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Benutzername: 
Juti
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HD

Bewertungen

Insgesamt 632 Bewertungen
Bewertung vom 29.01.2017
Duell
Zwagerman, Joost

Duell


ausgezeichnet

Sollte ich immer Novellen lesen? Oder liegt es am Thema Kunst?
Klar ist, dass dieses Buch spannend war. Millionen für ein Kunstwerk. Wen juckt da schon, wenn ein Bild aus dem Depot verschwindet. Dem Museumsleiter offenbar schon. Und er wählt den diskreten Weg, das Meisterwerk zurückzuholen, ohne Polizei. Erst fragt er bei der Künstlerin, die ihm dann von einem Projekt erzählt, das er nicht wirklich ablehnt.
Statt mit Hilfe der Polizei holt er das Bild dank Computerhacker zurück und mit Hilfe dubioser Gestalten. Und da geschieht das Undenkbare:
Der Direktor selbst beschädigt das Millionenwerk. Nun geht es nur noch darum, wie man es schafft, dass den Schaden keiner bemerkt. Und das gelingt nur solange man selbst im Amt ist. Aber genau hier endet das Buch bereits.
Spannend und klar in der Handlung, ich finde nichts zu meckern, also Bestnote.

Bewertung vom 29.01.2017
Das Tagebuch der Menschheit
Schaik, Carel van;Michel, Kai

Das Tagebuch der Menschheit


sehr gut

Die Bibel wird von einem Anthropologen gelesen.
So haben durch das Sesshaftwerden der Menschen Probleme mit Krankheiten zugenommen, was zu dem großen Gesetzeswerk der Thora geführt hat. Mal versteht der Autor die Bibel eher wörtlich, wie bei der Erschaffung des Menschen, der zweimal erschaffen wurde, weil, der Sage nach (steht nicht in der Bibel) Adams erste Frau Lillith ihm weggelaufen ist, mal merkt man schon, dass der Autor theologische Bücher gelesen hat.
Am wichtigsten sind dem Autor aber die 3 Naturen des Menschen.
Die erste Natur sind die angeborenen Gefühle, die zweite Natur sind Gewohnheiten und Konventionen, die der Mensch in früher Kindheit verinnerlicht, die dritte Natur ist die Vernunft.
Auch die Religion schwankt zwischen diesen Naturen, so gibt es eine intuitiv-individuelle Ebene der Religion, die im Alten Testament etwa durch die Psalme angesprochen wird.
Ein weiteres Problem der Bibel ist der, der ersten Natur widersprechende Monotheismus, der sich erst im Laufe des Alten Testaments entwickelt und im Neuen Testament durch Damönen und Engel wieder relativiert wird. Hinzu kommt, die erst im 2. Jh. v. Chr. Einsetzende Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod mit der die aus dem griechischen Kulturraum stammende Gerechtigkeit des einzigen Gottes erfüllt werden kann. Sonst müsste man immer erklären, wieso der eine, gute Gott soviel schlechtes zulassen kann. Im letzten Kapitel wird gezeigt, dass die Wissenschaft ursprünglich nicht im Widerspruch zur Religion stand, sondern durch die intellektuell-institutionelle Ebene der Religion, die die dritte Natur des Menschen anspricht, gefördert wurde.
Dieser intellektuelle Anspruch findet sich heute in der bestehenden Kirche mit ihren vielen Fachleuten, Bischöfen und Priester. Der Fall Gallilei wird als unterschiedliche Bibelexegese behandelt, erst im 19. Jh. liefen Wissenschaft und Religion wirklich auseinander.
Alles spannend, aber immer ein wenig langatmig und vor allem die sinnlosen Zusammenfassungen am Ende jeden Kapitels kosten aus meiner Sicht die Bestnote.

4 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.01.2017
1933 war ein schlimmes Jahr
Fante, John

1933 war ein schlimmes Jahr


ausgezeichnet

Ein schöner, kurzer Roman, wobei Roman ja kaum stimmt, da nur die Jugend des Hauptdarsteller gezeigt wird. Er will mit „dem Arm“ in der Baseballliga spielen, doch hindert sein Umfeld, das fehlende Geld seines Vaters, die gescheiterte Ehe seiner Eltern hindern ihn daran und selbst die Freundschaft mit der reichsten Familie der Stadt schaffen nicht die Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Also stimmt der Titel.
Beeindruckend ist der Gewissenskonflikt, wo der Betonmischer des Vaters vom 17 jährigen verkauft werden soll und dann doch nicht, auch seine Liebe zur angehimmelten Dorothy scheitern.
In allem Scheitern entsteht ein gelungenes Buch, das auch nicht länger sein muss.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.01.2017
Kommt ein Pferd in die Bar
Grossman, David

Kommt ein Pferd in die Bar


gut

Nach der Lektüre des Buches habe ich mir das Literarische Quartett angesehen und ich muss sagen, dass wirklich erstaunlich viele Möglichkeiten gibt, dieses Buch zu lesen.
Ich habe von einem Kabarettisten gelesen, der sein Leben erzählt und zwischendurch Witze fürs Publikum erzählt, darunter drei sehr gute. Dem größten Teil des Publikums reicht das nicht. Es verlässt den Saal.
Ob er vom zuhörende Richter ein Urteil erwartet, weiß ich nicht. Was soll er sagen? Eher eine Entschuldigung, dass er ihn nicht alleine aus dem Militärlager hätte ziehen lassen sollen.
Im Quartett war noch von einer dritten Ebene die Rede, die ich aber nicht bemerkt habe.
Vielleicht bin ich zu dumm für dieses Buch.

Bewertung vom 06.01.2017
Widerfahrnis
Kirchhoff, Bodo

Widerfahrnis


weniger gut

Deutscher Buchpreis, was bist wert?
Es gibt so viele Bücher, die besser sind als dieses. Joachim Meyerhoff hätte ihn verdient.
Nur weil in diesem Flüchtlinge am Rande thematisiert werden. Oder was war die Begründung?
Eine unsäglich lange Reise nach Sizilien, dabei interessiert die Reiseroute, und ob man die Küste sieht oder nicht, doch niemanden.
Immerhin lässt sich dieses Buch schnell lesen und schnell wieder vergessen. Und gegen Ende mit dem Mädchen aus Catania wird es mitunter spannend, das echte Ende ist kitschig und misslungen.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.01.2017
Erste Erde
Schrott, Raoul

Erste Erde


gut

Braucht ein Buch eine Gebrauchsanweisung?
Dieses Buch vielleicht schon. Aber das würde das Vergnügen abnehmen dieses Buch so zu lesen, wie man will. Das Inhaltsverzeichnis ist bemerkenswert. Es enthält keine Kapitelüberschriften, sondern ganze Sätze, das Vorwort ist nichtssagend. Aber als ich entdeckte, dass auf S.685 ein Anhang beginnt, der wissenschaftlich erklärt, was Lyrik und Prosa im Buch meinen, verstand ich mehr. Dort ist auch die Absicht des Autor erklärt, in einem Zitat von Richard Feynman: „Unsere Dichter schreiben nicht über diese besondere Art religiöser Erfahrung, die Wissenschaftler machen; unsere Künstler versuchen nicht, deren staunenerregende Erkenntnisse anschaulich werden zu lassen. Ich frage mich, weshalb. Wird denn keiner von unserem heutigen Bild des Universums inspiriert? Der Wert der Wissenschaft bleibt ungesungen: Sie müssen sich jetzt also damit begnügen, anstatt ein Lied oder ein Gedicht darüber zu hören, ihren Wert in einer Abendvorlesung zu erklären. Dies ist noch keine wissenschaftlich Zeit.“
Ein hoher Anspruch. Gelingt er auch?
Ich will nicht verschweigend, dass ich vieles gelernt habe, etwa dass der Mond durch den Zusammenstoß von Theia mit der Urerde entstand und sich immer weiter von der Erde entfernt. Anfangs war er so nah, dass die Gezeiten kilometerhoch waren. Irgendwann merkte ich, dass meine Chemiekenntnisse nicht ausreichen. Dann habe den Anhang nur noch als Nachschlagewerk benutzt.
Andererseits ist der literarische Teil gerade dort schwach, wo er Wissenschaft und Dichtung vereinen will. Einen Satz zu zitieren, fällt schwer. Man kann gerade die Prosa-Texte auch so verstehen, auch als Bericht über Wissenschaftler aber verliert dadurch das Buch nicht seinen Reiz.
Die Sprache ist außergewöhnlich, mitunter schwierig. Ich habe nicht gezählt, wie oft das Wort „gleissend“ vorkommt. Erstaunlich, dass es trotz hohem Anspruch keine Fußnoten gibt. Ein Register aber fehlt mir doch ein wenig.
Die Aufmachung des Buches lädt zum Blättern ein, aber auch zum Lesen?
Vorher hatte ich die Biographie von Humboldt gelesen und bedauere noch nicht seine „ Ansichten der Natur“ gelesen zu haben. Humboldt hatte einen ähnlichen Anspruch wie Schrott. Zugegeben ist seitdem auch unser Wissen enorm gewachsen.
Ich kann mich den Lobeshymnen meiner Vorredner nicht anschließen, schlechter als gut ist „Erste Erde Epos“ aber auch nicht.

Bewertung vom 03.01.2017
Meine Olympiade
Trojanow, Ilija

Meine Olympiade


sehr gut

Respekt, Respekt vor Sportarten, das ist es was dieses Buch vermitteln will. Dem Autor geht es, auch wenn er es in der Einleitung etwas anders sagt vorwiegend um das Lernen der Technik. Nur selten wird eine Sportart kritisiert, wie etwa Reiten, das der Natur der Pferde widerspricht.
Etwas schade ist, dass der Autor sein Vorhaben, halb so gut wie der Olympiasieger zu sein, viel zu wenig präzisiert. Am Ende einiger Kapitel steht zwar eine Zeit, aber nur manchmal ein Wort, warum sie nicht besser ist. Auch könnte man noch darüber schreiben, wie gut die Zeit des Olympiasiegers wirklich ist.
Dennoch gefällt mir allein schon die Idee des Buches sehr.

Bewertung vom 03.01.2017
Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur
Wulf, Andrea

Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur


ausgezeichnet

Mehr als eine Biographie, weil nicht nur das Leben Humboldts, sondern auch die Wirkung von Humboldt Werk auf die Nachwelt beschrieben wird. Humboldt war befreundet mit Goethe, den er häufiger bei seinem Bruder in Jena traf.
Thomas Jefferson, 4. Präsident der USA, hat er auf seiner Südamerikareise von 1799-1804 getroffen. Charles Darwin wurde von Humboldt inspiriert, ebenso wie Simon Bolivar, Henry David Thoreau, George Perkins Marsh, Ernst Haeckel und John Muir. Die Namen zeigen schon, dass die Intention der Autorin war, dass Humboldt in der englischsprachigen Welt nicht vergessen wird. Wegen dieses Buches habe ich Humboldts Ansichten der Natur und Kosmos Band 1 und 2 auf die Liste der von mir zu lesenden Bücher geschrieben.
Auch in Homboldts Leben klappte nicht alles. Er wollte nach Indien, erhielt aber von den Briten keine Erlaubnis, vermutlich weil er sich in Südamerika klar gegen den Sklavenhandel ausgesprochen hatte. Stattdessen reiste er 1829 durch Russland und auch dort weiter, als ihm erlaubt worden war.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.12.2016
Vom Ende der Einsamkeit
Wells, Benedict

Vom Ende der Einsamkeit


ausgezeichnet

Was braucht ein Buch um die Bestnote zu erlangen? Spannend, fesselnd, gut lesbar muss es sein. All das hat dieses Buch. Und du freust sich auf sprachliche Höhepunkte wie der erste Satz. Außerdem hat mir das Sprachbild auf S.128 gefallen: „Die Szenerie hatte etwas von einem Schachspiel, bei dem nur noch zwei gegnerische Figuren übriggeblieben waren, die sich jedoch nicht mehr angreifen konnten. Wie zwei Läufer auf unterschiedlichen Farben.“
Die Philosophie, vielleicht sagt man besser Lebenseinstellung, einer nihilistische Familie wird geschildert. Und natürlich die Bedeutung von Familie und Freundschaft.
Der Autor erwähnt häufiger auch andere Bücher. Mich wundert, dass keiner meiner Vorredner auf Alvas ersten Mann Romanow eingeht, der im Buch Schriftsteller ist, aber wie ein Zar heißt und so auch behandelt wird.
Der Inhalt der Geschichte ist schon oft genug beschrieben. Vielleicht etwas zu viel Rosemunde Pilcher (oder wie ich sie mir vorstelle, da ich sowas nicht schaue).Aber deswegen gibt es keinen Punktabzug.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.12.2016
Die Welt im Rücken
Melle, Thomas

Die Welt im Rücken


sehr gut

Sehr lobenswert ist die Idee über eine Krankheit ein Buch zu schreiben, weil Krankheiten in der heutigen Gesellschaft oft todgeschwiegen werden. Das Buch ist inormativ, spannend, mitunter sogar lustig. Vermutlich das Thema bedingt schweiften meine Gedanken oft ab und ich fühlte mich selbst depressiv (eine Manie erlebte ich nicht). In diesem Buch werden soviele Namen genannt, dass ein Register schon wünschenswert wäre.
Allerdings verstehe ich einige Zusammenhänge nicht, ein Beispiel S.293:
„Der Oberarzt kam mir nicht mit der Wirkung, sondern mit der Industrie. Dem allgegenwärtigem Verdacht, dass die gesamte Pharmaindustrie nur eine gigantische Geldmaschine sei, die den Kranken unnütze, aber einträgliche Chemiehämmer verpasse, war so der Wind aus den Segeln genommen.“ Ich verstehe das nicht, da doch gerade die Industrie die Geldmaschine ist.
Ich muss leider einen * abziehen.

0 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.