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Benutzername: 
meldsebjon
Wohnort: 
Hattingen

Bewertungen

Insgesamt 149 Bewertungen
Bewertung vom 04.09.2022
Mörderische Masche / Der Häkelclub ermittelt Bd.1
Letterman, Karla

Mörderische Masche / Der Häkelclub ermittelt Bd.1


sehr gut

Viele Geheimnisse
Henri ist frisch verwitwet und findet sich erst langsam in ein Leben ohne seine geliebte Maike. Sie war plötzlich durch einen Bullen auf einer Weide getötet worden. Sie führte einen kleinen Handarbeitsladen in einem kleinen Ort in Norddeutschland und interessierte sich nebenbei für Pferde, hatte gelernt, als Sachverständige Gutachten zu erstellen. Henri selbst arbeitete bei einem Uhrmacher, hat derzeit aber nicht viel zu tun, da dessen Geschäfte nicht gut laufen. So ist es nicht verwunderlich, dass er nach spontanen Verkaufsabsichten nun doch in den Handarbeitsladen einsteigt. Angeleitet von Edda, der angestellten Verkäuferin und Beraterin, wächst er so langsam in dieses Metier hinein. Dazu gehören auch einige Handarbeitsgruppen, die sich regelmäßig treffen. Nach und nach bringt diese Truppe Henri dazu, wieder am Leben teilzunehmen und sich Gedanken über den Tod seiner Frau zu machen. Ob da wirklich alles mit rechten Dingen zugegangen ist? Man beginnt zu ermitteln.
Nett geschrieben, leicht zu lesen, ein schönes, entspannendes Buch ohne allzuviel Tiefgang. Das ganze Geschehen plätschert so vor sich hin. Ich hätte mir ein wenig mehr Spannung gewünscht.

Bewertung vom 26.08.2022
Die Vergessene
Slaughter, Karin

Die Vergessene


ausgezeichnet

Eine Frage des Motivs
Gerade hat Andrea Oliver ihre Ausbildung zum Marshal absolviert, als sie auch schon einem ersten Fall zugeteilt wird. Sie soll am Schutz einer Richterin teilnehmen, die Morddrohungen erhalten hat. Jemand muss an dem Einsatz gedreht haben, denn in diese ganze Angelegenheit ist sie auf sehr persönliche Art verstrickt. Es gibt häufig Bücher, in denen die Hauptfiguren alles daransetzen, ihnen nahestehende Personen aus dem Gefängnis zu befreien, weil sie sie für unschuldig halten. Andrea hat ganz andere Motive: Sie hält ihren Vater an mehr Taten für schuldig als die, für die er verurteilt wurde. Gerne würde sie ihm etwas beweisen und so verhindern, dass er entlassen wird. Vor vierzig Jahren wurde die damals sehr junge Tochter der Richterin ermordet und Andrea hält es für durchaus möglich, dass ihr Vater der Täter war. Dieses Verbrechen, das damals ungesühnt blieb, wirft immer noch seine Schatten auf die Stadt. Einige der damals Verdächtigen leben noch im Ort und haben auch heute kein normales Leben, benehmen sich seltsam, teilweise grausam.
Ein phantastisch geschriebener Thriller mit vielen überraschenden Wendungen und vielen spannenden Cliffhängern. Besonders dann, wenn zwischen den beiden Erzählebenen hin und her gewechselt wird. Meine unbedingte Empfehlung!

Bewertung vom 17.07.2022
Träume / Das Tor zur Welt Bd.1
Georg, Miriam

Träume / Das Tor zur Welt Bd.1


ausgezeichnet

Wer bin ich?
Ava und Claire sind Frauen, die zwar in der gleichen Zeit aber in völlig unterschiedlichen Welten leben. Keine kann sich wirklich vorstellen, wie Menschen in den jeweils anderen Welten leben, aber beide fragen sich manchmal, wer sie denn eigentlich sind. Die Gesellschaft hat ein Bild von ihnen, das sich aber irgendwie nicht mit dem deckt, das sie beide in ihrem Inneren zu sein scheinen. Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts war es nicht ungefährlich von dem gängigen Bild abzuweichen. Schnell wurde man geächtet oder für krank und damit rechtlos erklärt. Die Geschichte spielt in der Hauptsache in Hamburg des Jahres 1911. Um die Stadt vor Krankheiten zu schützen, gleichzeitig aber das große Geschäft mit den Millionen von Auswanderern machen zu können ist die "Auswandererstadt" entstanden. Viele Menschen haben Berührung damit, viele arbeiten dort und verdienen ihren Lebensunterhalt. Genau dort lernen sich Ava und Claire kennen. Ihre Schicksale sind auf mehrere Arten verknüpft und sie kommen sich näher, vertrauen einander. Beide sind aber auch auf ihre jeweils eigene Art gebunden und stehen unter einem gewissen Zwang.
Großartig, wie die Autorindie verschiedenen Gesichtspunkte beleuchtet, Verständnis weckt und die Zwänge aufzeigt, unter denen man damals - nicht nur als Frau - stand. Immer wird die Spannung aufrecht erhalten und immer gibt es einiges an Hintergrundwissen. Einige Rätsel werden am Ende des Buches gelöst, aber eine Menge Fragen bleiben auch offen. Ein Cliffhänger, der absolut neugierig auf die Fortsetzung macht.

Bewertung vom 09.07.2022
Findelmädchen
Bernstein, Lilly

Findelmädchen


ausgezeichnet

Die Macht der Wörter
Helga und Jürgen haben als Kinder die letzten Kriegsjahre erlebt und auch die ersten Jahre direkt danach. In Köln haben sie zwei Jahre auf der Straße nur knapp überlebt, sind dann von einem freundlichen französischen Paar mitgenommen worden. Die Erinnerung an die schlimme Zeit ist teilweise verschüttet. Ganz heimisch werden sie in Frankreich nicht und kehren daher Jahre später zurück nach Köln, wo ihr Vater inzwischen lebt. Helga lernt gerne und schreibt ständig. Sie träumt davon, das Schreiben zu ihrem Beruf zu machen. Zunächst würde sie gerne das Gymnasium besuchen. Mit ihrem Vater versteht sie sich gut und kann daher gar nicht verstehen, weshalb er diesen Wunsch so kategorisch ablehnt. Statt dessen wird sie auf eine Haushaltsschule geschickt, wo sie mit ihren zwei linken Händen denkbar schlecht aufgehoben ist. Trotzdem bemüht sie sich, auch als sie später ein Praktikum in einem Waisenhaus machen muss. Mit ihrem wachen Verstand und ihrem Gefühl für Gerechtigkeit muss sie an diesem ungerechten Ort Widerstand leisten, was eine ganze Kette von Ereignissen in Gang setzt.
Lange habe ich kein Buch mehr gelesen, dass mich sofort derart in seinen Bann gezogen hat. Unvorstellbar und entsetzlich, was damals passiert ist. Auch wenn der Roman Fiktion ist, ist er doch sehr nah an tatsächlichen Ereignissen. Erschreckend, was vor noch gar nicht allzu langer Zeit geschehen konnte und phantastisch, wie es erzählt wird. Worte haben Macht: Manchmal werden sie missbraucht, aber manchmal werden sie auch zum Guten eingesetzt. Auch wenn unsere Zeit heute lange nicht mehr solche Schrecken hat, geht es doch nicht nur gerecht zu. Meine Lehre: Missstände darf man nicht hinnehmen!

Bewertung vom 11.06.2022
Schlaflos auf Sylt
Thesenfitz, Claudia

Schlaflos auf Sylt


sehr gut

Ganz nett
Merle wird zu ihrem 50sten Geburtstag von ihren Eltern mit einer Überraschungsparty auf Sylt überrascht. Sie hadert gerade mit ihrem Leben, das irgendwie festgefahren und langweilig zu sein scheint. Mit allen eingeladenen Gästen verbindet sie ein Stück ihrer Vergangenheit. Die Erinnerungen, die da hochkommen, sind nicht immer positiv, die Begegnungen teilweise mehr als peinlich. Daraus ergibt sich manchmal die eine oder andere lustige Szene. Die Auseinandersetzung mit ihrer Vergangenheit führt aber auch dazu, dass Merle bereit ist, etwas an der derzeitigen Situation zu ändern. Das liegt nicht zuletzt an einem Zufallsgast, der so gar keine gemeinsame Vergangenheit mit Merle hat, dem aber vielleicht ein Teil ihrer Zukunft gehören wird.
Eigentlich hätte zumindest die Hälfte des Buches überall spielen können, aber gegen Ende kommt doch die eine oder andere Szene vor, die die spezielle Sylter Atmosphäre widerspiegelt und ein wenig von den aktuellen Problemen dort deutlich macht. Ganz nett geschrieben, mit einigen wirklich guten Szenen, reißt mich dieser Roman aber auch nicht wirklich vom Hocker. Sicher ein schöner, entspannender Ferienroman, aber mir fehlt da doch die Spannung.

Bewertung vom 29.05.2022
Ein Leben für das Glück der Kinder / Die Hafenärztin Bd.2
Engel, Henrike

Ein Leben für das Glück der Kinder / Die Hafenärztin Bd.2


ausgezeichnet

Hamburg und die Auswanderer
So soll ein historischer Roman sein: Eine spannende Geschichte, interessante Charaktere, ein toller Schreibstil und einiges an Hintergrundwissen, das über die normale Allgemeinbildung hinausgeht. All das bietet dieser Roman. Angesiedelt im Hamburg von 1911 und da in der Hauptsache im "Veddel", wo es eine eigene kleine Stadt nur für durchreisende Auswanderer gab. Nach einer größeren Cholerawelle wollte man sichergehen, dass keine übertragbaren Krankheiten in die Stadt und auf die Schiffe gebracht wurden und schottete daher die Auswanderer ab. Natürlich hatte das auch finanzielle Konsequenzen; einige verdienten sehr gut daran, anderen entging ein Gewinn. Auch das kriminelle Umfeld machte mit Menschenhandel gute Geschäfte. Einer dieser "Agenten" wird ermordet, womit die Krimihandlung beginnt. Dabei alleine bleibt es nicht, weitere Fälle ereignen sich und wieder ist Anne Fitzgerald eine der Hauptfiguren in der Geschichte, steht zeitweise sogar unter Verdacht.
Nach der Lektüre kann ich nur eine ganz klare Empfehlung aussprechen, wenn jemand solche Romane mag, sollte er sich diesen gönnen!

Bewertung vom 15.05.2022
Bekenntnisse eines Betrügers
Raina, Rahul

Bekenntnisse eines Betrügers


ausgezeichnet

Felix Krull auf indisch
Witzig, selbstironisch mit einem Schuss Gesellschaftskritik und soweit am Rande der Legalität, dass auch Krimielemente vorhanden sind: Meine Empfehlung: Unbedingt lesen!
Der junge Ramesh ist intelligent und wird durch Claire, eine Nonne, gefördert. Trotzdem ist es nicht leicht, die Schicht hinter sich zu lassen, in die man hereingeboren wurde. Widerstände gibt es reichlich und durch einen Zufall gerät er in eine Betrugsspirale, die ihn immer weiter in das Chaos hineinzieht. Einerseits möchte er gerne selbst Karriere machen, andererseits möchte er Geld verdienen. Haarsträubende Dinge geschehen, vom Betrug an der ganzen Nation, über eine Entführung bis hin zu nackter Gewalt. Eigentlich scheint es unmöglich, aus der Nummer wieder heil herauszukommen. Aber in Indien ticken die Uhren doch immer etwas anders und wenn man gewitzt genug ist und das System kennt und versteht, gibt es vielleicht doch Möglichkeiten...
Ich habe jede Zeile genossen. Keine aufgesetzten Witze sondern herrlicher Humor, der einen sehr intensiven Blick in das indische Leben erlaubt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.04.2022
Die Knochenleser
Ross, Jacob

Die Knochenleser


ausgezeichnet

Andere Länder, andere Morde
Der junge Michael Digson, genannt Digger, lebt auf einer Insel der kleinen Antillen und hat eigentlich trotz seiner Intelligenz keine Chance auf eine Karriere. Als er schon eine Weile auf der Straße lebt fällt er per Zufall dem Polizisten Chilman auf. Dieser ist dabei, eine ungewöhnliche Ermittlertruppe aufzubauen, aus Menschen, die anders sind, als die gewöhnlichen Polizisten. Digger macht nur mit, weil er das Verschwinden seiner Mutter aufklären möchte. Chilman selbst liegt auch daran, einen alten, ungelösten Fall doch noch zu lösen. Soweit, so normal, auch für Menschen in unseren Breitengeraden. Viele ist aber völlig anders, wird durch Gefühle und alte Verhaltensregeln beherrscht. Die Stellung der Frau, die Macht, die Männer ausüben, die geringen Möglichkeiten, sich zu weheren. Das Recht des Stärkeren spielt eine große Rolle. Man muss bei Gesagtem nicht nur auf den Wortlaut, sondern auch auf die Zwischentöne, das Ungesagte lauschen, um Geheimnisse entschlüsseln zu können. Nach und nach lernt Digger das, wird besser in dem, was er tut, kommt dabei aber auch gefährlichen Leuten in die Quere. Auch wenn hier ein wirklich spannender, gut geschriebener Thriller vorliegt, steht für mich der Einblick in eine ganz andere Welt im Vordergrund. Ein tolles Buch, das man nur empfehlen kann!