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Insgesamt 149 Bewertungen
Bewertung vom 23.08.2012
Alle meine Wünsche
Delacourt, Grégoire

Alle meine Wünsche


ausgezeichnet

In Arras, einem Dorf in Nordfrankreich, führt Jocelyne einen Kurzwarenladen. Ihre Kinder sind längst Erwachsen und mit ihrem Mann ist sie immer noch zusammen, auch wenn dieser etwas ungehobelt ist. Ihre Leidenschaft gilt ihrem Blog, in welchem sie übers Sticken, Nähen und Stricken berichtet. Jocelynes Leben ist nicht einfach, doch sie macht das Beste daraus. Ihre kleine Welt gerät auf einmal völlig aus den Fugen, als sie im Lotto eine nicht gerade kleine Summe Geld gewinnt…

Es gibt Bücher, die hält man in der Hand, bestaunt das hübsche Cover, erfreut sich am interessant klingenden Klappentext und atmet den frischen Duft des Buchs ein, und noch bevor man auch nur einen Satz gelesen hat, weiß man, dass man ein richtig tolles Buch in den Händen hält. Genau so ist es mir mit „Alle meine Wünsche“ von Grégoire Delacourt ergangen.

Die Sprache des Autors habe ich als ein klein wenig eigenwillig empfunden, so verwendet er bei wörtlicher Rede zum Beispiel keine „Gänsefüßchen“. Dadurch musste ich manchmal überlegen, ob nun gesprochen wird oder nicht, was dazu führte, dass ich die Sätze noch aufmerksamer gelesen habe. Dennoch ist seine Sprache sehr schön, fast schon ein wenig poetisch und vor allem voller Klugheit. Jede Seite enthält sehr schöne Sätze, welche mich nachdenklich gemacht haben, so dass ich beim Lesen immer wieder innegehalten habe, um über das Gelesene nachzudenken.

Jocelyne, auch Jo genannt, war mir gleich sehr sympathisch und im Laufe der Geschichte habe ich sie richtig ins Herz geschlossen. Sie ist eine gestandene Frau, die sowohl die Schönheit als auch die Schattenseiten des Lebens kennt und sich damit arrangiert hat, dass im Leben eben nicht immer die Sonne scheint und man auch nicht immer das bekommt, was man sich wünscht. Alle Figuren des Buchs wurden vom Autor mit viel Liebe dargestellt, wodurch sie auf mich sehr lebendig wirkten. Und auch wenn ich nicht viel für Handarbeiten übrig habe, was ich meinem mangelnden Talent diesbezüglich zuschreibe, würde ich Jocelynes kleinen Laden nur zu gerne einmal besuchen.

Als Jocelyne im Lotto gewinnt, verändert sich ihr Leben von jetzt auf gleich. Und dabei nimmt die Geschichte eine Wendung, mit welcher ich vorab absolut nicht gerechnet hätte. Etwas ungläubig habe ich die letzten Kapitel nochmal gelesen, denn diese Wendung hat mich sehr überrascht. Ich finde diese Wendung jedoch absolut genial, da der Autor hier sehr gut verdeutlicht, wie stark Geld und die Gier nach Geld Menschen und ihren Charakter verändern kann. Genauso zeigt er jedoch auch, dass Geld nicht alles ist und dass viel Geld nicht zwangsläufig bedeutet, dass man glücklich dadurch wird. Diese Botschaft gefällt mir sehr gut und ich finde es wichtig, dass man sich dies auch immer wieder selbst bewusst macht.

Das buch umfasst zwar „nur“ 128 Seiten, dennoch ist die erzählte Geschichte rund. Ich hätte die Geschichte zwar gerne noch länger verfolgt, aber das Gesamtbild ist absolut stimmig. Auch wenn das Buch durch das Cover und den Klappentext den Eindruck vermittelt, als wäre es eher ein Buch für Frauen, so sollte man(n) sich davon nicht täuschen lassen, denn die Geschichte selbst kann genauso gut von Männern gelesen werden.

Fazit:

Der erste Eindruck zu „Alle meine Wünsche“ hat mich nicht getäuscht, denn mir hat das Buch sehr gut gefallen. Dies liegt zum einen an Grégoire Delacourts tollem Schreibstil, vor allem jedoch an der erzählten Geschichte, welche verdeutlicht, dass Geld nicht alles im Leben ist.

18 von 18 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.08.2012
Wir beide, irgendwann
Asher, Jay; Mackler, Carolyn

Wir beide, irgendwann


sehr gut

Als Emma im Jahr 1996 ihren ersten Computer geschenkt bekommt, entdeckt sie zufällig ihre zukünftige Facebook-Seite. Diese zeigt, wie ihr Leben 15 Jahre später aussehen wird: verheiratet, arbeitslos und unglücklich. Sie weiht ihren besten Freund Josh ein, dessen Leben besser verlaufen wird; er wird einmal ein schönes Haus bewohnen und mit dem hübschesten Mädchen der Schule verheiratet sein. Doch dieses Wissen um die Zukunft ist nicht leicht, und so beginnen die beiden ihre Gegenwart zu verändern und beeinflussen damit auch ihre Zukunft.

Ich mag Zeitreise-Geschichten sehr gerne, und auch wenn „Wir beide, irgendwann“ keine direkte Zeitreise-Geschichte ist, hat mich die Thematik sehr interessiert. Da ich schon einige positive Kritiken zu dem Buch gelesen habe, waren meine Erwartungen an die Geschichte recht hoch.

Der Schreibstil der beiden Autoren ist sehr flüssig zu lesen, so dass ich nur so durch die Seiten geflogen bin, was mir viel Spaß bereitet hat. Jay Asher und Carolyn Mackler ergänzen sich in ihrer Art zu schreiben sehr gut, so dass ich beim Lesen gar nicht gemerkt habe, dass das Buch von zwei Autoren geschrieben worden ist, obwohl dies in meinem Kopf immer präsent war und ich versucht habe, herauszufinden, wer welche Teile geschrieben hat. In einem Interview mit Jay Asher habe ich jedoch gelesen, dass beide gemeinsam die einzelnen Texte und Kapitel immer wieder überarbeitet haben, so dass ein komplettes Gemeinschaftswerk entstanden ist.

Zu Beginn der Geschichte wird man erst einmal ins Jahr 1996 zurück geworfen. Und obwohl ich das Leben zu diesem Zeitpunkt kenne, war es doch witzig zu sehen, wie anders das Leben damals war. Internet war etwas neuartiges, soziale Netzwerke gab es noch nicht, und Handys waren auch eine Besonderheit und nicht wie heute selbstverständlich. Als Emma und Josh nun Facebook entdecken, reagieren sie recht unterschiedlich darauf. Während Emma recht schnell glaubt, was sie sieht, ist Josh erst einmal sehr skeptisch und denkt eher, dass irgendjemand Emma und ihn reinlegen möchte. Doch nach einer Weile beginnt auch Josh an das zu glauben, was er sieht. Dies ist recht typisch für die Charaktere der beiden. Während ich Emma als sehr leichtgläubig empfunden habe, sie zudem sehr sprunghaft und oberflächlich fand, ist Josh ruhiger und nachdenklicher. Und so gehen die beiden auch auf recht unterschiedliche Art und Weise mit ihrem zukünftigen Schicksal um. Und trotz unterschiedlicher Herangehensweise, beeinflussen beide ihre Zukunft schon jetzt in der Gegenwart:

„ Selbst wenn ich versuche, keinen Fehler zu machen, wird die Zukunft von jeder meiner Handlungen beeinflusst. Von dem Moment an, als Emma Facebook entdeckt hat, hat sich alles verändert.“
Josh, Seite 170.

„Wir beide, irgendwann“ macht sehr gut bewusst, dass jede Handlung ihre Konsequenzen hat. Diese Botschaft gefällt mir sehr gut und es ist den beiden Autoren auch sehr gut gelungen, diese Botschaft zu übermitteln. Stellenweise hätte ich mir hier etwas mehr Tiefgang gewünscht, denn gerade Emma war mir persönlich einfach etwas zu oberflächlich.

Das Ende der Geschichte ist zwar völlig voraussehbar, aber irgendwie ist es auch sehr passend und ich denke ein anderes Ende hätte nicht so gut gepasst wie dieses.

Fazit:

„Wir beide, irgendwann“ lässt sich sehr schnell und flüssig lesen. An der Geschichte gefällt mir besonders die darin enthaltene Botschaft, welche die Autoren wirklich gut vermitteln. Das Buch erhält von mir 4 Tapsen, und obwohl mir das Buch insgesamt wirklich gut gefallen hat, reicht es einfach nicht ganz für 5 Tapsen. Eine Leseempfehlung möchte ich dennoch aussprechen, denn das Buch eignet sich sowohl als lockere Sommerlektüre wie auch für kuschelige Lesemomente auf der Couch :)

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.08.2012
Die Arena
King, Stephen

Die Arena


gut

An einem Samstag im Herbst werden die Bewohner der amerikanischen Kleinstadt Chester´s Mill durch eine unsichtbare Kuppel von der Außenwelt komplett abgeschnitten. Niemand kann diese Kuppel durchdringen und vor allem kann sich niemand erklären, woher diese Kuppel kommt. Während für die Bewohner von Chester´s Mill der Kampf um das Überleben beginnt, steht die Außenwelt vor der Frage, wie man die Kuppel zerstören kann. Die Menschen unter der Kuppel beginnen, sich zu verändern, bisherige Regeln und Gesetze gelten nicht mehr und es herrschen Angst und Panik.

Bereits nach wenigen Seiten dieses 1280 Seiten umfassenden Werkes konnte King mich völlig in den Bann der Geschichte ziehen und ich wollte einfach immer weiter lesen. King erzählt die Geschichte der Bewohner von Chester´s Mill sehr spannend, packend und atmosphärisch sehr dicht. Ich konnte immer wieder völlig in das Buch eintauchen und habe dabei alles um mich herum vergessen. Leider gibt es jedoch auch einige Stellen, die sich doch arg gezogen haben, weil der Autor auch unwichtig erscheinendes sehr detailliert beschreibt und sich manchmal zu sehr in Details verliert. Dadurch erzählt King sehr viel in kürzester Zeit, was bei mir dazu führte, dass ich kein Zeitgefühl hatte. Die Geschichte erstreckt sich über einen begrenzten Zeitraum, dieser war für mich jedoch nicht greifbar und für mich ist somit mehr Zeit vergangen, als tatsächlich im Buch beschrieben.

Im Laufe der Geschichte begegnet man sehr vielen Figuren. Zu Anfang des Buches gibt es zwar eine kurze Übersicht der Personen und ihrer Funktionen, dennoch habe ich eine Weile gebraucht, um alle Personen kennenzulernen und vor allem zuordnen zu können. Die Figuren haben sehr unterschiedliche Charaktere, werden jedoch alle überzeugend dargestellt. Gut gefallen hat mir, dass „die Guten“ keine Superhelden waren, sondern ganz normale Menschen, die durch eine besondere Situation über sich hinauswachsen. King hat die Gefühle der Figuren sehr gut dargestellt, so dass ihr Handeln auf Grund ihrer Gefühle nachvollziehbar war. Und auch wenn ich verstanden habe, warum manche Figuren gehandelt haben, wie sie es taten, war mir bei einigen der Charakterwechsel doch zu krass und zu schnell. So zeigt King deutlich, wie sehr Macht den Charakter einer Person zum Negativen verändern kann. Bei einigen führt dies zu einer sehr hohen Gewaltbereitschaft und mich hat dieses Verhalten regelrecht wütend gemacht, zudem fand ich es abstoßend.

Die Menschen unter der Kuppel leben in einer absoluten Ausnahmesituation. Somit entstehen natürlich auch existentielle Probleme, wie die Versorgung mit Lebensmitteln und Gas für die Notstromgeräte aber auch mangelnde medizinische Versorgung, Zusammenbruch der telefonischen Verbindung nach außen u.s.w. Und die Kuppel bringt weitere Probleme mit sich, denn die Kuppel bringt eine Klimaveränderung mit sich. Auch die Luft wird durch Abgase und andere Schmutzpartikel verschmutzt. Im Kleinen zeigt King hier, was insgesamt mit unserer Welt durch die zunehmende Umweltverschmutzung geschieht und dies hat mir sehr gut gefallen. Neben dem Umweltschutz beschäftigt sich das Buch auch damit, wie schnell eine Diktatur entstehen kann und wie geschickt manche darin sind, Leute zu täuschen. Es gibt immer wieder Szenen, welche mich an den Nationalsozialismus erinnert haben. Auch einige der Protagonisten ziehen diese Vergleiche. Ein klein wenig musste ich hier an das Buch „Die Welle“ von Morton Rhue denken, denn die Entwicklung der Situation unter der Kuppel nimmt teilweise ähnliche Züge an. Auch dieser Gedankengang Kings hat mir gefallen, denn er verdeutlicht, wie schnell so etwas wieder geschehen kann.

Diese Rezension ist noch länger. Auf Grund der Zeichenbegrenzung kann ich sie jedoch nicht vollständig hier veröffentlichen :-(

6 von 12 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.08.2012
Bar Code Tattoo
Weyn, Suzanne

Bar Code Tattoo


sehr gut

Nordamerika im Jahr 2025. Weltweit tragen immer mehr Menschen ein Barcode-Tattoo am Handgelenk, welches EC-, Kredit- und Ausweiskarten ersetzt. Laut Regierung soll dieses Tattoo das Leben vereinfachen. Doch immer mehr Menschen zweifeln daran, dass das Tattoo nur zu ihrem besten ist. Zu ihnen gehört auch die fast siebzehnjährige Kayla. Kurz nach seiner Tattoowierung hat sich ihr Vater das Leben genommen und ihre Mutter versinkt seit dem in ihrer eigenen Welt aus Trauer und Schmerz. In der Schule kommt Kayla in Kontakt zu Bürgerrechtlern und schließt sich ihnen an, um die Wahrheit über das Tattoo herauszufinden. Schnell wird deutlich, dass der Staat den Menschen nicht nur das Leben erleichtern möchte, sondern vor allem die totale Überwachung möchte und dabei über Leichen geht…

„BarCode Tattoo“ von Suzanne Weyn hat mich thematisch unheimlich gereizt. Denn die Vorstellung, dass wir alle irgendwann nur noch implantierte Chips oder BarCodes haben, finde ich alles andere als abwegig. Deswegen war ich sehr gespannt darauf, wie die Autorin diese Thematik umsetzt. Die von Suzanne Weyn erschaffene Welt ist erschreckend realistisch. Die Welt wird nicht mehr von einer direkten Regierung, sondern von einem Konzern, Global-1, beherrscht. Global-1´s Entstehungsgeschichte weist erschreckende Ähnlichkeiten zu Monsanto auf. Und auch wenn es im Jahre 2025 einige technische Neuerungen gibt, ist die Welt insgesamt doch der unseren sehr ähnlich, weswegen es mir leicht gefallen ist, mich in Kaylas Rolle zu versetzen.

Während das Tattoo anfangs nur freiwillig war, wird es im Laufe der Zeit immer mehr zum Zwang. Per Gesetz ist es künftig für alle ab 17 illegal und strafbar, nicht tattoowiert zu sein. Doch auch ohne das Gesetzt ist ein Leben ohne Tattoo schon fast nicht mehr möglich, denn man kann häufig nicht einmal mehr einkaufen oder eine Tasse Kaffee trinken gehen. Auch wird es immer schwieriger, eine Krankenversicherung abzuschließen. Gerade diesbezüglich schwingt sehr viel Kritik am amerikanischen Gesundheitssystem mit. Interessant fand ich auch zu sehen, wie das Tattoo die Menschen spaltet. Da gibt es die, die das Tattoo großartig finden und es feiern. Und dann gibt es die, die ihm skeptisch gegenüber stehen und ahnen, dass nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Die Autorin zeigt hier deutlich, wie leicht die Menschen sich beeinflussen lassen und etwas feiern, ohne es zu hinterfragen.

Suzanne Weyn erzählt Kaylas Geschichte sehr gradlinig und offen. Kayla selbst ist eher nachdenklich, glaubt nicht alles was man ihr sagt und hinterfragt die Dinge. Gleichzeitig ist sie jedoch auch verletzlich und sehnt sich nach Liebe und Anerkennung. Diese Mischung macht Kayla für mich zu einer sehr authentischen Protagonistin, deren Handlungen und Gedanken ich stets gut nachvollziehen konnte. Auch die anderen Protagonisten sind gut dargestellt und verstehen es, zu überraschen, so dass immer wieder neue Spannung aufkommt.

Dank Suzanne Weyns angenehmen Schreibstil und der spannenden Thematik bin ich nur so durch die Seiten geflogen. Das Ende kam für mich zu schnell und hat mir dann auch nicht mehr so gefallen, da es mir zu offen ist. Es fühlt sich eher so an, als wäre ein Kapitel, aber noch nicht die ganze Geschichte abgeschlossen. Bis dahin dachte ich jedoch auch, dass es sich bei BarCode Tattoo um einen Einzelband handelt. Dem ist jedoch nicht so, denn es gibt einen Folgeband namens „ The Bar Code Rebellion“ welchen ich jetzt auch noch lesen möchte.

Fazit:

Mit „BarCode Tattoo“ hat Suzanne Weyn ein und sozial- / gesellschaftskritisches Werk geschrieben, welches die Augen öffnet und vor einer möglichen Zukunft warnt. Verpackt hat sie dies in eine Geschichte um Kayla, welche sich durchweg spannend lesen lässt. Ich hätte vorab nicht damit gerechnet, soviel Tiefsinnigkeit zwischen den beiden Buchdeckeln zu finden und war daher angenehm überrascht.

Bewertung vom 31.07.2012
Nick & Norah, Soundtrack einer Nacht
Cohn, Rachel; Levithan, David

Nick & Norah, Soundtrack einer Nacht


sehr gut

Dieses Buch habe ich vor allem als eines empfunden: schnell. Denn die Geschichte wird unheimlich schnell und temporeich erzählt. Manchmal hatte ich beim Lesen das Gefühl, kaum noch dazu zu kommen, Luft zu holen. Dieses Gefühl wurde dadurch verstärkt, dass vor allem Nicks Erzählsicht aus vielen recht langen Sätzen besteht, welche ich einfach schnell lesen musste. Und somit flogen die Seiten nur so dahin, mir ist es schwer gefallen, das Buch auf Seite zu legen und die letzte Seite kam dann viel zu schnell.

Die Geschichte von Nick und Norah wird abwechselnd aus Sicht der beiden erzählt. Dabei übernimmt Rachel Cohn den Part der Nora, während David Levithan die Geschichte aus Nicks Sicht geschrieben hat. Man merkt auch deutlich, dass hier zwei Autoren am Werk waren. Obwohl sich ihr Schreibstil ähnelt, werden doch kleine, aber feine Unterschiede deutlich. Inhaltlich ist die Geschichte jedoch komplett aufeinander abgestimmt, so dass ein stimmiges Gesamtbild entsteht. Mir hat dieser regelmäßige Wechsel der Perspektive sehr gut gefallen. Er hat mich an ein Ballspiel erinnert, bei dem die Spieler sich immer wieder neue Bälle zuwerfen. Einer wirft, der andere muss reagieren. Dabei wird gut deutlich, wie es der jeweils erzählenden Person gerade geht, was sie fühlt und welchen Gedanken sie nachhängt. So erhält man großartige Einblicke in das Innenleben der beiden Protagonisten, was für mich einen großen Reiz an der Geschichte ausgemacht hat.

Auch inhaltlich hat mir „Nick&Norah – Soundtrack einer Nacht“ gut gefallen. Dies liegt zum einen natürlich an Nick und Norah, die völlig unterschiedlich sind und sich dennoch unheimlich gut ergänzen. Beide sind verletzt und unsicher, spüren jedoch auch viel Wut in sich, was eine interessante Mischung ergibt. Gut gefall hat mir auch, dass die beiden nicht im Mainstream mit schwimmen, sondern ihren eigenen Weg gehen. Im Leben der beiden spielt Musik eine große Rolle, was sich auch in der Geschichte wiederspiegelt. Im Buch befindet sich auch eine Playlist, deren Tracks ich mir beim lesen angehört habe. Dadurch konnte ich noch besser in die Geschichte eintauchen.

Fazit:

„Nick& Norah – Soundtrack einer Nacht ist ein schnelles und temporeiches Buch, welches dennoch eine Menge Gefühl beinhaltet und nachdenklich macht. Nick und Norah fand ich sehr sympathisch. Dies war mein zweites Buch von Rachel Cohn und David Levithan und erneut haben sie in mir große Lust auf New York geweckt, sowie darauf, eine ebensolch verrückte Nacht wie Nick und Norah zu erleben.

Bewertung vom 28.07.2012
Australien, ich komme
Reffert, Thilo

Australien, ich komme


ausgezeichnet

In Großburgwedel haben Chris und Eva ein ganz besonderes Haustier: einen australischen Wombat. Als Wombat ein neues Gehege erhält, findet er darin auch einen Stein von Australiens heiligstem Berg, dem Uluru. Im Gegensatz zu Chris und Eva weiß Wombat jedoch, dass es Unglück bringt, den Berg und seine Steine zu berühren. Um das Unglück aus seiner Heimat fernzuhalten, beschließt Wombat, den Stein zurück nach Australien zu bringen. Wombat begibt sich auf eine abenteuerliche Reise ans andere Ende der Welt…

Wombat ist ein solch drolliger Protagonist, dass ich ihn sofort ins Herz geschlossen habe. Zum einen ist die kleine Plüschkugel einfach nur niedlich, zum anderen aber auch mutig, neugierig, weltoffen und großherzig. Auf seiner Reise nach Australien muss Wombat sich in der Fremde zu Recht finden und auch seine eigenen Ängste überwinden. Dabei ist Wombat nicht ganz alleine, sondern erhält Unterstützung von neuen Freunden. Die Geschichte des Wombats zeigt leicht verständlich, dass man alles schaffen kann, was man sich vornimmt, wenn man nur fest genug an sich glaubt und manchmal auch etwas mutig ist. Diese Botschaft gefällt mir gut und ich finde es wichtig, sie Kindern mit auf den Weg zu geben.

Thilo Refferts Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Er erzählt die Geschichte des Wombats in leichten, einfachen Worten, so dass die Geschichte auch von Kindern alleine gelesen und verstanden werden kann. Sehr herrlich fand ich auch den Wortwitz, welcher sich hinter so manchem Satz versteckte, so dass ich mehrfach herzhaft lachen musste.

In Japan trifft Wombat auf die Schiffsratte Rudi. Rudi spricht einen sehr starken Dialekt, was für mich ein kleiner Kritikpunkt ist. Einige der Wörter kannte ich einfach nicht, und auch wenn ich mir Rudis Sätze zum Teil laut vorgelesen habe, blieben einige Wörter für mich unverständlich. Aus dem Zusammenhang heraus ergab natürlich alles einen Sinn und es gefällt mir auch, dass Thilo Reffert so zeigt, dass man sich auch dann verstehen kann, wenn man nicht ganz die gleiche Sprache spricht.

Bereits bevor ich den ersten Satz gelesen habe, war ich vernarrt in den süßen kleinen Wombat. Dies liegt an der Zeichnung auf dem Cover, welche ich einfach nur total niedlich finde. Im Verlaufe der Geschichte stößt man immer wieder auf Illustrationen, welche den Wombat in verschiedenen Situationen zeigen. Die Illustrationen stammen aus der Feder von Jörg Mühle und verleihen dem Wombat, aber auch dem Buch selbst, einen ganz eigenen Charme.

Fazit:

„Australien, ich komme!“ ist ein süßes Buch, welches durch einen ebenso niedlichen wie außergewöhnlichen Protagonisten überzeugt. Die Botschaft, welche hinter der Geschichte steckt, gefällt mir außerordentlich gut, denn sie macht auch mir als Erwachsene noch Mut.

Bewertung vom 24.07.2012
Acht Wochen verrückt
Lohmann, Eva

Acht Wochen verrückt


ausgezeichnet

Mila ist 27, hat einen guten Job, einen Freund und sieht nicht schlecht aus. Vom Leben überfordert, beginnt sie sich immer mehr zurück zu ziehen, bis sie irgendwann nur noch funktioniert, aber nicht mehr richtig lebt. Doch eines Tages klappt auch das Funktionieren nicht mehr und Mila kommt in eine psychosomatische Klinik – die Klapse, in der nur die Verrückten sind. Hier lernt Mila, dass verrückt sein relativ ist und sie findet endlich wieder einen Weg zu sich selbst.

In Form ihrer Protagonistin Mila erzählt Eva Lohmann hier ihre eigene Geschichte, wodurch das Buch unheimlich authentisch ist. Man merkt deutlich, dass hier jemand schreibt, der weiß, wovon er redet. Zudem schreibt die Autorin so intensiv und lebhaft, dass ich häufig das Gefühl hatte, ich wäre direkt dabei und würde mit Mila durch die Gänge der Klinik gehen und auf der Wiese vor der Klinik liegen.

Im Verlauf der Geschichte macht Mila eine enorme Entwicklung durch. Als Leser begleitet man sie durch die verschiedenen Phasen dieser Entwicklung. Besonders interessant fand ich die Schilderung von Milas Gefühlen und Emotionen. Diese waren sehr gut nachvollziehbar, so dass man einen guten Einblick in Milas Gefühlswelt erhält. Dabei wird deutlich, dass psychische Erkrankungen wie ein Burn-Out und Depressionen nichts damit zu tun haben, dass sich jemand einfach nur etwas anstellt oder faul ist, sondern dass die Erkrankten wirklich leiden und vor allem schwer und hart an sich arbeiten müssen, um zu genesen. Während Milas Klinikaufenthalt lernt sie verschiedene Menschen kennen, so dass man auch etwas über andere Krankheitsbilder wie zum Beispiel Bulimie und Magersucht erfährt. Auch hier verdeutlicht die Autorin, dass es sich dabei um tatsächliche Krankheiten und nicht etwa einen übertriebenen Diät-Plan oder sonstiges handelt. In „Acht Wochen verrückt“ enttaburisiert Eva Lohmann den Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik, weil sie zeigt, wie wichtig und hilfreich dies für die Betroffenen und ihr Leben ist. Dies finde ich richtig und auch wichtig, denn in Zeiten, in denen die Anzahl der psychischen Erkrankungen kontinuierlich steigt, ist es dringend nötig, dass die Menschen diesbezüglich toleranter werden.

Eva Lohmanns Schreibe hat mir gut gefallen. Auf der einen Seite schreibt sie sehr einfühlsam, auf der anderen Seite sind viele ihrer Aussagen voller (Selbst-)Ironie. Diese Mischung ist perfekt aufeinander abgestimmt, so dass ich trotz der Schwere der Thematik immer wieder lächeln und schmunzeln musste. Obwohl ich das Buch an einem Nachmittag durchgelesen habe, konnte ich es nur langsam lesen. Immer wieder musste ich eine kleine Pause machen, um über das Gelesene nachzudenken. Ich denke auch, dass mich dieses Buch gedanklich noch eine Weile begleiten wird, da mich Milas Geschichte berührt hat und sehr zum nachdenken angeregt hat.


Fazit:

Dieser autobiografische Roman hat mich wirklich beeindruckt. Das Buch umfasst zwar nur 194 Seiten, doch diese stecken voller Mut, Wahrheit und Leben. Die erzählte Geschichte hilft dabei, zu verstehen was in Menschen mit Depressionen bzw. Burn-Out vorgeht und ist daher aus meiner Sicht nicht nur für Betroffene, sondern auch für alle anderen Menschen, welche Berührungspunkte zur Thematik haben, absolut empfehlenswert.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.07.2012
Für jede Lösung ein Problem
Gier, Kerstin

Für jede Lösung ein Problem


sehr gut

Gerri ist verzweifelt und sieht nur noch einen Ausweg: Selbstmord. Vor ihrem Ableben hat sie jedoch noch einige Dinge zu erledigen und vor allem noch so einiges zusagen. Deswegen schreibt sie Abschiedsbriefe an fast alle, die sie kennt. Da sie denkt, nun nichts mehr zu befürchten zu haben, schreibt sie offen und ehrlich, was sie über die Empfänger der Briefe denkt und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund. Dummerweise geht ihr Selbstmordversuch dann aber schief und sie muss nun mit den Auswirkungen ihrer Briefe leben…

„Für jede Lösung ein Problem“ habe ich bereits vor einigen Jahren zum ersten Mal gelesen. Da ich momentan auf leichte Kost stehe und auch gerne Kerstin Giers Bücher lese, habe ich das Buch nun erneut gelesen. An meine Eindrücke vom ersten Mal konnte ich mich auch gar nicht mehr so genau erinnern, weswegen ich recht unbefangen an die Geschichte heran gehen konnte. Gestern Abend habe ich es mir dann mit einer Flasche Sekt und dem Buch auf der Couch gemütlich gemacht und konnte erst wieder aufhören zu lesen, nachdem ich die letzte Seite gelesen hatte.

Dank Kerstin Giers toller Art, Personen, Orte und Situationen zu beschreiben, konnte ich mich sofort in das Geschehen eindenken. Besonders angetan haben es mir die Charaktere der Figuren. Gerris Mutter würde ich zwar nicht als Mutter haben wollen, aber als Figur fand ich sie einfach nur herrlich und habe mehr als einmal über ihre anstrengende Art lachen müssen. Doch auch die anderen Figuren konnten absolut überzeugen.

Die Idee, ein lustiges Buch über ein so ernstes Thema wie Selbstmord zu schreiben, finde ich gut und auch irgendwie mutig. Dabei ist es Kerstin Gier gelungen, Gerris verpatzten Selbstmord wirklich in einen lustigen Kontext zu stellen, ohne sich dabei über depressive und/oder suizidale Menschen lustig zu machen. Andernfalls hätte zumindest ich das Buch auch nicht mit so viel Genuss lesen können. Gerris Gründe dafür, sich das Leben nehmen zu wollen, wurden für meinen Geschmack zu oberflächlich dargestellt und hier hätte ich mir etwas mehr Tiefgang gewünscht. Für mich stellt sich zudem die Frage, warum Gerri nicht erneut versucht hat, sich umzubringen. Sie hätte ja wirklich nur in die Apotheke gehen müssen, um sich neue Tabletten zu besorgen. Mir ist klar, dass Gerris Selbstmordversuch nur der Aufhänger dafür ist, wie es ist damit leben zu müssen, dass jeder weiß was man über ihn denkt, dennoch hätte ich in diesem Punkt etwas weniger Oberflächlichkeit wünschenswert gefunden. Gerri verschickt Abschiedsbriefe an ihre Familie, Freunde und Bekannte, in denen sie allen ordentlich die Meinung sagt. Diese Briefe werden in den Verlauf der Geschichte eingestreut und haben mich immer wieder zum Lachen gebracht. Auch wenn viele der Briefempfänger zwar erst Mal geschockt und verstimmt waren, gingen sie meiner Meinung nach doch recht locker damit um, mal die Meinung gesagt zu bekommen. Hier hat es mich schon etwas gewundert, dass dies nicht zu mehr Gesprächen und Diskussionen geführt hat.

Fazit:

Die Grundidee des Buches finde ich sehr gelungen. Stellenweise ist mir Kerstin Giers Umsetzung etwas zu oberflächlich, dies macht sie jedoch mit jeder Menge Witz wieder wett, so dass ich beim Lesen sehr viel gelacht habe.

1 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.07.2012
Hilfe, ich bin Arzt / Miss Emergency Bd.1
Rothe-Liermann, Antonia

Hilfe, ich bin Arzt / Miss Emergency Bd.1


sehr gut

Nach der Theorie folgt die Praxis, nach dem Studium folgt das Praxisjahr. Lena ist angehende Ärztin und stürzt sich hochmotiviert in ihr neues Leben in Berlin und ihr Praxisjahr im Krankenhaus St. Anna. Dort begegnet sie nicht nur dem gutaussehenden Oberarzt Dr. Thalheim, sondern auch der fiesen Stationsschwester, anderen PJlern und natürlich den Patienten. Mit ihren Mitbewohnerinnen Jenny und Isa entdeckt sie nicht nur das Klinikleben, sondern auch das Leben in Berlin.

Obwohl ich von diesem Buch bereits zahlreiche positive und begeisterte Rezensionen gelesen habe, dachte ich bislang immer, dass diese Reihe wohl eher nichts für mich ist. Die Bücher erschienen mir als zu rosa, zu klebrigsüß und zu girliehaft. Nun habe ich den ersten Band jedoch gewonnen und gelesen, und musste feststellen, dass ich mich mit meiner Einschätzung getäuscht habe.

Auf den ersten 50 Seiten fühlte ich mich auch noch mit meiner Einschätzung bestätigt, doch dann konnte ich richtig in die Geschichte eintauchen, habe mit Lena, Isa und Jenny mitgefiebert und mitgelacht. Lena ist teilweise recht flapsig und fühlt sich auch recht schnell angegriffen, doch sie merkt selbst wenn sie übertreibt und maßregelt sich dann auch selbst. Diesen Charakterzug fand ich sehr sympathisch. Auch ihre Mitbewohnerinnen, die ruhige Isa und die aufgedrehte Jenny sind mir im Verlauf der Geschichte ans Herz gewachsen. Antonia Rothe-Liermann hat alle im Buch vorkommenden Figuren sehr detailliert und liebevoll dargestellt, so dass ich häufig das Gefühl hatte, dass es sich um reale Menschen und nicht bloß um die Figuren einer Geschichte handelt.

Stellenweise ist die Geschichte recht voraussehbar, was mir jedoch nichts ausgemacht hat, da mich die Figuren durch ihr Verhalten dann doch immer wieder überraschen konnten. Für die Hauptprotagonistin, Lena, stehen alle Zeichen auf Neuanfang. Sie muss sich nicht nur in einer neuen Stadt zu recht finden, sondern auch den Sprung von der mehr oder weniger theoretischen Ausbildung an der Uni in die reale Arbeitswelt im Krankenhaus schaffen. Die Autorin stellt die Ängste und Sorgen, aber auch die kleinen Erfolge eines Berufsanfängers gut dar und es macht Spaß, Lena auf ihrem Weg zu begleiten. Und in mehr als einer Situation konnte ich mit Lena mitfühlen, denn auch wenn ich keine Ärztin bin, so war natürlich auch ich schon Berufsanfängerin.

Und auch wenn Lena einen großen Teil ihrer Zeit im Krankenhaus St. Anna verbringt, kommt – zumindest in der Geschichte – ihr Privatleben nicht zu kurz. Auch hier macht sie eine recht interessante Entwicklung durch und muss für sich selbst entscheiden was. Bzw. wer sie glücklich macht, und wer eher nicht. Besonders am Ende gewinnt dieser Punkt an Gewicht und ich fand Lenas Entscheidung absolut gut. Für mich war diese Entscheidung der allerletzte Beweis dafür, dass das Buch doch wesentlich mehr zu bieten hat als ein rosa Cover und einen kitschig-jugendlichen-Ärzteroman.

Auch das Ende hat mir gut gefallen, wobei die letzten Sätze einen cliffhanger bilden, welcher einfach nur große Lust auf den nächsten Band macht.

Bewertung vom 06.07.2012
Ina aus China
Hornfeck, Susanne

Ina aus China


ausgezeichnet

Als sich Mitte der dreißiger Jahre die politische Lage in China immer mehr zuspitzt, wird die siebenjährige Chinesin Yinna nach Deutschland geschickt. In Brandenburg wird sie von der verwitweten Frau von Steinitz aufgenommen. Obwohl sie unter Heimweh leidet, gewöhnt Ina (wie sie in Deutschland genannt wird) sich allmählich ein, lernt die deutsche Sprache und findet Freunde. Doch auch das Leben in Deutschland verändert sich, und schon bald greift der Krieg ein zweites Mal in Inas Leben ein…

Vor kurzem habe ich von Susanne Hornfeck bereits „Torte mit Stäbchen“ gelesen. In diesem Buch konnte ich Ina bereits ein klein wenig kennenlernen und war nun sehr gespannt darauf, ihre komplette Geschichte zu erfahren. Ich habe bereits viele Bücher gelesen, welche zur Zeit des Nationalsozialismus sowie während des zweiten Weltkriegs spielen, bislang habe ich jedoch erst wenig über das Leben von Ausländern zur damaligen Zeit in Deutschland gelesen. Susanne Hornfeck beschreibt Inas Leben sehr eindrucksvoll, so dass ich stets ein klein wenig das Gefühl hatte, direkt dabei zu sein. Die Autorin verknüpft Inas persönliche Geschichte sehr eng mit dem politischen Geschehen, sowohl in Europa als auch in China, was das Buch sehr informativ macht. Dennoch steht Inas persönliche Geschichte stets im Vordergrund. Hierbei macht die Autorin besonders deutlich, wie schwer es ist, wenn man sich nirgendwo richtig zugehörig fühlt und gar nicht so genau weiß, wohin man denn nun gehört.

„Wem wünscht sie, Ina Chen, den Sieg? Was tut man, wenn der Feind plötzlich zum Verbündeten und der Verbündete zum Feind wird? Noch dazu, wenn man ein kleines Mädchen ist, das gegen diese übermächtigen Weltläufe ohnehin nichts ausrichten kann.“

(S. 194)

„Manchmal wird ihr ganz schwindelig, wenn sie sich fragt, wer sie denn nun eigentlich ist. Eine deutsche Ina mit chinesischem Gesicht, eine chinesische Yinna, die deutsch denkt?“

(S. 278)

Etwas verwundert hat mich beim Lesen stets, dass Ina in Deutschland doch eher wenig Diskriminierung erfährt. Anfangs wird sie zwar manchmal von andere Kindern als „Schlitzauge“ betitelt, im gesamten Verlauf gibt es dann jedoch nur eine weitere Szene, in der Ina auf Grund ihres asiatischen Äußeren diskriminiert wird. Im Gegensatz zu ihren Freundinnen darf sie zwar nicht bei BDM mitmachen und wird auch von der Kinderlandverschickung ausgeschlossen, aber hierauf reagiert sie eher mit Trotz, als mit Traurigkeit oder ähnlichen Gefühlen. Hier hätte ich doch mit mehr Problemen gerechnet, da Ina als Chinesin ja keine Arierin ist, was zur damaligen Zeit ja nicht ganz unwichtig war.

Sehr interessant fand ich auch wieder die Einblicke in die chinesische Kultur. Susanne Hornfeck beschreibt die kulturellen Unterschiede zwischen China und Deutschland sehr interessant und mehr als einmal musste ich doch sehr schmunzeln.

Wie der Untertitel des Buchs „oder was hat schon Platz in einem Koffer“ bereits andeutet, beschäftigt sich dieses Buch auch mit dem Abschied nehmen. Ina musste schon jung von liebgewonnen Menschen Abschied nehmen, weswegen sich viele ihrer Gedanken um dieses Thema drehen. Ich fand ihre Gedanken sehr interessant, da sie mich dazu verleitet haben an eigene Abschiede und auch Neuanfänge zu denken.

Fazit:

Erneut hat mich Susanne Hornfeck mit ihrem Schreibstil gefesselt und mich gedanklich sowohl in eine andere Zeit, als auch teilweise ein anderes Land mitgenommen. Die Art, wie sie die politischen Geschehnisse mit der persönlichen Geschichte der Protagonistin verbunden hat, hat mir wieder sehr gut gefallen.