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Buchdoktor
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Deutschland
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Romane, Krimis, Fantasy und Sachbücher zu sozialen und pädagogischen Tehmen interessieren mich.

Bewertungen

Insgesamt 612 Bewertungen
Bewertung vom 17.11.2010
Nachgefragt: Menschenrechte und Demokratie
Schulz-Reiss, Christine

Nachgefragt: Menschenrechte und Demokratie


ausgezeichnet

Wer Rechte hat, hat auch Pflichten

Haben Sie schon einmal versucht, einem Kind zu erklären, wie eine Demokratie funktioniert und warum ein demokratischer Staat Gesetzgebung, ausführende Gewalt und Justiz braucht?

Christine Schulz-Reiss ist Journalistin und hat mit mehreren Büchern der Reihe Nachgefragt (Nachgefragt: Politik, Nachgefragt: Philosophie, Nachgefragt: Europa) gezeigt, dass sie Kindern abstrakte Begriffe erklären kann. Sie definiert kindgerecht, dass Menschenrechte Regeln sind und dass Staaten durch Gesetze der individuellen Freiheit ihrer Bürger Grenzen setzen. Anhand der Magna Charta, die Lehnsherren Pflichten für ihre Untertanen auferlegte, über die Gewaltenteilung Montesqiueus bis zum Staatsbegriff Lockes geht die Autorin in die Geschichte der Entstehung bürgerlicher Rechte zurück. Die Virginia Bill of Rights von 1776 und die in Frankreich 1789 verkündete Unantastbarkeit der Menschenrechte sind das Fundament unserer heutigen Menschenrechtskonvention. Die soziale Sicherheit wurde erst 1941 von Roosevelt in die Menschnrechte einbezogen, 1948 folgte die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, die erstmals auch die Freiheit des Glaubens und der Meinung umfasste. Erst im nächsten Schritt entstand die Definition der kollektiven Menschenrechte, für die alle Staaten gemeinsam verantwortlich sind. Am Beispiel des Klimawandels und der Billiglöhne verdeutlicht die Autorin die Auswirkungen unseres Handelns auf andere Staaten.

Vorgestellt werden für die Gewährleistung der Menschenrechte wichtige Institutionen (Vereinte Nationen, Internationaler Strafgerichtshof, Weltsicherheitsrat, Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte), sowie die UN-Konvention für Kinderrechte. Sehr gelungen finde ich die Erklärung der parlamentarischen Demokratie. Aus der Erfahrungswelt junger Leser erklärt die Autorin, wie das Recht auf Mitgestaltung und Meinungsäußerung das Recht auf Bildung und die Pflicht zum Schulbesuch voraussetzt. Der Staat hat das Recht auf Bildung zu garantieren, seine jungen Bürger haben die Pflicht zur Schule zu gehen.

Eine Reihe von NGOs (Non Government Organisations) verdeutlichen, auf wie vielfältige Art Bürger für die Menschenrechte aktiv werden können: Amnesty International, Pro Asyl, UNICEF, Terre des hommes, FIAN, Gesellschaft für bedrohte Völker, Reporter ohne Grenzen. Mit Gandhi, Mandela, King, Menchu, Suu Kyi und Ebadi stellt Christine Schulz-Reiss prominente Kämpfer für Menschenrechte vor. Auch die Themen Folter, Rassismus, Flüchtlinge, Kinderarbeit, Analphabeten, Frauenrechte, Pressefreiheit, Fairer Handel kommen zur Sprache.

Nachgefragt: Menschenrechte und Demokratie ist ein für die Zielgruppe ab 12 Jahren verständlich formuliertes Jugendsachbuch, das durch Erklärungen der verwendeten Fach-Begriffe im Anhang und durch Querverweise auf Worterklärungen noch gewinnen könnte.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.11.2010
Eisberge
Johns, Rebecca

Eisberge


ausgezeichnet

Ein außergewöhnlich guter Erstlingsroman

"Eine Kriegsgeschichte ist nur dann wahr, sagte Sams Vater immer zu ihnen, wenn man nicht als Held darin vorkommt. Es geht nie darum, was geschah, sondern um den Schock, dass man sich auf der anderen Seite befindet und noch am Leben ist. Die Geschiche kann lustig sein oder todernst, aber wenn jemand euch zu erzählen versucht, wie er den Feind weggepustet hat, wenn der Bursche euch seine Narben und seine Medaillen zeigt, dann sagt er euch nicht die Wahrheit."

Walt Dunmore war der Bordfunker. Er hatte sich im Zweiten Weltkrieg zur kanadischen Luftwaffe gemeldet, um mal aus Kanada herauszukommen. Walt versprach sich vom Dienst in der Armee, dass er etwas für sein späteres Leben lernen würde. Die Maschine mit Josef, der aus Polen kam, Al und einem dritten Kameraden flog als Begleitschutz für Schiffe im Nordatlantik. Auf dem Rückflug von einem Einsatz stürzt die Maschine über dem menschenleeren Labrador ab, die Nase bohrt sich in den Schnee, Al und Walt werden herausgeschleudert. Walt überlebt den Absturz als einziger. Wegen Erfrierungen an den Händen wird Walt sein Leben lang die Spuren des Krieges vor Augen haben. Walt ist ein typischer Naturbursche, der schon als Junge mit seinem Vater gemeinsam als Landvermesser gearbeitet hatte. Sein Haus nicht mit eigenen Händen zu bauen und seine Familie später nicht mit seiner Hände Arbeit zu ernähren, ist für ihn unvorstellbar.

Walts Frau Dottie hat jahrelang auf die Rückkehr ihres Mannes gewartet und ist nun froh, dass sie nicht mehr bei ihren Eltern leben muss. Sie hat Walt geheiratet, weil er ein ernsthafter Mann ist, der von sich sagt, dass er nicht mit den Gefühlen anderer spielt. Walt erfüllt die letzten Wünsche seiner Kameraden und besucht Als Witwe mit ihrem Baby. Über Angelegenheiten seiner Kameraden, die nicht für die Ohren der Angehörigen bestimmt sind, schweigt Walt bis zu seinem Tod. Dass Walt Als Leben nicht retten konnte, wird seine Familie und Al Clarks Witwe Adele unbewusst jahrzehntelang miteinander verbinden. Zwanzig Jahre später sind beide Familien nach Chicago gezogen, die beiden Söhne der Dunmores und Als Tochter Caroline, die beim Tod ihres Vaters erst ein Baby war, wachsen wie Geschwister gemeinsam auf. Caroline liebt Sam, Sam kann sich nicht entscheiden. Charley ist ein netter Typ, aber genügt das? Es ist schwer jemanden zu lieben, mit dem man schon immer zusammen war. Obwohl Sam als gebürtiger Kanadier nicht von der US-Armee eingezogen werden kann, meldet er sich freiwillig zum Einsatz in Vietnam. Dottie ist entsetzt. Die Geschichte kann sich doch nicht in der nächsten Generation wiederholen?

Rebecca Johns ist mit ihrem für den PEN/Hemingway Award For First Fiction nominierten Erstlingsroman eine melancholische, zärtliche Familiengeschichte gelungen, die die Zeit vom Zweiten Weltkrieg bis 1999 umspannt. Abwechselnd mit wunderbaren Anekdoten aus Dotties und Walts Kindheit lernen wir bescheidene, arbeitsame Menschen kennen, die sich nur eine Familie und ein eigenes Heim wünschen. Eine einfache Geschichte, die voller stimmungsvoller Details und allgemeingültiger Weisheiten steckt. Wer Donna Morrissey oder Ann-Marie MacDonald mag, wird von dem Buch nicht enttäuscht sein.

Bewertung vom 17.11.2010
Die Brandungswelle
Gallay, Claudie

Die Brandungswelle


ausgezeichnet

Tiefe Gefühle für den falschen Menschen

Wer einen Nachmittag lang müßig in Lillis Kneipe in der Nähe des Hafens von LaHague sitzt, wird in kurzer Zeit die meisten Bewohner des Ortes gesehen haben und ahnen, wer wen kennt, wer wessen Chef ist und wer ein Boot im Hafen liegen hat. Die Rolle der neutralen Bebachterin und Erzählerin nimmt in Claudie Gallays Roman eine junge Ornithologin ein, die auf der weit in den Ärmelkanal ragenden Landzunge Zugvögel beobachtet und kartiert. Sie hat sich für zwei Jahre beurlauben lassen, um nicht ständig in ihrer Heimatstadt Avignon an den Verlust eines geliebten Menschen erinnert zu werden. Die Trauer ist im Leben der Ornithologin allgegenwärtig, obwohl sie noch nicht bereit ist, ihr Platz einzuräumen. Die Erzählerin wohnt in einem Haus direkt am Meer. Ihre Mitbewohner sind der Bildhauer Raphael und seiner Schwester Morgane, ein Geschwisterpaar, das sich gegenseitig betrachtet wie sonst Liebende. Im Ort gibt es Kinder, die aufwachsen wie Katzen, die kleine Bachstelze, ein in der Entwicklung zurückgebliebenes Mädchen und den wunderlichen Max, der begeistert ausgefallene Wörter sammelt, obwohl er kaum Lesen und Schreiben kann. Man glaubt hier, dass diese besonderen Kinder von den Feen geschützt werden, wie man auch überzeugt davon ist, dass es in einigen Häusern spukt. Am Meer ist man gewohnt, dass das Meer Dinge gibt und Menschen nimmt. Manchmal werden die Toten wieder angespült; das Holz gestrandeter Schiffe wird seit altersher für die Dächer der Häuser verwendet.

Mit Lambert, der hier als Kind mit seinen Eltern im Sommerhaus der Familie die Ferien verbrachte, taucht ein zweiter Außenstehender auf. Für die Einheimischen ist Lambert kein Fremder, sie erinnern sich an seine Eltern und an seinen kleinen Bruder, die vor 40 Jahren mit dem Boot verunglückten. Das Schuldgefühl, als einziger seiner Familie überlebt zu haben, hat Lambert nie verlassen. Nun ist er zurückgekehrt, um sein Elternhaus zu verkaufen und um Théo mit den Ereignissen von damals zu konfrontieren. Théo, der Vater Lillis, war damals der Leuchtturmwärter. Lambert hat noch immer die leichtsinnig dahingesagte Bemerkung im Ohr, dass in der Nacht des Unglücks die Scheinwerfer des Leuchtturms abgeschaltet gewesen sein sollen. Früher hat Théo die Vögel gezählt. Mit der Ornithologin spricht Théo, der sonst zurückgezogen lebt, über ihre Aufgabe; sie scheint die einzige Person zu sein, die Zugang zu dem alten Zausel findet.

Die Erzählerin braucht bei ihrer Tätigkeit weder Uhr noch Kalender, sie muss nur am Ende des Monats ihre Aufzeichunungen absenden. So kann sie gelassen die Vorgänge im Dorf beobachten. Auch die Bewohner folgen einander bei jedem Schritt mit dem Blick oder dem Fernglas. Es passiert kaum etwas in Gallays stimmungsvollem Roman, er lebt von der Atmosphäre der Landschaft am Meer und der allmählichen Annäherung seiner Figuren. Als Leser muss man nur abwarten, wie der Ornithologin und Lambert die Beziehungen zwischen den Leuten im Dorf allmählich deutlich werden. Aus alten Fotos, Kinderspielzeug, das vor langer Zeit in einer anderen Stadt gekauft wurde, und der Geschichte eines alten Kastens, in dem früher ein Waisenhaus untergebracht war, entsteht schließlich ein Bild der Vorgänge von damals.

Gallays Beschreibung des Meeres zu allen Tageszeiten konnte ich mich nur schwer entziehen. In der Geschichte eines Dorfes, in dem einige vor Jahren den falschen Menschen liebten, werden am Ende ein paar lose Fäden wieder verknüpft; die Autorin gibt dennoch nicht alle Geheimnisse der Dorfbewohner preis. "Die Brandungswelle" war ein Buch, das für mich viel zu schnell zu Ende war, obwohl ich jede stimmungsvolle Beschreibung bewusst aufgenommen habe.

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.11.2010
Muslim Girls
Masrar, Sineb El

Muslim Girls


ausgezeichnet

"Wir zeigen gern, was wir können, wenn man uns lässt". Junge muslimische Frauen sind ehrgeizig, modebewusst, sie wollen sich stärker in den Medien und in der Werbung repräsentiert sehen, schreibt Sineb El Masrar, 1981 als Tochter marokkanischer Einwanderer in Deutschland geboren. Muslim Girls pauken für die Schule wie alle anderen Schülerinnen und verbringen einen Teil ihrer Freizeit in Online-Communities. Selbstverständlich gibt es unter muslimischen Mädchen Beauty Girls, It-Girls, Natural Muslim Girls, die pragmatisch Beruf und Familie miteinander verbinden möchten, und ehrgeizige High Potential Muslim Girls. Das Bild vom Leben muslimischer Frauen gründet sich bei Nichtmuslimen währenddessen noch immer auf klischeelastige Filme wie "Nicht ohne meine Tochter" und auf Abbildungen in vermeintlich kritischen Magazinen, die vollständig schwarz verschleierte Frauen in der Ansicht von hinten zeigen. Dass muslimische Frauen nicht den ganzen Tag weinend und unterdrückt zu Hause herumsitzen, will El Masrar mit gezielt gesetzten Nadelstichen verdeutlichen.

Die Gründerin des multikulturellen Magazins Gazelle stellt klar, dass ein Kopftuch für eine verheiratete muslimische Frau ein angemessenes Kleidungsstück ist, NUR ein Kleidungsstück und deshalb deren persönliche Angelegenheit. Wir erfahren, was genau eine Burka, ein Nijab, Hidschab und Tschador sind, die alle aus der Golfregion stammen. Deutlich wird, dass die als Rechtfertigung für Unterdrückung und Gewalttaten angeführte Angst um den Ruf muslimischer Familien nicht zu den Regeln des Islam gehört.

Am Beispiel von Algerien schildert El Masrar, wie Vorbehalte gegen Schulsysteme generell entstehen konnten, weil in der Sprache der französischen Kolonialmacht unterrichtet wurde und deshalb viele Kinder Analphabeten in ihrer Muttersprache blieben. Die Zuwanderung hochqualifizierter Akademiker aus dem Iran nach Deutschland (und die erfolgreiche Integration ihrer Kinder) zeigt, dass nicht pauschal alle Muslime als Türken etikettiert werden dürfen, wie ja auch nicht alle Migranten aus den Nahen Osten Muslime sind. "Staatsangehörigkeit heisst, man will an der Gesellschaft teilnehmen, dort wo man sich befindet" stellt El Masri für sich fest und untersucht, warum nur 20% der Muslime in Deutschland sich als Deutsche betrachten. Der deutsche Pass allein genügt dazu offenbar noch nicht.

Die Biografie der Autorin ist ein Paradebeispiel für den Bildungserfolg junger muslimischer Frauen, der häufig erst auf Umwegen erreicht wird. Sie lobt ihren weltoffenen Vater, stellvertretend für viele ehrenamtliche Hausaufgabenhelfer die Mutter einer Klassenkameradin, die mit beiden Mädchen für die Schule übte, Öffentliche Bibliotheken, die den Wissenshunger ihrer Generation stillten, und nennt ihren eigenen Ehrgeiz, zur Realschule zu gehen, um Französich zu lernen. Sparmaßnahmen zu Lasten der Einrichtungen, die Bildung und Chancengleichheit von Kindern mit Migrationshintergrund fördern, widersprechen der derzeit von Politikern vehement eingeforderten Verpflichtung zur Integration.

Eine klare Stellungnahme gibt Sineb Al Masrar für Deutsch als gemeinsame Sprache aller in Deutschland lebenden Menschen ab. Öffentliche Mittel sieht sie am Sinnvollsten in die frühkindliche Erziehung investiert, wo alle Kinder davon profitieren können, statt sie direkt den Eltern in die Hand zu geben.

Ein Buch, das das Lebensgefühl junger muslimischer Frauen in flotter Sprache vermittelt und das ich trotz der genannten Kritikpunkte mit Gewinn gelesen habe.

Bewertung vom 17.11.2010
Gute Nacht, Zuckerpüppchen
Hassenmüller, Heidi

Gute Nacht, Zuckerpüppchen


sehr gut

Warum hat niemand etwas bemerkt?

Die 1941 geborene Autorin beschreibt ihre eigene Jugend "für Mädchen in einer aussichtslosen Situation". Im Jahr 1947 ernährt Gabys Mutter die Familie mit Näharbeiten, der Vater ist im Krieg gefallen. "Onkel Malsch", ein Kriegskamerad des Vaters, nistet sich bei ihnen ein, er verteilt großzügig Süßigkeiten und heiratet schließlich Gabys Mutter. Aus ihrem Bruder Achim will er mit Gewalt "einen ganzen Mann" machen, Gaby das "Zuckerpüppchen" wird verwöhnt. Der Stiefvater missbraucht Gaby regelmäßig und schwört sie gleichzeitig auf Stillschweigen der Mutter gegenüber ein. Er betatscht auch Gabys Freundinnen. Die Mutter erfährt angeblich nichts und fragt nichts, auch nicht als ihr Mann sich an Achims Freundin vergreift. Als er dann auch noch eine 14-jährige schwängert, macht sie einen Selbstmordversuch.

Als die Mutter selbst schwanger wird, wünscht Gaby sich, ihre Mutter solle bloß kein Mädchen bekommen; denn sie könne es nicht vor dem Stiefvater schützen. Der Hausarzt, die Lehrerin, die Bäuerin, zu der Gaby zur Kur geschickt wird, alle ahnen etwas und fragen nach, doch Gaby kann nichts sagen. Die Beziehung zu ihrem 22-jährigen Tischtennis-Trainer wird vom Vater zerstört; sie ist völlig isoliert. Damals wurden Jugendliche erst mit 21 Jahren volljährig; Gaby kann nicht einmal zu Hause ausziehen. Gaby ist zur Flucht entschlossen, doch sie erfüllt "ihren Vertrag" mit dem Vater, der sie inzwischen auch prügelt. Mit Hilfe des Hausarztes gelingt es ihr schließlich auszubrechen.

Das Nachwort von Barbara Kavemann erklärt die Situation von Frauen in der Nachkriegszeit. Es verdeutlicht, dass das Buch sich außer an Jugendliche auch an alle Polizistinnen, Lehrerinnen und Menschen richtet, denen sich missbrauchte Kinder anvertrauen könnten.

4 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.11.2010
Mein Körper gehört mir

Mein Körper gehört mir


ausgezeichnet

Kinder stark machen bedeutet: Sie unterstützen, ihren Körper und ihre Gefühle wahrzunehmen und selbst zu entscheiden, was sie möchten und was nicht. Sie sollen unangenehme Berührungen oder Annäherungen erkennen und deutlich ablehnen. Erwachsene müssen das Bedürfnis nach Selbstbestimmung und ein Nein akzeptieren. Clara, die Hauptperson des Bilderbuchs, ist stolz auf ihren Körper. Sie entscheidet selbst, wen sie anfasst und von wem sie sich berühren lässt. Sie mag keine ekligen Schlabberküsse und auch nicht von jemandem festgehalten werden, der stärker ist als sie. Clara fordert die Leser auf: "Sagt nein. Sagt: lass das!" Mit Adressen von Beratungsstellen.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.11.2010
Ludvig meine Liebe
Bredow, Katarina von

Ludvig meine Liebe


ausgezeichnet

Der bewegende, stilistisch hervorragende Jugendroman einer verbotenen Liebe

Die 16-jährige Amanda liebt ihren 17-jährigen Bruder Ludvik. Sie hat Angst, wegen der "verbotenen Liebe" für verrückt gehalten und eingesperrt zu werden. Und doch weiß sie, "dass er der einzige ist". Beide Geschwister versuchen vergeblich, sich durch halbherzige Beziehungen zu anderen Partnern von der leidenschaftlichen, aussichtslosen Liebe abzulenken. Für Amanda ist ihre Freundin Eva der einzige Trost: Sie kennt und versteht die Geschwister. Doch warnt sie beide eindringlich vor den Folgen, wenn die Beziehung an Amandas Schule oder dem Arbeitsplatz der Mutter bekannt würde.
Amanda und Ludvig genießen ihre gemeinsamen Ferien mit der Mutter in einer Blockhütte am See als wären es ihre letzten. Nie hätten sie geglaubt, dass sie in der Einsamkeit beobachtet und verraten werden. Erst als Erwachsene liest Amanda ihr altes Tagebuch noch einmal, um ein Buch über diese Zeit zu schreiben.

Bewertung vom 17.11.2010
Ich und ein Baby?
Wolfrum, Christine

Ich und ein Baby?


ausgezeichnet

Wenn ich wirklich schwanger wäre?

In Interviews und Tagebuch-Aufzeichnungen erfahren wir Erlebnisse und Befürchtungen junger Frauen und Männer zum Thema ungeplante Schwangerschaft. Die Möglichkeiten zur Beratung, die Verhütungsfrage und wie es in Schule oder Ausbildung weitergehen kann, werden aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet. Konflikte durch eine ungeplante Schwangerschaft in einer sowieso schon kriselnden Beziehung oder mögliche Auseinandersetzungen mit den zukünftigen Großeltern werden von Christine Wolfrum umfassend und sachlich dargestellt. Informationen, was bei einem Schwangerschaftsabbruch passiert, wie das Leben in einem Mutter-Kind-Heim abläuft oder wie eine Adoption vermittelt wird, runden das sorgfältig recherchierte, sehr empfehlenswerte Jugendbuch ab.