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Meggie
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Insgesamt 1147 Bewertungen
Bewertung vom 09.04.2024
Sepia und das Erwachen der Tintenmagie / Sepia Bd.1
Bell, Theresa

Sepia und das Erwachen der Tintenmagie / Sepia Bd.1


sehr gut

Meine Meinung:
Sepia wächst als Waise in einem Waisenhaus auf. Die 12jährige erhält einen Brief, in welchem steht, dass sie als Lehrling in Flohall in der berühmten Druckerei Silbersilbe anfangen darf. Doch Sepia ist skeptisch. Warum wurde gerade sie dafür ausgewählt? Bald jedoch fühlt sich Sepia inmitten der vielen Gerüche um Papier und Tinte sehr wohl. Und sie findet Freunde in Sanzio und Niki, die ebenfalls als Lehrlinge arbeiten. Sepia jedoch merkt mit der Zeit, dass sie anscheinend komische Dinge anzieht. Nicht nur, dass sie die mysteriösen Bleiläuse sieht, nein auch ein kleiner Bleibuchstabe macht sich selbständig und sie sieht Schatten um die Druckerei schleichen. Und plötzlich verschwindet ihr Meister, zusammen mit den Meistern von Sanzio und Niki. Ist da etwa böse Alchemie am Werk?

Ich finde Bücher, die von Büchern handeln, immer wieder faszinierend. Die Autorin hat mich mit ihrer Geschichte, die ideal für Kinder ab 8 Jahren geeignet ist, so fesseln können, was an dem flüssigen und packenden Schreibstil einerseits und an der so reizvollen Story andererseits lag.

Zu Anfang treffen wir auf Sepia, die einen geheimnisvollen Brief erhält. Ab sofort darf sie als Lehrling in der Druckerei bei Meister Silbersilbe anfangen. Für sie natürlich eine große Chance, da sie als Waise nicht allzu viele Möglichkeiten hat. Ein aufregendes Abenteuer für das junge Mädchen. Und sie nutzt diese Chance, obwohl sie viele Fragen hat, die erst nach und nach geklärt werden können.

Die ganze Zeit kam ich mir ein bisschen verzaubert vor. Die Beschreibung der Druckerei und des Handwerks des Druckers fand ich unheimlich faszinierend. Aber auch Sepia und ihre Art, sich dem Neuen zu stellen, fand ich so mutig. Denn Sepia ist ein cleveres Mädchen und sie versucht, neue Herausforderungen anzunehmen und das für sie Beste dabei herauszuholen.

Auch Niki und Sanzio, die Sepia im Laufe der Story kennenlernt, habe ich schnell ins Herz geschlossen. Niki ist neugierig und etwas vorschnell, doch hat sie eine aufgeschlossene und ehrliche Art, so dass man sie einfach liebgewinnen muss. Sanzio dagegen ist etwas ruhiger und besonnener, manchmal etwas naiv, aber hat das Herz am rechten Fleck.

Die Bedrohung kommt schleichend. Sepia ahnt, dass ihr Meister weiß, was passiert. Aber anvertrauen kann er sich ihr nicht - noch nicht. Und dann kommt es zu einer Katastrophe. Sepia muss schnell handeln und mithilfe ihrer Freunde und einer gehörigen Portion Mut stellt sie sich der Dunkelheit und bekommt so viele Antworten.

Dies ist der Auftakt zu einer Trilogie und obwohl es sich hier um ein Kinderbuch handelt, werde ich diese Reihe weiterverfolgen und warte nun gespannt auf den nächsten Teil.

Meggies Fussnote:
Eine Geschichte um Tinte, Papier und Asche.

Bewertung vom 29.03.2024
Die Burg
Poznanski, Ursula

Die Burg


sehr gut

"Die Burg" - beeindruckend liegt sie oben auf dem Felsen. Maxim aber ist sich sicher, sie ist sein Untergang. Denn in den Katakomben verbirgt sich ein modernes Escape-Room-Game unterstützt von einer künstlichen Intelligenz. Und Maxim - selbst Besitzer diverser "normaler" Escape Rooms - merkt, dass diese Konkurrenz sein Ruin ist. Trotzdem nimmt er die Einladung des millionenschweren Besitzers an, die Räume vor Eröffnung zu testen. Die Neugier ist einfach zu groß. Zusammen mit vier weiteren exklusiven Gästen begibt sich Maxim in die unterirdischen Räume. Nur um kurz darauf darum zu spielen, je wieder Tageslicht sehen zu dürfen.

Die Autorin ist mit ihren Büchern immer nah am Zeitgeschehen. Diesmal nimmt sie sich das Thema "KI" vor und vermischt dieses Thema mit den allseits beliebten Escape Rooms, aus denen man sich innerhalb einer vorgeschriebenen Zeit mit kniffligen Rätseln "befreien" muss. Nur, dass im realen Leben die Option besteht, jederzeit durch eine offene Tür nach draußen zu spazieren und auch (fast?) in keinem Raum eine KI das Sagen hat.

Schon das Cover des Buches finde ich gelungen. Es wirkt mittelalterlich, die Seiten der Wände sind jedoch mit Nullern und Einsern überzogen, so dass man genau weiß, dass die KI immer und überall anwesend ist.

Der Inhalt war spannend und nervenaufreibend. Bei manchen gestellten Rätseln war mir zwar der Tiefgang zu enorm, aber für die Dramatik war dies unabdingbar. Als Außenstehender hat man keine Chance, die Rätsel zu lösen, da man dafür die Charaktere vorher genauer hätte kennenlernen müssen.

Die Geschehnisse innerhalb der unterirdischen Burg wird aus Sicht Maxims beschrieben, der als Besitzer diverser Escape Rooms und seiner Vorliebe für komplexe Rätsel von Nevio, dem "Erschaffer" der Burg eingeladen wird, sich exklusiv das wohl zurzeit modernste Escape-Game anzusehen und seine fachliche Meinung dazu abzugeben. Maxim, von Grund auf misstrauisch und eher pessimistisch eingestellt, nimmt die Einladung an, jedoch auch eher wegen des Geldes, welches ihm geboten wurde.

Alissa, eine Mitarbeiterin Nevios, ist die zweite Sicht. Sie sitzt im Kontrollzentrum und beobachtet auf den Monitoren, was innerhalb der Katakomben vor sich geht. Zumindest so lange, wie die KI dies zulässt.

Die KI ist der unbestreitbar dritte Hauptcharakter in diesem Buch. Sie ist allgegenwärtig und hat die Oberhand. Sie zeigt, wie angsteinflößend es sein kann, sich allzu sehr auf sie zu verlassen, ihr Freiheit zu geben und ihr nicht mit den richtigen Worten zu sagen, was zu tun und zu lassen ist. Die KI lernt selbstständig und in rasendem Tempo. Sie schwingt sich zu Höhen auf, die sie nicht erreichen darf.

Das Erzähltempo ist rasend, was aber nicht unangenehm ist. Der Zeitdruck ist enorm. Aber es soll verdeutlicht werden, wie es den Eingeschlossenen und denen, die ihnen helfen wollen, ergeht. Die Uhr tickt und der Kampf darum, endlich den Ausgang und damit Freiheit zu finden, ist langwierig.

Die Räume, aus denen die Charaktere einen Ausgang finden müssen, sind allesamt sehr gut beschrieben. In abgewandelter Form würden diese auch gut in die reale Welt passen. Zumindest ab 18 Jahren. Denn es wird teilweise blutig, eklig, gruselig und vor allem eins: unheimlich spannend.

Die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet, was aber auch daran liegt, dass sie im Laufe des Buches einfach in die Tiefe gehen müssen. So hatte man das Gefühl, selbst dabei zu sein und mitzuspielen, weil man Raum für Raum mehr in der Story drin war. Immer wieder begeben wir uns in ein mittelalterliches Setting (wobei Mittelalter hier allgemein gehalten ist, denn es ergibt sich eine Zeitspanne von fast über 700 Jahren), geprägt von der modernen Welt. Die KI findet hier eine spannende Mischung.

Trotzdem fand ich die Geschichte letztendlich etwas langwierig. Ein paar weniger Räume hätten es auch getan und vielleicht hätte man den Fokus auch etwas mehr auf die Charaktere selbst legen können. Gerade diejenigen, die außerhalb versuchen, die Eingeschlossenen zu retten. Ich hatte teilweise nicht das Gefühl, dass "genug" getan wurde. Aber da ich mich mit künstlicher Intelligenz nicht intensiv genug auseinandergesetzt habe und auch nur diverse Zeitungsartikel oder Social-Media-Einträge dazu kenne, stehe ich auch nicht genug in der Thematik drin, um mir hier ein größeres Urteil erlauben zu dürfen.

Auf jeden Fall bin ich gut unterhalten worden und bin mal wieder erstaunt, wie leicht es der Autorin anscheinend fällt, zu aktuellen Themen intensiv recherchierte Bücher hervorzubringen. Aber sie lebt eben am Puls der Zeit.

Fazit:
Aus der Geschichte gibt es kein Entkommen.

Bewertung vom 04.03.2024
Gezeitenkinder
Diekhoff, Luise

Gezeitenkinder


sehr gut

Hanna und Evi freuen sich auf ihre neue Arbeitsstelle im Kinderholungsheim Strandhafer auf der schönen Insel Norderney. Vor allem Hanna, die endlich mit Kindern arbeiten möchte, um ihnen etwas beizubringen Für Evi ist die Stelle nur Mittel zum Zweck, denn als angehende Erbin eines Kinoimperiums muss sie sich nicht so die Sorgen um ihre Zukunft machen. Hanna nimmt ihre Aufgabe ernst und will endlich beweisen, dass sie mit beiden Beinen im Leben steht. Doch schon am ersten Tag im Heim merkt Hanna, dass es hier nicht mit rechten Dingen zugeht. Kinder werden zurechtgewiesen, es gibt Essensentzug und wer nachts auf Toilette muss, wird bestraft. Dies sind nur einige Dinge, die Hanna auffallen und je mehr sie herausfindet, umso schlimmer steht es um die armen Kinder. Als Hanna jedoch anfängt, dagegen vorzugehen, stößt sie auf gehörige Probleme.

Die Geschichte spielt im Jahre 1962 auf der schönen Insel Norderney, die uns gleich zu Anfang sehr schmackhaft gemacht wird. Ich konnte mir sehr bildlich vorstellen, wie schön es damals gewesen sein muss, als die Insel dank des Tourismus noch nicht so überlaufen war. Mir ging es so wie Hanna, als sie die ersten Schritte auf der Insel tat. Sie war überwältigt von den neuen Eindrücken, der vorherrschenden Farbe Rot und der salzigen Luft, die sie tief einatmete.

Das war dann aber schon das Positivste, dass Hanna zu Anfang erfahren hat. Denn ab da geht es stetig bergab. Die Zustände, die im Heim herrschen, sind grauenhaft und niveaulos. Aber vor allem, da einige bei diesen Machenschaften mitgemischt haben. Pflegerinnen wie Krankenschwestern und natürlich die Ärzte. Und keiner will etwas gesehen haben.

Mir war Hanna von Anfang an so sympathisch. Ihre Empathie ist beispielhaft und ich hatte mehr als einmal das Gefühl, in Hanna könnte man eine gute Freundin finden. Sie vertritt ihre Ansichten mit aller Vehemenz und zögert nicht, für das Gute einzustehen. Auch wenn sie die Kinder im Grunde nicht kennt, ist sie doch ein so hervorragender Elternersatz für sie. Sie kümmert sich auch um die noch so kleinsten Belange und verdient sich somit das Vertrauen der Kinder. Und meines. Denn ich würde ihr bedenkenlos auch meinen Sohn anvertrauen.

Die Autorin hat einen sehr bildhaften Schreibstil und ich konnte mir so alles sehr gut vorstellen. Das Kopfkino hatte sehr viel zu tun, vor allem, wenn es um die Kinder geht. Doch auch die anderen Dinge waren sehr gut beschrieben.

Hanna lernt auf der Insel Jan kennen, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, über seine hier verschwundene Tante Ardie etwas herauszufinden. Der Zweite Weltkrieg spielt dabei auch eine vorherrschende Rolle.

So schafft es die Autorin zwei Themen so miteinander zu verflechten, dass am Ende eine runde und vor allem sehr interessante Geschichte dabei herausgekommen ist.

Auch wenn ich immer weiß, dass alles nur fiktiv und den Gedanken der Autorin entsprungen ist, könnte ich mir sehr gut vorstellen, dass es genau so geschehen ist. Vor allem eben durch die bildhafte Schreibweise sind mir die Protagonisten sehr ans Herz gewachsen, allen voran Hanna, Jan und Wilko, der eine weitere Rolle spielt und sich einem großen Thema annimmt, welches auch heute noch sehr wichtig ist: Gegen das Vergessen.

Hanna wächst über sich hinaus und lernt dabei vieles über sich selbst. Vor allem eines: endlich für sich selbst einzustehen und das zu wählen, was einem am wichtigsten ist. Selbst, wenn man dafür Personen, die einem wichtig waren, gehen lassen muss.

Meggies Fussnote:
Gegen das Vergessen!

Bewertung vom 18.02.2024
The Butterfly Tales: Jaelyn
Losbohm, Nadja

The Butterfly Tales: Jaelyn


ausgezeichnet

Schutzengel existieren wirklich. Ab der Geburt ihres Schützlings wachen sie über ihn. Ungesehen, aber mit Sorgfalt, Bedacht und Hingabe. Auch Jaelyn wacht über Max. Sie hat ihn schon vor vielem bewahrt, denn Max sucht die Gefahr. Jedoch mit dem Hintergrund, Jaelyns Existenz zu beweisen. Denn bei einem Unfall, als Max ein Kind war, hat er Jaelyn in einem unbedachten Moment gesehen. Und ist seit dem besessen davon, seinen Schutzengel sichtbar zu machen. Als dies gelingt, geschieht etwas mit Jaelyn. Sie merkt, dass es mehr gibt, als sich um ihren Schützling zu kümmern. Und so lernt sie, wie es ist, menschlich zu sein.
Doch da ist noch die böse Lorelei, ein Wesen, welches es sich zur Aufgabe gemacht hat, Leid und Schmerz zu verbreiten. Und gerade Lorelei ist es, die Jaelyn vielleicht helfen könnte.

Seit mittlerweile über 10 Jahren begleite ich die Autorin bei ihren Werken und bin immer wieder fasziniert, wie sie mit ihrer zarten Art zu schreiben, Geschichten erfinden kann, die einem einfach in den Bann ziehen.
So auch mit ihrem zweiten Schmetterlingsmärchen, das auf den ersten Blick als Liebesgeschichte daherkommt. Liest man jedoch zwischen den Zeilen, ist es einfach so viel mehr. Es geht um die Abgründe menschlicher Emotionen, um Zukunftsängste und den Blick, hinter die Kulissen der "ach so schönen Liebe mit ihren wundervollen Seiten".

So viele Storys mit Happy End beginnen mit Problemen. Hier ist es andersherum. Das Happy End kommt zu Anfang und entpuppt sich als grauenvoll und herzzerreißend.

Ich habe Jaelyn mit ihren blauen Flügeln und ihrer verständnisvollen Art sofort in mein Herz geschlossen. Sie ist ein zartes Wesen mit starkem Charakter und würde für ihren Schützling wirklich alles tun, nur damit er ein erfülltes Leben führen kann.
Max dagegen ist ein Draufgänger. Er will mit allen Mitteln beweisen, dass es Schutzengel gibt, da er Jaelyn als Kind bei einem Unfall kurz sehen konnte. Seine Verbissenheit ist eigentlich bewundernswert, wäre da nicht die rohe Art, die immer wieder durchschlägt. Ich mochte ihn nicht.

Die Autorin hat die Charakterzüge dieser zwei so unterschiedlichen Protagonisten perfekt eingefangen. Und zeigt uns eben mal auf, wie es ist, wenn nicht alles so läuft, wie man es sich eigentlich erhofft hat.

Weiter hat sie uns ein Setting vor die Nase gesetzt, was man nicht immer in Büchern findet. Neufundland. Ein Land, welches ich auch schon auf Bildern der Autorin, die dort Recherche betrieben und Urlaub gemacht hat, sehen durfte. Ein betörendes Land mit zauberhafter Natur, funkelndem Wasser und einer einnehmenden Art. Die Autorin schildert bestimmte Flecken dieses Landes so detailgetreu, dass man gleich Kopfkino hat und mit Jaelyn am Wasserfall sitzt oder durch die Natur spaziert. Ein Land, welches auch auf meiner Urlaubsliste gelandet ist und es bestimmt nicht lange dauert, bis ich es mal besuche.

Ich war am Ende des Buches traurig. Nicht, weil die Geschichte zu Ende war (also auch schon etwas), sondern wie sie zu Ende ging. Mit einem Knall, bittersüß und einer nachdenklichen Art. Aber auch genau, was die Autorin bezweckt hat. Die Sicht mal auf andere Dinge lenken und nicht nur immer auf Friede, Freude, Eierkuchen.

Fasziniert hat mich auch die Sicht der Autorin auf "Schutzengel". Sie stellt sie nicht dar, wie es uns vorgegeben wurde. Mit Federflügeln und Heiligenschein. Nein. Sie sind schmetterlingsähnlich, mit zarten Flügeln und einem betörenden Wesen. Auch die uns auf einem Felsen am Rhein sitzende und ihre Haare kämmende bekannte Lorelei ist nicht das, was wir erwarten. Sie erinnert ein kleines bisschen an Ursula aus "Arielle, die Meerjungfrau", doch gefährlicher, anziehender und reizvoller.

Die in die Geschichte eingebrachte Mythologie wird neu interpretiert und geschickt mit der Story verflochten.

Meggies Fussnote:
Schmetterlings-schön, zauberhaft-faszinierend, bittersüß-traurig.

Bewertung vom 18.02.2024
Der Totengräber und der Mord in der Krypta / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.3
Pötzsch, Oliver

Der Totengräber und der Mord in der Krypta / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.3


sehr gut

Meine Meinung:
Wien, 1895: Leopold von Herzfeldt und seine Angebetete Julia Wolf wollen eigentlich nur einen gemütlichen Abend in der Wiener Oper verbringen, als ein neuer Fall die beiden davon abhält. In einer Krypta wird ein Toter gefunden und Leo wird gleich mit den Ermittlungen betraut, während Julia die Tatortfotografien macht. Doch auf den entwickelten Fotografien scheint über dem Toten ein Geist zu schweben. Und gerade ist es so, dass in Wien der Spiritismus in Mode kommt. War es wirklich ein Geist, der den Toten vielleicht hat vor Angst sterben lassen?
Gleichzeitig verschwinden in einem Waisenhaus der Stadt immer wieder Kinder. Anna, die Pflegetochter des Totengräbers Augustin Rothmayer macht sich Sorgen und teilt diese Rothmayer, aber auch Julia und Leo mit.
Gibt es wirklich Geister, die in Wien ihr Unwesen treiben? Und wer vergreift sich an unschuldigen Kindern?

Mittlerweile sind wir beim dritten Teil der Totengräber-Reihe angelangt und ich muss sagen, dass ich es sehr genieße, diese Reihe zu lesen. Denn der kauzige Totengräber, der versnobbte Polizist Leo und die großherzige Julia sind mir mittlerweile sehr ans Herz gewachsen. Die drei sind ein so ungewöhnliches Gespann. Und doch können sie sich aufeinander verlassen. Dies zeigt dieser Roman wieder mal in schönster Weise.

Ein Geist scheint in Wien sein Unwesen zu treiben. Hat er wirklich den Toten in der Krypta auf dem Gewissen? Auf den von Julia gemachten Fotografien scheint dies zumindest der Fall, denn über der Leiche schwebt eine durchsichtige Gestalt. Julia kann sich dies alles nicht erklären und zusammen mit Leo macht sie sich an die Aufklärung dieses mysteriösen Verbrechens.

Auch der Totengräber Augustin Rothmayer wird mit einbezogen. Seine Sicht auf den Tod und die etwas anderen Dinge des Lebens, haben schon so manchen guten Rat erbringen können. Außerdem sind Leo und vor allem Julia gerne bei dem kauzigen Mann und seiner Pflegetochter Anna.

Anna übrigens bekommt eine größere Rolle in diesem Buch. Sie macht sich Sorgen, weil aus einem Waisenhaus schon mehrere Kinder verschwunden sind. Irgendetwas passt da nicht und so versucht sie teilweise auch selbst herauszufinden, was da los ist.

Ich hatte beim Lesen immer wieder diesen von mir auch in den letzten Bänden so gerühmten Wiener Charme im Kopf. Garantiert werde ich auch noch das Hörbuch dazu hören, auch weil der Sprecher Hans Jürgen Stockerl garantiert einen tollen Job abliefert und durch den Dialekt das Gefühl vermittelt, in Wien anwesend zu sein.

Der Autor schafft es mit Leichtigkeit, mich in den Fall abtauchen zu lassen und auch wenn mich der Charakter Leo manchmal mit seinen Macho-Allüren auf die Palme getrieben hat, hatte ich sehr viel Freude, mit den drei so unterschiedlichen Charakteren eine rasante Achterbahnfahrt genießen zu dürfen.

Ich wünsche mir zwar mal wieder, dass gerade Augustin Rothmayer etwas mehr in Erscheinung treten könnte, trotzdem fand ich die Geschichte spannend und fesselnd. Sehr gut gefallen hat mir, dass diesmal ein bekannter Krimiautor eine etwas größere Rolle einnehmen durfte. Ebenso Leos Mutter, die mit ihrer lockeren Art viel Würze in die Story brachte.
Julia hat mir auch etwas zu oft ihre Arbeit vorgeschoben und ihre Tochter alleine gelassen. Die Umstände, wie die beiden zu der Wohnung in einem doch sehr umstrittenen Etablissement kamen und auch, wie Julias Tochter Sisi aufwächst, sind etwas befremdlich, vor allem, da Julia zwar Gewissensbisse hat, aber trotzdem mehr an die Arbeit denkt.

Alles in allem hat das Buch wieder einen düsteren Charakter, gerade weil man sich bei einigen Sachen gruselt. Die Beschreibungen von medizinischen Vorgehensweise, Ausstellungsstücken im Wiener Museum oder die Obduktion der Leichen sind detailliert und könnten magenunfreundlich sein. Aber gerade dies macht auch den Reiz aus.

Meggies Fussnote:
Viel Detailtiefe und ein spannender Fall.

Bewertung vom 11.02.2024
A Song to Raise a Storm / Die Sonnenfeuer-Ballade Bd.1
Dippel, Julia

A Song to Raise a Storm / Die Sonnenfeuer-Ballade Bd.1


sehr gut

Meine Meinung:
Halb Mensch, halb Quidhe muss Sintha ein Leben führen, in welchem sie nicht auffallen darf. Denn als magisches Wesen schlägt ihr Misstrauen entgegen. Trotzdem nehmen einige ihre Dienste in Anspruch, auch wenn dies alles mehr als illegal ist. Doch Sintha schlägt sich wacker durch das Leben, bis sie eines Tages in einem Gasthof Schutz suchen muss. Ein Schneesturm hält alle in Atem. Aber ausgerechnet ein Mord führt dazu, dass Sintha die Aufmerksamkeit eines Vakárs, dem Anführer eines dunklen magischen Volkes auf sich zieht. Arezander weiß sofort, dass Sintha kein Mensch ist und will sich die Eigenschaften ihrer Magie zu nutzen machen. Doch schon bald merkt Sintha, dass Arezander nicht nur ihre magischen Fähigkeiten anziehend findet.

Eigentlich sind diese High-Fantasy Geschichten so gar nicht meins. Zumindest dachte ich das sehr lange. Aber die Autorin konnte mich gleich vom ersten Satz an gefangen nehmen und ich habe das Buch in Rekordzeit gelesen. Dies lag auch an der taffen Protagonistin Sintha, die sich mit ihrer vorsichtigen, aber doch aufgeweckten Art sofort in mein Herz geschlichen hat. Sie strahlt - trotz der vielen Widrigkeiten, gegen die sie kämpfen muss - eine solche Herzlichkeit aus, die sie natürlich nur denen entgegen bringt, die ihr etwas bedeuten. Sie ist ein Licht in dunkler Nacht. Ein Strahl, der alles erhellt.

Und dann ist da natürlich Arezander, das totale Gegenteil von Sintha. Er ist dunkel, mürrisch, düster und dominant. Er scheint böse, abartig und unbarmherzig. Und wenn er auf Sintha trifft, sprüht ein wahres Feuerwerk an Funken. An Hass.
Die beiden krachen förmlich aufeinander und es entlädt sich so viele negative Energie, dass man meinen könnte, die beiden gehen daran zugrunde.

Doch dann kommt die Wendung und es fließen plötzlich andere Emotionen mit ein. Es wird ruhiger, intimer und beide Seiten denken nach. Nur um sich dann wieder zu entzünden und das Spiel von vorne beginnen zu lassen.

Die Autorin schenkt den beiden keinerlei ruhige Minuten. Ständig ist alles in Bewegung. So bleibt die Spannung natürlich vorhanden, aber als Leser selbst kommt man nicht nur Ruhe. Dies heißt, dass man das Buch nur schwer aus der Hand legen kann. Man lechzt förmlich nach dem nächsten Problem und wie es Sintha und Arezander wohl lösen werden.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr fesselnd. Man fliegt durch die Seiten und am Ende war ich wirklich erstaunt, dass ich dieses über 500 Seiten Buch in kürzester Zeit regelrecht verschlungen habe.

Die Story ist ausgeklügelt, Sintha besitzt als Figur sehr viel Tiefe. Aus ihrer Sicht wird die Geschichte auch geschildert. Arezander bleibt uns natürlich geheimnisvoll und unnahbar. So, wie Sintha ihn eben erlebt. Doch in manchen Momenten blitzt auch von ihm etwas durch und macht ihn so fast sympathisch. Ich kann gut nachvollziehen, was Sintha an ihm findet. Diese geheimnisvolle und dunkle Ausstrahlung ist eines Bad Boys würdig und so was hat ja seinen Reiz.

Das Ende ist dramatisch und man will natürlich sofort wissen, wie es weitergeht. Aber hier muss man auf den zweiten Teil warten.

Die Nebencharaktere sind sehr gut gewählt. Hier haben es mir vor allem der Vakár Riven und das Irrlicht Nivi angetan, welches leider viel zu spät eine Nebenrolle erhielt. Es hätte bestimmt einige Momente im Buch gegeben, wo Nivi für Abwechslung und Erheiterung in der doch sehr düsteren Story hätte sorgen können. Ich hoffe, Nivi bekommt eine größere Rolle in der Fortsetzung.

Meggies Fussnote:
Absolut empfehlenswert, wenn man auf Enemies-to-Lover-Storys steht.

Bewertung vom 04.10.2023
Biblioteca Obscura: Das Bildnis des Dorian Gray
Wilde, Oscar

Biblioteca Obscura: Das Bildnis des Dorian Gray


sehr gut

Dorian Gray ist schön, wunderschön - und dies wird ihm von jedem gesagt. Der Maler Basil Hallward malt den jungen Mann und sieht ihn als seine Muse.
Und Dorians neuer Freund Lord Henry spricht eindringlich auf ihn ein, er solle doch versuchen, seine Jugend zu bewahren. Denn Schönheit ist vergänglich und nur die Jugend hält das Schöne.
Dorian nimmt sich diese Worte zu Herzen. Und spricht einen Wunsch aus: Er würde seine Seele geben, könnte er seine Schönheit bewahren - nichts ahnend, dass dies der Fall sein wird. Denn fortan altert sein Gemälde und er bleibt jugendhaft schön.
Doch das zieht einiges nach sich.

Auch wenn ich mir am Anfang sehr schwer tat mit der Schreibweise Oscar Wildes hat mich das Buch dann doch in den Bann gezogen. Dorian Gray ist ein verzogener junger Mann, der sich nicht damit abfinden kann, dass er altert und seine Schönheit darunter leidet. Und so spricht er vor einem Gemälde den Wunsch aus, dass er seine Seele dafür geben würde, wenn er ab sofort für immer so blieben könnten, wie er gerade ist. Und es funktioniert.
Ab sofort altert nur noch sein Gemälde und Dorian bleibt so jung und schön.

Eine unheimliche Vorstellung und gleichzeitig aber auch sehr verlockend. Wer würde nichts dafür geben, für immer jung zu bleiben? Dorian Gray hat die Chance und nutzt sie. Aber zu welchem Preis? Denn er wird immer überheblicher, arroganter, unausstehlicher und zahlt für seine ewige Jugend einen furchtbaren Preis.

Die Geschichte ist ungewöhnlich, zieht es sich doch manchmal seitenlang nur über ein Thema. Doch war dies nicht langweilig, eher lehrreich.

Dorian und Lord Henry werden gut beschrieben, andere auftretende Charaktere werden nur angerissen. Auch wenn der Schreibstil (die Geschichte wurde 1890 geschrieben) gewöhnungsbedürftig ist, lässt sich doch so einiges in unsere heutige Zeit umsetzen.

Ich hatte zeitweise das Gefühl, dass der Autor mehr von sich selbst schreibt, als von der von ihm erfundenen Figur Dorian Gray. Der Autor selbst war zu seinen Lebzeiten eher exzentrisch und "als Dandy" verschrieen. Sein Lebenswandel war für die damalige Zeit ungewöhnlich. Auch war er homosexuell, was ihm nicht viele Freunde einbrachte.

Dies fließt alles in den Roman mit ein und zeigt gleichzeitig, wie modern die Denkweise des Autors war.

Meggies Fussnote:
Ein nachdenkliches Buch über Jugend und Schönheit und die Verbitterung, die daraus resultieren kann.

Bewertung vom 04.10.2023
Frankenstein
Shelley, Mary

Frankenstein


gut

Der junge Victor Frankenstein geht zum Studium nach Ingolstadt und widmet sich dort nicht nur den Vorlesungen, sondern auch den Lehren verschiedener Philosophen und Wissenschaftlern. Durch seinen Wissensdurst und der Liebe zu Herausforderungen stößt er auf das Geheimnis zur Erschaffung von künstlichem Leben. Durch diese Erkenntnis erschafft er ein Monster, entflieht jedoch der Verantwortung und ergeht sich in Selbstmitleid und Reue.
Doch das Monster, angetrieben von Sehnsucht nach Anerkennung und Liebe, hinterlässt eine Schneise der Verwüstung und verfolgt Frankenstein, um diesem seine Wünsche und Ängste mitzuteilen. Die Ablehnung lässt ihn jedoch zu dem Monster werden, welches andere in ihm sehen.

Ein Klassiker schlechthin, ein Meisterwerk des Horrorgenres und eine Geschichte, die auch in der heutigen Zeit aktuell und modern erscheint.
Victor Frankenstein, ein junger Mann mit Träumen und Hoffnungen, erschafft neues Leben, ist sich aber nicht bewusst, was genau er damit in die Welt gesetzt hat. Das "Monster" entwickelt sich zu einem fühlenden und denkenden Wesen und möchte seiner Einsamkeit entfliehen. Es möchte geliebt und geachtet werden, doch aufgrund seines "Äußeren" wird es gemieden und verdammt.

Die Geschichte wurde 1818 von der Autorin geschrieben, kann aber mühelos in die heutige Zeit hineinversetzt werden. Wer anders ist, wird ausgegrenzt, verdammt, beleidigt oder gar vertrieben. Und das Monster, dass der junge Frankenstein erschaffen hat, ist eben anders. Dabei ist es innerlich genau so zerrissen, wie jeder andere auch und sucht nach Nähe, Liebe und Freundschaft.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr gewöhnungsbedürftig. Klar, Anfang des 19. Jahrhunderts hat man noch anders gesprochen und geschrieben als heute. Aber trotzdem tat ich mir sehr schwer, der Geschichte zu folgen. Dies lag auch an den endlosen Abschweifungen und dem in Selbstmitleid schwimmenden Frankenstein. Auch wenn er genau weiß, was er getan hat und eigentlich mit den Konsequenzen leben müsste, versucht er, ein normales Leben weiterzuführen und sich der Verantwortung zu entziehen. Dabei vergisst er, was es heißt, zu helfen, sich zu kümmern. Sein eigenes Wohl steht im Vordergrund.

Das Buch beginnt nicht so, wie man es vielleicht erwartet. Wir treffen zuerst auf Kapitän Walton, der seiner Schwester Briefe schreibt, weil er sich auf einem Schiff befindet, welches an einer Polar-Expedition teilnimmt. Er schreibt von seinem Alltag und seinen Ängsten, nicht mehr lebend zurückzukommen, doch dann ändert sich sein Schreibstil und er erzählt, dass ein junger Mann an Bord gekommen ist, den sie vor dem Tod bewahrt haben. Dieser Mann entpuppt sich als Victor Frankenstein, der Walton eine ungewöhnliche Geschichte erzählt, eben die von der Erschaffung einer Kreatur, welche sich zu einem Monster entwickelt.

Diese Geschichte gibt Walton in Briefen an seine Schwester weiter, wobei er aber aus der Ich-Perspektive schreibt, also so, wie Frankenstein es ihm erzählt. Sehr ungewöhnlich und für mich leider auch nicht so nachvollziehbar, vor allem, da dieser Walton für die Handlung mal so überhaupt nicht wichtig ist.

Alles in allem hatte ich Mühe, der Story aufgrund der vielen Längen und der Nichtigkeiten zu folgen. Nur wenn es um die Szenen mit dem Monster geht, konnte ich einiges nachvollziehen. Denn die Ängste der Kreatur und die Hoffnungen für die Zukunft sind durchaus logisch. Wer bleibt schon gerne alleine?

Die Autorin hatte die Idee zu dem Buch, weil sie in einem regnerischen Urlaub mit Freunden in der Nähe von Genf die Zeit damit verbrachten, sich gegenseitig Gespenstergeschichten zu erzählen.

Meggies Fussnote:
Ein Klassiker mit Längen.

Bewertung vom 04.10.2023
Die erstaunliche Entdeckungsreise der Maureen Fry / Harold Fry Bd.3
Joyce, Rachel

Die erstaunliche Entdeckungsreise der Maureen Fry / Harold Fry Bd.3


ausgezeichnet

Maureen Fry leidet immer noch unter dem Selbstmord ihres Sohnes David vor 30 Jahren, bewundert ihren Ehemann Harold jedoch dafür, dass er vor 10 Jahren seine "Pilgerreise" unternommen hat, um Frieden damit zu schließen. Maureen wünscht sich auch, dass sie damit abschließen kann, schafft es jedoch nicht, da sie sich selbst Vorwürfe macht, dass es soweit kommen musste. Als sie erfährt, dass Queenie Hennessy, deretwegen Harold seine Reise unternommen hat, einen Garten angelegt hat, in dem David verewigt wurde, macht sich Maureen auf, diesen Garten zu besuchen. Doch nicht wie Harold zu Fuß, sondern mit dem Wagen. 350 Meilen liegen vor ihr. Maureen ist nun 72 Jahre alt, ihr steht eigentlich nicht der Sinn nach einem Abenteuer und sie lässt sich nicht gerne helfen. Sie hat bisher alles alleine geschafft. Doch die Reise zu dem Garten verändert so einiges...

In "Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry" habe ich schon das große Glück gehabt, Harold und Maureen kennenzulernen. Die Reise, die ich dort mit Harold unternommen habe, hat mich beeindruckt, gerührt und überrascht. Maureen und Harold haben als Ehepaar schon so einiges erleiden müssen, die harten Schicksalsschläge haben sie auseinandergetrieben. Doch sie konnten einen (Um)Weg finden, sich wieder zusammenzuraufen.

Die Autorin erzählt in wunderbarer Weise die Geschichte der beiden und lässt uns hautnah daran teilhaben, wie Harold und Maureen wieder gemeinsam zu sich selbst finden.

Im vorliegenden Band geht es nun um Maureen. Eine Nachricht bringt sie so durcheinander, dass sie sich auf den Weg machen muss, um sich selbst davon zu überzeugen. So wie ihr Mann Harold vor 10 Jahren. Doch Maureen fährt mit dem Auto. 350 Meilen zu einem Ort. Einem Garten. Angelegt von Queenie Hennessy, die dafür verantwortlich ist, dass Harold sich zu Fuß auf den Weg gemacht hat (siehe auch "Das Geheimnis der Queenie Hennessy", der zweite Teil der Trilogie).
Denn in diesem Garten ist David verewigt. Harolds und Maureen Sohn, der sich vor 30 Jahren selbst umgebracht hat.

Die Autorin schafft es auf 192 Seiten mit so viel Tiefe und Herz Maureens Leidensgeschichte zu erzählen. Zu Anfang konnte ich nicht so richtig den Bezug zu Maureen herstellen, die gefasst und kühl wirkt. Doch dann zeigt sich, dass dies nur eine aufgebaute Fassade ist, hinter der sich Maureen versteckt, um keine Gefühle ausbrechen zu lassen.

Die Fahrt zum Garten verläuft natürlich nicht auf geradem Wege. Sie bringt Maureen an ihre Grenzen und darüber hinaus. Es passiert viel und dann kommt der ausschlaggebende Punkt, der Maureen die Augen öffnet. Ein Moment, der auch bei mir zu Tränen führte und mich Maureen sehr viel näher brachte.

Die Telefonate mit Harold sind einfach herrlich. Es geht ums Essen, ums Dame spielen und Vögel beobachten. Es geht um Liebe, Vertrauen und Sehnsucht. Um Sorge, Angst und Zusammenhalt. In einfachen Worte, ohne viel Drumherum. Einfach Maureen und Harold.

Große Gefühle, große Erkenntnisse und ganz viel Selbstfindung. Mehr als man auf einmal verkraften kann. Und dies merkt Maureen am eigenen Leib.

Der erste Teil "Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry" wurde nun verfilmt. Ich bin sehr gespannt, wie der Roman filmisch umgesetzt wurde und ob die großen Emotionen, die der Roman vermittelt, auch eingefangen werden konnten.

Meggies Fussnote:
Eine Selbstfindung für Maureen Fry.

Bewertung vom 04.10.2023
A Haunting in Venice
Christie, Agatha

A Haunting in Venice


sehr gut

Hercules Poirot wird von der bekannten Schriftstellerin Ariadne Oliver aufgesucht, die ihn bittet, so schnell als möglich mit ihm zu kommen. Denn bei einer Halloween-Party mit Apfelschnappen und Mehlschneiden, wurde die 13jährige Joyce Reynolds tot aufgefunden. Ertrunken in einem Eimer mit Wasser und Äpfeln. Für die Schriftstellerin ist klar, dies war Mord. Für Poirot ist klar, dass dieser Mord nicht der einzige ist, mit dem er es zu tun hat. Er unterhält sich mit sämtliche Gästen der Party, stellte weitere Erkundigungen an und zieht seine Schlüsse aus den jetzigen Ereignissen und Ereignissen, die schon vor Jahren geschehen sind. Denn Joyce, bei allen nur bekannt als notorische Lügnerin, behauptete, sie hätte einen Mord gesehen. Verzwickt, denkt sich Poirot, macht sich jedoch mit Feuereifer und dem ihm ganz eigenen Charme und schmerzenden Füßen an die Aufklärung.

Vorneweg: Das Buch ist zwar die Filmvorlage zu dem Film "A Haunting in Venice", hat jedoch letztendlich außer dem Opfer und den Namen so gut wie nichts mehr mit dem Film zu tun. Der nunmehrige Titel ist deswegen auch irreführend, denn wir befinden uns nicht in dem ehrwürdigen Venedig, sondern in einem Vorort von London. Es gibt auch keine Heimsuchung, sondern einfach nur eine spaßige Halloween-Party, die allerdings nicht so ganz spaßig für Joyce endet.

Die Ermittlungen zum Mörder werden auch nicht in einer grusligen Nacht abgehalten, sondern spielen in den Wochen nach Allerheiligen.

Allerdings sind sowohl das Buch lesens- sowie der Film sehenswert.

Hercules Poirot ist wie gewohnt arrogant und zielstrebig. Seine Ermittlungen führen zu allen Beteiligten der Halloween-Party und nach und nach ergibt sich ein Bild von enormen Ausmaßen. Jedes Gespräch mit einem der Teilnehmenden führt zu neuen Fragen und Erkenntnissen. Ich hatte sehr viel Spaß beim Lesen, vor allem, da viele Gesprächspartner von Poirot so ihre ganz eigenen Vorstellungen von dem Mörder hatten.

Die Autorin schickte mich mehrmals in die falsche Richtung. Das Miträtseln war diesmal schwierig. Ich hatte mehrere Verdächtigte, die dann nach und nach ein Alibi vorlegen konnten.

Ich habe leider noch nicht so viele Romane der Autorin gelesen, doch hat mir dieser ausgesprochen gut gefallen. Wer aufgrund des Titels nun aber einen gruseligen Roman erwartet, wird jedoch enttäuscht werden. Denn im Gegensatz zum Film geht hier alles gesittet, bei Tag und mit vielen Gesprächen ab. Das gruseligste ist wohl nur, dass ein junges Mädchen sterben musste.

Eine kurze Info zum Film: Absolut sehenswert, ein genialer Kenneth Brannagh als Hercules Poirot eine düstere Atmosphäre mit vielen kleinen Schreckmomenten und ein undurchsichtiger Plot. Am Ende des Films ergab natürlich alles einen Sinn, aber wenn man weiß, dass Hercules Poirot ein rational denkender Mensch ist, versteht man natürlich erst einmal die Welt nicht mehr. Folgt dem Film aufmerksam, denn dann weiß man echt schon früh, wer der Mörder ist, denn es gibt immer wieder versteckte Hinweise.

Meggies Fussnote:
Eine Halloween-Party mit schrecklichem Ende.