Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Elohym78
Wohnort: 
Horhausen

Bewertungen

Insgesamt 388 Bewertungen
Bewertung vom 27.07.2022
Der schönste Zufall meines Lebens
Williams, Laura Jane

Der schönste Zufall meines Lebens


sehr gut

Eigentlich läuft alles super in Pennys Leben: Sie hat den Krebs besiegt, führt ein erfolgreiches Café in London und fühlt sich geborgen im Schoß ihrer Familie. Doch ein Wunsch bleibt: Der Wunsch nach einem Partner für's Leben und eigene Kinder. Doch alles tritt in den Hintergrund, als ihr Onkel David zusammenbricht. Kurzentschlossen übernimmt Penny seinen Pub. Und nicht nur der Pub gibt ihrem Leben eine neue Wendung, sondern auch die Männer, die ihren Weg kreuzen.

Das Cover ist in himmelblau gehalten. Es zeigt Penny, bepackt mit einem kleinen Köfferchen, bereit zum Aufbruch und ihre drei Männer. Alle verbunden durch eine Linie. Die drei Männer sind unterschiedlich dargestellt, genauso, wie sie auch wirklich sind und mir machte es viel Spaß, die Bilder den Protagonisten zuzuordnen.

Auch wenn das Buch mit einer Trennung und Tränen beginnt, hat es mich ab der ersten Seite begeistert und Spaß gemacht! Ja, Liebe schmerzt, ist aber auch wunderschön und absolut erstrebenswert. Und genau dieses Achterbahngefühl vermittelt Laura Jane Williams gekonnt und lebhaft. Ich stand mit Penny vor ihrem Café und verdrückte mir eine Abschiedsträne, ebenso wie mir bei ihrem Flirtversuch die Röte ins Gesicht schoss. Über kurze Intervalle waren Trauer und Freude vertreten und deswegen wirkte das Gelesene auf mich so lebendig und einfach toll! An einigen Stellen war die Handlung frivol und frech, aber das machte den besonderen Charme aus, denn Liebe ist nicht nur Kuscheln, sondern so viel mehr!
Allerdings wird schnell deutlich, dass Penny nicht nur auf der Suche nach einem Mann für's Leben ist, sondern sich auch selber finden muss. Laura Jane Williams schildert dies nicht drückend schwer, es ist keine Sinnkriese, sondern einfach eine Frau auf der Suche nach ihrem Leben, auf die mich die Autorin mitnahm. Sehr gerne begleitete ich Penny auf ihrer Achterbahnfahrt der Gefühle und checkte die Männer gemeinsam mit ihr ab. Dank der besonderen Intensität, die Laura Jane Williams vermittelte, fühlte ich mich nicht als Leserin, sondern als Freundin, der Penny ihr Herz ausschütten kann.
Auch die Atmosphäre hat mir gut gefallen. Mal im quirligen London und in Penny Café, dann in einem eher beschaulichen, gediegenen Pub. Zwei Orte, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, deren Gegensätzlichkeit Penny für ihre Entwicklung allerdings dringend zu brauchen scheint. Will sie Ruhe und Frieden, oder doch eher Action? Die drei Männer scheinen zu jedem Lebensabschnitt zu passen, aber welcher alle Wünsche Pennys vereint, klärt sich nicht ganz so schnell, wie ich anfangs dachte.

Mein Fazit
Ein lockerer und leichter Sommerroman, den ich in einem Rutsch verschlungen habe.

Bewertung vom 17.07.2022
Tot ist sie dein
Casoy, Ilana;Montes, Raphael

Tot ist sie dein


ausgezeichnet

Vor den Augen der Kriminalkommissarin Veronica Torres stürzt sich eine verzweifelte Frau aus dem Fenster. Marta Campos war kurz zu vor bei Veronicas Chef Carvana gewesen, um Anzeige gegen einen Betrüger zu erstattet. Doch sie wurde nicht ernst genommen. Veronica nimmt sie ernst und beginnt auf eigene Faust zu ermitteln. Bald muss die feststellen, dass nicht nur ein Betrüger unterwegs ist, sondern auch ein Serienmörder sein Unwesen treibt.

Eine Holzkiste mit Luftlöchern und blutigen Handabdrücken. Steiniger Boden und Nachtschwärze und somit Angst, Grauen und Ausweglosigkeit, sind die ersten Eindrücke, die das Buch auf mich vermitteln. Zusammen mit dem Klapptext ein Garant, dass ich einfach zu diesem Buch greifen musste!

Ilana Casoy und Raphael Montes schaffen eine bedrohliche und brutale Atmosphäre, deren Sog ich versucht habe zu entkommen. Doch Dank des starken Schreibstils der beiden, gelang dies nur mäßig und ich durfte einen Blick in den Abgrund riskieren. Hier scheint sich ein Thriller-Duo gefunden zu haben, dass unter die Haut geht! Besonders gut hat mir die Verflechtung der Kriminalfälle gefallen, die eigentlich schon jeder für sich ein eigenständiger Thriller hätten sein können! Doch zu keiner Sekunde kam bei mir das Gefühl auf, dass eine Handlung zu kurz oder eine Beschreibung zu ungenau gewesen war.
Gerne stellte ich mir vor, dass jeder der beiden Autoren einen Fall ausgetüftelt und als Bindeglied die bemerkenswerte Kommissarin Veronica Torres kreiert haben. Eine starke Frau mit starken Fehlern, die die Fäden in Händen hält und die Geschicke der Opfer lenkt. Mal ist mir Veronica sympathisch und ich bewundere ihre Art, nie aufzugeben, dann wieder halte ich sie für eine gescheiterte Existenz, die sich die Wahrheit zurecht biegt, wie sie sie gerade braucht. Für mich ist sie eine dunkle Heldin, geprägt von der vorherrschenden Korruption in Brasilien und den Vorurteilen, gegen Frauen und Polizisten. Sie will ein bodenständiges Familienleben, dass ihr Halt in dieser grausamen Welt gibt und gleichzeitig ist ihr das zu langweilig. Eine Frau mit Gegensätzen, die noch auf der Suche nach sich selber ist.

Rückblickend finde ich es faszinierend, dass neben so einer starken Protagonistin die eigentliche Handlung nicht in die zweite Reihe rutscht, sondern alles nebeneinander existieren kann. Ja sogar zwei Handlungsstränge in einer Geschichte funktionieren, ohne das ich den Faden verlor! In meinen Augen haben Ilana Casoy und Raphael Montes sich gesucht und gefunden. Voller Spannung warte ich auf ihr nächstes Buch, dass hoffentlich bald erscheinen wird!

Mein Fazit
Blutig, brutal und spannend bis zum Schluss! Grandios!

Bewertung vom 03.07.2022
Findelmädchen
Bernstein, Lilly

Findelmädchen


ausgezeichnet

Passend zu Weihnachten meldet sich der Vater von Helga und Jürgen und holt die beiden zurück in ihre Heimatstadt Köln. Während des Kriegs hatten Tante Claire und Onkel Albert die beiden Kinder bei sich aufgenommen, aber weiterhin nach deren leiblichen Eltern gesucht. Jetzt ist es endlich soweit und einer glücklichen Familienzusammenführung steht nichts mehr im Wege. Wären da nicht die schrecklichen Erinnerung an den Krieg, das Leid und das Elend, das immer noch auf deutschen Straßen herrscht.

Lilly Bernstein hat einen warmherzigen und interessanten Schreibstil. Ohne Probleme konnte ich mich in die beiden Kriegskinder Helga und Jürgen hineinversetzen. Ihren Schmerz nach empfinden, der sie entwurzelt und unglücklich zurück gelassen hat. Manchmal ist überleben nicht alles, wenn du kein Glück findest. Und diese beiden Kinder haben das Glück bisher noch nicht gefunden. Sie wurden zwar liebevoll von Tante Claire und Onkel Albert betreut und groß gezogen, aber dazugehört haben sie nicht wirklich. Das soll sich endlich in ihrer Heimat Köln ändern, doch auch hier steht den beiden viel im Weg. Zu aller erst sie sich selber. Während Jürgen der Neustart locker zu gelingen scheint, besteht Helgas Leben aus Kampf.
Jürgen findet eine Anstellung bei den Ford-Werken und geht in seiner Arbeit auf. Die Beschreibungen von Lilly Bernstein waren grandios und haben mir Freude und Staunen bereitet. Diese an Ehrfurcht grenzende Verehrung, bei Ford am Fließband arbeiten zu dürfen, ist heute nur noch schwer nachvollziehbar. So erging es mir mit unglaublich vielen Dingen, die die Autorin bildlich und lebendig schildert: Der erste Fernsehkoch und die Gerichte damals (Erfindung des Toast Hawaii), Tanzveranstaltungen, Schulbildung und der ganze Wiederaufbau der Stadt Köln lasen sich wie ein Abenteuerroman und doch war es erschreckend realistisch, da es eben kein fiktiver Ort zu einer fiktiven Zeit ist, sondern meine Heimat. Ich kann gar nicht sagen, wie oft ich die erwähnten Lieder aus dem Buch abgespielt habe, während des Lesens. Gedanklich flanierte ich über die Ringe, über den Eigelstein und erlebte eine Sitzung im Gürzenich. Alles mit Blick auf das Jetzt und gleichzeitig auf das Damals. Sehr viel fand ich wieder, noch mehr allerdings nicht. Besonders die Beschreibung der Hochbunker war mir nicht präsent: Heute Parkhaus, damals Lebensrettung.

Und diese ganzen Schilderungen der tatsächlichen Geschichte verflocht Lilly Bernstein mit den fiktiven Erzählungen über das Geschwisterpaar. Helgas Leben scheint typisch für die damalige Zeit. Für die Zeit des Umbruchs. Kaum vorstellbar, dass man als Frau die Unterschrift des Vaters oder Ehemanns benötigte, um einen Beruf ausüben zu dürfen! Aber noch schlimmer fand ich die Schilderung, dass es ledigen Müttern verboten ist, ein Kind groß zu ziehen. Die Autorin schildert nicht nur eine Zeit des Wandels, sondern auch zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit und Brutalität, die mir unter die Haut ging. Dabei hielt ich mir vor Augen, dass das alles noch gar nicht so lange her ist und der Kampf in vielen Dingen immer noch nicht vorbei ist. Helgas Geschichte steht sinnbildlich für die vieler Frauen, die ein gewisses Maß an Selbstbestimmung haben möchten. Während des Krieges auf sich selbst gestellt, sollen sie jetzt die Zügel wieder aus der Hand geben und andere bestimmen lassen? Merkwürdige Vorstellung. Doch Helga kämpft für sich, ihre Träume und ihre Ideale und diese Geschichte bewegte mich sehr.

Mein Fazit
Ein wunderbar geschriebenes Buch, das mich bewegte, berührte und begeisterte. Nicht nur, wegen des lebendigen Schreibstils, sondern weil es mir meine eigenen Familiengeschichte näher brachte.

Bewertung vom 29.06.2022
Das Letzte, was du hörst
Winkelmann, Andreas

Das Letzte, was du hörst


gut

Drei Frauen, drei Schicksale. Roya Mayer rast auf einer Landstraße zu ihrer Bekannten Martina Spiekermann, die ihren Selbstmord angekündigt hat und verunglückt dabei. Als Roya im Krankenhaus aufwacht, ist Martina tot.
Sarah Henschel sitzt nach der Arbeit im Bus und möchte heim, um sich endlich ihrem Lieblingspodcast anhören zu können. Doch ihr Freund nervt sie mit Anrufen und Nachrichten, da er ihre Liebe zu dem Podcast nicht nachvollziehen kann. Er sieht in dem Podcaster und Coaching-Experte Marc Maria Hagen ein Bedrohung und könnte damit Recht haben.
Kommissarin Carola Barreis hat Royas Hilferuf vernommen und begibt sich an den vermeintlichen Ort des Selbstmordes. Sie findet eine Tote. Aber ob es wirklich Selbstmord war ist fraglich. Ein Geräusch im Unterholz schreckt die Kommissarin auf. Kommissarin Barreis beginnt zu ermitteln und gerät schnell in ein Lügengespinst, das böser nicht sein könnte.

Drei Frauen, drei mal Angst. Ein wirklich gelungener Einstieg in das neue Buch von Andreas Winkelmann. Und das war wirklich nur der Einstieg. Denn Andreas Winkelmann feuert mal wieder ein Feuerwerk an Spannung, Brutalität und Angst ab, das mich von der ersten Seite an fesselte. Zu gerne begab ich mich mit der sehr speziellen Kommissarin Carola Barreis auf Spurensuche. Vom Leben jeglicher Illusionen beraubt, glaubt Carola einzig an das Schlechte im Menschen und hat damit mehr als recht. Trotzdem mag ich ihre Ermittlungsarbeit und ihre knauzige Art sehr. Denn ihr Ziel, das Böse Dingfest zu machen, verliert sie keine Sekunde aus den Augen. Sind die Wege zu diesem Ziel auch eher - nennen wir es mal - ungewöhnlich.
Da ist die Journalistin Roya Mayer schon ein anderes Kaliber. Wie ein Pitbull verbeißt sie sich zwar auch in ihre Ermittlungen, aber der Antrieb ist wesentlich persönlicher. Sie verlor nicht nur Mutter und Schwester, sondern auch ihren Vater. Allein auf sich gestellt, hat sie den selbst ernannten Coaching Experten und Podcast-Gurus den Kampf angesagt. Denn sie wollen nur an das Geld ihrer Opfer und verlieren aus dem Blick, dass hinter dem Geld Leben, Schicksale und Hoffnungen stehen. Oder nehmen billigend in Kauf, dass sie ihre Mitmenschen quälen und in den Tod treiben. Roya Mayer geht dagegen vor, speziell gegen den Podcast Hörgefühlt und Marc Maria Hagen und stößt auf ein dunkle Wahrheit.
Die dritte Frau im Bunde, Sarah Henschel scheint auf den ersten Blicke einfach nur ein Opfer von Marc Maria Hagen zu sein. Doch sie ist so viel mehr. Steht sie doch stellvertretend für alle Opfer dieser Möchtegern-Gurus. Sie ist nicht schwach oder verletzt, sie ist einfach ein Mensch, der zuhört und Anleitung gerne annimmt. Eine ganz normale Frau, die Lebenstipps gerne annimmt und um setzt, ohne zu sehen, dass sie auf ihr Verderben zusteuert.

Um es kurz zu machen, Andreas Winkelmann hat mal wieder einen sehr spannenden und mitreißenden Thriller kreiert, der mit verblüffenden und unvorhersehbaren Wendungen glänzen konnte. Das ganze Buch über konnte ich mit rätseln und fiebern, ging Beziehungen zu den Protagonistinnen ein und genoss das Geschriebene in vollen Zügen. Einzig der Schluss kam etwas überraschend; ein Ende, mit dem ich nie gerechnet hätte.

Mein Fazit
Ein verzwickter Kriminalfall mit überraschenden Wendungen. Interessant zum Lesen und mit Rätseln.

Bewertung vom 18.06.2022
Das U-Boot
Leister, Hans

Das U-Boot


sehr gut

Leah leistet ihren Wehrdienst beim israelischen Militär ab. Als sie für die Besatzung des ersten, rein aus Frauen bestehenden U-Bootes ausgewählt wird, kann sie ihr Glück kaum fassen. Und dass diese Entscheidung tatsächlich über Leben und Tod entscheiden wird, damit hätte die junge Frau nie gerechnet. Denn als die Erde von einer nie dagewesenen Katastrophe überrollt wird, überlebt Leah und die Besatzung des U-Bootes wie durch ein Wunder.
Tarik ist ausgebildeter Ingenieur und wird als Tunnelbauer rekrutiert. Liegt ihm am Leben seiner Familie, baut er Tunnel zwischen Gaza und Ägypten. Nur seiner baulichen Akribie ist es zu verdanken, dass er und seine Tochter die Katastrophe in einem Tunnel überleben.

Das Coverbild zeigt ein U-Boot in aufgewühlter See. Eigentlich schlicht gehalten, spiegelt es unglaublich viel des Inhalt des Buches wieder: Die Unruhe, das drohende Unglück, Hoffnung und Neubeginn. Auf mich wirkt es stark und unbeugsam und war ausschlaggebend, warum ich zu diesem Buch gegriffen habe.

Hans Leister hat einen sehr interessanten und spannenden Schreibstil, der mir schlaflose Nächte bereitete. Mit klaren und doch nachdenklich stimmenden Worten schildert er das Leben auf einem U-Boot, die harte Ausbildung, das Miteinander und die eigentliche Mission, über die ich mir bisher noch nie Gedanken gemacht habe. Ja, es gibt U-Boot und ja, es gibt Atommächte. Aber eine Verknüpfung habe ich bisher nicht hergestellt, dabei ist es doch so offensichtlich. Durch die Weltmeere schippernde Abschussrampen mit Zielen auf die Großstädte dieser Welt. Traurig und erschreckend, gerade in diesen Zeiten! Hans Leister mischt technische Beschreibung mit menschlichen Erfahrungen gekonnt, so dass ich mir ohne Probleme ein Leben auf einem U-Boot vorstellen konnte. Aber auch die Tränen, die Hoffnungen und das Leben der einzelnen Menschen, die so einen Koloss durch die Weltmeere schippern.
Auf der anderen Seite wird der Kampf im Gazastreifen geschildert. Was die Menschen dort antreibt, der Hass der Menschen gegen die andere Seite, die Verbitterung und die Hoffnung auf Besserung. Das schier blinde Vertrauen, dass dieser Krieg irgendwann ein gutes Ende nehmen wird. Ich habe in den Medien schon öfter von den Tunneln gehört, die das Land mit Lebensmitteln, Menschen, Tieren und Baumaterial versorgen, aber Hans Leister gelingt es, dieser Schilderung ein Gesicht zu verleihen. Es menschlich zu machen.

Die ständigen Wechsel zwischen der Jüdin Leah und dem Moslem Tarik sind dem Autor gut gelungen. Nicht nur ihr Schicksals beschreibt er, sondern er schildert die beiden Personen stellvertretend für einen Großteil der Menschheit. Zwei ganz normale Menschen, die ihren Alltag leben, sich Träume ermöglichen, Ziele setzen und vielleicht in diesem Fall, ein etwas außergewöhnlicheres Leben führen als du und ich. Aber trotzdem wünschen sie sich Glück für ihre Familien und ein sicheres Leben und dafür tun sie alles.
Voller atemloser Spannung flog der Text an mir vorbei und ich erlebt harte Schicksalsschläge und Abenteuer mit Leah und Tarik, aber die eigentliche Ursache blieb für mich leider zu sehr im Dunkeln. Der Handlung war es zwar egal, was zu dieser weltweiten Katastrophe führt, meine Neugierde hätte es jedoch befriedigt. Zudem hätte ich mir eine ausführlichere Beschreibung der Auswirkungen gewünscht, um für mich die Geschichte abzurunden.

Mein Fazit
Ein grandioses, spannendes und interessantes Buch!

Bewertung vom 18.06.2022
Als das Böse kam
Menger, Ivar Leon

Als das Böse kam


sehr gut

Juno und Boy wachsen zusammen mit ihren Eltern auf einer einsamen Insel mitten im Nirgendwo auf. Sie müssen sich still und vorsichtig verhalten, denn auf der anderen Seite des Wasser lauern Feinde, die sie töten wollen. Ihr Leben ist geprägt von Eintönigkeit und Angst und mit der Gewissheit, dass bei Entdeckung der Tod oder Schlimmeres droht. Doch was lauert wirklich auf der anderen Seite?

Ein blaues Holzhaus mitten im Wald. Von hohen Bäumen umsäumt, wirkt es düster und beklemmend auf mich, statt behaglich. Die Farbwahl ist dunkel gehalten, auch wenn eins der Fenster hell erleuchtet ist und somit eigentlich einladend wirken könnte. Doch irgendwie musste ich an das Lebkuchenhäuschen und die böse Hexe denken, die voller List und Bosheit auf willige Opfer wartet.

Ivar Leon Menger schreibt spannend und mitreißend! Er hat es ohne Probleme geschafft, den Spannungsbogen durchweg hoch zu halten und mich an seine Geschichte zu fesseln. Die Schilderung der Landschaft, der Natur und des Lebens der Familie ist ihm grandios gelungen. Ich fühlte mich wohl in der Umgebung, auch wenn ein latentes Gefühl der Bedrohung sich nicht abschütteln ließ. Ein einsames, aber schönes Leben. Wenn, ja wenn nicht die Bedrohung auf der anderen Seite des Wassers lauern würde. Ich muss gestehen, dass ich sehr lange überlegt habe, was diese Bedrohung sein könnte und vor allem, wann das Buch überhaupt spielt! Und dieses Rätselraten machte das Lesen noch spannender und interessanter! Erst nach und nach offenbarte Ivar Leon Menger das ganze Ausmaß der Bösartigkeit, die mir unter die Haut ging. Denn nichts, wirklich gar nichts ist so, wie es scheint!

Im Mittelpunkt der Geschehnisse steht Juno. Ein 16jähriges Mädchen, das mit ihren Eltern und ihrem Bruder Boy auf einer einsamen Insel lebt. Das Leben ist schön, wenn auch eintönig. Doch Juno vermisst nichts, kennt sie doch nur ihr kleine Eiland. Doch es muss mehr geben, dass wird ihr immer bewusster, besonders in den Momenten, wenn Onkel Ole die Insel betritt. Außerdem erzählen ihre Eltern von einer anderen Welt, die bedrohlich am anderen Ufer lauert. Eine Welt voller Gefahren, denn ihr Vater hat als wahrer Held gehandelt und wird seit dem von den Fremdlingen verfolgt und von den Wächtern beschützt. Doch wer sind die Fremden und wer die Wächter? Die Neugierde plagt Juno. Sie will unbedingt die Insel verlassen und stellt alles in Frage, was sie seit Kindesbeinen von ihren Eltern gelernt hat. Von dem folgsamen Mädchen wandelt Juno sich zur rebellischen jungen Frau. Diese Entwicklung verfolgte ich mit Spannung, aber auch mit Sorge.

Mein Fazit
Ein Thriller mit vielen überraschenden Wendungen! Kaum Zeit zum Luft holen und absolut lesenswert!

Bewertung vom 16.06.2022
Inselluft
Hansen, Jette

Inselluft


sehr gut

Sarah flüchtet vor ihrer Vergangenheit auf die Insel Föhr. Sie hat eine befristete Stelle für ein halbes Jahr als Postbotin ergattert und nutzt die Zeit, um ihre Gedanken und Gefühl neu zu ordnen. Da kommt ihr die Ablenkung von zwei gut aussehenden Typen gerade recht. Oder auch nicht? Denn plötzlich droht Sarah die Vergangenheit einzuholen. Ist endlich der Moment gekommen, in dem sie sich allem stellen kann?

Das Cover zeigt ein typisches, wunderschönes Friesenhaus, das zum Träumen einlädt. Ein Sandweg, gesäumt von Büschen und Gras führt darauf zu und im Hintergrund spiegelt das Meer den wilden Himmel. Auf mich wirkt das Bild direkt beruhigend und ich fühle mich angekommen. Zusammen mit dem Klapptext war es ausschlaggebend, dass ich zu diesem Buch gegriffen habe.

Jette Hansen hat einen ruhigen, gut zu lesenden Schreibstil. Sie schildert die kleineren und größeren Katastrophen im Leben der Postbotin Sarah interessant und berührend. Ich fühlte mich mit Sarah sofort verbunden, da sie aus meinem Geburtsort stammt und in meinen Sehnsuchtsort auswandert. Deswegen war und ist Inselluft etwas besonderes für mich. Auch Sarahs Art, auf Menschen zuzugehen und Kontakte zu knüpfen, ist mir nicht fremd, so dass es mir mehr als leicht fiel, eine Verbindung mit ihr einzugehen. Ich mag Sarahs lockere Art, die gleichzeitig Tiefgang hat. Sie findet schnell Bekannte, ist aber auch fähig zu einer tieferen Bindung. Eine Powerfrau eben, die aber nicht überdreht wirkt. Mir machte es wahnsinnig viel Freude, gemeinsam mit Sarah Föhr zu erkunden, da Jette Hansen ein wunderbares Talent dafür hat, Orte und die Natur zu beschreiben.
Natürlich darf ein bisschen Drama nicht fehlen, was dem Buch Würze und ein gewisses Maß an Spannung verlieh. Sarah flüchtet vor ihrer Vergangenheit auf die Insel und merkt schnell, dass auch dort nicht alles rund läuft. Doch irgendwie gelingt es ihr endlich, mit sich ins reine zu kommen, anderen zu helfen und eine andere Perspektive auf ihr Leben zu bekommen.

Mein Fazit
Inselluft ist für mich die perfekte Urlaubslektüre! Meer, Sand, Seeluft, Freundschaft, Drama und viel gute Laune!

Bewertung vom 11.06.2022
Rise and Fall / Faith-Reihe Bd.1 (eBook, ePUB)
Stankewitz, Sarah

Rise and Fall / Faith-Reihe Bd.1 (eBook, ePUB)


gut

Carter und Skylar haben alles andere als eine leichte Kindheit. Sie sind von ihren Eltern verlassen worden und wachsen in Pflegefamilien auf. Dort erfahren sie zwar Liebe und Zuwendung, aber es sind nicht ihre Eltern. Doch Carter und Skylar haben etwas ganze Besonderes: Ihre Freundschaft zueinander. Diese Freundschaft trägt sie durch die Kindheit, die Jugend und das Erwachsenwerden. Jetzt, einen Abend vor Carters Abreise nach Europa wird aus dieser Freundschaft plötzlich mehr. Geschockt, verwirrt und doch glücklich flüchtet Skylar aus Carters Wohnung und hat einen folgenschweren Unfall, den sie Carter verheimlicht. Bis er aus Europa zurück kehrt...

Sarah Stankewitz leichter, gut zu lesender Schreibstil hat mich von der ersten Seite an gefesselt. Das Buch las sich in einem Zug gut weg und ich lachte, weinte und bibberte mit den Protagonisten. Die Autorin erzählt das Schicksal zweier interessanter Menschen: Skylar und Carter. Beide wachsen zwar behütet in einer Pflegefamilie auf, doch wirkliche Liebe und Geborgenheit geben sie sich gegenseitig. Voller Gefühl und Intensität schildert Sarah Stankewitz dies und ich bekam einen guten Einblick in das Seelenleben der beiden.
Im Mittelpunkt steht die innige Freundschaft zwischen Skylar und Carter. Sie verstehen sich blind und bauen ihr Leben auf dieser Basis auf. Doch als aus der Freundschaft mehr wird, scheint dieses Gerüst ins Schwanken zu geraten und der Folgenschwere Unfall Skylars tut sein übriges dazu. Für beide ist es schwer, eine leichte Situation zu meistern. Hier fand ich bemerkenswert, wie leicht das Leben sein kann. An vielen Stellen machte ich gedanklich ein Drama, während beide locker drüber hinweg gingen und an offensichtlich einfachen Entscheidungen, bissen sie sich die Zähne aus. Ich denke, dass der Autorin die Leichtigkeit der Jugend noch zu eigen ist, was erfrischt und schön zu lesen ist. Erst nach und nach, quasi mit dem Älter werden, bemerkt man seine eigene Sterblichkeit und der Lebensspaßfaktor ändert sich. Es ist nicht besser oder schlechter, sondern einfach anders.

Für mich ist Rise and Fall ein Buch über Freundschaft und harte Schicksalsschläge, die man alleine nicht wegstecken kann, so sehr man auch kämpft und sich bemüht. Hin und wieder gerät man an eine Grenze, an der man Hilfe annehmen muss, um nicht unter zu gehen; sich nicht selbst zu verlieren.

Mein Fazit
Ein Buch über Freundschaft, Liebe und den festen Glauben an das Gute.

Bewertung vom 15.05.2022
Schmelzpunkt
Harlander, Wolf

Schmelzpunkt


sehr gut

Grönland, wunderbar und unnahbar zu gleich. Hier arbeitet der Inuit Nanoq Egede als Touristenführer. Er lebt zusammen mit seiner Schwester in einem kleinen Häuschen; sein Hobby: drei Fichten, die er unbedingt am Leben erhalten will. Die ersten Bäume in Grönland seit der Zeit der Wikinger. Ein beschauliches, ein ruhiges und friedliches Leben im Einklang mit der Natur. Bis dieses letzte Paradies unwiederbringlich zerstört werden soll. Und das nicht nur vom Klimawandel...
In Berlin hingegen wird die städtische Luft für die beiden BND Mitarbeiter Nelson und Diana angeblich zu stickig. Ihr Chef schickt sie nach Grönland, getarnt als Landvermesser, sollen sie merkwürdige Vorkommnisse untersuchen, die mehr als nur ein Fischsterben sein könnten. Und zwar viel mehr...
Beide Parteien finden Unterstützung und Hilfe durch die Biologin Dr. Hanna Jordan. Doch was der Touristenführer der Inuit, zwei Agenten des BND und eine Biologin des Alfred-Wegener-Institutes wirklich zu Verbündeten macht, damit hätte keiner gerechnet!

Das Cover zeigt einen Ort mitten in der Arktis. Gegen Eisbären ist er umzäunt, es herrscht Dunkelheit und Leben ist auf den ersten Blick nicht erkennbar. Ein tiefer Riss im Eis arbeitet sich auf die kleine Siedlung vor und droht diese unwiederbringlich in die Tiefe zu reißen. Auf mich wirkt dieses Bild nicht nur bedrohlich, sondern es jagt auch einen eisigen Schauer über meinen Rücken. Es passt somit sehr gut zum Inhalt des Buches, da es Spannung verspricht.

Ich habe schon mehrere Bücher von Wolf Harlander gelesen und fand jedes spannend und toll. Und ebenso erging es mir mit Schmelzpunkt! Atemlose Spannung, gnadenlose Action und interessante Charaktere machten das Buch für mich genauso interessant wie die wunderbar beschriebene Landschaft Grönlands und der Arktis. Es ist die Mischung aus gut recherchierten Fakten und spannender Fiktion, die Wolf Harlanders neues Buch mal wieder zu einem Blockbuster werden ließ. Bildlich konnte ich mir das ewige Eis vorstellen, diese unendliche Weite und vor allem die Stille und die Kälte. Ein unfassbar erhabenes Gefühl. Bis sich ein Touristendampfer ins Bild schob, Menschen aus lud, die laut über das Eis trampelten und keinen Blick für die Natur hatten, sondern diese nur durch die Linse ihrer Kameras betrachteten, auf ihr Handydisplay starrten und auf der Jagd nach dem besten Selfie waren. Der Autor machte deutlich, dass wenn schon was im Kleinen nicht stimmt, auch das Große es nicht richten kann.
Denn die Gier der Menschen nach Rohstoffen ist unersättlich. Die Konzerne gehen im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen, um an seltene Erden und das letzte Fitzelchen Öl zu gelangen. "Nach mir die Sintflut" scheint hier ein passender Ausspruch, denn das Eis schmilzt. Vieles, das Wolf Harlander in seinem Thriller beschrieben hat, musste ich im Internet nachlesen und konnte nicht fassen, dass es keine wilde Fiktion des Autors ist, sondern nackte Realität! Und trotzdem kam der Unterhaltungsfaktor nicht zu kurz. Für mich brannten sich die Tatsachen ins Gedächtnis; so erschreckend sie auch sind.

Und passend dazu, kreierte Wolf Harlander sehr interessante Charaktere, zu denen ich schnell und problemlos eine Beziehung aufbauen konnte. Egal ob das zwei ambitioniert BND Agenten waren, eine Biologin oder ein Inuit. In Schmelzpunkt treffen unterschiedlichste Menschen aufeinander, die ein verbindet: Die Liebe zur Natur, zu unserem Planeten. Sie sind keine Umweltaktivisten, sondern decken gnadenlos auf, was schief läuft. Tatsachen, die nicht weg zu diskutieren sind. Aber zu ignorieren. Zu welchem Preis, wird sich zeigen. Selten hat der Spruch (vermutlich der Cree) „Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.“ so gut gepasst.

Mein Fazit
Der Beginn und über weite Teile des Buches ein absoluter Blockbuster! Das Ende hingegen war anders als erwartet. Ein starkes Werk des Autors, das Lust auf m

Bewertung vom 18.04.2022
Der Tod macht Urlaub in Schweden / Die Österlen-Morde Bd.1
Motte, Anders de la;Nilsson, Måns

Der Tod macht Urlaub in Schweden / Die Österlen-Morde Bd.1


sehr gut

Endlich hat es Kriminalkommissar Peter Vinston geschafft, seine Exfrau Christina und ihre gemeinsame Tochter Amanda in ihrer neuen Heimat zu besuchen. Nicht ganz freiwillig, denn Vinston ist wegen seiner immer wieder kehrenden Ohnmachtsanfälle krankgeschrieben, für einen Kriminalkommissar nicht gerade förderlich ist. Doch kaum ist er in Österlen angekommen, wird die berühmte und nicht allseits beliebte Immobilienmaklerin Jessie Anderson tot in ihrem Vorzeigeobjekt aufgefunden. Peter Vinston soll der kauzigen Kriminalassistentin Tove Esping bei ihrer ersten Mordermittlung hilfreich zur Seite stehen.

Das Cover zeigt ein typisches rotes Schwedenhaus mit einer grünen Haustür und weißen Fenstern. Von einer wilde wachsenden Wiese umrahmt, im Hintergrund das freundliche schimmernde Meer mit Booten und einem kleinen Pfad, auf dem vereinzelt Blutspritzer zu sehen sind. Das Bild wirkt heimelig, gemütlich und durch das Blut ein wenig bedrohlich. Es lud direkt zum Zugreifen ein und versprach eine leichte Sommerlektüre mit Spannungsfaktor.

Das Autoren-Duo Anders de la Motte und Mans Nilsson haben mich mit ihrem lockeren und humoristischen Schreibstil sofort überzeugt. Schnell wurde mir klar, dass hier kein trockener, verstaubter Krimi vorliegt, sondern ein lustiges und spannendes Werk! Voller Elan und mit Liebe zum Detail stürzt sich das ungleiche Ermittlerduo - und ich gleich mit - in die Aufklärung des Mordfalls. Oder Unfalls. Oder Mordunfalls.

Anders de la Motte und Mans Nilsson entführten mich zwar in ein mörderisches Schweden, aber es fehlte zum Glück das düstere und beklemmende, was ich oft mit skandinavischen Krimis in Verbindung bringe. Trotz des Todesfalls ist hier die Atmosphäre locker, ja regelrecht freundlich, was eindeutig durch die tollen Charaktere erzielt wird. Denn der Kommissar ist kein muffiger alter Knochen mit Problemen, die die Schultern bis zum Boden drücken und sein Helferlein kein Neuling, der die Welt verbessern will.

Ganz im Gegenteil! Ihre Protagonisten konnten mich sofort überzeugen und ich begann, eine lockere Verbindung zu ihnen aufzubauen. Besonders gefallen haben mir die unterschiedlichen ; Charaktereigenschaften: locker, anstrengend, nervig, lustig, bärbeißig und vieles mehr. Für mich lebt dieser Krimi eindeutig durch das Ermittlerduo Vinston und Esping, die zwar beide ihre Eigenarten haben, sich aber nicht unangenehm in den Vordergrund drängen.

Mein Fazit
Auf mich wirkt das ganze Buch harmonisch abgestimmt und alles passt wunderbar zusammen. Interessante Ermittlung, tolle Personen und Rätselraten bis zum Schluss! Ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung!