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Philo
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Frankfurt am Main
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Lesen ist mein liebstes Hobby

Bewertungen

Insgesamt 421 Bewertungen
Bewertung vom 21.06.2023
Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie / Die Dresden Reihe Bd.1
Stern, Anne

Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie / Die Dresden Reihe Bd.1


gut

Von philo
Das Cover ist meines Erachtens unpassend. Da sich das Buch um die Semper-Oper dreht, hätte hier ein entsprechendes Cover viel besser gepaßt. Sei's drum. Ich hatte mich auf einen gut recherchierten historischen Roman gefreut, der von der Semper-Oper und dem Leben in Dresden um 1841 handelt. Leider ist von der Planung bis zum Aufbau und der Eröffnung der Oper so gut wie nichts zu erfahren. Vom Leben der Armen und Reichen in der Stadt schon mehr. Aber das ist ja im Vergleich zu anderen Städten zu der Zeit nicht anders gewesen.

Im Haus der Familie Spielmann, einer Musikerdynastie, dreht sich alles um Musik, und man fiebert der Eröffnung der Semperoper entgegen. Besonders Elise, die älteste Tochter ist eine hochbegabte Violinistin und träumt davon, später einmal auf den großen Bühnen auftreten zu können. Aber dafür ist die Zeit noch nicht reif. Die Rolle der Frau wird immer noch in der Heirat und dem Führen eines Haushaltes gesehen. So ist Elise von ihren Eltern dem älteren Freund ihres Vaters versprochen worden, den sie nicht einmal kennt. Zwischen ihr und dem Bühnenmaler Johannes entsteht eine zarte Liebe, die jedoch niemals öffentlich werden darf. Nahdem Elise mir zunächst sehr sympathisch war, hat sie im Laufe des Buches hiervon viel eingebüßt.

Leider ist es kein Roman, der die Semperoper in ihrer Entstehung beschreibt, sondern ein Familienroman, der die Gesellschaft in dieser Zeit widerspiegelt. Von dieser Sorte Bücher gibt es doch schon so viele, also eher ein Liebesroman. Wer sich hierfür interessiert, dem sei dieses Buch empfohlen.

Ich liebe die Semperoper und habe mehrere Konzerte und Opern besucht. Es war jedesmal ein großes Erlebnis und nicht nur die Oper, auch die wieder erstandene Stadt Dresden. Das alles hätte in einem historischen Roman um die Zeit von 1841 eine besondere Würdigung verdient.

Bewertung vom 13.06.2023
Die Revanche des Monsieur Lipaire / Die Unverbesserlichen Bd.2
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Die Revanche des Monsieur Lipaire / Die Unverbesserlichen Bd.2


gut

Das Cover gefällt mir gut. Es gibt sich sofort als Fortsetzung zu erkennen und passt genau zur Geschichte, gibt aber keinen Hinweis, um welches Genre es sich handelt. Das erfährt man auf einer der ersten Innenseiten. Da ist zu lesen „Roman“, dabei ist es eine nicht immer lustige „Gaunerkomödie“. Die unverbesserlichen Sechs haben sich nach ihrem ersten Fall eine erholsame Auszeit gegönnt und dabei ist leider auch von ihrem Geld nichts übriggeblieben. Nun muss Monsieur Lipaire auch noch sein geliebtes Auto verkaufen. Das tut weh. Und da die Familie Vicomte wieder groß in Erscheinung tritt und das wunderschöne Örtchen Port Grimaud zu einem Fürstentum erklären möchte mit den Vicomtes als Adelige Fürsten, fühlen sich die Unverbesserlichen berufen, hier einzuschreiten. So genau wissen sie nicht, was zu tun ist, aber sie entwickeln eifrig Ideen, die leider nicht immer durchzuführen sind und keine Wirkung zeigen. Da sich auf wundersame Weise aber immer wieder das Phantom meldet, werden sie auf die richtige Fährte geleitet.

Ich fand das Buch nicht besonders spannend. Es ist ja auch kein Krimi. Ich mag es nicht, wenn den Protagonisten gar nichts gelingt, dafür fehlt mir der Humor. Bleibt immer noch Delphine, die im Leben alles im Griff hat, ihre beiden Töchter, ihren schlecht gelaunten Mann, ihren Handy-Laden und vor allem hat sie immer die besten Leckereien zum Essen parat. Ich mag sie und wundere mich wie sie das alles schafft.

Müssen wir uns jetzt verabschieden von den "Unverbesserlichen" oder geht die Geschichte weiter? Da meiner Familie die beiden Bücher gefallen haben, ist ja alles in Ordnung.

Bewertung vom 18.05.2023
Kathmandu & ich
Jähnel, Sven

Kathmandu & ich


gut

Ich bin auf das schöne Cover reingefallen. Die Wanderschuhe, die schneebedeckten Berge und das ferne Reiseziel hätten mich bewogen, sofort mit aufzubrechen. Ein Traumziel. Aber bei den Reiseplanungen wäre ich sofort wieder abgesprungen. Die Protagonisten hatten wohl keine Vorstellungen, wo sie eigentlich hinwollten. Wie alt waren sie? 30? Benommen haben sie sich wie eine Gruppe Jugendlicher. Da wäre ich nie und nimmer mitgefahren. Keine Unterkünfte vorgeplant, keine ausreichenden Medikamente und vor allem keine Ahnung, wo es eigentlich hingeht. Vom Allgäu träumen und zu den Achttausendern nach Nepal fahren. Was für eine hirnrissige Idee. Die beschriebenen Unterkünfte eine Katastrophe. Und dann noch die unsäglichen Liebesgeschichten. Auch hier benehmen sich die Protagonisten nicht wie Erwachsene. Sympathisch wurden sie mir allesamt nicht. Sollte das Buch nun ein Reisebericht sein. Fehlgeschlagen. Oder eine Liebesgeschichte? Konnte mich nicht überzeugen. Schade. Das hätte ein tolles Buch werden können. Ich liebe Reiseberichte, und bin selbst oft auf Reisen in ferne Länder. Ich lese auch gerne mal eine interessante Liebesgeschichte. Aber was hier zusammengemixt wurde, hat mir nicht gefallen.

Bewertung vom 11.05.2023
Die Kinder der Luftbrücke
Weinberg, Juliana

Die Kinder der Luftbrücke


gut

Von philo
Ich bin ehrlich gesagt, von diesem Buch enttäuscht. Als Historischer Roman angekündigt, hätte ich erwartet, daß die Ereignisse der Jahre 1948 und 1949 in Berlin historisch aufgearbeitet werden und sich nicht in Zänkereien in einem Schreibbüro der Amerikaner am Flughafen Tempelhof ergehen. Ich war ein Kind der Luftbrücke und als Kind genau in dieser Zeit in Berlin. Meine Erzählung über diese Zeit würde anders ausfallen. Es gab die Luftbrücke, die die Amerikaner nach der Blockade der Russen ins Leben gerufen haben. Ich erinnere mich an Care-Pakete, die wir jedesmal mit großer Dankbarkeit erhalten haben. Ich erinnere mich aber auch an die schweren Tritte im Treppenhaus, als die Russen in die Wohnungen eingedrungen sind und alles Essbare, Winterkleidung und vieles mehr mitgenommen haben. Diese lauten Schritte mit den schweren Stiefeln höre ich heute noch. Die Hungersnot und die Angst vor der Arbeitslosigkeit wird an der Familie Thalfang festgemacht, wie aber die Lebensmittel verteilt wurden und wie sie bei den einzelnen Familien ankamen, wird in dem Buch nicht beschrieben. Zu einfach ist auch die Version der gestohlenen Medikamente. Auch hier ist alles auf einen Fall beschränkt. Ich bin überzeugt, daß die Medikamente in den Kliniken einer strengeren Kontrolle unterworfen waren. Meine Großmutter ist in dieser Zeit an einer Lungenentzündung gestorben, weil sie trotz ärztlicher Behandlung keine Medikamente erhalten konnte. Es gab keine.

Für mich ist diese Zeit ein einziges Schreckensszenarium, wovon ich in diesem Buch nichts wiederfinde. Und das betraf nicht nur meine, sondern alle Familien.

Leider bezieht sich das Buch auf die Umgebung des Flughafens Tempelhof. Hier entstanden viele Beziehungen zwischen amerikanischen Soldaten und deutschen Frauen, die durch ihre Bekanntschaften viele Vorteile nutzen konnten. Das alles kann und will ich nicht werten, aber dies zum Mittelpunkt des Buches zu machen, wird dem Titel nicht gerecht.

Auf dem Weg in den Kindergarten mußte ich an einer amerikanischen Kaserne vorbei. Von den Wachen dort habe ich immer einen Kaugummi, Schokolade oder auch eine Scheibe Weißbrot bekommen. Auch dies werde ich nie vergessen. Die Amerikaner waren ja nicht nur am Flughafen.

Die Zeit der Luftbrücke war geprägt von Ängsten, Hunger, Kälte und Entbehrungen. Das galt für alle Menschen, die hier lebten. Das sagt das Buch nicht aus. Es ist halt eher ein Liebesroman. Schade.

Bewertung vom 07.05.2023
Samuels Buch
Finzi, Samuel

Samuels Buch


ausgezeichnet

Dies ist ein ganz wunderbares Buch. Samuel Finzi ein bekannter und immer wieder gerne gesehener Schaupieler in Deutschland gewährt mit seiner Autobiografie einen Einblick in sein Leben. Er tut dies ehrlich, mit einer großen Erzählkunst, mit viel Humor, aber auch mit dem erforderlichen Ernst. Aufgewachsen zu sein im sozialistischen Bulgarien davon hatte ich wenig Ahnung und habe aus dem Buch auch viel gelernt. Er hatte das Glück, in einer liebevollen Umgebung aufzuwachsen, da waren die Großeltern und seine Eltern. Sein Vater war Theaterschauspieler, die Mutter eine gefeierte Pianistin. Durch die Bekanntheit seiner Eltern genoß die Familie viele Privilegien, und Samuel verbrachte viel Zeit im Theater oder im Konzertsaal, was ihm die Begegnung mit vielen Berühmtheiten bescherte. Das bequeme Leben war vorbei mit dem Eintritt in den Militärdienst. Die Schikanen dort waren an Grausamkeiten nicht zu überbieten. Die Erinnerungen von Samuel an diese Zeit sind erschreckend. Er wußte immer, daß er sein Heimatland verlassen wollte, um im Westen als Schauspieler zu arbeiten. Dies wurde ihm mit der Wende 1989 ermöglicht.

Das Buch hat mich wirklich bewegt. Samuel Finzi läßt seine Leser in seine Seele schauen. Ich habe dort einen besonderen Menschen entdeckt. Aber das Leben ab 1989 ging ja weiter. Vielleicht gibt es irgendwann noch eine Fortsetzung. Zuvor möchte ich aber dieses Buch ganz herzlich empfehlen.

Bewertung vom 04.05.2023
Der Bojenmann
Schlenz, Kester;Jepsen, Jan

Der Bojenmann


gut

Von philo
Ein neuer Fall im Hamburger Hafen, ein neues Autorenteam, neue Ermittler, alles ist neu. Da der erste Fall mitten im Wasser passiert, wäre vielleicht die Wasserschutzpolizei gefragt, aber stattdessen werden der leitende Ermittler des LKA in Altona, Thies Knudsen, und seine Kollegin Dörte Eichhorn mit den Ermittlungen beauftragt. So einen außergewöhnlichen Fall hatten sie noch nie zu klären. Der auf einer Boje im Hafen stehende Bojenmann wurde durch eine plastinierte Leiche ersetzt. Es gibt Fragen über Fragen, wer ist der Tote, wie ist er in den Hafen gekommen, und vor allem, wer ist der Mörder. Es bleibt nicht bei dem einen Toten, und die Polizei muß nun von einem Serientäter ausgehen. Ein spannender Beginn geht in einen etwas langatmigen Mittelteil des Buches über, das zum Schluß aber wieder Fahrt aufnimmt und ein unerwartetes Ende hat.

Das Ganze ist ein wenig klischeehaft. Die engagierten Ermittler, die ihre persönlichen Probleme haben, ein besserwissender Rechtsmediziner und ein überheblicher Staatsanwalt. Die Autoren haben ihre Protagonisten sehr genau charakterisiert, so daß man sich in ihre Handlungsweisen hineindenken konnte. Am sympathischsten war mir Ole Andersen, ehemals Kapitän und später Lotse im Hamburger Hafen und außerdem ein guter Freund von Thies Knudsen. Ole kennt sich aus im Hafen und weiß viel zu erzählen. So bringt er seinen Freund auf eine vielversprechende Spur.

Den Täter kennt der Leser schon sehr früh, da er sich in kurzen Kapiteln immer wieder selbst zu Wort meldet. Aber weder weiß man seinen Namen noch den Ort, an dem er seine Toten "behandelt". Er plastiniert die Leichen, um sie für die Ewigkeit vorzubereiten. Die schauerlich genauen Vorgänge der Plastination kennt man schon seit Gunther von Hagens Körperwelten, hier hätten die Ausführungen auch etwas spärlicher, sprich kürzer gefaßt, ausfallen können.

Alles in allem bin ich von dem Buch eher enttäuscht. Ich hatte mir einen ausgefeilten Thriller erwartet, der leider durch die Längen in zwei Dritteln des Buches an Spannung verliert.

Durch das verwirrende Ende gehe ich davon aus, dass es noch eine Fortsetzung geben wird, der ich dann noch einmal eine Chance einräumen werde.

Bewertung vom 24.04.2023
Das Café ohne Namen
Seethaler, Robert

Das Café ohne Namen


ausgezeichnet

Zu Gast im Café ohne Namen. Der Besuch lohnt sich



Von philo
Wien 1960. Die Stadt ist im Wiederaufbau begriffen, aber in den Außenbezirken leben die Menschen in einem grauen und eintönigen Alltag. Robert Simon, 31 Jahre alt, arbeitet in den Markthallen, möchte aber gerne selbstständig sein und ein Café eröffnen. Er mietet ein altes, schon lange leerstehendes Lokal an und schon bald kommen die Gäste, um ein Bier, ein Glas Wein oder eine Limonade zu trinken oder eine Schmalzstulle zu essen. Man befindet sich eher in einer Kneipe, denn in einem Café.

In seinem ganz eigenen bildhaften Erzählstil beschreibt der Autor das Kommen und Gehen im Lokal. Da ist Mila, die vor Schwäche vor dem Lokal umkippt und aufgenommen wird, um Robert fortan bei seiner Arbeit zu unterstützen. Man kann den Gesprächen der Marktarbeiter lauschen, die nach der Arbeit vorbeikommen, man kann der Gruppe der Skatspieler über die Schulter schauen, die Auseinandersetzungen der Witwe Geblhardt, die in den Markthallen den Käsereibetrieb ihres verstorbenen Mannes weiterführt, und dem Maler Mischa verfolgen.

Im Mittelpunkt aber steht immer Robert Simon, der sich mit aller Kraft seinem Café widmet. Er ist gutmütig und hilfsbereit und mir im Laufe der Geschichte ans Herz gewachsen. Sehr gefallen hat mir der Umgang mit seiner Vermieterin, einer Kriegerwitwe, bei der er ein Zimmer bewohnt.

Leise und unaufgeregt lässt uns der Autor Zaungast sein im „Café ohne Namen“. Ein gelungenes und wunderbares Buch, und ich empfehle: Unbedingt lesen.

Bewertung vom 22.04.2023
Die Tage in der Buchhandlung Morisaki
Yagisawa, Satoshi

Die Tage in der Buchhandlung Morisaki


sehr gut

Das wunderschöne Cover verführt zum Hingucken, und ich hätte das Buch in einer Buchhandlung sofort in die Hand genommen und hineingelesen. Es ist eine sehr schöne Geschichte, von der ich mir uneingeschränktes Lesevergnügen erhofft habe. Leider bin ich mit dem Schreibstil nicht zurechtgekommen. Kurze schnörkellose Sätze, mir fehlt hier jede bildhafte Beschreibung der Gegend mit den vielen Antiquariaten und den Menschen, die hier leben. Auch fehlt mir die Beratung der Kunden und die Vorstellung der vielen interessanten Bücher. Trotzdem habe ich das Buch gerne gelesen. Die junge Takako wird von ihrem Freund zutiefst enttäuscht und zieht sich völlig zurück. Sie kündigt Job und Wohnung und zieht auf Einladung ihres Onkels Satoru zu ihm in Tokios Buchhandlungsviertel Jinbocho. Hier muß sie ihr Zimmer erst einmal von Unmengen an Büchern befreien, bevor sie tagelang vor Kummer nur schläft. Die Bücher interessieren sie nicht. Aber nach und nach, als sie den Onkel im Laden vertritt, fängt sie mit dem Lesen an und wird vom Lesefieber ergriffen. Sie entdeckt, wie die Bücher sie wieder zurückholen ins Leben. Onkel und Nichte entwickeln eine tiefe, freundschaftliche Beziehung zueinander und Takaku-san, wie der Onkel sie nennt, entdeckt, wie wichtig familiäre Bindungen sind.

Sie lernt neue Menschen kennen, vor allem im nahegelegenen Café Subor, dem Stammcafé ihres Onkels. Ihr Leben verläuft in ruhigen Bahnen, und so wird die Geschichte auch erzählt, was leider fehlt ist ein bißchen Spannung. Dies ist ein Buch für alle, die Bücher und Buchhandlungen lieben.

Bewertung vom 19.04.2023
Dalee
Gastmann, Dennis

Dalee


ausgezeichnet

Zunächst fällt das Cover ins Auge. Wobei ich den schwimmenden Elefanten mit Bellini und den Orangen auf dem Rücken nicht gleich erkannt habe. Man muß schon genau hinschauen. Aber alles paßt so wunderbar zum Buch und wird in der Geschichte sehr bildhaft beschrieben. So gelingt es dem Autor allein durch seine Erzählkunst, die Phantasie der Leser anzuregen und meine Vorstellungskraft hat ausgereicht, um die einzelnen Erzählstränge genau vor mir zu sehen. Dieses Buch hat es mir von Anfang an angetan. Ich habe eine große Hochachtung vor Elefanten, weil ich durch eine eigene Erfahrung glaube, daß sie die Menschen allein an der Stimme und Sprache erkennen. Ich hatte so einen Freund.

Nun zum Buch. Für mich war es auch eine Lehrstunde in Geschichte. Ich muß gestehen, daß ich die Andamaneninseln bislang nicht kannte, obwohl ich schon ziemlich weit herumgekommen bin in der Welt. Aber hier ist das Internet hilfreich, und man kann sich kundig machen.

Nach der Unabhängigkeitserklärung Indiens wurden Strafgefangene auf die Andamaneninseln umgesiedelt. Und dabei wurden auch Teile der Bevölkerung, insbesondere Mahuts - Elefantenführer - mit ihren Elefanten und großen Versprechungen auf ein besseres Leben als zu Hause nach dort verschifft. Der Autor beschreibt sehr detailliert die wochenlange Überfahrt und die elende Unterbringung der Elefanten auf dem Schiff. Sie mußten ungeahnte Qualen erleiden, eingepfercht und ohne Bewegungsmöglichkeit. Die Menschen mußten an Deck campieren, nur die Mahuts mußten bei den Elefanten bleiben und durften nicht zu ihren Familien.

So beschreibt der Autor auch die Ankunft der Schiffe auf den Inseln, wo nichts so war wie versprochen. Die Arbeit mit den Elefanten war schwer und kräfteraubend. Und für Unterkunft und Verpflegung mußte erst noch gesorgt werden.

Viel wird über die Menschen auf den Inseln geschrieben, für mein Empfinden etwas zu wenig über die Elefanten. Beeindruckt hat mich der Prolog, in dem über den Jungen Bellini geschrieben wird, der sich voller Vertrauen auf Dalee, den Elefanten seines Vaters, eingelassen hat. Bellini, der selbst nicht schwimmen konnte, ist ohne Angst auf dem Rücken des Elefanten im Meer geschwommen. Bellini wird als tierliebender, intelligenter und wißbegieriger Junge beschrieben. Er war mir von Anfang an sympathisch.

Dieses Buch, das einen hohen Wahrheitsgehalt besitzt, hat es mir angetan. Ich habe es sehr bewußt gelesen und dabei viel gelernt über die Freundschaft zwischen Mensch und Tier, aber auch über Ausbeutung von Menschen, die aufgrund ihrer Herkunft und Armut und in dem Glauben auf ein besseres Leben, sich darauf eingelassen haben, auf die Inseln umzusiedeln.

In den letzten Kapiteln tritt Dalee wieder mehr in den Mittelpunkt, wie er über seine Kräfte hinaus Baumstämme, die im Wasser trieben, aber quer lagen, gerade rücken sollte. Da ja im Klappentext schon zu lesen ist, daß er eines Tages Bellini nach dem Leben trachten würde, stellt es sich für mich anders da. Dalee, immer schon ein empathischer Elefant, der seinem Mahut und dessen Sohn diente, wurde im Alter nicht bösartig oder aggressiv, sondern er hat Rache geübt an den Menschen, von denen er glaubte, sie hätten ihn zu guter Letzt im Stich gelassen und zugesehen, wie einer der Strafgefangenen ihn mit einer Pfeilspitze attackierte, um seine Leistung zu erhöhen. Das ist meine Meinung zu Dalee, vor dem ich große Ehrfurcht habe.

Dieses Buch empfehle ich gerne weiter, es ist unbedingt lesensweert.

Bewertung vom 11.04.2023
Verschwiegen / Mörderisches Island Bd.1
Ægisdóttir, Eva Björg

Verschwiegen / Mörderisches Island Bd.1


sehr gut

Ein tolles Cover mit dem Leuchtturm, sehr passend zum Buch. Und ich kenne Akranes und konnte mich sehr gut in die Geschichte hineindenken, wo an ebendiesem Leuchtturm die Leiche einer jungen Frau gefunden wird. Zunächst weiß niemand wer sie ist. Wurde sie ermordet oder hat sie Selbstmord begangen?

Elma, eine junge Polizistin, die bisher in Reykjavik gearbeitet hat, ist nach der Trennung von ihrem Lebensgefährten in ihre Heimatstadt Akranes zurückgekehrt und trifft dort mit ihren Kollegen Hördur und Saevar zusammen. Die drei nehmen die Ermittlungen zu dem Leichenfund auf. Verschwiegen ist der genau richtige Titel für dieses Buch. Nämlich verschwiegen hat die Tote vor ihrer Umgebung ihr gesamtes bisheriges Leben. Selbst ihr Ehemann kann zu den Vorfällen keine Auskünfte geben. Die Autorin zeichnet ein düsteres Bild des Lebens in Akranes, und erst nach und nach werden die Zusammenhänge erkennbar.

Mit dem Buch tritt eine neue isländische Kommissarin in Erscheinung, die mit sich selbst nicht im Reinen ist. Ich konnte mit ihr nicht so recht warm werden. Sie erscheint mir unsicher, und ich würde sie mir als Polizistin zielstrebiger und selbstsicherer wünschen. Aber vielleicht wird das in den Fortsetzungen besser, denn in diesem Buch wurden ja einige Dinge schon aufgeklärt. Über Elma und ihre Kollegen wird viel familiäres berichtet, was ich immer gut finde, weil es die einzelnen Personen menschlicher erscheinen läßt. Mit den schwierigen isländischen Namen habe ich mir anfangs schwer getan, was aber mit dem Fortschritt des Lesens leichter wurde.

Die Aufklärung des Falles war von Anfang an nicht erkennbar, umso überraschender war für mich die Auflösung.

Ich finde, daß es ein guter Einstieg in eine neue Krimireihe ist, von der ich gerne auch noch weitere Folgen lesen werde.
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