen im Diskurs um race kaum eine Rolle, wir sind Silikon. “
Sie geht auch immer wieder auf die asiatischen Amerikaner*innen in ihrem Umfeld ein. So berichtet sie ausführlich von der Freundschaft mit zwei Freundinnen aus der Uni, die stark durch die asiatische Herkunft geprägt ist. Auch die Zeit ihres Vaters im Krieg findet einen Platz. Bewusst verzichtet sie auf eine Darstellung ihrer Mutter und fragt „ Müssen asiatisch-amerikanische Narrative immer auf die Mutter zurückgehen?“

Auch das Thema schlechtes Englisch kommt auf, mein absolutes Lieblingskapitel. Ich fand es wunderschön, wie sie die Scham ablegt und ihre ‚Fehler‘ für ihre Kunst nutzt und tiefgründige Gedichte daraus schafft. Cathy Park Hong ist Schriftstellerin und interessiert sich für Kunst und Comedy. Das ist auch der Punkt, der mich an dem Buch ein wenig ‚gestört‘ hat. Es geht viel um diese Themen. Natürlich, sie sind ihr wichtig und sie bringt ja auch eine interessante Perspektive mit. Ich hatte um ehrlich zu sein aber nicht damit gerechnet, dass gleich so viele Kapitel sich darum drehen. Ein gewisses Interesse an Kunst und STand-up-comedy könnte hier von Vorteil sein.

Stilistisch fand ich das Buch ziemlich durchwachsen. Man merkt, dass die Autorin gerne mit der Sprache spielt und einen großen Wortschatz hat. Sie schmückt Geschichten aus und springt gern mal zwischen Themen. Ich hatte zwischendurch ein wenig zu kämpfen, musste zurück blättern und mich sehr konzentrieren. Ich find grundsätzlich auch gut, dass die Autorin sich hier so frei ausgedrückt hat und hab auch nicht das Gefühl, wenig verstanden zu haben. Gleichzeitig finde ich es schade, weil es eben so wenige Bücher zu dem Thema gibt und ich befürchte, dass einige keinen Zugang zu dem Buch finden werden.

Ein wirklich interessantes Buch, das zum Umdenken bringt. Von mir eine Empfehlung, aber lest vorher vielleicht die Leseprobe und guck, ob ihr mit dem Schreibstil

Bewertung vom 02.07.2022
Und dann kam das Glück / Die kleine Straße in Belleville Bd.1
Simon, Clara

Und dann kam das Glück / Die kleine Straße in Belleville Bd.1


gut

Die Rue de la Chance ist ein magischer Ort. Träume werden wahr, in der einzigartigen Straße im Künstlerviertel Belleville. Auch Chloé betreibt hier einen kleinen Leiden. Im Rose Rouge verkauft sie wunderschöne Blumen und genießt den Kontakt zur Kundschaft, auch wenn sie sonst eher schüchtern ist. Ihr Wellensittich leistet ihr oft Gesellschaft, aber auch ihre Freund*innen kommen immer wieder gern vorbei. Ihr bester Freund Pierre, ein exzentrischer schwuler Mann, der persönliche Grenzen nicht unbedingt zu kennen scheint, aber immer wieder bedingungslos für Chloé da ist, verkauft selbstgegossene Kerzen in der Rue de la Chance. Auch die pragmatische Kim hat hier ein Geschäft. Nachdem sie ihr Jurastudium aufgegeben hat, führt sie einen kleinen Eisladen. Sie ist ein sehr direkter Mensch, der alles im Griff zu haben scheint. Bücher gibt es in der Rue de la Chance natürlich auch. Lilou, ein kreativer Bücherwurm mit komischen Träumen, hat ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht. Die letzte im Bunde ist Bernadette. Die Gebäckfee ohne künstlerisches Talent betreibt eine Pâtisserie in der Rue de la Chance. Mit ihrer lockeren, flippen Art hat sie mich genau wie alle anderen, von sich überzeugen können.

Ich weiß, ich weiß, das Buch geht eigentlich mehr um eine Lovestory, und auf die komme ich auch noch zu sprechen. Für mich steht im Fokus aber einfach diese tolle Straße, mit den wundervollen Charakteren und ihrem Zusammenhalt. Hier werden gemeinsam Schaufenster dekoriert und einmal im Monat gibts eine Open-Mic-Veranstaltung. Alle sind füreinander da und greifen den anderen unter die Arme. Mir hat diese familiäre Freundschaft wirklich gut gefallen, genau wie die ganzen Beschreibungen der Rue de la Chance, von denen ich gern mehr gehabt hätte. Lilou und Bernadette gehen leider etwas unter, und wenn wir ehrlich sind, sind die Charaktere ganz schöne Klischees, genau wie es das ganze Buch eigentlich ist. Aber das ist mir sowas von egal, ich hatte so viel Spaß beim Lesen und hätte diese tolle Truppe noch ewig weiter begleiten können.

„Doch nicht nur in Pierre lebte ein hoffnungsloser Optimist. Auch in Lilou, Bernadette, Kim und mir. Wir alle suchten das Gute und zelebrierten es, wenn wir es gefunden hatten. So wie unsere Freundschaft.“

Aber natürlich reicht sowas nicht. Wir brauchen eine große Liebesgeschichte, die dem Buch einen Sinn gibt, ihr wisst bescheid. Der Fokus liegt hierbei komplett auf Chloè. In der Rue de la Chance entsteht eine Baustelle, direkt neben ihrem Blumenladen. Der Krach verschreckt viele Kunden und auch die Blumen, die Chloé sehr am Herzen liegen, bekommen sehr viel Staub ab. Zu gerne würde Chloé etwas unternehmen, aber den attraktiven Bauleiter ansprechen? Das ist dann doch zu viel verlangt, um die eigene Existenz zu retten. Schnell drehen sich ihre Gedanken immer wieder um ihn und sein tolles Aussehen. Natürlich kamen die beiden irgendwann ins Gespräch und im Schneckentempo entwickelt sich etwas zwischen ihnen..

Ich wünschte, ich hätte zwischen den beiden irgendwas fühlen können. Leider blieb Ben sehr farblos und undurchsichtig. Die Momente der beiden wirkten gezwungen und einfach nicht schön. Die Lovestory war für mich einfach kaum vorhanden, wenn ihr sowas lesen wollt, ist das Buch vielleicht nicht unbedingt das richtige.. Wie gesagt, liegt das große Plus bei diesem Buch bei den tollen Charakteren. Klischeehaft und drüber ist hier natürlich einiges. Einfach einen blöden Tag haben reicht nicht, da wird beim Aufstehen direkt die Starbucks Bestellung vertauscht und kurz danach in einen Haufen Scheiße getreten. Aber manchmal ist das genau was ich will (Also, nicht in einen Haufen Scheiße treten, sondern leichte, anspruchslose Bücher, die mir ein gutes Gefühl geben, natürlich).

Chloé hat nämlich auffallend viel Pech. Andauernd ist irgendwas in ihrem Laden kaputt und auch dieses Rätsel (Das absolut keins ist, es dürfte jedem direkt klar sein, was abgeht), wird am Ende gelöst. Für mich war das Buch kein Highlight,

Bewertung vom 27.06.2022
Die dunkle Leidenschaft
Haller, Reinhard

Die dunkle Leidenschaft


sehr gut

Hass. Ein Gefühl, dessen Bedeutung ähnlich verwässert wird, wie die seines Gegenparts Liebe. Wir tun es alle - wir sprechen von Hass, wenn wir eigentlich nur eine Abneigung meinen. Was wirklich hinter Hass steckt, haben einige von uns glücklicherweise noch nicht selbst fühlen müssen. In Die dunkle Leidenschaft widmet sich Reinhard Haller diesem großen Gefühl ausführlich und liefert interessante Informationen.

Reinhard Haller ist Gerichtspsychiater und durch seine Arbeit viel Erfahrung mit dem Thema. Er hat hunderte Straftäter untersucht und dabei persönliche Einblicke von Serienkiller, Amokläufer und Terroristen bekommen, die er hier immer wieder einfließen lässt.

Hass ist ein vernichtendes Gefühl. Während zum Beispiel ein Wutanfall einen reinigenden Effekt haben kann, ruft Hass nur Zerstörung hervor. Mir hat es sehr gut gefallen, dass der Autor sich die Zeit genommen hat, Hass erstmal richtig zu definieren und auch die Gegenüberstellung mit ähnlichen Gefühlen, wie Neid oder Wut, war sehr informativ.

Außerdem betrachten wir Hass durch verschiedene Perspektiven. Philosophen werden zitiert und Religion wird zu Rate gezogen. Mit einem Beispiel aus der griechischen Mythologie wird die Hassspirale erklärt. Ich mag diesen philosophischen Aspekt sehr gern und finde gut, dass persönliche Ansichten und Vermutungen hier klar von Fakten getrennt wurden.

“Gegenüber Hass darf es keine Kompromisse und keine Entschuldigungen geben, schon gar keine öffentlichen.”

Hass kann verschiedene Formen haben. Er kann sich gegen Fremde, oder gegen uns selbst richten. Gegen die Familie, oder den eigenen Partner, nicht grundlos liegen Liebe und Hass auch im Gehirn sehr nah beieinander. Was gleich bleibt, ist dass Hass immer irrational und destruktiv ist.

Dabei widmet er sich auch dem Hass in seiner krassesten Form, dem Hassverbrechen. Aber Hass zeigt sich natürlich nicht nur in Mord. Auch vermeintliche Kleinigkeiten wie das Silent treatment oder Gaslighting, sind große Provokationen und oft durch Hass motiviert.

Am Ende gehts dann noch mal um die Frage, wie wir mit Hass umgehen können. Vor allem in den Medien und Online werden wir regelmäßig mit Hass konfrontiert und hier gibt es, neben der Anzeige, ein paar Ideen, in Akutsituationen aktiv zu werden. Langfristig muss es aber darum gehen, den Hass gesellschaftlich einzugrenzen.

“Wenn wir die Ursachen des Hasses kennen und uns von seinen Erscheinungsformen nicht überraschen lassen, wenn wir seine Entwicklung analysieren, seine Folgen abschätzen und selbst fähig sind, unsere eigenen Hassgefühle zu reflektieren, lässt sich diese zerstörerische Leidenschaft ein Stück weit entschärfen.”

Zwischendurch gibt es immer wieder interessante Fallbeispiele, die das sonst doch eher trockene Buch, auflockern. Davon hätte ich mir mehr gewünscht, dafür gern weniger Wiederholungen.. Das Buch ist eher fachlich und erfordert viel Konzentration, das solltet ihr auf jeden Fall beachten.

Ich habe es sehr gern gelesen und einiges gelernt. Wenn ihr den Kopf etwas frei habt und euch das Thema interessiert, kann ich es euch nur ans Herz legen. Ich konnte hier natürlich nicht auf alles eingehen, kann mir aber gut vorstellen, noch öfter zu dem Buch zu greifen und Dinge nachzulesen, hier wird einiges behandelt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.06.2022
Ich bin Linus - Wie ich der Mann wurde, der ich schon immer war (Ungekürzt) (MP3-Download)
Giese, Linus

Ich bin Linus - Wie ich der Mann wurde, der ich schon immer war (Ungekürzt) (MP3-Download)


ausgezeichnet

Zum Ende es Pridemonths habe ich mich noch mal mehr mit dem Thema trans Identität beschäftigt. Dafür habe ich Ich bin Linus von Linus Giese gehört, gelesen vom Autor. Das Hörbuch hat mir wirklich gut gefallen, es ist toll gesprochen und ich durfte einiges dazu lernen.

Linus ist 31 Jahre alt, als er sich spontan bei Facebook outet. Zu der Zeit hat er noch einen anderen Namen, der nie so richtig gepasst hat und vor allem trägt er viel Leid in sich. Er betont, dass es nie zu spät ist, sich zu sich selbst zu bekennen und dass es natürlich keine Altersgrenze gibt. Ein Punkt, über den ich mir bisher wenig Gedanken gemacht habe.

Linus Giese spricht in seinem Buch von seiner eigenen Geschichte. Es geht um seine Erlebnisse und Gefühle und diese kann man natürlich nicht über jede trans Person stülpen. Das benennt er auch immer wieder klar, aber natürlich gibt es trotzdem Dinge, die ganz allgemein gut zu wissen sind.

Es gibt in diesem Buch einen großen Teil über Sprache, der mich sehr begeistert hat. Da gehts dann zum Beispiel um die Kritik an der Aussage ’Er/Sie ist als Frau/Mann geboren’, oder auch die Benutzung des Deadnames. Auch hier gibt es natürlich persönliche Vorlieben und Bedürfnisse, aber gerade im öffentlichen Diskurs würde es absolut nicht schaden, sich ein bisschen mehr mit sensibler Sprache zu beschäftigen und gewisse Formulierungen einfach zu streichen.

Auch auf das Thema Dysphorie geht er ausführlich ein und gibt interessante Denkanstöße, die auf jeden Fall dafür gesorgt haben, dass ich mich noch mehr mit dem Thema beschäftigen möchte.

Mir haben aber vor allem die persönlichen Erfahrungen von Linus einen guten Einblick gegeben. Was für einen steilen Berg trans Menschen bezwingen müssen, um ein Indikationsschreiben für die Hormontherapie zu bekommen, oder die Erfahrungen, die sie teilweise mit Ärzt*innen machen.. Ist nichts neues, aber immer wieder erschreckend und traurig.

Alltägliche Dinge wie Shopping oder Dating sind für cis Menschen schon teilweise nicht ohne, trans Menschen machen da noch mal ganz eigene Erfahrungen. Ich bin immer wieder froh, wenn Menschen diese teilen und zeigen, wie viel noch zu tun ist. Linus Giese erzählt von all diesen Dingen sehr offen und nachvollziehbar. Er klärt auf, ohne erhobenen Zeigefinger und bringt zum Nachdenken.

Das Buch bietet aber noch einen besonderen Aspekt: Linus Giese steht in der Öffentlichkeit, spricht auf Social Media offen über sein Leben und das bringt nicht immer nur gutes mit. Er erzählt in seinem Buch viel von dem Hass, der ihm entgegen schlägt. Ich war zwischendurch immer wieder fassungslos und wütend, aber leider nicht überrascht. Auch über seine eigenen Gefühle spricht er sehr klar, vielleicht habe ich das ein oder andere Tränchen verdrückt.

Ich war so froh, auch immer wieder von positiven Begegnungen zu hören. Freundschaft kann einem Menschen in schwierigen Zeiten so viel geben und die Wärme und Hilfsbereitschaft, die ihm teilweise entgegengebracht wurden, hat mich sehr gerührt. Sowas kann aber natürlich auch Druck auslösen. Die Frage, wie viel man verlangen darf und das eigene Schamgefühl, stehen Linus hier noch häufig im Weg. Das alles war so nachvollziehbar und eindrücklich geschildert und es lässt mich immer wieder betroffen zurück, sowas zu hören.

Danke für dieses eindrückliche, bewegende und informative Buch Linus Giese. Deine schonungslose Ehrlichkeit wird geschätzt und dass du dich so verletzbar machst, ist nicht umsonst. Ich bin so froh, es endlich gehört zu haben und kann euch allen Buch oder Hörbuch nur empfehlen.