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Top-Rezensenten Übersicht

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MelB
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Eppelheim

Bewertungen

Insgesamt 93 Bewertungen
Bewertung vom 03.08.2024
Yoko
Aichner, Bernhard

Yoko


ausgezeichnet

Yoko, die Namensgeberin und Protagonistin des Romans, ist eine wirklich erstaunliche Frau. Sie muss eines der schlimmsten Dinge erleiden, die einer Frau angetan werden kann, sie verliert die Person, die sie am meisten auf der Welt liebt - doch sie gibt nicht auf, sondern steckt all ihre Energie in ihre Rache. 
Ich habe den Roman wirklich atemlos verschlungen und bin voll und ganz begeistert. 
Schon das Cover ist ein echter Hingucker und wunderschön. Der Stil ist klar und sachlich, die Dialoge werden stets mit Spiegelstrichen dargestellt - was mir besonders an den Stellen gefiel, an denen sie Stille oder Nicht-Antworten verdeutlicht haben. Die einzelnen Charaktere sind alle gut gezeichnet und obwohl das Thema und die Peiniger Yokos durchaus die Gefahr beinhalten, rassistisch zu werden (es geht um die chinesische Triage, also Mafia), passiert das niemals. Die Stränge finden alle perfekt zusammen. Yokos Vergangenheit ist einer der Schlüssel zu ihrem durchaus ungewöhnlichen und heftigen Verhalten - und natürlich ist Selbstjustiz ein problematisches Thema! Aber ich habe absolut mit ihr gefühlt und alle Überraschungen des Plots haben mich wirklich überrascht bis hin zu einem absolut phantastischen und schlüssigen Ende. 
Eine klare und eindeutige Leseempfehlung! 

Bewertung vom 30.07.2024
Seinetwegen
Del Buono, Zora

Seinetwegen


gut

Seinetwegen ist ein besonderer Roman, autofiktional und mit einer berührenden Geschichte. Die Autorin macht sich mit 60 Jahren auf die Suche nach dem Mann, der den Unfalltod ihres Vaters,als sie erst 8 Monate alt war, zu verantworten hat. Sie hat ihren Vater zeit ihres Lebens nicht gekannt und nun ist ihre Mutter dement und nicht mehr in der Lage, ihre Fragen, die sie sich niemals getraut hat zu stellen, zu beantworten.
So weit hat mich die Geschichte gereizt - leider ist die Umsetzung für mich nicht so ausgefallen, dass ich sagen kann, dass mir das Buch richtig gut gefällt. Zu viele Anekdoten und Stränge werden angerissen, zu wenig kann ich mit der Ich-Erzählerin mitfühlen, da sie selbst für mein Empfinden streckenweise zu distanziert wirkt.
Das Ende und der letzte Abschnitt des Buches waren besser als der Anfang, aber das reichte nicht aus, um mich so richtig zu überzeugen.
Natürlich ist das immer sehr subjektiv und daher gebe ich eine eingeschränkte Leseempfehlung ab. Der Stil der Autorin ist wirklich gut und das Buch auch optisch schön gestaltet. Nebenbei wird viel Interessantes vermittelt, was mir komplett neu war, und das ist etwas, was ich immer an Lektüre schätze!

Bewertung vom 29.07.2024
Vorstandssitzung im Paradies
Paasilinna, Arto

Vorstandssitzung im Paradies


ausgezeichnet

Für mich war Vorstandssitzung im Paradies, eine Neuauflage des 1974 erschienen Romans, mein erstes Buch von Arto Paasilinna – und es wird definitiv nicht mein einziges von diesem Autoren sein!
Sein Schreibstil ist wirklich besonders und ich habe mich beim Lesen des schmalen Bandes wirklich die ganze Zeit durch sehr amüsiert.
Durch die skurrile Geschichte führt ein finnischer Journalist in Ich-Form. Er war an Bord eines englischen Flugzeuges, das von der UNO gechartert war und unterwegs Richtung Australien. Von den 50 Passagieren überleben 48 den Flugzeugabsturz mitten im Ozean irgendwo in der Nähe von Melanesien und retten sich auf eine Insel.
Wie die Gruppe, die aus finnischen Waldarbeitern, schwedischen Hebammen und der englischen Crew des Flugzeugs besteht, sich auf dieser Insel schlägt, was sie erleben und wie sie dann letztlich „gerettet“ werden, liest sich so trocken und lakonisch und ist so voller teilweise absurder Ideen – ich kann nur sagen, selten habe ich mich so gut unterhalten gefühlt!
Auf den etwas mehr als 170 Seiten werden viele Themen behandelt, die auch heute noch nichts von ihrer Aktualität verloren haben. Sprache und Stil sind wirklich zeitlos und sehr gut lesbar.
Die Robinsonade hat mich auch durchaus manchmal nachdenklich werden lassen – und ich weiß nicht, wie ich gefühlt hätte in einer ähnlichen Situation und ob ich gerne wieder zurück in die „Zivilisation“ kehren wollen würde…
Eine sehr klare Leseempfehlung für alle, die gerne auch mal absurde und skurrile Literatur lesen, sich gerade jetzt auf eine Insel träumen wollen und sich einen sehr amüsanten Lese-Tag verschaffen wollen, den bekommt man mit Vorstandssitzung im Paradies auf jeden Fall!
Und – das Buch eignet sich auch sehr gut, um es ins Handgepäck ins Flugzeug mitzunehmen. In diesem Fall sollte man allerdings den Anfang mit dem Flugzeugabsturz vielleicht erst später lesen 😉, dieser ist wirklich einmalig beschrieben und könnte einem Menschen mit leichter Flugangst Panik machen…

Bewertung vom 26.07.2024
Sobald wir angekommen sind
Lewinsky, Micha

Sobald wir angekommen sind


ausgezeichnet

Der Protagonist Ben Oppenheimer ist Ende 40, lebt in Zürich mit seiner Familie im Nestmodell, seine Noch-Ehefrau Marina und er wohnen abwechselnd in der gemeinsamen Wohnung mit den Kindern. Er hat eine jüngere ebenfalls von ihrem Partner getrennt lebende Freundin, Julia, mit 4 jährigem Sohn. Seine Karriere als Schriftsteller und Drehbuchautor stockt schon länger und ihn plagen Rückenschmerzen und Geldsorgen (so steht es auch im Klappentext). Zudem befürchtet er den Ausbruch des 3. Weltkriegs, eine Sorge, die Marina teilt. Sie reisen daher mit den schulpflichtigen (!) Kindern in einer Nacht-und Nebel-Aktion nach Brasilien, um sich vor dem sicherlich bald ausbrechenden Krieg in Sicherheit zu bringen. Die Geschichte ist ausschließlich aus Bens Sicht geschildert, was für mich manchmal schwer erträglich war, denn Ben ist definitiv kein "Held" oder Sympathieträger. Träge, passiv, ohne Empathie, antriebslos, unorganisiert, unordentlich, vollkommen auf sich bezogen und voller Komplexe regt er mich streckenweise richtig auf und besonders seine Interaktionen mit den Frauen in seinem Leben sind für mich als Frau echt schwer erträglich gewesen. Mehrmals dachte ich, was ist los mit dir? Reiß dich zusammen und TU ENDLICH mal was, statt immer nur andere Menschen für dich entscheiden zu lassen. Auch seine Einstellung zur Sexualität ist wirklich fragwürdig und ich musste sehr lachen, als Marina ihm an einer Stelle vorwirft, mit ihm sei es wirklich am allerschlechtesten von allen im Bett.
Der Autor schafft es aber, bei mir dennoch Empathie für Ben zu wecken und das liegt daran, wie er geschickt die Gedanken Bens mit seinen Handlungen oder auch Nicht-Handlungen verknüpft. So erinnert sich Ben an seine Kindheit, in der er, immerhin einziges Kind seiner Eltern, von seinen Eltern nur am Rande wahrgenommen wurde und nie nach seinen Gefühlen, Freunden usw gefragt wurde. Er vermutet, dass seine Ex-Frau gerne mehr Aufmerksamkeit von ihm hätte und nimmt Anlauf, ihr eine persönliche Frage zu stellen. Und als sie ihn erwartungsvoll und gespannt anschaut, fragt er - wie sie sein neues Drehbuch findet! Solche Stellen findet man einige im Roman und auch, wenn es eigentlich traurig ist, wie wenig Ben versteht und wie unfähig er sich anstellt - die Lektüre macht das auf jeden Fall sehr unterhaltsam!
Ich würde sagen, Ben ist ein absolut ehrlicher Anti-Held. Er reflektiert durchaus, dass er im Grunde ein Loser ist und sich mitnehmen lässt, statt selbst zu handeln. Sei es, wenn seine Agentin ihm Themen vorgibt, über die er schreiben soll und seine eigenen Ideen abbügelt, sei es, wenn seine Ex-Frau ihn und die Kinder einpackt und sich auf den Weg zum Flughafen macht oder - eine sehr starke Szene! - der Moment, als sein Sohn in Brasilien im Hotelzimmer eine Vogelspinne sieht und Ben als Familienvater sich als Retter sehen möchte, dann aber am Ende alleine auf dem Bett sitzt und zittert, während seine Familie die Spinne beobachtet und eine Hotelmitarbeiterin das Tier mit Insektizid tötet. Auch bei seiner Freundin Julia ist er definitiv der Passive und zu ihrem Sohn, der ihn ablehnt, versucht er nicht mal, eine Beziehung aufzubauen. Sein bester Freund ist derzeit in stationärer Therapie wegen einer Angststörung. Wenn die beiden sich unterhalten, fühlt Ben sich verstanden, wenn er auch immer mal wieder argwöhnt, dass sich verstanden fühlen von einem traumatisierten Angststörungspatienten vielleicht nicht wirklich gut ist. Zu seinen Eltern hat er noch immer keine echte Bindung - er schafft es lange nicht, seinem Vater von der Trennung von Marina und seiner neuen Freundin zu erzählen und seine Mutter ignoriert ihn am Telefon.
Ben fühlt sich irgendwie als Jude, lebt es aber nicht und hat auch seine Kinder nicht mal ansatzweise im jüdischen Glauben erzogen, obwohl seine Frau ebenfalls Jüdin ist. Im "Exil" gibt es dann eine skurrile Szene, in der er mit seinem Sohn in einer Synagoge die Toilette aufsucht und sich schämt, dass sein Sohn nicht beschnitten ist. Auch hier - er erwähnt, dass Marina und er sich bewusst gegen die Beschneidung entschieden haben, aber jetzt zweifelt er wieder daran.

Es gibt so viele gute Stellen in dem Roman, die ich jetzt nicht erwähnen möchte, um nicht zu spoilern. Man muss das wirklich er"lesen", ehrlich, es ist ein Genuss! An vielen Stellen dachte ich daran, wie Ben am Anfang der Geschichte darüber sinniert, dass er keine Komödien schreiben kann, weil ihm die Protagonisten immer Leid tun und er nicht erträgt, wie sie sich lächerlich machen. Und genau das macht der Autor des Romans mit Ben!
Der Schreibstil des Autoren, das muss ich unbedingt hervorstreichen, hat mir wirklich sehr, sehr gut gefallen. Die Sprache ist niveauvoll und sehr gut lesbar und der Aufbau des Textes insgesamt sehr gut gemacht bis hin zu einem für mich sehr guten Ende! Uneingeschränkte Leseempfehlung für alle, die gerne niveauvolle zeitgenössische Literatur lesen und eine wirklich perfekte Sommerlektüre schon allein aufgrund der Szenen in Brasilien, finde ich.

Bewertung vom 22.07.2024
Die Todesbeigaben: Thriller
Summer, Drea

Die Todesbeigaben: Thriller


ausgezeichnet

Mein 2. Buch der Autorin und es gefiel mir nochmal besser als das andere (Der Ehemann).
In Tu Buße erleben wir eine Mordserie eines Psychopathen, dessen Sicht dem Leser regelmäßig geschildert wird während der aktuellen Erzählzeit, sowie der ihn prägenden schlimmen Kindheit vor 35 Jahren.

Es beginnt mit dem schrecklichen Erlebnis eines jungen Paares, das sich einen Lost Place anschaut - Döllersheim in Österreich. Sie stoßen auf eine Leiche. Die Mutter des jungen Mädchens ist eine leitende Ermittlerin der Wiener Polizei und nimmt sich des Falles an.

Und nur so viel - diese Leiche ist nicht die Einzige, auf die wir stoßen werden!
Drea Summer lässt die Personen realistisch handeln und den Leser auch sehr mit fühlen. Es war streckenweise wirklich atemberaubend spannend und ich wollte unbedingt wissen, wie sich alles auflösen wird.

Klare Leseempfehlung für diesen wirklich gut geschriebenen Thriller mit einem perfekten Schluss, der sich durchaus mit Werken anderer großer Namen im Genre messen lassen darf!

Bewertung vom 16.07.2024
Reitmayr machte immer alles mit links
Jan C. Behmann

Reitmayr machte immer alles mit links


ausgezeichnet

Reitmayr machte immer alles mit links ist ein schnell lesbarer Roman voller skurriler Personen. Allen voran der titelgebende Protagonist Frederic Reitmayr. Er ist Linkshänder, daher der Titel, 43 Jahre alt, aus der Mittelschicht stammend und schon Partner in einer Frankfurter Anwaltskanzlei.
Er lebt ein Leben, das mir zum Teil vorkam, als sei es aus der Zeit gefallen. Mal eben nach Wien fliegen und sich maßgeschneiderte Schuhe aussuchen und bestellen, den besten (und einzigen) Freund zum runden Geburtstag mit einem Privatjet nach Venedig mitnehmen, eine Uhr für 32.000 € kaufen, obwohl man es nicht mag, wie die Zeit vergeht - alles kein Ding für Reitmayr. In einer Welt, in der sich Freunde mit dem Nachnamen ansprechen und nach der Mittagspause mal eben zusammen in ein Bordell gehen; in der Beziehungen/Ehen und Familien keine Bedeutung haben, außer um auf der Homepage eben nicht als Single geführt zu werden, sondern einen seriösen Eindruck zu machen, füllt man die Leere mit Statussymbolen wie Sportwagen, Maßkleidung, Designermöbeln und -uhren und isst und trinkt nur das Beste vom Besten. Der Espresso wird in vorgewärmten dickwandigen Tassen, die man aus dem Urlaub mitgebracht hat, von teuren Maschinen hergestellt und mit Milch zu 4 € den Liter aus der Kleinmarkthalle in Frankfurt getrunken.
Ich habe mich sehr amüsiert beim Lesen, weil wirklich unfassbar dick aufgetragen wurde - und trotzdem oder deswegen die Protagonisten mein Herz gerührt haben. Der Stil hat mir sehr gut gefallen, es gab keinen einzigen Rechtschreibfehler, der mir aufgefallen ist, und die Sprache war dem Text angemessen und sehr gut lesbar.
Der Handlungsstrang ist nicht das Wichtigste im Buch und das Ende recht offen (und für mich tatsächlich unerwartet und ein bisschen heftig ganz am Schluss).
Die Situationen und die Menschen, die beschrieben werden, machen für mich den Reiz des Buches aus und ich hoffe, ich werde Reitmayr nochmal "treffen" können, irgendwie finde ich, seine Geschichte ist auf keinen Fall aus erzählt!

Leseempfehlung nicht nur, aber auch und besonders, für Menschen wie mich, die Anwälte in Frankfurt und Frankfurt am Main selbst kennen, gerne Texte lesen, die nicht vorhersagbar sind und bei denen sich einiges zwischen den Zeilen verbirgt und dem Lesenden und der Gesellschaft durchaus einen nicht ganz so schönen Spiegel vorhalten!

Bewertung vom 15.07.2024
Death. Life. Repeat.
Finch, Louise

Death. Life. Repeat.


ausgezeichnet

Ich war sehr auf Death. Life. Repeat.: Das ewige Leben der Clara Hart gespannt und meine Erwartungen haben sich nicht nur erfüllt, nein, sie wurden übertroffen.
Das Zeitschleifenthema ist für mich, wenn es gut umgesetzt wird, immer ein gutes und spannendes Grundmotiv, weil durch die Wiederholung eines Tages die Möglichkeit besteht, mit Varianten der Handlung zu spielen, den Butterfly Effekt zu zeigen und die Personen vielschichtiger und tiefer wirken zu lassen, das Setting aber immer ähnlich bleibt.
Hier passiert es James Spencer - er ist in einer Zeitschleife gefangen. Ein schrecklicher und für ihn persönlich auch bedeutsamer Tag, ein Freitag, wiederholt sich wieder und wieder - insgesamt 10 Mal, was man anhand der Kapitel direkt sehen kann.
James oder Spence, wie er von seinen Freunden genannt wird, rastet nicht so aus, wie man das aus anderen Geschichten kennt, und die 10 Tage, die wir erleben, sind fast alle auch relativ genau geschildert, es gibt nur 2 kurze Kapitel, die aber auch sehr passend sind. Er lernt in den 10 Tagen nicht nur viel über sich selbst, sondern sieht auch sein ganzes Umfeld bald mit anderen Augen (und er verliebt sich, auch wenn er das bis zum Ende nicht so richtig zugeben wird).
Die Gedankenwelt des Protagonisten fasziniert mich von Anfang an. Er wirkt eigentlich wie ein typischer nicht so netter Charakter, der beste Freund des klaren "Antihelden" in der Geschichte, eher Mitläufer als Täter und mit einem sehr traurigen Erlebnis in seinem Leben, was ihn stark beeinflusst, noch immer.
Als Mitglied des Rugby Teams und offensichtlich Schüler einer (Privat-?) Schule wirkt er privilegiert, einer der beliebten Schüler auf jeden Fall.
Was er aber durch die vielen Wiederholungen des Tages erlebt und erfährt, wie sehr es ihn verändern wird und was dann die wirklich sehr gute Auflösung ist, das habe ich in weniger als einem Tag gelesen, ich konnte das Buch buchstäblich nicht aus der Hand legen.
Einziger, winziger Kritikpunkt - in meiner Ausgabe sind noch recht viele Druckfehler zu bemängeln - es fehlen Buchstaben oder Wörter sind ohne Trennung geschrieben. Aber ich hoffe, das wird noch redigiert.
Ich gebe eine so was von eindeutige Leseempfehlung und der Roman ist jetzt schon eins meiner Highlights 2024!

Bewertung vom 15.07.2024
Blutender Tod - Tatort Boston (MP3-Download)
Just, Roman

Blutender Tod - Tatort Boston (MP3-Download)


gut

Tatort Boston ist ein ganz solider Thriller nach herkömmlichem Rezept.
Es gibt klare "Bösewichte", Verwicklungen, die in die Vergangenheit reichen, düstere Praktiken, einen verrückten Wissenschaftler, einen etwas desillusionierten, aber integren Ermittler und eine junge Journalistin, Adoptivtochter des Cops, die der ganzen Sache auf die Schliche kommt.
Grundsätzlich ist der Plot spannend und die Auflösung für mich - das ist immer gut - nicht komplett erwartbar gewesen und alle Stränge werden am Ende der Geschichte zum Ende gebracht, das sind die Pluspunkte.
Negativ empfand ich vor allem die vielen Rechtschreib- und vor allem Zeichensetzungfehler - es werden unfassbar viele Kommas gesetzt, die einfach nicht passen und mich beim Lesefluss sehr gestört haben, auch gibt es meiner Meinung nach viel zu viele Ausrufezeichen, die wirken etwas kindlich im Text und passen nicht immer - wie z.B. hier: "Er nannte sich Sad!" am Anfang des 3. Kapitels. Das Ausrufezeichen macht hier einfach keinen Sinn. Der Rest des Kapitels behandelt einen Teil seiner Geschichte und am Schluss steht dann "Deswegen nannte er sich Sad!" wieder mit Ausrufezeichen.
Ein weiteres Manko ist ein bestimmtes Stilmittel, das mich beim Lesen wirklich etwas irritiert hat - der Autor beschreibt oft etwas unbeholfen, wie die Stimmung des jeweils handelnden Protagonisten ist. Hier ein Beispiel: ""Wie lautet die genaue Todesursache"?" kam dem Ermittler die Frage obskur vor." Oder: ""Sie war weg, über Nach blieb Anna fort" war es ihr nicht möglich, dass Geschehene zu begreifen." - im 2. Beispiel sieht man auch einen der vielen Rechtschreibfehler, es hätte das nicht dass Geschehene heißen müssen.
Auch war mir der Roman etwas zu lang - nicht, weil ich ein Problem mit langen Texten habe, sondern, weil ich denke, man hätte ihn wirklich kürzer halten können und vielleicht sogar müssen. Beispielsweise gibt es viele Passagen, die ähnlich klingen, in denen Forrest, der Polizist, sich über die Weltlage aufregt und die waren echt zu viel.
Dafür geht es dann am Schluss recht schnell und mir waren es hier auch zu viele Zeitsprünge, die mich dann doch sehr verwirrt haben.
Alles in allem eine eingeschränkte Leseempfehlung. Spannend ist der Plot und das Ende ist auch passend, aber mir war er zu lang und der Stil gefiel mir nur bedingt, leider.

Bewertung vom 12.07.2024
Freak Sisters
Sterly-Paulsen, Christine

Freak Sisters


sehr gut

Freak Sisters handelt vor allem von 2 jungen Mädchen, Rebecca und Judith. Schon ihre Geburt ist seltsam, ihre Kindheit verbringen sie isoliert von Gleichaltrigen, Freunden oder Familie bei ihren Eltern auf dem Land, besuchen keine Schule und werden zuhause unterrichtet. Als sich die Möglichkeit ergibt, zu entkommen, ergreifen sie diese und machen sich auf den Weg nach Rom - denn sie glauben, dass sie dort mit dem Latein, das ihre Mutter ihnen beigebracht hat, weiterkommen. Wie weit sie wirklich kommen, wo und bei wem sie stranden und was sie dort alles erleben, lernen und erfahren, liest sich wirklich wie ein Sog.
Mir gefielen vor allem die Personen im Buch - sie sind sehr skurril und besonders und ich habe die beiden Mädchen ins Herz geschlossen.
Christine Sterly-Paulsen hat eine für mich fremde Welt entstehen lassen und ich war und bin verzaubert von den Ideen und der Geschichte der Mädchen bis hin zum offenen Ende.
Leseempfehlung für alle, die gerne mal "etwas anderes" lesen wollen - und wenn man ein bisschen Latein gelernt hat, ist es ein Vorteil beim Lesen des Buches ;-)

Bewertung vom 10.07.2024
Minnie Minerva Maus
Disney

Minnie Minerva Maus


ausgezeichnet

Minnie heißt jetzt Minerva - Minnie Maus topmodern
... Minnie Maus als Minerva war ein sehr kurzweiliges Lesevergnügen. Minnie nennt sich MINERVA und ein running gag des Comics ist, dass der Freund ihrer Tante und ihre Gegenspielerin im Schulwettbewerb sie die ganze Zeit "falsch" mit Minnie ansprechen.
Die Geschichte ist lustig und abgedreht - Minnie und Serena bewerben sich um den Schulwettbewerb "Unsere Schule soll grüner werden".
Das moderne Thema wird sehr lustig umgesetzt, die Figuren sind optisch sehr verjüngt und ebenfalls deutlich moderner gestaltet - und die Zielgruppe scheint klar eine eher weibliche zu sein. Donald, Mickey und Goofy sind nämlich nicht dabei, statt dessen die jungen Versionen von Minnie (MINERVA), Daisy und Klarabella.
Mir haben die Bilder besonders gut gefallen. Sie rücken die wirklich haarsträubenden Ideen von Minerva nochmal mehr in den Fokus - und obwohl ich eine Arachnophobikerin bin, muss ich ehrlich zugeben, die Comic-Spinnen sehen unfassbar niedlich aus!
Also volle Punktzahl für vollen Genuss und Leseempfehlung für alle Fans von Minnie und Co., die wie ich die weiblichen Figuren gerne mehr im Mittelpunkt sehen!