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sommerlese
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Zu meinen Hobbies gehört Lesen einfach dazu. Meine Rezensionen erscheinen auch auf meinem Blog. Schaut doch bei Interesse mal rein! https://sommerlese.blogspot.com/
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Bewertungen

Insgesamt 2612 Bewertungen
Bewertung vom 23.06.2022
Nachhaltig kochen unter 1 Euro
Olvenmark, Hanna

Nachhaltig kochen unter 1 Euro


sehr gut

Günstig, nachhaltig und lecker kochen ist keine Hexerei!

Gesundes Essen ist oft zeitaufwändig und gute Zutaten sind teuer. Jetzt steigen die Preise und trotzdem möchte man sich gesund und lecker ernähren und dabei den Geldbeutel schonen! Das ist möglich, wenn man geplant einkauft, etwas Vorratshaltung betreibt und die Reste sinnvoll verwertet. Ernährungsberaterin und Food-Bloggerin Hanna Olvenmark zeigt 50 vegetarische Gerichte, die jeweils unter einem Euro kosten und auch noch klimaneutral und damit umweltschonend sind.

Bei diesem Buch war ich zunächst skeptisch, ob mich jetzt fünfzig verschiedene Rezepte zu Eintopf mit Hülsenfrüchten, Pellkartoffeln mit Quark und Nudeln mit Tomatensauce erwarten werden. Doch dem ist nicht so! Die Art der Gerichte ist durchaus vielseitig und abwechslungsreich, sie sind kochtechnisch auch für Anfänger zu bewältigen und bringen sogar viele vegane Möglichkeiten mit.

Die Autorin beginnt ihr Buch mit Gedanken zur Vorratshaltung, stellt günstige und gesunde Grundzutaten und eine perfekte Einkaufsliste vor. Sie erklärt, wie man mit Lunchboxen sparen kann und welcher Reiseproviant sich für Outdoor-Gerichte eignet.

Als Motivation für günstiges Kochen erklärt sie ihre persönlichen Hintergründe und gibt mit einigen Rechenbeispielen auch praktische Spartipps an die Hand. Dann folgt der übersichtliche und mit appetitanregenden Fotos versehene Rezeptteil.



Es geht los mit Grünkohlpasta, Rote-Bete-Bratlinge mit Zwiebelsauce und Kartoffelpüree und Erbsencurry mit Asia-Nudeln.

Nachgekocht und für gut befunden habe ich das Pilzrisotto aus Milchreis und die Nudeln mit Erbsenpesto. Ebenfalls noch auf dem Kochplan stehen die Tomatensuppe mit Feta und Bohnen, Nudeln mit Zucchini-Pilz-Sauce, die Moussaka und das Erdnuss-Gemüse-Curry mit Tofu.

Wie in vielen veganen Kochbüchern gibt es auch hier ein Rezept zu Chili sin carne und zu veganer Spaghetti Bolognese.

Besonders interessant sind noch die Kerneknäcke, Bananenballen, fünf Aufstriche aus Gemüse, verschiedene Porridges und Smoothies.



Danach folgen vier jahreszeitliche Einkaufslisten für den Wocheneinkauf unter 30 Euro zu sechs Gerichten, weil die Reste eines Gericht der Woche am Sonntag aufgewärmt werden sollen. Das erscheint mir etwas fraglich, Reste wird es geben, aber sicher nicht für eine volle Hauptmahlzeit.



Die Fotos sind appetitanregend, die Rezepte sind verständlich erklärt und die bunte Mischung der Rezepte finde ich sehr abwechslungsreich. Allerdings gibt es eine Häufung von Hülsenfrüchten und Nudelgerichten, doch das hatte ich auch erwartet. Alle Rezepte sind einfach, manchmal etwas aufwändig durch vorheriges Garen, Pürieren und dann Braten, aber es hält sich im zeitlichen Rahmen. Ob die Gerichte wirklich alle pro Person unter 1 Euro liegen, hängt davon ab, wieviel man isst und ob man für mehrere Personen kocht. Ich würde es aber, wenn man es auf eine Woche berechnet, so einschätzen.

Besonders praktisch finde ich, dass sich viele Rezepte abändern lassen, vegane Varianten sind angegeben und auch Fleischesser können hier etwas umarbeiten.

Es ist keine Hexerei preiswert und nachhaltig zu kochen! In diesem vielfältigen Buch gibt es viele Anregungen für gesunde und leckere Küche.

Bewertung vom 22.06.2022
Virginia und die neue Zeit / Die Liebenden von Bloomsbury Bd.1
Martin, Stefanie H.

Virginia und die neue Zeit / Die Liebenden von Bloomsbury Bd.1


sehr gut

Interessanter Einblick in das Leben von Virginia Woolf

London, 1903: Virgina Woolf gründet mit ihrer künstlerisch begabten Schwester Vanessa und ihren Brüdern eine Wohngemeinschaft in Bloomsbury. Virginia möchte nur eines, schreiben und damit neue Wege begehen. Aber in der Gesellschaft ihrer Zeit erwartete man von ihr, dass sie heiratet und nicht als ledige Frau ein Leben in Freiheit führt. In der Bloomsbury Group konnte sie sich in Diskussionen über Literatur, Wissenschaft und Kunst mit Intellektuellen austauschen und so weiter entwickeln.

Virginia Woolf gilt als Ikone der literarischen Moderne und trat für ein gesellschaftliche Veränderungen, insbesondere das Frauenrecht und ein selbstbestimmtes Leben der Frauen ein.

Die Bloomsbury Group, benannt nach einem Stadtteil Londons, umfasste einen Kreis von Literaten und Intellektuellen, die sich dem freien Denken hingaben und gegen die bestehenden gesellschaftlichen Vorstellungen auflehnten, den Imperialismus und die Tabuisierung der Sexualität hinterfragten. Zu dieser Gruppe gehörten berühmte Personen wie Lytton Strachey, der Maler Duncan Grant, der Ökonom John Maynard Keynes und auch Virginia Woolf.

Dieser Roman ist der Auftakt zu einer dreiteiligen Reihe, er beschreib die Anfänge der Bloomsbury Group zwischen 1903 bis 1909. Wir erleben an Virginias Seite die Gründung der Gruppe, nehmen teil an Gesprächen und Diskussionen und erleben eine Frau, die ihr Leben dem Schreiben widmen möchte und mit dem gesellschaftlichen Zwang einer Heirat hadert. Die weltoffene Ansicht des Zirkels eröffnete ihr freigeistige Eindrücke, die sich in ihren Essays widerspiegeln.

Stefanie H. Martin stellt in ihrer Romanbiografie Virginia Woolf in den Mittelpunkt. Wir erleben die historischen Ereignisse der Zeit, tauchen in Virginias Gedanken und Gefühle ein und spüren, wie sehr ihr die Schriftstellerei am Herzen liegt. Sie ist ein Vorbild ihrer Zeit, in der es Frauen nicht vergönnt war, ihre Leidenschaft frei auszuleben.

Von der sprachlichen Seite her ist dieser Roman ein Genuß, die Ausarbeitung ist der Autorin sehr zeitbeschreibend gelungen, man fühlt sich durch die poetischen Formulierungen und die besonderen Diskussionen und Briefwechsel förmlich in diese Epoche zurückversetzt. Es gelingt Stefanie H. Martin auf interessante und zeitbeschreibende Weise das private Leben der vielseitigen Persönlichkeit Virginias und ihrer Zeitgenossen zu begleiten und mehr über ihre Ambitionen zur Frauenbewegung zu erfahren. Dabei steht die anschauliche Charakterisierung der Figuren besonders im Fokus. Virginia wirkt ehrgeizig, dabei aber auch etwas unsicher und fragil. Ihre enge Beziehung zu Vanessa macht klar, wie sehr sie eine Bezugsperson suchte und brauchte.

Wer sich in den Literatursalons traf, hatte nicht nur Intellekt, er hatte auch das finanzielle Polster, um hier zu diskutieren und gedanklichen Austausch zu pflegen. Dabei ging es besonders offen auch um Sexualtität, einige der Bloomsburries waren Homosexuelle.

Diese sprachlich gelungene Ausarbeitung über Virginia Woolfs Leben ist für mich ein interessanter Einblick, der mit den gezeigten Zeitgenossen ein klares Bild der Bloomsbury Group und der viktorianischen Zeit abbildet.

Bewertung vom 21.06.2022
Ostseekreuz / Pia Korittki Bd.17
Almstädt, Eva

Ostseekreuz / Pia Korittki Bd.17


sehr gut

Kommissarin Pia Korittki hat von ihrem letzten Fall traumatische Nachwirkungen und braucht dringend eine Auszeit. In einem Ostsee-Kloster hofft sie, durch das beschauliche Leben Ruhe und Kraft zu tanken und das Erlebte verarbeiten zu können. Doch dann bringt das Läuten der Totenglocke Unruhe in das Klosterleben. Bruder Zacharias wurde ermordet wurde. Da Pia als Gast im Kloster weilt, möchte sie sich aus den Ermittlungen heraushalten, als aber ein weiterer Gast verschwindet, ändert sich ihre Einstellung und sie stellt ihre eigenen Nachforschungen an.



Küstenkrimis gehören für mich einfach zur Urlaubslektüre dazu. Dieser Krimi passte wie Faust aufs Auge, weil ich gerade in der Nähe des Klosters Cismar Urlaub gemacht habe. Und so konnte ich mir diese Lokalität dann auch noch genau ansehen.

Pia hat in ihrem letzten Fall mit Lohse überreagiert und wird von ihrem Chef vor die Wahl gestellt, entweder sie wird suspendiert oder sie nimmt eine Auszeit. Pia wählt die Auszeit und geht in ein Kloster. Mit den Beschreibungen des alltäglichen Klosterlebens und alten Mauern und verborgenen Kammern sorgt Eva Almstädt schon einmal für ein mystisches Ambiente, das mir gut gefällt. Ostseekreuz ist insgesamt eher ein ruhiger Krimi und die Handlung braucht ein wenig, bis sie richtig Fahrt aufnimmt. Danach bringen die abwechselnd erzählten Handlungsstränge im Kloster und Martens Verfolgung von Häftlich Lohse durch geschickt eingebaute Wendungen wieder etwas mehr Spannung ins Spiel.



Die Charaktere werden sehr authentisch und mit einigen Ecken und Kanten gezeigt. Pia und Marten sind bekannt für Alleingänge und bringen sich damit immer wieder in Gefahr. Die Mönche und Gäste sorgen mit ihren privaten Verbindungen und üblichen Konflikten für ein reales und stimmiges Bild von Menschen, die sich gut in den Krimi einfügen. Wir können davon ausgehen, dass Pias Leben weitere Entwicklungen bereithält und das mag ich an dieser Figur so sehr.

Mir hat besonders das Setting des Kloster, die Aufdeckung von Grausamkeiten und der durch die Örtlichkeit eingeschränkte Täterkreis gut gefallen. Hier kann man gut miträtseln und wird trotzdem am Ende mit der unerwarteten Täterauflösung überrascht.

Etwas übertrieben erscheint mir die dauerhaft erfolglose Jagd Martens nach Albrecht Lohse, dessen Flucht ihn inzwischen nach Frankreich führt. Ständig ist Lohse Marten immer einen Schritt voraus und da könnte auch mal ein erfolgreicher Zugriff stattfinden.


Pias Auszeit im Kloster ist wieder ein spezieller Ermittlungseinsatz, den man sich als Fan der Reihe nicht entgehen lassen sollte.

Bewertung vom 19.06.2022
Wo Himmel und Meer sich berühren
Freitag, Kathleen

Wo Himmel und Meer sich berühren


gut

Ein Neuanfang auf Rügen

Rügen 1945: Der Krieg ist vorbei, es kommen die Flüchtlinge aus den Ostgebieten auf die Insel. Auch Edith hat die beschwerliche Flucht hinter sich, mit dem Verlust ihrer Mutter und leider auch unterwegs getrennt von ihrer Schwester Esther. Sie muss erst einmal ankommen und hofft auf ein Wiedersehen mit ihrer Schwester. Doch noch fühlt sie sich fremd und als Vertriebene wird sie nicht gern gesehen. Auf dem Hof von Almas Eltern findet Edith Arbeit und eine Unterkunft und dank einer beginnenden Freunschaft zu Alma lernt sie die Insel allmählich kennen und lieben. Doch nicht nur die Flüchtlinge haben Opfer zu beklagen, auch Alma wartet auf die Heimkehr ihres Verlobten.

Erzählerisch hat mir dieser Roman von Kathleen Freitag mit der flüssigen Schreibweise gut gefallen. Man ist schnell in der Geschichte drin und erfährt wechselseitig aus Almas und Ediths Sichtweise von ihren Ängsten, ihrem Leben und ihrer Vorgeschichte und kann sich so ein Bild ihrer Hoffnungen machen. Rügen wurde 1945 für viele Flüchtende aus dem Osten zum erklärten Ziel. Die Bewohner rückten zusammen, ließen sie bei sich wohnen, beäugten die Zugereisten aber mit einigem Argwohn. Edith kommt zwar auf einem Bauernhof unter, aber sie fühlt sich fremd, so fern ihrer Heimat und völlig allein. Ihre Mutter starb auf der Flucht und zu ihrer Schwester Esther verlor sich die Spur. Doch als sie Alma kennenlernt, freunden sie sich an und verbringen ihre freie Zeit miteinander. Bei ihren Gesprächen vermisse ich den Ausdruck ihrer Gefühlslage, ihre Emotionen kann man mehr erahnen, als dass sie zur Sprache kommen.

In diesem Roman wird die Nachkriegszeit mit all den menschlichen Schicksalen näher beleuchtet. Viele Menschen kamen ohne Hab und Gut und mussten sich ein neues Leben aufbauen. Sie hegten neue Hoffnung und brachten sich und ihre Arbeitskraft für die beheimateten Bauern ein. Die aufnehmenden Bewohner sind zum Teil hilfsbereit, aber auch sehr skeptisch, schliesslich müssen die Lebensmittel nun für mehr Menschen reichen als vorher.

Alma wartet seit Kriegsende auf die Rückkehr ihres Verlobten Friedrich und aus Angst vor einer schlechten Nachricht, öffnet sie ein ankommendes Schreiben der Wehrmachtsauskunftsstelle nicht. Viel lieber liest sie die ihr vertrauten alten Briefe, in denen Friedrich ihr seine Gefühle versichert. Das erschien mir am Anfang ja noch verständlich, ich konnte auf Dauer aber nicht nachvollziehen.

Dieser Roman zeigt eine Flüchtlingsgeschichte, die sofort an aktuelle Vorgänge erinnert. Sie zeigt neben einigen aufgedeckten Geheimnissen auch Optimismus und Zuversicht auf, die ein neues Leben in einer neuen Heimat verspricht und den Menschen Hoffnung und neue Kraft verleiht.

Manche Entwicklungen fand ich etwas vorhersehbar und einige Szenen wurden nur erzählt und damit etwas oberflächlich abgehandelt. Da hätte ein etwas tiefer gehender Blick gut getan.

Dieser unterhaltsame geschriebene Roman lässt sich gut lesen. Er zeigt, unter welchen Problemen und Sorgen Nachkriegsflüchtlinge und auch Alteingessene zu kämpfen hatten und wie Freundschaft neue Wege ebnet.

Bewertung vom 18.06.2022
Das kleine Cottage in Irland / Romantic Escapes Bd.7
Caplin, Julie

Das kleine Cottage in Irland / Romantic Escapes Bd.7


sehr gut

Romantische Lovestory mit irischer Wohlfühlatmosphäre
Der Roman "Das kleine Cottage in Irland" ist Julie Caplins siebter Band aus der Reihe "Romantic Escapes", die im Rowohlt Verlag erscheint.

Bei dieser Reihe sind alle Romane eigenständig und unabhängig voneinander und bieten Landeseinblicke und echtes Lesevergnügen.


Die Anwältin Hanna lebt in Manchester und meldet sich zu einem mehrwöchigen Kochkurs in Irland an. Sie liebt gute Küche und möchte endlich kochen lernen. Am Tag ihrer Anreise trifft sie in Dublin auf Conor, sie verbringen einen romantischen Abend und eine gemeinsame Nacht miteinander. Am nächsten Tag reist Hannah ins wunderschöne County Kerry, wo sie die Truppe des Kurses kennenlernt. Und zufällig taucht auch Conor auf, er ist der Sohn der Kursleiterin. Das hatte ihr gerade noch gefehlt!

Dieses Mal entführt uns Julie Caplin in die irische Grafschaft Kerry mit ihrer wildromantischen Steilküste und den grünen Wiesen und Hügeln.

Hannah ist eine gute Anwältin, aber eine miserable Köchin. Deshalb macht sie einen sechs-wöchigen Kochkurs bei der renommierten Kochschule Adrienne Byrnes an der irischen Südwestküste in Killorgally. In Dublin lernt sie Conor kennen, es knistert sofort zwischen ihnen und sie verbringen die Nacht miteinander.

In Killorgally trifft Hannah auf die Kochtruppe, eine bunt gewürfelte Gruppe, die im Laufe der Kochwochen gut zusammenwächst. Alle fünf Teilnehmer:innen bekommen unterschiedliche Aufgaben zugeteilt, Hannah kümmert sich um die Hühner, andere übernehmen den Kräutergarten, die Schweine und Kühe und lernen so das Landleben kennen und lieben.

Als Hannah Conor wiedersieht, trifft sie fast der Schlag. Beide wollen ihr Geheimnis von Dublin geheimhalten, fühlen sich aber zueinander hingezogen, was niemand merken soll. Dieser Umstand sorgt für unterhaltsame Leseszenen, aber auch für romantische Dates und Kabbeleien, für Missverständnisse und ablehnende Haltung. Hannah unternimmt einige Ausflüge mit ihren neuen Kochfreunden in die nährere Umgebung, in Pubs und in Restaurants, wodurch man als Leserin die Gegend und Landsleute wunderbar miterleben kann. Die Beschreibung des traumhaften irischen Settings und der köstlich klingenden Gerichte habe ich genossen. Sie machen den besonderen Reiz dieser Reihe aus.


Im Kochkurs wird einiges Grundwissen erlernt und angewende und es ist unterhaltsam zu sehen, wie sich die Kochteilnehmer so anstellen. Nebenbei erfährt man mehr über ihr Privatleben und es ist schön zu beobachten, wie sie sich näher kennenlernen und als Gruppe zusammenwachsen. Sehr gern habe ich auch die alltäglichen Szenen auf dem Hof und die romantische Liebesgeschichte begleitet. Trotz der verborgen gehaltenen, gegenseitigen Gefühle sind sich Conor und Hannah bewusst, dass diese gemeinsame Zeit bald enden wird. Ich war neugierig, ob sie sich ihre Gefühle eingestehen und ein Paar werden.

Hannah hatte für mich etwas widersprüchliches in sich, deshalb wurde ich mit ihr nicht so recht warm. Mal ist sie schlagfertig und tough und dann wieder wirkt sie wie ein unreifer Teenager. Das habe ich ihr als erfahrener Anwältin nicht ganz abgenommen. Alle anderen Charaktere konnten mich da mehr überzeugen.

Dieser Liebesroman bezaubert durch ein traumhaftes Setting und die Wohlfühlatmosphäre. Wer romantische Storys mit Irlandflair mag, sollte dieses Buch lesen.

Bewertung vom 16.06.2022
Ostseeglück
Eden, Stephanie

Ostseeglück


sehr gut

Imkerei als persönlicher Glückswegweiser

Stephanie Eden (Jahrgang 1976) fühlte sich ausgebrannt nach Jahren in der Werbebranche und in der Großstadt. Die Geburt ihrer Zwillinge sorgte für ein Umdenken und führte sie an die Ostsee. Dort inmitten von Rapsfeldern entdeckte sie ihre Leidenschaft für die Imkerei und entwickelte ihr persönliches Lebensglück.

Die Autorin wagt einen Neubeginn als Imkerin und eignet sich die dafür nötigen Kenntnisse nach und nach an. Über die einzelnen Schritte bei der Anschaffung von Bienenvölkern und wissenswerte Hintergründe über die Arbeit von Imkern und das Leben der fleißigen Bienen berichtet sie auf unterhaltsame Weise in "Ostseeglück". Für einen hilfreichen Anfang sorgt ihre Mitglied im Imkerverein, dort findet sie gleichgesinnte Imker, die sie mit Herz und Wissen unterstützen. Ihr ist die nachhaltige Imkerei wichtig, sie möchte nicht marktorientiert auf den Ertrag pochen. Die Arbeit mit den Bienen füllt sie aus und erdet sie, das naturnahe Leben mit Bienen macht glücklich.

Während Stephanie Eden ihre Anfänge der Imkerei schildert, wird man unweigerlich mitgerissen von ihrer Begeisterung für die Bienen. Alles Wissen, dass sie von ihrer Imker-Freunden erfährt, schreibt sie in ihrem Buch nieder. Wie arbeiten Bienen und welche Aufgaben haben Drohnen? Welche Hierarchie besteht in einem Bienenvolk?

Der Großteil des Buches dreht sich um Wissen über die Imkerei und um die Stephanie Edens eigene Erfahrungen mit ihren Bienenvölkern. Darüber hinaus bringt sie ihren persönlichen Hintergrund ein, erzählt auf lockere und heitere Weise aus ihrem Familienalltag als Mutter dreier Kinder und Frau eines Piloten.

Geradezu ein Segen ist Stephanies Imkerpate Udo, er gibt nicht nur sein immenses Wissen über die Imkerei weiter, er erklärt und hilft, wo er nur kann und seine Begeisterung für die Bienen färbt auch auf mich als Leserin ab. Diese neue Aufgabe und das Leben mit den Bienen ist als naturnahes Erlebnis gut nachzuvollziehen.
Die vielen Informationen über Bienen bringen auch unbekanntes Wissen über Bienen zutage, diese kleinen fleißigen Insekten sind ein wahres Wunderwerk der Natur und müssen unbedingt erhalten und geschützt werden.

Gerne hätte ich noch etwas mehr über das Leben an der Ostsee erfahren, von ihrer neuen Nachbarschaft und wie sie dort aufgenommen wurde als Neuhinzugezogene.

Lehrreiches und interessantes Buch über die Imkerei und über den Nutzen der Bienen für die Natur. Nach dieser Lektüre weiß man mehr über die Imkerei und möchte am liebsten selbst Bienenvölker betreuen.

Bewertung vom 14.06.2022
Tide, Tod und Tüdelkram
Pistor, Elke

Tide, Tod und Tüdelkram


sehr gut

Ein charmanter Urlaubskrimi

Annemie Engel, Bäckerin und Konditorin mit Leib und Seele, unternimmt gemeinsam mit ihrem Bekannten Werner den ersten Urlaub ihres Lebens, es geht an die Küste. Die Krönung ihrer Ferientage am Meer soll das Konzert des bekannten Schlagerstars Peter Juwel sein. Aber dann findet Annemie die Leiche ihres Idols und kann es kaum fassen. Ihre Mitteilung an die Polizei läuft ins Leere, die Beamten wollen ihr nicht glauben und tatsächlich liefert der Sänger am Abend putzmunter sein Konzert. Irgendwas läuft hier ganz gewaltig schief! Annemie will der Sache auf den Grund gehen und erst recht, als sie am Tag darauf erneut den Sänger tot auffindet. Von dem Moment an verdächtigt man Annemie des Mordes.

Der erste Urlaub von Annemie Engel wird zum Alptraum ihres Lebens, als sie ihr totes Schlageridol Peter Juwel trifft. Aber die Leiche verschwindet und die Polizei glaubt ihr erst bei der zweiten Leiche und verdächtigt Annemie prompt des Mordes. Durch ihr Alibi kann sie diesen Verdacht abwehren, dafür haftet aber der Ruf einer verrückten "Alten" weiter an ihr. Dabei ist sie eine herzensgute Frau, die lediglich hofft, dass sich im Urlaub mit ihrem Bekannten Werner ein neuer Lebensabschnitt erfüllen würde. Lange genug hat sie ihr Leben ohne Partner und eigene Kinder verbracht. Als ihre Pensionswirtin Sonja einen Unfall hat und Hilfe für ihr Café nötig wird, springt Annemie sofort ein. Sie backt Kuchen und Torten und hält den Frühstücks- und Kaffeebetrieb am Laufen. Außerdem kümmert sie sich mit Werners Hilfe um die Töchter der Wirtin.

Die Nachforschungen gestalten sich spannend, die Spurensuche erfolgt auf beschauliche Weise und manches wirkt ein wenig konstruiert, doch das stört den Charme der Geschichte nicht weiter. Die Charaktere sind vielfältig angelegt, der enge Kern um Annemie wird mit einer liebenswürdigen Ausstrahlung beschrieben und wächst mir im Laufe der Handlung immer mehr ans Herz. Und die köstlich klingenden Ergebnisse aus der Backstube sorgen für ein gemütliches Flair, dort wäre ich gerne selbst Gast.

Annemie ist eher eine zurückgezogene Person, sie kennt weder Urlaubsentspannung noch verfügt sie über Internetkenntnisse, sie fühlt sich in ihrer Backstube wohl und wirkt damit ein wenig wie aus der Zeit gefallen. Aber durch den Umgang mit Sonja und ihren Kindern verändert sie sich und wird offener, sie wagt sich aus ihrem Back-Schneckenhaus und nimmt die Aufklärung des Mordes selbst in die Hand. Dabei stößt sie ihrem Verehrer Werner vor den Kopf und braucht erst den Rat ihrer ebenfalls angereisten Freudin Gerburg, um zu erkennen, dlass man für das eigene Glück stets selbst verantwortlich ist.

Bei diesem unblutigen Krimi braucht man kein großes Ermittlungsgespür, die Fakten werden solide aufgedeckt und am Ende bekommt der Täter die Strafe, die er verdient.

Am Ende des Buches warten seitenweise Rezepte auf fleißiges Nachbacken. Von Brötchen, Möhrenkuchen über Brownies bis hin zu köstlich klingenden Torten wie Flockentorte, Regenbogentorte, Marzipantraum oder Low-Carb-Käsekuchen, alle Rezepte stammen aus Annemies Repertoire.

Ein charmanter Urlaubskrimi mit sympathischen Figuren und einer backenden Emittlerin, die man gerne verfolgt.

Bewertung vom 10.06.2022
Finsterthal / Born-Trilogie Bd.2
Geschke, Linus

Finsterthal / Born-Trilogie Bd.2


sehr gut

Actionreicher Thriller mit interessantem Hintergrund

Ex-Polizist Alexander Born wird von seinem Freund Dimitri gebeten, im Entführungsfall junger Mädchen zu ermitteln. Ihre Väter scheinen zum Umfeld der russischen organisierten Kriminalität zu gehören. Obwohl die Lösegeldforderungen der Entführer erfüllt wurden, hat man ein Mädchen tot aufgefunden. Wer steckt hinter den Entführungen? Born fühlt sich ausgebrannt und hat eigentlich noch mit Vorgängen aus seiner Vergangenheit zu kämpfen, aber er schuldet Dimitri den Gefallen. Er verbeißt er sich in den Fall und stößt auf Lügen, Gewalt und Verrat. Wem kann er noch glauben? Und wer ist dieser Typ, der sich "Der Dunkle" nennt?



Die Handlung wird aus der Perspektive verschiedener Personen geschildert und lässt uns damit einen umfassenden Blick werfen.

Die Entführungen werfen viele Fragen auf und die Verbindung zur russischen Mafia macht von Anfang an klar, dass es hier nicht gewaltfrei abgeht. Born verfolgt mit Hilfe seiner ehemaligen Kollegin Carla Diaz eine vielversprechende Spur, beide kommen in Gefahr.

Die Handlung ist spannend geschrieben, die Entführungsfälle und das spätere Auftauchen der Teenager sind der passende Aufhänger für einen interessanten Thriller. Alexander Born kann sich hier mal wieder beweisen, er arbeitet in seiner illegal, leicht kriminellen Art und kommt damit seinen Ex-Kollegen der Berliner Polizei in die Quere, trotzdem erhält er Schützenhilfe von Carla Diaz.

In einigen Rückblenden erfahren wir, wie manche Menschen sich zu grausamen Tätern entwickelt haben, das eröffnet einen neuen Blickwinkel und verwischt etwas die Abstufungen zwischen Gut und Böse. Das Aufeinandertreffen von Born und dem Dunklen bewirkt eine fesselnde Wirkung und hat mich zum Weiterlesen gezwungen. Auch Borns Charakter wird näher beleuchtet, wir erfahren, was ihn im Kampf gegen das Böse antreibt und warum er sich nur widerwillig in die Machenschaften des organisierten Verbrechens wagt.

Ein wenig verwirrt hat mich die Vermischung von Rache, Korruption und Kartellen. Wer kämpft hier gegen wen und welche persönlichen Absichten stecken dahinter? Born schlägt sich wacker, er hat skrupellose Gegner, die vor nichts zurückschrecken und erst sehr spät konnte ich die Hintergründe der Taten näher durchschauen.

In diesem rasanten Thriller gibt es viele actionreiche Szenen, man begegnet Gewalt und Macht und erlebt die kriminelle Seite bestimmter Organisationen und Menschen, die nur ihre eigenen Interessen durchsetzen wollen.

Linus Geschke hat mit Finsterthal einen fesselnden Thriller mit interessantem Hintergrund vorgelegt, den ich gut empfehlen kann.

Bewertung vom 09.06.2022
Matisse
Hollmann, Eckhard

Matisse


ausgezeichnet

Ein eindrücklicher und umfassender Blick auf den Künstler Henri Matisse

Henri Matisse lebte von 1869 bis1954. Er war studierter Jurist, wandte sich aber der Kunst zu. Als Maler, Zeichner, Grafiker und Bildhauer gilt er als einer der bedeutendsten Wegbereiter der Klassischen Moderne, begründete den Fauvismus und legte damit den Grundstein für den Expressionismus. Seine Werke zeigen viele stilistische Neuerungen, die Farbe und Form neu erfanden. Sein vielseitiges Gesamtwerk reicht vom Pointilismus über Wandgemälde, Scherenschnitten und Lithografie bis hin zu Glasfenstern.

In diesem mit vielen Bildbeispielen versehenen Band stellt uns Kunsthistoriker Eckhard Hollmann die Lebensstationen und das Werk des Künstlers Henri Matisse näher vor. Das ist ihm in der Kürze des Buches gut gelungen. Die künstlerischen Eigenarten und Kunstrichtungen werden deutlich beschrieben und man erhält durch die Abbildungen wichtiger Werke einen optischen Eindruck der Darstellungsweise und durch die Erklärungen zu den jeweiligen Werken auch die Hintergründe und Besonderheiten näher erläutert. Besonders die Formvereinfachung und reine Farbfeldmalerei wurde durch Matisse geprägt.

Henri Matisse war als Künstler sehr ehrgeizig und schaffensfreudig, er malte unermüdlich. Als er krankheitsbedingt nicht mehr malen konnte, wandte er sich dem Scherenschnitt zu und fertigte farbenfrohe Collagen aus mit Gouachefarben bestrichenem Papier.

Eckhard Hollmann beschreibt auf kompetente Weise das Leben und Schaffen von Henri Matisse und erwähnt die wichtigen Stationen und Werke seiner künstlerischen Laufbahn. Die auf hochwertigem Papier abgebildeten Werke bekommen durch die Bildbeschreibung und Analyse das nötige Hintergrundwissen und zeigen anhand der verschiedenen Stilrichtungen auch die Vielseitigkeit des Künstlers.

Die Verbindung von Biografie, Zeitdarstellung und Kunstreflexion und die gute Bebilderung machen dieses Buch zu einem gelungenen Bildband, der dazu einlädt, sich intensiver mit diesem Künstler zu beschäftigen.

Bewertung vom 08.06.2022
Schwarzwälder Verschwörung / Schwarzwald-Krimi Bd.3
Graze, Linda

Schwarzwälder Verschwörung / Schwarzwald-Krimi Bd.3


sehr gut

Unterhaltsame Handlung mit aktuellem Bezug

Nach über vierzig Jahren lernt Justin Schmälzle seine leibliche Mutter kennen, die ihn als Baby einfach verlassen hat. Glücklicherweise bekam er mit Margot Schmälzle eine liebevolle Adoptivmutter. Mitten in diesen nicht so einfachen Besuch, hat Schmälzle beruflich mit einem Verschwörungsfall, Schlafschafen und toten Schafen und sogar mit einer Leiche zu tun. Im bisher recht friedlichen Bad Wildbad ist zur Zeit der Teufel los, denn nächtliche Lärmattacken von Randalierern bringen die Anwohner um ihre Nachtruhe. Außerdem besetzen merkwürdige Verschwörungstheoretiker und Aluhutträger den Kurpark. Gibt es Zusammenhänge zwischen diesen Vorgängen und wer steckt hinter dem Mord?

Justin Schmälzle ist Ermittler, hat schwarze Hautfarbe, liebt vegane Gerichte und zog seiner Frau Claudia zuliebe von Karlsruhe nach Bad Wildbad. Nun hat sich nach über vierzig Jahren seine leibliche Mutter angekündigt, auf die Justin eigentlich gut verzichten kann. Denn er liebt einzig und allein seine schwäbische Mutter Margot.

Bei diesem Buch sorgen die Szenen der Krimiermittlung, die Protestbewegung und die privaten Einblicke in Schmälzles Leben für abwechslungsreiche Unterhaltung. Man darf sich auf gut angelegte Charaktere freuen, zu denen der gemütliche Chef Harald Scholz und die leibliche, leicht schräge Mutter Manou gehören, die Familie Schmälzle auf Trab hält. Beim Ermitteln scheint Schmälzle der einzige Mitarbeiter zu sein, der engagiert ans Ermitteln geht, während Scholz sich gern aufs leibliche Wohl konzentriert.

Der flüssige Erzählstil und die Dialoge im Dialekt lassen sich wunderbar lesen, es gibt viele humorvolle Sprüche und bildhafte Beschreibungen, die für einen Krimi zwar etwas ausführlich geraten sind, aber genau den unterhaltsamen Charme des Buches ausmachen.

Die Themen der Verschwörer und Regierungskritiker und der Staatsverschuldung verleihen der Handlung einen aktuellen Anstrich, und von verschwurbelt bis nachvollziehbar wirkt alles ganz wie im realen Leben. Und was es mit den toten Schafen auf sich hat, war mir bis zum Ende ein Rätsel, es wurde dann aber logisch aufgeklärt. Bei diesem Buch gefällt mir der private Part mit der leiblichen Mutter und die Gedanken zu Rassismus noch besser als die Verschwörungstheorien und die Ermittlung.

Besondere Charaktere, aktuelle Themen und etwas Humor verleihen diesem Krimi den speziellen Charme, durch den er sich locker und unterhaltsam lesen lässt.