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clematis

Bewertungen

Insgesamt 241 Bewertungen
Bewertung vom 13.03.2025
Das Pestkind (eBook, ePUB)
Steyer, Nicole

Das Pestkind (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Schwarzer Tod

Gegen Ende des Dreißigjährigen Kriegs (1648) wird Rosenheim von der Pest heimgesucht. Marianne entwischt als Einzige in ihrer Familie dem Schwarzen Tod und wächst fortan bei der Brauerei- und Wirtshausbesitzerin Hedwig Thaler heran, die sie aber eher wie eine Dienstmagd und nicht wie eine Ziehtochter behandelt. Das arme Mädchen wird auch von den Nachbarn geschnitten und als unheilbringendes „Pestkind“ beschimpft. Lediglich der Abt Pater Franz und ihr „einfältiger“ Stiefbruder Anderl begegnen Marianne vorurteilsfrei und liebevoll. Als Hedwig erschlagen aufgefunden wird, steht schnell der Mörder fest, aber ob die Zeugen tatsächlich die Wahrheit sagen? Eine aufwühlende Zeit steht Marianne bevor.

Lebendig schildert Nicole Steyer die Stadt Rosenheim in den Jahren von Pest und Dreißigjährigem Krieg, von Not und Verachtung. In den drei großen Abschnitten spielt die Handlung aber nicht nur in Rosenheim, sondern auch im Tross des feindlichen Schweden-Generales, wo es ebenfalls hoch hergeht. Eine Reihe an schweren Schicksalsschlägen muss Marianne verkraften, verliert sie doch im Laufe der Geschichte mehrere Menschen, die ihr lieb und teuer sind. Grausame Szenen aus dem Krieg verdüstern die Stimmung ebenfalls, aber Marianne kämpft für das, was sie einst versprochen hat.

Fesselnd und spannend fliegen die vielen Seiten nur so dahin, langweilig wird es jedenfalls nicht. Und als gäbe es nicht schon genug Überraschungen, so muss man auch am Ende noch einmal den Atem anhalten und einen Rückschlag einstecken.

Ein wunderbar zu lesendes Buch, das eine schreckliche Zeit widerspiegelt und eine mutige junge Frau in den Mittelpunkt rückt. Mir hat Nicole Steyer damit aufregende Lesestunden beschert, ich empfehle „Das Pestkind“ sehr gerne weiter.

Bewertung vom 12.03.2025
Haus Waldesruh (eBook, ePUB)
Krems, David

Haus Waldesruh (eBook, ePUB)


sehr gut

Kleines Klassentreffen

In einem abgeschieden gelegenen Jagdhäuschen in der Steiermark treffen einander vier Schulfreunde wieder. Fünfzehn Jahre sind seit der Matura vergangen, Marco, Anna, Ferdinand und Lea erinnern sich an Max, der sich damals das Leben genommen hat. Frank, eine zufällige Zugbekanntschaft, stößt ebenfalls zur Runde. Nach gemeinsamen Gedanken und aufkeimenden Konflikten aufgrund recht unterschiedlicher Weltanschauungen eskaliert die Situation mit einem weiteren Gast.

Sehr ruhig fließt Krems‘ Erzählung dahin. Wer aufmerksam liest, erkennt allerlei Diskussionsstoff in diesem zarten Büchlein mit dem düsteren Titelbild. Auch über die bewegende Geschichte legt sich ein Nebel aus unangenehmer Vergangenheit und sehr verschiedenen Lebenswegen der kleinen Gruppe, die an diesem speziellen Klassentreffen teilnimmt. Die gesamte Handlung gliedert sich in drei Abschnitte, wobei sich jeweils Änderungen im inhaltlichen Schwerpunkt ergeben. Was als harmloses Treffen beginnt, spitzt sich im Laufe der Stunden zu, interessante Details aus früheren Jahren tragen nach und nach die nötigen Puzzlesteinchen zusammen, welche die Einladung ins Steirische erklären.

Mit einem genauen Blick fürs Detail zeichnet David Krems seine Charaktere, die angespannte Atmosphäre im Jagdhaus am Waldesrand ist deutlich spürbar. Ich rieche den Zigarettenrauch am offenen Fenster, während ich den fallenden Schneeflocken zusehe, lausche Karel Gotts „Fang das Licht“ und werde immer stummer ob der Erlebnisse, welche die vier Freunde schon so lange belasten. Auch wenn vielleicht mehr Dramatik möglich gewesen wäre, so passt die nüchterne Sachlichkeit der Betrachtungen doch sehr gut hierher, insbesondere zum Ende, das mich - im positiven Sinne - überrascht hat.

Ein sehr spezieller Roman, bei dem man über weite Strecken nicht recht weiß, wohin der Weg führen wird, der aber eine ganze Reihe an Themen zum Nachdenken aufwirft. Leseempfehlung!

Bewertung vom 10.03.2025
Die Brandung - Moorengel (eBook, ePUB)
Kliewe, Karen

Die Brandung - Moorengel (eBook, ePUB)


sehr gut

Ohlsen Ohlsen

Am Thorsberger Moor wird ein einzelner menschlicher Finger gefunden und der Museumsleiterin Fria Svensson zugespielt, die ihre Expertise und den Fall an Hauptkommissar Ohlsen Ohlsen abgibt. Gleichzeitig verschwinden ein siebenjähriges Mädchen und mehrere Zuchtkätzchen.

In rasanter Abfolge wechseln Szenen, Schauplätze, Handlungsstränge, oftmals derart, dass man gar nicht weiß, um welche Figur es sich auf der aktuellen Seite handelt, schon spielt auf der nächsten jemand anderes die wichtigste Rolle. So dauert es eine gewisse Zeit, bis man sich zurechtfindet im deutsch-dänischen Grenzgebiet, in dem eine Leiche gefunden wird und ein Kind verschwunden ist. Die persönliche Betroffenheit über den Vermisstenfall spürt man sowohl bei Ohlsen als auch bei Fria, aber dieser muss zwischenzeitlich auf Eis gelegt werden, der Moorleiche wird Vorrang eingeräumt. Interessante Details kommen aufs Tapet, neue Charaktere werden eingeführt, wer ist wichtig fürs Geschehen, wer soll ablenken und in die Irre führen? Die Ermittler sind gefragt, der Leser darf sich ebenfalls den Kopf zerbrechen. Zwischen Fingergliedern, Leichen aus dem See, Katzen und einer vernachlässigten, verschollenen Schülerin wird man förmlich hin- und hergerissen.

Den Leser erwarten spannende Stunden, das Ende wird nicht jedem gefallen, für mich ist es aber stimmig, genau so, wie es Karen Kliewe niederschreibt. Leseempfehlung für scharfsinnige Köpfe.

Bewertung vom 09.03.2025
Kein CEO ist auch keine Lösung
Lindberg, Karin

Kein CEO ist auch keine Lösung


ausgezeichnet

Dubai

Aidan ist ein erfolgreicher Bauunternehmer und ein rechter Frauenheld, ein unverbindliches Vergnügen, mehr will und kann er keiner seiner Eroberungen bieten. Aber warum regen sich sonderbare Gefühle in ihm, als er Chelsea bei einer Party auf einem Luxusschiff und kurz darauf bei einem Pferderennen trifft? So ungleich Chelsea und Aidan auch sind, er ein reicher Immobilienmagnat, sie eine kleine Angestellte auf einem Pferdegestüt, so anziehend finden sie einander, auch wenn sie sich das im ersten Moment nicht eingestehen wollen. Und nicht nur ihre eklatant auseinanderklaffenden Besitzverhältnisse sprechen gegen ein näheres Kennenlernen, denn so wie sich Aidan gibt, ist er ohnehin nur auf ein schnelles Abenteuer aus.

Eine vergnügliche Liebesgeschichte bahnt sich an, bei der die Hauptcharaktere lebensecht und gut vorstellbar gezeichnet sind und Aidans Assistentin Roxy eine kleine, aber umso liebenswertere Rolle einnimmt. Insbesondere die Standesunterschiede und verschiedenartigen Herangehensweisen an Probleme bei Chelsea und Aidan sind schön herausgearbeitet. Auch für jene Leser, die weder Pferdenarren noch Dubai-Kenner sind, bilden diese Themen den passenden Rahmen für die Handlung und werden gut verständlich und detailliert dargestellt, sodass man sich bestens ins Geschehen hineinversetzen kann und einiges vom Flair im Rennstall sowie von der luxuriösen Großstadt mit seinen imposanten Wolkenkratzern verspürt. Dass sich Karin Lindberg selbst ein Bild der Schauplätze verschafft hat, merkt man immer wieder in den einzelnen Szenen, welche dadurch lebendig und authentisch wirken und den Leser mitnehmen ins Vergnügen. Auch Chelseas und Aidans Gefühle sind perfekt eingefangen, Missverständnisse und unvorhersehbare Wendungen sorgen für die nötige Spannung. Ob es nur für ein kurzes Knistern reicht oder ob einander Gegensätze anziehen, das müsst ihr aber jetzt selbst herausfinden!

Die fremde, exotische Stadt und die ländlichen Pferdestallungen verleihen dem Liebesroman eine ganz besondere Atmosphäre, die beiden Hauptfiguren sind trotz ihrer persönlichen Eigenheiten liebenswert und zum „ins Herz Schließen“, sie müssen einige Hürden überwinden im Laufe der Geschichte. Mir hat‘s wieder gut gefallen, wie Karin Lindberg ihre Protagonisten anlegt und entwickeln lässt, sodass ich mit Chelsea und Aidan vergnügliche Lesestunden verbringen durfte.

Bewertung vom 08.03.2025
Vor hundert Sommern (eBook, ePUB)
Fuchs, Katharina

Vor hundert Sommern (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Großtante Clara

Elisabeth ist vierundneunzig und seit Kurzem im Seniorenheim, Tochter Anja und Enkelin Lena räumen nach und nach die Wohnung aus, wobei sie auf die Spuren von Anjas Großtante Clara stoßen. Im Jahre 2024 erzählt Elisabeth endlich, was sich 1924, also hundert Jahre zuvor, und in den darauffolgenden Jahren ereignet hat.

Katharina Fuchs zeichnet liebevolle Detailbilder, welche schlussendlich zur Größe dieses bemerkenswerten Romans beitragen. Die Gegenwart erfahren wir aus Anjas und Lenas Sicht, die Vergangenheit aus jener von Clara, die Übergänge gestaltet die Autorin so fließend, dass es eine Freude ist, hier regelmäßig hin und her zu wechseln und Elisabeth beim Erzählen zu lauschen. Bald spürt man als Leser, wie viele Parallelen es tatsächlich gibt zwischen den beiden Zeitebenen, da Fuchs eine ganze Reihe an treffenden Beispielen und aktuellen Vorkommnissen in die Handlung hineinflicht. Bemerkenswert ist die spürbare Nähe zu den Figuren, diese ist vermutlich deshalb so gut gelungen, weil es tatsächlich familiäre Vorbilder gibt für die grundsätzlich fiktive Geschichte. Interessante Szenen verdeutlichen, wie Erlebnisse einer Person ihre Nachkommen beeinflussen können und wie auch folgende Generationen geprägt werden, selbst (oder gerade dann), wenn darüber geschwiegen wird.

Ein angenehmer Schreibstil führt durch die mehr als fünfhundert Seiten, welche aufgrund der wechselnden Blickwinkel und unterschiedlichen Zeitlinien kurzweilig und unterhaltsam zu lesen sind. Aufgrund der Charakterisierung kann man sich gut in die Figuren hineinversetzen, auch wenn man selbst vielleicht anders entscheiden würde. Ein absolut lesenswerter Roman mit einer Vielzahl an wahren Begebenheiten, den ich sehr gerne weiterempfehle.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.03.2025
The Christmas Fix (eBook, ePUB)
Score, Lucy

The Christmas Fix (eBook, ePUB)


gut

Lodernder Sturm

Die Kleinstadt Merry (Connecticut) wird vom Hurrikan Veronica heimgesucht, die halbe Stadt steht unter Wasser. Bürgermeister Noah Yates weiß, dass staatliche Hilfen möglicherweise erst in einigen Monaten eintreffen, tut sich aber gleichzeitig schwer dabei, die Unterstützung von Catalina – Cat – King und ihrem Reality-TV anzunehmen, da er befürchtet, dass es ihr nur um Quoten und Selbstdarstellung geht. Während Cat und Noah einen Streit nach dem anderen ausfechten, spürt ihre Umgebung schon einen ganz anderen Sturm auflodern.

Cat ist eine selbstbewusste junge Frau, die sich ihre Position im Showbusiness hart erarbeitet hat und ihr Leben tagtäglich so genießt, wie es gerade daherkommt, Noah ein rational vorgehender Mensch, der jeden Schritt mehrfach abwägt und daher heimlich als „Mr. Neinsager“ in der Stadt gilt. Dass Turbulenzen vorprogrammiert sind, wenn die beiden aufeinandertreffen, ist also keineswegs verwunderlich. Die Rahmenhandlung mit einer überfluteten Stadt und etlichen Bürgern ohne Dach über dem Kopf zwingt alle Beteiligten zum raschen Handeln, für Gefühle kann gar keine Zeit bleiben. Leider vermisst man diese aber auch später, während der Putz- und Wiederaufbauarbeiten und der sich anbahnenden Liebelei. Obwohl abwechselnd aus Cats und Noahs Sicht erzählt wird, können deren Emotionen nicht richtig an die Oberfläche dringen, schon gar nicht mich als Leser so berühren, dass ich mit ihnen fühle. Ich kann nicht genau benennen, woran es liegt, ich vermisse die romantische Stimmung, die weihnachtliche Atmosphäre, welche ich trotz einer vorangegangenen Katastrophe erwartet habe. Das Ende kommt dann überhastet, der zweite Epilog zieht die Sache unnötig in die Länge.

Die Idee zum Buch, welche der Klappentext vermittelt, gefällt mir ausgezeichnet, die Geschichte selbst könnte aber ein wenig straffer, dafür mehr gefühlsbetont sein. Alles in allem eine reizvolle Geschichte, die gut rund um die Weihnachtszeit passt.

Bewertung vom 05.03.2025
Die Kammer (eBook, ePUB)
Dean, Will

Die Kammer (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Tod in der Tiefe

Vom Taucherbasisschiff DSV Deep Topaz aus geht es für sechs Sättigungstaucher in die Tiefe der Nordsee, um eine Ölpipeline zu kontrollieren. Dafür begeben sich eine Frau und fünf Männer für 28 Tage in eine Kammer zum Druckausgleich. Was üblicherweise zwar anstrengend, aber Routine ist, wird dieses Mal zum Horrortrip, da es schon bald nach Betreten der engen Unterkunft einen rätselhaften Todesfall gibt.

Will Dean beschreibt meisterhaft, wie die Taucher auf engstem Raum zusammenleben müssen, lässt den Leser ab der ersten Seite die Beklemmung spüren, wenn sich die letzte Luke schließt. Bestens recherchiert und überaus detailliert werden Schlafkojen, Aufenthaltsraum und Nasszelle veranschaulicht, aufrecht stehen kann man in keiner Nische, Privatsphäre existiert praktisch nicht. Die Portraits der sechs Menschen, welche diesen gefährlichen, aber einträglichen Beruf ausüben, sind recht unterschiedlich, dennoch arbeitet man auf professionelle Weise zusammen. Auch die aufs wesentliche reduzierte Kommunikation und die eigene Art von Humor beleuchtet der Autor treffend.

Ruhe bewahren, das ist das wichtigste Grundprinzip auf See, Ruhe strahlen auch die Zeilen in diesem Thriller aus, obwohl gleichzeitig Enge, Beklemmung und der Tod eines Kameraden für alptraumhafte Szenen sorgen. Die Atmosphäre in der Kammer ist so gut eingefangen, dass man Gänsehaut verspürt und bisweilen den Atem anhalten muss. Jede Minute bis zum Ausstieg aus dem Druckbehälter fühlt sich an wie Stunden, die Ungewissheit, was zum Tod des jüngsten Tauchers geführt hat, zehrt an den Nerven der verbliebenen Mannschaft. Nicht nur deren übliche Aufgaben werden präzise dargestellt, auch ihre Gemütsverfassung in der aktuellen Ausnahmesituation wird lebhaft widergespiegelt. Besonders gut gelingt dies, da Ellen Brooke, die einzige Frau im Team, selbst die Stimme der Erzählerin übernimmt und daher direkt aus dem bedrückenden Behältnis berichtet. Die Spannung steigt mit jedem Tag fernab der „normalen Welt“, das Ende verblüfft durch das Verknüpfen loser Fäden, wobei noch Raum bleibt für Spekulationen. Mir hats jedenfalls gefallen, auch wenn nicht jede Frage beantwortet ist.

Ein Thriller mit besonderer Atmosphäre, der durch Überraschungen punkten kann. Leseempfehlung!

Bewertung vom 05.03.2025
Stumme Zypressen / Commissario Luca Bd.4 (eBook, ePUB)
Riva, Paolo

Stumme Zypressen / Commissario Luca Bd.4 (eBook, ePUB)


sehr gut

Der Fremde

Im malerischen Montegiardino in der Toskana geht alles seinen ruhigen Lauf, bis ein Fremder nachts anreist und tags darauf stundenlang um die Marktstände spaziert. Was will der unheimliche Mann in Schwarz im Dorf und warum sind plötzlich zwei Gänse tot? Als dann auch noch ein Wanderer angeschossen wird, hält man den Unnahbaren für einen hinterhältigen Jäger, der sein eigentliches Ziel verfehlt hat.

Auch im vierten Band dieser unterhaltsamen Krimiserie spart Paolo Riva nicht mit bildreichen Eindrücken aus der hügeligen Landschaft in der flirrenden Sommerhitze und eindrücklichen Schilderungen vom Dorf selbst. Sei es Fabio an der alten Cimballi-Kaffeemaschine in seiner Bar auf dem Kirchplatz, sei es der belebte Markt mit seinen Farben und Gerüchen und alteingesessenen Händlern, jede Einzelheit ist dazu da, dass der Leser sich sofort wohlfühlt inmitten bereits bekannter Gesichter, allen voran Commissario Luca, alleinerziehender Vater und Chef dreier Esel. Wer die Reihe bereits kennt, weiß, was ich meine, wer sich fragt, wer mit drei Eseln lebt, dem empfehle ich sogleich Band 1: Flüssiges Gold.

Viel Toskanaflair ist also auch diesmal dabei, dazu ein Hahn namens Gaius Julius Caesar, der den Nachbarn Schlaf und Nerven raubt. Ein wenig Geduld muss man allerdings aufbringen, bis der klug und pragmatisch handelnde Kommissar endlich einen wirklichen Fall zum Ermitteln bekommt. Und dieser wird dann zwar auch logisch, aber recht rasch abgehandelt. Nichtsdestotrotz bietet die Kulisse Platz zum Träumen, erlebt man mit Signora Agnellis Viechern eine tierische Tragikomödie [kindle, Pos. 369] und als Draufgabe verschiedenste Ermittlungsansätze, die mit aufregenden Szenen gegen Ende hin dann doch noch rechtzeitig den wahren Täter und sein Motiv entlarven.

Ein schöner Teil dieser eher ruhigen Krimireihe, die mich immer wieder in Urlaubsstimmung versetzt und einen Schuss an Aufregung liefert, welche der umsichtige Kommissar aber stets kalmieren kann. Sympathische Charaktere in stimmungsvoller Umgebung, davon darf es gerne noch mehr geben.

Bewertung vom 04.03.2025
Der Jäger (eBook, ePUB)
Diel, Svenja

Der Jäger (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Reißzähne

Welche Reißzähne haben diese tiefe, grausige Wunde in den Hals des Toten gerissen? War es einer der Wölfe, die man im Spreewald neuerdings wieder öfter sichtet? Oder kann es sich um absonderliches Menschenwerk handeln? Bald gibt es ein zweites Opfer mit einem klaffenden Loch an der Kehle, Polizei und Fallanalytiker stehen unter Zeitdruck.

Der Prolog führt viele Jahre zurück und ist ebenso scheußlich wie jene Geschehnisse, die sich in der aktuellen Handlung abspielen. Als Leser muss man sich auf allerlei Blutrünstiges einstellen, das einen hier erwartet, wie auch schon beim früheren Fall für Nova Winter in „Der Mentor“. Fallen, Wölfe und Jäger beherrschen das Feld ebenso wie Seitenspringer und Rächer, mehrere Personen haben ein Motiv und kommen als potentielle Täter in Frage.

Svenja Diel versteht es, Fährten auszulegen und Spuren zu analysieren, die Ermittler bewegen sich durchaus auf richtigen Pfaden, versperren sich aber selbst den letzten, wesentlichen Blick auf die Figur des Täters. Somit bleiben die nervenaufreibenden kriminalistischen Untersuchungen auf der Jagd nach dem Jäger spannend bis zum letzten Kapitel, in welchem dann schließlich alle Zusammenhänge logisch erklärt werden. Ziemlich viele kurze Kapitel führen abwechslungsreich und höchst lebendig durch eine aufregende Geschichte, welche das Abschießen oder in Ruhe Lassen von Wölfen ebenso thematisiert wie traumatische Erlebnisse und Verluste.

Die Tage im Spreewald vergehen wie im Flug, wer hart im Nehmen ist und auch den Blick ins Gedärm der Trophäen nicht scheut, der wird hier seine blutige Leselust stillen können. Ich empfehle dieses Buch gerne weiter an eingefleischte Thrillerfans.

Bewertung vom 03.03.2025
Im Auftrag der Fugger - Der Burgunderschatz (eBook, ePUB)
Dempf, Peter

Im Auftrag der Fugger - Der Burgunderschatz (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Das Kästchen

Seit dem Tod ihrer Mutter lebt Afra als Bettlerin in Augsburg. Ein abgeschnittener Geldbeutel soll sie durch die nächste Zeit bringen, allerdings enthält er nichts als wertlose Papiere mit den Zeichnungen von erlesenem Schmuck. Wertlos? Nein, die echten Stücke gehören zum Burgunderschatz in Bern und Jakob Fugger möchte sie erwerben. Als Boten für den Tausch von Gold gegen das Geschmeide sollen der Kurier Herwart und Afra fungieren, die ihr Leben aufs Spiel setzen, um das unscheinbare Kästchen wohlbehalten zu ihrem Auftraggeber zu bringen.

Höchst lebendig beginnt dieser Historische Roman und behält die dadurch entstehende Sogwirkung auch tatsächlich bis zum Ende bei. Die Zeit um 1500 in Augsburg und rund um den Rheinfall wird bildhaft und durch eingehende Recherche auch überaus authentisch wiedergegeben. Aber nicht nur die Umstände, auch die Figuren und ihre Gedanken- und Gefühlswelt fängt Peter Dempf sehr gut ein, erzählt er doch direkt aus den Blickwinkeln Afras und Herwarts (im auktorialen Stil, was ich persönlich angenehmer finde als die Ich-Form). Obwohl einander fremd, müssen Afra und Herwart miteinander auskommen und sich auf dieses gefährliche Abenteuer einlassen, das auch den Leser auf eine verwegene Reise mitnimmt und nicht nur einmal glauben lässt, es sei alles aus. Kampferprobt und mit richtig eingesetzter List schaffen es die beiden bis ins Kloster St. Margarethental, aber wie wollen sie, den Feind auf den Fersen, das Kästchen nach Augsburg bringen? Peter Dempf schickt die beiden Hauptfiguren auf einen scheinbar aussichtslosen Weg, den Leser durch nervenaufreibende Seiten, fast sind es der Fallen und Gefahren zu viel, die auf Afra und Herwart lauern, dann aber ist doch wieder alles so kurzweilig, dass man das Buch nicht aus der Hand legen will.

Ein bestens recherchierter Roman, der auch einige historisch verbürgte Details enthält und durch seine lebhaften Schilderungen und seine Detailtreue punktet. Leseempfehlung!