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Juti
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Bewertungen

Insgesamt 632 Bewertungen
Bewertung vom 18.04.2017
Wölfe
Ahne, Petra

Wölfe


ausgezeichnet

Nettes Büchlein über Wölfe,wie sie zum Feindbild wurden und wie sie wieder zurückfinden nach Deutschland. Auch Rotkäppchen fehlt nicht. Am Ende werden einzelne Rassen vorgestellt, wobei selbst der Steppenwolf von Hermann Hesse nicht fehlt. In diesem Format kann es nur die Bestnote geben.

Bewertung vom 09.04.2017
Morbus, m. Audio-CD
Gomringer, Nora

Morbus, m. Audio-CD


ausgezeichnet

25 Gedichte über Krankheiten.
Wobei Gedichte, freie Gedichte, einzelne Wörter oder auch Sätze meint. Mit der CD hört man auch die wunderschöne Stimme Gomringers. Zu jedem Gedicht gibt es ein Bild oder eine Grafik. Kurzweilige Abendunterhaltung

Bewertung vom 09.04.2017
Die siebte Sprachfunktion
Binet, Laurent

Die siebte Sprachfunktion


sehr gut

„Das Leben ist kein Roman.“ So lautet der erste Satz. Und mit diesem Satz erhält das Buch eine Ebene, die erst gegen Ende wieder aufgenommen wird, als der Autor darüber schreibt, wie es mit der zweiten Hauptfigur Simon weiter läuft.
Die erste Ebene dieses Buches ist eigentlich ein Krimi. Der französische Philosoph Roland Barthes wird 1980 von einem LKW überfahren und stirbt an den Folgen eines Unfalls, später stellt sich raus es war Mord.
Ihm wurde ein Manuskript entwendet, in dem es um die siebte Sprachfunktion ging. Und nun wird es sehr philosophisch. Denn der russische Philosoph Jakobson hat ein Modell mit 6 Sprachfunktionen beschrieben. Es soll aber noch eine siebte geben, die durch Worte Tatsachen schafft, wie z.B. in der Bibel: „Es werde Licht und es ward Licht.“
Nahezu alle großen französischen Sprachphilosophen tauchen auf, ja z.B. Derrida wird sogar ermordet, obwohl er im Leben weiterlebte. Ein anderer Philosoph verliert seine Eier, weil er im Logos-Club, einem Debattierclub, den Meister herausfordert und verliert. Das Leben ist eben kein Roman.
Auch die Politik kommt nicht zu kurz. Es geht um den Wahlkampf zwischen Giscard und Mitterand. Nebenbei lernt man auch noch was über Tennis der 80er Jahre, wobei ich glaube, dass der Autor Connors und McEnroe verwechselt.
Gut gevögelt wird natürlich auch, vor allem in Bologna und Ithaca.
Ein vielschichtiges Buch, bei dem aber gewisse philosophische Vorkenntnisse nicht schaden. Mir fehlen sie teilweise, daher kann ich nur 5 Sterne vergeben.

Bewertung vom 02.04.2017
Alles kein Zufall
Heidenreich, Elke

Alles kein Zufall


ausgezeichnet

Kurze Geschichten, nur eine Seite lang oder ein wenig länger. Mal nachdenklich, mal bildend, mal lustig. Besonders gut gefallen haben mir Bankpost, Briefträger, Godot I, Godot II, Haus, Kindergarten, Konzert, Krähe, Küssen, Lupretta, Mitte, Navigiertes Gespräch, Onkel Hans, Osten, Paula, Pech, Perlen, Post, Schnee, Sehnse, Silvester, Steffi, Vogel, Wahrheit, Wert, Whisky, Wichtig II, Wohnwagen, Wunderkinder, Yannick, Zettel, Zu Unrecht und Zufall.
Einige Geschichten bestehen im Grunde genommen auch nur aus einem Zitat, wie etwa die Wirtshausgeschichte. Wer durch das Lesen dieses Buches keine gute Laune bekommt, der möge sich doch hier melden.

0 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.03.2017
Der Scheik von Aachen
Kronauer, Brigitte

Der Scheik von Aachen


gut

Ein Frauenbuch.
Eigentlich geht es im ganzen Roman um den Tod des 11jährigen Wolfgang, der vom Baum fällt und beim Sturz durch sein Fahrtenmesser getötet wird.
Seine Cousine Anita muss Wolfgang bei seiner Mutter Emmi ersetzen. Nebenbei erfährt man, dass Anitas Freund Mario im Kaukasus abstürzt (interessant ist, dass die Zeit-Kritikerin den Kaukasus mit den Karpaten verwechselt, weil Erdkunde für Frauen nicht wichtig ist, obwohl lang und breit über den Elburus geschrieben wird), weshalb Anita wieder von anderen Männer begehrt wird.
Das war die Handlung von 399 Seiten. Mir ist es beim Lesen immer wieder passiert, dass ich zwei Seiten gelesen haben und mich dann fragte, was stand eigentlich da? Dennoch hatte ich nie das Bedürfnis das Buch wegzulegen. Liegt an manch netter Liebesgeschichte. Frauenbuch eben.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.03.2017
Licht aus dem Osten
Frankopan, Peter

Licht aus dem Osten


gut

Die größte Überraschung erlebte ich, als ich das Geburtsjahr des Autors sah: 1971.
Anfangs interessant, wirkte dieses Buch mehr und mehr wie die Geschichte eines alten Historikers, der noch einmal das erzählen will, was er immer schonmal schreiben wollte. Seidenstraße heißt das Buch im Orginal und ich will anerkennen, dass Buch Schwerpunkte im Osten setzt. Aber mit Kolumbus rückt dann doch der Westen in den Mittelpunkt und zwei Kapitel über den Zweiten Weltkrieg sind einfach.
Mir gefällt auch nicht, dass viele steile Thesen einfach mit einer Fußnote versehen sind und gar nicht weiter diskutiert wird. Das mag heutige Wissenschaft sein, aber wer will den 120 Seiten Fußnote kontrollieren? Nein, für ein Buch außerhalb der Uni reicht der Verweis für manch steile These nicht aus.
Positiv will ich sagen, dass ich viel über die Rolle Persiens im Laufe der Geschichte gelernt habe und auch mehr von Mongolen und Türke gehört habe, wobei sicher nicht alles neu war.
Vielleicht wären 2 Bände besser gewesen. Insgesamt 3 Sterne.

Bewertung vom 12.03.2017
Der Junge bekommt das Gute zuletzt
Stermann, Dirk

Der Junge bekommt das Gute zuletzt


ausgezeichnet

Ein aus Deutschland stammender Österreicher schreibt in typisch Wienerischen Humor: „[Es] blieb ein Mann stehen und sagte, er wolle neben ihr beerdigt werden. In Wien ein passabler Anmachspruch.“ steht zum Beispiel auf S.101.
Und dazu eine trauige Geschichte, wie ein dreizehnjähriger erst von seinen Eltern, seine Verwanften verlassen wird und seine Freunde durch Unglücksfälle das Leben verlieren.
Wer diesen makaberen Grundton nicht mag, ist gut beraten das Buch nicht zu lesen. Ich dagegen habe es gerne gelesen und fand es zum Teil auch sehr witzig. Es hat Ähnlichkeit mit „Tschick“ und „Auerhaus“ und wird in den nächsten Jahren bestimmt noch verfilmt. Ich finde keinen Grund nicht die Bestnote zu erteilen.

Bewertung vom 02.03.2017
Die Fahrt der Beagle
Darwin, Charles

Die Fahrt der Beagle


sehr gut

Ich will mich meinem Vorgänger anschließen, nicht nur ins Regal stellen, sondern auch lesen:
Ein großartiges Werk, das angereichert ist mit modernen Fotos und Ausschnitten aus dem Tagebuch des Beagle-Kapitän Fritz Roy und Darwins heute berühmtesten Buch „Die Entstehung der Arten.“
Die Kapitel vollziehen den Verlauf der Weltreise nach, allerdings wird klar, dass die Tagesberichte später bearbeitet wurden, was vergleichende Geografie ermöglicht und wissenschaftliche Theorien erlaubt.
Leider fehlt ein Anhang oder Anmerkungen, was von Darwins Theorien heutiger Stand (wie bei der Entstehung der Korallen-Atolle) und was wohl nicht ganz stimmt (Übertreibung beim Wachstum der Anden). Im Einband befindet sich eine sehr schöne Weltkarte mit dem Reiseverlauf, zusätzlich eine detailiertere Karte für Südamerika wäre aber wünschenswert. Dort könnte man einzeichnen, welche Routen die Beagle ohne Darwin fuhr und welche Landexkursionen Darwin unternahm.
Besonders störend empfinde ich aber die vielen Druckfehler, ich habe sie nicht gezählt, wette aber über 20 zu kommen. Darwins Anmerkungen, die sein wissenschaftliches Arbeiten zeigen, leiden darunter besonders, auch fehlen bei einigen Fußnoten Ziffern, dafür hat Kapitel 17 zuviele.
Also wünsche ich diesem Buch eine zweite Auflage ohne Mängel, die dann auch die Bestnote erhält.

Bewertung vom 13.02.2017
Kleiner Mann - was nun?
Fallada, Hans

Kleiner Mann - was nun?


ausgezeichnet

Ich habe mit der jetzigen Orginalausgabe zum ersten Mal den Roman gelesen. Und vieles aus dem heutigen Arbeitsleben wiederentdeckt. Mag sein, dass der Unterschied zwischen Arbeiter und Angestellten heute nicht mehr so groß ist, aber Solidarität unter den Arbeitnehmern- wo gibt es sie noch?
Nein, als der Junge in Ducherow entlassen wird, war da nicht klar, dass seine Kollegen nicht kündigen würde. Auch als er in Berlin noch die Verkaufsquoten erfüllen will und darum betet, ein Schauspieler kommt und sich Waren für 1.000 Mark zeigen lässt, dann aber nichts kauft. Erinnert das nicht an die Internetgeneration, die im Geschäft sich Waren ansieht und dann im Internet kauft.
Wohlgemerkt 1931 ist das Buch erschienen.
Groß, sehr groß ist auch die Liebesgeschichte zwischen Lämmchen und dem Jungen. Es kann dir noch so schlecht gehen, wenn du einen Menschen kennst, der zu Dir hält.
Auch die Nackt-Erzählung mit Herrn Heilbutt und der Ausflug ins Berliner Nachtleben lassen nichts zu wünschen übrig.
Den Anhang habe ich vor der Lektüre des Romans mit Interesse gelesen. Klingt plausibel. Bestnote.

Bewertung vom 06.02.2017
Cox
Ransmayr, Christoph

Cox


ausgezeichnet

Cox, ein Londoner Uhrmacher, reist mit drei Begleitern ans chinesische Kaiserhaus und erlebt die diktatorischen Untugenden, wo erst 26 Chinesen die Nase abgeschnitten wird und dann später auch die vier Engländer immer Angst um ihr Leben haben, wenn sie einen Fehler machen.
In der zweiten Ebene geht es um die Zeit, da die Europäer ja schließlich Uhren herstellen sollen. Neben Standardfabrikaten wird im zweiten Teil eine Uhr beschrieben, die den zu Tode verurteilten die Zeit anzeigen soll, die sie noch zum Leben haben. Dabei geht es auch um das subjektive Verhältnis der Zeit, denn eine Minute, obwohl sie objektiv immer gleich lang ist, verläuft doch mitunter langsam, bei den Todeskandidaten aber auch rasend schnell. Im letzten Teil des Buches wünscht sich der Kaiser eine Uhr, die einmal in Betrieb immer und von alleine weiterläuft. Dass sich hier die Uhrmacher an die Stelle des Kaisers als Herrscher über die Zeit setzen und damit ihr Leben gefährden wird wiederholt thematisiert und zu guter letzt soll der Kaisers selbst die Uhr in Betrieb nehmen, was er aber dann doch nicht macht.
In einer dritten Ebene ist die Chinareise für Cox eine Flucht aus seiner Ehe, denn seine fünfjährige Tochter ist gestorben und seitdem redet Cox Ehefrau nicht mehr. Cox denkt immer wieder an die beiden und wünscht sich An, die Hauptfrau des Kaisers, die er aber selbstverständlich nicht bekommt.
Ich gebe zu, dass ich China fast immer spannend finde, in diesem Buch auch und es gern und flüssig gelesen habe.