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Benutzername: 
Bartie
Wohnort: 
Hagen i.Bremischen

Bewertungen

Insgesamt 189 Bewertungen
Bewertung vom 27.10.2022
Verbrenn all meine Briefe
Schulman, Alex

Verbrenn all meine Briefe


ausgezeichnet

Auf den Spuren des Familiengeheimnisses – Fiktion oder Wahrheit?

Nach einem erneuten Wutausbruch und dem Streit mit seiner Frau versucht Alex nach den Ursprüngen seines unkontrollierbaren Verhaltens zu suchen. Dem Rat seiner Psychologin folgend recherchiert er in der Geschichte seiner Familie und stößt auf eine unglückliche Liebesgeschichte, die bisher für alle Familienmitglieder Tabu war.
Im Jahre 1932 verliebte sich Alex Großmutter Karin in einen jungen Schriftsteller Olaf und war bereit für ihn sogar die Ehe mit dem berühmten Schriftsteller Sven Stolpe zu beenden. Um die Sache genau zu ergründen stöbert Alex im Nachlass seines Großvaters, findet Briefe und Tagebücher von damals, erinnert sich an seine Besuche bei den Großeltern im Jahr 1988.
„Verbrenn all meine Briefe“ ist ein beeindruckender Roman, in dem Alex Schulman über die intimsten Geheimnisse seiner Familie spricht. Er verrät mehrere Details aus dem Leben der Familie seines Großvaters Sven Stolpe; die Romanfiguren sind authentisch, er nennt sie sogar mit ihren richtigen Namen.
Einfühlsam beschreibt er die dramatische Liebesgeschichte seiner Großmutter, nennt Orten und Zeit des Geschehens, schildert die darauffolgenden Veränderungen im Leben des Ehepaars Stolpe. In einer ruhigen, leicht lesbaren Sprache skizziert der Autor das Porträt seines Großvaters: eines verbitterten, bösartigen Mannes, der seine Familie jahrelang tyrannisiert hat.
Der Titel des Romans „Verbrenn all meine Briefe“ klingt dramatisch und verkündet unwillkürlich eine Tragödie. Dementsprechend ist die von Alex recherchierte Geschichte extrem spannend; sie nimmt einen unvorstellbaren -Verlauf.
In der Danksagung spricht Alex Schulman über seine Arbeit an dem Buch und betont ausdrücklich, dass obwohl die Geschichte auf wahren Begebenheiten berührt, es ist ein Roman.
Ich habe das feinsinnig geschriebene Buch mit großem Interesse gelesen und würde es wärmstens empfehlen.

Bewertung vom 25.10.2022
Zwischen den Meeren - Vier Frauen und ein Jahrhundertbauwerk, das die Welt verändert (MP3-Download)
Johannson, Lena

Zwischen den Meeren - Vier Frauen und ein Jahrhundertbauwerk, das die Welt verändert (MP3-Download)


ausgezeichnet

Interessante Geschichte wunderbar vorgelesen

„Zwischen den Meeren“ ist der Auftakt der Nord-Ostsee-Saga über das Leben der vier jungen Frauen und den Bau des Nord-Ostsee-Kanals.
Das führende Thema dieses Romans ist der Bau des Nord-Ostsee-Kanals Ende des 19. Jahrhunderts. Spannend erzählt die Autorin über die Ereignisse, die mit dem größtem Bauprojekt damaligen Zeit zusammenhängten. Glaubwürdig und einfühlsam berichtet sie über das Leben der Menschen, die mit diesem Projekt konfrontiert wurden; offen spricht sie über ihre Ängste und Hoffnungen. Denn für die meisten von ihnen stand in dem Zusammenhang sehr viel auf dem Spiel.
Die Geschichten der vier Frauen wurden abwechselnd im Verlauf der Handlung erzählt. Obwohl die vier jungen Frauen verschiedene Schichten der Gesellschaft repräsentieren, hat jede von ihnen mit diversen Vorurteilen und auch einigen Schicksalsschlägen zu kämpfen. Ihre Träume und Pläne waren in der Zeit nur schwer zu realisieren.
Das Hörbuch, beim Aufbau Audio Verlag erschienen, wurde von Svantje Wascher gelesen. Ihre angenehme, gut verständliche Stimme passt perfekt zum Buch. Ich konnte wunderbar die Charaktere erkennen und eindeutig zwischen ihnen unterscheiden. Auch die Stimmung der jeweiligen Szenen konnte die Sprecherin wunderbar rüberbringen; die Emotionen und Gefühle der Protagonisten waren für mich leicht erkennbar. Ich war mitten im Geschehen, konnte mitfühlen und war von dem Hörbuch sehr angetan.
Das Hörbuch mit der wunderbaren Sprecherin bekommt meine wärmste Empfehlung.

Bewertung vom 24.10.2022
Zwischen den Meeren / Nord-Ostsee-Saga Bd.1 (eBook, ePUB)
Johannson, Lena

Zwischen den Meeren / Nord-Ostsee-Saga Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Interessante Geschichte

„Vier Frauen und ein Jahrhundertbauwerk, das die Welt verändert“ - mit diesem Untertitel wurde das Thema des neuesten Romans von Lena Johannson präzise zusammengefasst.
Der Nord-Ostsee-Kanal wurde Ende das 19. Jahrhunderts gebaut. Das Schicksal von Stine, Regina, Sanne und Mimi wurde von diesem Ereignis stark geprägt.
Stine aus Kiel unterstützt ihren Vater, den Inhaber eines Kolonialwarenladens, beim Umbau des bisherigen Geschäftes zum Eisenwarenhandel. Beide hoffen auf einen besseren Umsatz und gute Verdienstmöglichkeiten, wenn der Kanal gebaut wird. Denn bisher war nur der Puppentheater vom Stines Großvater die beliebteste Attraktion ihres Trödelladens.
Im Juni 1886 wurde Regina aus Rendsburg von ihrem Vater, einem Großgrundbesitzer, zur Heirat mit einem älteren, vermögenden Mann gezwungen. Denn Reginas Vater wittert im Kanalbau ein gutes Geschäft und dafür braucht er sofort viel Geld.
Seit ihrer frühesten Kindheit ist Sanne aus Brunsbüttel vom Schleusenbau fasziniert. Der Großvater hat sie in die Geheimnisse des Schleusenbaus eingeweiht und ihr die benötigten Kenntnisse beigebracht. Sanne würde liebend gerne bei dem Bau des Kanals mitmachen. Nur ob sie als Frau diesen Job bekommen kann?
Sehr früh und unerwartet hat Mimi Dahlström ihre Mutter verloren. Ab sofort musste das 12-jährige Mädchen mehrere familiäre Verpflichtungen übernehmen: für ihre jüngeren Geschwister sorgen und auch ihrem Vater Heinrich H. Dahlström zur Seite stehen. Heinrich Dahlström kämpfte jahrelang für die Genehmigung des Kanalbaus.
Der Kanalbau ist das führende Thema dieses Romans. Spannend erzählt die Autorin über die Ereignisse, die mit dem größtem Bauprojekt damaligen Zeit zusammenhängten. Glaubwürdig und einfühlsam berichtet sie über das Leben der Menschen, die mit diesem Projekt konfrontiert wurden; offen spricht sie über ihre Ängste und Hoffnungen. Denn für die meisten von ihnen stand in dem Zusammenhang sehr viel auf dem Spiel.
Die Geschichten der vier Frauen wurden abwechselnd im Verlauf der Handlung erzählt. Obwohl die vier jungen Frauen verschiedene Schichten der Gesellschaft repräsentieren, hat jede von ihnen mit diversen Vorurteilen und auch einigen Schicksalsschlägen zu kämpfen. Ihre Träume und Pläne waren in der Zeit nur schwer zu realisieren.
„Zwischen den Meeren“ ist der Auftakt der Nord-Ostsee-Saga über das Leben der vier jungen Frauen und den Bau des Nord-Ostsee-Kanals. Die Wahrheit und Phantasie wurden in dem Roman gekonnt vermischt; das Buch macht auf die interessanten historischen Fakten aufmerksam, die Lebensgeschichten der Frauen berühren. Gerne würde ich die Fortsetzung der Saga lesen.

Bewertung vom 16.10.2022
Feindesopfer / Jessica Niemi Bd.3
Seeck, Max

Feindesopfer / Jessica Niemi Bd.3


sehr gut

Spannender Thriller
Mit dem Band „Feindesopfer“ setzt Max Seeck die Hexenjäger-Reihe fort.
Der neueste Fall scheint am Anfang leicht zu lösen zu sein. Denn das Todesopfer, ein erfolgreicher Geschäftsmann kündigte kurz zuvor die Schließung einer von seinen Fabriken an, was zu Massenprotesten, Demonstrationen und Drohrufen geführt hat. Unmittelbar danach wurde Erik Zetterberg ermordet in seiner Wohnung gefunden. Der Täter lässt dort einige versteckte Botschaften, die das Ermittlerteam ziemlich schnell entschlüsseln kann.
Obwohl einige Personen sofort unter Verdacht geraten, ist der Mörder nicht leicht zu identifizieren. Jusuf, der diesmal für die Ermittlungen zuständig ist, vermisst sehr seine Kollegin Jessica Niemi, die krankheitsbedingt vom Dienst freigestellt wurde.
Der Einstieg in den Thriller ist leicht. Der spektakuläre Mord wirft viele Fragen auf. Mehrere Personen aus Zetterbergs Umfeld geraten ins Visier der Ermittler. Besonders ausgefallen sind die Hinweise, die der Täter in Zetterbergs Wohnung hinterlassen hat. Einige Spuren führen in die Vergangenheit. Die Spannung ist enorm.
Der Autor bedient sich einer temporeichen, bildhaften Sprache, die das Lesen beflügelt. Das Buch ist ein wahrer Pageturner.
Da ich die ersten zwei Bücher der Reihe nicht gelesen habe, ist mir Jessica Niemi fremd geblieben. Die Ereignisse rund um die beurlaubte, psychisch angeschlagene Ermittlerin haben mich nicht wirklich interessiert. Ich empfand sie als störend, da sie eigentlich nichts mit dem aktuellen Fall zu tun hatten.
In dem aktuellen Fall hat der Autor gekonnt die falschen Fährten ausgelegt und die richtige Lösung erst zum Schluss präsentiert. Ein fulminantes Ende mit einigen überraschenden Wendungen rundet die spannende Handlung ab.
Ich habe den Thriller mit großem Interesse gelesen, empfehle jedoch die zwei ersten Bücher der Reihe zuerst zu lesen.

Bewertung vom 02.10.2022
Denk ich an Kiew
Litteken, Erin

Denk ich an Kiew


ausgezeichnet

Aus der Geschichte lernen!

Eine spannende Geschichtsstunde bietet Erin Litteken in ihrem Debütroman „Denk ich an Kiew“ an.
Es ist die bewegende Geschichte von Katja, die in der Ukraine großgeworden ist, dort die Liebe ihres Lebens kennengelernt hat und schließlich ums Überleben kämpfen musste. Ihre ganze Lebensgeschichte hat sie in einem Tagebuch festgehalten, jedoch nie über das Erlebte gesprochen.

Nach Jahren findet die Enkelin Cassie im Zimmer ihrer Großmutter das geheimnisvolle, auf Ukrainisch geschriebene Buch. Nachdem Cassie merkt, dass ihre Bobby sich merkwürdig verhält: Lebensmittel versteckt, Cassie mit einer unbekannten Alina verwechselt, spricht sie die Großmutter darauf an. Bobby schenkt Cassie ihr Tagebuch mit der Bitte es zu übersetzen und zu lesen. So erfährt Cassie die ganze Wahrheit über die schicksalhafte Vergangenheit ihrer Oma und lernt die tragische Geschichte der Ukraine vor dem 2. Weltkrieg kennen.

In dieser bewegenden Geschichte bin ich versunken. Bobbys Lebensgeschichte erschüttert zutiefst – es ist gleichzeitig die Geschichte der Ukraine und ihrer Bevölkerung, die man unter Stalins Herrschaft zu Tode aushungern versuchte. Nicht alle haben den Holodomor überlebt, die Überlebenden -genau wie Bobby- konnten das Erlebte nicht vergessen und haben jahrelang darunter gelitten.

Auch Cassie hat nach dem Unfallstod ihres Mannes lange mit ihrem Schicksal gehadert. Sehr feinfühlig und voller Empathie erzählt Erin Litteken über die Schicksale der Großmutter und ihrer Enkelin; gekonnt verbindet sie die beiden Geschichten. Ihre Erzählung wirkt authentisch und weckt - besonders in Angesicht der aktuellen dramatischen Lage in Ukraine - tiefe Emotionen.

Wunderschön ist auch das Cover des Buches mit einem Bild des reifen, goldgelben Getreide auf einem Feld und den heranziehenden, dunklen Gewitterwolken – ein Sinnbild des Landes in seiner tragischen Lage.
Das Buch bekommt meine wärmste Empfehlung.

Bewertung vom 29.09.2022
Das neunte Gemälde / Lennard Lomberg Bd.1
Storm, Andreas

Das neunte Gemälde / Lennard Lomberg Bd.1


gut

Interessante Geschichte über ein verschwundenes Gemälde

Mit großem Interesse habe ich zum Debütroman von Andreas Storm gegriffen. Das Thema des Kriminalromans ist hochspannend. Es geht um ein während des Zweiten Weltkrieges verschwundenes Gemälde, vermutlich ein Werk eines bedeutenden Künstlers.
Im Jahre 2016 wurde der weltweit geschätzte Kunstexperte Lennard Lomberg von einem mysteriösen Anrufer Dupret um die Vermittlung bei der Rückgabe des besagten Werkes beauftragt. In dem Gespräch deutete Dupret an, dass die Familie Lombergs in die Geschichte des verschwundenen Bildes verstrickt wäre. Kurz danach findet man den Anrufer tot in seinem Hotelzimmer liegen und Lomberg gerät ins Visier der Ermittler.
In der ihm vertrauten Künstler- und Kennerwelt begibt sich Lomberg auf die Suche nach dem verschollenen Gemälde. Die Recherche führt ihn in die Vergangenheit und seine familiäre Geschichte, die nicht immer ehrenwert war.

In einer akribisch konstruierten, detailreichen Erzählung führt den Autor seine Leserschaft von der Gegenwart, die sich an verschiedenen europäischen Orten abspielt, bis in die 1940-er Jahre zurück, vorwiegend mit Paris als Schauspielplatz.
Trotz des interessanten Themas ist der Roman keine leichte Lektüre. Es ist vor allem der trockene Schreibstil, der bewirkt, dass das Buch sich nur zäh lesen lässt.
Die unzähligen Romanfiguren, deren Verbindungen zueinander lange undurchschaubar bleiben, sind mir fremd geblieben. Auch die starke Vermischung der Fiktion mit der Realität wirkte manchmal leicht verwirrend. Das hochspannende Thema um das geraubte Gemälde verliert sich in unzähligen Details, mit denen sowohl der Handlungsstrang über die politischen Ereignisse wie auch die Geschichten über die menschlichen Schicksale in der Zeit von 1940 bis 2016 reichlich vorhanden sind.
Ein vielschichtiger Kriminalroman, in dem der Autor die Fiktion mit der Realität gekonnt verbindet.

Bewertung vom 06.09.2022
Dein Schweigen, Vater (eBook, ePUB)
Benda, Susanne

Dein Schweigen, Vater (eBook, ePUB)


sehr gut

Der Krieg endet nicht mit dem Vertrag

Brünn im Mai 1945. Der Krieg ist zwar offiziell zu Ende, doch vom Frieden in der Stadt kann keine Rede sein, die angespannte Atmosphäre ist deutlich spürbar.
Paul, Marie und Pavel spielen gerne zusammen; sie sind beste Freunde. Sowohl Paul wie auch Pavel würden gerne Marie heiraten; nur sie sind erst zwölf und Marie sechs. Seit neuestem müssen Paul und Marie eine weiße Armbinde mit dem N für Némec tragen, wenn sie nach draußen gehen. Und sie wohnen jetzt nicht mehr in ihrem alten schönen Haus, sondern in einer ihrer Familie zugeteilten Kellerwohnung. Auch für die Kinder ist es keine leichte Zeit, denn sie begreifen nicht, was die neue Lage mit sich bringt. Paul überlegt „wo genau er hingehört und ob er Sieger ist oder Verlierer“. (12)

Am 31. Mai 1945 wurde Pauls Familie aus Brünn vertrieben. Zusammen mit vielen anderen deutschstämmigen Familien wurden sie zu einem 60 Kilometer langen Marsch in Richtung Österreich gezwungen. Es waren alte Menschen, Frauen, Kinder und Kranke dabei; viele haben diesen Fußmarsch, ohne Essen und Wasser, nicht überlebt.
Während des ganzen Lebens ist Paul über die Erlebnisse von damals nicht hinweggekommen. Er schwieg und wollte nie über seine Vergangenheit sprechen. Erst nach seinem Tod versuchen Maria und Uli, Pauls zwei erwachsenen Kinder, das Rätsel um sein Schweigen zu lösen.

Über die Schilderung der Ereignisse in Brünn aus der Sicht des damals zwölfjährigen Paul musste ich immer wieder schmunzeln. Die Bilder des Todesmarsches unter den unmenschlichen Bedingungen konnte ich dagegen nur schwer ertragen. Schonungslos erzählt Susanne Benda über die dramatischen Ereignisse während des Todesmarsches, scheinbar emotionslos schildert sie seine Auswirkungen auf den minderjährigen Paul. Doch es ist von Anfang an klar, dass Paul, genauso wie viele anderen Vertriebenen, diesen Weg „sein Leben lang weitergegangen ist“ (162).
Die bewegenden Bilder dieser Geschichte, die auf wahren Tatsachen beruhen, gehen tief unter die Haut. Im Nachwort erklärt die Autorin die historischen Zusammenhänge und den genauen Verlauf der Vertreibung.

Der Debütroman von Susanne Benda ist somit ein literarisches Zeugnis des Verbrechens, dem viele Unschuldige zu Opfer gefallenen sind. Es ist ein wichtiges Buch, gerade jetzt, in der angespannten, unruhigen Zeit.