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Evoli

Bewertungen

Insgesamt 64 Bewertungen
Bewertung vom 15.08.2022
Dachs und Rakete. Ein Haus voller Freunde
Isermeyer, Jörg;Schüttler, Kai

Dachs und Rakete. Ein Haus voller Freunde


ausgezeichnet

Solche Nachbarn wären toll

Ein Haus voller Freunde ist das zweite Abenteuer des hilfsbereiten Herrn Dachs und seiner treuen Schnecken-Freundin und Mitbewohnerin Rakete. Genauer gesagt ist das Buch eine kleine Sammlung verschiedener lustiger Episoden aus dem Leben des sympathischen Duos, in denen diesmal ganz besonders auch die diversen interessanten Nachbarn im Wohnhaus im Mittelpunkt stehen, passend zum Untertitel.
So liest man z.B. von gemeinsamen Unternehmungen wie Oma Käthes turbulentem Geburtstag zwischen Achterbahn und Autoscooter, erlebt die davon inspirierte Konstruktion einer Murmelbahn durch sämtliche Etagen, verfolgt die Eskapaden der rotzfrechen Meerschweinchen-Kinder und erfährt endlich, warum der abweisende Schildkröterich Senor Tortuga sich so hinter seiner Tür verschanzt.

Alle Kapitel bieten viele spaßige Szenen, nicht zuletzt wieder durch die etwas naive, aber ausgesprochen liebenswürdige Art des Dachses. Unterstützt wird das Gesamtpaket wie schon beim ersten Band durch zahlreiche farbenfrohe Illustrationen. Darauf sind allerlei liebevolle Details zu entdecken, darunter erneut tolle Gesichtsausdrücke, etwa völlig verdutzte oder erschrockene Gesichter auf dem Rummelplatz oder die niedlichen Schnuten der kleinen Meerschweinchen.

Dieser Band wäre theoretisch auch unabhängig vom Erstling lesbar, würde aber sicher deutlich weniger Freude machen, wenn man nicht weiß, wie alles begann und wie sich alle angefreundet haben.
Das Buch ist sehr vergnüglich zum Vorlesen oder auch Selberlesen ab fünf Jahren aufwärts, lediglich eine Szene im Theater gegen Ende ist meiner Meinung nach für kleinere Kinder wahrscheinlich nur schwer nachzuvollziehen.

Bewertung vom 02.08.2022
Alles über den Straßenverkehr / Wieso? Weshalb? Warum? Bd.50
Erne, Andrea

Alles über den Straßenverkehr / Wieso? Weshalb? Warum? Bd.50


ausgezeichnet

Wichtiges Thema, wie immer anschaulich präsentiert

Mit dem neusten Band widmet sich die beliebte Reihe für die „größeren“ Kindergartenkinder und Schulanfänger erneut einem interessanten Thema, zu dem eigentlich alle einen Bezug haben. Schließlich ist jeder mehr oder weniger im Straßenverkehr unterwegs und sollte wissen, wie man damit umgeht.

Die kleinen Leser und Betrachter können viel lernen, die Informationen sind kindgerecht formuliert und anschaulich illustriert. So geht es unter anderem um das richtige Verhalten an Ampeln und Zebrastreifen, die Regelungen für das Fahrradfahren auf dem Gehweg bzw. der Straße, den Umgang mit öffentlichen Verkehrsmitteln, Informationen zu Spielstraßen und vieles mehr.
Dieses Buch ist dabei umfangreicher und geht mehr in die Tiefe als der schon seit längerer Zeit erhältliche Straßenverkehr-Band aus der Unterreihe für die Zwei- bis Vierjährigen.

Die dazugehörigen Bilder bieten viele nette Details, erinnern bei größeren Szenen teilweise schon fast an Wimmelbücher.
Wie immer laden außerdem viele kleine und größere Klappen zum Entdecken ein, dahinter verbergen sich z.B. kleine Missgeschicke unachtsamer Verkehrsteilnehmer oder verdeutlichende Detailansichten.
Auch auf Inklusion wurde geachtet – so finden sich auf den Straßen etwa Menschen verschiedener Hautfarben und Rollstuhlfahrer.

Der neue Band ist definitiv ein lohnender Neuzugang für die wachsende Sammlung der „Wieso, weshalb, warum“-Fans.

Bewertung vom 27.07.2022
Pipi, Popel, Pups und Kacka
Dalheim, Pauline

Pipi, Popel, Pups und Kacka


ausgezeichnet

Warum Rotz und Mikroben so wichtig sind

Pipi, Popel, Pups und Kacka – wenn dieser Titel nicht neugierig macht, dann weiß ich auch nicht. Das lustige Cover und die Überschriften im Inhaltsverzeichnis tragen ihr Übriges dazu bei und laden zum Blättern ein.
Die Kapitel des Buches behandeln das volle Programm an Abscheulichem – neben den schon im Titel aufgeführten Ausscheidungen so z.B. auch Krabbeltiere, verdorbenes Essen, Schuppen, Rotz und Spucke. Durch die witzigen bunten Zeichnungen wird es aber nicht allzu eklig. Bei Fotos würde die Sache doch anders aussehen ;)

Die Leser erfahren viel Wissenswertes, etwa über die menschliche Abwehr, die Verdauung und die Wunderwelt der Mikroben. Denn vieles, was uns auf den ersten Blick einfach eklig und lästig erscheint, hat ja einen großen Nutzen.
Alles wird kindgerecht erklärt, ohne die Inhalte zu sehr zu vereinfachen, und durch die Illustrationen schön anschaulich dargestellt.
Manches finde ich vielleicht eher ab dem Grundschulalter geeignet, insgesamt werden aber auch größere, pfiffige Kindergartenkinder ihre Freude am informativen Ausflug in die Ekel-Thematik haben und wahrscheinlich bald ihr neu erworbenes Wissen zum Besten geben.

Ich habe lediglich wenige kleine Fehler entdeckt (mal ein Komma zu viel, mal Striche von Beschriftungen an die falsche Stelle gezogen), die den guten Eindruck aber nicht weiter stören.

Bewertung vom 21.07.2022
Die versteckte Apotheke
Penner, Sarah

Die versteckte Apotheke


sehr gut

Nach schlimmen Schicksalsschlägen nutzt die Apothekerin Nella Ende des achtzehnten Jahrhunderts ihr Wissen aus Kräuterkunde und Medizin, um im Auftrag anderer Frauen Mittel zu brauen, die deren böse Ehemänner oder andere Quälgeister um die Ecke bringen. Als eines Tages das zwölfjährige Dienstmädchen Eliza in Nellas verborgenem Raum auftaucht, wird eine gefährliche Abfolge von Ereignissen in Gang gesetzt.

Im London der Gegenwart versucht die Amerikanerin Caroline eine große Enttäuschung zu verarbeiten. Anstatt mit ihrem Mann gemeinsame Zeit anlässlich ihres zehnten Hochzeitstags zu verbringen, hat sie nach dessen Ehebruch die Reise kurzerhand allein angetreten. Durch Zufall stößt sie auf ein geheimnisvolles Fläschchen und der Entdeckerdrang der studierten Historikerin wird geweckt. Der Fund soll ihrem Leben eine ganz neue Wendung geben...

Geschickt lässt die Autorin die Handlungsstränge in Vergangenheit und Jetztzeit sich entwickeln und die Leser erfahren, wie Caroline mit detektivischem Gespür allein anhand des unscheinbaren Glasgefäßes die damaligen Geschehnisse zu rekonstruieren beginnt. Abwechselnd folgen die Kapitel neben Caroline auch Nella und Eliza, alle Protagonistinnen überzeugen durch interessante Charakterzüge und ihre eigenen Sorgen bis hin zu inneren Dämonen.

Die Geschichte ist spannend, denn vor allem die historischen Hauptfiguren geraten in arge Bedrängnis und man fiebert mit, ob sie aus dieser Bredouille wieder herausfinden werden. Besonders das London zu Nellas Zeit gefällt durch seine düstere Atmosphäre, passend zur Geschichte sind am Ende interessante Zusatzinformationen zu verschiedenen Giftstoffen zu finden. Abgerundet wird das Extra-Material durch einen altertümlichen Stadtplan, der in der Geschichte eine wichtige Rolle spielt.
Nebenbei bemerkt handelt es sich auch um ein ausgesprochen hübsches Buch.

Fazit: Ich habe dieses Buch gern gelesen und wurde bis zum durchdachten Schluss gut unterhalten, auch wenn es nicht ganz das Zeug zum absoluten Hit hat. Die Kapitel in der Vergangenheit konnten mich meist mehr fesseln als Carolines Part, auch wenn sie durchaus auch eine sympathische Protagonistin ist. Ein paar Abschnitte hätten vielleicht etwas gekürzt werden können. Insgesamt gilt aber: Nicht nur angehende Giftmischerinnen kommen hier auf ihre Kosten.

Bewertung vom 15.06.2022
1:0 für Paul! Eine Fußballgeschichte - Leserabe ab 2. Klasse - Erstlesebuch für Kinder ab 7 Jahren
Mai, Manfred

1:0 für Paul! Eine Fußballgeschichte - Leserabe ab 2. Klasse - Erstlesebuch für Kinder ab 7 Jahren


sehr gut

Fußball verbindet

In Pauls Nachbarschaft ist eine neue Familie eingezogen, auch ein gleichaltriger Junge gehört dazu. Zwar spricht Amir erst wenig Deutsch, doch durch ihr gemeinsames Hobby Fußball entwickelt sich schnell eine Freundschaft zwischen den beiden Nachwuchs-Kickern. Nach einer Weile beginnen sie zusammen im Verein zu spielen, es wird fleißig trainiert und schließlich steht das erste große Spiel an – doch wird Paul es in die Start-Elf schaffen?

In fünf Kapiteln erzählt dieser Leserabe-Band kindgerecht eine schöne Freundschaftsgeschichte, besonders (aber nicht nur) für Fußballfans. Die deutliche, große Druckschrift erleichtert das Lesen, die Sätze sind nicht zu kompliziert formuliert, so dass Zweitklässler (oder gute Leser gegen Ende des ersten Schuljahrs) problemlos damit zurechtkommen dürften.
Man erfährt, wie die Freundschaft mit Amir entsteht, wie Paul anfängliche Unsicherheiten ablegt und wie mit vereinten Kräften gelungene Spielzüge gelingen.

Die Geschichte ist ansprechend und wurde mit sympathischen Bildern bunt illustriert. Nach jedem Kapitel gibt es eine Verständnisfrage beziehungsweise nach dem letzten ein paar nette Rätsel wie versteckte Wörter.
Etwas verbesserungsfähig finde ich lediglich den Schluss – das Buch endet zwar mit einem schönen Moment, aber doch etwas abrupt. Meiner Meinung nach wird das manches Kind ein bisschen irritieren.

Bewertung vom 24.05.2022
Der kleine Raubdrache
Mueller, Dagmar H.

Der kleine Raubdrache


ausgezeichnet

Ein kleiner Raubdrache, der nicht rauben will

Habt ihr euch schon mal gefragt, warum Drachen eigentlich Prinzessinnen rauben, wenn sie die dann gar nicht fressen? Dagmar H. Mueller findet für diese Frage in ihrem Buch eine charmante Antwort – durch das ganze Abenteuer sollen Prinzen und Prinzessinnen erkennen, wie sehr sie doch aneinander hängen. Eine durchaus ehrenvolle und traditionsreiche Aufgabe also.
Der kleine Held unserer Geschichte, ein Raubdrachen-Schulkind, sieht aber nicht ganz ein, warum er sich im Zuge dessen zeitlebens von tapferen Recken mit spitzen Schwertern pieksen lassen soll, ohne andere, friedlichere Karrieremöglichkeiten zu haben. Die jüngst geraubte Prinzessin, die ebenfalls nicht so recht den gängigen Klischees entsprechen will, bringt zusätzlich Unruhe in das seit Generationen ausgeklügelte System. Nicht nur der große Raubdrachen-Lehrer stößt da an seine Grenzen...

Die Autorin hat nicht nur eine interessante Grundidee, sondern auch einige sympathische Charaktere erschaffen, vom liebenswerten Drachenkind, über Prinzessinnen mit komplizierten Namen und einen etwas mickrigen (aber nicht zu unterschätzenden) Prinzen bis zu witzigen kleinen Nebenfiguren (meine Lieblinge). Deren Geschichte erzählt sie mit Wortwitz und spürbarer Liebe zu ihrer etwas anderen Märchenwelt.
Details wie die schrägen Nahrungsvorlieben der Drachen machen das Szenario lebendig und zu einem Spaß für große und kleine Leser bzw. Zuhörer.

Abgerundet wird das inhaltlich wie optisch schöne Gesamtpaket durch viele lustige Illustrationen, auf denen es einiges zu entdecken gibt – kleine Tierchen mit einem Blatt als Badehandtuch, das erschrockene Gesicht eines prinzlichen Pferdes, Drachenkinder in allen Regenbogenfarben...
Darüber hinaus bringen farbig hervorgehobene und in unterschiedlichen Schriftarten gedruckte Textpassagen weitere Dynamik ins Geschehen.

Am Ende kommt dieser Band zu einem gelungenen Abschluss, eine Fortsetzung wird aber bereits angedeutet. Da habe ich nichts dagegen, denn es hat Spaß gemacht, den kleinen Raubdrachen und seine Freunde zu begleiten.

Bewertung vom 27.04.2022
Papyrus
Vallejo, Irene

Papyrus


ausgezeichnet

Wie die Bücher geboren wurden

Hinter einem schlichten und doch hübschen Einband verbirgt sich hier ein kluges und besonderes Buch. Die spanische Autorin Irene Vallejo entführt uns dabei auf eine vielschichtige und abenteuerliche Reise zurück zu den Anfängen schriftlicher Aufzeichnungen, schildert wie die Bücher zum dem wurden, was sie heute sind, und warum sie uns aller technischen Entwicklungen zum Trotz wohl noch lange erhalten bleiben werden.

Alles wird lebendig und flüssig erzählt, mit allerlei Abschnitten, die man in einer Dokumentation wahrscheinlich "Spielszenen" nennen würde - Momente aus dem Leben historischer Persönlichkeiten, aber auch ganz normaler Menschen, ob bei der Papyrus-Ernte, während einer Schlacht oder bei der Erfindung bahnbrechender Neuerungen rund um die Welt der Bücher.
Man merkt, wie gebildet und belesen die Autorin ist, ohne dass sie dabei überheblich wirkt. Sie zeigt durchaus auch Humor und Lockerheit in ihren Schilderungen, und das Buch ist trotz seines erheblichen Informationsgehalts und der vielen komplexen Themen nie trocken.

Von Urheberrecht, Zensur und antiken Bestseller-Listen

Immer wieder zeigen sich faszinierende Paralleln und sich wiederholende Motive über die Menschheitsgeschichte hinweg. Irene Vallejo streut viele Verknüpfungen zu späteren Werken der Weltliteratur und Filmen ein, von Shakespeares Dramen über Huckleberry Finn und 1984 bis zu modernen Bestsellern wie Der Vorleser.
Außerdem trifft man, etwa bezogen auf die Gefahren für Bücher und ihre Schöpfer oder Besitzer, auch auf sinnvolle Vergleiche zwischen damaligen Vorkommnissen und etwa Ereignissen aus dem Zweiten Weltkrieg, dem Jugoslawien-Krieg, dem Franco-Regime bis hin zum Internet-Zeitalter.
So wird, obwohl es schwerpunktmäßig um die antiken Ursprünge geht, immer wieder ein gelungener Bezug zur jüngeren Vergangenheit hergestellt.
Darüber hinaus lässt die Autorin auch eigene Erfahrungen einfließen - Mobbing als „Streberin“ in der Schule, Buchhandlungsbesuche mit ihrem Vater, das Aufeinandertreffen mit Gelehrten...

Angenehmer Stil

Begeisterte Leser und Buchliebhaber kommen voll auf ihre Kosten, besonders wenn sie außerdem ein gewisses Faible für die Antike haben.
Papyrus regt dazu an, sich Gedanken über vermeintlich alltägliche Dinge wie die Schrift, das stille Lesen und die allgegenwärtige Verfügbarkeit von Literatur zu machen, die man heutzutage meist für selbstverständlich hält, bis zu deren Entstehung es aber ein teils Jahrhunderte währender und steiniger Weg war. Von diesem erzählt die Autorin sehr angenehm und ganz nebenbei konnte ich hier einiges lernen.
Zwar hatte ich schon von Alexander dem Großen, dem Rosetta-Stein, Herodot oder Homers Ilias gehört, viele Details und Erkenntnisse waren mir aber unbekannt. So etwa die Wortherkunft von "Pergament", die Tatsache, dass das griechische Alphabet wahrscheinlich auf einen einzigen kreativen Kopf zurückgeht oder die Entstehungsgeschichte der legendären Bibliothek von Alexandria, um nur ein paar zu nennen.

Daneben finden sich hier meiner Meinung nach zahlreiche zitierungswürdige Stellen – der Schreibstil gefällt mir ausgesprochen gut.
Ein umfangreiches Quellenverzeichnis, weiterführende Literatur und ein Personenregister runden das Buch ab.

Fazit: Wie wunderbar, dass die Menschen vergangener Epochen durch ihre Werke über die Jahrtausende hinweg zu uns sprechen können.

Bewertung vom 21.03.2022
Die Wächterinnen von New York
Jemisin, N. K.

Die Wächterinnen von New York


sehr gut

Die Grundidee von N.K. Jemisins neustem Werk ist so ungewöhnlich wie interessant: Wenn Städte lange genug bevölkert und ihren Bewohnern zur Heimat gemacht wurden, können sie quasi ein Eigenleben beziehungsweise eine Art Bewusstsein entwickeln. Als „Geburtshelfer“ oder Avatare dienen dabei besondere Menschen, welche die Stadt oder auch deren einzelne Teile verkörpern. Für New York steht nun dieser spannende Prozess an, während dessen die Stadt besonders angreifbar und verletzlich ist. Denn längst nicht jeder Metropole ist der entscheidende Schritt bisher gelungen – irgendjemand oder irgendetwas scheint es darauf abgesehen zu haben, die Geburt mit allen Mitteln zu verhindern...

Auftritt für die namensgebenden Wächterinnen von New York

Eine bunt gemischte kleine Truppe von Bewohnern, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten, muss die jeweils anderen Avatare finden und sich vor allem ordentlich zusammenraufen. Denn so divers wie die Stadt und ihre Viertel sind, so verschieden präsentieren sich auch die Persönlichkeiten, Interessen und Hintergründe ihrer Verkörperungen. Zum Glück können die Protagonisten auch entsprechende Stärken in die Gruppe einbringen und sie finden außerdem ein paar geheimnisvolle Unterstützer.
Das ist auch bitter nötig, denn der Feind droht immer mehr, in New York Fuß zu fassen und seine Tentakel buchstäblich nach allem auszustrecken, was den Hauptfiguren lieb und teuer ist.

Die Perspektive wechselt kapitelweise zwischen den einzelnen Hauptfiguren sowie gelegentlich den Unterstützern. Die Autorin hat es sehr gut geschafft, deren unterschiedliche Ansichten und Persönlichkeiten in die Geschichte einfließen zu lassen. In den Dialogen kommen oft Umgangssprache sowie Slang zum Einsatz, was bestimmt nicht ganz einfach zu übersetzen war. Meiner Meinung nach ist das Unterfangen aber gelungen.
Zu gefallen wissen außerdem auch die ganz eigenen Ideen der Geschichte und die lebendigen Beschreibungen der Schauplätze sowie Ereignisse. Zwischendurch dürfen dabei auch ein paar actionreiche Szenen nicht fehlen, die ich mir gut in einer Verfilmung vorstellen könnte.

Urbaner kann Fantasy wohl kaum sein

Trotz aller Qualitäten konnte mich dieses Buch der Autorin nicht ganz so abholen wie ihre vorherigen Werke. Das liegt aber wahrscheinlich hauptsächlich auch daran, dass ich Fantasy aus fremden Welten Geschichten aus unser eigenen meist vorziehe. Außerdem liegt mir als Landei das städtische Szenario nicht so richtig am Herzen. Für Menschen, die sich in und mit New York auskennen, ist das Lesevergnügen sicherlich noch mal eine Ecke größer.
Nichtsdestotrotz habe ich das Buch gern gelesen und ich möchte gern wissen, wie die Story weitergeht. Es handelt sich nämlich um den ersten Band einer geplanten Trilogie und am Ende ist lediglich eine Art Etappenziel erreicht.

Bewertung vom 16.03.2022
Dachs und Rakete. Ab in die Stadt!
Isermeyer, Jörg;Schüttler, Kai

Dachs und Rakete. Ab in die Stadt!


ausgezeichnet

Ein sympathisches Duo mit Herz und Humor

Eines Morgens wird Herr Dachs sehr unvermittelt von einer Baggerschaufel aus dem Schlaf gerissen – wo er bisher noch in einer freundschaftlichen Wohngemeinschaft mit seiner Weggefährtin, der Schnecke Rakete, gelebt hat, soll nun ein Freizeitpark entstehen. Gutmütig wie der schwarz-weiß gestreifte Geselle nun mal ist, fängt er keine größeren Diskussionen an, sondern wagt einen Neubeginn und macht sich zusammen mit Rakete auf den Weg ins Blaue. Der Weg führt sie in die große Stadt, die einige Überraschungen und neue Erfahrungen für das Duo bereithält...

Zusammen mit dem sympathischen Freundespaar geraten die Leser beziehungsweise Zuhörer in allerlei lustige Situationen, angefangen bei der Fahrt, die notgedrungen mit weit weniger Gepäck endet als sie begann, über erste Erfahrungen mit der Marktwirtschaft (Geld ist den Beiden z.B. noch völlig unbekannt) bis zur Begegnung mit diversen interessanten Nebencharakteren.
Die etwas naive, freundliche Art des Dachses lässt ihn schnell Sympathiepunkte sammeln, noch dazu ist er ein fleißiger Handwerker und Erfinder, der sich allerlei witzige Sachen einfallen lässt. Die freche Rakete ist eine gelungene Ergänzung, nicht nur durch den Running Gag, dass eine Schnecke nun mal keine Hände hat und deshalb z.B. schlecht Krocket spielen oder rudern kann.

Generell weiß das Buch durch viel Humor und Wortwitz kleine, aber auch große Leser/Vorleser zu begeistern, etwa durch Formulierungen wie „hausenge“ Klamotten für Rakete.
Abgerundet wird das charmante Gesamtpaket noch dazu durch liebevolle, farbenfrohe und ebenfalls lustige Illustrationen, auf denen es viele Details wie etwa ulkige Gesichtsausdrücke der Figuren zu entdecken gibt.

Ohne dass trocken der moralische Zeigefinger erhoben wird, kann man ganz nebenbei auch verschiedenes aus der Geschichte lernen – weniger ist mehr/ ohne unnötigen Ballast lebt es sich manchmal leichter, Freundlichkeit kann sehr hilfreich sein, Fremde sind manchmal Freunde, die man einfach noch nicht kennt...

Bewertung vom 18.02.2022
Das verschlossene Zimmer
Givney, Rachel

Das verschlossene Zimmer


ausgezeichnet

Die Suche nach der verschwundenen Mutter

Krakau im Jahr 1939: Die siebzehnjährige Marie will endlich die Wahrheit erfahren – warum hat ihre Mutter sie verlassen, als sie noch ein Kleinkind war? Die Tochter kennt nicht einmal deren Namen, hat nur noch Ansätze verschwommener Erinnerungen an sie, und ihr Vater Dominik Karski, ein angesehener Chirurg am städtischen Krankenhaus, hüllt sich hartnäckig in Schweigen.
Marie sieht keine andere Lösung mehr, als in das titelgebende verschlossene Zimmer einzubrechen, was eine Kette von Entwicklungen in Gang setzt und ihr Leben für immer verändern wird.

Neben Maries Suche nach Antworten bilden einige weitere zentrale Themen die Grundlage für die Handlung dieses Romans. Zum einen die sich zuspitzende politische Lage rund um die Bedrohung Polens durch die Nazi-Diktatur, zum anderen Maries Wunsch, Medizin zu studieren und in die Fußstapfen ihres hochbegabten Vaters zu treten – die Verantwortlichen legen der wissbegierigen jungen Frau allerdings nichts als Steine in den Weg.
Und dann wäre da auch noch ihr Kindheitsfreund Ben, dem sie nach Jahren der Trennung wieder begegnet. Als Jude sieht er sich zunehmend rassistischen Anfeindungen ausgesetzt und die Liebe der Beiden wird auch für Marie zum Spiel mit dem Feuer.

Die Protagonistin ist eine sympathische und beeindruckende Hauptfigur, die mit Intelligenz und Hartnäckigkeit tapfer ihren Weg geht und sich auch von Rückschlägen nicht unterkriegen lässt.
Doch auch Dominik, der in manchen Kapiteln im Mittelpunkt steht, entpuppt sich zunehmend als liebenswerte Persönlichkeit. Der spröde und hundertprozentig korrekte Arzt verbirgt in der eher abweisenden Schale einen weichen Kern und versucht, seine Tochter vor allen Gefahren zu beschützen. Weitere interessante Punkte ergeben sich unter anderem durch Dominiks frühe Antibiotika-Forschungen, seinen fiesen Rivalen um den Chefarzt-Posten mit einem Faible für die menschenverachtende Ideologie der Nazis und einen neuen Kollegen, der trotz aller Abweisungen seine Freundschaft sucht. Dominik möchte niemanden zu nah an sich heranlassen, um nicht die im Raum stehenden dunklen Geheimnisse der Vergangenheit preiszugeben.

Der Schreibstil konnte mich überzeugen, besonders angetan haben es mir die Formulierungen, etwa in den Betrachtungen der Nebencharaktere und gesellschaftlichen Eigenarten bzw. des menschlichen Zusammenlebens. Die Leseprobe vermittelt davon schon einen guten Eindruck – Interessenten sollten also unbedingt mal hineinschnuppern. Sowohl Marie als auch Dominik sind gute Beobachter und die Autorin hat es geschafft, trotz der durchaus ernsten Themen zwischendurch immer wieder feinen Humor aufblitzen zu lassen, besonders in der ersten Hälfte. Im späteren Verlauf nehmen dann eher die düsteren Elemente etwas zu, die Liebe zu den Kuriositäten unseres Lebens und den Menschen bleibt aber immer spürbar.

Fazit: Das verschlossene Zimmer ist für mich durch seine interessanten Themen und die sympathischen Charaktere ein lesenswerter historischer Roman. Im Mittelteil verläuft die Handlung vielleicht ein klein wenig zu gemächlich, dafür ergeben sich am Ende aber noch diverse spannende Ereignisse und Wendungen. Das in sich abgeschlossen Buch kommt zu einem gelungenen Ende, mit dem ich so nicht gerechnet hatte.