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Sikal
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Österreich

Bewertungen

Insgesamt 1155 Bewertungen
Bewertung vom 16.11.2019
Die Ameisenfrau
Kiehl, Thomas

Die Ameisenfrau


sehr gut

Angst als Spiegel unserer Gesellschaft

Lena Bondroit ist hin- und hergerissen zwischen Menschen, die ihre Forschung scheinbar bewundern und jenen, die sagen, ihre Arbeiten würden großes Unheil anrichten – wem soll sie Glauben schenken? Als sie dann noch Zeugin eines Mordes wird, beginnt ihr Leben völlig aus dem Ruder zu laufen. Sie ist nicht mehr Herr im eigenen Haus und wird zum Spielball zwischen Gutmenschen, Verschwörungstheoretikern und der Polizei.

Lässt sich aus ihrer Forschung über Ameisen wirklich so viel auf die Menschen übertragen? Geahnt hatte sie es ja immer schon - aber, dass daran ihr Leben hängen sollte, hätte sie sich nie gedacht. Die Querelen mit ihrem Chef und die bevorstehende Beendigung ihres Forschungsprojektes machen der Biologin zusätzlich zu schaffen. Aber noch hat sie ihre Ameisen und kann an deren Anblick immer wieder neue Kraft schöpfen.

Werden die Ameisen ihr den richtigen Weg weisen können? Bondroit ist immer mehr davon überzeugt, dass es um Manipulation im großen Stil geht. Und sie ist davon überzeugt, dass es gilt, diese Manipulation zu beenden und deren Macher aufzudecken.

Thomas Kiehl nimmt sich in seinem Thriller einem Thema an, welches in unserer Gesellschaft nicht mehr wegzudenken ist – Angst. Die Angst des Einzelnen wird zur kollektiven Angst, wenn sie richtig kanalisiert wird. Und kollektive Angst breitet sich von selbst immer weiter aus – ohne großes Zutun von außen. Hier ein bisschen in den Medien, da ein wenig auf der Straße und schon verbreitet sich die Angst von alleine.

Hat man am Anfang des Buches ein wenig das Gefühl, dass der Autor selbst ein wenig Zeit braucht um in seine Geschichte zu finden, entwickelt sich diese zu einer spannenden Reprise unseres Gesellschaftsbildes. Immer wieder wendet sich das Blatt für die Protagonistin und der Leser bleibt ebenso ratlos wie die Biologin. Wer ist nun wirklich daran interessiert die Geschichte aufzudecken und wer will sie nur daran hindern?

Der eher pragmatische Schluss der Geschichte lässt den Leser zwar etwas enttäuscht zurück, ist aber bei genauer Betrachtung wiederum ein Spiegelbild unserer Zeit und somit doch wieder alles andere als unglaubwürdig. Von mir gibt es für diese spannende Geschichte 4 Sterne.

Bewertung vom 16.11.2019
Sternenjäger
Larsen, Jon

Sternenjäger


ausgezeichnet

Gemacht aus Sternenstaub

Jon Larson findet zufällig ein Staubkorn auf seinem Verandatisch – und dieses verändert sein gesamtes Leben. Mehr noch: Dieses kleine Staubkorn zwingt die Wissenschaft zum Umdenken.

Jahrelang durchforstet der Musiker Jon Larsen auf seinen Tourneen und Reisen alle Straßengräben dieser Erde um auf das Universum zu stoßen. Mit einem Magneten und Tüten bewaffnet, sich auf allen Vieren vorwärts bewegend, sammelt er den Straßenschmutz um das Unmögliche möglich zu machen. Über Jahre hinweg gelingt es ihm, alle irdischen Mikropartikel (sogenannte Sphärulen) zu klassifizieren. Immer wieder stößt er dabei auf neue Entdeckungen und hofft, dass es sich um Sternenstaub oder besser gesagt, Mikrometeoriten handelt. Aber außer Eisenspäne, Glaskügelchen oder Schleif- und Schweißrückstände scheint nichts dabei zu sein, was auch nur dem Anschein nach außerirdisch sein könnte.

Hat die Wissenschaft Recht und ist es unmöglich Mikrometeoriten zu finden? Dabei fallen sie doch täglich tonnenweise vom Himmel – aber allem Anschein nach nicht dort wo Jon danach sucht.

Doch dann wendet sich das Blatt. Nach Jahren vergeblicher Suche, nach all dem Staub, den der Autor durch sein Mikroskop betrachtet hat, findet sich plötzlich etwas vollkommen Neues – eine andere Struktur, ein vollkommen anderes Aussehen als alles was er bisher gesehen hatte und eine andere Fundstelle. Sollten die Mikrometeoriten auf unseren Dächern herumliegen und nur darauf warten aus den Dachrinnen gesiebt zu werden?

Mit einem Freund beginnt er die neu entdeckten Sphärulen zu fotografieren um sie genauer studieren zu können und es ergibt sich die Gelegenheit, die Funde an der Universität einer Spektralanalyse zu unterziehen. Es ist vollbracht – Jon Larsen hat nach Jahren der Suche eine Methode gefunden, den Sternestaub mit einfachen Mitteln von irdischen Kleinstpartikeln zu trennen. Jetzt gilt es noch, die Wissenschaft von seinem Erfolg zu überzeugen…

Die Geschichte von Jon Larsen ist so mitreißend erzählt und ansprechend, dass es schwer fällt, nicht sofort nach dem letzten Satz nach einem Sieb und einem Magneten zu suchen. Es scheint so einfach, außerirdische Partikel zu finden, dass es fast verwundert, dass bisher noch nicht jeder welche zu Hause hat.

Voll Witz erzählt der Autor seine Geschichte und es ist fast unmöglich dabei nicht mitzufiebern wann und wie ihm seine Funde gelingen. Aber vielleicht habe ich ja bereits selbst einige der außerirdischen Objekte in meinem Sieb – mal sehen das Mikroskop steht ja schon bereit … Gerne vergebe ich diesem interessanten Buch 5 Sterne.

Bewertung vom 16.11.2019
Die Zeit der Töchter
Maybach, Katja

Die Zeit der Töchter


sehr gut

Gelungene Fortsetzung

Bereits der Band „Die Stunde unserer Mütter“ war sehr gelungen und berührte. Nun ist der Nachfolgeband erschienen, der das Leben der vier Frauen in den 50er Jahren spiegelt. Die Mädchen Anna und Antonia sind erwachsen geworden, haben ihren Weg gefunden und sich einige Jahre nicht gesehen. Als die Schauspielerin Anna ein Engagement in München bekommen, nähern sich die beiden Cousinen wieder an und geben sich gegenseitig Halt. Außerdem wollen die beiden ein Treffen der überlebenden Frauen aus dem KZ organisieren, die von ihren Müttern Maria und Vivian gerettet wurden. Ob dieser Plan wohl aufgeht?

Die beiden Schwägerinnen Maria und Vivian setzen sich nach wie vor für benachteiligte Mitmenschen ein. Während Maria in der Flüchtlingshilfe aktiv ist, engagiert sich Vivian als Schuldirektorin für ausgegrenzte Kinder. Beide spüren, dass das rassistische Gedankengut noch nicht abgelegt wurde. Besonders Daniel – ein kleiner schwarzer Junge - und seine Mutter Veronika bekommen dies zu spüren und haben zum Glück in Vivian eine Fürsprecherin gefunden. Doch auch sie kann die Katastrophe nicht verhindern.

Die Autorin Katja Maybach hat wieder einen berührenden Roman geschrieben, der die fehlende Toleranz und Rassismus zum Thema hat. Wenn man dies so liest, könnte die Geschichte auch in der heutigen Zeit spielen und nicht in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts. Allzu viel hat sich nicht verändert und auch die populistische Partei, die hier „Freunde der Heimat“ genannt wird, finde ich gut getroffen.

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht der vier Frauen erzählt und auch Veronikas Geschichte wird immer wieder eingeflochten, die sehr erschüttert und bestimmt kein Einzelschicksal war. Durch den Wechsel der Perspektive wartet man gespannt auf die weitere Entwicklung der Geschichte, trotzdem hätte so manches Mal ein wenig Straffung der Geschichte gutgetan.

Katja Maybach schreibt tiefsinnig, emotional, mit sorgfältig gewählter Melancholie. Mit viel Empathie lässt sie uns teilhaben an dem Engagement der Frauen, dem Kampf um eine gerechtere Welt. Eine Geschichte über Mut und Vertrauen, Freundschaft und Liebe, Wertschätzung, aber auch Wut, Trauer und immer wieder Hoffnung.

Eine berührende Geschichte, bei der ich aber unbedingt empfehle den Vorgängerband zuerst zu lesen, um die Feinheiten der Erzählung zur Gänze zu erfassen. Über einige Längen darf man großzügig hinwegsehen. Gerne vergebe ich für dieses Buch 4 Sterne.

Bewertung vom 16.11.2019
Perchtenjagd
Brandstetter, Maja;Brandstetter, Wolfgang

Perchtenjagd


gut

Ein Psychologe als Ermittler

Anfangs freute ich mich richtig, dass die Geschichte am Adventmarkt in St. Wolfgang spielt. Ein Besuch dort ist immer wieder ein Genuss und auch bei uns war der Spaß vorbei als die Perchten auftauchten. Doch für die fünfjährige Marie in diesem Krimi und deren Mutter werden der Besuch des Adventmarktes und das Auftauchen der Perchten zum Alptraum. Die Polizei und der beigezogene Psychologe Meiberger ahnen noch nicht, was für eine Mordserie vom psychopathischen Täter geplant wird und welches Spektakel am Heiligen Abend dessen Ziel ist. Soll Marie ein Teil dieser Inszenierung werden?

Meiberger ist mir aus dem Fernsehen nicht bekannt und so musste ich anfangs mit seinen Eigenheiten erst zurechtkommen. Auch, dass er oftmals unüberlegt in gefährliche Situationen schlittert, diese dann jedoch mit Bravour meistert, wirkt etwas unglaubwürdig und zu sehr konstruiert. Durch seinen persönlichen Hintergrund wird der Krimi etwas aufgepeppt und punktet mit einem grandiosen Cliffhanger.

Das Autorenduo Brandstetter hat hier eine geschickte Verbindung zwischen historischem Brauchtum, Lokalkolorit und modernen Ermittlungsmethoden geschrieben. Der Krimi liest sich schnell und flüssig, wirkt aber einige Male nicht glaubhaft und schlüssig, wie Situationen gemeistert werden.

Trotzdem bin ich gespannt wie sich der nächste Meiberger-Krimi gestaltet, auf jeden Fall gibt es noch Luft nach oben, was ja nicht negativ ist. Für diesen Einführungsband gibt es von mir 3 Sterne.

Bewertung vom 04.11.2019
Das kalte Echo / Ein Fall im Peak District Bd.1
Watkins, Roz

Das kalte Echo / Ein Fall im Peak District Bd.1


ausgezeichnet

Spannendes Szenario

Mitten im Peak District wird in einer sagenumwobenen Höhle ein Mann tot aufgefunden. Vergiftet. War es Mord oder wollte er sterben? Eigenartig ist, dass seine Initialen und ein Bild vom Sensenmann in einem Felsen eingemeißelt sind, die bereits aus grauer Vorzeit zu stammen scheinen. Detective Inspector Megan Dalton glaubt nicht an irgendwelche Mythen und Flüche, die sich um diesen Ort und auch das Haus des Opfers zu ranken scheinen. Aus dem Umfeld des Opfers scheint es anfangs keine konkrete Spur zu geben, doch als auch noch die Schwester des Toten stirbt und seine Frau verschwindet, geht es plötzlich Knall auf Fall.

Die Ermittlerin Megan trägt beharrlich jedes noch so kleine Detail zusammen und schafft es langsam ein Bild von Opfer und Täter zu konstruieren. Währenddessen hat sie aber auch noch mit ihren eigenen Geheimnissen zu kämpfen und private Konflikte zu lösen.

Die Autorin Roz Watkins hat hier einen perfekten Krimiauftakt geschrieben. Als Leser findet man sich in einem Konstrukt aus Geheimnisvollem, Realem, Vergangenem und der spannenden Gegenwart. Natürlich müssen bei einem solchen Auftakt erstmal eine Menge an Personen und Namen eingeführt werden, auch die Vergangenheit der Protagonistin wird nach und nach eingeflochten. So bekommt man ein Bild von Megan, das weit entfernt von einer Superheldin ist. Im Gegenteil, sie hat schon einiges erlebt, was sie geprägt hat und kämpft mit einer Behinderung. Durch ihre hartnäckige Art an den Fall heranzugehen und sich manches Mal etwas unüberlegt in Gefahr zu begeben, bin ich sicher, dass wir noch etliche spannende Fälle mit ihr erleben dürfen.

Der Schreibstil der Autorin ist fesselnd, schnell verfliegen die Seiten und man kann nicht mehr loslassen, bis es zum temporeichen Finale kommt. Die Spannung steigt stetig an, das Tempo nimmt bis zum Ende noch zu. Zwischendurch gibt es zwar einige Längen, die den Erzählungen aus der Vergangenheit geschuldet sind, doch finde ich es nicht weiter schlimm.

Ein spannender Krimiauftakt, der Lust darauf macht, bald den Nachfolgeband in den Händen zu halten. Gerne vergebe ich dafür 5 Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.11.2019
Die Wiederentdeckung des Menschen
Westphalen, Andreas von

Die Wiederentdeckung des Menschen


sehr gut

Wider dem Konsumverhalten

Geld, Konsum, Werbung oder Machtstreben – alles Eigenschaften des Kapitalismus und alles Werte und Eigenschaften, die der Mensch für sich in Anspruch nimmt (oder nehmen möchte).

So hat sich unsere Menschenbild geprägt, aber woher kommt diese Prägung eigentlich?

Stimmt es, dass der Mensch ausschließlich auf seinen eigenen Vorteil aus ist oder ist er gar nicht so egozentrisch wie er sich auf den ersten Blick gibt? Ist der Mensch gar ein soziales Wesen und nur durch die Welt, in der er lebt zu einem unersättlichen Konsumenten geworden? Diesen Fragen geht der Autor in seinem Buch nach und versucht uns in sechs Kapiteln vom Guten im Menschen zu überzeugen.

Ausgehend von einem deformierten Menschenbild, in dem der Konsum und das eigene Ego an erster Stelle stehen, versucht der Autor ein Bild der Menschen zu zeichnen, welches ein anderes ist als das, welches sich bei uns eingeprägt hat. Der Mensch ist nicht daran schuld wie er ist, es ist vielmehr das Umfeld in welchem er sich befindet. Erst dessen Umgebung macht den Menschen zu dem was er ist – ob im Guten oder Schlechten, ob als Egoisten oder Altruisten.

„Was für eine Welt, in der das Menschenbild der Werbebranche deutlich näher an der Natur des Menschen ist als die Wirtschaftswissenschaften. Doch sie sind es, welche die Grundlagen für zentrale politische Entscheidungen schaffen – Entscheidungen, die unser […] Zusammenleben nachhaltig prägen […]“

Damit fasst der Autor zusammen was er in einem der Kapitel ausführlich erklärt – der Mensch ist das, wozu er gemacht wird.

Aber es geht auch anders. Auf den folgenden Seiten versucht uns der Autor anhand zahlreicher Beispiele davon zu überzeugen, dass der Altruismus die eigentliche vorherrschende Gefühlsneigung im Menschen ist. Leider können seine Argumentationen nicht ganz der Wirklichkeit standhalten – oder zumindest wird man während der Lektüre das Gefühl nicht los, dass jener menschengebundene Altruismus der Werbewirtschaft und dem Kapitalismus kaum Paroli bieten kann.

Schade eigentlich, denn man würde sich im Laufe des Buches wirklich wünschen, dass von Westphalens Erläuterungen den Tatsachen entsprechen würden… 4 Sterne

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.11.2019
Lassen Sie uns kennenlernen!
Veitch, James

Lassen Sie uns kennenlernen!


sehr gut

Ein britischer Comedian erklärt Spam.

Wer kennt sie nicht, die Flut an Mails, in denen wir aufgefordert werden, unsere Kontodaten bekannt zu geben, einem Freund Geld zu schicken oder einem alten Bekannten aus der Patsche zu helfen. Spammails – für die meisten einfach lästig. Der britische Comedian und Autor James Veitch hat sich eine besondere Art für den Umgang damit ausgesucht. Er beantwortet sie einfach.

Die besten Antworten und daraus entstandenen Korrespondenzen hat er für sein Publikum niedergeschrieben – Lassen Sie uns kennenlernen.

Eingeteilt in verschiedene Kategorien wie Behörden, Banken, Liebe oder Western Union und vielen weiteren erwarten den Leser eine gehörige Portion Humor. Wenn der Autor beginnt die Anfragen der Spamer zu beantworten, erschließt sich den wenigsten Spamern der wirkliche Sinn hinter den Antworten des Autors – einen Spammer möglichst lange zu beschäftigen, hält diesen davon ab, weitere Menschen zu belästigen. Zumindest, bis der Verfasser der Mails dahinterkommt.

Für uns entstehen dabei Geschichten wie sie das Leben nicht besser schreiben könnte. In kurzen Texten und leicht leserlich erfahren wir, wie sich der Autor seinen Spaß mit den vermeintlichen alten Freunden, mit einer großen Liebe oder sogar mit Banken macht. Und an diesem Spaß können wir teilhaben.

Ein Spaß, der aber auch einen Lerneffekt mit sich bringen kann – lässt uns der Autor auch ein wenig in den Aufbau und das Geschäft der Spammails blicken. Vielleicht verhindert dieses Büchlein so auch auf seine Art den einen oder anderen Betrug.

Der Humor, den James Veitch dabei an den Tag legt, ist aber sicher nicht an jeden gerichtet. Teilweise fühlt man sich stark an Monty Python erinnert und wer ein Problem mit deren Humor hat, wird sich auch mit James Veitch schwer tun. 4 Sterne

Bewertung vom 03.11.2019
Rettet die Berge
Messner, Reinhold

Rettet die Berge


ausgezeichnet

Vom Massentourismus in den Bergen

Reinhold Messner, Bergsteiger, Autor und Naturfreund, der wie kein anderer die Berge dieser Welt kennt, kehrt in diesem Büchlein sein Innerstes nach außen. Ein Versuch des Autors, die Berge als das zu erhalten was sie eigentlich sein sollten – Rückzugsgebiet und Erholungsort und nicht Attraktion oder Wirtschaftszweig.

Aber wie können die Berge Erholungsgebiet für alle sein, wo doch immer mehr Menschen in die Berge streben?

„Das Wie zählt“ - heißt eines der Kapitel und Reinhold Messner stellt darin wichtige Leitsätze auf, wie sich der Mensch in den Bergen verhalten sollte. Würden sich tatsächlich alle nach diesen Grundsätzen richten, wäre schon ein großer Teil des Problems beseitigt.

Aber dieses Buch soll für mehr stehen als nur bewusst zu machen, welche Regeln man in den Bergen einzuhalten hat – die zehn Gebote des Bergsteigers sozusagen. Dieses Buch soll die grundlegende Einstellung zur Natur ändern.

Die Natur als etwas zu betrachten was der Mensch benötigt und was allen Menschen gleichermaßen zur Verfügung stehen soll – so wie sie ist (und nicht so wie mein Vordermann sie zurücklässt). Dieses Denken ist es, das in den Bergen notwendig ist.

Einen Achttausender zu besteigen mag für manche Menschen den Höhepunkt ihres Lebens bedeuten – sich auf einen Achttausender schleppen zu lassen und dabei das Leben anderer Menschen aufs Spiel zu setzen, nur um sagen zu können „ich war oben“ kann nicht als ein solcher Höhepunkt angesehen werden.

Die Berge zu genießen wie sie mir erschließbar sind - mit eigenen Mitteln und aus eigener Kraft – ist es, was auch den Sinn der Erholung in den Bergen und in der Natur ausmacht. Würde dieses Umdenken stattfinden, würden uns Seilbahnen auf die Gipfel dieser Erde und Staus auf den höchsten Bergen diese Welt erspart bleiben.

Dieser Appell von Reinhold Messner sollte ein Umdenken in diese Richtung erwirken und muss unbedingt als solcher angesehen und gelesen werden – die Natur würde es uns danken und somit auch noch weiteren Menschen zur Verfügung stehen. 5 Sterne

Bewertung vom 03.11.2019
Das große Servus-Weihnachtsbuch
Unterberger, Sebastian

Das große Servus-Weihnachtsbuch


ausgezeichnet

Alles für die bevorstehende Adventzeit

Dieses schön gestaltete Buch für die Adventzeit widmet sich dem Brauchtum, Liedern, Gedichten, Geschichten, den einzelnen Feiertagen und deren Entstehung. Auch einige Rezepte sind mit dabei.

Warum wir Weihnachten feiern, die Entstehung des Weihnachtsliedes, Ursprung der Adventzeit und vieles mehr – das alles finden wir in diesem Buch. Zum Glück sind auch noch viele Lieder angeführt, die im Dialekt überliefert sind und nicht eingedeutscht wurden.

Durch die goldenen Seiten und die Verzierungen der einzelnen Seiten wirkt das Buch besonders edel (und nicht überladen, wie so oft bei solchen Büchern). Ich finde, es ist eine perfekte Zusammenfassung von Brauchtum und Tradition, die wir auch an die Nachfolgegenerationen weitergeben sollten. Man muss ja nicht jeden Brauch für sich nutzen, doch sollten diese auch nicht in Vergessenheit geraten. Von den Liedern kenne ich nicht alle, es lohnt sich aber, wieder mal ein neues ins Repertoire zu nehmen. Einen Versuch ist es allemal wert. Immerhin finden sich auch die Noten (mehrstimmig und mit Violin- und Bassschlüssel und mit Gitarrenakkorden) bei den jeweiligen Liedern.

Ein wunderschönes Weihnachtsbuch, das ich immer wieder mal durchblättere und welches sich auf jeden Fall 5 Sterne verdient hat.

Bewertung vom 03.11.2019
Woodstock
Evans, Mike;Kingsbury, Paul

Woodstock


ausgezeichnet

Eine würdige Dokumentation
Wer sich ein wenig für Musik interessiert, kommt um Woodstock nicht herum. Ich war 1969 noch weit davon entfernt, mich mit Musik zu beschäftigen, doch viele Interpreten prägten meine Jugendzeit und viele Künstler höre ich auch heute noch gerne.
Woodstock war nicht einfach eine Musikveranstaltung, es wurde zum Meilenstein einer Bewegung, die eine ganze Generation mitgerissen hat. Mit diesem Bildband wird dieses Musikfestival würdevoll dokumentiert. Unzählige Fotos, Interviews, Originaldokumente und Kurzbiografien der einzelnen Künstler. Toll zu lesen, wie friedlich sich die Menschen verhielten wie verbunden diese sich fühlten. Die Organisatoren waren überfordert, doch durch den Zusammenhalt und viel Improvisation wurde es dennoch ein legendärer Event.
Das Buch erzählt chronologisch von den jeweiligen Auftritten der Bands, führt auch die Namen der einzelnen Bandmitglieder an und die Songliste. Beispielsweise liest man von Janis Joplin, dass sie mit ihrer neuen Band nicht ganz zur Hochform auflief, was Kennern durchaus auffiel. Die Bandbreite der einzelnen Bands war ein Spiegel der Musik dieser Zeit und zugleich ein politisches Statement. Vieles was ich in unserer heutigen Zeit vermisse …

Am Ende liest man auch über das Leben nach Woodstock und wie die weiteren Karrieren verliefen. Ein wunderbares Buch, welches sicherlich auch als Geschenk toll ankommt. Diese hochwertige Ausführung ist schon etwas Besonderes. Gerne vergebe ich dafür 5 Sterne.