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Benutzername: 
Lillith
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 57 Bewertungen
Bewertung vom 07.04.2022
Violas Versteck / Tom Babylon Bd.4
Raabe, Marc

Violas Versteck / Tom Babylon Bd.4


sehr gut

Spannender Page-Turner - wem kann man trauen?

Tom Babylon scheint seine Schwester Vi, an deren Tod er nie geglaubt hat, gefunden zu haben. Doch will sie überhaupt gefunden werden??

Schon lange wollte ich einmal ein Buch von Marc Raabe lesen, nun habe ich es endlich getan. Es mag nicht das Vernünftigste sein, mit dem letzten Band einer Serie zu beginnen, aber man kann dieses Buch ohne Weiteres als spannenden Thriller auch ohne Vorkenntnisse lesen.
Den vollen Lesegenuss wird man aber sicher erst haben, wenn man die unzähligen kleinen Details, auf die hier dem Verständnis dienend dankenswerter Weise in Rückblicken oder Traumsequenzen eingegangen wird, "miterlebt" hat.

Worum geht es? Ermittler Tom Babylon wacht ohne Gedächtnis in einer Londoner Klinik auf und erfährt, dass er nicht mehr bei der Polizei ist und seine Frau und sein Kind nicht mehr in der gemeinsamen Wohnung wohnen...was ist passiert?
Seine Kollegin Sita Johanns ermittelt derweil eigenmächtig in einer abgelegenen Psychiatrie in Bayern, wo sie Tom zuliebe mit einem gefährlichen Gegner zusammentrifft. Was sie dort erlebt entwickelt sich zu einem absoluten Albtraum.

Die Geschichte wird abwechselnd (gut kenntlich gemacht durch verschiedene Schrifttypen) aus der Perspektive der beiden Protagonisten, in unzähligen Zeitsprüngen, die aber gut nachzuvollziehen sind, erzählt. So nähert man sich als LeserIn quasi dem aktuellen Geschehen von zwei Seiten. Mir hat das als Stilmittel gut gefallen und es hat die Spannung erhöht.

Besonders die Kapitel um Sita haben mich sehr mitgerissen, sie als Person war für mich gut geschildert und als Protagonistin angenehm.
Tom dagegen ist - obwohl auch recht sympathisch geschildert - mal wieder so ein "Überheld". Natürlich entlässt er sich selbst aus der Klinik, muss körperlich einiges einstecken, was ihn aber nie komplett außer Gefecht setzt...

Raabe hat einen sehr gut zu lesenden, flüssigen Erzählstil und das Buch hat so ziemlich alles, was ich von einem guten Thriller erwarte: Überaschende Twists, Personen, von denen man lange nicht weiß, ob man ihnen trauen kann oder nicht, Cliffhanger und eine schlüssige Auflösung. Obwohl über 600 Seiten umfassend wurde mir das Buch nie langweilig und ich habe es sehr zügig ausgelesen.

Die Geschichte hinter Violas Verschwinden als zehnjähriges Mädchen, welches LeserInnen und den armen Tom schon vorher drei Bände lang in Atem gehalten hat fand ich dagegen etwas unglaubwürdig.
Möchte hier aber nicht spoilern.

Achso, zu erwähnen, und zwar durchaus positiv aus meiner Sicht, bleibt noch, dass Marc Raabe im Buch, was 2021 spielt, Corona durchaus stattfinden lässt, aber auf eine sehr angenehme, selbstverständliche Art.
So, wie man vielleicht irgendwann früher anfing, Handies zu benutzen in Romanen, so setzt man sich hier eben ab und zu eine Maske auf.
Er hat das prima gelöst!

Ich bin fast sicher, wenn ich alle Bände gelesen hätte, gäbe ich noch einen Stern mehr, so aber sind es solide 4 * für einen spannenden Thrill und eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 03.04.2022
Der Tod der dreckigen Anna
Seel, Tina

Der Tod der dreckigen Anna


ausgezeichnet

Erschütternd und großartig erzählt. Nach einer wahren Begebenheit.
Kein Krimi, sondern das Psychogramm eines Mörders

Dieses Buch hat mich magisch angezogen und ich habe keine Zeile lang bereut, es gelesen zu haben.
Tina Seel nimmt in ihrem Debütroman Bezug auf ein tatsächlich stattgefundenes Verbrechen, begangen in einem kleinen pfälzischen Dorf in den 70er Jahren. Es passierte so oder sehr ähnlich im unmittelbaren Umfeld der Autorin, die damals ein Kind war.

Anna Hager, eine durch Sauerstoffmangel bei der Geburt geistig etwas zurückgebliebene Frau von Anfang 70, wird am Heiligabend 1974 bestialisch ermordet, ja man kann hier buchstäblich sagen "abgeschlachtet" und von ihrer Cousine gefunden. Schnell ist man sich im Dorf einig - das kann keiner von uns gewesen sein! Die Ermittler tappen lange im Dunkeln, denn: weil nicht sein kann was nicht sein darf - die Dörfler reden nicht über das, was sie gesehen haben, denn es könnte ja eventuell doch nicht stimmen und überhaupt! Was sollten denn die anderen Dorfbewohner denken, falls man sich geirrt hat!

Die Autorin schreibt immer abwechselnd in zwei Zeitebenen. So erleben wir zum Einen die Tat und die Ermittlungen, dazwischen schwenkt sie zurück in die 50er Jahre, beschreibt anschaulich und in einer sehr bildhaften Sprache alle Dorfbewohner, so dass man meint, sie vor sich zu sehen. So weiß der Leser recht früh, wer die grausame Tat begangen hat - durch die Erzählweise erfährt man jedoch auch, was diesem "Monster" selbst jahrzehntelang widerfährt und entwickelt, bei allem Abscheu, auch Mitgefühl für den Menschen hinter dem "Schlächter".
Jedenfalls ging es mir so.

Jede Person in diesem Dorf ist en Detail und nicht ohne eine gewisse Portion Humor gezeichnet und hat eine unverwechselbare Persönlichkeit. So erfährt man auch genau, warum sie etwas tun - oder eben leider auch nicht tun.

Der Fall wird am Ende geklärt, aber im Dorf wird nicht mehr alles so sein wie zuvor. Und auch als LeserIn bleibt man noch lange in Gedanken bei diesen Menschen, von denen etliche aus ihrem Standpunkt her "richtig" und dabei zum Teil doch gedankenlos handelten.

Es ist sicher kein Kriminalroman, was uns die Autorin hier auftischt, eher eine Tragödie mit Ankündigung.
Bei dem wunderbaren Schreibstil, über den Tina Seel verfügt, würde ich mich sehr freuen, wenn sie weiter schreibt!
Für dieses ungewöhnliche Buch vergebe ich begeisterte 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung für alle, die keinen "Null-Acht-Fünfzehn" Krimi lesen wollen.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.03.2022
Null gleich eins / Berger & Blom Bd.5
Dahl, Arne

Null gleich eins / Berger & Blom Bd.5


ausgezeichnet

Ende einer tollen Serie - Auftakt von etwas Neuem?

Puuuuh, endlich kann ich aufatmen. Hat mich der böse Cliffhanger im letzten Band doch zu lange um das Leben einer meiner Lieblingsprotagonistinnen bangen lassen...

Doch von vorn:
Es handelt sich um den letzten Band einer Reihe, und bei dieser Reihe bin ich tatsächlich der Meinung, man sollte die Vorgängerbände unbedingt kennen, sonst ist man sehr oft nicht im Thema.

Sam Berger und Molly Blom, beide ehemalige Polizisten, haben eine Detektei gegründet und wollen - schon um der gemeinsamen Tochter Myrina Willen - eigentlich etwas kürzer treten, was gefährliche Aufgaben angeht.
Doch es kommt anders. Polizeikommissarin Désiré Rosenquist, die bei einem Einsatz ihre Tochter Myrina gerettet, aber dafür beide Unterschenkel verloren hat, braucht ihre Hilfe. Sie wird von ihrem Chef "ausgebremst", weil sie einen Zusammenhang zwischen mehreren rätselhaften Todesfällen sieht und soll nicht weiter ermitteln...

Doch sie weiß nicht, dass ihr Chef ebenfalls Angst hat.
Und wie passen die sogenanten "Axtmorde" an ehemaligen Hells Angels Mitgliedern ins Bild? Gibt es einen Zusammenhang??

Ein hochintelligenter Serienmörder führt alle drei Ermittler an der Nase herum, gleichzeitig "spielt" er mit ihnen...will er enttarnt werden?

Das Thema ist lebensverlängernde Medizin. Was wie Science Fiction klingt ist zu einem Teil wohl tatsächlich bereits möglich... Wie weit gehen Menschen für den Traum vom "ewigen" Leben oder der ewigen Jugend?
Wie immer nimmt uns Arne Dahl mit auf eine Achterbahn. Spannende Ermittlungen, falsche Fährten und lebensgefährliche Einsätze halten die LeserInnen atemlos im Bann.

Dieser 5. Band war zwar nicht der Beste der Reihe, aber er schließt alle offenen Enden und lässt einen, wie schon erwähnt, zufrieden und erleichtert das Buch zuklappen.
Auf der letzten Seite treffen wir einen alten Bekannten wieder, was mich als Arne Dahl Fan sowohl gefreut hat als auch neugierig auf den nächsten "Dahl" macht.
(Nicht nur) für alle Arne Dahl-Fans, aber vor allem für die Fans von Molly Blom und Sam Berger - unbedingt lesen! 5* für diesen spannenden Thriller!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.03.2022
Das Jahr der Gier / Melia und Vincent Bd.3
Eckert, Horst

Das Jahr der Gier / Melia und Vincent Bd.3


ausgezeichnet

Hochspannend - Brisant - Horst Eckert kann's einfach!

Und wieder hat der Meister des deutschen Politthrillers ein Glanzstück abgeliefert.
Spannend und hochaktuell schreibt er über den Wirecard-Skandal - äh, ich meine natürlich über den fiktiven Finanzdienstleister Worldcard.

Die beiden Hauptprotagonisten Melia und Vincent sind vielen Lesern aus den Vorgängerbänden bekannt. Auch unter den Nebenfiguren treffen wir auf einige wohlbekannte Figuren. Dennoch ist meiner Meinung nach auch dieses Buch problemlos ohne Vorkenntnisse zu lesen.

Melia hat ein persönliches Interesse an einem Überfall auf einen jungen farbigen Briten in Düsseldorf, denn dessen Vater ist ein Freund ihres Onkels. Gibt es einen rassistischen Hintergrund oder war er als Journalist einer brisanten Story auf der Spur?

Vincent hat einen Mord aufzuklären. Die tote Naomi war Trainee in einer renommierten Wirtschaftskanzlei.
Vor Monaten hat sich zudem ein anderer Wirtschaftsprüfer in Bayern auf grausame Weise das Leben genommen...oder hat man nachgeholfen?

Die Ermittlungen werden offensichtlich immer wieder sabotiert - wer will hier etwas vertuschen und wie kommen Details immer wieder in die falschen Hände?

Wie hängt das alles zusammen??
Es geht um Geld, viel Geld - und um Macht!

Wo alles letztendlich hinführt: München - Worldcard Zentrale

Undurchsichtige Personen aus dem In- und Ausland haben ein
Interesse daran, die Firma in positivem Licht dastehen zu lassen
und selbst einwandfrei nachweisbare Unregelmäßigkeiten zu vertuschen. Auch die Geheimdienste haben ihre Finger im Spiel und politische und wirtschaftliche Interessen sind eng miteinander verwoben.

Die interessanteste Figur ist dieses Mal für mich der ehemalige Zielfahnder Sebastian, der vor einiger Zeit zum "Bauernopfer" eines unaufgeklärten Giftmordes an einem Zeugen wurde. Dieser Sebastian ist nun bei der Security von Worldcard beschäftigt, aber bald sind ihm manche Vorkommnisse nicht ganz geheuer und er entdeckt Unglaubliches...

Doch wem kann er trauen?
Horst Eckert ist es wieder einmal gelungen, sich selbst zu übertreffen. Mit diesem internationalen Thriller - die Schauplätze rangieren von Düsseldorf und München über London bis nach Singapur - ist er meiner Meinung nach noch ein Stückchen weiter gegangen.

Die kurzen Kapitel lesen sich gut, der Wechsel der Schauplätze von einem zum anderen Kapitel machen es nahezu unmöglich, mit dem Lesen aufzuhören, und erhöhen beständig das Tempo. Mehr denn je hat sich beim Lesen vor meinen Augen permanent ein actionreicher Film abgespielt! Und der Showdown hat es in sich...
Bis jedoch am Ende alle Fäden zusammengeführt und die Todesfälle aufgeklärt werden sind wir Zeugen von unglaublichen und doch sehr wohl so vorstellbaren Ereignissen. Leider, und auch hier bleibt Horst Eckert realistisch, bleiben etliche der wahren Schuldigen unbehelligt...
Auch bei Melia und Vincent wird es spannend, mehr sei hier aber nicht verraten
Ich freue mich, dass Horst Eckert bereits einen weiteren Band angekündigt hat - aber bis dahin gilt:

Absolute Leseempfehlung und 5* für dieses Buch!

Bewertung vom 03.03.2022
Boom Town Blues
Dunne, Ellen

Boom Town Blues


ausgezeichnet

Zunächst zum Buch:
Ich finde es sehr hübsch gestaltet. Mit seinen "runden Ecken" und dem kompakten Schriftbild ist es irgendwie handlich und angenehm. Auch das Cover ist schön - ich hätte hier jedoch niemals Dublin vermutet!
"Boom Town Blues" ist der dritte Teil einer Reihe mit der Ermittlerin Patsy Logan. Man kann dieses Buch auch ohne Vorkenntnisse lesen. Jedoch wird man wohl manche Handlungsweise der Protagonistin besser verstehen können, wenn man die Vorgängerbände kennt.
Ich kannte sie nicht und für mich ist Patsy nicht immer ganz greifbar.
Zum Inhalt:
Eine deutsche Praktikantin wird in der österreichischen Botschaft vergiftet. Um diplomatische Verwicklungen möglichst zu vermeiden muss schnell gehandelt werden und so wird Patsy, die eigentlich bei ihrer Cousine in Dublin eine Auszeit nehmen wollte, von ihrem deutschen Chef in die Botschaft geschickt. Eigentlich soll sie nur Flagge zeigen und nicht unbedingt ermitteln. Doch natürlich kann sie nicht die Füße still halten und ihr Instinkt, sowie die guten Ideen ihres österreichischen Kollegen Sam Feurstein, führen sie bald auf die richtige Spur.
Wir tauchen tief ein in die Welt der irischen Banken- und Immobilienkrise und deren Folgen und erleben ein düsteres Dublin, in feuchtkaltem Winterklima mit vielen desillusionierten Menschen.
Das ist schon kein "Blues" mehr, das nähert sich einer ausgewachsenen Depression.
Das Buch ist brillant und intelligent aus verschiedenen Blickwinkeln und in verschiedenen Zeitebenen geschrieben. Um die wirtschaftlichen Zusammenhänge zu erfassen benötigt man etwas Konzentration. Die Abschnitte aus Patsys Sicht sind in der Ich-Form geschreiben, die anderen Personen kommen meist in Rückblicken vor und es wird in der 3. Person erzählt.
Sehr gut gefallen hat mir der Schreibstil der Autorin. Sie benutzt knappe Sätze und dennoch entstehen anschauliche Bilder der Personen und der Szenerie. Außerdem benutzt sie sehr treffende, oft spitzzüngige Bemerkungen und Kommentare, wenn sie Patsy "reden" lässt. Hier kann man des öfteren schmunzeln und das Lesen macht Spaß.
Insgesamt war mir Patsy dennoch etwas zu negativ und die Grundstimmung des Buches zu düster. Dazu kam eine Szene kurz vor Ende des durchaus sehr spannenden Buchs, die mich etwas irritiert hat.
Das Buch hebt sich von der Menge ab und ist toll geschrieben.
Daher 4,5 von 5*.

Bewertung vom 28.02.2022
Böse Gute Zeit (eBook, ePUB)
Weidlinger, Rainer

Böse Gute Zeit (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Abgründig. Böse. Ergreifend. Und dennoch oft witzig.
Eine Mischung, wie sie wohl nur ein Österreicher fertigbringt...
Dieses Buch ist anders. Schon der Schreibstil. Kurz. Prägnant. Ohne Kapitel. Aber mit Absätzen. Man kann nicht anders. Man muss weiterlesen. Immer weiter. Bis zum Ende.
Das Szenario ist einem nicht neu - fremde Ermittlerin taucht in kleinem Dorf auf. Unklar ist, ob der Tod des alten Brandtners, der eines morgens bäuchlings im Fischbecken treibt, ein Mord oder ein Selbstmord war.
Im Dorf halten alle zusammen und der einzige Polizist ist eigentlich kein "richtiger" Polizist, mehr ein Obmann, vom reichen Steger - dem Unternehmer, der im Dorf das Sagen hat- eingesetzt. Und auch noch dessen Schwiegersohn.
Alle wollen, dass es Selbstmord war - der Lehrer, der Doktor...der Steger erst recht. Die Fremde soll gehen. Man regelt das unter sich.
Doch der Mayer spürt was. Und so graben die Fremde aus der Stadt und der junge Dorfpolizist weiter, bis sie Ungeheuerliches zu Tage bringen...
Der Stil des Buchs ist gewöhnungsbedürftig.
Ich fand ihn großartig, aber ich kann mir auch vorstellen, dass es Leser gibt, die nicht damit zurechtkommen.
Ich schätze auch den unterschwelligen Witz, der in fast allen Szenarien steckt. Lakonisch, schwarzhumorig.
Ein bisschen "Mord mit Aussicht", wenn "der Mayer" die Brotbüchse von "der Stefanie" öffnet. Essen muss man schließlich.
Ein bisschen "Westernflair", wenn die Steger-Söhne mit Kampfhunden auf dem Pick-Up und dem baumelnden Gewehr darin vorfahren.
Und dann - erste Gräuel werden enthüllt, vorsichtig, eines nach dem anderen...
Stückchen für Stückchen erfährt, nein zuerst erahnt man, was passiert sein muss, damals.
Dann Gewissheit, man hat richtig verstanden...
Der Leser schaudert, das Grauen wird greifbarer, und letztendlich steht man fassungslos vor einem Geschehen,was man kaum beschreiben kann.
Auch das ist dem Autor fantastisch gelungen, selbst das Schreckliche wird hingetupft, nichts wird ausgelassen, aber auch nicht voyeurhaft ausgemalt, der Leser steht da und möchte weinen, möchte umarmen, möchte...
Ein Wahnsinnsbuch ist dem Rainer Weidlinger hier gelungen.
Vergleiche sind nicht möglich - this is unique.
Mich hat's von der ersten bis zur letzten Zeile gepackt.
Mindestens 5* - und eine Leseempfehlung für jeden, der auch mal abseits seiner sonstigen Lesegewohnheiten experimentieren möchte.

Bewertung vom 25.02.2022
Gärten, Gift und tote Männer
Blasl, Klaudia

Gärten, Gift und tote Männer


ausgezeichnet

Cosy-Crime mit Biss und Witz
Freunde von Wortwitz und scharfzüngigem Humor kommen hier auf ihre Kosten

Ein "Pflanzenkrimi" - so suggeriert es schon der Titel. So ist es auch, es tropft nicht unbedingt das Blut, aber es blühen die Giftpflanzen und die Phantasie von Pauline, unserer Protagonistin, durch deren Augen der
Krimi in der Ich-Form erzählt wird.
In Oberdistelbrunn passiert eigentlich nicht viel. Gesegnet mit einem grünen Daumen und einem dösigen Gatten, sowie einem immensen Wissen über Heilkräuter und Giftpflanzen sind für Pauline, eine 63jährige pensionierte Lehrerin, das Kaffeetrinken mit der beleibten Nachbarin und Freundin, sowie der Lesezirkel beim Pfarrer schon die absoluten Highlights.
Doch dann kommt es ganz dicke:
Ein Bauer fällt der weiblichen Leserunde sterbend zu Füßen, der Pfarrer verschwindet und Pauline muss sich zusätzlich noch mit einem gerade erwachsenen Neffen befassen, den ihre Schwester ihr kurzerhand wegen eines Sabbat-Jahrs in Nepal aufs Auge drückt. Dieser hat nicht nur ein paar Eigenheiten, von denen die Tante vorab nichts wusste, sondern auch noch eine französische Bulldogge im Gepäck.
Weitere Todesfälle, bei denen Pauline irgendwie fast immer in der Nähe ist, machen sie verdächtig - aber vor allem neugierig. Als ein unwirscher Kommissar nichts auf ihre Gifttheorien gibt und ihr Neffe unversehens Hauptverdächtiger wird, läuft sie zu Höchstform auf.
Wie sie zusammen mit ihrer patenten Freundin Berta schließlich herausfindet, was tatsächlich passiert ist, das schildert Klaudia Blasl in einem funkensprühenden und höchst vergnüglich zu lesenden Roman, bei dem man mehr als einmal laut auflachen muss.
Für diese Art Roman müsste man im Grunde ein eigenes Genre erfinden, denn es ist kein Krimi im landläufigen Sinn...und dennoch sehr spannend zu lesen.
Der Schreibstil der Autorin ist einmalig und wer Freude an Wortspielen und spitzzüngigen Schilderungen alltäglicher Situationen hat, wer Sprachwitz und Originalität zu schätzen weiß, der muss dieses Buch einfach lieben!
Ich vergebe 5* und eine absolute Leseempfehlung!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.