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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Barbara
Wohnort: 
Remscheid

Bewertungen

Insgesamt 181 Bewertungen
Bewertung vom 12.12.2023
Frauenpower
Samek, Rea;Widdel, Anna

Frauenpower


sehr gut

Dieses Buch skizziert den Lebensweg von 5 Frauen, darunter auch den der beiden Autorinnen Rea Samek und Anna Widdel. Allen ist gemeinsam, dass sie alleinerziehend sind und den Mut gefunden haben, ihr Leben zu ändern und ihre Träume zu verwirklichen.
Anna ist alleinerziehend mit 5 Kindern seit sechs Jahren auf Weltreise, ihre Geschichte handelt von Eigenverantwortung und Selbstfürsorge.
Christina lebt mit ihrem Sohn den Traum der Auswanderin auf Mallorca Sie zeigt auf, wie wichtig es ist, sich aus einer toxischen Beziehung zu befreien und ihre Botschaft lautet: Mut, Träume und Freiheit.
Niros beschreibt, wie sie durch ein Beziehungsende den Weg in die Freiheit und zu sich selbst fand.
Rea erzählt von ihrem Schritt in die Selbstständigkeit und dem Realisieren ihres Planes, mit ihrem Kind irgendwo in der Sonne zu leben.
Sabrinas Leben ist von vielen Tiefpunkten gezeichnet, ihre Geschichte handelt von Anpassung, Sehnsucht, Enttäuschungen, gesundheitlichen Problemen und ihrem harten Weg zur Selbstfürsorge.
Alle diese Geschichten sind ein Aufruf für Frauen, ihre Angst vor einem Neuanfang zu überwinden, mutig zu sein und Selbstvertrauen zu haben. Das Streben nach der Erfüllung der Träume ist das zentrale Thema, ein Buch über echte Frauenpower.

Bewertung vom 08.12.2023
Die Unbestechliche
Welser, Maria von;Horbas, Waltraud

Die Unbestechliche


sehr gut

Waltraud Horbas erzählt hier zusammen mit Maria von Welser deren Geschichte als Journalistin und alleinerziehender Mutter von 1968 bis 1977 in der Figur von Alice. Mit 21 Jahren beginnt Alice ein Volontariat bei einem Münchner Lokalblatt und lernt dort ihren Traumberuf der Journalistin. Doch 1968 ist eine berufstätige Mutter eine Seltenheit und oft wird sie eher für die Sekretärin gehalten als für eine fähige Journalistin. Ihr Kampf um Gleichberechtigung und Anerkennung begleitet sie stetig durch ihre berufliche Laufbahn. Nur mit Hilfe von anderen straken und mutigen Frauen gelingt es Alice, ihre Träume zu verwirklichen. Dabei kommt sie im Buch gar nicht als große Emanze daher sondern verfolgt ihre Ziele eher hartnäckig, manchmal ein bisschen stur, aber immer diplomatisch. Das macht die Figur der Alice sehr sympathisch, zumal man ihre Zerrissenheit zwischen Familie und Beruf in der beschriebenen Zeit gut nachvollziehen kann.
Sehr interessant lesen sich die Zeitungsausschnitte, die den einzelnen Kapitel vorangestellt werden und thematisch die wichtigsten Ereignisse der entsprechenden Zeit beschreiben. Hier finde ich es erschreckend, wie aktuell die Themen heute wieder sind: Demonstrationen, die in Straßenschlachten ausarten, Kalter Krieg, Ölkrise, Tarifkonflikte, ertrunkene Flüchtlinge auf der Flucht vor Gewalt und eine Pandemie - alles auch Krisen, die Deutschland aktuell bewegen.
Zudem kommen mir die Zustände in den 70er Jahren extrem rückständig vor. Hier freut es mich zu lesen, dass wir offenbar doch schon große Fortschritte im Bereich Gleichberechtigung gemacht haben, auch wenn es da immer noch ein großes Verbesserungspotential gibt.
Dieses Buch ist eine interessante Zeitreise durch die Politik und die Geschichte zwischen 1968 und 1977 und die Geschichte von Alice ist für mich auch deswegen sehr bewegend, weil sie einer realen Figur zu Grunde liegt, die ich aus dem Fernsehen kenne. Leider fand ich den Mittelteil ein wenig langatmig und dafür den interessanten Schluß zu abrupt, insgesamt hätte ich mir einen etwas mitreißenderen Stil gewünscht. Aber von mir eine eindeutige Leseempfehlung, vor allem für Frauen jeglichen Alters.

Bewertung vom 28.11.2023
Stunde um Stunde
Fox, Candice

Stunde um Stunde


sehr gut

Das erste, was mir zu diesem Thriller einfällt, ist: typisch Candice Fox. Wie immer schafft sie es, unkonventionelle Charaktere zu erschaffen, die einem beim Lesen sehr ans Herz wachsen. In ihrem neuesten Buch sind das der ehemalige Undercover-Cop Charlie Hoskins, der noch mit den Dämonen aus seinem letzten und unfreiwillig abgebrochenem Einsatz zu kämpfen hat und die frisch gebackene und sehr emotionale Polizistin Lynette Lamb, die direkt an ihrem ersten Arbeitstag gefeuert wird. Der Fall, in dem die beiden eher notgedrungen als begeistert zusammen arbeiten, hat es in sich: die Eltern der vor 2 Jahren verschwundenen Tilly dringen in das forensische Labor des LAPD ein, nehmen dort Geiseln und drohen damit, Stunde um Stunde wichtiges Beweismaterial zu zerstören, wenn die Suche nach ihrer Tochter nicht wieder aufgenommen wird.
Fox gelingt es, verschiedenen Erzählstränge hochspannend miteinander zu verbinden. Charlies Kampf auf Leben und Tod mit den Folgen seines letzten Undercover Einsatzes ist schon für sich eine spannende Story, interessante Nebencharaktere wie seine Schwester oder sein Kumpel Surge runden das Bild gut ab. Lynette fühlt sich zu unrecht behandelt, brennt mit Leib und Seele für den Polizeidienst und bildet mit ihren Emotionen, ihrer Hartnäckigkeit und ihrem manchmal an Naivität grenzendem Enthusiasmus einen extremen Gegenpol zu dem abgebrühten Cop. Dann die Ermittlungen rund um das Verschwinden der kleinen Tilly und die ungewöhnliche und spektakuläre Geschichte der Geiselnahme im Labor. Jede Story ist schon für sich ist spannend, miteinander verbunden lesen sie sich atemberaubend, abwechslungsreich und rasant bis zur letzten Seite.
Eine unbedingte Leseempfehlung für Fans von spannenden Thrillern und etwas schrägen Charakteren. Ich würde mich sehr freuen, von diesem außergewöhnlichen Ermittler-Duo weitere Fälle lesen zu können.

Bewertung vom 28.11.2023
Himmelfahrt
Binge, Nicholas

Himmelfahrt


sehr gut

Als Ben Tunmore seinen seit 30 Jahren verschollenen Bruder findet, lebt dieser in einer psychiatrischen Klinik in sehr schlechtem Zustand. Harold Tunmore hinterlässt ihm Briefe, in denen er sein Erlebtes zu Papier gebracht hat. Diese Geschichte beschreibt seine Expedition auf einen mysteriösen Berg, bei der seine Weggefährten alle ums Leben kamen.
In einer Mischung aus Thriller, Mystery und Science Fiction erzählt Nicholas Binge eine wilde Story von einer wissenschaftlichen Exkursion, die in einem Desaster endete. Dabei erfährt man viel über das Leben von Harold Tunmore, von seiner großen Liebe, seinem Adoptivsohn und der schrecklichen Schuld, die ihn plagt. Diese Abschnitte der Normalität treffen immer wieder auf Erlebnisse mit unbekannte Wesen und mit höheren Mächten, so dass ein interessanter Mix entsteht. Der Verweis auf Stephen King kommt nicht von ungefähr, manche seiner Bücher sind ähnlich zwischen verschiedenen Genre angelegt und haben den Kern einer ganz normalen menschlichen Geschichte.
Dass dieses Buch in Briefform angelegt ist macht die Geschichte zusätzlich interessant, die Fußnoten unter den Kapiteln stellen auch hier wieder eine Verbindung zwischen der Realität und der mysteriösen Himmelfahrt dar.
Ich gebe zu, dass Science Fiction nicht mein bevorzugtes Genre ist. Aber hier sind geschickt verschiedene Dinge miteinander verwoben worden: Das Lebensgeschichte von Harold Tunmore, eine wissenschaftliche Seite über Themen aus der Physik, der Chemie und der Biologie und ein mächtiger Berg, der Raum und Zeit verändert, den Willen beeinflusst und in dem Aliens ihre Macht über den Menschen gewinnen. Oder ist vielleicht alles doch nur einem Trauma durch Fantasie entsprungen?
Ein ungewöhnlicher Thriller mit einem sehr spannender Mix aus verschiedenen Genres, für Fans von Stephen King unbedingt empfehlenswert.

Bewertung vom 17.11.2023
Der späte Ruhm der Mrs. Quinn
Ford, Olivia

Der späte Ruhm der Mrs. Quinn


ausgezeichnet

Die reizende ältere Dame Jennifer Quinn beschließt mit 77 Jahren, etwas Aufregung in ihr beschauliches Leben mit Ehemann Bernard zu bringen und meldet sich zum TV-Backduell an. Ihre Sammlung besteht aus Rezepten, die in der Vergangenheit zu besonderen Episoden in ihrem Leben gehören. Und so erfahren die Leser*innen nach und nach Details aus dem Leben von Jennifer, von ihrer Liebe zu Bernard und dem großen Geheimnis, das sie seit 60 Jahren bewahrt hat und das sie immer noch quält.
Dieser Wohlfühlroman besticht schon durch sein schönes Cover, das einem das Wasser im Mund zusammen laufen lässt. Überhaupt ist es schon fast ein rauschendes Fest, über so viel Zucker und Naschwerk und Kuchen und Gaumenfreuden zu lesen in Zeiten, in denen Zucker immer mehr verpönt ist.
Es liest sich zutiefst emotional, wie Jennifer all ihre Liebe in ihre Backkunst legt und ihre Gefühle damit ausdrücken kann. Doch auch die Geschichte um ihr großes Geheimnis, die im Wechsel mit den aktuellen Geschehnissen erzählt wird, ist sehr ergreifend und zeigt ein trauriges Stück gesellschaftliche Zeitgeschichte.
Ein Roman, der Freude macht zu lesen und Lust auf eine große Backorgie. Der hoffen lässt, ebenfalls eine so tiefe Liebe wie die zwischen Jennifer und Bernard im fortgeschrittenen Alter erleben zu können. Und der einen glücklich und gut unterhalten zurück lässt - eine absolute Leseempfehlung für Frauen und Männer, junge und ältere Menschen.

Bewertung vom 15.11.2023
The Institution
Fields, Helen

The Institution


ausgezeichnet

Die Profilerin Dr. Connie Woolwine lässt sich mit ihrem Partner in einem Hochsicherheitsgefängnis für psychisch kranke Verbrecher als verdeckte Ermittler einschleusen. Doch in der Perry Institution herrschen andere Regeln, nicht nur die Gefangenen sind hochgradig gefährlich: auch die Ärzte und das gesamte Personal ist undurchschaubar. Wem kann Connie trauen und schafft sie es unter enormem Zeitdruck, den Fall zu lösen?

Mit der Perry Institution hat Helen Fields den perfekten Schauplatz für einen Thriller geliefert. Das unwirtliche Gefängnis ist alleine schon bedrohlich, die Gesellschaft von psychisch gestörten Serienkillern gefährlich und das aufziehende Gewitter bewirkt, dass Connie mittendrin von der Aussenwelt abgeschnitten wird. Und bei alle dem muss sie sich ihrer eigenen Vergangenheit stellen, als sie selber Patientin in einer psychiatrischen Klinik war. Leider kommt ihr Partner in der Geschichte ein bisschen zu kurz, was aber der Handlung geschuldet ist.

Die Charaktere sind einzigartig und interessant, als Leser*in weiß man bis zum Schluss nicht, wem man trauen darf und wem nicht. Die Spannung nimmt bis zum Ende immer mehr zu, man kann diesen Thriller kaum aus der Hand legen. Dabei lernt man auch durchaus ein paar Dinge über Therapien bei psychisch kranken Verbrechern. Die Ansätze von Dr. Woolwine lesen sich zunächst ungewöhnlich, lassen aber die knallharte Profilerin sehr menschlich erscheinen. Ihr Umgang mit Toten ist geprägt von sehr starkem Respekt und ihre Ratschläge für die Lebenden sind eher ausgefallen, machen sie aber zusätzlich für mich sympathisch. Eine interessante Frau, die für ihren Beruf brennt und ihn über ihr Privatleben stellt.

Eine unbedingte Leseempfehlung für alle Liebhaber von spannenden und rasanten Thrillern.

Bewertung vom 01.11.2023
Büchermenschen
Vernet, Stéphanie;de Cussac, Camille

Büchermenschen


sehr gut

Dieses Buch ist überaus kreativ gestaltet und macht nicht nur kleinen Bücherratten Spaß, sondern ist auch für Erwachsenen nicht uninteressant. Schon das Buchformat ist in seiner Größe ausgefallen, die Illustrationen erinnern an die Wimmelbücher für die Kleinen. Überraschend gleich das erste Aufschlagen, hier kann man eine Schweizer Bindung sehen und bekommt bereits erste Informationen über die Bücherherstellung. Den verschiedenen Berufen sind einzelne Kapitel gewidmet, die dann ausführlich erklärt und zum Teil mit Beispielen, Anekdoten und Statistiken unterlegt werden. Hier fällt auf, dass aufs Gendern verzichtet wird. Stattdessen werden manche Berufe als weibliche Form benannt, andere als männliche - übrigens überwiegt hier tatsächlich einmal die weibliche Form. Es gibt Doppelseiten mit viel Text und solche mit wenig Text, hier gefallen die schönen Illustrationen. Auch vor Fremdwörtern wird nicht halt gemacht, was ich trotz Kinderbuch gar nicht schlecht finde. Mit Wörtern wie Bestseller und Layout wachsen die Kinder heute auf, bei Wörtern wie Proofs oder Ligne claire sieht es da schon anders aus. Diese werden gut erklärt, das gefällt mir.

Einzige Kritikpunkte: die Schriftgröße wurde zum Teil sehr klein gewählt, was in meinen Augen bei dem Format des Buches nicht nötig gewesen wäre. Dazu kommt, dass ich mir nicht unbedingt sicher bin, ob es für Kinder ab 8 Jahren schon geeignet ist, aber das ist ja individuell sehr unterschiedlich. Toll ist dieses Buch sicher für Projekte in Schulen und für bereits interessierte Leseratten.

Bewertung vom 29.10.2023
Wie Sterben geht
Pflüger, Andreas

Wie Sterben geht


sehr gut

Nina Winter ist eigentlich Analystin beim BND, wird dank ihrer exzellenten Russischkenntnisse zur Geheimagentin ausgebildet. Sie soll einen russischen Spion in Russland führen, mitten in den 1980er Jahren in der Hochzeit des Kalten Krieges. Sie erlebt in Russland eine gefährliche, aber auch glückliche Zeit. Bei dem Versuch, den hochrangigen russischen Spion bei einem Agentenaustausch nach Deutschland zu holen, eskaliert die Situation.
Andreas Pflüger erzählt diesen rasanten Spionage-Thriller rückwärts, er beginnt mit dem Agentenaustausch auf der Glienicker Brücke. Erst nach und nach erfährt man die ganze Geschichte, wie Nina Winter zu ihrer Arbeit als Geheimagentin kam und wie sie sich immer besser in ihre Situation einfindet. Ein spannendes Katz-und-Maus Spiel von Spionage und Gegenspionage, Bedrohung und Brutalität. Das Ganze findet statt vor historischen Fakten: es herrscht der Kalte Krieg, erst Breschnew, dann Andropov reagieren in Russland mit eiserner Hand, die Sowjetunion marschiert in Afghanistan ein und die Olympischen Spiele in Moskau werden boykottiert. Hier verbindet der Autor sehr geschickt Zeitgeschichte mit Fiktion.
Nina Winter macht eine starke Verwandlung durch, wird immer stärker von der unscheinbaren Analystin zur Vollblut-Agentin. Atemlos durchlebt man als Leser*in mit ihr Verfolgungsjagden, Überfälle, Boxkämpfe und bewundert ihre Kaltschnäuzigkeit.
Ein Agententhriller voller Action, der mir beim Lesen einiges an Konzentration abverlangt hat. Die vielen Begriffe und Abkürzungen halten ganz schön auf Trab, die eingestreuten russischen Begriffen machen den Hintergrund zudem gefühlt authentisch.
Einen Stern Abzug gebe ich dafür, dass die Verwandlung von Nina Winter mich manchmal ein bisschen zu sehr an James Bond erinnert hat und für einen Switch am Ende, der hier nicht verraten werden soll.
Eine absolute Empfehlung für Freunde des anspruchsvollen Agenten-Thrillers vor historischen Fakten.

Bewertung vom 29.10.2023
Diamantnächte
Rød-Larsen, Hilde

Diamantnächte


sehr gut

Agnete führt ein zufriedenes Leben mit ihrer Tochter und ihrem zweiten Ehemann. Doch als ihr plötzlich die Haare ausfallen und ihr Mann sich auf längere Geschäftsreise begibt beginnt sie, ihre Vergangenheit aufzuarbeiten und muss sich eingestehen, dass dort vieles schief gelaufen ist.
Diese Selbstanalyse verlangt Agnete viel ab, führt sie zurück in ihre Studienzeit und in eine Beziehung, die ihr tiefen Schaden zugefügt hat. Die Beziehung zum Vater ihrer besten Freundin ist extrem einseitig, sie zieht sie immer tiefer hinab in einen Strudel aus Abhängigkeit, Depressionen, Selbstverletzungen und einer Essstörung.
"Mich selbst will ich kontrollieren, nicht andere" (S.73), der Versuch, ihr Leben zu kontrollieren, beherrscht Agnetes Leben.
Hilde Rød-Larsen beschreibt Agnetes Selbstreflexion auf distanzierte, fast emotionslose Art und Weise. Ihr Schreibstil entfaltet eine gewisse Sogwirkung, als Leser*in fühlt man das Unglück der jungen Frau, ihren stillen Hilferuf nach Anerkennung und danach, überhaupt wahrgenommen zu werden.
Dieser Roman ist keine leichte Unterhaltung, fesselt aber durch seine leise Erzählweise einer bedrückenden Geschichte.
In der heutigen Zeit der #metoo-Debatte bekommt diese Geschichte einen sehr aktuellen Hintergrund. Tatsächlich habe ich mich gefragt, ob hier die Autorin ihre eigenen Erfahrungen verarbeitet hat, da es einige Parallelen zu ihrem Lebenslauf gibt.
Eine Empfehlung vor allem für Frauen, die einen ernsten und anspruchsvollen Roman zu schätzen wissen.

Bewertung vom 05.10.2023
Kajzer
Kaiser, Menachem

Kajzer


gut

Längst ist aus der Familie Kajzer der Name Kaiser geworden, als Menachem Kaiser sich auf die Suche nach der Vergangenheit macht. In Toronto geboren interessiert er sich zunächst nicht sehr für seine jüdische Vergangenheit, bis er nach Polen aufbricht, wo sein Großvater einst ein Mietshaus besessen hat. Nach der Enteignung durch die Nazis ist ein Versuch der Restitution immer wieder gescheitert, in seinem Buch "Kajzer" beschreibt nun der Enkel, wie er einen erneuten Anlauf dafür nimmt.
Sehr detailliert beschreibt Kaiser die Frustrationen, die Rückschläge, die netten und weniger netten Menschen, die er bei seiner Recherche und seinen Anträgen kennen lernt. Dabei erzählt er die Geschichte nicht chronologisch, was sie manchmal etwas unübersichtlich macht. Auch das Thema der Schatzsucher in Polen wird von ihm sehr vertieft, so ergibt sich ein weiterer Erzählstrang.
Dieses Sachbuch beschreibt ein Stück Zeitgeschichte, hier geht es um ein Familienerbe und um Erinnerungen, um Wiedergutmachung und Schatzsuche. War ich anfangs sehr interessiert an dieser Geschichte, fand ich sie im Verlauf ein wenig zu trocken und ermüdend.
Eine Leseempfehlung für alle Geschichtsinteressierten, deren Neugier über Tatsachenromane hinaus geht.