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Havers
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Vaihingen an der Enz
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Top100-Rezensent und Buchflüsterer

Bewertungen

Insgesamt 148 Bewertungen
Bewertung vom 20.06.2024
In den Farben des Dunkels
Whitaker, Chris

In den Farben des Dunkels


ausgezeichnet

Bei Chris Whitaker bin ich Ersttäterin, kenne weder „Von hier bis zum Anfang“ noch „Was auf das Ende folgt“, aber die unzähligen sehr guten Bewertungen dieser beiden Bücher haben mich dann doch neugierig gemacht.

Spoiler möchte ich vermeiden, weshalb ich mich zum Inhalt kurz fassen werde. Handlungsort ist ein fiktives Städtchen in den Ozarks, Missouri. Dort leben die beiden Dreizehnjährigen Joseph "Patch" Macauley und Saint Brown, beide Außenseiter. Patch, weil er nur ein Auge hat und Saint, das Mädchen mit dem seltsamen Hobby, das viel zu schlau für ihre Altersgenossen ist. Mit ihrer Außenseiterrolle haben sie sich abgefunden, sind sie sich doch sicher, dass sie aufeinander bauen können. Egal, wann, wie und weshalb. Eine Gewissheit, die auf eine schwere Probe gestellt werden wird, als etwas geschieht, das traumatische Konsequenzen haben wird.

Wir begleiten Patch und Saint über einen Zeitraum von annähernd dreißig Jahren, teilen ihr Leben, lernen die Menschen kenne, die ihre Wege kreuzen, sehen, wie nicht nur sie selbst wachsen, sondern auch ihre Freundschaft sich allmählich verändert. All das unter dem Einfluss eines Verbrechens.

Wer nun glaubt, wir hätten es hier „bloß“ mit einem Krimi zu tun, irrt sich, denn dieses Buch ist mehr. Eine Geschichte vom Erwachsenwerden, einer tiefen Freundschaft, einer großen Liebe, einer traumatischen Erfahrung, einer besessenen Suche und der Liebe zur Kunst, vernachlässigt aber trotz allem nicht den Blick auf gesellschaftlich relevante Themen. Und ja, natürlich ist auch die Suche nach dem Mörder ein Thema, steht aber nicht im Mittelpunkt.

Natürlich gibt es in 261 Kapiteln bei annähernd 600 Seiten auch die eine oder andere Länge, aber die Handlung ist spannend und stimmig geplottet, überrascht mit unvorhersehbaren Wendungen, schönen Landschaftsbeschreibungen sowie last but not least sympathischen und detailliert ausgearbeiteten Personen.

Bewertung vom 17.06.2024
Die Sehenden und die Toten / Ein Carla-Seidel-Krimi Bd.1
Piontek, Sia

Die Sehenden und die Toten / Ein Carla-Seidel-Krimi Bd.1


sehr gut

Sia Piontek ist das Pseudonym einer ehemaligen Leiterin eines namhaften Verlags, die unter ihrem realen Namen bereits zahlreiche Romane, aber auch ein Selbsthilfebuch über Human Design veröffentlicht hat. Ein Thema, das ihr offenbar sehr am Herzen liegt und auch in ihrem ersten Kriminalroman präsent ist.

Die Hamburger Kommissarin Carla Seidel hat nicht nur einer toxischen Beziehung sondern auch der Großstadt den Rücken gekehrt und sich ins Wendland versetzen lassen. Die ländlich-idyllische Gegend hat eine niedrige Kriminalitätsrate, sodass die ehemalige Mordermittlerin vorrangig Bagatelldelikte zu bearbeiten hat. Ein Umstand, der ihr und ihrer introvertierten, hochsensiblen Tochter bei der Verarbeitung der Vergangenheit hilft und die Heilung unterstützt. Doch das Idyll bekommt Risse, als die Leiche eines toten Neunzehnjährigen gefunden wird, der mit ausgestochenen Augen vor ihr liegt. Nur gut, dass sie als verantwortliche Ermittlerin (mit einem Alkoholproblem) auf die Unterstützung ihrer Tochter zählen kann, deren Fähigkeit, ihre Mitmenschen zu durchschauen, ihr wertvolle Hinweise liefert, denn der Ermordete war alles, nur kein unbeschriebenes Blatt.

Ein gelungener Reihenauftakt, zumindest dann, wenn man die formalen Aspekte betrachtet. Die mittlerweile in Krimis üblichen kurzen Kapitel bringen Tempo, die eingestreuten Hinweise erhöhen die Spannung, wecken Interesse und animieren zum Weiterblättern. Aber ab einem gewissen Punkt waren mir die angeschnittenen Themen, die sich im Laufe der Befragungen ergaben und wohl repräsentativ für die Probleme stehen sollen, mit denen jugendliche Heranwachsende heutzutage konfrontiert sind, einfach zu viel. Insbesondere, weil diese in ihrer Vielfalt doch recht oberflächlich abgehandelt wurden.

Bleibt zu hoffen, dass Piontek diese Probleme in den Griff bekommt und erkennt, dass Weniger oft mehr ist. Der Cliffhanger am Ende des Buches weckt zumindest das Interesse an der Fortsetzung und wandert deshalb auf meine Merkliste.

(3,5 von 5)

Bewertung vom 16.06.2024
Krähentage / Gruppe 4 ermittelt Bd.1
Cors, Benjamin

Krähentage / Gruppe 4 ermittelt Bd.1


gut

Benjamin Cors war für mich bisher ein unbeschriebenes Blatt, obwohl ich seit Jahrzehnten Spannungsliteratur lese. Ich wusste, dass er Kriminalromane schreibt, in deren Zentrum ein Personenschützer steht und die in der Normandie verortet sind. Nun also hat er sich an einem Thriller versucht, der mit „düster, geheimnisvoll und atemberaubend spannend“ beworben wird, für den es, wohin man auch schaut, positive Bewertungen hagelt.

Leider kann ich mich diesen nicht uneingeschränkt anschließen, und das hat seine Gründe. Es ist offensichtlich, dass es für Cors‘ „Krähentage“ Vorbilder gibt, und als erstes fällt mir hier insbesondere Arne Dahl mit seiner A-Gruppe ein. Hier ist es die „Gruppe 4“, die sich aus sechs Mitgliedern plus einem Externen a.D. zusammensetzt, die gleich zu Beginn mit entsprechenden Attributen versehen werden, die schon unzählige Autoren vor im verwendet haben. Ganz klar, dass da auch der eine oder die andere Leichen im Keller hat. Außergewöhnlich ist das definitiv nicht.

Und dann sind da noch die Beschreibungen der Morde, die schon grenzwertig brutal daherkommen und mich an Autoren aus den Vereinigten Staaten erinnern, hier insbesondere Chris Carter, die der Meinung sind, dass man mangelnde Schwächen im Plot mit größtmöglich abstoßenden Schilderungen wettmachen kann. Nix für mich.

Mit etwas mehr Fingerspitzengefühl und Zurückhaltung hätte das durchaus etwas werden können, denn die atmosphärischen Beschreibungen kann man durchaus als gelungen bezeichnen. Und dazu tragen in erster Linie natürlich die Krähen hierzu ihren Teil bei. Aber aus den obengenannten Gründen werde ich die Fälle der Gruppe 4, die als Reihe geplant sind, nicht weiterverfolgen.

(2,5 von 5)

Bewertung vom 15.06.2024
City in Ruins / City on Fire Bd.3
Winslow, Don

City in Ruins / City on Fire Bd.3


ausgezeichnet

Der Kreis schließt sich. Nicht nur, dass mit „City of Ruins“ die Danny Ryan-Trilogie zu einem Abschluss kommt, sondern Don Winslow auch beschlossen hat, die Karriere als Schriftsteller zu beenden und seine kreativen Fähigkeiten künftig in die politische Agitation gegen die Wiederwahl von Trump einzusetzen. Für uns Leser ist das bedauerlich, aber es sei ihm unbenommen, kann er doch auf eine Karriere zurückblicken, die nicht nur ihresgleichen sucht, sondern auch durch die sich eng an der Realität orientierenden, oft brisanten Inhalte seiner Thriller(siehe die Kartell-Trilogie) unsere Blicke geschärft und insbesondere mein Leseverhalten nachhaltig verändert hat.

Aber zurück zum Buch. Waren es früher blutige Revierkämpfe zwischen irischer und italienischer Mafia, spielen sich dieser heutzutage eher auf dem politischen Parkett ab. Ihre Vertreter haben klug investiert, sich mit legalen Geschäften weiße Westen verschafft und treten mittlerweile als seriöse Unternehmer auf. Ihren kriminellen Aktivitäten gehen sie im Geheimen nach, sichern sich Macht und Einfluss, um sich so unliebsame Konkurrenten vom Hals zu schaffen. Insbesondere dann, wenn sie mit diesen noch alte Rechnungen offen haben.

Das muss auch Danny Ryan erfahren, der sich eigentlich in Las Vegas zur Ruhe setzen und seinem Sohn beim Aufwachsen zusehen wollte, aber offenbar mit seiner neuesten Investition einer alten Bekannten, die blind vor Rache ist, in die Quere kommt. Und ehe er sich versieht, steckt er wieder im Zentrum dessen fest, was er glaubte, vor langer Zeit hinter sich gelassen zu haben.

Ein rundherum würdiger Abschlussband der Trilogie, womit einmal mehr bewiesen wäre, dass Winslow einer der ganz Großen im Bereich der Spannungsliteratur ist. Er weiß, was er tut, und das macht er wie immer brillant. Unzählige kurze Kapitel, wechselnde Handlungsorte, jede Menge Action, dazu die Innenansichten des Protagonisten, der den Hauptfiguren aus den klassischen Heldensagen verwandt scheint. Und außerdem sprachlich wie immer top, wobei der Dank hier insbesondere der großartigen Übersetzung von Conny Lösch gebührt.

Ein würdiger Abschluss? Unbedingt! Das Ende? Nun ja, vielleicht ein bisschen kitschig, aber das sei dem Autor angesichts dessen, das dieses Buch einen Schlusspunkt setzt, verziehen. Lesen. Unbedingt!

Bewertung vom 10.06.2024
Unter dem Moor
Weber, Tanja

Unter dem Moor


sehr gut

Drei Frauenleben in unterschiedlichen Zeitebenen, deren Schicksal miteinander verknüpft ist. Auf den ersten Blick scheint das verbindende Element ein Dorf am Stettiner Haff zu sein. Gine, 14-jährig aus Berlin, absolviert 1936 dort ihr Landjahr und muss Schreckliches erleben. Sigrun, lebt 1979 mit Mann und Kind in dem Ort, der damals noch zur DDR gehört. Und schließlich Nina, die junge Ärztin mit Burn Out, die dort Ruhe und Frieden sucht, aber mit ihrem grausigen Fund im Moor längst Vergessenes zurück in die Gegenwart holt.

„Unter dem Moor“ ist eine Melange aus Historie, Krimi und Zeitgeschichte, denn bei allen drei Protagonistinnen steht Wunsch und Wille nach Selbstbestimmung, Herrin über die eigenen Entscheidungen zu sein, sich nicht von äußeren Zwängen bestimmen zu lassen, im Vordergrund. Die Perspektiven wechseln sich ab, und durch die alternierende Erzählweise bleiben sowohl das Tempo hoch als auch das Interesse der Leserin erhalten, denn natürlich möchte man wissen, was es mit Ninas Fund auf sich hat.

Ein lesenswerter, berührender und spannender Roman mit interessanten Protagonistinnen, den ich gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 09.06.2024
Verräterisches Lavandou / Leon Ritter Bd.10
Eyssen, Remy

Verräterisches Lavandou / Leon Ritter Bd.10


weniger gut

Einmal mehr nimmt uns Remy Eyssen mit nach Le Lavandou, der Kleinstadt an der Côte d'Azur, in dem der Mediziner Leon Ritter vor einigen Jahren Zuflucht gefunden und sich mittlerweile an der Seite von Capitaine Isabelle Morell, stellvertretende Leiterin der Gendarmerie, ein neues Leben aufgebaut hat. Er arbeitet dort als Rechtsmediziner, sieht also nicht nur die idyllischen Seiten des Urlaubsparadieses, sondern bekommt auch immer wieder Tote zur Obduktion, die Opfer eines Verbrechens geworden sind. So auch im aktuellen Fall, in dem ein Frauenmörder sein Unwesen im Paradies treibt.

Nachdem mich bereits der Vorgänger nicht mehr überzeugen konnte, wollte ich der Reihe noch einmal eine Chance geben. Aber leider zeigt sich einmal mehr, dass dem Autor die Ideen ausgegangen sind. Idyllische Beschreibungen der Landschaft und des beschaulichen provenzalischen Lebens mögen ja durchaus ihren Reiz haben, aber sie tragen nun mal auf Dauer keinen Kriminalroman, dessen Handlung sich nur noch aus Versatzstücken und Kombinationen der Vorgängerbände, aufgefüllt mit nichtssagenden Plattitüden, zusammensetzt.

Beispiel gefällig? Voilà: „Leider kann man den Mördern ihre bösen Taten nicht ansehen“, kommentierte Leon. „Und die Harmlosesten sind oft die Gefährlichsten“.

Ich habe die Reihe seit Beginn verfolgt, die mit „Verräterisches Lavandou“, diesem zehnten Band, an einem Tiefpunkt angelangt ist und für die es langsam aber sicher angezeigt wäre, zu einem Abschluss zu kommen.

Zähe und langatmige Ermittlungen mit jeder Menge Geschwafel, die sich seitenweise im Kreis drehen, aber keinen Schwerpunkt auf die Polizeiarbeit legen. Beschreibungen, die wir bereits in den Vorgängern zur Genüge gelesen haben. Und ein Kriminalfall, der fast identisch in einem der früheren Bände beschrieben wurde, samt dem anscheinend unvermeidlichen Dreh, in dem die Menschen aus Ritters persönlichem Umfeld in Gefahr geraten. C’est tout pour moi. Au revoir, Lavandou.

Bewertung vom 02.06.2024
Blutstunde / Alexander Blix und Emma Ramm Bd.5
Enger, Thomas;Horst, Jørn Lier

Blutstunde / Alexander Blix und Emma Ramm Bd.5


sehr gut

In der Vielzahl der Skandinavien-Krimis, die seit Jahren den Buchmarkt fluten und leider meist nach Schema F konstruiert sind, gibt es bei genauerem Hinsehen dennoch immer wieder besondere Perlen zu entdecken. Die Blix/Ramm-Reihe ist eine solche, was in erster Linie wohl daran liegt, dass die beiden Autoren wissen, worüber sie schreiben. Jørn Lier Horst war, bevor er zum Schreiben kam, lange Jahre in leitender Stellung bei der norwegischen Kripo beschäftigt, während der studierte Publizist Thomas Enger den Journalistenalltag aus seiner eigenen Redakteurstätigkeit kennt. Beste Voraussetzungen also für glaubwürdige Kriminalromane, die sich an der Realität orientieren.

Im fünften Band der Reihe zeichnet sich für die beiden Protagonisten ein Neuanfang ab. Emma Ramm hat ihren Job aufgegeben, Alexander Blix, nach einem achtmonatigen Gefängnisaufenthalt freigesprochen und aus der Haft entlassen, fühlt sich unter den ehemaligen Kollegen bei der Polizei nicht mehr wohl und kündigt ebenfalls. Doch dann erhält Blix auf dem Handy eine mysteriöse Nachricht und weniger später ein Kuvert mit dem Bild einer Toten, bei der es sich um eine seit über zwei Jahren spurlos Verschwundene handelt. Ganz klar, dass Alexander Blix und Emma Ramm der Sache nachgehen, schließlich gilt es, einen Mörder dingfest zu machen und der Familie des Opfers Gewissheit zu verschaffen…

„Blutstunde“ ist ein sorgfältig geplotteter, glaubwürdiger Kriminalroman mit sympathischen Protagonisten, denen jegliches Superheldentum abgeht. Dank der Berufserfahrung von Jørn Lier Horst werden die einzelnen Ermittlungsschritte akribisch genau und authentisch beschrieben, langweilen dadurch aber nicht, sondern fördern die gespannte Erwartungshaltung der Leserin/des Lesers. Und auch das Privatleben der beiden Hauptpersonen kommt nicht zu kurz, wobei aber auch hier die Dosierung stimmt und der eigentliche Fall nicht in den Hintergrund gedrängt wird.

Eine spannende, unterhaltsame Krimireihe, die ich guten Gewissens empfehlen kann.

Bewertung vom 01.06.2024
Bonjour Agneta / Neuanfang auf Französisch Bd.1
Hamberg, Emma

Bonjour Agneta / Neuanfang auf Französisch Bd.1


sehr gut

Ich höre schon die eine oder andere Stimme sagen: „Wieder so ein Buch, das eine Frau in der Midlife Crisis beschreibt, die einen Neuanfang wagt“. Ja, dem kann ich nicht widersprechen, aber wie Emma Hambergs Protagonistin Agneta ihr Leben dreht, das andere für sie vorgesehen und in dem sie sich widerwillig eingerichtet hat, versprüht schon einen ganz besonderen Charme…wenn man den Mittelteil außen vor lässt. Zwar ist die Person Einar ohne Frage wichtig für Agnetas Entpuppung, aber die gesamten und in aller Ausführlichkeit beschriebenen Details zu dessen Liebesleben hätte ich mir gerne erspart.

Natürlich verwendet die Autorin jede Menge Klischees, die man so schon oft gelesen hat (siehe Fabien), aber sie verpackt diese in eine unterhaltsame und spritzig geschriebene Story mit einem sympathischen Personentableau (siehe Bonnibelle). Das alles dann noch in einem detailliert beschriebenen, ursprünglichen Dörfchen in der Provence angesiedelt…da kommen unweigerlich Urlaubserinnerungen hoch.

Falls ihr eine unterhaltsame Lektüre für den Urlaub sucht, vorzugsweise unter südfranzösischer Sonne, dann solltet ihr hier zugreifen.

Bewertung vom 31.05.2024
Jenseits des Grabes / Kommissar Adamsberg Bd.10
Vargas, Fred

Jenseits des Grabes / Kommissar Adamsberg Bd.10


sehr gut

Lange war es still um Jean-Baptiste Adamsberg, Kommissar der Brigade Criminelle des 13. Pariser Arrondissements. Jetzt ist er zurück, um gemeinsam mit seinem Team einen mysteriösen Fall in der Bretagne zu untersuchen, die mit ihren megalithischen Dolmen den perfekten Hintergrund für den von seinen Intuitionen geleiteten Adamsberg bietet.

In Louviec, einem kleinen Dorf nahe Combourg in der Bretagne, ist ein Wildhüter gewaltsam zu Tode gekommen, und er wird nicht das einzige Opfer sein. Es gibt zwei Besonderheiten, die allen Opfern gemeinsam ist: Das Ei in der Hand und die Flohbisse an fast allen Körpern. Und da ist sie wieder, die besondere Vorliebe der Autorin für kleine Tiere, die von Haus aus unter anderem eine Qualifikation als Archäozoologin vorzuweisen hat. Erinnert ihr euch auch noch an die Spinnen im Vorgänger?

Und natürlich kommt auch während der Ermittlungen Vargas‘ Faible für Mythen und Legenden zum Tragen, sind die Dorfbewohner doch davon überzeugt, dass in dem kleinen Ort ein hinkender Geist umgeht, der nahendes Unheil verkündet. So greift die Vergangenheit in die Gegenwart, wird Altes lebendig gehalten. Und bald ist ein Verdächtiger gefunden. Josselin de Chateaubriand, ein Nachfahre von François de Chateaubriands, der gerne dessen perfekten Doppelgänger gibt…

„Jenseits des Grabes“ ist nicht der beste Band der Reihe. Die Krimihandlung wird fast in den Hintergrund verbannt, dafür werden permanent weitgehend sinnfreie Gespräche geführt, während das Team gefühlt permanent mit der Essensaufnahme beschäftigt ist. Aber wenn sie sich dann vom Tisch losreißen können, gleichen ihre Aktionen denen der Superhelden.

Adamsberg hingegen hat sich die Ruhe bewahrt und sinniert in bewährter Manier, in diesem Fall inspiriert von den Kraftfeldern der Dolmen, bis ihm schwuppdiwupp die Eingebung kommt und das Rätsel gelöst ist. Eigentlich für Krimileser höchst unbefriedigend, wenn der Täter praktisch aus dem Hut gezaubert wird. Aber dennoch habe ich das Wiedersehen mit den skurrilen und sympathischen Protagonisten genossen, was in erster Linie den vielen kleinen Nebenerzählungen sowie den historischen Verweisen geschuldet ist, die die Autorin passgenau in die eigentliche Handlung einflicht. À bientôt, mon commissaire.

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Bewertung vom 27.05.2024
Happy Hour
Granados, Marlowe

Happy Hour


weniger gut

Fran Lebowitz‘ „New York und der Rest der Welt“ hatte mich sowohl als Buch als auch in der „Pretend it’s a city“-Verfilmung eines Streamingdienstes sehr gut unterhalten. Und etwas ähnliches hatte ich mir eigentlich auch von Marlowe Granados Erstling „Happy Hour“ erwartet, zumal der Roman mit dem Satz „Ein berauschender Roman über das Lebensgefühl einer ganzen Generation“ beworben wird.

Berauscht sind im Wesentlichen Isa und Gala, die beiden jungen Engländerinnen, von den Gratisdrinks ihrer Männerbekanntschaften, die sie in Bars und auf Partys kennenlernen, aber vom Lebensgefühl einer Generation bzw. was in diesem Roman als New Yorker Vibes verkauft wird…Schwamm drüber. Weder witzig, noch glamourös, ohne Esprit, inhaltlich so hohl und uninteressant, dass man damit noch nicht mal die sechs dreißigminütigen Folgen einer Serie füllen könnte.

Das war nix. Leider!