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Benutzername: 
melange
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Bonn
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 867 Bewertungen
Bewertung vom 03.01.2017
Im dunklen, dunklen Wald
Ware, Ruth

Im dunklen, dunklen Wald


ausgezeichnet

Es gibt Angebote, die man doch besser ablehnen sollte....

…. wie zum Beispiel diese unerwartete Einladung zu einem Fest.

Zum Inhalt:
Nora ist überrascht: Nach zehn Jahren Funkstille wird sie zum Junggesellinnenabschied ihrer Jugendfreundin Clare eingeladen. Nach kurzem Zögern sagt sie zu und findet sich mitten im Wald in einem mondänen Ferienhaus wieder, - ohne Verbindung zur Außenwelt, dafür mit inneren Dämonen, welche den Weg an die Oberfläche suchen … und finden …

Mein Eindruck:
Ruth Ware ist mit diesem Buch ein fantastisch gutes Debüt gelungen. Zwar ist der Plot „Hauptperson mit Amnesie sucht Erinnerung nach Todesfall und ihrer Beteiligung dabei“ nicht neu, die Autorin zeigt in ihrer Interpretation des Themas ein großes Können in Charakteraufbau, Storyline und Setting.
Obwohl die Ich-Erzählerin mit einigem hinter dem Berg hält versteht Ware es, dass die Leser sich davon weder verschaukelt, noch hingehalten fühlen. Vielmehr verspüren sie das gleiche Entsetzen, wie es Leonora selbst nach den Ereignissen des Wochenendes erlebt.
Dazu hat die Autorin einen interessanten Schauplatz für den größten Teil ihrer Geschichte gewählt. Ein gläsernes Haus, einsam und von der Zivilisation abgeschnitten gelegen. Die unterschwellige Bedrohung spiegelt sich nicht nur im Cover des Buchs, sondern zerrt ganz offen an den Nerven von Protagonisten und Lesern.
Die Auflösung und die Hinführung zum Finale sind stimmig und von hoher sprachlicher Güte, ohne langatmig oder zu ausschweifend zu werden.

Mein Fazit:
Ein Thriller, wie man ihn sich wünscht: Geheimnisvoll, spannend und berührend

Bewertung vom 04.12.2016
Hamish Macbeth fischt im Trüben / Hamish Macbeth Bd.1
Beaton, M. C.

Hamish Macbeth fischt im Trüben / Hamish Macbeth Bd.1


gut

Tote Giftspritze in Schottland

Zum Inhalt:
Ein bunt gemischter Angler-Kurs wird von einer boshaften Teilnehmerin aufgemischt. Sie scheint über jedes Mitglied etwas zu wissen - und nutzt dieses Wissen weidlich aus. Aber schließlich dreht sie die Daumenschrauben zu fest, findet ihr unrühmliches Ende im Wasser und Hamish Macbeth löst seinen ersten großen Fall.

Mein Eindruck:
Nach Agatha Raisin hat M.C. Beaton einen neuen Protagonisten für eine hübsch altmodisch angehauchte Reihe erdacht: Den sympathischen Dorfpolizisten Hamish, rothaarig und auf unauffällige Weise nicht halb so dämlich, wie er zu wirken beabsichtigt. Die Idee, ihn für seinen ersten Fall mit einer Anglergruppe zusammenzubringen, ist auf eine besondere Art sehr gelungen: Das Angeln ist ein Hobby, welches Menschen mit sehr unterschiedlichen beruflichen und gesellschaftlichen Hintergründen und alt wie jung verbindet, - teilweise kommen die Teilnehmer aus Übersee. Leider geht die Autorin sehr über die dafür benötigten Fertigkeiten ins Detail und stößt in ungeahnte (und ungewollte) Tiefseegründe vor, was Haken, Fliegen und Angelschnüre angeht. Die Erklärung darüber, wie welcher Knoten zu knüpfen ist, treibt die Geschichte nicht wirklich voran und verwirrt und/oder langweilt den ungeübten Leser eher. Hier hätte Frau Beaton zugunsten von ausführlicheren Beschreibungen von Wesen und Tun ihrer Charaktere Platz sparen können. Diese (und dabei insbesondere der titelgebende Hamish) kommen nämlich ein wenig zu kurz und zu oberflächlich daher. Dass die Geschichte dennoch Spaß macht, liegt an dem wirklich schönen Setting und dem eingängigen Schreibstil der Autorin. Schottland ist eben selbst bei Regen eine Naturschönheit und die Schotten - von den typisch britischen Standesdünkeln einmal abgesehen - ein liebenswerter, knorriger Menschenschlag.

Mein Fazit:
Ein guter Auftakt mit Potenzial

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.11.2016
Die Spionin
Coelho, Paulo

Die Spionin


gut

Nachempfundene Geschichte

Mein Eindruck:
Das fiktive Vermächtnis von Mata Hari, einer schillernden Figur der Zeitgeschichte, aufgeschrieben von einem mehrfach ausgezeichneten Schriftsteller, - was kann da schon schiefgehen?
Eine gefällige und (wie gewohnt) blumige Sprache führen dazu, dass man sich tatsächlich in die Zeit vor und während des 1. Weltkriegs zurückversetzt fühlt. Das Staunen über die Weltausstellung in Paris klingt genauso echt wie die Bestürzung über die ausbleibende Hilfe bei Verhaftung, Gnadengesuch und Vollstreckung des Urteils. Interessant sind auch die echten Dokumente, die den Prozess veranschaulichen und die Fotografien Mata Haris, welche sie außerhalb ihrer Bühnenshow zeigen. Ärgerlich ist jedoch der hohe Preis für letztendlich etwa 170 Seiten Geschichte. Vor allem auch deshalb, weil der Autor seinen Plot schon fertig vorgefunden hat und dieser Coelhos leicht schwülstiger Erzählweise vortrefflich entgegenkommt. Die Mühe, die er sich mit dem Verfassen geben musste, hielt sich somit in überschaubaren Grenzen und fast 20 Euro sind ein zu stolzer Preis für das, was letztendlich aus der Feder geflossen ist, - auch wenn es zugegebenermaßen eine beeindruckende Geschichte ist. Das Grundgerüst ist bekannt und viele Ansatzpunkte für eine genauere Betrachtung wären möglich gewesen (die Liebe zu einem Soldaten, die Zeit in Java, die Trennung von Mann und Tochter), aber so kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Autor eine schnelle Mark machen wollte - und das mit möglichst wenig eigenem Aufwand.

Mein Fazit:
Ein Stück Zeitgeschichte - (zu) teuer bezahlt

3 Sterne

Bewertung vom 19.11.2016
Wer Furcht sät / Detective Max Wolfe Bd.3
Parsons, Tony

Wer Furcht sät / Detective Max Wolfe Bd.3


ausgezeichnet

Recht und Gerechtigkeit

Zum Inhalt:
Clubs sind eine typisch britische Einrichtung, ganz neu etabliert sich der "Club der Henker". Menschen, die von der Justiz mit zu nachsichtigen Strafen bedacht wurden, werden von dieser Gemeinschaft entführt, verurteilt und öffentlich (via Internet-Stream) hingerichtet. Max Wolfe wird mit den Ermittlungen betraut und kämpft nicht nur gegen die Verbrecher, sondern auch gegen die mit dem Club sympathisierenden Menschen.

Mein Eindruck:
Gerade in der heutigen Zeit, die von der vermeintlichen "Kuschel-Justiz" geprägt ist, entpuppt sich die Grundidee von Tony Parsons Thriller als Geniestreich. Dadurch, dass er den Club immer selbstgefälliger auftreten lässt und Täter wie Opfer der Aktionen nuancenreich darstellt, fällt es dem Leser schwer, sich wirklich mit einer Seite zu identifizieren. Das führt zu einer Nachdenklichkeit auf der Seite über dem Buchdeckel, die bei diesem Genre nicht unbedingt zu erwarten ist. Einen weiteren Pluspunkt verbucht der Autor mit dem angenehm unaufgeregten Privatleben seiner Hauptfigur. Zwar ist nicht alles Gold was glänzt, von größeren Katastrophen bleibt Max jedoch verschont, - der schon übliche Liebeskummer mit einer weiblichen Nebenfigur sei Parsons verziehen. Und dann gibt es noch ein großes Pfund in der Geschichte: London mit seinem Glamour, seiner Vergangenheit und seinen unbekannten Winkeln und Geheimnissen wird auf eine treffliche Weise verewigt.
Doch bei all dem Lob sollte ein Kritikpunkt nicht unerwähnt bleiben: Zwar gehört zu einem Thriller ein gewisser Thrill, dieser sollte sich aber nicht in quasi schon übermenschlichen Fähigkeiten seiner Figur zeigen. Bei der sonstigen Güte ist dieses Manko jedoch eine lässliche Sünde. Das Auflösung des Falls und das Ende gefallen und passen sich in die Grundstimmung ein.

Mein Fazit:
Viel Spannung mit einem Plot, der zum Nachdenken bringt. Und das ganz ohne den üblichen, erhobenen Zeigefinger

Alle fünf Sterne

Bewertung vom 19.11.2016
Mord in der Provence / Hannah Richter Bd.1 (eBook, ePUB)
Åslund, Sandra

Mord in der Provence / Hannah Richter Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Austauschprogramm

Zum Inhalt:
Die Polizistin Hannah wird im Rahmen eines EU-Austauschprogramms für drei Monate nach Frankreich versetzt. Das erste Drittel darf sie in der Provinz verbringen und sich dabei gleich mit ignoranten Kollegen herumschlagen.
Als Hannah verdächtige Entdeckungen beim Auffinden einer Leiche macht, werde diese zuerst von den französischen Ermittlern ignoriert, aber im Verlauf ihres Aufenthaltes macht sie Bekanntschaft mit einigen sympathischen Landsleuten und schnüffelt mit deren Hilfe auf eigene Faust weiter.

Mein Eindruck:
Für die Idee, deutsche Gründlichkeit auf französisches Laisser-faire prallen zu lassen, gebührt der Autorin großer Dank. Schon alleine die Dialoge der Beamten waren für gute Lesemomente geeignet, egal, ob sie im Büro, an Tatorten oder im Café stattfanden. Überhaupt waren die Culture-Clash-Episoden die besten Teile des Krimis.
Ein weiterer, interessanter Aspekt der Geschichte sind die Einschübe römischer Mythologie, die ihre Entsprechung in den Fundstellen der Leichen und Hobby bzw. Beruf einiger tragender Nebenfiguren finden.
Das Einzige, was mich persönlich störte (und damit eine rein private Mäkelei darstellt, die nicht zum Punktabzug führt), waren die Sequenzen mit übernatürlichen Wahrnehmungen, - diesen Hokuspokus hätte die gut durchdachte Story nicht gebraucht.
Das Ende - wenn auch nicht unbedingt glaubwürdig - gefällt und Hannah sollten sich noch weitere Entfaltungsmöglichkeiten bei neuen Fällen bieten, das Programm dauert schließlich noch ein Weilchen an....

Fazit:
Ein gelungener Beginn einer Krimireihe

4 Sterne

Bewertung vom 30.10.2016
Pastorin Viveka und das tödliche Kaffeekränzchen / Pastorin Viveka Bd.1
Haaland, Annette

Pastorin Viveka und das tödliche Kaffeekränzchen / Pastorin Viveka Bd.1


weniger gut

Der Klappentext suggeriert eine humorvolle Krimigeschichte, welche sich aus dem wöchentlichen Kaffeeklatsch älterer Damen entwickelt. Leider wird bei dieser Tafel jedoch nicht gehaltvoller, süffiger Espresso serviert, sondern eher ein Muckefuck-Blümchenkaffee. Die Autorin - selbst Pastorin - verzettelt sich in ihrem Wunsch, nicht nur einen Krimi zu schreiben, sondern diesen einzubetten in eine Geschichte um Midlife-Crisis, Umweltverschmutzung, Alkoholismus, Arme gegen Reiche und fast jede Art von Familienplanung. Adoptierte Kinder, ledige Mütter, schwule Paare, - so viele Personen, dass keine einzige die Chance hat, den Leser wirklich zu berühren. Selbst die titelgebende Viveka nicht, die sich zeitweise wie ein aufsässiger Teenager verhält und mehr durch unbeherrschtes Wesen auffällt als durch Seelsorge für ihre Gemeinde.
Der Humor ist keineswegs so subtil wie bei der Beschreibung der T-Shirts erhofft, ganz im Gegenteil kommt er mit der Brechstange und Witzen über Fußpilz, tote Tierkadaver und Alkoholexzesse und deren Folgen daher.
Die Auflösung der Todesfälle setzt dem Ganzen dann die Krone auf: Ein fast wahnsinniger Showdown nach behäbiger Geschichte und Täter und Motiv, die wie eine Tänzerin aus der Geburtstagstorte springen. Und dann sitzt man mit offenem Mund da und denkt nach, an welcher Stelle der Geschichte man den Faden verloren hat, was der viele Text sollte und warum jetzt und nicht schon früher etwas passiert ist.


Mein Fazit:
Eine zusammengemischte Plörre, die für verwöhnte Krimigaumen nicht geeignet ist

Bewertung vom 23.10.2016
Tiefer Grund (eBook, ePUB)
Costello, Matthew; Richards, Neil

Tiefer Grund (eBook, ePUB)


sehr gut

Ein Tod in der Kleinstadt

Zum Inhalt:
Ein Lehrer in der Kleinstadt Cherringham stirbt unter dubiosen Umständen. Da das Stichwort "Drogen" durch die Schulgänge wabert, beauftragt die Direktorin die Hobby-Detektivin Sarah mit den Ermittlungen zu dem Todesfall. Unterstützt wird Sarah von Jack, einem New Yorker Cop, der seit einiger Zeit ein Hausboot auf der Themse sein Eigen nennt.

Mein Eindruck:
Nach 23 kürzeren Geschichten der erste längere Roman in der Cosy-Crime Serie um eine alleinerziehende Mutter und ihren (bis jetzt) väterlichen amerikanischen Freund in den englischen Cotswolds. Aber auch ohne Kenntnis der Vorgängerbände lässt sich der Geschichte gut folgen, da die Autoren kleine Informationen aus den vergangenen Fällen einflechten. Das geschieht so unauffällig, dass es Liebhaber der Serie nicht nervt, aber ausführlich genug, um die Zusammenhänge für Neulinge deutlich werden zu lassen.
Der Stil erinnert - nicht nur vom Setting her - ein bisschen an Agatha Christie (auch wenn natürlich die Grand Dame des britischen Krimis unerreicht bleibt): Einfache Sätze, kurz, aber nicht spröde, schöne Landschaften und - bis auf den Prolog - immer aus der Sicht der Ermittler geschrieben. So weiß der Mensch vor dem Buch genauso viel wie die Personen innerhalb des Einbands und das Mitfiebern und -raten ist perfekt gegeben. Das Verbrechen ist (natürlich) vorhanden, kommt jedoch ohne großes Gemetzel und blutspritzende Beschreibungen aus.

Cosy eben

Mein Fazit:
Die Themse fließt ruhig, aber nicht langweilig durch Cherringham - eine willkommene Abwechslung zu reißerischen Thrillern

4 Sterne

Bewertung vom 23.10.2016
Im Wald / Oliver von Bodenstein Bd.8 (8 Audio-CDs)
Neuhaus, Nele

Im Wald / Oliver von Bodenstein Bd.8 (8 Audio-CDs)


sehr gut

Düstere Vergangenheit

Zum Inhalt:
Der amtsmüde Oliver von Bodenstein wird durch eine Mordserie mit seiner eigenen Kindheit und einem Mysterium aus dieser Zeit konfrontiert. Je weiter die Ermittlungen voranschreiten, desto mehr muss er einsehen, dass er sich zu tief in die Fälle verstrickt und die Leitung besser bei Pia aufgehoben ist.

Mein Eindruck:
Nele Neuhaus hat sich wohl dazu entschlossen, Oliver zwar früh aber wohl relativ endgültig in Rente zu schicken. In fast jeder Zeile, die sich mit ihm, seiner Vergangenheit und Gegenwart befasst, lässt sich Melancholie und Endgültigkeit herauslesen. Die Frische und Akribie, die Pia und vor allem ihr neuer, junger Kollege - ganz modern der zweite Beamte mit Migrationshintergrund - an den Tag legen, bietet einen interessanten und wohltuenden Kontrapunkt zu dem Schwermut und den düsteren Gedanken, die Oliver zu Boden drücken.
Diese Stimmungen werden beim Hörbuch sehr gut von der Sprecherin gespiegelt, welche jugendliche Unbedarftheit genauso gut zu vermitteln weiß wie großmütterliche Befindlichkeiten.
Aber trotz der unbestreitbar vorhandenen Güte der Hörbuchfassung würde ich vor allem jedem, der sich neu in den Taunus-Kosmos einfinden will, die schriftliche Form ans Herz legen. Zu unübersichtlich gerät selbst dem Kenner das Verständnis um die Zusammenhänge zwischen den vielen Personen, die als Opfer, Verdächtige, Ermittler und sonstige Verwickelte in die Geschichte auftreten - dem Leser hilft dann immer noch die Personenliste.
Die Story an sich ist fabelhaft komponiert, die Auflösung stimmig, das Ende perfekt. Einige Längen und ein paar Ungereimtheiten im Verhalten verzeiht man gerne, da das Gesamtpaket einfach stimmt.

Mein Fazit:
Ein wehmütiger, aber sehr gelungener Abschied von einer liebgewonnenen Figur

4 Sterne