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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Lenja
Wohnort: 
Altenburg

Bewertungen

Insgesamt 70 Bewertungen
Bewertung vom 11.01.2024
Tödlicher Aschermittwoch / Gustav Zabelt ermittelt Bd.2
Stassen, Lorenz

Tödlicher Aschermittwoch / Gustav Zabelt ermittelt Bd.2


sehr gut

Die Geschichte spielt im Jahr 1825. Kommissar Zabel, der als geborener Preuße seit einiger Zeit in Köln lebt und sich nur langsam an die rheinische Mentalität gewöhnt, steckt mittendrin im Kölner Karneval. Durch seine Tätigkeit im Festordnenden Komitee, kennt er zahlreiche Persönlichkeiten der städtischen Oberschicht. Und in deren Abgründe führen ihn seine neusten Ermittlungen. In der Nacht von Aschermittwoch wird vor einer Kirche die verbrannte Leiche eines alten Bekannten gefunden. Dieser hat einiges auf dem Kernholz und somit gibt es einige potentielle Mörder und Motive. Doch auch in diesem historischen Krimi kommt eine Leiche selten allein. Kurz darauf werden weitere Tote gefunden, anonyme Briefe tauchen auf und nicht nur Zabel sieht sich mit den Geistern seiner Vergangenheit konfrontiert.

Das Buch beginnt mit einem Paukenschlag. Man ist direkt drin im Geschehen. Danach flaut es erstmal etwas ab. Man lernt zahlreiche Personen und ihren Stellenwert in der Kölner Stadtgesellschaft kennen und erhält einen Einblick in den Kölner Karneval von damals. Dieser Part ist, wie der Rest des Buches, gut geschrieben, zieht sich aber zunächst etwas. Doch dann nimmt die Handlung an Fahrt auf und man wird von ihr gepackt. Zabel muss wiederholt entscheiden wem er vertrauen kann, wer lügt, wer auf welcher Seite steht. Hintergründe und Auflösung des Geschehens kommen unerwartet und klären sich erst zum Schluss. Geschickt spielt der Autor mit Vertrauen und Misstrauen zwischen den Figuren und flicht immer wieder historische Hintergründe in die Handlung ein. Dennoch stand aus meiner Sicht der historische Aspekt nie wirklich im Vordergrund. Er bietet das Setting, ist aber nicht so allgegenwärtig wie in anderen Büchern des Genres. Insgesamt ein guter Krimi, der lohnt gelesen zu werden.

Bewertung vom 02.01.2024
Achtsamkeit
Baader, Stefanie Kathi

Achtsamkeit


ausgezeichnet

Wer Anregungen und Impulse rund um das Thema Achtsamkeit sucht, wird hier fündig. In den Kapiteln werden verschiedene Grundsätze der Achtsamkeit näher betrachtet und mit lebensnahen Übungen umsetzbar gemacht. Die Autorin gibt dabei auch immer wieder Einblicke in ihren Weg, raus aus dem eigenen Hamsterrad, hin zu einem erfüllterem Leben. Das Buch ist schön gestaltet mit Fotos, die Ruhe ausstrahlen und die Grundhaltung der Lebenseinstellung Achtsamkeit widerspiegeln. Ein Buch, das man gern immer wieder zur Hand nimmt. Auch als Geschenk für jeden geeignet, der einfach mal im Hier und Jetzt ankommen möchte.

Bewertung vom 02.01.2024
Queen of Fashion / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.26
Holden, Stephanie

Queen of Fashion / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.26


ausgezeichnet

In diesem Roman wird die Lebensgeschichte der britischen Modedesignerin Vivienne Westwood von ihrer Jugend bis zu ihrer Zeit als Umweltaktivistin in ihren späteren Jahren erzählt. Nach einer ersten gescheiterten Ehe und der Geburt ihres ersten Kindes lebt sie ein unkonventionelles Leben und nimmt dafür auch finanzielle Schwierigkeiten in Kauf. Sie lernt ihren langjährigen Partner Malcolm McLaren kennen. Die beiden verbindet fortan eine stürmische Beziehung sowie ein gemeinsames Kind. Sie bauen ein gemeinsames Modelabel und einen stadtbekannten Laden für ausgefallene Kleidung auf. Im Laufe der Jahre entwickelt sich aus diesen Anfängen der Punk als dessen Mutter Vivienne Westwood später gelten sollte. Fast schon mütterlich geht sie tatsächlich mit einigen Drogenkonsumenten, Ladendieben und erfolglosen Künstlern um, die ihr immer wieder begegnen. Trotz eigener Engpässe hilft sie oft mit Essen und Geld aus. Als die finanzielle Situation und die Beziehung zu Malcolm immer schwieriger wird, muss sie einige grundlegende Entscheidungen treffen. Sie beginnt auf eigenen Beinen zu stehen und wird dabei zu der unabhängigen, aber international erfolgreichreichen Modeschöpferin, die bis ins hohe Alter nie ihre Ideale aufgegeben hat.
Dieser biografische Roman liest sich kurzweilig und vermittelt einen guten Eindruck der Entwicklung von Vivienne Westwood sowie von den Zeiten des Umbruchs in denen sie wirkte. Natürlich sind die biografischen Fakten ausgeschmückt und an manchen Stellen sicher auch auf die eine oder andere Art von der Autorin angepasst worden, aber dennoch macht das Buch einen gut recherchierten Eindruck und ist absolut zu empfehlen für jeden der an Vivienne Westwood, der Geschichte des Punk oder einfach an starken Persönlichkeiten interessiert ist.

Bewertung vom 24.12.2023
She Who Became the Sun
Parker-Chan, Shelley

She Who Became the Sun


gut

Zur Zeit der mongolischen Herrschaft im alten China wird zwei Kindern von einem Hellseher die Zukunft vorhergesagt. Den Jungen erwartet demnach ein bedeutendes Leben, seine Schwester hingegen erwartet nichts. Schließlich ist sie nur ein Mädchen. Beide leben mit ihrem Vater in ärmsten Verhältnissen, hungern die meiste Zeit. Als ihr Vater bei einem brutalen Überfall ums Leben kommt, verliert der Junge Zhu Chongba jeden Lebensmut und stirbt kurz nach seinem Vater. Seine Schwester, die nichts zu verlieren, aber alles zu gewinnen hat, nimmt seine Identität an und geht als Novize ins Kloster. Die harte Ausbildung dort soll sie für ihr ganzes Leben prägen. Vor allem die Tatsache, dass niemand von ihrer wahren Identität erfahren darf, bringt Zhu immer wieder in kritische Situationen. Mit einem wachen Verstand und viel Geschick gelingt ihr die Täuschung jedoch. Doch nicht nur Zhus Werdegang ist Teil des an historische Ereignisse angelehnten Romans. Und genau da wird es mitunter verworren. Durch Zeitsprünge, ständig neue Perspektiven und verschiedene politische Lager verliert man manchmal etwas den Überblick. Die Epoche und im Grunde auch die Charaktere sind spannend, aber das Buch vermochte leider nicht mich dauerhaft zu fesseln. Man kommt nicht so recht an die Protagonisten ran, bleibt irgendwie immer distanziert. Die grundlegenden Themen der Geschichte wie Genderidentität, Ehrgeiz, Verrat, Rache, Krieg usw., bieten natürlich eine Riesenfläche für Spannung. Teilweise wird das auch erreicht, aber der Roman hat aus den genannten Gründen für mich einige Längen. Ich empfehle das Buch eher Leuten die sich gern in politische Verwicklungen vertiefen und sehr komplexe historische Romane bevorzugen.

Bewertung vom 16.12.2023
Abenteuer & Wissen: Mount Everest
Nielsen, Maja

Abenteuer & Wissen: Mount Everest


ausgezeichnet

Der Mount Everest ist nicht nur der höchste Berg, sondern auch der um den sich die meisten Legenden ranken. Auch heute noch gelingt es nur wenigen den Gipfel zu erreichen. Umso beeindruckender sind die Leistungen der ersten Bergsteiger, die in den 1920er Jahren mit teils einfachster Ausrüstung versuchten ihr Ziel zu erreichen. Zwei von ihnen waren George Mallory und Andrew Irvine. 1924 waren sie Teil einer britischen Expedition, sollten aber davon nicht lebend zurückkehren. Erst 1999 wurde die gut erhaltene Leiche von George Mallory gefunden. Unklar ist bis heute, ob Mallory und Irvine vor ihrem Tod den Gipfel erreicht hatten. Diese und andere Geschichten rund um den Mount Everest werden mit einer Mischung aus Hörspiel-Sequenzen und Expertenmeinungen erlebbar gemacht. Ich persönlich kann dem Bergsteigen nichts abgewinnen, aber die Leidenschaft mit der die vorgestellten Personen ihre Ziele verfolgten, hat mich sehr beeindruckt.

Bewertung vom 16.12.2023
Abenteuer & Wissen, Marco Polo - Reise ins Reich der Mitte (MP3-Download)
Hempel, Berit

Abenteuer & Wissen, Marco Polo - Reise ins Reich der Mitte (MP3-Download)


ausgezeichnet

'Ich habe nicht die Hälfte dessen erzählt, was ich gesehen habe.' Dies sollen die letzten Worte des italienischen Kaufmanns und weltberühmten Reisenden Marco Polo gewesen sein. Er steht im Mittelpunkt dieser wieder mal gelungenen Folge der Reihe 'Abenteuer und Wissen'. Über 20 Jahre reiste er im 13. Jahrhundert auf teils verschlungenen Wegen Richtung Osten bis nach China. Unterwegs wurde er von Regenten und Adeligen empfangen, erlebte die Eigenheiten der verschiedenen Länder und ihrer Bewohner und wurde sogar Präfekt eines Großkahns. Dabei muss man immer auch die Strapazen bedenken, mit denen Reisen zu der damaligen Zeit verbunden waren. Teils lange Wartezeiten bis eine Weiterreise in ein neues Gebiet möglich war, Krankheiten und nicht zuletzt auch ungewohnte Speisen und Sitten stellten Marco Polo und seine Begleiter immer wieder vor Herausforderungen. Dennoch ging Marco Polo für die damalige Zeit offen an Neues und Ungewohntes heran, wollte lernen und Dinge verstehen. Nach seiner Rückkehr nach Venedig, mehr als zwei Jahrzehnte nach seiner Abreise, wurde er von seinen Verwandten nicht einmal mehr erkannt, so sehr hatte ihn die Reise geprägt. Durch einen Zufall ergab es sich, dass die Geschichten Polos aufgeschrieben wurden. Diese Aufzeichnungen sind bis heute auch für die Forschung interessant, da sie einen seltenen zeitgenössischen Einblick in die damaligen Kulturen geben. Dennoch glaubten viele Menschen damals die Geschichten Marco Polos nicht, zweifelten sogar, ob die Reise jemals so stattgefunden hatte. Ein Umstand der Marco Polo offenbar noch auf dem Sterbebett grämte. Doch ob wahr oder nicht, die Geschichten vermögen bis heute in ihren Bann zu ziehen.
Das Hörbuch fasst das Leben Marco Polos kurzweilig zusammen, vermittelt einen Eindruck dessen, was er damals auf sich genommen hat, um die Welt zu entdecken. Mit Hörspiel-Sequenzen und Kommentaren von Experten wird das Ganze immer wieder aufgelockert und mit Fakten bereichert.

Bewertung vom 05.12.2023
Die siebente Tugend / Der Silberbaum Bd.1 (MP3-Download)
Ebert, Sabine

Die siebente Tugend / Der Silberbaum Bd.1 (MP3-Download)


ausgezeichnet

Der Roman nimmt seinen Anfang mit dem Tod von Dietrich, Markgraf von Meißen und der Lausitz, im Jahr 1221. Er hinterlässt seine Frau Markgräfin Jutta sowie den 3-jährigen Sohn Heinrich, der Dietrichs legitimer Erbe ist. Als Vormund wird Ludwig IV., Landgraf von Thüringen, bestimmt. Es sind schwierige Zeiten, die von einer Hungersnot geprägt sind. Jutta von Meißen steht zudem vor der Aufgabe die Rechte ihres Sohnes sowie die Vorherrschaft über zwei begehrte Marken zu erhalten. Dazu muss sie schnell gute Berater finden, da das Verhältnis zu Ludwig belastet ist. Sie beruft Lukas von Freiberg an den Hof, der einige seiner Vertrauten um sich schart. Gemeinsam schützen und erziehen sie den künftigen Markgrafen und müssen als Ritter in verschiedenen Krisensituationen einschreiten. Auch das rege Hofleben bringt alles mit sich - Geburten, Tode, Fehden, Abschiede, Wiedersehen und auch sonst alles was menschliches Miteinander ausmacht....

Das Buch hat mich begeistert. Sabine Ebert versteht die Gratwanderung zwischen dem was ein Laie überschauen kann und einer kenntnisreichen und fundierten Beschreibung der damaligen Ereignisse. Dabei gönnt sie sich zwar eine gewisse literarische Freiheit, bleibt aber dennoch immer nah an den historischen Erkenntnissen. Trotz zahlreicher Figuren und verstrickter Verhältnisse bleibt die Geschichte nachvollziehbar. Nicht eine Person steht im Fokus, sondern der Lebensweg mehrerer Persönlichkeiten, die zur umrissenen Zeit Einfluss an verschiedenen Höfen der Region hatten. Eine herausstechende Figur ist dabei sicherlich Elisabeth von Thüringen, die später zur heiligen Elisabeth wurde. Wenngleich ihre Wohltätigkeit und Entschlossenheit beeindruckt, kommen hier auch ihre kapriziösen Seiten zum Ausdruck. Das war für mich persönlich ein interessanter Ansatz. Durch die vielen verschiedenen Personen und kleinen Geschichten, erhält man einen Eindruck vom höfischen Leben der damaligen Zeit. Ganz nebenbei werden zahllose Erklärungen und historische Fakten geschickt in den Roman eingebaut. Geschichte wird hier erlebbar und genau das hat mich in den Bann gezogen. Ich bin gespannt auf den nächsten Band der Reihe. 

Gabriele Blum ist die Sprecherin des Hörbuchs und macht ihre Sache gut. An manchen Stellen geraten die Namen für mein Empfinden leicht undeutlich, aber ansonsten kann man dieser einprägsamen Stimme gut folgen.

Bewertung vom 05.12.2023
Geister der Vergangenheit / Die unglaublichen Fälle der Zoe Faust Bd.2
Pandian, Gigi

Geister der Vergangenheit / Die unglaublichen Fälle der Zoe Faust Bd.2


gut

Die optisch weitgehend junggebliebene, aber bereits Jahrhunderte alte Alchimistin Zoe Faust lebt mit ihrem besten Freund, einem zum Leben erweckten Gargoyle, in einem Haus in Portland. Aktuell läuft es bei ihr nicht gut. Ein Unwetter hat ihr Haus schwer beschädigt, das Geld ist knapp, ihr Beziehungsstatus kompliziert und Dorian, dem besagten Gargoyle, fallen die Wechsel zwischen steinernem und lebendigem Zustand immer schwerer. Um ihrem Freund zu helfen, bedient sich Zoe der umstrittenen rückschreitenden Alchemie. Mit einem speziellen Tee kann sie zwar Dorian vorübergehend helfen, leidet aber selbst stark unter den Nebenwirkungen der Herstellung des Gebräus.
Eines Abends besucht Zoe mit ihrem Bekannten Max eine Zaubervorstellung und kommt dabei auf die Spur eines Magierpaares, das offenbar mehr als ein Geheimnis zu verbergen hat. Stehen die beiden im Zusammenhang mit einem Jahrzehnte zurückliegenden Raubüberfall? Haben sie etwas mit den Schatzsuchern zu tun, die derzeit in der Stadt unterwegs sind? Haben sie selbst etwas mit Alchemie zu tun? Und wie kommt die Leiche in ihre Bühnenshow?
Neben all diesen Fragen versucht Zoe auch hinter das Geheimnis eines alten Buches zu kommen, das, so hofft sie, die Lösung für Dorians kritischen Zustand beinhaltet.

Dieser Roman gibt einen kleinen Einblick in ein interessantes Thema - Alchemie. Ich kann nicht beurteilen, ob die Darstellungen der alchemistischen Zusammenhänge authentisch sind, aber man bekommt eine Ahnung von den damit einhergehenden Herausforderungen. So ist es keineswegs leicht unsterblich zu sein. Man muss sein Geheimnis stets verbergen, sieht geliebte Menschen altern und sterben und ist gezwungen, immer wieder ein neues Leben zu beginnen, um zwischen den Sterblichen nicht aufzufallen. Das ist ein interessanter Blickwinkel, aber insgesamt hat das Buch ein paar Längen. Die Kreationen des kochbegeisterten Gargoyles nehmen recht viel Raum in Anspruch. Hier kommt die im Nachwort erwähnte Kochleidenschaft der Autorin offenbar zum Tragen. Am Ende des Buches finden sich sogar Rezepte, die sich aber zugegeben gut anhören. Gut gelungen fand ich die im Verlauf der Geschichte vorkommenden Zeitsprünge, die immer wieder zum "Vater" Dorians und dessen Geschichte führen. Schritt für Schritt lichtet sich hierdurch der Nebel über Dorians Vergangenheit. Der "Krimi-Anteil" des Romans gerät irgendwann ein bisschen in Vergessenheit. Zoe ermittelt nicht im eigentlichen Sinne, da sie mit der Entschlüsselung des rätselhaften Alchemiebuchs beschäftigt ist. Dennoch gibt es immer wieder Berührungspunkte mit dem Mordfall im Theater.
Alles in allem ist die Geschichte gut geschrieben, verliert sich aber aus meiner Sicht streckenweise in Details. Der Mordfall, der so nebenbei passiert, hätte auch weggelassen werden können. Für Fans des ersten Bandes ist das Buch sicherlich eine gelungene Fortsetzung, mich hat es nicht ganz überzeugt.

Bewertung vom 20.11.2023
Die siebente Tugend / Der Silberbaum Bd.1
Ebert, Sabine

Die siebente Tugend / Der Silberbaum Bd.1


ausgezeichnet

Der Roman nimmt seinen Anfang mit dem Tod von Dietrich, Markgraf von Meißen und der Lausitz, im Jahr 1221. Er hinterlässt seine Frau Markgräfin Jutta sowie den 3-jährigen Sohn Heinrich, der Dietrichs legitimer Erbe ist. Als Vormund wird Ludwig IV., Landgraf von Thüringen, bestimmt. Es sind schwierige Zeiten, die von einer Hungersnot geprägt sind. Jutta von Meißen steht zudem vor der Aufgabe die Rechte ihres Sohnes sowie die Vorherrschaft über zwei begehrte Marken zu erhalten. Dazu muss sie schnell gute Berater finden, da das Verhältnis zu Ludwig belastet ist. Sie beruft Lukas von Freiberg an den Hof, der einige seiner Vertrauten um sich schart. Gemeinsam schützen und erziehen sie den künftigen Markgrafen und müssen als Ritter in verschiedenen Krisensituationen einschreiten. Auch das rege Hofleben bringt alles mit sich - Geburten, Tode, Fehden, Abschiede, Wiedersehen und auch sonst alles was menschliches Miteinander ausmacht....
Das Buch hat mich begeistert. Sabine Ebert versteht die Gratwanderung zwischen dem was ein Laie überschauen kann und einer kenntnisreichen und fundierten Beschreibung der damaligen Ereignisse. Dabei gönnt sie sich zwar eine gewisse literarische Freiheit, bleibt aber dennoch immer nah an den historischen Erkenntnissen. Trotz zahlreicher Figuren und verstrickter Verhältnisse bleibt die Geschichte nachvollziehbar. Nicht eine Person steht im Fokus, sondern der Lebensweg mehrerer Persönlichkeiten, die zur umrissenen Zeit Einfluss an verschiedenen Höfen der Region hatten. Eine herausstechende Figur ist dabei sicherlich Elisabeth von Thüringen, die später zur heiligen Elisabeth wurde. Wenngleich ihre Wohltätigkeit und Entschlossenheit beeindruckt, kommen hier auch ihre kapriziösen Seiten zum Ausdruck. Das war für mich persönlich ein interessanter Ansatz. Durch die vielen verschiedenen Personen und kleinen Geschichten, erhält man einen Eindruck vom höfischen Leben der damaligen Zeit. Ganz nebenbei werden zahllose Erklärungen und historische Fakten geschickt in den Roman eingebaut. Geschichte wird hier erlebbar und genau das hat mich in den Bann gezogen. Ich bin gespannt auf den nächsten Band der Reihe.

Bewertung vom 14.11.2023
Eiffels Schuld
Haenni, Stefan

Eiffels Schuld


sehr gut

Die hochbetagte Ida Gutzwiller Gysin aus Basel erzählt ihrem Sohn Wilhelm einen Teil ihrer Lebensgeschichte, der eng mit einem großen Zugunglück nahe Münchenstein verbunden ist. Sie selbst, der damals kleine Wilhelm und ihr Ehemann Karl sind 1891 ebenfalls an Bord des Unglückszuges. Vollbeladen mit Fahrgästen fährt dieser auf eine Brücke, die von dem Ingenieurbüro des weltweit renommierten Gustave Eiffel konstruiert wurde. Es kommt zur Katastrophe, als die Brücke zusammenbricht und einen Teil des Zugs mit sich in die Tiefe reißt. Auch Karl gehört zu den Opfern. Doch nicht nur dieses Unglück überschattet das Leben der jungen Ida. Vor ihrer Hochzeit mit Karl war sie einem anderen versprochen. Ihr Verlobter Wilhelm verschwindet allerdings spurlos und hinterlässt die schwangere und unverheiratete Ida. Karl Gutzwiller, der Ida schon lange nachstellt, ergreift die Chance und nimmt sich der verzweifelten Frau an. Sie gehen die Ehe miteinander ein. Doch der Verbleib von Wilhelm lässt Ida nicht los. Ein Privatdetektiv wird engagiert, um mehr herauszufinden.
Alles in allem war das Buch interessant. Man erfährt viel über das tragische Unglück von Münchenstein. Immer wieder werden historische Dokumente und Zeitungsartikel zitiert, was einen lesenswerten Einblick in die damaligen Ereignisse gibt. Auch die menschlichen Tragödien, die mit den Ereignissen einhergingen, werden wiederholt in die Erzählung eingeflochten. Nachdenklich stimmen einen damals wie heute die Gaffer, die sich am Leid anderer ergötzen und Einsatzkräfte behindern. Auch das persönliche Schicksal von Ida Gutzwiller Gysin lässt den Leser nicht kalt. Ihre Geschichte vermittelt ganz nebenbei einen kleinen Eindruck von den damaligen gesellschaftlichen Konventionen, insbesondere für Frauen. Unschlüssig bin ich, ob ich den "Krimi-Anteil" im Roman gebraucht hätte. Im ersten Teil des Buches laufen die Ermittlungen, es gibt einige Erkenntnisse, aber dann verliert sich dieser Strang mehr oder weniger. Die Berichte über das Zugunglück selber sind, wie erwähnt, sehr faktenreich aufbereitet. Das ist lesenswert, allerdings wurde immer wieder versucht, möglichst viel Information in die Dialoge der Personen einzufügen. Dadurch geraten manche Gespräche etwas hölzern. Aus historischer Sicht also lesenswert. Literarisch betrachtet gibt es ein paar Abzüge.