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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
mel.e
Wohnort: 
leopoldshöhe

Bewertungen

Insgesamt 82 Bewertungen
Bewertung vom 15.05.2021
Der geheime Auftrag
Malvaldi, Marco

Der geheime Auftrag


gut

"Der geheime Auftrag" bietet sowohl Spannung, als auch viele Längen, die das Lesen des Romans sehr erschwerten. Leonardo da Vinci wird in den Fokus gerückt und lenkt den Blick immer wieder zurück auf ihn und sein bedachtes Handeln, wobei mich die andauernde wörtliche Rede immer wieder abschweifen ließ. Es störte meiner Meinung nach die Handlung immer wieder, da es mir vorkam, als würden die Menschen nur miteinander reden und verhandeln. En gut durchdachter Plot, der mir aber oftmals sehr zäh vorkam, aufgelockert durch Briefe, die aber eher darauf hinzielten, den Roman zu etwas Besonderen zu machen. Ich empfand es als wenig geglückt, wenn ich auch das damalige Italien und die Gepflogenheiten der Oberschicht als sehr interessant dargestellt empfand. Die beschriebene Epoche ist definitiv treffend verkörpert worden und das Denken und Handeln der damaligen Zeit gut nachempfunden.
Manche Szenen amüsieren, manche Szenen empfand ich als oberflächlich. Insgesamt ein Roman, der seine Leserschaft finden wird und sicherlich auch vom Leben des Leonardo da Vinci überzeugen wird. Ein Mann, der schon damals auffiel und auch heute noch präsent ist. Das Bild der Mona Lisa sollte jedem bekannt sein und für mich sicherlich ein großer Grund "Der geheime Auftrag" lesen zu wollen. Der Auftrag ist definitiv ein Highlight des Romans, zeigt er doch die menschlichen Abgründe und dem Streben nach Macht auf, verliert sich aber leider immer wieder durch Gespräche der vielen unterschiedlichen Menschen, deren Namen unaussprechlich wirken und daher auch schnell in Vergessenheit geraten. Sehr gelungen beschrieben ist die Beziehung Leonardos zu seiner Mutter, was dem Roma eine gewisse Authentizität gegeben hat. Leider kann ich nur eine eingeschränkte Leseempfehlung aussprechen, auch wenn das Buch sicherlich einen gewissen Charme hat, konnte ich mich nicht komplett darauf einlassen, da es mir oftmals als zäh zu lesen erschien.

3 ***

Bewertung vom 08.05.2021
Trust My Heart / Golden Campus Bd.1 (eBook, ePUB)
Payne, Lyla

Trust My Heart / Golden Campus Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

New Adult mit Tiefgang

"Trust My heart" ist der erste Band einer Trilogie, der mich sehr ansprach. Da das E-Book kostengünstig angeboten wurde, lud ich es mir auf den Reader, wo es auch nicht lange verweilte, um zügig gelesen zu werden, da mich der Klappentext sehr ansprach. Da wir selbst gerade tief in Trauer stecken, war es nicht immer leicht zu lesen, dennoch ist es bildhaft und lebendig beschrieben, wie sehr Menschen sich vergraben, ihr Verhalten nicht zu ihrem Vorteil ändern, wenn ein geliebter Mensch stirbt. Felix versucht seinen Schmerz durch Alkohol und Liebschaften zu betäuben, was ihm stundenweise Erleichterung verschafft. Seine kleine Schwester Sophie hingegen leidet sehr unter dem Verlust der Eltern und fühlt sich unsichtbar, was sich ändert, nachdem May zu ihrer Nanny auserkoren wird. Völlig klischeehaft verliebt sich Felix in das Kindermädchen seiner Schwester und profitiert von ihrer Lebensfreude, wobei May auch ihr Päckchen zu schleppen hat. Wie schon im Klappentext erwähnt erbaut sich sich innere Schutzmauern, um Verletzungen vorzubeugen, die aber nicht aufrecht erhalten werden können, da die Liebe sich nicht einfach ausblenden lassen kann.

"Ihre Vergangenheit definiert nicht, wer sie sind, aber sie ist Teil ihrer Geschichte - und sie können den Rest nicht ohne den Anfang erzählen. Verstanden?"
Zitat S. 312

Mir hat sehr gefallen, das dieser Roman nicht nur eine oberflächliche Liebesgeschichte erzählt, sondern ganz viel Tiefgang auch zwischen den Zeilen zu lesen ist. In all dem Schmerz und Traurigkeiten ist es die Liebe, die der Story echte Schönheit bieten konnte und mich daher wirklich begeistert. Ich freue mich schon sehr darauf in die folgenden Bände einzutauchen, denn auch Jo hat eine Menge zu erzählen, was mich jetzt schon neugierig macht, da sie als beste Freundin von May einen guten Einfluss auf diese hat und ihr gutes Wesen bezüglich der Erkrankung ihres Vaters schon hier und da beleuchtet wurde. Wie sie das Herz von Noah (dem Zwillingsbruder von Felix) erobern wird, weckt jetzt schon meine Vorfreude auf "Trust My Lips". Herausragend und erwähnenswert empfand ich tatsächlich auch, dass wilde Bettszenen nicht überhand nahmen, sondern eher die Emotionalität der einzelnen Protagonisten in den Vordergrund gerückt wurde. Auch wenn es sich hierbei um eine Golden Campus Trilogie handelt, ist die Academy eher Nebensache, was ich allerdings nicht als störend empfunden habe, Es wird zwei weitere Bände geben, die vielleicht ein klein wenig mehr Highschool Märchen erzählen werden.

Gerne eine Leseempfehlung!

Bewertung vom 08.05.2021
Der Junge, der das Universum verschlang
Dalton, Trent

Der Junge, der das Universum verschlang


gut

Originalität führt schnell zu Langeweile

"Der Junge, der das Universum verschlang" sprach mich durch Cover, Buchtitel, Leseprobe und Klappentext sehr an, sodass ich mich darauf freute den Roman zu lesen. Leider wurde meine hohe Erwartung nicht erfüllt. Der Autor hätte hier und da etwas kürzen können, da manche Themen und Begebenheiten komplett unausgereift sind und zu ausschweifend erzählt werden. Mich konnte der Schreibstil nicht packen, auch wenn es in anderen Formaten sicherlich meine Begeisterung getroffen hätte. Mitunter plätschert die Handlung wahllos dahin und ich war versucht, einfach weiter zu blättern ohne zu lesen. Originell ist es, die Story komplett aus der Sicht von Eli zu schreiben, der im weiteren Verlauf zwar altert, aber immer noch irgendwie Kind bleibt. Eine Weiterentwicklung seiner Persönlichkeit konnte ich nicht feststellen, was vielleicht auch an dem Umfeld liegt, in dem er aufwächst? Eli hat große Ziele, die er aber nicht erreichen kann, da sie immer wieder in weite Ferne rücken. Ein Kind, welches im Drogenmilieu und diverser Kriminalität aufwächst hat einfach verloren, es sei denn es geschehen Wunder.
Ich wurde mit der Story leider nicht warm, sodass ich nur eine eingeschränkte Leseempfehlung vergeben kann. Ein guter Ansatz, ein guter Plot, aber leider auch hier und da zu lang, sodass sich schnell Langeweile breit machte. Ein Roman, den man lesen kann, aber definitiv nicht muss und dabei auch nichts verpassen wird.
Die Covergestaltung hingegen ist sehr gelungen und wird im Roman auch immer wieder aufgegriffen: "Dein Ende ist ein toter blauer Zaunkönig", was aber leider dennoch nicht komplett überzeugt. Auch der außergewöhnliche Titel bekommt ein Gesicht, wobei ich mir auch da mehr versprochen hatte. Die Naivität Elis ist mir einfach ein klein wenig zu aufgesetzt erschienen, sodass ich irgendwann selbst hier keine Sympathie mehr aufbringen konnte. Auch alle anderen Personen sind gelungen dargestellt, nehmen viel Raum ein, wirken aber ebenfalls mitunter unglaubwürdig. Um Eli zu einem gesunden jungen Mann heranwachsen zu lassen, sind sie definitiv nicht Vorbild genug.
Wie man zu einem guten Menschen wird? Ich bin mir unsicher darüber, ob Eli wirklich der Maßstab aller Dinge sein sollte, aber das überlasse ich natürlich jedem Leser / jeder Leserin selbst.

Bewertung vom 01.05.2021
Girl A
Dean, Abigail

Girl A


sehr gut

Entsetzliche Familientragödie

"Girl A" geht unter die Haut, da erschreckend und entsetzlich erzählt, was Kinder erleiden müssen. Hunger, Kälte, Fesseln, Gewalt und viele andere Demütigungen, die das Überleben erschweren. Alexandra / Lexy, die nach ihrer Befreiung als Girl A bekannt wird erzählt ihrer Geschichte und die ihrer Geschwister in Gegenwart und Vergangenheit und zeigt dabei eine innere Stärke, die dennoch gebrochen wurde. Gebrochen durch die Eltern, die sich einem religiösem Wahn hingegeben haben, wobei mir nicht klar ist, ob die Mutter der Kinder nicht vielleicht selbst eine Gefangene gewesen ist und zu schwach sich aus den Fängen des psychotischen Vaters zu befreien.
Die Story selbst enthüllt sich nach und nach, was dadurch einen hohen Spannungsbogen erzeugen kann. Ein Blick auf die Geschwister, die alle einem Buchstaben zugeordnet wurden verarbeiten das Geschehen ganz unterschiedlich. Einige überleben, einige zerbrechen und andere wiederum finden den Weg in ein geordnetes Leben zurück. Es ist mir unerklärlich, dass eine Familie unerkannt und unentdeckt so leben kann, ohne das die Behörden darauf aufmerksam werden. Es eskaliert, als die Eltern beschließen, ihre Kinder selbst zu unterrichten. Den Kindern wird ihre Freiheit geraubt und ein Bruder wird sich gegen seine Geschwister stellen, was dem geschuldet ist, sich selbst zu schützen. Es ist gruselig und zeigt auf, was Angst aus einem Menschen machen kann. Vielleicht verändert Gewalt und Demütigung dermaßen, das Emotionen irgendwann keinen Raum mehr haben. Vieles hier beschriebene ist sehr erschreckend und ich verstehe, das Alexandra, die die Testamentvollstreckerin ihrer Mutter wird, unversöhnlich bleibt.
Ein Roman, der schlimmer ist, als ich es erwartet hätte, da zwischen den Zeilen gelesen, mir Begebenheiten geschildert werden, die in mir einfach nur Grauen und Unverständnis auslösen. Ich vergebe eine Leseempfehlung, da ich den Roman kaum zur Seite legen konnte und es mich auf der einen Seite komplett abgestoßen hat, was den Kindern Gracie zugestoßen ist, auf der anderen Seite aber auch ein gewisser Sog entstanden ist, da ich wissen wollte, wie das Geschehen seinen Anfang nahm. Mir brach mehrfach das Herz, da ich diese Lieblosigkeit der Eltern kaum ertragen konnte. Ich wusste durch den Klappentext, worauf ich mich einlasse, daher ist dieses kein Grund den Roman abzuwerten. Ein Roman nichts für schwache Nerven!

Bewertung vom 01.05.2021
So wie du mich kennst
Landsteiner, Anika

So wie du mich kennst


sehr gut

Beziehungsdramen
Ich habe mich ganz bewusst für das Wort "Beziehungsdramen" für den Titel meiner Rezension zum Roman "So wie du mich kennst" entschieden, da mir nichts passender erschien als dieses. Es geht um Beziehungen, aber eben auch um Lebenslügen, denn da die Story jeweils aus der Sicht der Schwestern Marie und Karla geschrieben wurde, zeigt sich, das Marie vieles in ihrem Leben verschleiert hat und nie ausgesprochen hat, was sie erleben und erleiden musste. Aus Scham und Angst? Oder vielleicht auch, um Mitleid zu verhindern? Es zeigt sich, das Heilung dann beginnt, wenn Erlebtes nicht in sich vergraben wird, sondern ausgesprochen wird. Mehr wird nicht enthüllt, da Marie verstirbt und Karla in die USA reist, um den Nachlass zu regeln. Ein schmerzlicher Abschied beginnt, der aufzeigt, wie kostbar das Leben ist und wie viel unausgesprochen bleibt, da Karla ihre Schwester leider nicht so gut kannte, wie der Titel des Romans vorgaukelt.
Einige Tabuthemen nehmen hier Raum ein und es dauert eine ganze Weile, bis man als Leserin seine Vermutungen bestätig sieht, das sich im Ordner "A" auf dem Laptop den Karla sichtet, auch ein Bruchteil von Maries Geschichte zu finden sein wird. Vieles innerhalb der Story gleicht einer Trauerverarbeitung, die absolut notwendig ist, um zu heilen. Es zeigt sich aber auch das Liebe unter Schwestern sehr stark sein kann. "So wie du mich kennst" ist ein sehr ausdrucksstarker Roman voller unausgesprochener Worte, die aber dennoch zum Ziel führen, wenn es auch nicht da ankommt, wo es ursprünglich ankommen soll, befreit es Marie dennoch.
Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung an einen Roman, dessen Traurigkeit nicht überwiegt. Ein Roman der definitiv nachdenklich stimmt und ganz viele Szenen beinhaltet, die davon zeugen, wie wichtig Karla und Marie füreinander sind.

Bewertung vom 27.04.2021
Deluxe Dreams / Dumont Saga Bd.1
Halle, Karina

Deluxe Dreams / Dumont Saga Bd.1


sehr gut

Bleibt leider etwas oberflächlich

Ich habe mich spontan entschlossen wieder einmal Genreübergreifend nach einem Buch zu greifen und stelle wieder einmal fest, dass ich in dem erotischen Bereich niemals zuhause sein werde. Die Story ist mir in vielen Dingen einfach zu oberflächlich, auch wenn eine gewisse Anziehungskraft der Protagonisten nett geschildert ist, geht es mir einfach viel zu schnell. Es ist fast so, als würden sie übereinander herfallen ohne ihren Namen zu kennen. Die Cinderella Story, die Geheimnisse rund um Oliver, die Intrigen und der Narzissmus des Onkels ist wirklich gelungen dargestellt, aber nimmt mir fast schon zu wenig Raum ein. Insgesamt hätte hier ein klein wenig an der Erotik gespart werden können und das Imperium der Dumonts näher beleuchtet, um die Story wirklich rund zu stricken.
Gleich zu Beginn ist klar, das Oliver sich in seinem jugendlichen Leichtsinn etwas zuschulden kommen lässt, was ihn erpressbar macht. Ehrlich gesagt fand ich die Auflösung des Geheimnisses nicht dramatisch genug ein Lebenswerk zu zerstören und die Familie in Verruf zu bringen, denn solche Dinge passieren auch Otto Normalverbraucher und nicht nur den Reichen und Schönen, wobei es für die Presse natürlich ein gelungenes Fressen gewesen wäre, aber auch dieses wäre irgendwann in Vergessenheit geraten.
Sadie, die in den Fokus der Familie rückt, die böse Seite wohlbemerkt, muss irgendwann Entscheidungen treffen, die ihr Glück zerstören werden. Auch hier ist mir das Nachfolgende zu gewollt und unglaubwürdig. Letztendlich Friede, Freude, Eierkuchen?
"Deluxe Dreams" ist der erste Band einer Trilogie und in sich abgeschlossen. Für mich wird es auch keinen weiteren Band der Reihe geben, da ich nun Erotik für ein ganzes Jahr oder auch zwei erhalten habe und damit erstmal zufrieden bin. Ich hätte mir einfach mehr Tiefgang gewünscht und nicht nur hier und da ein paar Scheibchen Drama und Spannung, da hätte es für mich ruhig ein wenig mehr geben können. Der Anfang ist super keine Frage, aber irgendwann hängt es und bleibt bei sexueller Anziehungskraft und die reicher Mann, der eine reisende junge Studentin aus den Fängen eines Diebes befreit auf der Strecke. Machtgier übernimmt die Oberhand, ist aber auch nicht ganz ausgewogen geschildert. Insgesamt also ein Roman, dem ich 3,5 Sterne vergebe, da einige Ansätze gelungen dargestellt waren. während andere eher ermüdend zu lesen waren.

Bewertung vom 27.04.2021
Pubertät ist voll nice ... Nur blöd, dass wir jetzt die Eltern sind
Neumayer, Silke

Pubertät ist voll nice ... Nur blöd, dass wir jetzt die Eltern sind


sehr gut

"Pubertät ist voll nice ..." ist ein sehr gelungener Ratgeber, der mich so oft zum Auflachen oder Grinsen gebracht hat, dass ich es nicht zählen könnte. Es war, als würde ich mein jetziges Leben mit einer Heranwachsenden erleben oder meine eigene Pubertät reflektieren, auch wenn einige Dinge in meiner Teeniezeit natürlich anders verlaufen sind, da wir ohne soziale Medien aufgewachsen sind. Das Cover des Buches zeigt ganz deutlich die heutige Jugend, die immer und überall ihr Smartphone dabei haben und anderes einfach ausblenden. Manchmal nervt es mich gewaltig, da die Kids anders am sozialen Leben teilnehmen als ich es in meiner Jugendzeit war. Vieles andere erlebte ich aber ähnlich wie hier beschrieben und die Tatsache nichts zum Anziehen im Kleiderschrank zu haben, erlebe ich nicht nur mit Teenietöchterchen, sondern auch ganz persönlich, das ich mich mehrfach am Tag umziehe und der Drang nach neuen Klamotten unendlich groß ist. Auch die Schuhe der Familie stehen überall im Flur verteilt, wobei der Schuhschrank jede Menge Platz bieten würde. Dasselbe gilt für Taschen jeglicher Art, die von mir immer wieder aufgeräumt werden müssen. Meine Kinder haben es bis heute nicht verstanden, das Geschirr nur in den Geschirrspüler geräumt werden müssen, um wieder sauber zu werden, dasselbe gilt für dreckige Kleidung, die in den Zimmern in Ecken gelagert werden und darauf hoffen, den Weg in die Waschmaschine zu finden. Es ist eigentlich schön zu lesen, dass viele Dinge nicht nur in meiner Familie so erlebt werden, sondern auch woanders, nämlich genau da, wo Teenies das Haus bevölkern.

Dieses Buch hat mir sehr viel Spaß gemacht, da ich merke, ich bin nicht alleine mit meiner Sorge, die Pubertät meines Kindes nicht zu überleben. Man muss es wirklich mit Humor nehmen, denn ansonsten wird man wahnsinnig. Ich gehöre zu den Eltern, die im Moment einfach nur peinlich sind und am besten 10 Schritte vor oder 10 Schritte hinter dem Kind zu gehen habe, falls man uns zusammen sehen würde, wäre es eine Katastrophe. Wie gut, das ich schon zwei Kinder in das Erwachsenenleben begleitet habe und mir dies schon bekannt ist, ansonsten gäbe es ganz oft Tage, an denen ich tödlich beleidigt wäre über das Verhalten meiner Jüngsten. Diese Phase geht vorbei, lasst es euch gesagt werden und dann seid ihr wieder die Besten und werdet auch wieder umarmt. Umarmen fehlt mir tatsächlich sehr, aber auch das werde ich irgendwann nach der Kaktusphase wieder genießen können. In "Pubertät ist voll nice ..." wird das Erleben der Autorin mit ihrer Tochter Sophie geschildert und aus eigener Erfahrung weiß ich, das Jungs ein klein wenig anders ticken und es mitunter ziemlich laut wird in der Konfrontation mit den Eltern. Mädchen heulen und kreischen, was auch nicht immer erträglich ist. Insgesamt gesehen ist "Pubertät ist voll nice ..." absolut alltagstauglich und allen Eltern mit Pubertierenden sehr zu empfehlen. Ihr werdet es mit einem lachenden und einem weinenden Auge lesen und vieles habt ihr schon durchlebt oder werdet es noch erleben. Es macht einfach Spaß und der Alltag mit Heranwachsenden ist einfach herrlich und wenn man die Zeit überlebt hat und die Vernunft beim Kind wieder einkehrt, hat man etwas Großes erschaffen.

Viel Freude dabei und natürlich eine Leseempfehlung!

Bewertung vom 27.04.2021
Drei Kameradinnen
Bazyar, Shida

Drei Kameradinnen


sehr gut

Realitätsnah + leicht anklagend
"Drei Kameradinnen" ist ein Roman, der kein Blatt vor dem Mund nimmt und mich komplett herausfordert, vielleicht auch zum Umdenken nötigt. Erzählt wird in der Ich - Perspektive und was wirklich krass ist, ist die Tatsache, dass ich als Leserin regelmäßig persönlich angesprochen werde und zwar immer dann, wenn die Autorin mich in diversen Situationen oder Denkweisen anstupsen möchte. Ich finde es sehr gelungen und ich wüsste jetzt keinen Roman, wo mir Dinge so verdeutlich werden sollen wie in "Drei Kameradinnen." Dieses allein ist schon eine Leseempfehlung wert. da das aktuelle Thema "Fremdling" knallhart dargestellt wird und zwar aus ihrer Perspektive. Die Perspektive und Wahrnehmung eines Flüchtlings, der in einem fremden Land Fuß fassen möchte und durch seine Andersartigkeit bedroht, belächelt, verachtet und ohne Akzeptanz leben wird, da kaum jemand fragt, wie es ihnen dabei geht, geflohen zu sein, um Krieg und Terror zu entgehen. Ist es wirklich nur ein Wirtschaftsflüchtling, wie sie liebevoll genannt werden (Ironie!) oder jemand, der wirklich und wahrhaftig um sein Leben bangen musste. Alles zerstört, ermordet und beängstigend? Auch wenn ich nicht mit jeder Provokation einverstanden bin, ist mir klar, worauf die Autorin hinzielt und diesen Weg kann ich komplett mitgehen. Ausländerfeindlichkeit ist ein großes Tabuthema und gerade wenn sich einer daneben benimmt, wird dieses auf alle anderen Fremden übertragen. Absoluter Blödsinn, denn auch innerhalb der Deutschen gibt es genügend, die kriminell sind. Warum also übertrage ich den Brand am Anfang des Buches sofort auf Saya und bin komplett überzeugt von diesem terroristischen Anschlag? Hier benehme ich mich wie die breite Masse und muss lernen umzudenken, zumindest, bis die komplette Sachlage geklärt wurde.

Fazit:
Ein Roman wie ein Feuer. Leider nicht immer leicht zu lesen, aber vom Inhalt her wirklich einschlagend wie eine Bombe. Tiefgründig, herausfordernd und absolut nachhaltig. Leseempfehlung!

Bewertung vom 22.04.2021
Über Menschen
Zeh, Juli

Über Menschen


sehr gut

AlltagsFlucht(en)
"Über Menschen" ist ein Roman, dessen Titel nicht stimmiger sein könnte, wie hier gewählt. Es ist ein Roman über Menschen und ein kleiner Einblick in deren Gedankengut. Nur Juli Zeh gelingt es sachlich und mitunter auch emotionslos Tabuthemen und aktuelles Geschehen in einen Roman einfließen zu lassen, um ihn dadurch noch einprägsamer für mich als Leserin zu gestalten.
Um ihrem unerträglichen Alltag zu entfliehen, der durch Pandemie und Klimaschutz gegründet wird, zieht es Dora nach Bracken. Raus aus der Großstadt und fern dem Lockdown, versucht sie zur Ruhe zu kommen. Sie trifft auf Menschen, die ihr in Berlin sicherlich niemals begegnet wären, was diesen Roman einfach so herrlich sarkastisch wirken lässt. Wunderbar ist allerdings, das Menschen, auch wenn sie sich komplett von meiner Gesinnung entfernt leben und ihre Eigenarten mich vielleicht auch abstoßen würden, "Über Menschen" beleben können und es definitiv authentisch wirken lassen. Die politische Gesinnung in Bracken ist absolut AfD angehaucht und muss von Dora erstmal verarbeitet werden, bzw. muss sie den Menschen hinter der Wahlentscheidung sehen. Es wirkt kurios und absolut verrückt und dennoch sind es letztendlich diese Nachbarn die Dora unterstützen, während ihr Freund Robert im fernen Berlin seinen Idealen nachjagt. Es ist absolut verrückt und durch die Realität in der wir uns befinden, ein Roman der in das Zeitgeschehen passt.
Sehr eindrücklich ist die Veränderung der Persönlichkeit von Dora beschrieben, die innerhalb der Story über sich hinauswächst. Mr hat sehr zugesagt, wie sie sich weiterentwickelt. Zuvor kam sie mir eher so vor, als hätte sie innerhalb ihrer Beziehung zu Robert wenig Freiraum und auch innerhalb ihrer Ursprungsfamilie wenig Selbstbewusstsein mitbekommen hat. Nun trifft sie ihre Entscheidungen selbstständig und kann sich irgendwann auch komplett auf ihre urige Nachbarschaft einlassen. Sie übernimmt für sich und andere die Verantwortung und wird nicht mehr gegängelt. Der Umzug nach Bracken ist für Dora eigentlich die beste Entscheidung, die sie hätte treffen können, auch wenn sie gekündigt wird und nicht weiß, wie sie ihren Lebensunterhalt für sich und ihre Hündin bestreiten soll. Die Freundschaften die sie schließt werden ihr zwar das Herz brechen, aber eine innere gute Verwandlung hervorrufen. Manchmal schreibt das Leben Geschichte und eine Story über Menschen ist ebenfalls sehr gelungen gewählt.

Wieder einmal war "Über Menschen" ein gelungenes Buch der Autorin, welches ich mit Begeisterung gelesen habe. Ich habe schon erwähnt, das die Autorin eine eigenwillige und mitunter auch emotionslose Art des Schreibens für sich gefunden hat, die mir aber dennoch sehr zusagt, da zwischen den Zeilen gelesen "Über Menschen" wirklich hochkarätig ist. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung!

Bewertung vom 22.04.2021
Der Verdacht
Audrain, Ashley

Der Verdacht


sehr gut

Unglaublicher Spannungsaufbau

"Der Verdacht" erzählt eine außergewöhnlich gute und packende Story, die mich vor lauter Spannung wirklich in seinen Bann ziehen konnte. Geschrieben in der Ich - Form und als Brief an Fox, den Ehemann der Protagonistin verfasst, wirkt die Handlung lebhaft und bildlich. Eine Mutter die ihr Kind ablehnt ist nicht utopisch, wobei diese Ablehnung auf Gegenseitigkeit beruht. Violet macht es ihrer Mutter Blythe auch wirklich nicht leicht und als Teenager, nachdem die Ehe ihrer Eltern in die Brüche gegangen ist, spielt sie Fox und Blythe gegeneinander aus. Blythe wirkt mitunter völlig durchgedreht nachdem sie ihren Sohn Sam verloren hat und manchmal schiebt man ihr Verhalten auf die tiefe Trauer einer Mutter, auch wenn so Blitzmomente wie rosa Fausthandschuhe oder ein hervorschnellendes Bein vielleicht auch ihrer Fantasie entsprungen sind. Kann ein Kind wirklich ohne Empathie und Mitgefühl sein? Ihren jüngeren Bruder Jet scheint sie sehr zu lieben und auch wenn sich Blythe in die Familie einschmuggelt, erkennen Fox und Gemma, die Gefahr, die von Violet ausgeht nicht. Wie auch, wenn der Rat von einer durchgeknallten Ex - Frau kommt, die ihr eigenes Leben kaum in den Griff bekommt und dadurch sehr abstoßend wirkt.
Der Autorin gelingt es, mich mitzunehmen in die menschliche Psyche, die irgendwann nicht mehr weiß, was ist wahr und was ist gelogen. Eine interessante Wende immer und immer wieder, sodass es zwar keine wirklichen Überraschungen zum Ende gibt, aber innere Heilung und Veränderung, was eben auch ein guter Anfang ist, wobei es deutlich zeigt, wer einem Verdacht nachgekommen ist und wer hier verdrängt hat.

Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung an einen Roman, der mitunter wie ein Psychothriller auf mich gewirkt hat. Ich konnte das Buch oftmals kaum aus den Händen legen, um mich meinem Haushalt zu widmen oder anderen dringend zu erledigenden Beschäftigungen, da mich die Story wirklich gepackt hat. Sehr gelungen dargestellt sind auch die Einblicke in die Kindheit von Blythe. die offen darstellen, warum Blythe sich überfordert fühlt Mutter zu sein. Eine Mutter, die ihr Kind liebt, bedingungslos. Ihre Ängste sind glaubhaft und vergeben dem Roman daher eine gewisse Authentizität.