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Benutzername: 
miss.mesmerized
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Deutschland
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Bewertungen

Insgesamt 1245 Bewertungen
Bewertung vom 11.08.2019
Ultimatum / Kommissar Eugen de Bodt Bd.5
Ditfurth, Christian von

Ultimatum / Kommissar Eugen de Bodt Bd.5


gut

Der Ehemann der Kanzlerin wird in Berlin entführt. Die Forderung der Geiselnehmer: erst die Freilassung des Verbrechers Bob Wedenstein, dann die Entlassung des Innenministers, als letztes den südlichen Euroländern die Schulden erlassen – die Forderungen werden immer drastischer, mit der Hand des First Husband untermauern sie ihre Ernsthaftigkeit. Die Regierung und die Ermittlungsbehörden stehen unter Druck, da interessiert sie der verdächtige Tod der russischen Kulturattachée nur mäßig. Als sich in Paris ein paralleles Szenario anbahnt, ist klar, dass der Angriff größer ist und sich nicht nur gegen die Kanzlerin und Deutschland richtet. Einzig Kommissar Eugen de Bodt, dem es gelingt den Gatten der Kanzlerin zu befreien, scheint einen klaren Kopf zu bewahren und die Absicht der Terroristen zu durchschauen. Aber auch er ahnt noch nicht, was sie sich tatsächlich ausgedacht haben.

Das Szenario klang vielversprechend, eine Gruppe von schlagstarken und entschlossenen Terroristen versetzt Deutschland und Frankreich in Angst und Schrecken. Die Methoden tragen unverkennbare Parallelen zum Agieren der RAF und es scheint kaum ein Mittel zu geben, um sie aufzuhalten. Glücklicherweise jedoch verfügt Kommissar de Bodt über die Gabe, sich in die Gedankenwelt der Verbrecher zu versetzen und so deren Vorgehen und Pläne zu antizipieren – dies macht ihn, neben seiner Leidenschaft für philosophische Sprüche, bei seinen Vorgesetzten nicht unbedingt beliebter.

Der vielversprechende Ansatz stolpert jedoch für mein Empfinden gleich über mehrere Schwächen. Die überzeugende Grundidee gerät insgesamt zu groß, zu sehr aufgeblasen, um glaubwürdig zu sein. Irgendwann verzettelt sich das Szenario und hat mich dann leider auch verloren. Auch wenn de Bodt mit seinem Team arbeitet, bleibt er doch der alleinige Held, von dem alles abhängt. Superhelden passen gut in das Marvel Universum, für realistische Geschichten sind sie meist zu wenig menschlich und können mich nicht wirklich für sich gewinnen – zugegebenermaßen haben mich seine Sprüche auch mehr genervt, als dass ich ihnen etwas abgewinnen hätte können. Ähnlich wie die Handlung war auch die Erzählweise ziemlich aufgebläht; immer wieder endlose Dialoge, die letztlich die Geschichte selten vorangebracht haben und stattdessen eher noch die Spannung haben abflachen lassen, so waren sie für einen rasanten Thriller eher hinderlich als bereichernd.

Fazit: leider große Enttäuschung, da die hohen Erwartungen so gar nicht erfüllt wurden.

Bewertung vom 08.08.2019
Jetzt noch nicht, aber irgendwann schon
Simons, Martin

Jetzt noch nicht, aber irgendwann schon


ausgezeichnet

Es ist kurz vor Weihnachten und Martin will nur noch ein paar Besorgungen machen, als ihn im Supermarkt plötzlich ein komisches Gefühl befällt, kurz danach verweigert der rechte Arm die Mitarbeit und er kann nur noch nach Hause eilen. Im Krankenhaus dann die erschreckende Gewissheit: eine Einblutung im Gehirn, die die Motorik beeinträchtigt. 48 Stunden keine Aufregung, keine Bewegung, nur um die größte Gefahr zu überleben. Untersuchung um Untersuchung, nur abgelöst und Gedanken über das, was im Leben war und das, was bleibt, sollte er die kritische Phase nicht überleben. Und wenn doch, wie wird er das Klinikum verlassen, was bedeutet dies für seine Frau und ihren nicht einmal zweijährigen Sohn?

Martin Simons schreibt über das, was er selbst erlebt hat, das Ereignis, das ihn unerwartet aus dem Leben gerissen und alles in Frage gestellt hat. Die ersten Stunden, die er intensiv erlebt, die Tage der Ungewissheit und dann der Versuch wieder in die Normalität zurückzukehren. Vor allem aber auch die schmerzliche Erkenntnis: während er bewegungslos im Bett liegt, geht das Leben draußen ohne ihn weiter.

Ein Bericht wie dieser kann einem als Leser nicht unberührt lassen, unweigerlich stellt man sich dieselben Fragen, die sich der Autor in dieser Ausnahmesituation auch gestellt hat. Zunächst dominiert die Angst; die Situation ist für den Patienten nicht überschaubar und schon gar nicht kontrollierbar. Nach der Annahme der Todesnähe kommen die essentiellen Fragen danach, was man erreicht hat, wie man gelebt hat, Fehler und Glücksmomente. Die Beziehungen zu Eltern, Ehefrau, Kind - wo steht er, will er so gehen? Manches rückt in ein anderes Licht. Dazwischen immer wieder widersprüchliche Erwartungen und Gefühle gegenüber den Angehörigen, die Weihnachten feiern obwohl er dem Tode nahe ist.

Genau die Dinge und Gedanken, die man im Alltag verdrängt, ausblendet, erkämpfen sich den vordersten Platz und sind können nicht mehr ignoriert werden. Martin Simons erscheint gnadenlos ehrlich gegenüber sich und seiner Familie, reflektiert sein eigenes Verhalten – sowohl im Krankenhaus wie auch davor. Trotz der Schwere der Thematik findet der Autor einen leichten Erzählton, der es leicht macht, seinen Gedanken zu folgen und sich mit ihm in die Situation begeben. Ein Buch, das weniger zum Erzähler oder Autor als viel mehr zu sich selbst als Leser führt.

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Bewertung vom 04.08.2019
The Victim
Manning, Max

The Victim


gut

When one evening Gem Golding stops at a drugstore to get some pain killers, a man approaches her and tries to hijack her car. He obviously has a knife, but she never wanted to become a victim. So she has to make a choice quickly: either give in, surrender to him and the situation or fight for her life. Depending on how she decides, her life will take different turns. Gem will either be the fighter or the victim.

Max Manning’s thriller is an interesting play with how the options presented to us and the decisions made have a huge impact on what follows. He continues the story by narrating the two outcomes in a paralleled line, showing the result of each of Gem’s choice and the consequences that necessarily come with it: the psychological effect the decision has on her but also on her husband Drew, her relationship with him, but also her career in PR which forces her to work late hours.

Both sides are convincing in their own way and both stories have their appeal. Yet, admittedly, I got frequently confused which annoyed me a lot. It took some time until I had figured out the concept but until that I was wondering if I could really have misunderstood so much. A different font or the like might have helped a lot. There were some interesting twists and turns, also the characters varied a lot depending on the story line which made it quite interesting and kept suspense high.

An utterly singular concept of dealing with a story, however, it did not fully work out for me which is a pity since I really appreciated the story itself and the writer’s style of writing.

Bewertung vom 04.08.2019
Fünf Lieben lang
Aciman, André

Fünf Lieben lang


sehr gut

Zehn Jahre sind vergangen seit jenem denkwürdigen Sommer, der Sommer, in dem er auf der Insel San Giustiniano nicht nur wie in jedem Jahr die Ferien in der Familienvilla verbracht, sondern seit er zum ersten Mal Begehren spürte. Vieles hat sich inzwischen verändert, das Dorf ist nahezu ausgestorben, die Villa niedergebrannt und auch Nanni ist nicht mehr da, der junge Schreiner, den er nicht nur wegen seiner Kunstfertigkeit bewunderte und täglich aufsuchte, sondern der in ihm ungeahnte Gefühle erweckte. Dies war seine erste Liebe, weitere sollten folgen – Giovanni, Maud, Manfred, Chloe – alle gänzlich verschieden, alle unterschiedlich intensiv.

André Acimans Roman, dessen Teile nur lose durch den Protagonisten verbunden sind, ansonsten jedoch keine durchgängige Struktur aufweisen, ist eine Erkundung eines Gefühls, das sich nicht immer fassen lässt und das sich in völlig verschiedenen Variationen offenbart. Mal als intensive körperliche Erfahrung, mal als verlässliche Zuneigung, die Jahre überdauert und auch durch andere Lieben nicht aufgelöst wird, mal als langer Eroberungskampf und mal als widerstandslose Hingebung. So unterschiedlich sich die einzelnen Kapitel gestalten, so verschieden konnten sie mich begeistern, zwischen intensiver Analyse dessen, was in dem Jungen vor sich geht, und geradezu oberflächlicher Scheinwelt bildet Aciman alles ab.

Ohne Frage gelingt es dem Autor, die ganze Bandbreite des Themas zumindest auszuloten. Jede der geschilderten Formen von Liebe – auch jene zum Vater, die jedoch mehr der Wunsch nach Anerkennung und Wahrnehmung zu sein scheint – findet ihren Platz und kann neben anderen existieren und ein Teil des Protagonisten werden und widerspricht so der Behauptung des Vaters, dass es nur eine einzige Liebe geben kann. Bemerkenswert bei alledem ist die Abwesenheit aller moralischen und konventionellen Instanzen, die es dem Protagonisten erlaubt, Männer und Frauen gleichermaßen einfach zu lieben und dieses Faktum kein einziges Wort wert sein zu lassen.

Sprachlich ausdrucksstark und sehr nah bei seiner Figur kann Aciman mich als Autor begeistern. Die Handlung selbst bleibt mir an manchen Stellen, gerade in Kapitel 2, zu vage und geradezu banal, um zu überzeugen. Es fehlt noch etwas, das sich jedoch nur schwer greifen lässt.

Bewertung vom 04.08.2019
Bis ihr sie findet / DCI Jonah Sheens Bd.1
Lodge, Gytha

Bis ihr sie findet / DCI Jonah Sheens Bd.1


ausgezeichnet

Dreißig Jahre sind vergangen seit die 14-jährige Aurora Jackson beim Campen mit Freunden spurlos verschwand. Aber jetzt wurden zufällig die Überreste einer Leiche gefunden. Aurora war die ganze Zeit tot, begraben im Wald und ihr Mörder läuft frei herum. Was geschah in der Nacht als Auroras ältere Schwester und deren Freunde das Mädchen einluden mit ihnen zu campen? Offensichtlich waren Alkohol und Drogen im Spiel, aber wie konnte es dazu kommen, dass einer zum Mörder wurde und die andre drei Jahrzehnte lang nichts sagten? DCI Jonah Sheens und sein Team stehen einer Gruppe von Freunden gegenüber, die immer noch zusammenhalten. Sie haben offenbar eine ganze Menge zu verheimlichen.

Gytha Lodges Debut ist von der ersten bis zu letzten Seite ein spannender Thriller. Der Plot bietet einige Nebenhandlungen, die scheinbar den Weg zur Lösung darstellen und dann doch wieder aufgegeben werden müssen und die Tatsache, dass die Geschichte auf zwei zeitebenen erzählt wird, hält die Spannung ebenfalls hoch.

Am interessantesten fand ich die Dynamik zwischen den Freunden. Einerseits lernt man sie als Teenager kennen, wo die Coolen dominieren und ansagen, was zu tun ist, aber auch später als Erwachsene, nachdem alle ihren Platz im Leben gefunden haben, folgt die Gruppe doch klaren Strukturen. Sie haben falsche Entscheidungen getroffen, die aus Sicht von Teeangers nachvollziehbar sind und durch Angst motiviert wurden, aber sie haben als Erwachsene nie den Mut besessen, diese zu korrigieren und zu dem zu stehen, was sie getan haben, obwohl sie die Gelegenheit gehabt hätten.

Viele Wendungen lassen einem immer wieder die Lage neu beurteilen und am Ende wird doch alles sauber aufgeklärt und keine Frage bleibt offen. Spannende Unterhaltung.

Bewertung vom 03.08.2019
Das Leuchten in mir
Delacourt, Grégoire

Das Leuchten in mir


ausgezeichnet

Eine zufällige Begegnung in einer Brasserie und Emmas Leben gerät aus den Fugen. Sie sieht ihn dort und wird ihn nun täglich sehen, immer zur Mittagszeit werden sich ihre Blicke kreuzen, doch es werden Wochen vergehen, bis sie das erste Wort wechseln. Schmetterlinge kehren zurück zu der Ehefrau und Mutter, deren Leben von außen scheinbar perfekt ist mit dem liebenden Gatten und den drei wohlgeratenen Kindern. Aber es fehlt etwas, genau dieses Gefühl wieder lebendig zu sein, die Emotionen und aufsteigende Hitze, wenn sie nur an ihn denkt. Sie stellen sich vor, Alexandre heißt er, Journalist, verheiratet. Doch das spielt alles keine Rolle, denn genau für diesen Moment werden sie alles aufgeben, ihr bisheriges Leben hinter sich lassen und gemeinsam in die Zukunft gehen. Doch es gibt keine Zukunft für sie und so steht Emma plötzlich vor dem Trümmerhaufen, der mal ihr Leben war.

Der mit bereits zahlreichen Literaturpreisen geehrte Autor Grégoire Delacourt unterstreicht in seinem aktuellen Roman einmal mehr seinen Platz unter den zeitgenössischen französischen Autoren. Ihm gelingt es unvergleichlich die Emotionen seiner Figuren einzufangen und zu transportieren ohne deren Last auf den Leser zu legen. Es ist etwas bedauerlich, dass man sich für die deutsche Ausgabe für einen anderen Titel entschieden hat, denn der Originaltitel „Danser au bord de l’abîme“ drückt perfekt das aus, worüber Delacourt in seiner Geschichte schreibt: die Figuren tanzen ausgelassen am Rande des Abgrunds und drohen zu jedem Zeitpunkt abzustürzen.

„Meine künftigen Tage versprachen stürmisch zu werden. Und einer von ihnen erschütternd.“

Emmanuelle ist eine durchaus attraktive Frau Ende dreißig, ihr Mann Olivier Leiter eines großen Autohauses und die beiden Töchter Manon, 16, und Léa, 12, sowie der 14-jährige Sohn Louis sind ebenfalls eine Freude für die Eltern. Doch sie spürt, dass etwas in ihrem Leben verloren gegangen ist, etwas fehlt. Alexandre gelingt es, wieder etwas in ihr zu entzünden, das so stark leuchtet, dass sie bereit ist, dafür alles zu riskieren, alles aufzugeben. Sie macht sich die Entscheidung nicht leicht, man folgt ihren Gedanken und kann sie verstehen. Die Vorwürfe, die sie sich selbst macht, die Kinder zu verlassen, ihr Leben zu zerstören, das Hadern und Zaudern und doch zu wissen, dass sie nicht anders handeln kann, denn ihre Liebe zu Olivier findet nicht mehr in der Gegenwart statt.

Doch dann kurz bevor das Glück kaum größer sein könnte, lässt Delacourt seine Protagonistin fallen, tief fallen. Plötzlich sieht sie sich alleine auf einem Campingplatz mit anderen vergessenen Figuren. Der Frühling geht in den Sommer und den Herbst über und erst nach dem Winter findet sie zurück zu ihrer Familie, die nicht mehr dieselbe ist. Der Autor folgt mit seiner Sprache der Emotionen der Figur, wurden im ersten Teil noch überschäumend die Emotionen ausgelebt, werden die Sätze kürzer und schlichter in der Zeit der Trauer. Dabei umschifft er jede Gefahr von Kitsch, dem eine solche tragische Liebesgeschichte erliegen könnte. Viel mehr zeigt er, dass nur dadurch, dass Emma wieder aufgelebt ist, sie sich wieder lebendig fühlte, sie auch so hart vom Schicksal getroffen werden konnte und der Fall so tief war. Delacourt hat den entscheidenden Moment im Leben seiner Figur überzeugend und ausdrucksstark umgesetzt.

Bewertung vom 02.08.2019
The Perfect Wife
Delaney, J. P.

The Perfect Wife


ausgezeichnet

Tim Scott, prodigy of Silicon Valley, has lost his wife and is since mourning. But he wouldn’t be one of the richest and most admired IT specialists if he wasn’t the one with visions. And now his dream has come true: a cobot, perfect replica of his wife Abbie, lookalike and fed with memories of former wife’s life. As soon as the public becomes aware of this technological milestone, strong opinions collide: how do you treat a robot who looks, speaks and behaves like a human? Who do Abbie’s memories belong to? And why would someone prefer to live with a machine if he could have any woman in the country? For Tim the last question is easy to answer, but this is something he would never tell the public or his new partner. He mission is far bigger than just building a perfect copy of Abbie.

“The Perfect Wife” is a stunning combination of science-fiction novel and thriller. I especially appreciated the perspective taken: together with recently awaken cobot Abbie, we learn our way around the world of Tim Scott and only bit by bit gain knowledge about the seemingly perfect marriage he and Abbie had. There is a second voice adding information somehow from the inside Tim’s company, yet it takes until the very end to understand where this voice comes from. Many unexpected twists and turns keep suspense high and the more the action advances, the more you ask yourself what your position is when it comes to artificial intelligence.

Creating the perfect partner has been mankind’s dream forever, already in the old Greek tales you find the example of Pygmalion and throughout our history, this has always been a vision. Now, our technical knowledge and the means seem at a point where this could be possible. I found JP Delaney’s idea quite realistic and not too far-fetched after all. Machine learning has been around for a couple of years now and more and more humanoid robots inhabit our world. We even talk to them as if they were humans and Siri, Alexa and the like have become a normal part of our life.

There is another aspect I found particularly interesting: Tim’s and Abbie’s son was diagnosed with autism and the cobot seems to be much more capable of understanding his ways of communication than human beings. They share some similarities in how their programming/brains work which leads me to wonder if with the help of machines, we could facilitate life for many people suffering from this or similar disorders.

All in all, a suspenseful thriller which raises the most relevant questions of our time and surely mirrors our human hubris. Something we definitely must reconsider.