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brenda_wolf
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Oberfranken

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Insgesamt 161 Bewertungen
Bewertung vom 05.09.2022
Dian Fossey - Die Forscherin / Mutige Frauen, die Geschichte schrieben Bd.1
Leonard, Susanna

Dian Fossey - Die Forscherin / Mutige Frauen, die Geschichte schrieben Bd.1


ausgezeichnet

Dian, die Gorillafrau
„Ich hätte sterben können vor Glück.“―Dian Fossey

Dian Fossey, eine außergewöhnlich mutige Frau mit einem großen Herzen für die Berggorillas. Die Eingeborenen nannten sie Nyirmachabelli, die einsame Frau des Waldes. Vielen wurde die Forscherin bekannt durch den Welterfolg „Gorillas im Nebel“. Auch ich hatte diesen Film mit Sigourney Weaver geliebt. Die Autorin Susann Leonhard legt nun mit „Dian Fossey – Die Forscherin“ eine erstklassige Romanbiographie über diese bemerkenswert beeindruckende Frau vor und ich bin begeistert.

Die Liebe zu den Berggorillas zieht Dian nach drei Jahren in New York mit jeder Faser zurück in die ruandischen Vulkanberge. Man hatte sie loshaben wollen und sie hatte sich gebeugt. Doch nun ist sie wieder da, die Frau mit dem Aussehen einer hochgewachsenen Indianerin, mit ihrem kastanienbraunen geflochtenen Haaren.

Bereits als kleines Mädchen träumte Dian davon später einmal in Afrika mit Tieren zu arbeiten. Und sie machte ihren Traum gegen alle Widerstände wahr. Doch bis es so weit war arbeitete sie als Ergotherapeutin am Kosair Kinderhospital in Louisville. Sie bittet ihre Eltern um die Bürgschaft für einen Kredit. Sie möchte sich ihren Herzenstraum erfüllen und mit ihrer Freundin Mary für einige Wochen nach Afrika. Ihr Stiefvater lehnt die Bitte schlichtweg ab. Danach spart sie jeden Cent um sich drei Jahre später ihren Traum doch noch zu erfüllen.

Ihr Safari-Führer und Scout ist John Alexander, genannt „der große Jäger“. Dian bringt ihn mit ihrer Hartnäckigkeit und ihren Extrawünschen schier zur Verzweiflung. Auf dieser Reise besucht sie auch Professor Louis Leakey in der berühmten Ausgrabungsstätte in der Olduvai-Schlucht. Hier erfährt sie von den Berggorillas und jetzt gibt es für sie kein Halten mehr. Sie muss hin in die kongolesische Kabara. Und tatsächlich gelingt ihr eine erste Begegnung mit den Gorillas. Fossey ist von diesen Tieren so stark fasziniert, dass sie Professor Leakey überzeugt, dass sie die einzig Richtige ist, um das Verhalten der Berggorillas zu erforschen.

Mich hat das Buch über Dian Fossey von der ersten bis zur letzten Zeile gefesselt. Was für eine Frau. Sie war bekannt für ihre Unerschrockenheit und ihre Schießkünste. Der Autorin lässt lebendige Bilder im Kopf zu entstehen. Ich sehe Dian an ihrer Schreibmaschine in der Hütte sitzen und tippen. Susanna Leonhard hat mir diese Frau nähergebracht. Ich hatte das Gefühl, ich wäre mitten in der Geschichte und ich lernte Dian persönlich kennen. Ich war mit ihr auf ihren Streifzügen unterwegs, in den nebligen, regennassen Wälder, kletterte mit ihr durch Schluchten und an Berghängen entlang, ich war aber auch mit ihr in Gefangenschaft und auf der Flucht. Diese Frau schien ohne Angst zu sein.

Dian Fossey, die unerbittlich sein konnte, wenn es um ihre Tiere ging. Sie machte sich Feinde, nicht nur unter den Wilderen. Sie galt als sehr schwierig. Auch ihre Beziehungen scheiterten letztendlich an ihrem unnachgiebigen Charakter. Ihre einzige wahre Liebe galt den schwarzpelzigen Königen des Vulkangebirges, mit ihren schwarzen lackledernen Gesichtern. Dian schaffte es zu ihnen eine Beziehung aufzubauen. Dian reichte es nicht, die Tiere zu beobachten, sie wollte sich ihnen vertraut machen, als Teil der Herde akzeptiert werden. So benahm sie sich wie eine Gorillafrau um sich ihnen zu nähern. Und sie gab den Gorillas Namen. Digit war ihr ausgesprochener Liebling. Dian Fossey wurde nur 53 Jahre alt. Sie wurde am 27. Dezember 1985 ermordet in ihrer Hütte in Karisoke aufgefunden. Tage vorher hatte sie ein ‚Summ‘ vor ihrer Haustüre gefunden. Eine hölzerne Schlange, eine Puffotter. Ein Teil, das mit einem schwarz magischen Todesfluch belegt war.

Fazit: Eine absolut fesselnde Roman-Biografie, die ich jedem, der sich für mutige Frauen interessiert, ans Herz legen kann. Unbedingt lesenswert!

Bewertung vom 20.08.2022
Snowflake
Nealon, Louise

Snowflake


ausgezeichnet

Von Schneeflocken und Wünschen

Debbie White wächst auf einer irischen Milchfarm heran. Mit ihrem Onkel Billy verbindet sie ein enges Band. Er lebt im Wohnwagen auf dem Feld hinter dem Haus und ist ihre Bezugsperson. Nachts besucht ihn Debbie oft. Er sagt, sie dürfe nur aus dem Haus kommen, wenn Debbie den Mond vor ihrem Fenster sehen könne und sie ihm Wünsche aus dem Garten mitbringe. Und Debbie weiß, wo sich die Wünsche herumtreiben. Billy und Debbie führen oft tiefschürfende Gespräche über Gott und die Welt. Leider hat Billy ein Problem, ein Problem mit dem Alkohol.

Ihre Mutter Maeve hält sich fast den ganzen Tag im Schlafzimmer auf. Sie leidet an einer psychischen Erkrankung, glaubt an Prophezeiungen aus ihren Träumen, die sie akribisch aufzeichnet. Mit 18 tritt Debbie ein Anglistik-Studium am Trinity College in Dublin an. Hier prallen Welten aufeinander. Debbie fehlt es an Selbstbewusstsein. Sie fühlt sich als Landei verloren unter ihren Mitstudierenden, und muss sich erst ihren Platz erobern. Während Debbie in Xanthe ihre erste richtige Freundin findet, bahnt sich zuhause auf dem Hof ein Familiendrama an.

Louise Nealons ist mit ihrem Roman ein absolut packendes Debüt gelungen. Mich hat ‚Snowflakw‘ von der ersten Zeile an fasziniert. Was für liebevoll gezeichnete Charaktere. Ich mochte besonders Onkel Billy. Er versucht mit Alkohol seine Dämonen zu bekämpfen. Trinken ist seine Überlebensstrategie. Die Mutter ohnehin psychisch angeschlagen, wirft der Tod ihres jungen Liebhabers völlig aus der Bahn. Und auch Debbie zweifelt an ihrem Verstand, sie fürchtet, wie ihre Mutter zu werden. Billy sagt: „In unserer Familie gibt es viele verschiedene Arten von Verrücktheit“. Denn auch schon die Großmutter war damit belastet. Die Autorin lässt gekonnt Bilder im Kopf entstehen, mitunter ist ihre Sprache fast poetisch, z.B. „Als ich den Kopf vom Kissen hebe, rieselt mir Schlaf aus dem Ohr“.

Insgesamt ist der Roman trotz seiner Leichtigkeit eher düster. Tod, Suizid, Depressionen und Ängste dominieren das Geschehen. Besonders gut gefallen hat mir eine Nebenfigur. Debbies ehemalige Klavierlehrerin. Und auch sie hatte in der Vergangenheit mit ihren inneren Dämonen gefochten und anscheinend den Kampf gewonnen.

Fazit: Ein absolutes Lese-Highlight!

Bewertung vom 05.08.2022
Matrix
Groff, Lauren

Matrix


sehr gut

Marie, die Priorin

Hinter dem Titel „Matrix“ und dem Cover vermutet man eher einen SF-Roman, als eine Geschichte die sich um 1158 abspielt. Und genau das macht neugierig auf das Buch.

Die siebzehnjährige Marie entstammt einer Familie kämpferischer Frauen. Die Halbschwester von Königin Eleonore von Aquitanien, Herrscherin von Frankreich und England, ist eine Riesin, ungelenk, linkisch und von keinerlei Schönheit, aber sie ist ausnehmend klug, beherrscht mehrere Sprachen in Schrift und Wort, deshalb wird sie vom königlichen Hof in ein Kloster zur Priorin beordert wird. Ihre Aufgabe ist es nun das heruntergewirtschaftete Kloster wieder zur Blüte zu verhelfen. Und Marie ist genau die richtige Person für diese Aufgabe, obwohl sie anfangs sehr hadert mit ihrem Schicksal. Sie wäre gerne in Eleonores Nähe geblieben, denn sie verehrt die Königin und sieht sie als ihre große Liebe.

Marie ist eine Kämpferin, der es schwerfällt sich unterzuordnen. Trotzdem nimmt sie ihre Aufgabe als Herausforderung an. Unter ihrer Führung kommt neuer Wind in die klösterliche Gemeinschaft.

Der Schreibstil ist leicht und flüssig und lässt Bilder entstehen. Marie eine interessante und sympathische Protagonistin. Sie hat ein Händchen dafür, Frauen zu führen und zu lenken, aber sie denkt auch wirtschaftlich und versteht es ihre Macht einzusetzen zum Wohle aller.

Dennoch hat der Roman Längen und mir fiel es stellenweise schwer, weiterzulesen.

Fazit: Ein Roman, der Geduld erfordert.

Bewertung vom 30.07.2022
Das Glück auf der letzten Seite
Bonidan, Cathy

Das Glück auf der letzten Seite


sehr gut

Spannende Briefe

Was für ein außergewöhnliches Buch! Es geht um ein Manuskript, das Anne-Lise im Nachtisch ihres Hotelzimmers vorfindet. Sie liest es und ist begeistert, es bringt etwas in ihr zum Klingen. Ihr Ehrgeiz ist es, den Verfasser ausfindig zu machen. Es stellt sich heraus, dass der Autor Sylvestre Fahmer dieses Manuskript bereits vor dreiunddreißig Jahren geschrieben hat und es ihm auf einer Reise nach Montreal abhandengekommen ist. Er hatte es nicht vollendet. Es muss noch einen zweiten Autor geben, der den Roman zu Ende geschrieben hat. Und wer Anne-Lise kennt, der weiß, dass sie nicht lockerlässt um dieses Rätsel zu lösen.

Der Roman „Das Glück auf der letzten Seite“ besticht mit einem wunderschönen Cover. Für mich eigentlich alles was ich brauche, um mir ein Buch zu schnappen. Der Eiffelturm, eine Frau, die sich in ein Buch vertieft. Und doch ist auch der Inhalt etwas ganz Besonderes. Die Autorin Cathy Bonidan hat ihren Roman in Form eines Briefromans angelegt. Sie lässt ihre Protagonisten Briefe schreiben. In unserer Zeit ein Novum. Ein persönlich gehaltener Brief gilt als veraltet. WhatsApp und E-Mails haben diese Form der persönlichen Kontaktnahme aussterben lassen. Das ist schade. Ein Brief ist ausführlicher, bringt die Gedanken besser zum Ausdruck.

Anne-Lisa lernt auf ihrer Suche viele unterschiedliche Menschen kennen, Menschen, denen sie nie begegnet wäre. Und zu denen sie im brieflichen Kontakt Nähe aufbaut. Man erfährt viel über die Adressaten. Interessant ist, dass die Briefe in das Leben dieser Menschen eingreifen, Veränderungen bewirken. Anne-Lise bringt mit ihrer Hartnäckigkeit Menschen zusammen.

Wann schreibe ich, wann schreiben Sie den nächsten persönlichen Brief? Es könnte spannend werden.

Fazit. Eine Liebeserklärung an das Briefe schreiben und das Lesen. Mir hat das Buch Spaß gemacht und ich empfehle es gerne weiter.

Bewertung vom 19.07.2022
Sturmrot / Eira Sjödin Bd.1
Alsterdal, Tove

Sturmrot / Eira Sjödin Bd.1


gut

Wenn dich die Vergangenheit einholt
Olof Hagström hat seit 23 Jahren keinen Kontakt mehr zu seinem Vater. Als Vierzehnjähriger hatte er die Vergewaltigung und den Mord an der siebzehnjährigen Lina Stavred gestanden. Jetzt ist der dabei ein Fahrzeug nach Stockholm zu überführen und kommt in die Gegend seines ehemaligen Elternhauses. Die Neugier veranlasst ihn diesen Abstecher zu fahren. Was sich als folgenschwerer Fehler erweist. Im Haus findet er seinen ermordeten Vater im Badezimmer vor. Erneut gerät er ins Fadenkreuz der Ermittlungen.

Die Polizistin Eira Sjödin ist erst kürzlich wieder in ihren Heimatort Kramsfors zurückgekehrt, da sie auf ihre an Demenz erkrankte Mutter ein Auge haben will. Nun holt auch sie die Vergangenheit wieder ein. Eira war erst neun Jahre, als sich der Mord an Lina ereignete.

Der Schreibstil liest sich flüssig, aber für meinen Geschmack plätscherte die Handlung zäh und ermüdend dahin. Es kam zu wenig Spannung auf. Immer wenn die Story mich halbwegs zu fesseln begann, machten langatmige Passagen diesen Eindruck ganz schnell wieder zunichte. Auch mit der Hauptprotagonistin Eira konnte ich mich nicht anfreunden. Sie blieb mir fern. Sie kam zwar authentisch rüber, aber ihr fehlte das Feuer, bei mir den berühmten Funken zu entfachen. Die Schauplätze hingegen waren sehr gut beschrieben. Ich hatte als Leserin die schwedische Landschaft vor Augen.

Fazit: Ich liebe Schwedenkrimis, leider konnte mich dieser nicht überzeugen. Mir fehlte ein durchgängiger Spannungsbogen.

Bewertung vom 06.07.2022
Die Familie
Krupitsky, Naomi

Die Familie


gut

La Familia
Wir befinden uns in New York im Jahre 1928. Sofia Colicchio ist ein Mädchen mit wildem Wesen. Sie läuft schnell und spricht laut. Ihre beste Freundin ist Antonia Russo, die nebenan wohnt. Beide sind sieben Jahre. Antonia ist eine Träumerin. Und dennoch ergänzen sie sich. Zusammen entwerfen sie ihre eigene Welt, gehen gemeinsam auf Safari, entkommen nur knapp einem Löwen, sie fliegen nach Sizilien, Japan und Panama, entfliehen Treibsand und heiraten Prinzen. Sofia und Antonias Eltern sind auf Anweisung ihres Bosses, Tommy Fianzo, in diese Gegend gezogen. Familie ist alles. Sofia bemerkt, dass von ihrem Vater Joey Gefahr ausgeht, dass Menschen Angst vor ihm haben. Ihr Vater sagt: „Unser Geschäft ist es Leuten zu helfen. Dafür bezahlen sie uns.“ Als Carlo, Antonias Vater, versucht sich aus Tommy Fianzos Fängen zu lösen, bleibt das nicht unbemerkt. Die Familie lässt Carlo verschwinden.

Das Leben geht weiter. Sofias Vater kümmert sich um Antonia und ihre Mutter, er übernimmt die Miete und vermittelt Lina einen Job in einer Wäscherei. Je älter die Mädchen werden, desto mehr wird ihnen bewusst, wie sehr sie sich von ihren Klassenkameradinnen unterscheiden. Niemand will mit ihnen verkehren. Sie sind Töchter von Kriminellen.

Im Alter von dreizehn Jahren träumen den beiden Mädchen von Flucht. Mit dem Besuch der High-School trennen sich langsam ihre Wege. Antonia verkriecht sich in ihre Bücher, träumt von einem Haus mit Veranda, von einem Mann und Kindern, von einer heilen Familie, die sie nie hatte. Sofia schminkt sich die Lippen rot und setzt auf die Macht des Hüftschwungs. Sie versteht es ihren Zauber einzusetzen und gewinnt an Beliebtheit.

Mir fiel es sehr schwer mich in die Protagonistinnen zu versetzen. Ich konnte weder zu Sofia, noch zu Antonia eine Verbindung aufbauen. Da kam keine Nähe auf. Auch die Nebenfiguren blieben für mich farblos. Der Schreibstil ist zwar flüssig, trotzdem konnte mich die Geschichte nicht wirklich fesseln, obwohl zum Schluss doch noch so etwas wie Spannung aufkam. Denn …Antonia nimmt Rache.

Schade, ich hatte mir von dem Buch sehr viel mehr versprochen.

Bewertung vom 19.06.2022
Die dunkle Leidenschaft
Haller, Reinhard

Die dunkle Leidenschaft


ausgezeichnet

Hass vergiftet das Leben
Wo Liebe wächst, gedeiht Leben – wo Hass aufkommt, droht Untergang.
Mahatma Gandhi

Hass, das kälteste und bösartigste aller Gefühle mit einer enormen zerstörerischen Kraft. Hass äußerst sich sowohl im toxischen Schweigen, als auch in verbalen Attacken, in zwischenmenschlichen Auseinandersetzungen und Gesellschaftskonflikten, in Diskriminierung und Mobbing, den schlimmsten Verbrechen und Krieg.

Prof. Dr. med. Reinhard Haller arbeitet als Psychiater und Psychotherapeut und wird als einer der renommiertesten europäischen Gerichtsgutachter immer wieder bei spektakulären Fällen hinzugezogen. In seinem Buch „Die dunkle Leidenschaft“ geht er den Ursachen und den Wurzeln dieser dunkelsten aller Emotionen auf den Grund. Ist Hass ein Affekt, ein Trieb oder eine Leidenschaft? Wir erfahren von den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen aus der Forschung, inklusive Beispielen aus der kriminalpsychiatrischen und psychotherapeutischen Praxis. Der Autor gibt konkrete Hilfestellung, wie mit ‚Hater‘ umzugehen ist. Wer kennt ihn nicht, den ’Hater‘ im Netz. Gerade in der Coronazeit hatten hasserfüllte Postings Hochkonjunktur. Doch Hass, Beleidigung und Hetze sind kein Kavaliersdelikt, sie sind bereits strafbare Handlung.

Wohin Hass führen kann, zeigen Zeitungsmeldungen. Ende Jan. 2022 endete zum Beispiel ein Rosenkrieg für eine 43-jährige Frau und ihrem Sohn tödlich. Eine 37-jährige, von Eifersucht völlig zerfressene Autolenkerin fuhr sie und ihren Sohn mit dem Auto nieder. Auch Gier kann zur Triebfeder von Hass werden. Hass schaltet jegliches Gefühl von Empathie aus. Das Opfer wird entmenschlicht.

Den Schluss des Buches bildet das Kapitel: „Acht Schritte gegen ein gesellschaftliches Klima des Hassens“. Der Autor betont die Wichtigkeit, sich in andere Menschen hineinversetzen zu können, zu fühlen, was sie denken und empfinden. Schon der frühere US-Präsident Barack Obama hat von einem „Empathiedefizit“ in der modernen Gesellschaft gesprochen und auf die Gefahren hingewiesen.

Fazit: Ein hochinteressantes Sachbuch. Prof. Dr. Haller enttabuisiert die dunkle Emotion.

Bewertung vom 02.06.2022
Das Haus der stummen Toten
Sten, Camilla

Das Haus der stummen Toten


sehr gut

Düster und spannend

Ein neuer spannender Thriller aus der Feder der Bestsellerautorin aus Schweden. Camilla Sten hat mit „Das Haus der stummen Toten“ einen etwas düster angehauchten Roman mit Gänsehautgarantie vorgelegt. Camilla Stehen ist übrigens die Tochter, der Erfolgsautorin Viveca Sten.

Eleanor besucht ihre Großmutter zum Abendessen und findet die alte Dame erstochen auf dem Teppich liegend. Der Täter ist noch in der Wohnung, er schlüpft an ihr vorbei nach draußen. Da Eleanor an einer Gesichtserkennungsschwäche leidet, kann sie dem Täter in beschreiben. Aber nun sitzt ihr die Angst in den Knochen. Wird der Täter auch sie aus dem Weg räumen? Er muss ja annehmen, dass sie ihn erkannt hat. Wenige Wochen später erfährt Eleanor, dass sie von ihrer Großmutter einen Gutshof namens Solhöga geerbt hat. Von diesem Landsitz hört Eleanor zum ersten Mal. Warum hatte die Großmutter diesen Besitz geheim gehalten? Eleanor fährt mit ihrem Freund zu dem Anwesen, dort trifft sie sich mit ihrer Tante und dem Notar, um ein Inventarverzeichnis anzulegen. Und jetzt wird es mystisch. Dinge passieren, die nicht zu erklären sind. Wo ist der Verwalter des Anwesens. Warum ist er telefonisch nicht zu erreichen?

Camilla Stens Schreibstil hat mir gut gefallen. Es kam von Anfang an Spannung auf, so dass ich mitfieberte, das Rätsel zu lösen. Ich mochte Eleanor, die sich trotz Prosopagnosie, der sogenannten Gesichtsblindheit, mutig zeigte. Sie muss ich Merkmale einprägen, um Menschen wiederzuerkennen. Sebastian, ihren Freund, empfand ich dafür eher als etwas farblos. Aber gut beschrieben empfand ich ihre Tante. Sie kam mir sehr authentisch rüber.

Insgesamt ein spannender, etwas düster gehaltener Thriller, der zum Miträtseln anregt.

Bewertung vom 13.05.2022
Du bist mehr als genug
Desai, Sarah

Du bist mehr als genug


gut

Ich bin
Das neue neuem Buch von Sarah Desai besticht auf dem ersten Blick mit einem schönen Cover und einer ansprechenden Gestaltung der Seiten. Die beliebte Coachin und Podcasterin hat es sich zum Ziel gesetzt mit „Du bist mehr als genug“, Frauen zu ihrem Selbstwert zu verhelfen und ihnen wertvolle Tipps an die Hand zu geben. Es macht Spaß durch die Seiten zu streifen und zu schmökern. Es ist kein Buch das man von vorne bis hinten liest. Es ist ein Buch, dass wertvolle Schätze zwischen den Seiten birgt, die es zu suchen lohnt.

Mir persönlich gefiel am besten die Übung: Negative Glaubenssätze widerlegen. Denn auf das, was wir oft denken, hat unser Hirn den einfachsten Zugriff. Interessant ist auch die Frage nach der Stimme, der inneren Kritikerin. Wer spricht denn da zu mir? Ist es jemand aus der Vergangenheit/Kinderheit? Erkennen wir diese Stimme?

Enttäuscht an dem Büchlein hat mich, der fehlende Tiefgang. Alle Übungen und Tipps werden praktisch nur aufgelistet/angedacht/jedoch nicht vertieft. Hier fühlte mich alleingelassen.

Fazit: Ein angenehm zu lesendes Büchlein mit anregenden Ideen, aber ohne wirkliche Tiefe.

Bewertung vom 05.04.2022
Die andere Schwester / Karlstad-Krimi Bd.2
Mohlin, Peter; Nyström, Peter

Die andere Schwester / Karlstad-Krimi Bd.2


ausgezeichnet

Schwestern

Der ehemalige FBI-Agent John Adderley lebt unter einem neunen Namen und neuer Identität im schwedischen Karlstad. Nun holt ihn seine Vergangenheit ein. Ganirus Leute sind ihm auf den Fersen. Ganiru ist ein gefährlicher Drogenboss, den John einst als Undercoveragent in den Knast gebracht hatte. Johns Incognito ist aufgeflogen. Seine Verfolger benutzen seinen Freund Trevor, der ihn damals das Leben gerettet hatte, um an den Code einer Website zu kommen, die für John quasi eine Lebensversicherung darstellt.

John arbeitet derzeit als Ermittler Frederik Adamsson an dem Fall der ermordeten Geschäftsfrau Stella Bjelke, die einen erfolgreichen Online-Dating-Service betrieben hatte. Der Fall erregt große Aufmerksamkeit und schnell wird klar, dass der Schlüssel zu dem Fall in der Vergangenheit liegt. Stellas Schwester, ein IT-Genie, hat schwere psychische Probleme. Aber auch das Verhältnis zwischen den Schwestern war mehr als schwierig. Stella war eine Tyrannin, doch für Alicia, ihrer Schwester, bedeutete sie, den Fixpunkt in ihrem chaotischen Leben.

Wie bereits der 1. Fall ‚Der andere Sohn‘ ist auch John Adderleys zweiter Falll extrem spannend. Das Autorenteam Mohlin & Nyström serviert uns erneut Nervenkitzel auf höchstem Niveau. Der Schreibstil ist gut lesbar und lässt einem bis zum Schluss nicht mehr los. Die Personen sind authenisch gezeichnet. Die fahrige Alicia stand mir total gut vor Augen, ihre Zerrissenheit war spürbar. Stella verkörperte für mich eine Soziopathin, und auch sie kam glaubwürdig rüber. In diesem Band geht es nicht zimperlich zu. Mir blieb manchmal die Luft weg, vor allem Johns Entscheidungen, waren mehr als heftig. John ist zwar eine coole charismatische Person, aber er hat sich in diesem Band schon einiges geleistet, das hart an die Grenze ging. Mehr will ich nicht verraten. ‚Die andere Schwester‘ ist auf jeden Fall durchgehend spannend und das Ende nicht vorherzusehen.

Fazit: Wer nicht zimperlich ist und spannende Unterhaltung liebt, dem sei dieser Schwedenkrimi wärmstens empfohlen.