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TK

Bewertungen

Insgesamt 104 Bewertungen
Bewertung vom 04.05.2023
Als wir Vögel waren
Banwo, Ayanna Lloyd

Als wir Vögel waren


sehr gut

Karibischer magischer Realismus

Zwischen der traumartigen Magie der karibischen Mythen und Legenden, und dem städtischen Alltag von Lärm, Schmutz, Armut, Arbeitslosigkeit, Alkohol, Gewalt und Kriminalität, zwischen den Lebenden und den Toten bewegt sich dieser Roman. Der Schauplatz Trinidad ist auf allen Seiten sehr intensiv spürbar, mit seinen Farben, Gerüchen, Klängen, dem Licht, der Temperatur, dem Wind.

Hier begegnen sich Darwin, ein entwurzelter junger Mann, aus der finanziellen Not heraus von seiner Rastafari-Identität entfernt, und Yejide, die das Matriarchat ihrer Familie um mehrere Generationen zurückverfolgen kann und in der Familie und ihrer weitergegebenen Gabe fest verwurzelt sein sollte, aber trotzdem irgendwie verloren ist. Sie beide sind auf der Suche, geleitet von einer geheimnisvollen Verbindung, die zwischen ihnen besteht. Die beiden Protagonisten haben für mich erst im Moment ihres Aufeinandertreffens wirklich Gestalt angenommen. Das Cover finde ich daher absolut gelungen und sehr ausdrucksstark: die zwei Schatten, die sich zwischen der tropischen Farbigkeit einander annähern.

Im Klappentext des Buches, der an sich auf die Atmosphäre sehr gut einstimmt, irritiert mich ein Satz, der definitiv nicht den Fakten der Handlung entspricht. Auch hat mich die Zusammenfassung einen anderen Fokus erwarten lassen, so hat die Geschichte eine ganze Weile gebraucht, um mich tatsächlich zu fesseln und bis alle Handlungselemente zusammenkommen, um ihre Bedeutung zu erfassen.
Ich hätte mir für einige auftauchende Wörter des Trinidad-Creolischen ein Glossar gewünscht, um mich besser in den Text einfühlen zu können. Sicher kann man auch anderswo nachschlagen, aber ich bleibe eigentlich gern so nah wie möglich im Lesefluss.

Ein sprachlich wunderschön poetisches und atmosphärisch unglaublich dichtes Buch, mit einer Handlung, die im Verlauf eine immer stärkere emotionale Wirkung entwickelt.

Bewertung vom 02.05.2023
Institut für gute Mütter
Chan, Jessamine

Institut für gute Mütter


ausgezeichnet

Erschütternd

Auch Tage nach dem Beenden dieses Romans gehen mir viele Szenen und ausgelöste Gedanken noch immer im Kopf herum. Die Vision von einer Welt, in der zum Wohl und Schutz der Kinder immer stärker durchgegriffen wird, was auf den ersten Blick und in vielen Fällen natürlich wichtig und gerechtfertigt ist, hat in den erreichten Extremen eine unheimlich beunruhigende, verstörende Wirkung.
Als jemand mit einem schon immer sehr stark ausgeprägtem Gefühl für Ungerechtigkeiten haben mir viele der Schikanen, denen Frida ausgesetzt wird, Situationen in denen sie gar keine Chance hat, zu bestehen, emotionales und sogar körperliches Unwohlsein bereitet.

Während der Lektüre ist man ständig gezwungen, die eigenen (Vor-)Urteile zu hinterfragen. Zu Fridas Alleinlassen ihrer Tochter kann man stehen wie man möchte, aber wie man an den Vergehen einiger der anderen zur Besserung geschickten Mütter sehen kann, könnte man in der (definitiv nicht fernen) Welt des Roman auch selbst aufgrund ganz alltäglicher Selbstverständlichkeiten ins Visier der Behörden kommen. Die Wirkung dieser Handlung auf das Publikum in den USA, wo zum Teil tatsächlich das Jugendamt informiert oder die Polizei gerufen wird, wenn ein achtjähriges Kind einen ihm bekannten, kurzen, sicheren Weg alleine zurücklegt, ist sicher noch viel prägnanter als aus europäischer Perspektive.

Die Handlung macht, den Gegebenheiten entsprechend, viele soziale und gesellschaftliche Missstände unmittelbar spürbar: verdeckten und offenen Rassismus, Sexismus, Klassenunterschiede, den Umgang mit Mental Health, aber ganz konkret auch die sehr unterschiedlichen Standards und Erwartungen, die an Mütter im Vergleich zu Vätern gestellt werden, vor allem auch von Frauen an andere Frauen. Muss man eine perfekte, unfehlbare Mutter sein, um eine gute Mutter zu sein? Und kann das überhaupt irgendjemand erfüllen?

Jessamine Chans Roman ist großartig erzählt, unglaublich emotional aufwühlend und stellenweise sehr schwer zu ertragen, aber es absolut wert, dies auf sich zu nehmen. Ein wirklich beeindruckendes Debüt!

Bewertung vom 01.05.2023
Von Ameise bis Wombat: Tierisch geniale Bautricks für unsere Zukunft
Dorion, Christiane

Von Ameise bis Wombat: Tierisch geniale Bautricks für unsere Zukunft


ausgezeichnet

Tierische Baumeister, Architekten, Künstler und Ingenieure

Ich als Erwachsene liebe gut gemachte Kinderbücher, die nicht nur für Kinder aller Altersgruppen etwas Interessantes bereithalten, sondern bei denen auch man selbst noch viel erfahren kann.

Dieses Buch ist wunderschön einladend gestaltet und fühlt sich schon von außen durch den leinenartigen Einband super angenehm an. Das Highlight sind natürlich die absolut niedlich und mit witzigen Details gezeichneten Tiere.

Die kurzen Texte zu den Fähigkeiten und Techniken der Tiere sind genau richtig, um jüngere Kinder nicht zu überfordern und inspirieren gleichzeitig dazu, selbst mehr über das jeweilige Thema herauszufinden, wecken Neugier und Interesse zur eigenen weiteren Beschäftigung.

Besonders die Gegenüberstellung von real existierenden Bauwerken und ihren jeweiligen Vorbildern in der Natur finde ich sehr gelungen, gerade auch den Aspekt wie man sich Nachhaltigkeitstaktiken von Tieren abschauen kann.

Ich bin sehr gespannt, wozu dieses Buch die ArchitektInnen und IngenieurInnen von morgen inspirieren wird!

Bewertung vom 01.05.2023
Going Zero
Mccarten, Anthony

Going Zero


ausgezeichnet

Spuren verwischen im Überwachungszeitalter

Zu beschreiben, was genau diesen Roman so absolut spannend und genial macht, wäre in sich schon ein riesiger Spoiler und würde anderen Lesenden sicher das Erlebnis verderben. Daher nur so viel: Aus der relativ direkt wirkenden Handlung eines sozialen und technologischen Experiments wird durch unglaublich geschickt eingebaute Twists und Switches ein zunehmend schneller, atemloser Polit- und Agententhriller, bei dem immer schwerer wird, zwischen Jägern und Gejagten zu unterscheiden.

Auch die Themen und aufgeworfenen moralischen und ethischen Fragestellungen machen "Going Zero" so fesselnd und einnehmend:
Wie viel Überwachung sollten Menschen zum Wohle der Gesamtheit, für ein "Greater Good" akzeptieren, wie viel Privates auf- und preisgeben müssen, ja sogar wollen, wenn sie ja als die "Guten" nichts zu verbergen haben?
In einer Welt, in der sich immer mehr Menschen den technischen Möglichkeiten der Beobachtung und Datensammlung bewusst sind und auf Privatsphäre bedacht sind, gleichzeitig aber eine nie dagewesene Menge an Daten bereitwillig der ganzen Welt zur Verfügung stellen - wer sollte da über diese Daten verfügen? Der Staat und seine Organe sollten es nach Meinung der Meisten nicht sein, aber warum sollten diese Informationen in der freien Wirtschaft besser aufgehoben sein? Und selbst wenn man wollte, kann man überhaupt noch komplett unsichtbar sein, keine Spuren hinterlassen?

Hochaktuelle Thematik zum Mitdenken, mit eher skizzierten, aber psychologisch faszinierenden Charakteren, und absolut spannend aufgebaut: Ein echter Pageturner!

Bewertung vom 01.05.2023
Wolf
Stanisic, Sasa

Wolf


ausgezeichnet

Andersiger sein und gemacht werden

Der erste Roman für Kinder von Saša Stanišić erzählt vom Dazugehören und Nichtdazugehören, von Außenseitern und Freundschaft.
Die typische Gruppendynamik in Schulklassen und Ferienlagergruppen ist sehr einfühlsam beobachtet und beschrieben, und unter den Charakteren und Verhaltensweisen der Jugendlichen gibt es sehr viel aus eigener Erfahrung wiederzuerkennen.
Auch die verschiedenen Erwachsenen in ihrer Beziehung zum Erzähler Kemi und zu Jugendlichen im Allgemeinen sind fantastisch dargestellt. Kemis eigene, jugendliche Stimme, Redeweise und Sicht auf die Ereignisse sind sehr gelungen und wirken nachvollziehbar und sympathisch.

Meiner 12-jährigen Tochter ist allerdings in der Handlung des Buches zu wenig passiert. Obwohl oder gerade weil sie auch selbst etwas ein Außenseiter ist, war ihr die Geschichte zu nah an der alltäglichen Realität, wohingegen sie sich beim Lesen lieber in aufregendere Geschichten begibt. Von der Idee und dem Wort "andersiger" war sie jedoch sofort schwer beeindruckt.
Tatsächlich spielt sich der Schwerpunkt der Handlung in zwischenmenschlichen Situationen, Dialogen und Gedanken ab. Auch die Symbolik des Wolfes ist bei meinen beiden Kindern nicht so richtig gelandet. Meine 11-jährige Tochter mochte die Geschichte trotz einiger Verwirrung um Hirsche und Wölfe, die sie schwer einordnen konnte. Für mich können Kinder aber durchaus auch beim Lesen herausgefordert werden und den verschiedensten Ideen und Ausdrucksformen begegnen, somit würde ich der Altersempfehlung zustimmen.
Für mich als erwachsene Leserin ist "Wolf" jedenfalls sehr stark erzählt. Zum einen in seiner vordergründigen Thematik, "Das Gesagte aller Ferienlager. Die Geheimnisse aller Ferienlager. Die Freuden, die Ängste, die Splitter im Finger. Das Heimweh. Die Unsicherheiten." - eine Woche fürs Erwachsenwerden. Aber vor allem auch in seiner wunderbaren Sprache.

Die Illustrationen von Regina Kehn gefallen mir in ihrer Bildsprache und der Farbgebung in gelb, schwarz und weiß ausgesprochen gut. Sie fangen die Charaktere und die Stimmung sehr gut ein, sind abwechselnd beschreibend mit witzigen Details und sehr symbolisch und tiefgründig. Einzelne Abbildungen würde ich mir tatsächlich auch einrahmen wollen.
Einzig das Layout hätte ich mir stellenweise ein bisschen passender gewünscht, etwa in Bezug auf die betreffende Textstelle oder so, dass eine doppelseitige Illustration nicht mitten in einem Satz steht.

Eine Geschichte, die vor allem eine menschliche Botschaft über das Zusammenleben erzählt, über Mobbing, Ausgrenzung, über Wut und Mut und die Überwindung von Angst, über Akzeptanz und das Füreinandereinstehen, aber vor allem auch das Zu-Sich-Selbst-Stehen, wie Jörg es in all seiner Andersigkeit tut.

"Wir haben komplett Glück oder gar nicht oder manchmal. Alle hinterlassen wir unsere Spur."

Bewertung vom 13.04.2023
Rote Sirenen
Belim, Victoria

Rote Sirenen


sehr gut

"Nichts verschwindet spurlos"

Victoria Belim erzählt in Rote Sirenen, wie sie während des Krieges 2014 in die Ukraine, das Land ihrer Geburt und das Land ihrer Großmutter, zurückkehrt, um mehr über ihre Familiengeschichte, ihre Heimat und damit auch über sich selbst zu erfahren. Sie beschreibt den Umgang mit der ehemaligen Sowjetunion, den Umgang mit dem heutigen "Westen", die Konflikte und unterschiedlichen Sichtweisen innerhalb der Bevölkerung, zwischen den Gebliebenen und denen, die gegangen sind, zwischen denen aus der Stadt und vom Land, zwischen den Generationen.
Daraus entsteht fühlbar das Wesen der Ukraine, widersprüchlich, eigensinnig, der eigenen Geschichte, Kultur und Identität sehr verbunden, stark, anpackend, mit einer mitunter harten Schale und irgendwo darunter sehr warmherzig, ganz wie Großmutter Valentina und die anderen Frauen, denen Victoria auf ihrer Spurensuche begegnet.

Eine Geschichte, die im letzten Jahr noch eine viel tiefere Bedeutung gewonnen hat, emotional, persönlich und historisch, und die Auswirkungen eines immer wiederkehrenden Konfliktes ganz nah heranholt. Es ist vor allem die Geschichte der Frauen, die "an Orten, wo Männer in den Krieg ziehen müssen, [...] die Rolle von Erinnerungshüterinnen einnehmen" und die Geschichte bewahren, die bis in die Gegenwart hinein zu oft umgeschrieben, neu erfunden und zurechtgebogen wurde.

Bewertung vom 10.04.2023
Ich, ein Sachse
Meffire, Samuel;Kittstein, Lothar

Ich, ein Sachse


sehr gut

Krasse Biografie

Was Samuel Meffire in seinem Leben erlebt und erfahren hat, ergibt eine wirklich krasse, faszinierende Geschichte. Wenn man nicht wüsste, dass es eine reale Lebensgeschichte ist, könnte man es viel zu leicht für den spannenden, aber extrem überzogenen und unrealistischen Plot einer Fernsehserie halten.

Durch seine Erzählung kann man sehr unmittelbar nachspüren, wie er, als Sohn einer deutschen Mutter und eines kamerunischen Vaters, die letzte Zeit der DDR in Dresden und die auf die Wende folgenden politischen, gesellschaftlichen und letztlich auch persönlichen Umwälzungen wahrgenommen hat. Dieser Wechsel aus einer staatlich verordnet farbenblinden Gesellschaft in eine Welt, in der man als Afrodeutsche*r nicht gefahrlos das Haus verlassen konnte, ist aus seiner Perspektive einerseits wahnsinnig spannend und gleichzeitig unglaublich beklemmend zu lesen, weil sich schon abzeichnet, dass (gerade im desillusionierten Vereinigungsdeutschland) eine gute Zukunft schwer zu finden sein wird.

Es dort als Persönlichkeit herauszuschaffen, um aus der Gegenwart eines geordneten Familienlebens und einer geordneten Existenz von dieser Vergangenheit zu erzählen, bedarf Stärke, schonungsloser Ehrlichkeit und einer Menge (Galgen-)Humor - Eigenschaften, die sich alle im Text und im Erzählstil widerspiegeln, wodurch sich trotz allem eine gewisse amüsante Unterhaltsamkeit einstellt.

Während Meffires eingeschobene Gedichte seinen Gemütszustand eindrücklich verdeutlichen, haben die vielen im Laufe der Erzählung sehr aufgesetzt literarisch-kreativ wirkenden Formulierungen mit unnötig komplizierten Umschreibungen und Metaphern das eigentlich Gesagte recht schwer verständlich gemacht, hier wäre eventuell zur besseren Lesbarkeit eine gewisse sprachliche Reduzierung angemessen gewesen. Letztendlich ist dies allerdings natürlich Meffires Stil und vielleicht die einzig mögliche Art, sein Leben und all die schweren Szenen zu erzählen.

Bewertung vom 02.04.2023
Morgen und für immer
Meta, Ermal

Morgen und für immer


ausgezeichnet

"Was ist die Maßeinheit für Schmerz?"

Wie viele verschiedene Leben kann man in einem Menschenleben durchleben? Wie viel Schmerz und Verlust kann ein Mensch ertragen? "Wie viel kann ein Mensch aushalten, bevor er zusammenbricht oder aufgibt?"

Da die Handlung von "Morgen und für immer" eng mit der Geschichte Albaniens verbunden ist, einem Land, dessen Regierung und Geheimpolizei unter den kommunistischen Ländern eine besonders brutale Form der Kontrolle und Unterdrückung der Bevölkerung ausgebildet hat, gibt es immer wieder erschreckende Passagen, die sehr schwer zu lesen und zu ertragen sind.

Kajans Geschichte ist unendlich traurig, aber gleichzeitig auch immer wieder wunderschön. Ermal Meta schafft es erzählerisch, all der Dunkelheit, dem Schrecken und der Verzweiflung der albanischen Geschichte und des persönlichen Lebens seiner Figuren auch immer Licht, Wärme, Musik und Liebe entgegenzusetzen, so dass insgesamt doch ein Gefühl der Hoffnung überwiegt. "Vielleicht war es ja wirklich so, dass das Leben einen mit der einen Hand ins Leere wirft und mit der anderen zupackt, kurz bevor man auf dem Boden zerschellt."

Eine unglaublich bewegende und beeindruckende Lebensgeschichte, die noch lange im Kopf bleibt.

Bewertung vom 01.04.2023
Die spürst du nicht
Glattauer, Daniel

Die spürst du nicht


ausgezeichnet

Die Geschichte spürst du sehr

Eine Familie der gebildeten, wirtschaftlich gut aufgestellten Oberschicht nimmt also - mit den aus ihrer Sicht besten Absichten - eine Schulfreundin der Tochter, ein Flüchtlingsmädchen aus Somalia, mit in den Sommerurlaub.

Wer dem Coverbild nach von einer Lektüre mit Urlaubsstimmung ausgeht, wird sich, ganz wie die Figuren des Buches, mit vielen unangenehmen Erkenntnissen konfrontiert sehen, vor denen man nicht die Augen verschließen kann und denen es sich als Mensch zu stellen gilt.

Der erzählerische Fokus der Handlung ist ganz anders gelegt, als ich das zuerst angenommen und erwartet hätte. Gerade dadurch aber kann Glattauers unglaublich präzise, scharfe Gesellschaftsbeobachtung ihre aufrüttelnde Wirkung entfalten. In seiner unverwechselbaren Glattauerschen Sprache, mit charmant-österreichischem Einschlag, kann man sich den aufgeworfenen emotionalen, moralischen, aber zuletzt vor allem menschlichen Fragestellungen nicht entziehen.

Der wahrgenommene Wert eines Menschen, eines Lebens, die kühle Bewertung von angenommenen Fluchtgründen aus einem privilegierten, sicheren Leben heraus, und damit die Einteilung in "schlechtere" und "bessere" Geflüchtete, Gutmenschentum in seiner ursprünglichen und seiner instrumentalisierten Bedeutung, die Unsichtbaren und Unhörbaren einer Gesellschaft... - wichtige und aktuelle Themen des Umgangs mit der Flüchtlings"krise" in Europa sind hier schmerzhaft spürbar gemacht.
Wirklich großartig beobachteter und erzählter, berührender und bedrückender Roman!

Die Hörbuchfassung verstärkt die Wikung des Romans noch einmal, sie ist unglaublich gut eingelesen und die verschiedenen Rollen in ihren sprachlichen und charakterlichen Eigenheiten perfekt herausgearbeitet. Emotion wie auch Sprachwitz werden hervorragend transportiert. Vor allem auch die Social-Media-Passagen und Kommentare, die in der gedruckten Form vermutlich etwas trocken wirken können, sind (wunderbar österreichisch) lebendig gemacht. Absolute Empfehlung!