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Benutzername: 
kdneumann
Wohnort: 
Grolsheim

Bewertungen

Insgesamt 53 Bewertungen
Bewertung vom 31.01.2022
Ein Himmel für Mia (eBook, ePUB)
Meier, Kännie

Ein Himmel für Mia (eBook, ePUB)


weniger gut

Enttäuschend

Die 28jährige Buchhalterin Mia backt gerne und benutzt beim Einkaufen braune Einkaufstüten aus Papier, wie in den USA. Sie ist seit Jahren heimlich verliebt in ihren Kollegen Peter, einem Charmebolzen, der gerne den Bürokasper gibt. Er, die Kollegin Jade und der Chef der Abteilung nutzen Mias naive Gutmütigkeit schamlos aus und verhindern, dass sie endlich zur Controllerin befördert wird. Und Mia fühlt sich zu schwach, um sich zu wehren.
Doch dann wird sie Zeugin eines Unfalls: Jan, ein sehr gutaussehender junger Mann, stirbt nach einem Verkehrsunfall – und heftet sich Mia fortan als Geist an die Fersen. Er hat „von oben“ die Chance bekommen, ins Leben zurückzukehren, wenn er es schafft, aus der grauen Maus einen glücklichen Menschen zu machen.

Die Grundidee dieses Romans ist durchaus attraktiv, nur an der Umsetzung hapert es: Die einzelnen Kapitel sind zu lang, man sieht keinen Fortgang; die Protagonistin braucht ständig einen Anstoß, um etwas gegen ihre triste Situation zu unternehmen; und man hätte den Gesamtumfang des Buches locker um die Hälfte kürzen können, ohne etwas Wesentliches auszulassen. Die zähfließenden Passagen um die Vergangenheit von Mia und Jan blähen den Text auf und haben mir bald die Lust am Weiterlesen genommen. Und der langgezogene und immer wieder unterbrochene Schluss hat genervt. Um ehrlich zu sein: Ich hatte irgendwann den Faden verloren und nicht so recht verstanden, was da am Ende eigentlich abging … Die letzten Seiten sind einfach nur Klamauk.

In psychologischer Hinsicht passt da einiges nicht zusammen. Im Grunde wurden in diesem Buch zwei Geschichten erzählt: Die von der langweiligen Büromaus Mia und dem Geist Jan sowie die traurigen, aber klischeehaften Hintergründe in beider Leben. Erst das Eingreifen mehrerer dienstbarer Geister bringt die Handlung voran, ist aber im echten Leben keine wirkliche Hilfestellung, um Probleme zu lösen.
Stellenweise hatte ich das Gefühl, das Buch sei von zwei unterschiedlichen AutorInnen geschrieben worden: Manche Passagen lösten bei mir Gähnattacken aus, andere dagegen sprühten vor Witz. War die Mia der ersten Seiten eher fad, so brillierte sie anderswo unvermittelt mit verbalen Highlights.

Ich denke, dieser Roman ist das Richtige für LeserInnen, die ein bisschen Liebe gemixt mit einem guten Schuss Esoterik mögen.

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Bewertung vom 12.12.2021
Was dich nicht umbringt
Billingham, Mark

Was dich nicht umbringt


ausgezeichnet

Die Hoffnung lebt

London im Sommer 1996: Zwei Jungs, Kieron und Josh, laufen zum Spielen in den Wald, aber nur Josh kehrt zurück, unfähig, etwas über den Verbleib seines Freundes zu sagen. Detective Sergeant Tom Thorne wird mit dem Fall beauftragt, und schon bald gibt es einen Verdächtigen, einen Nachbarn von Kieron. Durch eine undichte Stelle bei der Polizei gelangen Informationen über dessen Identität an die Presse – kurz darauf wird er tot in seiner Wohnung aufgefunden. Ein Zeuge will gesehen haben, wie Kieron zusammen mit einem Mann in einen roten Kleinwagen gestiegen und mit ihm fortgefahren ist. Führt diese Spur in die richtige Richtung? Oder will dieser Mann sich nur wichtig machen? Es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit. Die Lösung des Falles kommt blitzartig und ist ebenso verblüffend wie logisch; ich wäre nicht drauf gekommen.

Dies war mein erster Roman über die Figur Tom Thorne. Der Einstieg fiel mir nicht leicht, es dauerte eine ganze Weile, bis ich mich in den zwar präzisen, aber fordernden Schreibstil von Mark Billingham eingelesen hatte. Auch vermisste ich im weiteren Verlauf den klassischen Spannungsaufbau; die Handlung plätscherte lange Zeit auf einer Ebene dahin und konzentrierte sich auf zäh fließende Polizeiroutine.
Einige der vom Autor gelegten Fährten erwiesen sich als irreführend, am Ende blieben für mich zwei Fragen offen: Warum war die Mutter von Kieron der Meinung, nicht ihr Sohn, sondern dessen Freund hätte von Rechts wegen entführt werden sollen? Und was verbirgt der eigenwillige Gerichtsmediziner, für mich die schillerndste Figur des Romans?

Der Fokus dieses Romans liegt auf der psychologischen Ebene; Schilderungen zu den Londoner Schauplätzen beschränken sich auf Namen, die wohl nur Einheimische und Eingeweihte kennen, und der einzige Bezug zum Jahr 1996 ist für mich die im Hintergrund laufende Fußball-EM. Es fehlt das typisch Britische.

Obwohl ich mit dem Protagonisten nicht wirklich warm geworden bin und damit für mich ein wesentlicher „Wohlfühl-Aspekt“ fehlt, gebe ich diesem brillant geschriebenen und erstklassig recherchierten Roman ganz klar fünf Sterne. Das Ende lässt Raum für Hoffnung, manche Dinge sind so, wie sie sind. Man muss sie akzeptieren.

Bewertung vom 29.11.2021
Der Angst verfallen
Franley, Mark

Der Angst verfallen


ausgezeichnet

Raffiniert in die Irre geführt

Bayern nahe der tschechischen Grenze: Der 11jährige Hans wird tot in einem zugefrorenen Weiher gefunden, und kurz danach verschwindet die gleichaltrige Mia auf dem dörflichen Rodelberg. Das Ermittler-Trio Ruben Hattinger/Mike Köstner/Eva Lange nimmt seine Arbeit auf. Welche Rolle spielt die alternde Bestsellerautorin Maria Burkhard, die im Dorf nicht wohlgelitten ist, und die auf ihrem alten Bauernhof permanent in Angst lebt? In welcher Beziehung steht sie zu dem Dorftrottel Udo? Und welches perfide Motiv treibt den Täter dazu an, Maria mit Details zu den Verbrechen an den beiden Kindern zu versorgen?

Zu Beginn dieses Romans dachte ich noch, der Plot sei überschaubar und nach altbekanntem Muster gestrickt. Grandioser Irrtum! Nichts an diesem Thriller ist vorhersehbar, und je weiter ich in das Innere dieser hervorragend recherchierten Geschichte vordrang, umso unmöglicher wurde es mir, das Buch beiseite zu legen. Tatsache. Am Ende lag ich mit meinen ursprünglichen Prognosen genial daneben. Ich bekenne, vom Autor dieses Buches auf raffinierte Weise eingewickelt und auf eine völlig falsche Spur gelockt worden zu sein. Der Schluss ist ebenso logisch wie atemberaubend.

Keine einzige Zeile ist überflüssig, es kommt nirgendwo Langeweile auf durch unnütze Beschreibungen, die Sprache ist klar und ohne Stolpersteine, und das Geplänkel der drei Ermittler sorgt immer wieder für befreiende Lacher. Bemängeln würde ich allenfalls, dass es am Schluss plötzlich hopplahopp ging.

Trotz des ernsten Themas habe ich jede Seite dieses Thrillers genossen und kann ihn rückhaltlos empfehlen.