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Bewertungen

Insgesamt 109 Bewertungen
Bewertung vom 08.08.2011
Das dunkle Feuer / Evermore Bd.4
Noël, Alyson

Das dunkle Feuer / Evermore Bd.4


sehr gut

Noch immer trennt Ever und Damen der Fluch, den nur ihr Erzfeind Roman aufheben kann. Ever ist so fixiert darauf, dieses Gegenmittel in die Hände zu bekommen, dass sie alles tut, um ihr Ziel zu erreichen. Ohne Rücksicht auf Verluste. So bringt sie nicht nur sich und ihre Freunde in große Gefahr, sondern setzt auch die Freundschaft zu Haven aufs Spiel. Immer tiefer gerät sie in den Sog aus schwarzer Magie und gefährlichen Ritualen, bis sie fast alles zerstört, was ihr wichtig ist. Erst als sie ihren Fokus verändert und so bereit und in der Lage ist zu erkennen, in welche Situation sie sich gebracht hat, scheint es wirkliche Hoffnung zu geben.

Auch in diesem vierten Band der Evermore-Reihe hat Alyson Noël es wieder geschafft, mich zu überzeugen und zu überraschen. Spannend und überaus gut erzählt fesselt die Story um Ever und Damen noch immer und auch die anderen Charaktere haben nichts an Glaubwürdigkeit eingebüßt.

Die wenigen Stellen die ein kleines bisschen überzogen wirken, kann man sehr gut verzeihen, da die Autorin auch in diesem Buch wieder mit ihrem ausgereiften esoterischen Wissen so manches wett macht und damit vielleicht so manchem jungen Leser den Ansporn gibt, die Dinge mal aus einer anderen Richtung zu betrachten. Und auch mich entlässt sie einmal mehr mit dem Gefühl, auch aus diesem Roman wieder einiges für mich mitgenommen zu haben.

Tolles Buch, großartige Jugendbuchreihe, uneingeschränkt empfehlenswert!

Zitate:

Meine Gefühle für dich sind nicht von irgendetwas abhängig. Ich urteile nicht über dich. Ich bestrafe dich nicht. Ich liebe dich einfach. Das ist alles. Schlicht und einfach. (Seite 110)

Genau das ist wahre Liebe. Sie kann nicht zerschlagen, kann nicht langsam abgetragen werden, sie ist ewig, alles überdauernd und sie kann jeden Sturm abwettern. (Seite 354)

4 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.08.2011
Das Bücherzimmer
Marschner, Rosemarie

Das Bücherzimmer


ausgezeichnet

Als Marie Zweisam mit 14 Jahren die Möglichkeit bekommt sich als Dienstmädchen in einem vornehmen Haushalt im österreichischen Linz zu verdingen, kann sie sich glücklich schätzen. Denn als unehelich geborenes Kind einer einfachen Bauerntochter vom Dorf stehen ihr nun wahrlich nicht viele Türen offen. Auch ihre hervorragenden schulischen Leistungen konnten daran nichts ändern. Doch ihren Drang nach Wissen kann dem gescheiten Mädchen niemand nehmen und so findet sie immer wieder Wege, ihrem Geist Nahrung zu verschaffen.

Als Franz Janus, der Sohn einer angesehenen Bäckerfamilie, beginnt, ihr den Hof zu machen und schließlich um ihre Hand anhält, scheint zunächst alles gut zu werden. Doch eine unvergessene Liebe und die politischen Unruhen durch die Machtergreifung der Nazis scheinen ein Happy End unmöglich zu machen.

Packend und einfühlsam erzählt Rosemarie Marschner die eindrucksvolle Geschichte einer Frau vor dem Hintergrund der Nazidiktatur in Österreich. Ein junges Mädchen, das sich weder von seiner Herkunft noch von den verbohrten Vorstellungen und Vorurteilen seiner Mitmenschen seinen Wissensdurst nehmen lässt und das lernt, für sich selbst zu kämpfen und seinen eigenen Weg zu finden.

Die Charaktere sind wunderbar gezeichnet und auch das Gesellschaftsbild Österreichs zur Nazizeit ist überaus überzeugend. Man fühlt die Beklemmung und den Druck, unter dem die Menschen stehen, spürt die konfliktgeladene Stimmung in der Stadt. Ein Hexenkessel, bei dem ein Funke genügt um ihn zum explodieren zu bringen.

Auch sprachlich bleiben bei diesem Roman wenige Wünsche offen. Sehr stilsicher gelingen der Autorin ganz wunderbare Szenen:

"In der Nacht, wenn Marie im Bett lag und nicht einschlafen konnte, lauschte sie den Geräuschen des Hauses: dem Ächzen der Dachsparren, dem unerklärlichen, leisen Poltern draußen in der Scheune und dem Knarren der Holzstufen. Als sie noch ein Kind gewesen war, hatte ihr die Mutter erklärt, dass sich im Laufe des Tages in den Stufen die Schritte sammelten und sich nachts in umgekehrter Reihenfolge wiederholten und auflösten. Mancher glaube dann wohl, dies seien die Gespenster der Verstorbenen, doch in Wahrheit sei es nur das Echo vom Leben des vergangenen Tages." (Seite 203)

Ich fühlte mich beim Lesen stilistisch sogar gelegentlich an Ulla Hahn erinnert, die zwar in erster Linie als Lyrikerin von sich Reden macht, aber für mich auch in der Prosa zu den ganz großen der deutschen Literatur gehört. Rosemarie Marschner ist also unbedingt auf dem richtigen Weg und hat mich mich diesem Roman definitiv von sich überzeugt.

Zitate:

Wie hätte sie sich je hier zurechtfinden können? Wie sich Achtung erwerben unter diesen Menschen, denen der Schein nicht weniger galt als das Sein? (Seite 78)

Alles lag so lange zurück. Und doch war es nicht vergessen. Wie kann es sein, dass Menschen einander solchen Schmerz zufügten? Sogar Menschen, die einander geliebt hatten. Oder gerade sie? (Seite 187)

Ein Regime plante, die Welt zu erobern: Aus den Nachrichtenfetzen im Radio, die Marie kaum beachtet hatte, hatte sie dieses eine entnommen und gleich wieder vergessen, weil sie nun in einer Wirklichkeit lebte, die viel kleiner war und in der sich keiner für die Begierden der Mächtigen und der Machthungrigen interessierte. Leben wollte man. Gesund sein wollte man. Und vor allem nicht einsam sein wollte man. Doch Marie war nun einsam. Sie hatte alles verloren. Alles. (Seite 211/212)

Auf immer? Während der Wind ihr trauerlose Tränen in die Augen trieb, dachte Marie, dass sie gar nicht wusste, was das war: immer. Kein fester Zustand wohl, sondern eine ständige Entwicklung. Doch wohin führte diese Entwicklung? Was würde in zehn Jahren sein? Oder in zwanzig? Oder gar noch mehr? (Seite 221)

(Rezension leider gekürzt wegen Begrenzung auf 4000 Zeichen)

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.08.2011
Mein Leben ohne Gestern - Still Alice
Genova, Lisa

Mein Leben ohne Gestern - Still Alice


sehr gut

Alice Howland, Anfang 50 ist verheiratet, Mutter von drei erwachsenen Kindern und eine sehr erfolgreiche Linguistik-Professorin in Harvard. Ihr Leben läuft nach Plan, ihre Karriere ist auf dem Höhepunkt.

Bis ihr plötzlich in einem Vortrag ein Wort nicht einfällt. Als sich diese Aussetzer häufen schiebt sie es auf hormonell bedingte Wechseljahrsbeschwerden. Erst als sie eines Tages beim Joggen ihrer täglichen Strecke orientierungslos den Weg nach Hause nicht mehr findet, beschließt sie, einen Arzt zu konsultieren.

Die Diagnose ist hart und gibt wenig Anlass zur Hoffnung: eine früh einsetzende Form der Alzheimer-Krankheit.

Alice weiß, ihr Leben und das ihrer Familie wird sich von Grund auf ändern. Alice Mann – John – ebenfalls Wissenschaftler, hat hart damit zu kämpfen seiner Frau nicht helfen zu können und ihre Kinder müssen sich nicht nur mit der Krankheit der Mutter sondern auch mit der 50 %igen Möglichkeit abfinden, das Alzheimer-Gen geerbt zu haben.

Dieser Roman war mein spontanster Buchkauf des Jahres. Der Klappentext verrät nicht wirklich viel und trotzdem war mir in der Buchhandlung sofort klar, dass ich dieses Buch kaufen würde.

Über einen Zeitraum von zwei Jahren habe ich in diesem Buch Alice und ihre Familie begleitet und zugesehen wie die aktive, selbstbewusste und intelligente Frau von Monat zu Monat immer weiter abbaut.

Nüchtern und trotzdem alles andere als lieblos schildert Lisa Genova in ihrem Erstlingswerk Alice Kampf um ihr Leben aus deren Sicht. Man spürt in beinahe jedem Satz, wie es Alice von Kapitel zu Kapitel immer schwerer fällt zunächst die Anzeichen, dass mit ihr etwas nicht stimmt zu ignorieren; nach der Diagnose dann die verzweifelten Versuche sich mit der Krankheit zu arrangieren und möglichst in ihrem beruflichen Umfeld nicht aufzufallen.

Die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet und man kann Johns Hilflosigkeit und Wut ebenso gut spüren wie die bedingungslose Lieber ihrer Kinder.

Je weiter die Krankheit fortschreitet, desto kürzer werden Kapitel und Sätze und desto beklemmender und gleichzeitig aber auch liebevoller wird die Atmosphäre. Selten habe ich ein Buch gelesen, dass sich sprachlich so sehr auf das Leben der Protagonistin einlässt und so sehr deren Verzweiflung und die Unausweichlichkeit ihres Schicksals widerspiegelt. Von Seite zu Seite hat mich die Autorin mit ihrem Schreibstil so mehr in ihren Bann gezogen und wenn ich auch anfangs noch dachte, dass es mich weniger emotionaler berühren würde, als ich erwartet hatte, konnte ich das Buch ab der zweiten Hälfte kaum noch aus der Hand legen.

Was tut man, wenn man weiß, dass man nach und nach den buchstäblich den Verstand und sich selbst verlieren wird? Man kämpft und man hofft und man liebt bis zum Schluss.

4 Sterne und ein Danke an Lisa Genova für einen Roman, der mich berührt hat – auch noch Tage nachdem ich die letzte Seite gelesen hatte.

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.08.2011
Schattenstunde / Darkest Powers Bd.1
Armstrong, Kelley

Schattenstunde / Darkest Powers Bd.1


gut

Als Chloe in der Schule plötzlich einen Geist sieht, rastet sie total aus und wird in eine Wohngemeinschaft für geistesgestörte Jugendliche gesteckt. Diagnose: Schizophrenie! Aber mit der Zeit kommt Chloe mehr und mehr der Verdacht, dass sie vielleicht doch nicht krank ist, sonders tatsächlich Geister sehen und hören kann. Und auch die anderen “Insassen” des Hauses scheinen auf die ein oder andere Weise besondere Befähigungen zu haben. Irgendetwas stimmt in Lyle House nicht und gemeinsam mit einigen der anderen Jugendlichen macht sich Chloe auf die Suche nach der Wahrheit.

Kelley Armstrong hat mit “Schattenstunde” den Auftakt zu einer wirklich vielversprechenden Reihe geschaffen. Mit viel Fantasie spinnt sie einen Plot, der jeden fesselt, der es mag sich den ein oder anderen Schauer über den Rücken jagen zu lassen. Sie hat das Spiel mit dem Spannungsbogen wirklich drauf und liefert am Ende einen großartigen Showdown und einen Cliffhanger, der einem keine Wahl lässt, als sich gleich den nächsten Band zu besorgen.

Die Hauptcharaktere sind sympathisch und gut aufgebaut und in Chloe wird sich wohl fast jedes junge Mädchen irgendwie wiederfinden. Gut gelungen sind auch die Schauplätze, die zusammen mit den Nebenfiguren die Stimmung des Romans gut unterstreichen.

Der Schreibstil der Autorin gefällt mir grundsätzlich gut, hat meiner Meinung nach durch die Übersetzung aber sehr gelitten. Die Sprache ist stellenweise ungelenk, viele Formulierungen hölzern, man stolpert beim Lesen förmlich darüber. Das “Wort” Yeah! kommt andauernd und an den unpassendsten Stellen zum Einsatz und geht einem nach einiger Zeit einfach nur noch auf die Nerven. Wäre die Übersetzung nicht so unglaublich schlecht, hätte ich wirklich gerne 4 Sterne gegeben, aber da die Übersetzung nun mal mit zum Buch gehört, kann ich das leider nicht und so reicht es nur für 3 Sterne.

Also: Buch gut, Übersetzung mangelhaft – trotzdem wert, dass man es liest!

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.07.2011
Superhero
McCarten, Anthony

Superhero


ausgezeichnet

Donald, 14 Jahre alt, hat keinen Bock auf Leukämie. Wer hätte den schon? Aber wie unfair ist es bitteschön, wenn man noch nicht mal Sex hatte, bevor man letztlich abtritt?! Donald ist aufs Schlimmste hormongeplagt und einfach nur genervt. Von der Fürsorglichkeit seiner Eltern, von seinem großen Bruder und vom Krebs. Großartige Chance auf Heilung besteht längst nicht mehr als er schließlich nach dem gescheiterten Versuch seinem Leben selbst ein Ende zu setzen, bevor die Krankheit es tut, von seinen Eltern zu Dr. Adrian King, dem Klinikpsychologen geschickt wird.

Donald hat keine Wahl. Ob er will oder nicht muss er sich mit der Krankheit arrangieren. Er selbst ist allerdings kaum noch in der Lage zu kämpfen und überlässt das deshalb Miracle Man, seinem Alter Ego, das in seinem Comicroman doch am Ende jeden Kampf gegen den fiesen Dr. Gummifinger gewinnt und vielleicht am Ende mit Rachel, seiner großen Liebe, glücklich werden wird.

Man merkt, dass Donald keine Zeit mehr hat. Die kurzen, schnellen Schnitte zwischen verschiedenen Handlungsorten und Personen lassen daran keinen Zweifel. Kein Schnickschnack, kein Kitsch, kein Gelaber. Jeder Tag zählt.

Dieses Buch wirkt ebenso unausgeglichen und gestresst wie Donald es ist. Die Brüche im Text, scheinbar zusammenhanglose Passagen und seine schonungslos ehrliche und unverblümt brachiale Sprache zeigen es sehr deutlich. Die eingestreuten, von Donald verfassten, Comicszenen zeichnen ein Bild von ihm selbst, wie es eindringlicher kaum sein könnte. Seine pornografischen Zeichnungen schocken seine Eltern und seinen Psychologen. McCarten lässt wenig Platz für (Selbst-)Mitleid in seinem Roman über ein paar – gar nicht mal immer so heldenhafte – Superhelden.

Mein persönlicher Superheld neben Donald ist Adrian King, der sich schon damit abgefunden hatte, dass seine Frau ihn betrügt und dass sein Job ihn längst nicht so ausfüllt, wie er das gerne hätte. Bis er ganz am Ende doch noch die Kraft findet und Donalds Rat befolgt: „Schmeißen. Sie. Das. Dreck-. –stück. Raus.“

Ist dieses Buch ein Roman? Ein Drehbuch? Oder ein Comicroman?

„Scheißegal!“ würde Donald vermutlich meinen.

Da muss ich ihm recht geben. Schon nach wenigen Seiten hatte ich mich nicht nur an den eigenwilligen Schreibstil und Aufbau gewöhnt, sondern war mittendrin in Miracle Mans Kampf um Gerechtigkeit, dem Kampf von Donalds Eltern um das Leben ihres Sohnes, Adrians Kampf mit sich selbst und seinem festgefahrenen Leben und Donalds Kampf darum, etwas von sich zurück zulassen und sich damit genauso unsterblich zu machen wie Miracle Man.

Ich vergebe 5 Sterne und normalerweise würde ich jetzt auch eine Begründung dafür liefern. Allerdings fällt es mir dieses Mal wirklich sehr schwer, meine Begeisterung in Worte zu fassen. Der Roman hat mich gefesselt und war spannend von der ersten bis zur letzten Seite, was nicht zuletzt daran liegt, dass der komplette Roman völlig ohne Nebensächlichkeiten auskommt. Zudem hat McCarten mit Donald einen Superhelden erschaffen, der einen gleichzeitig ganz fürchterlich nervt mit seiner herablassenden, aggressiven Art und dann doch wenige Zeilen später wieder durch unfassbare Coolness und Tiefgründigkeit überrascht. Nicht zuletzt deshalb war dieser Roman eine Herausforderung, die ich sehr gerne angenommen habe.



Zitate:

Sophie: Hast du jemals geweint, Adrian? Weinst du eigentlich nie?
Adrian: Manchmal schon. Beim Cricket. [...] Wie die meisten Männer weine ich, wenn es nicht wichtig ist. (Seite 100)

Jahre vergehen. Seine Gefühle sind nun schon so lange eingepfercht, dass sie für immer gezähmt sind. (Seite 160)

Donald: Wie ist das, wenn man Sex hat? [...]
Tanya: Nun, wenn du mit der Richtigen zusammen bist…ich glaube, man könnte sagen, das ist…eine Art Wettbewerb. Ihr wollt beide, dass der andere gewinnt. (Seite 232)

(Rezension leicht gekürzt wegen Begrenzung auf 4000 Zeichen)

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.07.2011
Wenn ich bleibe
Forman, Gayle

Wenn ich bleibe


gut

Wenn plötzlich von einer Sekunde auf die andere dein Leben aus den Fugen gerät, nichts mehr so ist wie es war und auch nie mehr so sein wird – machst du dann weiter oder gibst du auf? Diese Frage stellt sich niemand gern und trotzdem bleibt der 17-jährigen Mia nichts anderes übrig als sie als einzige Überlebende übrig bleibt, als ihre Eltern und ihr kleiner Bruder bei einem Autounfall ums Leben kommen. Von außen sieht sie sich selbst im Koma liegen, sieht wie ihre Großeltern, ihr Freund Adam und ihre beste Freundin Kim sie besuchen und um ihr Leben bangen. Wofür wird Mia sich entscheiden? Für ein Leben von dem sie nicht weiß, wie es werden wird oder für den Tod, von dem sie es ebenso nicht weiß? Eingebettet in diese Rahmenhandlung erzählt Gayle Forman in Rückblicken von Mias Leben vor dem Unfall. Von ihren Eltern und ihrem Bruder und von ihrer Beziehung mit Adam.

Ich gebe zu, meine Erwartungen an diesen Roman waren wegen der vielen begeisterten Rezensionen und auch wegen der Aussicht auf einen extrem emotionalen Inhalt sehr hoch. Leider wurde er meinen Erwartungen aber nicht ganz gerecht. Ob es nun daran gelegen hat, dass ich mit Mia (der Ich-Erzählerin) einfach nicht richtig warm wurde oder daran, dass ich mehr Auseinandersetzung mit dem Anfangs geschilderten Konflikt erwartet habe, kann ich gar nicht genau sagen.

Der Roman bleibt sehr an der Oberfläche, kratzt den grundsätzlichen Konflikt nur sehr vorsichtig an; der Teil, der sich überhaupt damit auseinandersetzt, ist für meinen Geschmack deutlich zu kurz geraten. So stellt sich Mia nie ernsthaft die Frage, wo ihre Eltern und ihr Bruder sind. Wie es dort aussieht und ob sie ihnen überhaupt folgen kann, sollte sie sich dafür entscheiden. Auch Mias Großeltern – die immerhin ihren Sohn und ihren Enkel verloren haben – scheinen durch deren Tod nicht sonderlich beeindruckt zu sein, erklärt doch Mias Großmutter schon bald, dass das Leben in ein paar Monaten wieder ganz anders aussehen könnte.

Der Schwerpunkt liegt jedoch auf dem – meiner Meinung nach – sehr weichgespülten Erzählstrang über Mias Leben vor dem Unfall. Eine perfekte Familie, ein perfektes Leben, perfekte Zukunftsaussichten. Alle Hauptcharaktere scheinen ausschließlich positive Eigenschaften zu haben, nichts, woran man sich als Leser reiben könnte. Das führt dazu, dass sie trotz der sehr liebevollen Schilderung stets blass bleiben. Einzig die Schilderung von Adam geht ein wenig tiefer und man hat am Ende des Buches das Gefühl, ihn zu kennen. Besonders gefreut hat mich deshalb, dass die Fortsetzung des Romans – „Lovesong“ – aus seiner Sicht geschrieben ist.

Einen dicken Pluspunkt vergebe ich noch für das sehr gelungene Cover, das Mias sehr einsame Entscheidung sehr gut widerspiegelt.

Letztlich haben der flüssige Schreibstil und auch Adam einiges wieder rausgerissen, so dass ich trotz aller Kritik immer noch gerne gute drei Sterne vergebe.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.07.2011
Lovesong
Forman, Gayle

Lovesong


sehr gut

Drei Jahre sind vergangen, seit Adam von Mia von heute auf morgen ohne eine Begründung verlassen wurde. Drei Jahre, in denen er nichts von ihr gehört hat. Inzwischen feiert Adam großartige Erfolge mit seiner Band, ist ein gefeierter Rockstar. Alles läuft scheinbar nach Plan. Doch in Wirklichkeit ist er ausgebrannt, hält sich nur noch mühsam mit Medikamenten aufrecht und der Schmerz um die verlorene Liebe droht ihn langsam aber sicher zu zerstören. Bis er plötzlich durch einen Zufall Mia in New York begegnet und die beiden in dieser einen beinahe magischen Nacht wieder anfangen miteinander zu sprechen, sich zu verstehen und vielleicht sogar einen Weg zurück zueinander finden.

Da ist sie endlich! Die düstere, melancholische, depressive und beinahe elektrisch geladene Stimmung, die ich im ersten Band so sehr vermisst hatte! Hatte ich in meiner Rezension zu „Wenn ich bleibe“ noch kritisiert, dass mir Emotionen fehlen und dass der Roman als Ganzes meiner Meinung nach zu oberflächlich geschrieben ist, hat Gayle Forman bei dieser grandiosen Fortsetzung alles richtig gemacht.

Der Roman ist dieses Mal nicht aus Mias sondern aus Adams Sicht geschrieben. In Rückblicken werden die vergangenen drei Jahre geschildert und auch ein paar Episoden aus der Zeit, als die beiden noch zusammen waren.

Gleich auf den ersten Seiten wird klar, dass es Adam nicht gut geht und nach und nach erschließt sich dem Leser seine ganze wirre Gefühlswelt. Er ist wütend, weil Mia ihn verlassen hat, zudem leidet auch er unter dem Verlust von Mias Eltern, die bei einem Autounfall ums Leben kamen.

Endlich erhält in dieser Fortsetzung auch Mias Figur die Tiefe, die ich von Anfang an erwartet hatte, endlich gelingt es der Autorin glaubwürdig zu schildern, wie es in Mia und vor allem in Adam aussieht. In jeder einzelnen Zeit spürt man Wut, Trauer, Unverständnis und Fassungslosigkeit, gleichzeitig aber auch die tiefe Liebe, die die beiden immer noch verbindet. Es war nicht immer einfach, Adams leichten Hang zum Selbstmitleid und Mias Hang zur Selbstgerechtigkeit auszuhalten, aber gerade das machte den Roman auch so besonders.

Flüssig erzählt und ohne auch nur ein einziges Mal langatmig oder gewollt zu wirken führt Gayle Forman ihre Figuren durch die Nacht und man hofft bis zum Schluss mit Adam, dass sich doch noch alles zum Guten wendet und das Glück doch noch auf die beiden wartet. Und trotz der großen, gewichtigen Gefühle, die auf jeder Seite durchscheinen, gibt es keinen Kitsch und keinen Pathos, sondern nur schonungslose, ehrliche und schnörkellose Gefühle.

„Lovesong“ hat die leichte Enttäuschung über „Wenn ich bleibe“ bei weitem wieder wett gemacht und ich würde mich über einen dritten Band – gerne wieder mit Adam als Ich-Erzähler – sehr freuen. 4 Sterne für eine mitreißende Geschichte, die hoffentlich noch nicht zu Ende ist!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.06.2011
Als das Cello vom Himmel fiel
Coyote, Ivan E

Als das Cello vom Himmel fiel


sehr gut

Das Leben meint es gerade scheinbar nicht besonders gut mit Joey. Unter den stets wachen Augen der der Dorfgemeinschaft und ganz besonders denen seiner Mutter muss er irgendwie mit dem Tod seines Vaters vor vier Jahren und der Trennung von seiner Frau zurecht zu kommen. Ally hat ihn verlassen und lebt nun Calgary mit ihrer neuen Liebe, einer Frau, zusammen.

Durch einen Zufall, wie es ihn wohl nur selten gibt, kommt er dank eines Tauschgeschäfts zu einem Cello und er beschließt, Unterricht zu nehmen. Bevor er nach Calgary aufbricht um sich eine Lehrerin zu suchen, entschließt er sich schweren Herzens Ally einige noch immer im ehemals gemeinsamen Haus verbliebene Dinge zu bringen. So macht er sich mit seinem Cello, Allys Sachen und einer gehörigen Portion Altlasten auf den Weg und kehrt am Ende verändert wieder zurück.

Die Meinungen zum Erstlingswerk von Ivan E. Coyote sind gespalten. Die Einen sind begeistert, die Anderen sind enttäuscht. Umso gespannter war ich, zu welcher Gruppe ich wohl gehören würde. Noch während des Lesens und auch ein paar Tage danach war ich unsicher. Jetzt – während ich diese Rezension schreibe – weiß ich es endlich. Ich bin begeistert.

„Als das Cello vom Himmel fiel“ ist kein lautes Buch, kein Buch, das sich aufdrängt. Es ist eine nahezu alltägliche Geschichte, die schon oft erzählt wurde. Eine Geschichte vom Verlassen werden und davon, wieder zu sich zu finden. Von Fragen, die hartnäckig nach einer Antwort verlangen und vom Versuch wieder Zukunftspläne schmieden zu können.

Anders jedoch als in vielen anderen Romane mit dieser Grundidee wird man nicht durch zahllose Nebenhandlungsstränge abgelenkt. Man bleibt ganz bei Joey, in seiner Gefühls- und Erlebniswelt. Man ist hautnah dabei, wie er anfangs erkennt, dass seine Mutter recht hat, wenn sie ihm entweder zu einem Hobby oder einem Antidepressivum rät und man ist ebenso dabei, wie er sich für ersteres entscheidet. Man begleitet ihn dabei, wie aus Fremden ganz plötzlich Freunde werden können, wenn man sich ihnen nur öffnet und auf seinem Weg aus der Hilflosigkeit und Einsamkeit, den er geht, fast ohne es selbst zu merken.

Dass es nur am Rande eine Rolle spielt, dass Joeys Frau ihn für eine andere Frau verlassen hat, hat mich zunächst überrascht und ein wenig enttäuscht; lag dies doch bei einem Roman aus einem Verlag, der sich der lesbischen Literatur verschrieben hat, recht nah.

Letztlich bin ich aber – ebenso wie Joey vielleicht auch – zu dem Schluss gekommen, dass es keine Rolle spielt, wer wen warum verlässt, sondern nur, dass man Verletzungen heilen lässt und sich so eine Chance für die Zukunft gibt.

Wie auch bei Geschrieben für Dich von Sylvia Brownrigg haben mir Gestaltung und Übersetzung, beides wieder von den Verlagschefinnen persönlich übernommen, sehr gut gefallen.

Ich vergebe 4 Sterne für ein Buch, dass mich überrascht und auch lange nach der letzten Seite noch nicht losgelassen hat.



Zitate:

Die freundlichsten Menschen sind, die denken, dass sie dich nie wieder sehen. (Seite 84)

Es gibt keinen Typ Frau, der einem Mann erlaubt, sie zu schlagen. Es gibt nur den Typ Mann, der seine Frau schlägt. (Seite 154)

Lass dich ja nicht dazu verleiten, Frauen für das schwache Geschlecht zu halten, Joseph. Von ihnen wird einfach nur erwartet, dass sie sich mehr Scheiß gefallen lassen als wir. (Seite 154)

Kleinstädte haben die Eigenart, dir bei der erstbesten Gelegenheit genau die Dinge oder die Menschen über den Weg zu schicken, denen du am wenigsten begegnen möchtest. (Seite 220)

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.