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⇢ Ich bin: Ex-Buchhändlerin, Leseratte, seit 2012 Buchbloggerin, vielseitig interessiert und chronisch neugierig. Bevorzugt lese ich das Genre Gegenwartsliteratur, bin aber auch in anderen Genres unterwegs. ⇢ 2020 und 2021: Teil der Jury des Buchpreises "Das Debüt" ⇢ 2022: Offizielle Buchpreisbloggerin des Deutschen Buchpreises

Bewertungen

Insgesamt 735 Bewertungen
Bewertung vom 14.01.2014
Fliehen heißt sterben / Incarceron Bd.1
Fisher, Catherine

Fliehen heißt sterben / Incarceron Bd.1


ausgezeichnet

Fangen wir mal mit der Frage an, ob das Buch originell ist. Die Antwort ist ein klares, begeistertes Ja. Es ist nicht nur originell, es ist definitiv eine der originellsten - und besten - Dystopien, die ich bisher gelesen habe, und das waren einige. Die Autorin bringt so viele neue Gedanken ein in dieses Buch, dass ich aus dem Staunen gar nicht mehr rausgekommen bin, und besonders die Szenen, die im Inneren von Incarceron spielen, sind ein wahres Feuerwerk unglaublicher Ideen.

Das Buch spielt weit, weit in unserer Zukunft. Da die Menscheit es ein paar Generationen vor der Handlung des Buches geschafft hat, den Karren endlich an die Wand zu fahren (wie genau, bleibt relativ unklar), wurde beschlossen, dass die Menschen zurückkehren müssen zu alten Werten und einer alten Lebensweise ohne Technologie. Diese Lebensweise wurde dann auch gesetzlich vorgeschrieben. Es wurde jedoch noch ein letztes Mal Technologie im großen Stil eingesetzt: für die Erschaffung eines riesigen Gefängnisses, in das dann alle Unerwünschten eingesperrt wurden, wie z.B. Straftäter und Geisteskranke. Das Gefängnis sollte aber wenigstens so human wie möglich sein, und um das zu erreichen, wurde das Gefängnis mit künstlicher Intelligenz ausgestattet, damit es stets die bestmöglichen Voraussetzungen schaffen kann.

Wann war es in Büchern und Filmen jemals eine gute Idee, einer unbeseelten Sache Intelligenz zu geben? Richtig - niemals... Und auch hier geht die Sache mächtig schief.

Aus dem geplanten künstlichen Paradies ist eher eine künstliche Hölle geworden. Da das Gefängnis aber eine in sich geschlossene Welt ist, weiß das außerhalb von Incarceron niemand - außer dem Hüter von Incarceron, und der hat keine Möglichkeit (oder auch nur den Wunsch), es zu ändern.

Die Szenen, die im Inneren von Incarceron spielen, lesen sich wie eine düstere, gruselige, gewalttätige Dystopie. Die Szenen außerhalbs lesen sich fast schon wie High Fantasy, oder manchmal auch Steampunk. Diesen Kontrast fand ich sehr reizvoll, und er ist meiner Meinung nach ein brillianter Schachzug der Autorin.

Als Leser wird man direkt mitten in die Geschichte geschmissen, und mich hat die Spannung von der ersten Seite an gepackt und nicht mehr losgelassen. Es gibt viele tempo- und actionreiche Szenen, und da die Handlung nie wirklich vorhersehbar ist (alleine schon dadurch, dass innerhalb Incarcerons so ziemlich alles möglich ist), wollte ich immer nur weiterlesen und weiterlesen, um herauszufinden, wie die Geschichte ausgehen wird.

Die Charaktere fand ich fantastisch - wunderbar beschrieben, vielschichtig, dreidimensional... Dabei verschwimmt die Grenze zwischen gut und böse oft. Finn hat z.B. in der Vergangenheit Dinge getan, sie definitiv nicht gut waren - aber hatte er eine Wahl, wenn man bedenkt, in was für einer Hölle er lebt? Sein Eidbruder Keiro ist völlig skrupellos - aber er kümmert sich rührend und aufopferungsvoll um Finn.

Der Schreibstil ist beeindruckend bildgewaltig und entwickelt einen richtigen Sog, der einen in die Geschichte zieht. (Da ich das Buch aus der Onleihe ausgeliehen hatte und schon zurückgeben musste, folgt hier leider kein Zitat!)

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.01.2014
Dreikönigsmord / Kommissarin Jo Weber Bd.1
Rauenthal, Bea

Dreikönigsmord / Kommissarin Jo Weber Bd.1


gut

Die Handlung erweist sich schnell als vielschichtig und interessant. Aber für mich war der Krimi, bis auf wenige temporeiche Szenen, eher auf relativ harmlose, bedächtige Weise spannend. Viel von dem Reiz des Romans liegt nicht im Kriminalfall an sich, sondern daran, dass der Leser zwei ganz normalen Menschen von heute dabei zusieht, wie sie sich in einer völlig fremden Welt zurechtfinden.

Lutz Jäger war mir direkt sympathisch, und auch viele der Nebencharaktere haben mir gut gefallen. Mit Jo Weber habe ich mich dagegen oft schwergetan.

Jo ist ganz groß darin, sich über Dinge aufzuregen und sich über Dinge zu beklagen. Außerdem neigt sie für eine Kommissarin in erstaunlichem Ausmaß zu Schubladen-Denken. Ja, natürlich ist es schwierig, im Mittelalter einen Mord aufzuklären, ohne auf DNA-Proben oder auch nur Fingerabdrücke zurückgreifen zu können. Aber man sollte meinen, dass sie, als intelligente Frau, in der Lage wäre, auch mal eine kreative Lösung zu finden und sich nicht nur endlos darüber zu beschweren. Lutz ist da weit einfallsreicher! Außerdem sitzt sie wirklich oft auf dem hohen Ross, da kann ich Lutz nur rechtgeben.

Jo und Lutz sind zunächst wie Feuer und Wasser. Sie kann ihn nicht ausstehen, weil sie für einen hirnverbrannten Chauvi hält, er kann sie nicht leiden, weil sie immer auf dem hohen Ross sitzt. Da sie aber nunmal gezwungen sind, zusammen zu arbeiten, ergeben sich witzige Dialoge... Und natürlich auch, unvermeidlich, romantische Gefühle. Eigentlich geben die beiden gerade durch ihre Unterschiede ein interessantes Paar ab - andererseits fand ich diese Entwicklung nicht immer glaubwürdig.

Mir ging das von gegenseitiger Abneigung zu romantischen Gefühlen ein wenig zu... naja, nicht zu schnell, aber nicht graduell genug. Ich hatte nicht so sehr das Gefühl, dass sich da was entwickelt, sondern dass es dann einfach da ist.

An sich finde ich den Schreibstil sehr flüssig und angenehm. Die Autorin schildert detailliert Menschen, Umgebungen und Bauwerke, so dass man die mittelalterliche Stadt gut vor sich sehen kann. Die Dialoge finde ich nur zum Teil gut gelungen - oft ging mir in da das Mittelalterliche etwas flöten.

Ich muss direkt dazu sagen, dass ich kein großer Freund historischer Romane bin - und ich würde mich auch nicht gerade als übermäßig geschichtlich gebildet bezeichnen, insofern kann ich nicht beurteilen, wie authentisch und tatsachengetreu hier das Mittelalter geschildert wird. Aber manchmal kam mir die Sprache in den Dialogen ein wenig anachronistisch vor. Vielleicht ist das allerdings ein bewusster Schachzug der Autorin, um den Roman für die Leser einfacher und unterhaltsamer lesbar zu machen? Auch hab ich oft ein wenig schlucken müssen, wie unbedarft Lutz und Jo Dinge ins Mittelalter einführen, die es da noch gar nicht gab - Fußball, Weihnachtsbäume und -lieder...

Der Schluss hat mich mit offenen Fragen zurückgelassen. Zum Beispiel ist es so, dass Jo und Lutz in ihre Vorfahren im Mittelalter sozusagen "hineingesprungen" sind. Wo waren die in der Zeit? Einfach nicht existent? Und noch wichtiger, was wird aus ihnen, sobald Jo und Lutz wieder in die Gegenwart zurückgesprungen sind? Denn sagen wir mal so: sie finden sich wahrscheinlich in einer verflixt brenzligen Situation wieder und haben eine Menge zu erklären...

Der Krimi bietet zwar weder Hochspannung noch 100%ige historische Glaubwürdigkeit, aber er ist unterhaltsam und originell. Man sollte eher ein nettes Buch für zwischendurch erwarten als ein Buch, das einen wirklich tief beeindruckt.

Bewertung vom 14.01.2014
Mohnschnecke
Koschka, Anna

Mohnschnecke


ausgezeichnet

Pro:
Das Cover finde ich großartig: kein Stück 08/15, bunt und frech und dabei ästhetisch sehr ansprechend... Ich liebe es, wenn ein Cover viel verspricht und der Roman dann nicht enttäuscht! Denn das Buch hat mich so begeistert, dass ich es am Liebsten nochmal von vorne gelesen hätte.

Aber mal der Reihe nach. Als erstes sollte ich vielleicht anmerken, dass "Mohnschnecke" das zweite Buch der Autorin ist und sich inhaltlich an "Naschmarkt" anschließt. Da ich "Naschmarkt" aber nicht gelesen habe und dennoch nach nur wenigen Seiten Einstieg wunderbar in die Handlung einsteigen konnte, kann ich guten Gewissens behaupten, dass man das Buch auch so lesen kann. Allerdings, jetzt wo ich dieses Buch gelesen habe und von der Autorin so begeistert bin, würde ich dann doch empfehlen, BEIDE Bücher zu lesen. Tut es. Lest beide Bücher.

Das Buch ist ChickLit, aber dabei frisch und originell. Was der Klappentext nicht richtig klarstellt: es geht hier um eine Frau, deren Beziehung gerade in die Brüche gegangen ist, ja - aber es geht vor Allem um eine Frau, die ihre Leseflaute überwinden will. Wer kann da als Leser nicht mitleiden? Und für Dottie ist die Leseflaute zehnmal so hart, denn erstens ist sie Buchrezensentin, und zweitens ist die Leseflaute so gravierend, dass Dottie schon seit Monaten kein einziges Buch zu Ende lesen konnte und die Flaute fast schon zur Buchphobie mutiert ist. Die Geschichte, wie Dottie diese überwindet, ist witzig, rührend, bewegend, spannend... Und sehr zitierfähig. Ich hatte 27 Post-Its im Buch kleben, bevor ich auf Seite 100 angekommen war.

Für Buchblogger und Vielleser ist das Buch meiner Meinung nach perfekt: wie oft findet man schon einen Roman, in dem vom meterhohen SUB der Protagonistin genauso die Rede ist wie von LovelyBooks und der Leselotte?

Die Charaktere sind großartig: schrullige Unikate, die so lebendig wirken, dass einen der Verdacht beschleicht, die Autorin kenne vielleicht wirklich eine Dottie, eine Rita, Miki oder Katharina. Ich habe in einem Roman dieses Genres selten so vieldimensionale Charaktere gelesen.
Der Schreibstil ist wunderbar, voller einfallsreicher Metaphern, unerwarteter Bilder und viel, viel Humor. Ich habe mehrmals laut gelacht, und das tue ich beim Lesen eher selten. Das Tempo ist genau richtig, und die Geschichte blieb für mich immer spannend. Auch die Romantik fehlt nicht, obwohl es für mich weniger eine Liebesgeschichte ist als die Geschichte einer schrägen Selbstfindung.

Das Buch enthält übrigens auch poetische geschriebene Backrezepte, die ich bei Gelegenheit noch ausprobieren will.

Kontra:
"Mohnschnecke" ist eins dieser seltenen Bücher, wo ich mir beim Schreiben der Rezension denke: du musst noch ein Kontra finden, sonst ist es nicht glaubwürdig... Und dann trotzdem keines finde.

Zusammenfassung:
Für Leseratten und Bücherfresser ist das Buch meiner Meinung nach ein Muss, aber auch als humorvolles ChickLit-Buch konntes es mich überzeugen.

Bewertung vom 26.12.2013
Übermorgen Sonnenschein
Klos, Jeannine;Pütz, Anne

Übermorgen Sonnenschein


weniger gut

Es war das Cover, dass mich direkt angesprochen hat. Die friedliche Szene, im Gegensatz zu dem Untertitel... "Als mein Baby vertauscht wurde". Was für ein Albtraum! Ich war einfach neugierig: wie kann so etwas passieren? Wie, um Himmels willen, geht man damit um?

Bei einem Buch wie diesem, dass auf Tatsachen beruht, kann ich natürlich meine üblichen Kriterien wie "Originalität", "Charaktere" oder "Romantik" nicht anwenden. Daher fällt die Bewertung leider schwer. Was mich aber direkt eher ins Zweifeln gebracht hat: die junge Mutter soll schon Wochen vor der Geburt plötzlich schlimme Albträume gehabt haben, in denen ihr Baby mit einem anderen Baby vertauscht wurde, und die Angst ließ sie angeblich auch tagsüber nicht los. Das kam mir eher vor wie der Versuch der Ghostwriterin, zusätzlich Spannung und Dramatik in die Geschichte zu bekommen... Leider fand ich auch den Schreibstil sehr platt und oft bemüht reißerisch.

Die Mutter, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird, wird gegenüber der zweiten Mutter immer als die Übermutter dargestellt, die weiß, wie man ein Kind behandelt und erzieht. Überhaupt kann sie nichts falsch machen: es gibt immer eine gute Erklärung für Alles, was sie tut, und dabei zieht sie noch des Öfteren über andere Menschen her und bildet sich sehr schnell ein Urteil. Bei jedem Problem ruft sie Familie und Freunde zu Hilfe, die dann alles tun, um ihr so viel wie möglich abzunehmen, und das nimmt sie fast schon als selbstverständlich hin. Ihre eigenen Probleme sind immer die wichtigsten, und nicht einmal die Tatsache, dass ihre Nichte Leukämie hat und Chemotherapie bekommen muss, ändert das wirklich. Und wenn dann doch auf dieses schlimme Thema eingegangen wird, hatte ich eher den Eindruck, dass es nicht wirklich um die Nichte geht, sondern eher darum, wie sehr unsere "Heldin" darunter leidet. Das hatte schon etwas fast Narzistisches, und daher konnte ich für sie auch kaum Sympathie aufbauen!

Am Befremdlichsten fand ich aber, wie schnell das "falsche" Kind beiseite geschoben wird. Erst heißt es noch, die Mutter könne auf keinen Fall tauschen, da sie das Kind inzwischen doch so sehr liebe, und dann kann der Tausch gar nicht schnell genug gehen... Die Mutter sagt später selber, dass sie das "falsche" Kind überhaupt nicht vermisst, was ich sehr traurig fand. Der anderen Mutter, die sicher ihre Fehler hat, wenn man dem Buch Glauben schenken kann (sie ist erst fünfzehn und hat keine Ahnung von Kindererziehung, sie raucht in Gegenwart des Kindes, sie verfüttert Schokoladenmilch etc.), fällt der Tausch sehr viel schwerer, da sie das Kind, das sie bisher für ihr eigenes hielt, eben wirklich liebt.

Aber natürlich ist schwer zu sagen, wieviel von alldem wahrheitsgetreu wiedergibt, wie Jeannine Klos wirklich fühlte und handelte, und wieviel davon das Werk der Ghostwriterin ist. Solche Erfahrungsberichte stehen oft irgenwo in der Grauzone zwischen Realität und Fiktion.

Für mich kam aber weder wirkliche Spannung auf, noch das Gefühl, etwas mit Gewinn gelesen zu haben. Vielleicht habe ich auch zuviel erwartet?

Zusammenfassung:
Das Thema klingt interessant: die Vertauschung zweier Babys im Krankenhaus und die emotionale Achterbahnfahrt, die die Mütter danach durchmachen müssen... Aber für mich wurde das Thema leider eher unbefriedigend behandelt, und Sympathie für die Mutter, die im Mittelpunkt der Erzählung steht, kam für mich wenig bis gar nicht auf.

Bewertung vom 26.12.2013
Weihnachtsengel gibt es doch
Wiggs, Susan

Weihnachtsengel gibt es doch


sehr gut

Pro:
Das hier abgebildete Cover der regulären Ausgabe finde ich sehr schön und voller Weihnachtsstimmung (ich besitze leider nur die Weltbildausgabe, deren Cover ich weit weniger mag)! Das stimmt wunderbar ein auf ein Buch, dass randvoll mit Weihnachtsstimmung, Romantik und Humor ist und dass ich mit viel Vergnügen in einem Rutsch durchgelesen habe.

Die Protagonistin, Maureen Davenport, war mir am Anfang vielleicht ein klein wenig zu kratzbürstig, empfindlich, bestimmend und überkorrekt, und ständig geht sie davon aus, dass Eddie und andere Menschen abfällig auf sie herabsehen, auch wenn das gar nicht stimmt... Aber im Laufe des Buches ist sie mir mehr und mehr ans Herz gewachsen, denn all das hat seinen Grund - sie ist einmal sehr schlimm emotional verletzt worden und hat sich davon nie völlig erholt. Und als begeisterte Vielleserin hat ihre tiefe Liebe zu Büchern und der Bibliothek, in der sie arbeitet, natürlich eine Saite in mir zum Schwingen gebracht!

Eddie Haven war mir direkt von Anfang an sehr sympathisch. Zwar kommt er erstmal als der klassische "Bad Boy" rüber, aber natürlich verbirgt sich hinter der harten Fassade ein grundanständiger Mensch mit einem Herzen aus Gold... Vielleicht nicht überragend originell, aber in einem Weihnachtsbuch soll es meiner Meinung nach nicht anders sein!

Ansonsten gibt es da noch Jabez, den Jungen, der quasi aus dem Nichts auftaucht, und Daisy Bellamy, die blutjunge Mutter, die zwischen dem Vater ihres Kindes und ihrer großen Jugendliebe hin- und hergerissen ist. Alle Charaktere fand ich gut beschrieben und lebendig.

Wird Maureen die Bibliothek retten können? Wird das Krippenspiel ein Erfolg werden? Wird sie endlich zugeben, dass sie Eddie mehr als nur ein bisschen mag? Wird Eddie sich mit seiner Familie versöhnen? Das sind die Fragen, die einen als Leser schon schnell bewegen und die für weihnachtliche Spannung sorgen, und zwar genau in der richtigen Dosierung.
Den Schreibstil fand ich sehr angenehm und gut zu lesen.

Das Buch ist in erster Linie kein witziges Buch, aber es gibt doch viele Szenen, in denen ein leiser, ironischer Humor mitschwingt, der oft damit zu tun hat, wie Weihnachten heutzutage als stressiges Kommerz-Fest gefeiert wird.

Die romantischen Szenen sind eher dezent, sie triefen nicht vor Kitsch - das Krippenspiel und die Rettung der Bibliothek standen für mich sogar mehr im Mittelpunkt als die Liebesgeschichte.

Kontra:
Der geheimnisvolle Junge Jabez, der über sein Alter hinaus weise und abgeklärt zu sein scheint, war zwar ein großartiger Charakter, aber... Er hatte nicht wirklich viel zu tun mit der Handlung, da hatte ich mehr erwartet! Die Ereignisse des Buches hätten sich auch ohne ihn genau so entwickeln können.

Manche Dinge verlaufen ein wenig im Sand. Zum Beispiel kommt ein Großvater vor, der Maureen die Rettung der Bibliothek auf dem Tablett serviert, wenn sie nur seinen Enkel in der Hauptrolle des Krippenspieles besetzt... Und nachdem Maureen ihre Entscheidung getroffen hat, ob sie das machen will oder nicht, kommen Großvater und Enkel kaum noch vor, nur noch ganz am Rande.

Ein Handlungsstrang, der eigentlich relativ viel Raum einnahm, wird komplett in der Luft hängen gelassen - und die Autorin entschuldigt sich sogar dafür, und zwar in den Plätzchenrezepten, die am Ende des Buches angehangen sind. Ich vermute mal, dass dieser Teil der Handlung vielleicht in einem späteren Buch der Autorin wieder aufgegriffen wurde - inzwischen weiß ich, dass dieses Buch Teil 3 der Lakeshore-Reihe ist -, aber ich war dennoch erstmal sehr enttäuscht.

Zusammenfassung:
Ein schöner Weihnachtsroman, der alles hat, was das Herz begehrt: ein bisschen Romantik, viel Weihnachtsstimmung, ein scheinbar unlösbares Problem, dass überwältigt werden muss... Ich denke, ich werde mir jetzt auch die anderen Lakeshore-Romane der Autorin nach und nach anschaffen!