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CM94
Wohnort: 
Bielefeld

Bewertungen

Insgesamt 885 Bewertungen
Bewertung vom 19.07.2022
Die versteckte Apotheke
Penner, Sarah

Die versteckte Apotheke


ausgezeichnet

„Die versteckte Apotheke“ ist ein Traum von einem Buch. Nicht nur ist der Schutzumschlag wunderschön gestaltet mit der Phiole und den bunten Blumen, das Buch selbst ist auch ein echter Hingucker. Der nachtblaue Einband wird nämlich ebenfalls von Blüten geziert. Allein optisch also schonmal ein absoluter Volltreffer.

Zum Inhalt: Nella hat sich der Rettung von Frauen verschrieben. In der alten Apotheke, die sie von ihrer Mutter geerbt hat, stellt sie Pulver, Tinkturen und Lösungen her, die Frauen aus gewaltsamen Ehen und vor grausamen Vätern, Brüdern oder Dienstherren retten sollen. Denn Nella Rezepturen heilen nicht, sie töten. Darum muss ihr Geschäft auch ein Geheimnis bleiben, aber ist sie in ihrer dunklen Kammer wirklich sicher?

Als Apothekerin schlägt mein Herz bei diesem Thema natürlich sofort höher und ich liebe wie die Heil- und Pflanzenkunde hier aufgegriffen und thematisch verarbeitet wird. Am Ende des Buches findet sich sogar ein kleines Glossar zu verschiedenen Naturgiften, was ich eine schöne Idee finde. Außerdem gibt es als Bonus drei Rezepte (natürlich gänzlich ohne Gifte), eine wundervolle Idee, die ich ganz sicher ausprobieren werde.

Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt, was so aus dem Klappentext erstmal nicht ersichtlich war. Nellas Geschichte wird nämlich in der Gegenwart von einer jungen Historikerin nachverfolgt. Ich war anfangs etwas ernüchtert, dass es nicht vollständig nur um Nella geht, aber der zweite Handlungsstrang hat mir auch richtig gut gefallen, hat Nellas Fußspuren etwas nachvollziehbarer gemacht und mit einer Protagonistin, die über sich hinauswächst, noch ein bisschen zusätzliche Emotion in das Buch gebracht.

Durch die zwei Handlungsebenen geht natürlich keine so richtig in die Tiefe, aber ich fand es trotzdem spannend Nellas Werdegang zu verfolgen. Die beiden Handlungsstränge vereint, dass die Protagonistinnen starke Frauen sind, die sich aber in eine bestimmte Rolle haben drängen lassen, die ihnen nun zum Verhängnis wird. Sie stehen aber für sich sein und nehmen ihr Schicksal selbst in Hand.

Ich fand das Buch wirklich toll und kann es guten Gewissens empfehlen.

Bewertung vom 19.07.2022
Im Feuer / Lilly Hed Bd.1
Ericson, Pernilla

Im Feuer / Lilly Hed Bd.1


ausgezeichnet

„Im Feuer“ ist für mich das erste Buch von Autorin Pernilla Ericson. Das Cover wirkt ruhig und harmonisch, fast schon idyllisch. Wäre da nicht der flammende Schriftzug des Titels. Das finde ich toll gemacht und irgendwie finde ich das gesamte Cover sehr stimmig für einen Schwedenkrimi.

Zum Inhalt: Polizistin Lilly Hed, lässt sich von einer führenden Position in Stockholm auf eine kleine Wache in Nynäshamn versetzen. Und obwohl niemand diese Karriereentscheidung so recht nachvollziehen kann, sind alle froh, Verstärkung zu bekommen. Denn es ist Hochsommer und eine Brandserie hält Feuerwehr und Polizei in Atem. Was zuerst nach Unfällen aussieht entpuppt sich als potenzielle Mordserie. Lilly ermittelt gegen einen Feuerteufel.

Ich mochte Protagonistin Lilly Hed total gern. Sie ist eine erfahrene und kompetente Polizistin, die ihrem Gespür vertraut. Gleichzeitig ist sie total bodenständig und hat durch ihre Vorgeschichte eine verletzliche Seite, die sie total nahbar für mich als Leser macht.

Den Fall fand ich sehr spannend und gut konstruiert. Genial fand ich die Tagebucheinträge und die Perspektive des unbekannten Opfers aus der Vergangenheit. Als Leser merkt man schnell, dass hier der Schlüssel zur Lösung des Falls liegen muss, die große Enthüllung folgte aber erst ganz zum Schluss. Und ich wär nie im Leben drauf gekommen, das war super gemacht.

Der Schreibstil ist sehr flüssig, aber gleichzeitig bildhaft genug um sich die Vorkommnisse in Nynäshamn gut vorstellen zu können. Die Steine, die Lily in den Weg gelegt werden und das Wiedersehen mit der Vergangenheit bringen zusätzlich Stimmung in die Geschichte.

Ich fand das Buch richtig stark geplottet und habe die ganze Zeit mitgefiebert und mit Lilly nach Hinweisen gesucht. Klasse Buch, dass ich bei der Hitze da draußen sehr empfehlen kann

Bewertung vom 18.07.2022
Freundin bleibst du immer
Obaro, Tomi

Freundin bleibst du immer


sehr gut

Ganz ehrlich: hier hat mich eindeutig das Cover gelockt. Ich liebe die Farben und die Aufmachung des Covers. Auf den ersten Blick war mir egal, ob mir das Buch gefällt, ich wollte es in meinen Schrank stehen haben. Aber auch der Klappentext hat mich neugierig gemacht. Freundschaft unter Frauen ist so wichtig und wertvoll und ein Buch über eine besondere Freundschaft wollte ich mich nicht entgehen lassen.

Zum Inhalt: Zaineb, Funmi und Enitan könnten nicht unterschiedlicher sein. Und doch sind sie seit dem College die besten Freundinnen. Durch die Jahrzehnte und verschiedene Lebensabschnitte hindurch halten die Frauen zusammen, unterstützen einander, stehen einander bei schwierigen Lebensentscheidungen bei und bilden eine Einheit. Als Funmis Tochter heiraten will, treffen sich die Frauen nach langer Zeit wieder, nur um festzustellen, dass sich gar nicht so viel geändert hat.

Die Geschichte beginnt in der Gegenwart, springt aber immer wieder zurück in die Vergangenheit um Etappen und einschneidende Erlebnisse aus der Freundschaft der drei Frauen zu erzählen. Es werden immer wieder ihre Unterschiede hervorgehoben, sodass man sich immer wieder fragt, was sie eigentlich verbindet. Und trotzdem stehen sie einander bei und als Leser erkennt man, dass das manchmal ausreicht.

Die kurzen Kapitel haben mir gut gefallen. Immer wieder steht eine der Freundinnen im Zentrum, sodass sie eine gleichwertige Stellung im Buch einnehmen. Es gab jetzt keine, mit der ich mich besonders identifizieren konnte, durch die sprunghafte Erzählweise blieben sie auch gleichsam distanziert für mich als Leser.

Richtig klasse haben mir die kulturellen Informationen gefallen. Die Bräuche bei der Hochzeit, die Sprache und das Essen. Dadurch, dass Enitans Tochter damit wenig am Hut hat, wird viel erklärt, was dem Leser zugute kommt und sicherlich genau deswegen so eingebaut wurde. Gemeinsam mit Remi lernt man die Sitten und Bräuche in Nigeria kennen.

Das Buch ist eine Aneinanderreihung von Momentaufnahmen, für das übergeordnete Thema Freundschaft hätte ich mit manchmal mehr Tiefe, mehr Wahrheit, mehr Emotion gewünscht. Der Funke wollte bei mir einfach nicht so recht überspringen. So bleibt es für mich eine nette Erzählung, die mich aber nicht ganz abgeholt hat. Ich würde 3,5 Sterne vergeben.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.07.2022
Willkommen in Wisewood
Wrobel, Stephanie

Willkommen in Wisewood


gut

„Willkommen in Wisewood“ bringt eigentlich alles mit, was ich an einem guten Psychothriller liebe: eine abgeschottete Insel, eine fanatische Gruppe, bei der man nicht weiß, welche Ziele sie verfolgt und absolut kein Entkommen. Was Anfangs wie prächtige Mischung aus Paranoia und Horrorthriller klingt, ist allerdings schnell abgeflaut.

Zum Inhalt: die Schwestern Natalie und Kit haben nicht das beste Verhältnis. Trotzdem macht sich Natalie sorgen, als sie nichts von Kit hört, die zu einem Retreat aufgebrochen ist. Als dann auch noch eine ominöse Mail eintrifft, beschließt Natalie Kit zu suchen. Doch angekommen in Wisewood merkt sie, dass es gar nicht so leicht ist zu Kit vorzudringen. Und noch schwieriger gemeinsam mit ihr die Insel zu verlassen.

Der Anfang ging eigentlich ganz spannend los und und die Beschreibung von Wisewood ist auch recht atmosphärisch. Man merkt, dass es eine unterschwellige Feindseligkeit gibt, die diesen Ort durchströmt. Was spannend beginnt, flacht allerdings relativ schnell ab und den Mittelteil fand ich zeitweise ziemlich zäh, weil einfach nicht klar ist, worum es bei Wisewood eigentlich geht. Auch das „niemand verlässt Wisewood“ was im Klappentext angeteasert wird, stellt sich schnell als Quatsch raus, weil ziemlich zu Anfang durchaus Leute die Insel wieder verlassen. Zum Ende hin kam nochmal ein bisschen Spannung auf, aber man hätte deutlich mehr aus dem Setting und der Story rausholen können.

Die Geschichte würde von einer Nebenhandlung aus der Vergangenheit unterbrochen, von der man erst nach und nach erfährt um wen es geht und wie das mit der Haupthandlung zusammenhängt. Dieser Teil hat mir sogar am besten gefallen, weil er weniger vorhersehbar war und durchaus etwas schauerlich böses in die Handlung eingebracht hat.

Die letzten Seiten holen nochmal ordentlich was aus der Geschichte raus, können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier Potential verschenkt wurde.
Insgesamt fand ich das Buch ok, es hat mich aber nicht umgehauen. Ich würde 3,5 Sterne vergeben.

Bewertung vom 18.07.2022
Kummer aller Art
Leky, Mariana

Kummer aller Art


ausgezeichnet

Ich mag die Erzählungen von Mariana Leky, weil sie Figuren schafft, die mich berühren und mit denen ich mir identifizieren kann. „Kummer aller Art“ ist nun kein Roman, es sind kurze Erzählungen, die als literarische Kolumnen in Psychologie heute erschienen sind. Das Cover passt perfekt zum gewohnten Zeichenstil der vorherigen Bücher, ist schlicht aber trotzdem ansprechend. Direkt von Beginn an habe ich mich gefragt, was es mit dem Krokodil auf sich hat und war erfreut, tatsächlich eine Antwort zu bekommen.

Zum Inhalt: dieses Buch ist eine Zusammenfassung kurzer Episoden des menschlichen Zusammenlebens, das sich um die namenlose Erzählerin rankt. Es sind alltägliche Begegnungen, Gedanken und Probleme, die die Figuren in diesen kurzen Geschichten beschäftigen und ihnen „Kummer aller Art“ bescheren.

Die Geschichten sind kurz uns knapp, auf meinen Ebook 2-3 Seiten pro Geschichte, was Sinn macht, wenn man bedenkt, dass es sich um eine Zeitschriftenkolumne handelt. Die Überschriften teasern schon grob an, worum es in der Geschichte geht, lassen aber ausreichend Spekulationsspielraum .

Wie schon in Lekys Romanen sind mir auch die vielseitigen, bunten Charaktere aufgefallen. Durch die kurzen Episoden und die Tatsache, dass es sich bei den meisten Figuren um Eintagsfliegen handelt, ist es schwerer eine Beziehung zu ihnen aufbauen, aber wiederkehrenden Figuren wie Herrn Pohl gelingt das trotzdem. Das liegt vor allem daran, dass die Geschichten so authentisch und aus dem Leben gegriffen sind. Alle diese Szenarien könnten sich auch in meinem Wohnhaus abspielen und ich glaube jeder hat sich schon einmal in ähnlichen Situationen befunden, wie die Figuren mit ihren alltäglichen Problemen wie zB Schlaflosigkeit und Liebeskummer.

Ich mag den Schreibstil der Autorin, der irgendwie malerisch wirkt. Sie benutzt Worte um mir klare Bilder in den Kopf zu setzen. Philosophiert mit ihren Figuren, spielt mit Worten, Metaphern, Redewendungen und menschlichen Emotionen. Die Anekdoten die sie schafft sind gleichsam unterhaltsam, zB die über den ersten April, wie berührend. Regen zum schmunzeln und grübeln an. Ich kann mir die Platzierung der Kolumnen in der Psychologie heute sehr gut vorstellen und bin fast traurig, dass ich nicht vier Wochen bis zur nächsten Erzählung warten musste.

Das Buch hat mir richtig gut gefallen und ich denke ich werde es bestimmt bald wieder zur Hand nehmen um die eine oder andere Geschichte erneut zu lesen.

Bewertung vom 15.07.2022
Was ich nie gesagt habe / Gretchen Bd.2
Abel, Susanne

Was ich nie gesagt habe / Gretchen Bd.2


ausgezeichnet

„Was ich nie gesagt habe“ ist der zweite Band einer Familiensaga von Autorin Susanne Abel. Ich muss ja gestehen, dass ich Band 1 nicht gelesen habe, irgendwie hatte mich da der Klappentext nicht überzeugt. Band 2 klang jetzt aber so toll, dass ich es unbedingt lesen wollte. Ist bei Romanen normalerweise schwierig, weil die Handlung doch recht eng verknüpft ist, aber ich kann berichten, dass das hier überhaupt kein Problem ist. Es wird genug Kontext geliefert, um auch ohne Band 1 gut in die Geschichte einzusteigen und alle mitverfolgen zu können.

Zum Inhalt: über ein Portal zur Ahnenforschung hat Tom seine lange verschollene Schwester Marie und ihren Vater Robert in den USA aufgespürt. Doch plötzlich taucht die Nachricht auf, dass es ein weiteres Halbgeschwisterkind gibt. Wie kann das sein? Seine Mutter hatte nie von weiteren Kindern gesprochen. Kann es sein, dass sie selbst nicht von der Untreue ihres Mannes wusste? Tom taucht ein in ein weiteres Familiengeheimnis.

Das Buch wird in zwei Handlungsebenen erzählt; der Gegenwart in der Tom seine Familiengeschichte erforscht und versucht sein Leben auf die Reihe zu bekommen und der Vergangenheit seiner Familie unmittelbar vor, während und nach dem zweiten Weltkrieg.
Das finde ich toll gemacht,da der Leser so die Geschichte hautnah am Puls der Handlung erlebt und ein detaillierte Einsicht in die Ereignisse bekommt.

Ich fand das Thema so spannend und aktuell, da die Nutzung von Onlineportalen zur Ahnenforschung sich immer größerer Beliebtheit erfreut. Den Bezug zur Forschung während der NS-Zeit fand ich absolut mitreißend. Eine wahnsinnig packende Geschichte, die Susanne Abel da erzählt. Ich habe richtig mit Tom mitgefiebert, konnte seine Sorgen bezüglich der Enthüllung völlig nachvollziehen, gleichzeitig hab ich Jennys Neugier gespürt und war gemeinsam mit beiden zwiegespalten.

Das Buch ist unfassbar gut geschrieben, für einen Roman geradezu hochemotional, zumindest meines Empfindens nach, und spannend wie ein Krimi. Irgendwie haben die Protagonisten da ja auch echte Detektivarbeit geleistet, um das Familiengeheimnis zu lüften. Das Buch hat mir unfassbar gut gefallen und ich werde dann jetzt wohl auch Band 1 noch lesen.

1 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.07.2022
Der Unbekannte / Milla Nova ermittelt Bd.4
Brand, Christine

Der Unbekannte / Milla Nova ermittelt Bd.4


ausgezeichnet

Christine Brand schreibt einfach total packende Bücher, egal ob es Thriller oder True-Crime-Geschichten sind. Ihre Reihe um Journalistin Milla und Ermittler Sandro begleitet mich nun schon einige Jahre und mit „Der Unbekannte“ ist nun der vierte Teil der Reihe erschienen. Die Bücher sind gut unabhängig voneinander lesbar, auch wenn sich die persönlichen Situationen der Hauptfiguren natürlich von Beginn an sehr stark entwickeln. Der Kontext wird allerdings in jedem Buch wieder kurz aufgegriffen, sodass es auch für Quereinsteiger gut nachvollziehbar bleibt. „Der Unbekannte“ beleuchtet nun Nathaniels Vergangenheit.

Zum Inhalt: Nathaniel weiß über seine Erblindung nur das, was ihm die Polizei dazu mitteilte. Nämlich, dass sein Vater die gesamte Familie ermordet und dann sich selbst gerichtet hat. Nur Nathaniel überlebte. Doch Nathaniel will mehr über seine Vergangenheit wissen und beginnt auf eigene Faust zu ermitteln. Unwissend, dass er damit mehr Staub aufwirbelt als ihm lieb ist.

Was mir an den Büchern von Christine Brand so gut gefällt, sind die schnellen Perspektivenwechsel. Die Abschnitte sind recht kurz und gehen nahtlos ineinander über, getrennt nur durch kurze Überleitungen von einem Satz. Dadurch schreitet die Handlung sehr rasant voran, man ist an mehreren Orten gleichzeitig und „ermittelt“ an verschiedenen Baustellen. Das gefällt mir richtig gut, denn es hält die Spannung konstant hoch. Präsentiert werden diesmal zwei Fälle, in denen die Hauptfiguren direkt involviert sind und die mit zunehmender Seitenzahl parallel verlaufen und einen gemeinsamen Nenner bekommen.

Die Figuren treten gewohnt charakterstark auf, überschreiten gerne mal ihren Kompetenzbereich und stürzen sich Hals über Kopf in die Ermittlungen. Nathaniel lässt sich dabei von seiner Blindheit ebenso wenig Abschrecken, wie Milla von ihrem Interessenskonflikt mit Sandro. Ich mag diese „Sturm und Drang“-Art der Figuren. Das Buch ist zudem voller Verwicklungen und Wendungen, es passiert eigentlich konstant etwas überraschend. Der Epilog hat mich dann völlig verblüfft zurückgelassen, diesen letzten Plot Twist habe ich absolut nicht kommen sehen- hervorragend umgesetzt!

Inhaltlich ist der Fall und die Wellen die er schlägt fast schon too much für ein einziges Buch, aber irgendwie passt es trotzdem, dass ein stimmiges Bild entsteht, dass nicht erzwungen wirkt. Ich hatte auf jeden Fall viel Spaß mit dem Fall.

Bewertung vom 12.07.2022
Die Komplizen. Fünf Männer, fünf Mörder, ein perfider Plan
Katzenbach, John

Die Komplizen. Fünf Männer, fünf Mörder, ein perfider Plan


sehr gut

John Katzenbach schreibt geniale Psychothriller, bei denen ich Gänsehaut und Verfolgungswahn bekomme. Mit „die Komplizen“ setzt er dem ganzen die Krone auf, denn was wenn Mörder auf angehende Mörder treffen?

Zum Inhalt: seit Connors Eltern durch einen betrunkenen Autofahrer ums Leben kamen, träumt er von Rache. Er behält sein Opfer im Auge, kennt die Routinen des Mannes und wartet darauf zuzuschlagen. Und er bereitet sich vor. Bis er bei seiner Internetrecherche im Darknet in einen Raum eindringt, in dem er nicht willkommen ist. Und sich fünf Serienkiller zu Feinden macht.

Die Kapitel sind recht kurz und tragen teilweise der ausladende Überschriften, die schon einen Teil des Inhalt anteasern. Durch die vielen beteiligten Akteure gibt es viele Perspektivwechsel und besonders am Anfang musste ich sehr genau lesen, um den Überblick zu behalten. Als ich aber erstmal in der Handlung drin war, viel mir das Umschalten überhaupt nicht schwer und das Buch entfesselt eine absolut packende Wirkung.

Inhaltlich könnte das Buch locker auch als zwei Folgebände durchgehen. Bis ungefähr zur Mitte geht es darum, was die Killer mit Connor planen. Den Teil fand ich absolut genial und konnte das Buch überhaupt nicht weglegen. Dann gab es für mich einen Cut in der Story, die natürlich weiter an die Ereignisse anknüpft, aber irgendwie eine andere Dynamik bekommt. Für mich gab es da ein paar Längen, auch wenn der Handlungsverlauf weiter interessant blieb. Es baute sich dann ein zweiter Spannungsbogen auf, der auch super war, mich aber nicht mehr ganz so gecatcht hat, wie der erste Teil des Buches.

Den Plot fand ich insgesamt wieder top konstruiert, auf solche Ideen muss man erstmal kommen, dass man verschiedene Arten von "Killern" zusammen arbeiten lässt und gegeneinander aufspielt. Was mir gut gefallen hat ist, dass jeder der Komplizen mit einer eigenen Backgrund-Story ausgestattet war und man auch kurz Eindrücke aus deren Leben bekommt. Oft ist der Täter ja nur ein gesichtsloser Schurke, der erst am Ende ein paar Worte sagen darf. Einen Sympathieträger gab es für mich in dieser Geschichte nicht, da ich selbst mit Connors verbissener Art nicht so ganz warm geworden bin- finde ich bei einem Thriller aber auch kein Muss, das Bild war insgesamt sehr stimmig.

Das Buch hat mich top unterhalten und ich habe gemeinsam mit Connor dem Showdown entgegen gefiebert. Tolle Idee mit solider Umsetzung, aufgrund der Längen im zweiten Teil aber nur vier Sterne.

Bewertung vom 11.07.2022
Tief in den Wäldern
Stevens, Chevy

Tief in den Wäldern


sehr gut

„Tief in den Wäldern“ erzählt eine Geschichte, wie man sie aus Nachrichten, True Crime Podcasts oder Krimiserien kennt und die einem unwillkürlich Schauer über den Rücken jagen, weil sie so alltagsnah, so absolut im Bereich unserer Realität liegen, dass wir lieber glauben wollen, uns selbst könne so etwas nicht passieren.

Zum Inhalt: Cold Creek ist eine Kleinstadt, in der man seine Nachbarn kennt, in der die Polizei sich hauptsächlich um Ruhestörungen, betrunkene Jugendliche und Verkehrsdelikte kümmert und der Plakate von jungen Frauen den Highway zieren. Denn seit Jahren verschwinden hier junge Frauen, die dann ermordet aufgefunden werden. Ein Täter wurde bisher nie gefasst, dabei sucht er sich schon das nächste Opfer.

„Tief in den Wäldern“ erzählt von den Geheimnissen und Machenschaften in einer Kleinstadt, die so unschuldig wirkt, dass es schon wieder verdächtig ist. Das Setting ist toll angelegt. Beim Prolog habe ich kurz gestrauchelt, weil es von einer scheinbar unbekannten aber allwissenden Stimme aus dem Off erzählt wird. Ganz am Ende wird dies nochmal aufgegriffen, um das Buch abzurunden. Fand ich als Stilmittel ok, auch wenn es mit dem klassischen Krimi irgendwie gebrochen hat.

Die Geschehnisse werden in verschiedenen Zeitabschnitten und aus der Perspektive zweier junger Frauen erzählt wird, wobei die eine mittels ein Ich-Erzähler, die andere mittels personalem Erzähler wiedergegeben wird. Dadurch fühlte ich mich ersterer eindeutig näher, die in meinen Augen auch die Hauptfigur der Handlung ist.

Für einen Thriller hat das Buch einen eher ruhigen Ton, die Gefahr wird eher unterschwellig dargestellt, echte Gefahrensituationen gibt es vergleichsweise wenige. Stattdessen herrscht eher eine angespannte, düstere Grundstimmung; ein schwelen unter der Oberfläche, dass sich erst am Ende so richtig Bahn bricht.

Was mich etwas gestört hat war hier die mangelhafte Polizeiarbeit, die ein minderjähriges Mädchen in den Vordergrund rückt. Sowas kommt mir immer etwas unglaubwürdig vor. Ist aber nur ein kleines Manko und insgesamt hat mir das Buch gut gefallen

Bewertung vom 11.07.2022
Heavy & Light / Westwell Bd.1
Kiefer, Lena

Heavy & Light / Westwell Bd.1


sehr gut

„Westwell“ ist optisch echt ein Hingucker, das Cover gefällt mir richtig gut. Zudem ist es der Auftaktband einer neuen Reihe von Lena Kiefer und auch der Folgeband ist designtechnisch ein Volltreffer. Die Handlung ist an die drastische Lovestory von Romeo und Julia angelehnt und hat mir richtig gut gefallen, auch wenn es ich mir noch einen Hauch mehr Rivalität und Drama erwartet hatte.

Zum Inhalt: nach dem Tod ihren älteren Schwester wurde Helena von ihren Eltern mach England verbannt. Aber nach fast drei Jahren im Exil ist sie endlich zurück in New York. Und sie hat einen Plan: sie will den tragischen Tod ihrer Schwester aufklären und deren Ruf wieder herstellen. Doch läuft dabei ausgerechnet Jessiah in die Arme, dessen Bruder gemeinsam mit ihrer Schwester gestorben ist und dessen Familie den Ruf der Familie Coldwell zerstört. Und obwohl sie ihn hassen sollte, hassen will, ist da diese unwiderrufliche Anziehung.

Ich liebe es, dass der Untertitel „heavy and light“ ebenfalls an Romeo und Julia angelehnt ist und sich dies auch im Folgeband fortsetzt. Den Handlungsort New York finde ich für die Geschichte toll gewählt, da die Upper East Side und die High Society der Story einen interessanten Rahmen geben und die Familienfehde sehr authentisch machen. Ein bisschen haben mich Setting und Background an „Gossip Girl“ erinnert.

Die Entwicklung der Liebesgeschichte à la Enemies to Lovers hat mir gut gefallen, weil sie nicht so überstürzt war, wie es in diesem Genre oft der Fall ist. Der innere Konflikt der Protagonisten wurde gut rübergebracht und macht die Geschichte sehr authentisch. Gut fand ich auch, dass es neben der Lovestory viel um Familie, Erwartungen und Gesellschaftsdruck geht. So bleibt die Handlung auch für die Folgebände weiter ausbaufähig.

Das Buch war eine tolle Mischung aus süßen, romantischen Momenten, in denen die Protagonisten ganz sie selbst sein konnten und der spannenden Suche nach der Wahrheit, was vor drei Jahren wirklich gesehen ist. Die eigentlich Familienfehde war eher Beiwerk und bis zum Schluss ziemlich im Hintergrund angesiedelt. Der Schluss des ersten Bandes teasert aber an, dass es im Folgeband verstärkt darum gehen könnte.

Ingesamt hat es mir sehr gut gefallen und hat noch Potential für mehr, daher gute vier Sterne