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Glüxklaus
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Franken

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Insgesamt 612 Bewertungen
Bewertung vom 27.02.2020
Unser Lehrer ist ein Elch / Die Tierwandler Bd.1
Baumbach, Martina

Unser Lehrer ist ein Elch / Die Tierwandler Bd.1


sehr gut

Harry Potter meets Die Schule der magischen Tiere
Merkwürdige Dinge gehen kurz vor Beginn des neuen Schuljahres vor: Merle bemerkt plötzlich, dass sie die Sprache der Tiere verstehen kann. So kündigt ihr eine Eule nachts an, dass das nächste Schuljahr etwas ganz Besonderes wird. Und tatsächlich am nächsten Tag stellt sich Tove Olsson als neuer Lehrer in der Schule vor. Sein Schwein Melusine wählt die Teilnehmer für die AG Sport für besondere Talente aus und Merle ist überraschenderweise unter ihnen. Leider aber auch der neue Mitschüler Finn, den Merle zunächst ziemlich unsympathisch findet. Bald stellt sich heraus, dass alle Mitglieder der AG in Wahrheit Tierwandler sind, das heißt, sie können sich in Tiere verwandeln. Tove Olsson, der die Gestalt eines Elchs annehmen kann, soll ihnen lehren, mit der neuerkannten Fähigkeit richtig umzugehen. Damit geht das Abenteuer erst richtig los.....

Martina Baumbachs Buch „Die Tierwandler - Unser Lehrer ist ein Elch“ liest sich flüssig und gut verständlich. Die Sätze sind einfach, kurz und klar formuliert. Für Achtjährige dürfte der Text zum Selberlesen keine große Herausforderung darstellen. Zum Vorlesen ist er sicherlich auch schon für Jüngere geeignet. Imke Sönnichsens hübsche Illustrationen runden die Geschichte stimmig ab und sorgen für Abwechslung.

Die Handlung der Geschichte erinnert ein wenig an „die Schule der magischen Tiere“. Statt auf ihre sprechenden Tierfreunde zu warten, sehnen die Kinder hier herbei, dass sich ihr verborgenes inneres Tier „offenbart“. Eine ganz ähnliche Dramaturgie. Dass die Mitglieder der AG gemeinsam einen Schwur sprechen, war mir dann fast etwas zu nah am Vorbild, zu abgekupfert. Auch gewisse Parallelen zu Harry Potter sind übrigens nicht von der Hand zu weisen. Insgesamt war die Geschichte trotzdem sehr spannend. Neben der alles überschattenden aufregenden Frage um ihre Tierpersönlichkeiten müssen Merle und Co sich noch als Detektive betätigen und drei Rätsel wie z.B. das um die verschwundenen Schulpokale lösen. Langweilig wird es auf keinen Fall und am Ende geht es Schlag auf Schlag.

Das Buch ist sowohl für Jungen, als auch für Mädchen geeignet, was mir sehr gut gefällt. Mädchen identifizieren sich sicherlich eher mit Merle, Jungen mit Finn. Ich habe die Geschichte meinen drei Kindern vorgelesen. Meine achtjährige Tochter fand die Vorstellung faszinierend, auch mal ein Tier sein und vielleicht sogar fliegen zu können. Ihre Phantasie wurde definitiv angeregt. Der sechsjährige Sohn war am Schluss etwas enttäuscht, weil nicht aufgelöst wurde, in welche Tiere sich die anderen Kinder denn nun verwandeln können. Bleibt uns nur eins übrig: Den nächsten Band lesen. Den ersten können wir definitiv schon einmal weiterempfehlen.

Bewertung vom 23.02.2020
Eddie Fox und der Spuk von Stormy Castle / Eddie Fox Bd.1
Szillat, Antje

Eddie Fox und der Spuk von Stormy Castle / Eddie Fox Bd.1


ausgezeichnet

Originelle ungruselige Geschichte mit liebenswert skurrilen Figuren über den „Geist der Freundschaft“

Eigentlich verläuft das „Leben“ von Graf Edward Donald Darius Ignatz Eliot Graf von Fox und Wood, genannt Eddie, auf der Burg Stormy Castle recht friedlich und gemütlich. Und das schon seit 299 Jahren. Eddie ist nämlich kein gewöhnlicher Junge, sondern seitdem er vor 288 Jahren im Alter von 10 3/4 Jahren an einer ururalten Krankheit starb, ein Geist. Mit der Ruhe und Beschaulichkeit ist es allerdings vorbei, als eines Tages -nach einer unheilvollen Gewitternacht- Männer mit Kisten die Burg betreten. Und nicht nur das, kurz darauf ziehen Mrs. Plumbelly und ihre Tochter Pia in das alte Gemäuer ein und wollen dort eine Schule eröffnen. Ein Albtraum für Eddie, der doch nichts so sehr fürchtet wie Kinder. Gemeinsam mit seiner Freundin Fledermaus Tilla setzt er alles dran, die Unruhestifter aus seinem Heim zu vertreiben. Doch da hat er die Rechnung ohne die aufgeweckte Pia gemacht...

Mit „Eddie Fox und der Spuk von Stormy Castle“ ist Autorin Antje Szillat eine wirklich originelle unterhaltsame Geschichte gelungen .
Der lebendige Schreibstil liest sich angenehm und unkompliziert. Für geübte Leser ab acht Jahren dürfte es keine Schwierigkeit darstellen, die Geschichte selbstständig zu bewältigen. Zum Vorlesen ist das Buch bereits ab fünf bis sechs Jahren geeignet. Die witzigen Illustrationen sorgen für Abwechslung, lockern die Seiten optisch auf und motivieren die kleinen Leser.

Ich habe das Buch meinen Kindern, vier, sechs und acht Jahre alt, vorgelesen. Die spannende Handlung hat uns alle recht schnell gefesselt und wir wollten unbedingt wissen, wie sich die Situation auf Stormy Castle weiterentwickelt. Mir gefällt die ungewöhnliche Vorstellung, dass Eddie zwar ein Geist ist, aber eigentlich lebt wie ein Kind. Anstatt nachts zu spuken, schläft er lieber und zwar im Schlafanzug. Ziemlich untypisch und ungruselig das Ganze, dafür aber umso lustiger.

Überhaupt lebt die Geschichte von den witzigen ausgefallenen Charakteren: Eddie, der aufgrund traumatischer Erlebnisse in seiner Vergangenheit Kinder hasst, obwohl er eigentlich selbst eines ist, seiner treuen Freundin Fledermaus Tilla mit ihren komischen Marotten, ständig irgendwo dagegen zu fliegen, festzuhängen oder vor Aufregung Schluckauf zu bekommen, dem Hausdrachen Golfo, der kein Fettnäpfchen auslässt und der selbstbewussten unerschrockenen sympathischen Pia. Diese ungewöhnliche Truppe sorgt immer wieder für Belustigung. Am Ende muss Eddie mit seinem Vorurteil gegenüber Kindern aufräumen. Pia erweist sich für ihn nämlich als Glücksfall. Durch sie wird er Schritt für Schritt mutiger, zuversichtlicher und -für einen Geist eigentlich unmöglich- lebendiger. Sogar das Zaubern, das er in der Vergangenheit längst aufgegeben hatte, funktioniert in Gegenwart des Mädchens besser.

Die humorvolle aufregende Geschichte über Vorurteile, Freundschaft und Courage hat uns über einen verregneten, trüben Tag gerettet. Wir hoffen sehr, dass Eddie in Serie geht und freuen uns schon jetzt auf weitere Abenteuer mit ihm und seinen tollen Freunden.

Bewertung vom 20.02.2020
Kann mein Herz nicht mal die Klappe halten?
Greve, Julia

Kann mein Herz nicht mal die Klappe halten?


sehr gut

Kein alltäglicher Roman über Beziehungsalltag
Nina und Steffen sind schon lange verheiratet, haben zwei wohlgeratene Töchter und ein schönes Heim. Äußerlich stimmt alles. Doch der Schein trügt, irgendwie läuft es in ihrer Beziehung in letzter Zeit nicht mehr so richtig, vor allem im Bett herrscht relative Flaute. Als beide sich bei einem Spiel und viel Schnaps ihre intimen Wünsche anvertrauen, gesteht Steffen, dass er insgeheim von einem Partnertausch mit einem anderen Paar träumt. Schneller als ihr Verstand eingreifen kann, begibt sich Nina online auf die Suche nach Gleichgesinnten, obwohl sie mit Steffens Vorschlag eigentlich gar nichts anfangen kann. Das setzt eine Reihe von Ereignissen in Gang, die die Beziehung von Nina und Steffen auf eine harte Probe stellt...

Julia Greve schreibt in der Ich-Perspektive aus Ninas Sicht so leicht und locker, dabei immer glaubwürdig und plausibel, als würde ich mich mit einer guten Freundin unterhalten.
Nina trifft fragwürdige, kopflose Entscheidungen, die sie hinterher selbst bereut, aber im Großen und Ganzen konnte ich mich sehr gut mit ihr identifizieren und sie und ihre Situation nachvollziehen. Nina denkt viel zu sehr an die anderen und achtet zu wenig auf eigene Bedürfnisse, ist aber - vielleicht gerade deswegen- eine sehr sympathische und authentische Protagonistin. Ich habe mich selbst gewundert, wie sehr ich Nina verstehen konnte und wie nahe ich mich ihr fühlte. Mit ihrem Mann Steffen hingegen wurde ich nicht richtig warm, er wurde mir ein wenig zu oberflächlich und einseitig dargestellt.

Der Roman bringt ein altbekanntes Beziehungsdilemma auf den Punkt: Nina und Steffen schweben nach fast 20 gemeinsamen Jahren nicht mehr auf Wolke sieben, der Alltag hat sie eingeholt. Das ist so weit sicherlich nicht ungewöhnlich und kommt in den besten Familien vor. Ungewöhnlich ist aber, welche Anstrengung Nina unternimmt, die Beziehung zu retten: Partnertausch, aber nur dem Partner zuliebe. Trotzdem Ninas Verhalten merkwürdig und fast absurd anmutet, bleibt die Handlung erstaunlich realistisch. Selbstverständlich wirkt alles, was passiert, ein wenig überspitzt und übertrieben, es ist ja auch Fiktion, aber trotzdem kann ich mir vorstellen, dass auch das echte Leben solche Geschichten schreiben könnte.

Selten habe ich einen Titel als derart passend empfunden wie im Falle dieses Romans. Julia Greve hat mich mit ihrem Buch wirklich prima unterhalten, mitgerissen, aber auch ziemlich nachdenklich gestimmt. Ein Beziehungsroman der etwas anderen Art, nicht ganz so leicht und oberflächlich, sondern stellenweise ganz schön tiefgründig. So kommt es zum Schluss zu einem stimmigen runden Ende, aber zu keinem klassischen Happy End. Sehr lesenswert!

Bewertung vom 19.02.2020
Fiese schöne Welt / Luzifer junior Bd.7
Till, Jochen

Fiese schöne Welt / Luzifer junior Bd.7


ausgezeichnet

Wenn das Paradies sich als zweite Hölle entpuppt.... Luzie und Co erleben ein aufregendes Abenteuer in Omas Parallelwelt- Originell, skurril und ganz schön spannend

Luzie und seine Freunde besuchen Oma Thea in ihrer perfekten Welt, in der es keine Probleme gibt und jeder immer das tun kann, worauf er gerade Lust hat. Ein wahres Paradies und die Freunde genießen ihren Aufenthalt erstmal ausgiebig. Doch plötzlich geschehen äußerst seltsame Dinge. Luzie und Co gehen der Sache auf den Grund und entdecken Erstaunliches.........

Jochen Tills Buchreihe ist wirklich ein besonderer Glücksfall für unsere Familie. Wir alle lieben die ausgesprochen witzig geschriebenen Geschichten um Luzie und seine mehr oder weniger teuflische Gang. Genau unser Humor!
Auch in diesem Band, den ich meinen Kindern vorgelesen habe, war wieder für jeden von uns etwas dabei. Ich amüsiere mich köstlich, wenn es um die verschiedenen Abteilungen in der Hölle und die kreativen Bestrafungen für die Insassen geht: originell, skurril, ironisch, ganz schön böse und irre lustig. Meine Ältesten lachen über den ebenso diabolisch gemeinen wie trottelig dämlichen Luzifer Senior, der sich diesmal ohne seinen Sohn ganz schön langweilt. Und die Vierjährige ist hin und weg von Cornibus mit seiner drolligen Ausdrucksweise, für den es in Omas Welt im wahrsten Sinne des Wortes ganz schön dicke kommt.
Die comicartigen Illustrationen kommen bei all meinen Kindern super an.

Wie gewohnt ein spannendes unterhaltsames witziges Abenteuer aus der Hölle, das seinen Vorgängerbänden in nichts nachsteht. Wir haben gemeinsam mitgefiebert und ganz schön um die Freunde gebangt. Von Luzifer Junior können wir einfach nicht genug bekommen und freuen uns schon höllisch auf den nächsten Band.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.02.2020
Der Klassenkassen-Klau / Mina und die Karma-Jäger Bd.1
Clark, Janet

Der Klassenkassen-Klau / Mina und die Karma-Jäger Bd.1


gut

Gute Idee, aber viel zu bemüht, modern und cool zu wirken
Eigentlich will Milena, auch Mina genannt, ihren elften Geburtstag mit einer coolen Party mit Karaoke und Kostümen feiern. Doch dann kommt alles anders. Statt der eingeladenen Gäste steht nur ein einzelner Junge, Julius, vor der Tür. Und Julius ist kein normaler Junge, er wurde von „oben“ zu Milena geschickt, um sein schlechtes Karma aufzubessern. Schon bald bietet sich eine ideale Möglichkeit dafür: die Klassenkasse von Minas Klasse wurde geplündert und Julius, Mina und ihre Freundin Isabel suchen gemeinsam nach dem Täter. Einziges Problem: Nur Mina kann Julius sehen, für andere ist er unsichtbar. Das sorgt natürlich für ganz schön viel Verwirrung und Aufregung....

Die Idee zum Buch, hat mir gut gefallen. Julius hat im Himmel nicht genügend Wert darauf gelegt, so gewissenhaft und moralisch zu handeln, wie er sollte. Also muss er mit guten Taten sein Karma aufbessern, vom unterirdischen aktuellen Level 6 muss es mindestens um 59 Punkte bis auf Level 65 nach oben gehen. Julius lernt im Verlauf der Geschichte, dass es dabei nicht nur auf das Ergebnis und den Zweck, sondern auch auf die richtigen Mittel ankommt. Eine kleine Lehrstunde zum moralisch richtigen Handeln, wirklich witzig dargestellt.

Der Schreibstil liest sich flüssig und verständlich. Nun folgt aber ein großes Aber: Mir persönlich war die Sprache einfach zu gewollt lässig. Da mag ich vielleicht mit meiner Meinung alleine dastehen und meinetwegen altmodisch und „krass peinlich“ sein... Aber auch die Verhaltensweisen der Figuren passen nicht zu dem, wie ich mir Elfjährige vorstelle. Vermutlich reden Kinder manchmal wirklich so daher, müssen es aber in Büchern für mich deshalb nicht zwingend auch tun. Mit elf ist ein Kind für mich noch ein Kind. In der Geschichte werden die Elfjährigen aber schon ziemlich frühreif dargestellt, auch wenn sie manchmal ziemlichen Blödsinn anstellen, der ist dann einfach „cool“. Daher waren mir Mina und ihre Freundin Isabel leider nicht sympathisch. Sie wirkten auf mich künstlich und affektiert, irgendwie gestellt. Julius war mir da trotz seiner stinkstiefeligen Art irgendwie näher, mehr Kind. Meiner achtjährigen Tochter ging es übrigens ähnlich. Müssen Elfjährige Mitglieder von WhatsApp Gruppen sein? Vermutlich ist das heute häufig so, trotzdem finde ich persönlich das einfach nicht sonderlich erstrebenswert geschweige denn vorbildhaft. Nicht umsonst ist WhatsApp offiziell ab diesem Alter noch gar nicht erlaubt. Überhaupt spielen Handy und soziale Medien in der Geschichte meiner Meinung nach eine viel zu große Rolle. Gegen Ende geschieht mehr, da bleibt den Figuren weniger Zeit, sich cool zu geben oder sich den Handys zu widmen.Trotzdem schafft es für mich die durchaus spannende Handlung nicht, das beschriebene Manko auszugleichen.
Ein unterhaltsames, teils witziges Buch mit guter Idee, aber leider aber auch mit ziemlich nervigen und penetranten frühreifen Figuren und einem zu starken Fokus auf Handys und sozialen Medien.
Dabei haben Kinder doch noch ausreichend Zeit, sich zu coolen Erwachsenen mit tollen Smartphones zu entwickeln. Vorher dürfen sie ruhig noch Kinder sein, mit kindischen Ideen im Kopf, die Abenteurer ganz direkt und ungefiltert selbst erleben.

Bewertung vom 12.02.2020
Helsin Apelsin und der Spinner
Höfler, Stefanie

Helsin Apelsin und der Spinner


ausgezeichnet

Von Gefühlen, die feuerrot, so warm im Bauch wie eine große Tasse Kakao oder wie 100 Wunderkerzen im Innern sein können

Die achtjährige Helsin ist ein ganz besonderes Mädchen, in der viel mehr Gefühle stecken als üblicherweise in Mädchen ihres Alters. Sie ist außergewöhnlich fröhlich, lacht viel und steckt andere mit ihrem Enthusiasmus und ihrer unerschöpflichen Energie an. Aber wenn sie sich ärgert, kann sie mit der Fülle ihrer Emotionen nicht umgehen, dann hat der Spinner seinen Auftritt und Helsin verliert die Kontrolle. Als Louis neu in Helsins Klasse kommt, fällt ihm erst einmal nichts besseres ein als sich über Helsins Namen lustig zu machen. „Helsin Apelsin“ nennt er sie. Und weil das bisher noch nie jemand getan hat, bekommt Helsin daraufhin erst einmal einen Spinner und haut ihm die Nase blutig. Kein guter Start zwischen Louis und Helsin.....

„Manchmal allerdings da kocht die Energie über und spült eine rasende rote Welle in Helsins Körper hoch, und dann sieht und hört und riecht und schmeckt Helsin nichts anderes mehr als FEUERROT“, so erlebt Helsin ihre Spinner. Stefanie Höfler formuliert sehr bildhaft. Die Gefühle, die bei Helsin im Übermaß auftreten, beschreibt sie besonders anschaulich. Fast spürte ich beim Lesen am eigenen Leib, wie es Helsin gerade geht, was sie empfindet.
Die phantasievolle Helsin hat mir als Hauptfigur sehr gut gefallen. Sie ist trotz ihrer Spinner liebenswert, weil sie so echt, naiv und unverstellt ist. Leider wird ihre Ehrlichkeit im Verlauf der Geschichte auf eine harte Probe gestellt. Auch die anderen Figuren sind sehr authentisch: ihr schüchterner Freund Tom, Louis, der doch nicht so großmäulig ist, wie er tut, die etwas verplante, aber patente Lehrerin Frau Coroni und die verständnisvollen Eltern.
Obwohl die Geschichte - von Maria dem Fidschileguan einmal angesehen- im normalen Alltag der Kinder angesiedelt ist, war sie sehr spannend. Ich habe sie meinen Kindern (acht, sechs und vier Jahre alt) vorgelesen. An mehreren Stellen mussten sie über den lustigen Humor der Autorin lachen, der genau den ihren trifft. Auch die kleinen witzigen Illustrationen von Anke Kuhl haben meine Kinder gerne angeschaut. Wir alle haben mit Helsin mitgefiebert und uns gewünscht, dass das Mädchen endlich aus dem Schlamassel, in das es sich gebracht hat, wieder rauskommt. Es werden dabei wichtige Themen wie Freundschaft, Stehlen, Lügen und Adoption angesprochen. Diese werden aber nicht belehrend behandelt, sondern so, dass die Leser selbst ganz intuitiv genau wissen, was „richtig“ ist, ohne dass die Autorin den Zeigefinger hebt. Auch Helsin braucht keine Moralpredigt, ihr Gewissen führt sie selbst auf den rechten Weg zurück. Interessant auch, dass meine achtjährigen Tochter und mein sechsjähriger Sohn Helsins Spinner genau nachempfinden können und mir erklärt haben, in welchen Situationen sie von Spinnern übermannt werden. Jeder hat auf seine eigene Art doch irgendwann Spinner, manche leben sie körperlich aus wie Helsin und schlagen dann anderen die Nase blutig, andere schreien oder verletzen mit Worten, manche werden dann ganz starr und stumm. Wenn man die Spinner irgendwann akzeptiert und keine Angst mehr vor ihnen hat, lässt es sich leichter mit ihnen leben.

Wir haben jede Seite dieses außergewöhnlichen Buchs genossen, das so bunt und prall gefüllt ist. Trotz der Vielfalt an Themen, verzettelt sich die Autorin nicht und behält bis zum Abschluss stets den rote Faden. Eine abwechslungsreiche stimmige und runde Geschichte über Freundschaft, Familie und ganz viele Gefühle, zum Vorlesen für Kinder ab sechs Jahren, zum Selberlesen für Achtjährige geeignet.

Bewertung vom 10.02.2020
Ben und Teo
Baltscheit, Martin

Ben und Teo


sehr gut

Ben und Teo sind Zwillinge, es gibt sie nicht einzeln, immer nur im Doppelpack. So wunderbar es sein mag, nie alleine zu sein und immer jemanden an seiner Seite zu haben, so unbefriedigend fühlt es sich an, nicht als einzelner einzigartiger Mensch, als Individuum, wahrgenommen zu werden, sondern nur als Teil eines Duos. Manchmal sind zwei einfach einer zuviel...Da kommt der alte Spiegel, den die zwei am Straßenrand finden, gerade recht. Durch Zufall entdecken sie, dass hinter dem Spiegel eine andere Welt existiert. Eine, in der es keinen Zwillingsbruder gibt. Also schlüpft Ben durch den Spiegel und die Brüder lernen nun ein Leben als Einling kennen. Ganz schön cool, endlich einmal unabhängig zu sein und nicht immer alles teilen zu müssen. Oder etwa doch nicht?

Eine wirklich tolle Idee hatte Zwillingsvater Martin Ballscheit da: Zwillingsjungen können Dank eines magischen Spiegels erproben, wie das Leben als Einzelkind so wäre. Auf eine derart sensible und emphatische Weise vermag vermutlich nur ein betroffener Vater das Thema umzusetzen. Ihm ist mit „Ben und Teo“ ein realistischer, mitreißender Einblick in das Leben als Zwilling gelungen- angereichert mit vielen magischen und phantastischen Elementen, die das Ganze ziemlich spannend machen.

Ballscheit schreibt abwechselnd aus der Sicht der beiden Brüder. Die Geschichte lässt sich sehr flüssig lesen. Die Sprache ist klar, recht originell, gespickt mit interessanten Assoziationen, witzigen Formulierungen und häufiger wörtlicher Rede. Stellenweise reden die beiden Hauptfiguren für ihre zehn Jahre aber vielleicht etwas zu schlau und gewitzt daher...

Ich habe das Buch meiner achtjährigen Tochter und meinem sechsjährigen Sohn vorgelesen. Wir mochten die Figuren Ben und Teo. Sie sind sehr plausibel und sympathisch dargestellt, meistens liebenswert, manchmal ganz schön anstrengend und streitsüchtig, genau wie Kinder eben sind. Mein Sohn hatte allerdings Schwierigkeiten zu verstehen, wieso es Ben so wichtig ist, der Bessere zu sein. Vielleicht ist er doch noch etwas zu jung, um das überall präsente Konkurrenzdenken zu begreifen. Es geht unter Geschwistern leider immer wieder ums Vergleichen. Vergleichen mit seinem früheren Ich macht aber generell mehr Sinn und viel zufriedener als der Vergleich mit anderen. Eine wichtige Erkenntnis, die Ben als Einzelkind rasch erfährt.
Mir wurde die Problematik am Zwillingsleben jedenfalls sehr deutlich. Anschaulich zeigt die Geschichte, wie die Tage ohne den Bruder aussehen könnten und in welchen Situationen der andere eindeutig fehlt. Ein bisschen kompliziert und verworren dann die Auflösung der Geschichte, aber trotz allem ein rundes Ende mit einer schönen Botschaft: Zusammen ist es eben doch irgendwie besser. Und auch wenn man es nicht immer merkt, sind Geschwister ein ziemlich großes Glück: Sowohl Zwillinge, als auch stinknormale Brüder und Schwestern.
Positiv möchte ich noch die farbenfrohen, witzigen Illustrationen hervorheben. Insgesamt eine phantasievolle kurzweilige Geschichte, die uns prima unterhalten hat, geeignet -wie angegeben- ab acht Jahren.

Bewertung vom 31.01.2020
Was sie nicht wusste
French, Nicci

Was sie nicht wusste


sehr gut

Lieber Dreck am Stecken als im Dreck stecken....
... davon ist Neve Connolly überzeugt. Eigentlich wollte sie ihren heimlichen Geliebten und Chef Saul zu einem Stelldichein in dessen Wohnung treffen, doch als sie dort ankommt, ist er tot, mausetot. Ermordet durch einen Schlag auf dem Kopf mit einem Hammer. Neve beseitigt ihre Spuren und reinigt den Tatort akribisch, um nicht mit dem Verbrechen in Verbindung gebracht zu werden. Doch die Polizei, allen voran Detective Inspector Hitching, arbeitet überaus gründlich.....

Ein wenig Zeit habe ich gebraucht, um von Nicci Frenchs Thriller mitgerissen zu werden, aber nach kurzer Eingewöhnung war ich von der Geschichte gefangen und habe gebannt jede Seite, jede kleinste Entwicklung, jedes neu aufgedeckte dunkle Geheimnis verfolgt. Der Schreibstil liest sich - wie von Nicci French gewohnt - unkompliziert, lebendig, angenehm und flüssig.

Neve macht sich durch ihre Tat - obwohl eigentlich unschuldig- schuldig und verstrickt sich dadurch in immer größere Lügen. Trotzdem ich Neves Verhalten oft nicht gutheißen konnte, habe ich mit ihr gefiebert und gehofft, dass sie ungeschoren davonkommt und es ihr gelingt, sich und ihre Lieben zu schützen. Auch die anderen Charaktere des Romans polarisieren, allen voran der penetrante Ermittler Hitching, der ständig zu unangemeldeten Besuchen erscheint, die labile unberechenbare Tochter Mabel, die Neve und ihrem Mann Fletcher solche Sorgen bereitet, und Neves anstrengende nervende immer präsente Freunde wie Renata, die Neve in ihrem Zuhause regelrecht belagern und ihr kaum eine Pause ohne deren Anwesenheit gönnen. Die besonderen Beziehungen der speziellen Figuren untereinander machen einen wesentlichen Reiz der Geschichte aus. Der Protagonistin Neve bleibt kaum Raum für sich alleine, um ihre Situation zu verarbeiten. Der Stress, den sie dabei empfindet, war für mich als Leser selbst deutlich zu spüren. Mit der Bandbreite menschlicher Gefühle und deren fast greifbare, überaus plastische Darstellung kennt sich Nicci French zweifelsohne bestens aus, dadurch entsteht eine unverwechselbare explosive Atmosphäre.

French‘ gut gemachter Thriller hat mich prima unterhalten, seine interessante packende Handlung vermochte mich bis zuletzt zu überraschen. Meiner Meinung nach ein Buch, das sich nahtlos in die früheren erfolgreichen Kriminalromane des Autorenduos einreiht. Ich hoffe, die Zwei schreiben noch lange so weiter.

Bewertung vom 30.01.2020
Das Mädchen, das den Sturm ruft
Lackey, Lindsay

Das Mädchen, das den Sturm ruft


ausgezeichnet

Die elfjährige Red hat es alles andere als leicht. Seit ihre Mutter im Gefängnis sitzt, ist sie ein Pflegekind und wartet sehnsüchtig darauf, nach deren Entlassung wieder bei ihr leben zu dürfen. Red ist kein gewöhnliches Kind: Wenn Red wütend wird, strömt Wind durch Reds Adern und ein Sturm zieht auf. Vielleicht durfte Red deshalb noch nicht länger bei einer Pflegefamilie bleiben. Nun erhält sie eine neue Chance. Jackson und Celine, die auf ihrem Hof vielen verwaisten Tieren ein Zuhause geben, wollen auch Red bei sich aufnehmen und sich als Pflegeeltern um Red kümmern.

Die Autorin bedient sich der Sprache auf ganz besondere Art: sie schreibt wunderbar bildhaft, manchmal fast poetisch. Immer wieder freute ich mich beim Lesen über außergewöhnliche Formulierungen, Sprachperlen wie „Granma hatte mal gesagt, sie würde sich Beethovens fünfte Sinfonie immer dann anhören, wenn ihre Gefühle sie so übermannten, dass sie aus ihr herausströmten. Beethoven gab ihnen ein Zuhause“.
Red ist ein außergewöhnliches Mädchen, ein ganz besonderer Charakter. Sie macht es anderen nicht leicht, zu ihr vorzudringen. Aber nach allem, was sie erlebt hat, ist das auch mehr als verständlich. Imponiert hat mir ihre besondere Willensstärke. Ich habe sehr mit ihr gelitten und gehofft, dass sie endlich ein Zuhause findet. Auch Marvin, der so begeisterungsfähig und alles positiv sieht und Pflegemutter Celine, die unglaublich sensibel auf Red eingeht und immer wieder das Richtige sagt, sind sehr sympathische und beeindruckende Figuren.

Seit Reds Mutter einmal feststellte„ Es ist unmöglich, eine gute Mutter zu sein“ führt Red ein Notizbuch der unmöglichen Dinge. Sie schreibt darin Dinge auf, die eigentlich unmöglich sind, aber trotzdem passieren, passend zu Nelson Mandelas Zitat: „Es scheint stets unmöglich, bis es jemand tut“. Die Einträge von Reds Buch sind teilweise zwischen die Kapitel gedruckt. So erfährt der Leser z.B. warum Hummeln fliegen können, obwohl das den Gesetzen der Physik widerspricht oder dass die Titanic mehr als 21 km von dem Ort geborgen wurde, an dem die eigentlich vermutet wurde. Diese Einschübe haben mir besonders gefallen. Denn Red beweist damit, dass vieles, das wir für ausgeschlossen halten, eben gar nicht so unmöglich ist und dass es sich lohnt, nicht vorzeitig aufzugeben, sondern weiterzumachen.

Lindsay Lackey ist ein außergewöhnliches Debüt gelungen. Eines, das mitreißt, tieftraurig und glücklich zugleich macht. Eines, das zeigt, dass so gut wie nichts unmöglich ist, wenn man nur fest daran glaubt. Eines, das Hoffnung gibt.
Das angegebene Lesealter ab zehn Jahre halte ich für etwas zu früh, Kinder dieses Alters könnten mit der traurigen Thematik (Krankheit, Drogensucht, Tod) und der besonderen Sprache etwas überfordert sein. Ich würde es eher Lesern ab zwölf Jahren empfehlen.

Bewertung vom 30.01.2020
Der Gorilla-Garten / Käthe Bd.1 (1 Audio-CD)
Veenstra, Simone

Der Gorilla-Garten / Käthe Bd.1 (1 Audio-CD)


ausgezeichnet

Käthes Eltern haben in der Stadt eine neue Arbeit gefunden. Käthe muss also den geliebten Apfelhof ihrer Oma im kleinen Dorf Pomeranzen verlassen und von nun an in Berlin wohnen. Aber jedem Anfang wohnt ein Zauber inne: Käthe lässt sich nicht unterkriegen. Durch ihre offene neugierige Art findet sie in der Stadt ganz schnell Freunde und schließlich sogar einen tollen neuen Lieblingsort.

Ich bin ein ziemliches Landei. Als ich auf dem Klappentext las, worum es in „Käthe: Der Gorillagarten“ geht, tat mir Käthe erst einmal ziemlich Leid. Sie muss ihrem beschaulichen ruhigen Zuhause auf dem Land Adieu sagen und in der großen grauen anonymen hektischen Stadt leben. Aber der immer fröhlichen patenten zupackenden Käthe scheint das alles gar nichts auszumachen. Sie freut sich sogar über die Veränderung, sieht sie als aufregende Chance, lernt neue Freunde kennen und findet in der Stadt ganz viele interessante Orte - manche sind sogar erstaunlich grün. Mit ihrer naiven Begeisterung hat mich das kleine Mädchen regelrecht angesteckt und mir aufgezeigt, dass ich in der Vergangenheit so manches Vorurteil sorgfältig gepflegt habe, ohne genauer darüber nachzudenken. „Käthe: Der Gorillagarten“ ist eine wirklich herzerwärmende positive Geschichte darüber, dass Umziehen auch Abenteuer bedeuten kann und dass man keine Angst vor dem Unbekannten zu haben braucht. Entscheidend ist die Sichtweise. Es wird schon alles gut werden, wenn man es nur zulässt. Und ganz vielleicht ist manchmal wirklich kein Hindernis da, das überwunden werden muss. In einem Kinderbuch darf das jedenfalls mal so sein...
Nebenbei gibt es noch einiges über das Gärtnern zu lernen, z.B. was ein Schneckenbeet ist oder wie Brennesseljauche gemacht wird und wozu sie gut ist.
Katja Danowski liest die Geschichte angenehm, sehr abwechslungsreich und lebendig. Meine achtjährige Tochter und ich haben ihr sehr gerne zugehört und dabei jede Minute genossen. Ein Hörbuch, das gute Laune macht, für kleine und große Hörer ab sechs Jahren.