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allegra
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Bewertungen

Insgesamt 292 Bewertungen
Bewertung vom 06.06.2019
Die Zarin und der Philosoph / Sankt-Petersburg-Roman Bd.2
Sahler, Martina

Die Zarin und der Philosoph / Sankt-Petersburg-Roman Bd.2


sehr gut

Am Hofe von Katharina der Großen
In ihrem Roman „Die Zarin und der Philosoph“ entführt uns die Autorin Martina Sahler nach St. Petersburg an den Hof von Katharina der Großen. Der Roman spielt in den Jahren von 1761 bis 1775.
Der preussische König Friedrich ll. schickt mit dem Philosophen Stephan Mervier einen Spion an den russischen Hof, um das Umfeld von Katharina der Großen und ihre Handlungen auszuspionieren. Stephan wird begleitet von seiner Ehefrau Johanna, geborene Caselius, die bereits großen Erfolg als Kunstmalerin in Paris feiern durfte.
Katharina hat in Sonja ein Ziehkind an den Zarenhof aufgenommen. Sonja ist sehr intelligent und lernbegierig, so wie man sich eine leibliche Tochter der Zarin vorstellen würde. Weitere wichtige Figuren sind Graf Grigori Orlow, der Liebhaber von Katharina und Grigori Potemkin. In Stefan Merviers Umfeld finden sich unabhängige Geister wie Autoren und Publizisten.
Im Roman kommen zahlreiche historisch verbürgte Figuren und Ereignisse vor. Die Haupthandlung wird jedoch von fiktiven Figuren bestritten.
Ich habe bei der Lektüre sehr schnell in die Handlung hinein gefunden. Die Figuren sind nachvollziehbar charakterisiert. Ich fühlte mich jedoch sehr oft als Zuschauer am Rande. Es geht um sehr viel Politik und eigentlich auch um Ungerechtigkeiten des einfachen Volkes, wie die ungerechte Behandlung von Leibeigenen. Gerade da habe ich etwas vermisst, mehr von der Lebenswelt der einfachen Menschen mitzubekommen. So konnte mich das Buch trotz spannender Handlung nicht so durchgehend mitnehmen, wie ich es mir gewünscht hätte. Vielleicht auch, weil mich die Geschichte der fiktiven Figuren einfach nicht so interessiert hat.
Weil der Schreibstil ausgesprochen schön zum Lesen ist, vergebe ich 4 Sterne.

Bewertung vom 01.05.2019
Lazarus / Kommissar Linna Bd.7
Kepler, Lars

Lazarus / Kommissar Linna Bd.7


sehr gut

In „Lazarus“ führt das Autorenpaar Lars Kepler die Serie um den Ermittler Joona Linna und den Serientäter Jurek Walter oder dessen Nachfolger fort. Der Thriller lässt sich sehr gut ohne Vorkenntnisse lesen. Die Figuren werden klar genug eingeführt, so dass man eine gute Vorstellung von den Beziehungsgeflechten gewinnt.
Ich möchte nicht viel zum Inhalt verraten, nur so viel: Das Buch ist durchgehend sehr spannend, aber auch sehr brutal. Wenn eine Situation auf mehrere Arten ausgehen kann, wählen die Autoren fast immer eine noch tragischere. Für mich war es manchmal fast etwas viel, sodass ich ganz schnell weitergelesen habe, damit ich mir nicht zu lange vorstellen musste, wie sich jetzt eine bestimmte Situation für die Beteiligten anfühlt.
Der Täter ist durch und durch böse, manipulativ und von maximaler technischer Versiertheit, so dass er auch mit ausgeklügelten technischen Möglichkeiten von ganzen Teams nicht überlistet werden kann. Auch das war für mich teilweise schwer nachvollziehbar, aber ich habe den Thriller gelesen, um mich unterhalten zu lassen und genau das hat mir das Buch auch gegeben.
Wie es bei einer Serie zu erwarten ist, endet die Handlung mit einigen Cliffhängern, so dass man sich schon auf die nächste Folge freut.
Von mir erhält „Lazarus“ 4 Sterne und eine Empfehlung für Leser, die brutale, spannende Bücher lieben.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.03.2019
Eisige Tage / Seiler und Novic Bd.1
Pohl, Alex

Eisige Tage / Seiler und Novic Bd.1


sehr gut

Winter in Leipzig
Mit „Eisige Tage“ startet Axel Pohl in eine neue Serie um zwei sehr vielversprechende Ermittler Milo Novic und Hanna Seiler. Der Krimi ist in Leipzig angesiedelt.
Am Elster-Saale Kanal wird in einem Auto die Leiche eines Rechtsanwalts gefunden. Nähere Recherchen ergeben, dass dieser im Zusammenhang mit zwielichtigen Geschäften steht. Gleichzeitig werden junge Mädchen vermisst. Steht der Mord am Anwalt im Zusammenhang mit dem Verschwinden der Mädchen?
Der Fall an sich ist spannend geschrieben. Gleichzeitig erfährt man einiges aus dem Privatleben der Ermittler. Dabei fand ich vor allem Milo Novic ein sehr gelungener Charakter, der mich wirklich anspricht und interessiert. Novic hat als Kind den Krieg in Ex-Jugoslawien erlebt, was ihn sehr geprägt hat und was er noch immer am Verarbeiten ist.
Vom Aufbau her ist der Krimi geprägt von zeitlichen Sprüngen, die ich nicht immer einfach nachzuvollziehen fand. Die Spannung war zwar durchaus da, dennoch hat mich das Buch nicht so in den Bann gezogen, dass ich es sehr schnell lesen mochte. Dadurch empfand ich die Handlung teilweise etwas konfus. Vielleicht sind aber auch die Operationen der Russenmafia nicht wirklich ein Thema, das mich fesseln kann. An die echten Brüder Karamasov kommt das Buch jedenfalls nicht heran. Aber das will der Autor bestimmt auch nicht.
Da mir der Schreibstil recht gut gefallen hat und mir die Ermittler zusagen, bin ich gespannt, in welchen Gefilden der nächste Band spielt.
Von mir erhält dieser Krimi 3,5 Sterne. Wo das nicht möglich ist, runde ich auf 4 Sterne auf.

Bewertung vom 04.02.2019
Roter Rabe / Max Heller Bd.4 (1 MP3-CD)
Goldammer, Frank

Roter Rabe / Max Heller Bd.4 (1 MP3-CD)


ausgezeichnet

Dresden zu Beginn der Fünfziger Jahre
Der 4. Band der Serie um den Dresdner Polizisten Max Heller beginnt im Jahre 1951 mit einer Urlaubsreise an die Ostsee. Max verbringt mit seiner Frau Karin und seiner Pflegetochter Anni ein paar schöne Ferientage, unmittelbar bevor Karin eine weit aufregendere Reise antritt. Sie fährt nach Westdeutschland, wo sie ihren Sohn Erwin besucht, den sie schon viele Jahre nicht mehr gesehen hat. Max und Töchterchen Anni bleiben in Dresden bei Frau Marquardt, die zunehmend an Altersdemenz leidet.
Unglücklicherweise wird Max ausgerechnet während dieser Zeit mit einem sehr komplizierten Fall betraut. Es kommt zu zahlreichen Todesfällen, die auf den ersten Blick wie tragische Unglücksfälle oder Selbstmorde wirken. Heller ermittelt mit seinen Kollegen Werner Oldenbusch und Peter Salbach. Hinweise führen das Ermittlerteam in Richtung Spionage. Es soll ein „Amerikaner“ im Spiel sein, der für den Westen spionieren soll.
Die Handlung ist sehr komplex, die Aufklärung der Todesfälle geht, der Zeit geschuldet recht gemächlich vor sich. Es erscheinen Hinweise in Zeitungen, die Heller einiges Kopfzerbrechen bereiten. Ich fand es sehr spannend, den Ermittlungen zu folgen, obwohl es mir einiges an Konzentration abverlangte. Ich habe das Buch als Hörbuch gehört, wunderbar eingelesen von Heikko Deutschmann. Ich denke, dass ich die Max Heller Bände in Zukunft eher als Buch genießen werde, weil die Handlung doch recht kompliziert ist. Ich musste sehr vieles mehrfach hören, bis ich es wirklich verstanden hatte.
Die einzelnen Ermittlungsstränge führen am Ende zusammen, wobei einiges auch noch etwas unklar bleibt und vielleicht im nächsten Fall nochmal aufgegriffen wird.
Sehr gut gefallen mir die meisten der Figuren. Sie sind sehr lebensnah beschrieben und man bekommt Familie Heller richtig gern. Auch die Protagonisten bei der Polizei, Werner Oldenbusch und Peter Salbach sind sehr glaubwürdig charakterisiert. Man spürt ihre Erwartungen und Ängste der Menschen angesichts des im Raume stehenden Kalten Krieges sehr gut.
Mit hat das Hörbuch sehr gut gefallen. Die Handlung war durchwegs spannend. Das Buch ist abgerundet und macht Lust auf den nächsten Band. Von mir eine Empfehlung mit 5 Sternen.

Bewertung vom 15.01.2019
Flammen und Seide
Schier, Petra

Flammen und Seide


sehr gut

Eine Dreiecksgeschichte im Rheinbach des 17. Jahrhunderts
Der vorliegende Roman von Petra Schier spielt in Rheinbach in den Jahren 1668 und 1673. Er handelt von einer Dreiecksgeschichte zwischen der Tuchhändlertocher Madlen Thynen, dem Kaufmannssohn Peter von Werth und Lukas Cuchenheim, dem Sohn eines Lederhändlers.
Cuchenheim hat Rheinbach 1668 verlassen, um einen militärischen Werdegang einzuschlagen. Er kommt als Hauptmann nach Rheinbach zurück, um einem Spionagefall auf die Spur zu kommen.
Peter von Werth ist wohlhabender zukünftiger Erbe eines florierenden Geschäfts und verlobt sich mit Madlen.
Im historischen Kontext stehen wir mitten im Niederländisch-französischen Krieg, der 1672 – 1678 in weiten Teilen Europas tobte und die Vormachtsstellung Frankreichs bezweckte.
Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Im Erzählstrang, der 1668 spielt, wird gezeigt warum Lukas Cuchenheim, der Madlen Thynen zugewandt war, Rheinbach plötzlich verlassen hat.
Im Strang von 1673 werden wir in die erste Zeit der Verlobung von Madlen und Peter sowie in die kriegerische Bedrohungslage von Rheinbach einbezogen. Der Wechsel dieser beiden zeitlichen Perspektiven hält die Spannung im Roman hoch.
Madlen ist eine sehr moderne junge Frau, die großes kaufmännisches Geschick im Tuchhandel ihres Vaters beweist. Sie möchte auch gerne nach ihrer Heirat im Handel mitarbeiten, doch ihr Verlobter Peter hat andere Vorstellungen. Lukas hingegen ermuntert Madlen zu einer geschäftlichen Zusammenarbeit zwischen seinem Lederwarengeschäft und dem Tuchhandel Thynen.
Die Figuren und Schauplätze sind anschaulich beschrieben, so dass man eine gute Vorstellung von den Menschen, ihrem Leben und ihrem Brauchtum in Rheinbach gewinnt. Der historische Hintergrund ist verständlich eingebunden und bildet den Rahmen um die Liebes-Dreiecksgeschichte von Madlen, Lukas und Peter.
Ich konnte mit dem Buch sehr schön nach hektischen Arbeitstagen abschalten und vergebe dem Buch 4 Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.12.2018
Graue Nächte / Flovent & Thorson Bd.2
Indriðason, Arnaldur

Graue Nächte / Flovent & Thorson Bd.2


sehr gut

Skandinavien zur Zeit des 2. Weltkriegs
„Graue Nächte“ ist der dritte Band der Flòvent/Thorson Reihe von Arnaldur Indridason, die in den Vierzigerjahren in Reykjavik spielen. Man kann den vorliegenden Band sehr gut ohne Kenntnisse aus den Vorgängerbänden „Der Reisende“ und „Schattenwege“ lesen. Die Herkunft der beiden Ermittler hat eine gewisse Wichtigkeit, wird aber ausreichend erklärt. Ihr Privatleben hält sich angenehm im Hintergrund.
Das auffallendste an diesem Krimi ist, dass er auf zwei unterschiedlichen Zeitebenen spielt, der Leser das aber im Laufe der Zeit selber herausfinden muss und dass die Protagonistin erst ganz zum Schluss einen Namen erhält.
Eine junge isländische Krankenschwester, die sowohl in Dänemark und Schweden arbeitet, plant gemeinsam mit ihrem Verlobten mit einem Schiff vom finnischen Potsamo nach Island nach Hause zu reisen. Doch ihr Verlobter, der sich vorher in Kopenhagen aufgehalten hat, erscheint nicht. Noch auf dem Schiff erfährt sich mit Hilfe des Kapitäns, dass ihr Verlobter in Kopenhagen von den Nazis festgenommen wurde, weil er sich im Widerstand engagiert hat.
In einem anderen Erzählstrang kommt es in Reykjavik vor einem Lokal, in dem vor allem amerikanische Armeeangehörige verkehren, zu einer Bluttat. Ein junger Mann wird mit Messerstichen aufgefunden und verstirbt später im Krankenhaus. Flòvent und Thorson ermitteln auch noch in weiteren Fällen.
Der Krimi zeichnet sich durch eine sehr ruhige Atmosphäre aus. Die Stimmung des häufig düsteren Wetters in Island sowie die karge Landschaft sind sehr anschaulich beschrieben. Sprachlich ist das Buch sehr angenehm zu lesen. Vom Inhalt her, verlangt es vom Leser einiges an Konzentration, weil nicht immer sofort klar ist, auf welcher Zeit- oder Handlungsebene man sich befindet.
Besonders gut hat mir der historische Hintergrund gefallen. Ich habe einiges nachgelesen über die Geschichte Skandinaviens im 2. Weltkrieg und freue mich nun auf Fortsetzungen mit den beiden Ermittlern.
Von mir erhält dieser ruhige Krimi 4 Sterne.

Bewertung vom 20.11.2018
Nanos - Sie bestimmen, was du denkst / Malek Wutkowski Bd.1
Leibig, Timo

Nanos - Sie bestimmen, was du denkst / Malek Wutkowski Bd.1


gut

„Nanos – Sie bestimmen was du denkst“ spielt in der nahen Zukunft im Jahr 2028. Die Europäische Union ist Vergangenheit, die Grenzen sind wieder dicht. An der Spitze Deutschlands steht der Bundeskanzler Johann Kehlis. Er strebt die absolute Macht an und will die Gedanken der Menschen beherrschen. Dazu schleust er Nanos (Nanoteilchen) in die Lebensmittel ein, die im Gehirn die Menschen beeinflussen, so dass sie nicht mehr frei denken können. Herkömmliche Produkte werden ersetzt durch Produkte aus den Kehlis Werken, so dass keiner ausweichen kann, mit Nanos in Berührung zu kommen.
Einige wenige Menschen, reagieren nicht auf die Nanos und können nach wie vor frei denken. Sie versuchen in einer Rebellen Organisation den Kanzler Kehlis zu stürzen.
Da ich im Allgemeinen keine Bücher lese, die in der Zukunft spielen und Dystopien gar nicht mag, hatte es dieses Buch nicht einfach bei mir.
Ich fand es von Anfang an sehr leicht und flüssig zu lesen, so dass zu Beginn schon recht viel Spannung aufgebaut wurde. Man spürt sofort, dass der Autor wirklich gut erzählen kann. Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, dabei hat mir die Handlung aus Marias Perspektive, einer Mutter eines Jungen, die in Berlin lebt, sehr gut gefallen. Von den anderen Protagonisten konnte ich für keinen Gefühle oder besonderes Interesse aufbringen. Die Handlung war jeweils spannend, aber so richtig aufgegangen, bin ich nicht darin.
Was mich etwas gestört hat, war das offene Ende. Mir ist klar, dass es bei Serien immer Cliffhanger gibt und somit offene Handlungsfäden bestehen. Dennoch sollte für mich ein Buch in sich etwas geschlossener sein, so dass ich es auch isoliert lesen und genießen kann. Wem die Geschichte gefallen hat, der muss praktisch den zweiten Band kaufen und wem sie nicht so gefallen hat, der bleibt etwas in der Luft schweben.
Ich fand das Gedankenexperiment, bei dem ein Diktator über die Nahrung Einfluss auf die Menschen nimmt interessant und bedenkenswert und vergebe diesem Buch 3 Sterne.

Bewertung vom 20.11.2018
Die Opfer, die man bringt / Sebastian Bergman Bd.6 (3 MP3-CDs)
Hjorth, Michael;Rosenfeldt, Hans

Die Opfer, die man bringt / Sebastian Bergman Bd.6 (3 MP3-CDs)


sehr gut

Seit Erscheinen des ersten Bandes der Serie um den Psychologen Sebastian Bergmann bin ich angefixt von der Serie. „Die Opfer, die man bringt“ ist der 6. Band des Autorenduos Michael Hiorth und Hans Rosenfeldt. Im vorliegenden Fall geht es um vergewaltigte und teilweise ermordete Frauen. Die Taten scheinen in einem Zusammenhang zu stehen und so ermittelt die Reichsmordkommission um Torkel Höglund erneut. Sebastian arbeitet als Berater mit. Teil des Teams ist auch seine Tochter Vanja, die eine sehr unterkühlte Beziehung zu ihm hat.
Wie in allen Bänden geht es neben dem, in sich abgeschlossenen Kriminalfall, viel um das Privatleben der Protagonisten. Deshalb ist es bei dieser Serie wirklich empfehlenswert, die Reihenfolge einzuhalten. Die gekürzte Lesung hat das Beziehungsgeflecht der Hauptfiguren recht umfangreich dargestellt. Deshalb vermute ich, ist bei mir die Spannung bei der Lösung des eigentlichen Falles zwischendurch etwas auf der Strecke geblieben. Ich werde beim nächsten Band (den es hoffentlich geben wird), wieder auf das Buch zurückgreifen.
Gelesen wurde das Hörbuch von Douglas Welbat. Seine Stimme passt ausgezeichnet zur skandinavischen Stimmung und er spricht die schwedischen Ausdrücke sehr schön aus.
Von mir erhält dieses Hörbuch 4 Sterne und ich will unbedingt noch mehr von Sebastian Bergmann lesen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.11.2018
Jahre des Aufbaus / Die Schwestern vom Ku'damm Bd.1
Riebe, Brigitte

Jahre des Aufbaus / Die Schwestern vom Ku'damm Bd.1


ausgezeichnet

Trümmermode
Die Familie Thalheim führte in Berlin am Ku´damm ein beliebtes Warenhaus, das der Bombardierung Berlins zum Opfer fiel. Der Roman setzt im Mai 1945 ein, nach der Kapitulation Deutschlands. Die Stadt liegt in Trümmern, viele Menschen haben alles verloren. Die Schwestern Rike, Silvie und Flori Thalheim haben mit ihrer Stiefmutter Claire überlebt. Der Vater Friedrich ist in Gefangenschaft und Silvies Zwillingsbruder Oskar gilt als verschollen. Berlin ist in vier Besatzungszonen geteilt.
Rike übernimmt als älteste Tochter viel Verantwortung. Silvie zeigt viel Geschick beim Besorgen von Lebensmitteln auf dem Schwarzmarkt, so dass die Familie zwar bisweilen Hunger leidet, aber vergleichsweise gut durch die ersten Nachkriegsjahre kommt. Als Friedrich wieder frei ist, beginnt er mit Rike und einem Geschäftspartner aus Lumpen Kleidung zu produzieren. Mitten in den Trümmern organisiert die Familie die erste Modeschau. Es dauert aber noch Jahre, bis in Deutschland wieder neue Stoffe erhältlich sind. Rikes Traum ist ein Modegeschäft am Ku´damm, wo ihr früheres Warenhaus gestanden hat.
Brigitte Riebe gelingt es die Stimmung im Nachkriegsberlin anschaulich einzufangen. Die Protagonisten sind glaubwürdig angelegt und machen alle eine Entwicklung durch. Die politische Stimmung steht nicht im Zentrum, dennoch ist es sehr interessant, wie sich die Deutschland und vor allem Berlin unter der Besatzungsmacht entwickelt hat. Vor allem die beginnende Abgrenzung der Sowjetzone vom restlichen Westberlin bis hin zur Luftbrücke mit der Westberlin mithilfe der Candybomber mit Lebensmitteln und Brennstoffen versorgt worden ist, fand ich sehr interessant zu lesen. Ergänzend sind hinten im Buch die wichtigsten historischen Ereignisse von 1945 bis 1951 aufgeführt. Das hat mir sehr gut gefallen, so konnte ich am Ende die Handlung nochmal vor diesem ereignisreichen historischen Hintergrund Revue passieren lassen.
Ich konnte mit dem Buch sehr schön in die Aufbruchsstimmung der Vierzigerjahre eintauchen. Die Jahre 1945 bis 1950 in Berlin wurden mir sehr anschaulich näher gebracht. Ich bin mir bewusst, dass die Familie Thalheim im Roman in einer sehr privilegierten Lage war, weil es gelungen ist, einige Schätze wie Nähmaschinen und Schmuck zu retten, was einen Neustart des Geschäftes ermöglichte. Dennoch hat mich das Schicksal der Menschen sehr berührt und ich bin schon sehr gespannt auf die Fortsetzung.
Von mir erhält dieser wunderschöne Roman 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.