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Benutzername: 
Fredhel
Wohnort: 
Deutschland

Bewertungen

Insgesamt 1149 Bewertungen
Bewertung vom 14.02.2022
Auf Tod komm raus
Karolina, Anna

Auf Tod komm raus


sehr gut

Nicolas ist ein abgehalfterter Fußballstar. Zusammen mit seiner Zwillingsschwester feiert er in ihrer beider Geburtstag hinein. Nach ausgiebigen Alkohol- und Drogenkonsum wacht er verkatert auf, doch die Schwester neben ihm ist währenddessen ermordet worden, ohne dass er etwas davon gemerkt hat. Nach einer misslungenen Flucht landet er in Polizeigewahrsam. Zwar sprechen alle Indizien gegen ihn, aber eine bekannte Staranwältin nimmt sich seiner an.
Das alles sind grundsolide Zutaten für einen schwedischen Thriller, aber ich habe mich mit dem Lesen schwergetan. Es scheint in Mode gekommen zu sein, Bücher mit ausschließlich unsympathischen Protagonisten zu besetzen. So auch hier: Die Zwillinge sind verwöhnte Kinder aus reichem Haus, deren Eltern leben in sexueller Freizügigkeit, die Staranwältin ist mental gestört und Ebba, die Hauptfigur, ist schwere Alkoholikerin. Von der ersten Seite an ist alles düster und undurchsichtig. Dem Plot kann man zwar logisch folgen, aber so recht glaubwürdig erscheint mir die Handlungsweise der Beteiligten nicht.
Ich gebe knappe 4 Lesesterne, weil man das Buch zügig lesen kann, auch wenn das Spannungslevel eher Mittelmaß bleibt. Doch ihre weiteren Fälle wird Ebba Tapper wohl ohne mich ermitteln.

Bewertung vom 08.02.2022
The Maid / Regency Grand Hotel Bd.1
Prose, Nita

The Maid / Regency Grand Hotel Bd.1


ausgezeichnet

Molly Gray ist eine junge Frau, die etwas aus dem Rahmen fällt. Ich denke, sie hat eine leichte Form von Autismus oder etwas Ähnliches, denn es fehlt ihr ein Gespür, zwischenmenschliche Reaktionen einzuschätzen. Sie nimmt alles wörtlich und kann weder Ironie noch Spott noch Hinterhältigkeit im Gegenüber erkennen. Zum Glück ist sie ein von Grund auf positiver Charakter, der sich sofort in das Herz des Lesers schleicht. 
Ihre Oma, ihre einzige Bezugsperson, ist leider schon verstorben, doch Omas Sinnsprüche sind Molly geblieben. Sie helfen ihr durch den Alltag als Zimmermädchen in einem Londoner Nobelhotel. Saubermachen ist Mollys Passion und somit ist ihr Beruf auch ihr Lebensinhalt. Als ein Hotelgast ermordet wird, wird ausgerechnet Molly verdächtigt. In der Not zeigt sich, wer ihre wahren Freunde sind.
Der ganze Roman wird aus Mollys Sicht erzählt. Wunderbar versetzt sich die Autorin in ihre geradlinige, einfach gestrickte Gedankenwelt und schafft es dabei gleichzeitig, hinter die Fassade der anderen Personen zu schauen, bevor Molly die Wahrheit begreifen kann. Die Personen sind alle wunderbar ausgearbeitet, sodass man sich ein gutes Bild von allen machen kann.
Vielleicht liegt das aber auch an der hervorragenden Vorleserin der Hörbuchversion. Anna Thalbach hat Mollys Charakter hundertprozentig verinnerlicht. Ein Highlight sind für mich auch die Stellen, in denen sie mit mexikanischem Akzent spricht.
"The Maid" ist ein außergewöhnlicher Krimi, der mir viel Freude bereitet hat.

Bewertung vom 08.02.2022
Todesklang und Chorgesang
Kehrer, Karin

Todesklang und Chorgesang


sehr gut

Mit diesem Krimi begeben wir uns in die heile Welt von Miss Marple und Inspector Barnaby. Schon nach wenige Seiten entsteht vor dem inneren Auge eine nette, kleine Dorfgemeinschaft mit ihrem Beziehungsgeflecht, mit Tee und Katzen, und vor allem einer Kirche als Mittelpunkt allen Geschehens. Hier im Kirchgarten wachsen sehr giftige Pflanzen, die sich vorzüglich zum Morden eignen. Das Opfer hat den Kirchenchor geleitet und sich bei so ziemlich allen Mitgliedern unbeliebt gemacht. Die muntere Witwe Bee Merryweather betreibt auf eigene Faust Ermittlungen, was noch sehr gefährlich werden soll.
Das Buch ist einfach nett zu lesen. Es entspricht voll und ganz den Erwartungen, die das beschauliche Cover und der Klappentext wecken. Es gibt keine großen Überraschungen, dennoch lässt man sich gern und völlig unaufgeregt durch das Geschehen im ländlichen Cornwall treiben.
Ein netter Lesespaß, der auch ohne großen Anspruch von mir 4 Lesesterne erhält.

Bewertung vom 08.02.2022
Grenzfall - Ihr Schrei in der Nacht / Jahn und Krammer ermitteln Bd.2
Schneider, Anna

Grenzfall - Ihr Schrei in der Nacht / Jahn und Krammer ermitteln Bd.2


ausgezeichnet

Ein Jahr lang musste man auf den zweiten Grenzfall warten. Ein Warten, das sich lohnte. Insgesamt fünf Frauen verschwinden im Grenzgebiet zwischen Deutschland und Österreich. Alexa Jahn ermittelt auf deutscher Seite, Kommissar Krammer für die Österreicher. Zwei sehr spannende Handlungsstränge, die aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt und erst relativ spät miteinander verwoben werden. Als Nebenschauplatz, der mindestens genauso interessant ist, dient die schwierige Beziehung der beiden Ermittler, deren Verlauf der Leser bis zum Ende hin neugierig verfolgt.
Die Handlungsschauplätze sind gut recherchiert. Kenner der Landschaft werden sich sofort zurechtfinden und das Setting sehr wahrscheinlich lieben. Der Plot selbst ist intelligent konstruiert, aber glaubwürdig. Das Spannungslevel bleibt konstant hoch, doch je mehr man sich dem Ende nähert, desto weniger kann man den Krimi aus der Hand legen. Ein wirklich rasanter Showdown bildet den krönenden Abschluss. Doch ein kleiner Cliffhanger lässt den Leser nun erneut wieder ein Jahr lang auf den dritten Grenzfall hinfiebern.

Bewertung vom 31.01.2022
Der Mann, der zweimal starb / Die Mordclub-Serie Bd.2
Osman, Richard

Der Mann, der zweimal starb / Die Mordclub-Serie Bd.2


ausgezeichnet

Oh, wie schön, es gibt eine neue Folge mit dem Donnerstagsmordclub.
Die vier munteren Rentner aus der noblen Seniorenresidenz sind weit davon entfernt, einen geruhsamen Lebensabend zu verbringen. Dafür sind sie viel zu quirlig und allem Neuen, ganz besonders Social Media, noch sehr aufgeschlossen. Allen voran Elisabeth, die ehemalige Geheimdienstlerin, sorgt für neue Abenteuer. Ihr Ex-Mann ist wieder aufgetaucht. Er scheint sich eine große Menge Diamanten unter den Nagel gerissen zu haben, doch bevor er Elisabeth einweihen kann, wird er ermordet. Schon setzt sich der Donnerstagsmordclub auf die Spur der Edelsteine.
Die Handlung konnte mich diesmal nicht ganz so überzeugen. Sie ist wild, brutal und etwas sehr abstrus, aber das alles wird wieder wettgemacht durch die herrlich witzigen Dialoge und die wunderbaren Charakterzüge jedes einzelnen der Vier. Mit überraschender Cleverness und Vitalität schnappt die Falle über den Bösewichten zu, es ist eine wahre Freude!
Für Freunde des schwarzen/britischen Humors ist dieser Roman ganz einfach ein Must-have.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.01.2022
Rue de Paradis / Luc Verlain Bd.5
Oetker, Alexander

Rue de Paradis / Luc Verlain Bd.5


sehr gut

Die Hälfte dieses Romans sind weit davon entfernt, ein Krimi zu sein. Vielmehr wird die Situation geschildert, in der sich die Bewohner der Rue de Paradis befinden. Ursprünglich war ihre Straße die absolute Spitzenlage am Cap Ferret. Der Bürgermeister hat es ihnen allen ermöglicht, hier im Naturschutzgebiet zu bauen, wobei er den besten Bauplatz natürlich selbst beanspruchte. Nach einer Sturmflut beklagt die Nachbarschaft eine Tote und schwerste Flutschäden an Haus und Grund. 
Luc Verlain wird zu der verschworenen Gemeinschaft geschickt, um für deren Umsiedlung zu werben und zu sorgen. Doch die Menschen haben mittlerweile alles wieder hergerichtet. Sie wollen ihre Heimat nicht verlassen. Schon gar nicht, weil der schlitzohrige Bürgermeister von der Umsiedlung nicht betroffen ist. In der Nacht kommt es zu einer erneuten Überflutung, die ein Nachbar nutzt, um diesen verhassten Menschen zu erschlagen.
Erst jetzt wird das Buch zum wahren Krimi, denn Luc ist mit der Strassengemeinschaft von den Fluten eingekesselt, und in dieser Sturmnacht versucht er, den Mörder zu entlarven. Sein unfähiger Vorgesetzter ist ihm dabei eher eine Last als eine Hilfe.
Davon abgesehen, dass die Einstimmung auf den Krimi für mich eindeutig viel zu lange dauert, besticht der Autor wie immer durch seine Beschreibung vom Südfranzösischen Flair. Die Schilderung von Landschaft, Leuten, Speisen und Getränken weckt immer die Sehnsucht nach einem Frankreichurlaub. Schön wäre es, wenn auch auf die Charakterisierung der Protagonisten etwas mehr Sorgfalt verwendet würde. Ich kenne die Vorgeschichte von Luc und seiner hochschwangeren Freundin Anouk aus früheren Bänden, die in dieser Hinsicht ausführlicher waren. Neueinsteigern fehlt dieses Wissen, um sich mit Luc verbunden zu fühlen. 
Für mich ist dieser 5. Fall wieder ein 4-Sterne-Krimi und ich freue mich auf den 6. Band.

Bewertung vom 30.01.2022
Der Gräber
Persson Winter, Fredrik

Der Gräber


gut

Was für eine tolle, gruselige Idee für einen Plot: Jährlich am 6. November wird eine Frau durch den Kellerboden entführt und verschwindet auf Nimmerwiedersehen. Die Polizei tappt im Dunkeln. Da wird einem Verlags ein Manuskript zugespielt, das die Vorgänge aus der Sicht des Täters beschreibt, der sich mit unheimlichen Erdwesen verbündet hat.
Das Buch wird veröffentlich und trifft auf eine große Resonanz. Vorwiegend auf Positive, aber Hinterbliebene und vor allem die Polizei zeigen sich entsetzt.
Die ganze Zeit jongliert der Autor auf dem schmalen Grat zwischen Thriller und Horror. Meines Erachtens übertreibt er es dabei ein wenig mit unheimlichem Scharren und Kratzgeräuschen in Wänden und Kellerböden. Der Spannungsbogen flacht schon bald ab, und da die Protagonisten allesamt keine wahren Sympathieträger darstellen, dümpelt für mich das Buch daher bis zum Ende nur noch vor sich hin. Meine Erwartungen haben sich leider nicht erfüllt, aber ich kann mir vorstellen, dass gerade die Horrorelemente bei anderen Lesern sehr gut angekommen könnten.

Bewertung vom 28.01.2022
Ein Leben für die Freiheit der Frauen / Die Hafenärztin Bd.1
Engel, Henrike

Ein Leben für die Freiheit der Frauen / Die Hafenärztin Bd.1


ausgezeichnet

Im Kaiserreich sah die Welt noch ganz anders aus. Wie sie vielleicht gewesen ist, erlebt man mit der fiktiven Ärztin Anne Fitzpatrick, die sich in Hamburger Problemvierteln mit Leib und Seele für die Ärmsten der Frauen einsetzt. Obwohl es nur Waschmöglichkeiten, eine warme Suppe und saubere Kleidung sind, was sie bieten kann, legen ihr die Honoratioren der Stadt Steine in den Weg. Den feinen Herren passt es gut ins Konzept, dass sich Frauenmorde in den dunklen Hafengegenden mehren, doch auch Anne selbst ist ihres Lebens nicht mehr sicher.
Überraschenderweise entwickelt sich dieser historische Roman schnell zu einem historischen Krimi, der dennoch viel vom Zeitgeist im Jahr 1910 preisgibt.
Neben der antiquierten Polizeiarbeit erfährt man auch viel über das Leben in einem gutbürgerlichen Haushalt mit all seinen Scheinheiligkeiten. Die Dienstmädchen werden ausgenutzt und die Töchter zu gehorsamen Hausmütterchen herangezogen.
Die Pastorentochter Helene Curtius will sich dem nicht beugen. Sie rebelliert. Sie will eine Berufsausbildung und sie will sich sozial engagieren. In Anne Fitzpatrick erkennt sie eine Vorbildfigur, der sie nacheifert. Leider ist sie ansonsten doch recht oberflächlich. Eben ein unreifer Teenager, der um der Rebellion willen rebelliert, aber wenig über sein Handeln nachdenkt.
Die Hauptpersonen werden so detailliert beschrieben, dass man schnell einen Bezug zu ihnen bekommt. Die Frauenmorde tun ein Übriges, dass man vor lauter Spannung nicht aufhören will zu lesen. Für meinen Geschmack erfährt die Fußballleidenschaft des Polizeibeamten Berthold Rheydt einen zu hohen Stellenwert, aber wahrscheinlich will die Autorin mit der Entstehungsgeschichte des FC St.Pauli den historischen Hintergrund weiter abrunden. 
Das Hörbuch wird sehr gut gesprochen von Verena Wolfien.

Ich finde, in diesem Buch vereinen sich sowohl die Spannung eines Krimis mit einer Zeitreise ins Kaiserreich.
Gerne vergebe ich 5 Lesesterne und freue mich auf die Fortsetzung, die voraussichtlich im Mai erscheinen wird.

Bewertung vom 17.01.2022
Was wir verschweigen / River Delta Bd.1
Tuominen, Arttu

Was wir verschweigen / River Delta Bd.1


sehr gut

Generell ist das immer so ein zweischneidiges Schwert, wenn man schon zu Beginn eines Krimis den Mörder kennt. Da Mitraten unmöglich ist, wird es für den Autor schwer, Spannung aufzubauen und zu halten.
Auch hier beginnt das Buch mit einem Mord, der zuerst völlig unmotiviert und rein dem Alkoholrausch zuzuschreiben ist. Erst später wird klar, dass der Tatververdächtige Antti der beste Freund aus Kindertagen des ermittelnden Beamten Juri und das Opfer der hinterhältigste und brutalste Junge aus der gemeinsamen Grundschulklasse ist.
Während Juri alles daran setzt, seinen Jugendfreund zu schützen, und sich dabei über alle ethischen Grenzen hinweg setzt, wird in einem zweiten Erzählstrang die hässliche Geschichte der drei aus Kindheitstagen erzählt. In meinen Augen ist dies der weitaus spannendste Teil des Buches.
Ich persönlich finde, "Was wir verschweigen" ist gar kein Krimi, sondern ein Roman, ein Drama. Der Leser erhält tiefe Einblicke in verstörende Kindheitsszenarien mit brutalen Vätern und einem verrohten Jungen. Die Hauptfigur ist natürlich Juri, der tief in einer unglücklichen Ehe feststeckt, doch sowohl privat als auch dienstlich die falschen Entscheidungen trifft, ohne dass man eine Spur von Mitleid empfindet. Für mich ist das sowieso das Hauptproblem mit diesem Buch: Es ist absolut frei von Sympathieträgern, dagegen aber voll von unrealistischen Begebenheiten. Selbst im tiefsten, dunkelsten Finnland wird ein Polizist nicht so ungehindert in die Ermittlungsarbeit eingreifen können, ohne dass es auffällt beziehungsweise, dass es Konsequenzen hat.
Weil aber die psychologische Komponente so gut herausgearbeitet ist und der Roman auch sprachlich überzeugt, vergebe ich knappe 4 Lesepunkte.
  

Bewertung vom 14.01.2022
Ende in Sicht
Rönne, Ronja von

Ende in Sicht


ausgezeichnet

In diesem Hörbuch liest die Autorin ihr Werk selbst ein, mit angenehmem Timbre und sehr gekonnt übrigens.
Zwei äußerst unterschiedliche Frauen prallen unfreiwillig auf dem Weg in den jeweiligen Freitod buchstäblich aufeinander.
Die fünfzehnjährige Juli springt von einer Brücke auf das Auto der abgehalfterten Schlagersängerin Hella, die auf dem Weg in die Schweiz zur Sterbehilfe ist. Beide leiden an Depressionen. Beide sehen keinen Sinn mehr im Leben. Nun sind sie eine Zeit lang aufeinander angewiesen, denn Hella will das verletzte Mädchen nicht sich selbst überlassen. Beide haben eine ähnlich ruppige Art miteinander umzugehen beziehungsweise sich gegenseitig auszutricksen. 
Depressionen und Selbstmord, das sich schwere Geschütze, doch die Autorin schafft es, dem Ganzen eine Leichtigkeit zu geben, ohne den Ernst aus den Augen zu verlieren. Man hat Verständnis für die Probleme der Protagonisten, aber da die beiden sich ständig in neue skurrile Situationen hinein manövrieren, liegt dem Leser das Lächeln doch näher als die Sorgenfalten.
Es ist ein schöner, in sich runder Roman, der auch durch seine perfekte Länge oder besser gesagt, seine knackige Kürze besticht.