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Benutzername: 
hasirasi2
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Dresden

Bewertungen

Insgesamt 1115 Bewertungen
Bewertung vom 18.02.2020
Die Spionin
Kealey, Imogen

Die Spionin


ausgezeichnet

5 Millionen Franc

… Kopfgeld sind auf sie ausgesetzt, doch „Nancy wusste, dass sie sich vor den Deutschen und ihren französischen Handlangern fürchten und mit eingezogenem Kopf auf das Ende der Besatzungszeit warten sollte, aber dazu war sie nicht in der Lage. Geduld und den Kopf einziehen war ihr nicht gegeben.“ (S. 16)

Marseille 1943: Nancy ist gebürtige Australierin, ehemalige Journalistin, mit dem französischen Geschäftsmann Henri Fiocca verheiratet – ihrer großen Liebe – und arbeitet in der Résistance als Fluchthelferin. Henri unterstützt sie dabei mit Geld (sehr viel Geld). Weil Nancy den Nazis immer wieder entwischen kann, nennen diese sie bald „Weiße Maus“ – ohne zu wissen, dass sie eine Frau ist. „Ich bin eine Frau mit teurem Geschmack und reichem Ehemann. Niemand, der mich durch die Gegend flanieren sieht, kommt auf die Idee, dass ich die Weiße Maus sein könnte.“ (S. 29) Doch als die Gestapo Henri verhaftet, muss sich Nancy in Sicherheit bringen. In einer abenteuerlichen und gefährlichen Flucht gelangt sie nach England, lässt sich vom Geheimdienst anwerben und geht nach der Ausbildung zurück in die Auvergne, um mehrere tausend Partisanen anzuführen.

Imogen Kealey erzählt in „Die Spionin“ die Geschichte der fast vergessenen Topspionin Nancys Wake in Form eines biografischen Romans und orientiert sich dabei an deren Erlebnissen, auch wenn sie einige Dinge zu Gunsten der Handlung angepasst hat.

Kealey schreibt extrem fesselnd. Ich habe mit Nancy geliebt, gefühlt, gekämpft und gelitten. Sie wird als wunderschöne, leidenschaftliche, furchtlose, mutige und willensstarke Person geschildert – eine Frau mit Chuzpe. Mir hat gefallen, wie die Autorin den Zwiespalt schildert, in dem sich Nancy befindet. Sie tut alles, um die Nazis zu vertreiben aber sie sorgt sich auch die ganze Zeit um ihren Mann, weiß nicht, ob er noch am Leben ist. Dadurch gerät sie mehrfach in Versuchung, ihre Mission zu Gunsten seiner Rettung aus dem Gestapo-Gefängnis zu gefährden. Eine besondere Tragik bekommt dieser Handlungsstrang durch den deutsche Major Böhm, ihren fanatischen und sadistischen Gegenspieler. Er will sie um jeden Preis fassen und geht dafür über Leichen – auch über die Unschuldiger. Aber nicht nur Böhm, auch den Partisanen muss sie immer wieder beweisen, dass sie mindestens genauso gut ist wie ein Mann. Es fällt ihnen nicht leicht, sie als Anführerin zu akzeptieren, sie muss sich durchzusetzen. Zum Beispiel war sie berühmt dafür, dass sie ihren Gegner mit der Handkante töten konnte – dies hat man ihr weder angesehen noch zugetraut und das war ihr Vorteil. Sie setzte sich bis zur totalen Erschöpfung für die gemeinsame Sache ein und erbringt dabei fast übermenschliche Leistungen, ist sich aber auch der stets latent drohenden Gefahren bewusst. Unterstützt wird sie u.a. durch den englischen Funker Denden, ihren besten Freund. Er ist für den Kontakt nach England zu ständig, koordiniert die Nachschub-Lieferungen via Fallschirm (Waffen, Nahrung, Geld und Nachrichten) und deren Abwurfpunkte. Dass er schwul und von den anderen Männern deswegen diskriminiert wird, macht seinen Aufenthalt unter ihnen besonders brisant.
Interessant fand ich auch die Schilderungen, wie Nancy sich trotz der Kämpfe und dem Leben im Untergrund ihre Weiblichkeit bewahren konnte – sei es, indem sie Highheels aus dem Flugzeug springt, vor den Einsätzen einen roten Lippenstift namens „Victory“ aufträgt oder auf ihren Erkundungs- und Versorgungstouren immer wieder verschiedenen Tarnungen nutzt und die Besatzer so an der Nase herumführt.

Die Autorin beschönigt nichts. Das Grauen des Krieges, die Zermürbungskämpfe der Partisanen und brutalen Vergeltungsschläge der Deutschen werden sehr detailliert und aufwühlend geschildert. Sie erwähnt auch mehrfach die selbstlose Hilfe und Unterstützung der Bevölkerung, ohne welche die Kämpfer keine Chance gehabt hätten.

Mein Fazit: Eine sehr gelungene und extrem spannende Mischung aus Spionageroman und Biografie.

Bewertung vom 18.02.2020
Die Diva / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.12
Marly, Michelle

Die Diva / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.12


ausgezeichnet

Der gefallene Engel

Als Maria Callas 1957 auf einer Party Aristoteles Onassis vorgestellt wird begreift sie sofort, warum er bei Frauen so beliebt ist: „… dieser Mann hatte etwas an sich, das ihn erstrahlen ließ wie einen Fixstern zwischen Sternenstaub.“ (S. 11). Und sie ist irritiert, dass er offen zugibt keine Opern zu mögen und sie trotzdem sofort auf eine Kreuzfahrt einlädt, denn sie sind beide verheiratet. Marie hat kein Interesse an ihm, steckt ihre ganze Kraft in ihre Karriere, obwohl sie gern eine längere Pause machen würde. Sie fühlt sich ausgebrannt, aber Meneghini, ihr Mann und Manager, will davon nichts hören. Er hat sie erschaffen, ihr den Weg geebnet, also hat sie alle Auftritte zu absolvieren, die er für sie aushandelt. Dass ihre Ehe keine wirkliche Liebesbeziehung ist, stört sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht. „Vielleicht würde sie ihn heute nicht noch einmal heiraten … aber er hatte ihr die Bühne zu Füßen gelegt und ihr Geborgenheit geschenkt, als sie beides mehr benötigte als alles andere.“ (S. 97)

11 Jahre später verlässt Maria wütend und zutiefst gekränkt Aristoteles‘ Schiff, ihr zweites Zuhause. Er ist die Liebe ihres Lebens, aber nachdem sie in den letzten Jahren über seinen diversen Affären hinweggesehen hat, fühlt sie sich dem Kampf gegen Jackie Kennedy nicht gewachsen. „Aristo wollte nicht nur der reichste Mann auf Erden sein, sondern auch jener, der am meisten bewundert wurde.“ (S. 28) Kurze Zeit später wird sie mit einer Überdosis Schlaftabletten ins Krankenhaus eingeliefert – wirklich nur ein Versehen?!

Michelle Marlys neuester Roman „Die Diva“ dreht sich um die sehr intensive, stürmische und aufregende Liebesbeziehung von Maria Callas und Aristoteles Onassis. Beide kommen aus armen Verhältnissen und haben sich ihren Reichtum bzw. ihre Berühmtheit hart erarbeitet. „Wir haben beide bei null angefangen und die Spitze erreicht, und das allein dank unserer Willenskraft und unseren Fähigkeiten.“ (S. 18/19)
Die Autorin zeichnet das Bild einer leidenschaftlichen, zerrissenen, aber auch konsequenten und sehr disziplinierten Frau. Maria arbeitet seit ihrer Kindheit hart für ihren Erfolg, hungert für ihre Figur und schluckt diverse Medikamentencocktails, um diese zu halten. Erst wurde sie von ihrer Mutter zu Höchstleistungen angetrieben, später von ihrem Mann – Erholung gönnt man ihr kaum.
Bei Aristoteles lernt sie erstmals die Liebe kennen und kommt zu Ruhe, er wird ihr Lebensmittelpunkt. „Es kam Maria so vor, als gäbe es kein Leben mehr für sie ohne diesen Mann.“ (S. 54) Doch die Beziehung ist ein einziges Auf und Ab. So emotional, wie sie früher auf der Bühne war, liebt sie jetzt – mit Haut und Haar. Dass er sie gegen eine Jüngere und Berühmtere austauschen will, kann sie nicht verwinden. „Warum hast Du Dir so viel Mühe gegeben, mich zu bekommen, wenn Du Dir jetzt so wenig Mühe gibst, mich zu halten?“ (S. 271)

„Die Diva“ hat mich ganz schnell in ihren Bann gezogen. Die Geschichte und die Frau dahinter haben mich gleichermaßen fasziniert. Mitreißend schildert Michelle Marly den Spagat zwischen harter Arbeit und Jet-Set-Leben, den Unterschied zwischen der privaten, schüchternen Maria und der öffentlichen Diva Callas – jederzeit perfekt und kontrolliert, bereit für den großen Auftritt. Ich habe wieder einmal die halbe Nacht durchgelesen, weil ich das Buch einfach nicht aus der Hand legen konnte.
Da ich kein Opernfan bin, hatte ich mich bisher noch nicht mit Maria Callas beschäftigt und sie vor dem Lesen auch nicht gegoogelt, sodass mich ihr Schicksal überraschen konnte. Und auch wen ich Onassis als nicht besonders nett empfindet, glaube ich doch zumindest zu verstehen, was Maria an ihm fand.

5 Sterne und meine Leseempfehlung nicht nur für Fans der Callas.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.02.2020
Wiedersehen in der kleinen Inselbuchhandlung / Inselbuchhandlung Bd.3
Mommsen, Janne

Wiedersehen in der kleinen Inselbuchhandlung / Inselbuchhandlung Bd.3


ausgezeichnet

Musikstück ohne Schlussakkord …

… so hat Wiebke vor 20 Jahren das plötzliche Ende ihrer Clique empfunden. Ihre ganze Kinder- und Jugendzeit haben Nicole, Kai, Hauke und Wiebke zusammen auf Föhr verbracht, waren beste Freunde und Bandkollegen. Aber nach dem Abi sind Nicole und Kai einfach weggegangen – ohne Ankündigung oder ein Wort des Abschieds. Hauke hat die Insel kurz nach ihnen verlassen und auch der Kontakt zu ihm ist bald eingeschlafen. Jetzt ist er ein Bestsellerautor und kommt für die Premiere seines neuesten Krimis, der auf Föhr spielt, in Gretas Inselbuchhandlung.
Hauke freut sich, als er Wiebke bei der Lesung unter den Zuhörern entdeckt, aber dass auch Kai und Nicole da sind, überrascht ihn – sie leben doch gar nicht mehr hier?! Sind die extra wegen ihm angereist? Gerade noch hat er zu seinem Publikum gesagt: „Die Arbeit an diesem Roman war für mich eine wunderbare Zeit. Es war, als wäre ich noch einmal in meine Jugend eingetaucht.“ (S. 59), da stürzen auch schon die Erinnerungen auf ihn ein. Warum ist ihre Gruppe damals eigentlich zerbrochen und gibt es nach so vielen Jahren vielleicht einen Neuanfang? Spontan verlängert er seinen Aufenthalt, auch weil ihm Wiebke noch viel besser gefällt als früher.

„Wiedersehen in der kleinen Inselbuchhandlung“ ist der dritte Teil der Reihe rund um Gretas Buchhandlung und die Insel Föhr. Greta bekommt natürlich mit, dass es zwischen den ehemaligen Freunden kriselt und versucht zu vermitteln.

Die Geschichte wird abwechselnd aus Haukes und Wiebkes Sicht erzählt, dadurch bekommt man einen guten Einblick in ihr Leben und ihre Gefühlswelt. Wiebke war schon damals in Hauke verliebt, aber der hatte nur Augen für Nicole. Auch jetzt gibt es einige Verwicklungen, wer für wen schwärmt.
Ich fand es sehr interessant zu lesen, wie sich die Freunde entwickelt haben, wer seine Jugendträume wie verwirklicht hat. Wiebke wollte eigentlich Musikerin werden, musste sich dann aber um ihren dementen Vater und den Hof kümmern. Inzwischen ist sie alleinerziehende Mutter von süßen Zwillingen und mit ihrem Leben ganz zufrieden. Aber der Hof rentiert sich nicht mehr und sie muss sich bald entscheiden, wie es weitergehen soll.
Hauke hatte nicht geplant, Schriftsteller zu werden und kann seinen Erfolg immer noch nicht fassen. Trotzdem ist er sehr bodenständig geblieben und fühlt sich auf der Insel sofort wieder heimisch. Aber möchte er auch wieder hier leben?

In seinem neuen Buch beschäftigt sich Janne Mommsen mit der Frage, wo man seine Heimat hat und wie die Dynamik innerhalb einer Gruppe von Freunden funktioniert. Ich fand es sehr spannend, das Wiedersehen und die daraus resultierenden Konflikte zu verfolgen. Auch das Inselfeeling hat der Autor wieder wunderbar rübergebracht, man will sofort die Koffer packen und ans Meer fahren.

5 Sterne für diesen unterhaltsamen und trotzdem nachdenklich machenden Wohlfühlroman.

Bewertung vom 13.02.2020
Die Begine von Ulm
Stolzenburg, Silvia

Die Begine von Ulm


sehr gut

Mörder!

Ulm 1412: Das Ulmer Münster befindet sich noch mitten im Bau, doch jetzt schon haben die Menschen Angst, dass der Turm dereinst den Himmel berührt und damit Gott erzürnt. Bestimmt passieren darum auch so viele Unfälle auf der Baustelle.

Die junge Begine Anna Ehringer hat ihren ersten Arbeitstag im Heilig-Geist-Spital, als der Zimmermann Konrad mit einer schweren Kopfverletzung eingeliefert wird. Man geht wieder von einem Unfall auf der Baustelle aus, doch als Konrad kurz wach wird, flüstert er „Mörder.“ (S. 37) Anna gibt dem Siechenmeister Bruder Lazarus Bescheid, der es der Wache meldet, aber man glaubt ihnen nicht ...

Anna ist wehr wissbegierig und im Beginenkonvent für die Heilmittel und -tränke zuständig, außerdem hilft sie im Spital bei der Pflege und Behandlung der Kranken. Konrads Verletzung irritiert sie von Beginn an und schon bevor feststeht, dass er ermordet wurde beginnt sie mit eigenen Nachforschungen und bringt sich damit in Lebensgefahr. Unterstützt wird sie dabei von Bruder Lazarus.
Sie entstammt einer angesehenen Ratsfamilie und kann sich eine Ehe nicht vorstellen, aber Lazarus bringt ihr Herz zum Tanzen. Doch als Mönch ist er natürlich tabu. Ein weiteres Problem ist ihr Bruder Jakob. Er will im Rat aufsteigen und der schnellste Weg wäre eine Hochzeit Annas mit einem anderen Ratsherrn.

Im Rahmen der Handlung bekommt einen guten Einblick in den Alltag der Beginen und die Arbeit im Spital. Die ehemals unabhängigen Beginen waren zu dieser Zeit schon seit fast 100 Jahren verboten und mussten sich den Barfüßermönchen anschließen, um weiter bestehen zu können. Trotzdem wurden sie immer wieder angefeindet, dabei stammten sie aus einflussreichen Familien.

Das Buch ist recht spannend geschrieben, auch wenn erst am Ende so richtig Fahrt in den Kriminalfall kommt und alles in einem großen Showdown mündet. Dafür erfährt man viel über politische Intrigen innerhalb der Stadt und die gerade stattfindende Umwälzung der Gesellschaft. Die geistlichen Orden werden immer mehr in ihren Freiheiten beschnitten und das niedere Bürgertum drängt nach oben.

„Die Begine von Ulm“ ist der Auftakt einer neuen Reihe von Silvia Stolzenburg und mein Tipp für die Leser der Beginen-Reihen von z.B. Andrea Schacht und Petra Schier.

Bewertung vom 04.02.2020
Der Ring des Lombarden / Aleydis de Bruinker Bd.2
Schier, Petra

Der Ring des Lombarden / Aleydis de Bruinker Bd.2


ausgezeichnet

Blutgold

Seit dem Tod ihres Mannes Nicolai sind 2 Monate vergangen und Aleydis hat ihren Mädchennamen wieder angenommen, um sich von seinen dunklen Geschäften zu distanzieren. Trotzdem wird sie weiterhin regelmäßig mit der Schattenseite ihres Erbes konfrontiert: Boten bringen Geld um Schulden abzuzahlen, über die sie keine Unterlagen hat, sie wird umschmeichelt und gefürchtet. „Ich werde das Gefühl nicht los, als würde ich von allen Menschen beobachtet. … Als würden irgendwo im Schatten Feinde lauern und nur auf eine gute Gelegenheit warten, mich anzugreifen.“ (S. 38)
Auch in ihrem Hauswesen kehrt keine Ruhe ein. Nicolai hat sie zum Vormund seiner Enkelinnen bestimmt, doch dessen Schwäger wollen die Mädchen in ihre Haushalte aufnehmen und jetzt schon verloben, um an deren Mitgiften zu kommen und Allianzen zu schmieden. Aleydis wird immer klarer, dass sie nicht ewig ohne Ehemann bleiben kann, wenn sie sich behaupten will. Aber muss es wirklich der Gewaltrichter Vinzenz van Cleve ein, der ihr sogar von dessen Vater angetragen wird? Seine Worte und Taten vermitteln ihr nicht unbedingt das Gefühl, dass er sie mag. Doch als ein Brandanschlag auf Nicolais Mörderin Cathrein ausgeübt wird, wirft sie alle Bedenken über Bord und bittet Vinzenz nochmals um Hilfe bei der Aufklärung.

„Der Ring des Lombarden“ schließt direkt an seinen Vorgänger „Das Gold des Lombarden“ an. Obwohl der erste Teil schon vor über 2 Jahren erschienen ist, bin ich sofort wieder in Aleydis Welt angekommen. Sie ist eine starke Persönlichkeit mit Durchsetzungsvermögen, doch da sie noch relativ jung ist und gut aussieht, nehmen Männer sie oft nicht ernst und unterschätzen sie. Dabei kennt sie sich inzwischen in der Wechselstube gut aus, nur Nicolais unlautere Geschäfte machen ihr zu schaffen. „Irgendwo da draußen lauern unzählige Schuldner meines Gemahls, die entweder glauben, ich sei so gewissenlos wie er, oder aber Pläne schmieden, um mir zu schaden.“ (S. 267) Sie findet immer mehr Details über seine Machenschaften heraus und kommt auch hinter die Bedeutung des speziellen Rings, den sie von ihm geerbt hat.
Die Ermittlungen zum Brandanschlag gestalten sich sehr verzwickt und sind nicht ungefährlich. Bald weiß Aleydis nicht mehr, wem sie noch trauen kann. Es gibt zu viele Menschen, die Cathrein den Tod wünschten. Oder wollte man sie selbst damit treffen und in Verruf bringen?

Petra Schier schreibt wieder sehr spannend und mitreißend (oder wie ich mal zu ihr gesagt habe: Das liest sich wie geschnitten Brot!). Geschickt lässt sie das mittelalterliche Köln lebendig werden und auch Figuren aus früheren Büchern auftreten. Ich liebe die Wortgefechte von Aleydis und Vinzenz und hoffe, dass der nächste Band bald erscheint und ihre (endlich gemeinsame???) Geschichte weitergeht – denn „Was sich neckt, das liebt sich“ – hoffentlich.

5 Sterne für den absolut hinreisenden Mittelalterschmöker, in dem man für Stunden abtauchen und verschwinden kann.

Bewertung vom 31.01.2020
Annika Rose und die Logik der Liebe
Graves, Tracey Garvis

Annika Rose und die Logik der Liebe


ausgezeichnet

Ein Neuanfang

Als Jonathan Annika im Supermarkt wiedererkennt und anspricht hofft sie, dass sie da weitermachen können, wo ihre Beziehung vor 10 Jahren aufgrund eines Schicksalsschlages endete. „Ich dachte, wir könnten die Vergangenheit vergessen und neu beginnen.“ (S. 64) Schließlich war er ihre erste große Liebe, der erste Mann, der sie verstanden hat. Doch Jonathan bleibt reserviert, denn Annika ist anders - Autistin.

„Annika Rose und die Logik der Liebe“ ist eine sehr ungewöhnliche, bezaubernde und emotionale Liebesgeschichte, die nie kitschig wird, sondern sich immer sehr real anfühlt. Sie wird abwechselnd aus ihrer und seiner Sicht und auf 2 Zeitebenen erzählt. Dadurch hat man stets zwei unterschiedliche Blickwinkel auf das gleiche Geschehen. In Rückblicken erinnern sie sich an ihr Kennenlernen im Schachclub der Uni und ihre damalige Beziehung.

Annika und Jonathan waren mir sofort sympathisch. Sie hatten es in ihrer Kindheit und Jugend beide nicht leicht.
Jonathans Mutter war alleinerziehend und er musste sich alles hart erarbeiten.
Annika hingegen wuchs sehr behütet auf, wurde lange von ihrer Mutter zu Hause unterrichtet. Sie kann ihre Mitmenschen, deren Interaktionen und Mimik oft nicht verstehen. „Es ist, als hätten alle eine Anleitung zum Leben bekommen, nur dir hat man keine gegeben. Also tastest du dich blind voran und hoffst, irgendwie durchzukommen. Und meistens machst du es falsch.“ (S. 209) An der Uni fühlt sie sich fremd und auf das Leben allein nicht genug vorbereitet. Zum Glück ist ihre Mitbewohnerin Janice sehr rücksichtsvoll und hilft ihr, die Klippen des Alltags zu umschiffen.
Als Erwachsene meistert Annika ihr Leben mit Hilfe einer Therapeutin, zudem Janice ist nach wie vor ihre beste Freundin und immer für sie da, auch wenn sie nicht mehr in der Nähe wohnt.

Annikas ganz eigene Betrachtungsweise auf ihre Umwelt fand ich sehr spannend und interessant. Sie kann nicht lügen oder sich verstellen und sagt immer die Wahrheit. Aber sie hat auch Probleme, ihre Gefühle zu zeigen, woran sich Jonathan erst gewöhnen muss. Die erste Liebe ist schon für „normale“ Menschen nicht leicht, aber für Annika ist es noch viel schwerer. „Ich weiß nie, was andere Leute denken. Das ist, als wäre man in einem fremden Land, in dem eine fremde Sprache gesprochen wird … ganz gleich, wie oft man Saft bestellt, immer bringen sie Milch.“ (S. 187)

5 Sterne und meine Leseempfehlung für diese ganz besondere Liebesgeschichte.

Bewertung vom 29.01.2020
Der Sunday Lunch Club
Ashton, Juliet

Der Sunday Lunch Club


gut

Problemfamilie

„Ein Sonntagsbraten ist eine Kuscheldecke aus Fleisch, eine Verbindung in die Vergangenheit und die Zusicherung, dass nicht alles in Veränderung begriffen ist.“ (S. 10)
Seit ihre Eltern nach Florida gezogen sind um ihren Lebensabend zu genießen, hält Anna die Tradition des gemeinsamen Sonntagsessens der Familie Piper am Leben – den Sunday Lunch Club. Zum Club gehören ihr großer Bruder Neil mit seinem 20 Jahre jüngeren Mann Santiago und ihrer Adoptivtochter, die leicht weltfremde Maeve mitsamt Teenagersohn Storm, das Nesthäkchen Josh, Großmutter Dinkie und Annas Ex-Mann Sam, der inzwischen ihr bester Freund und Geschäftspartner ist.

Nach einem One-Night-Stand ist Anna mit 40 schwanger – ungewollt, aber nicht unglücklich. Der „Samenspender“ ist 20 Jahre jünger und komplett überfordert: „… ich bin noch dabei, mich zu finden…“ (S. 56) meint er, aber „Ich kann das kleine Kerlchen trotzdem lieben.“ (S. 57). Anna hofft auf ihren Ex Sam, weil sie bisher alles zusammen geschafft haben. Aber ausgerechnet bei dem Dinner, wo sie es allen sagen will, hat der zum ersten Mal eine Freundin an seiner Seite. Und kurz darauf platzt ein Mann in Annas Leben, der einfach perfekt ist – aber nach eigener Aussage keine Kinder mag.

Sehr mitreißend und unterhaltsam erzählt Juliet Ashton in ihrem neuesten Buch von den großen und kleinen Geheimnissen und Erlebnissen der Familie Piper. „Man weiß nie, ob es viel zu viel zu Essen gibt oder nicht genug. Irgendwer streitet sich immer. Manchmal weint jemand. Aber es ist nie langweilig.“ (S. 122)
Anna und Neil sind deutlich älter als Mave und Josh. Ihren Eltern war ihre Ehe immer wichtiger als die Familie, sie haben sich von Beginn an darauf verlassen, dass Anna und Neil sich um die Jüngeren kümmern. Dieses Verhalten konnten sie bis heute nicht abstellen. Neil ist sehr erfolgreich und steckt ihnen regelmäßig unauffällig Geld zu. Anna ist für die seelische Gesundheit zuständig, denn Maeve sucht sich immer wieder die falschen Männer aus und Josh ist eine Künstlerseele, den man ans Essen und Schlafen erinnern muss. Sie kann nie aufhören, sich Sorgen zu machen.

Das Buch lässt mich sehr zwiegespalten zurück. Es hat mich zwar gut unterhalten und liest sich „wie geschnitten Brot“, aber ich habe mich mehrfach gefragt, warum die Autorin die ganze Familie mit Problemen überfrachtet hat. Annas überraschende Schwangerschaft, ihr neuer Partner und dazu ein Geheimnis in der Vergangenheit. Ihr homosexueller Bruder, der sich erst spät geoutet hat und immer noch nicht mit seiner Rolle als Ehemann und Vater in einer monogamen Beziehung klarkommt. Maeve mit den wechselnden falschen Männern und einem Sohn, den sie einfach nicht loslassen kann. Auch Josh ist nicht der, der er zu sein scheint und selbst die Großmutter Dinkie hat ihre Vergangenheit sehr beschönigt. Das war mir leider etwas zu viel. Zudem habe ich die ganzen Geheimnisse bis auf eines leider alle viel zu früh geahnt. Darum kann ich leider nur 3 von 5 Sternen vergeben.

Bewertung vom 27.01.2020
Die Frauen vom Alexanderplatz
Schneefuß, Elke

Die Frauen vom Alexanderplatz


sehr gut

Drei unterschiedliche Frauen – drei unterschiedliche Schicksale

Novemberrevolution 1918 in Berlin, Unruhen und Kämpfe bestimmen die täglichen Nachrichten. Trotzdem fährt Fritzi heimlich von Eckernförde nach Berlin. Sie sucht ihren Verlobten Benno, den Vater ihrer Tochter Christel, der sich seit 4 Jahren nicht mehr bei ihr gemeldet hat. Nun hat sie gehört, dass der Matrose nach Berlin versetzt wurde, um den Aufstand niederzuschlagen.
Zur gleichen Zeit lernt Benno Vera kennen und überredet sie, ihn in der ehemaligen Schneiderwerkstatt ihres Vaters zu verstecken, weil er desertiert ist: „Von einem Bürgerkrieg war nicht die Rede, als sie uns aus Kiel nach Berlin geholt haben.“ (S. 32) Benno mag Vera sofort und auch die Werkstatt interessiert ihn, denn er will in Zukunft und Fahrräder und Autos reparieren. Er würde die Räume gern mieten. Doch Vera wartet nur auf die Rückkehr ihres Bruders Georg, um endlich die Maßschneiderei wiederzueröffnen. Georg hat allerdings ganz andere Pläne und bringt sich und seine Familie damit in Gefahr.
Auch Fabrikantentochter Hanna kommt nach 4 Jahren von der Front heim, wo sie als Lazarettschwester gearbeitet hat. Sie träumt von einer richtigen Ausbildung zur Krankenschwester oder sogar dem Medizinstudium, damit sie in Zukunft von ihren Eltern unabhängig ist und mit ihrer Geliebten Cora zusammenleben kann. Ihre Eltern wissen nichts von ihrer Veranlagung.

Fritzi kommt aus einem kleinen Dorf und wird als uneheliche Mutter geschnitten. Zum Glück gehört ihrem Vater die Mühle des Ortes und er steht zu seiner Tochter und seiner Enkelin. Auch Bennos Mutter, Fritzis Fast-Schwiegermutter, kümmert sich rührend um ihr Enkelkind und wartet sehnsüchtig auf Bennos Rückkehr, damit dieser Fritzi endlich heiratet. Aber Benno hat seit seinem Weggang nicht mehr an Fritzi gedacht und sieht seine Zukunft in Berlin – mit Vera. Die will sich erst nicht auf ihn einlassen und traut ihm nicht über den Weg. Interessiert er sich wirklich für sie oder nur für die Werkstatt? Dazu kommen die Probleme mit ihrem Bruder Georg. Der gehört zum Freikoprs und ist mit dem Ausgang des Krieges unzufrieden, will „das rote Pack“ – zu dem er auch Benno zählt – um jeden Preis vernichten. Außerdem spielt er sich als Familienoberhaupt auf und will über Veras weiteren Lebensweg bestimmen.
Hanna Traum von der Unabhängigkeit und einem Leben mit Cora scheint zu platzen. Ihre Eltern sind strikt gegen eine Berufstätigkeit und suchen schon nach einem solventen Ehemann, damit sie versorgt ist und dieser vielleicht auch Geld in die Firma ihres Vaters investiert. Außerdem will sich Cora nicht an das im Krieg gegeben Versprechen halten, sondern fühlt sich ihrer Familie und der Versorgung ihres invaliden Bruders verpflichtet.
Drei unterschiedliche Frauen – drei unterschiedliche Schicksale, doch eines haben sie gemeinsam. Jetzt, wo der Krieg endlich vorbei ist, soll ihr Leben endlich (wieder) durchstarten. Sie wollen selbstbestimmt leben und berufstätig sein oder studieren. Berlin ist eine große Stadt und bietet mehr Freiheiten als eine Kleinstadt oder ein Dorf, aber eben auch mehr Gefahren.

„Die Frauen vom Alexanderplatz“ ist mein erstes Buch von der Autorin Elke Schneefuss und hat mich ganz gut unterhalten. Die verschiedenen Frauenbilder waren für mich nachvollziehbar, ihre Probleme, Sorgen und Befürchtungen verständlich. Für mich ist es eher eine historische Liebesgeschichte als ein historischer Roman, da die politischen Geschehnisse nur kurz erwähnt wurden und als Rahmen dienten. Etwas gestört hat mich, dass innerhalb der Kapitel zu oft zwischen den verschiedenen Personen hin und her gesprungen wurden. Dadurch wurde mein Lesefluss unterbrochen.
Während sich Fritzis und Veras Wege durch Benno mehrfach kreuzen, ist der Strang um Hanna und Cora ziemlich autark, dabei fand ich gerade den Teil der Geschichte besonders spannend und hätte mich gefreut, mehr über diese beiden Frauen zu lesen. Aber vielleicht bekommen sie ja noch ein eigenes Buch?

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.01.2020
Violet
Chevalier, Tracy

Violet


sehr gut

Frauenüberschuss

Der 1. WK ist seit 13 Jahren vorbei, doch Violet steckt in ihrem Leben fest. Sie hat den Verlust ihres Verlobten nie verwunden, der genau wie ihr älterer Bruder gefallen ist. Seit dem Tod ihres Vaters vor einem Jahr lebt sie mit ihrer Mutter in deren Haus in Southampton und wird den ganzen Tag von ihr schikaniert. Zum Glück hat sie nach dem Krieg einen Schreibmaschinenlehrgang besucht und als eine Versicherung in Winchester Schreibkräfte sucht, ergreift sie die Chance zur Flucht aus ihrem bisherigen Leben. „Für Violet war das Schreibmaschineschreiben ein monotoner und stumpfsinniger Vorgang, der mit der Zeit etwas Meditatives bekam und sie in einen Zustand versetzte, in dem sie nicht mehr nachdachte, sondern einfach nur war.“ (S. 19)
Doch auch in Winchester ist sie einsam. Ihre Kolleginnen sind deutlich jünger als sie und es gibt keine ledigen Männer, dafür einen großen Frauenüberschuss. Die Stadt ist zu klein, um sich wie früher 2-3 Mal im Jahr an eine Hotelbar zu setzen und darauf zu warten, dass ein Mann sie anspricht und auf einen Sherry einlädt – der Code für einen One-Night-Stand.
Als sie eines Tages in einen Segnungsgottesdienst der Broderinnen (Stickerinnen) platzt, findet sie ihre neue Bestimmung. Frauen aller Altersklassen und Schichten sticken wunderschöne Stuhl- und Kniekissen für die Ausschmückung der Kathedrale. Sie schließt sich ihnen an, lernt Sticken und fühlt sich endlich nützlich. „Vermutlich versuche ich hier einen Neuanfang … Spirituell und auch physisch. Ich habe gedacht, wenn es hier drin ein ganz kleines Stück von mir gäbe, könnte das vielleicht helfen.“ (S. 94)

Chevalier Tracy hat mich wie in ihren bisherigen Büchern vor allem durch ihre extrem ruhige Erzählweise und großartigen Beschreibungen überzeugt. Sie kann mit Worten malen, ich habe sofort Violets tristes Leben und die farbenprächtigen Stickereien vor mir gesehen. Besonders spannend fand ich, dass es Miss Pesel, die Leiterin der Broderinnen, und die Kissen wirklich gab bzw. noch gibt.

Violet selbst lässt mich etwas zwiegespalten zurück. Sie hat sich einerseits zu sehr in ihr Schicksal gefügt, immer wieder nachgegeben und war recht blauäugig, auf der anderen Seite hat mich am Ende sehr überrascht, auf welche Art und Weise sie ihr Glück findet und durchsetzt.

Die Autorin lässt das England der 30er Jahre lebendig werden und beleuchtet dabei vor allem die Rolle der „alten Jungfern“ (Violet ist ca. 39). Diese Frauen haben kaum eine Chance, noch einen Partner zu finden und liegen deshalb ihren Familien auf der Tasche. Es wird erwartet, dass sie sich um die Eltern kümmern oder klaglos in die Haushalte von verheirateten Geschwistern einfügen. Der einzige Ausweg ist eine – meist unterbezahlte – Arbeit und ein winziges Zimmer in reinen Frauenhaushalten.

„Violet“ ist ein Roman über Selbstfindung und Selbstbestimmung englischer Frauen in den 30er Jahren.

Bewertung vom 21.01.2020
Hirschhornharakiri / Fellinger Bd.3
Kern, Oliver

Hirschhornharakiri / Fellinger Bd.3


ausgezeichnet

Blackout

Nach dem Fest zum 150jährigen Bestehen der Feuerwehr wacht Fellinger am nächsten Morgen nur schwer auf. Es ist Brückentag, er hat frei und einen mächtigen Kater – und damit ist nicht Herbert gemeint, der ihn beim letzten Fall das Leben gerettet hat und seither bei ihm lebt. Warum hämmert der Lechner Josef, seines Zeichens Polizeihauptinspektor und sein bester Kumpel, wie blöd an seine Wohnungstür und warum hat er sich gestern überhaupt so sinnlos betrunken? Da war doch was … irgendwas mit seiner Freundin Franziska … aber er kommt ums Verrecken nicht drauf. Totaler Blackout. Doch dann wird er schlagartig wach. Der Lechner verhaftet ihn nämlich. Fellinger soll in der letzten Nacht den Jäger Horst Rosenberger umgebracht haben. Seine Jacke, voller Blutspuren, wurde am Tatort gefunden und auch auf dem Tatwerkzeug – einem halben Geweih – sind seine Fingerabdrücke. Sacklzement!
Auf der Wache angekommen, scheinen sich Lechners Kollegen zu freuen - „Den Fellinger, diesen Hundling, endlich hat‘s ihn erwischt!“ (S. 20) Schon zu oft hat er in ihren Fällen rumgemurkst.

„Hirschhornharakiri“ ist bereits Fellingers dritter Fall und diesmal wird es sehr persönlich, schließlich ist er der Hauptverdächtige. Zum Glück kann er seinen Spezi Lechner überreden, dass sie die Ermittlungen zusammen durchführen. Stück für versucht er sich zu erinnern, was in den letzten beiden Tagen passiert ist und wer ein Motiv haben könnte, den Rosenberger umzubringen und / oder es ihm anzuhängen. Bei ihren Nachforschungen stoßen sie auf Wilderer, militante Tierschützer, die Frau und das Gspusi des Toten und „die Vietnamesen“ – und Fellinger bringt sich wieder selber in akute Lebensgefahr. Durch kleine Flashbacks kommt er der Lösung dabei immer näher. Und ganz am Ende fällt ihm dann auch endlich ein, warum die Franziska so sauer auf ihn ist – aber das ist eine ganz andere Geschichte und wird hoffentlich bald fortgesetzt.

Am Anfang hatte ich ja so meine Probleme mit unbeliebten Lebensmittelkontrolleur Fellinger, aber inzwischen ist er mir richtig ans Herz gewachsen. Er grantelt sich durchs Leben, ist (von seiner Freundin und gelegentlich Treffen mit seinen Kumpels im Wirtshaus abgehen) ein echter Einzelgänger und Korinthenkacker.
Seit ich diese Reihe lese habe ich Bedenken, in Gaststätten zu essen, die keine offene Küche haben – die Verstöße, die Fellinger aufdeckt, sind echt haarsträubend und ich fürchte, Autor Oliver Kern hat sich diese leider nicht nur ausgedacht. Auch dieses Mal hat er sich einen erschreckend aktuellen Hintergrund für den Fall ausgesucht.

Für mich ist der Fellinger jetzt schon Kult – sehr spannend, witzig, temporeich, hochaktuell und mit einem filmreifen Showdown – was will man als Leser mehr?!