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SofieWalden

Bewertungen

Insgesamt 624 Bewertungen
Bewertung vom 02.09.2018
Ein unvergänglicher Sommer
Allende, Isabel

Ein unvergänglicher Sommer


ausgezeichnet

Ein ungewöhnliches Trio, verbunden durch südamerikanische Wurzeln und eine Leiche

In New York tobt ein Schneesturm und trotzdem ist Richard, ein allein lebender Professor, mit einer seiner vier Katzen, die anscheinend vergiftet worden ist, auf dem Weg zum Tierarzt. Durch einen vom ihm verursachten kleinen Auffahrunfall trifft er auf Evelyn, einer illegal in den USA lebenden jungen Frau aus Guatemala. Die Polizei zu rufen, ist da natürlich keine Option, zumal das Auto Evelyns Arbeitgeber gehört und im Kofferraum, da liegt eine Leiche. Die junge Frau bittet Richard um Hilfe und dieser wiederum holt Lucia, eine Gastprofessorin aus Chile und derzeit seine im Souterrain wohnende Untermieterin, mit hinein in diese kleine Zweckgemeinschaft; ihr gemeinsames Ziel, den Inhalt des Kofferraums möglichst unauffällig zu entsorgen. Und so machen sich die Drei auf den Weg zu der recht weit entfernten Hütte des Professors, um die Leiche dort in der Umgebung verschwinden zu lassen. Eine recht skurrile Situation und eigentlich sieht alles nach einem etwas schrägen Krimi aus, doch die Autorin ist nun mal Isabel Allende und so ist klar, hier geht es um Menschen und ihr Schicksal, ihr Leben im Jetzt in den USA und ihre bitteren Erinnerungen bzgl. ihres Erlebens in ihren (Heimat)-Ländern in Südamerika. Allende widmet ihren Protagonisten viel Zeit, jedem einzelnen für sich und auch in der jeweiligen Zweierkonstellation zueinander und schickt sie so, mit sehr elegantem und wunderbar kraftvollem Schreibstil, auf einen Weg, der alles verändern wird.
Mich hat das Buch absolut begeistert und ich kann es nur wärmstens empfehlen.

Bewertung vom 23.08.2018
Beim Ruf der Eule
Sweeney, Emma Claire

Beim Ruf der Eule


gut

Ein Geschwisterschicksal mit Handicap
Maeve Maloney, inzwischen 80 Jahre alt, hat eine kleine Pension am Meer, in der sie immer noch einen großen Teil der Arbeit selbst erledigt. Als Hilfe beschäftigt sie Steph und Len, zwei Menschen mit einem Handicap. Beide haben das Down-Syndrom. Eines Tages sieht sie durchs Fenster, wie Vincent, ein ganz entscheidender Mensch aus früheren Jahren, vor ihrer Hoteltür steht. Sie möchte ihn auf gar keinen Fall wieder in ihr Leben treten lassen und so versucht sie sogar, ihre Anwesenheit zu verleugnen, um einem Wiedersehen zu entgehen. Das funktioniert natürlich nicht und so ist sie gezwungen, sich nach so langer Zeit doch noch den Vorkommnissen rund um ihre Zwillingsschwester, die so wunderbar singen konnte und sicher ein großer Star geworden wäre, wenn nicht eine emotionale und geistige Verzögerung ihres Wesens vorhanden gewesen wäre, zu stellen.
Im Mittelpunkt dieser Geschichte steht das Schicksal von und das Leben mit Menschen, die ein Handicap mit sich tragen. An sich ist eine solche Thematik, eingebunden in einen Roman, als sehr positiv zu bewerten und es sollte eigentlich etwas völlig Natürliches sein, dies zu tun. Aber leider macht es die Struktur des Erzählaufbaus zumindest zu Beginn recht schwer, sich an dem Buch zu erfreuen. Hat man sich erst einmal daran gewöhnt, kann man mit dem Nachvollziehen der weiteren Handlung gut leben und sie auch unterhaltsam finden, doch eigentlich ist interessant das Wort, das die Geschichte prägt. Interessant dahingehend, ob es funktioniert, ob es die Erwartungen, den ein Leser an einen Unterhaltungsroman hat, erfüllt werden. Und hier scheiden sich die Geister. Es fehlt einfach ein bisschen die Selbstverständlichkeit, die ja die eigentliche Intension der Geschichte ist. Es ist teilweise so bemüht gewollt und wirkt dabei 'ein wenig verkrampft'.
Nichtsdestotrotz ist es ein ruhiges auf gewisse Weise durchaus ansprechendes Werk, das man aus sich selbst heraus bewerten und durchaus positiv annehmen kann.

Bewertung vom 20.08.2018
Warum mein Dackel mehr Follower hat als ich / Mein Leben im Hotel Royal Bd.1
Birchall, Katy

Warum mein Dackel mehr Follower hat als ich / Mein Leben im Hotel Royal Bd.1


sehr gut

Erlebnisse im Hotel, von Kinderhand.

Flick lebt im Hotel, aber nicht als Gast, denn ihre Mutter hat hier das Sagen. Flick ist hier zuhause., zusammen mit ihrem Dackel Fritz. Die Gäste, die im Royal ein und aus gehen, sind oft ziemlich bekannt und alles soll natürlich ruhig und störungsfrei vonstatten gehen. Doch wenn man Flick heißt, funktioniert das eher weniger, denn sie ist sehr kontaktfreudig und zudem äußerst lebhaft unterwegs. Als dann die Sache mit Prinz Gustav und dem Selfiestick passiert, gibt es richtig Hausarrest, was sehr ungünstig ist, wenn ein echter Popstar einen zur Fashion Week mitnehmen will.
Die Geschichte ist sehr lustig locker erzählt, sympathisch rübergebracht und funktioniert bestens für das jugendlich angedachte Publikum, was vor allem an der liebenswerten Hauptperson und dem durchaus etwas schrägen Drumherum an Gästen und Co liegt. Humorvoll und extrem unterhaltsam, bietet dieses Buch richtig viel unbeschwerten Lesespaß.

Bewertung vom 13.08.2018
Das weibliche Prinzip
Wolitzer, Meg

Das weibliche Prinzip


ausgezeichnet

Was für ein Mensch man wird und der Feminismus hilft dabei.

Greer Kadetsky ist durch die Schuld ihrer Eltern nicht an dem erträumten Elitecollege gelandet, an dem sie zusammen mit ihrem Freund Corey studieren wollte, sondern an dem recht mittelmäßigen ländlichen Ryland-College. Sie war als Schülerin zusammen mit Corey in fast allen Bereichen die Nummer 1 und sie hätte Princeton verdient gehabt. Eher schüchtern, sehr pflichtbewusst und natürlich mit guten Noten vor allem im sprachlichen Bereich, besucht die recht unzufriedene Studienanfängerin Greer zusammen mit ihrer Freundin Zee eine Veranstaltung mit Faith Frank, einer charismatischen Feministin. Und dieser Abend verändert ihr Leben. Denn sie bekommt die Gelegenheit, Faith persönlich kennen zu lernen und Greer macht Eindruck. Jahre später, nach ihrem Studienabschluss, holt sie die gut aufgehobene Visitenkarte, die sie damals von Faith erhalten hat, heraus und nimmt Kontakt mit ihr auf, für einen Job bei deren feministischer Frauenzeitschrift. Es bedarf mehr wie einem Anlauf, aber schließlich wird sie Mitarbeiterin von Faith und ihr Weg von der schüchternen jungen Frau zu der Persönlichkeit, die sie 12 Jahre später ist, beginnt.
Dieser wunderbar vielschichtige und sehr ruhig dargebotene Wegeabschnitt, von Greers Zeit als Schülerin und Studentin bis hin zu der erwachsenen meinungsstarken Feministin der neuen Tage, wird hier in einem sehr feinen und detaillierten Erzählstil an uns Leser weitergegeben.
Sehr beeindruckend, dieses Buch. Für mich ein kleines Juwel, das ich jedem uneingeschränkt ans Herz legen kann. https://www.bol.de/shop/home/artikeldetails/ID116565792.html

Bewertung vom 05.08.2018
A Stranger in the House
Lapena, Shari

A Stranger in the House


sehr gut

Karen und Tom führen eine gute Ehe. Seit einem guten Jahr sind sie verheiratet und sehr glücklich miteinander. Auch heute Abend freut Tom sich auf das Nachhausekommen, auf die freudige Begrüßung und ein harmonisches gemeinsames Abendessen. Doch als er die Türe öffnet, ist Karen nicht da. Sie scheint hastig aufgebrochen zu sein, das Essen ist zum Teil vorbereitet, sie hat ihre Tasche vergessen und auch das Handy liegt hier. Stunde um Stunde vergeht und Tom wird schon fast panisch. Gerade als er die Nummer der Polizei wählt, hält ein Streifenwagen vor der Tür und die beiden Beamten klingeln an der Tür. Er lässt sie ein und rechnet mit dem Schlimmsten. Karen hatte einen Unfall und liegt im Krankenhaus. Sie ist nicht tot! Tom ist so unheimlich erleichtert, denn nun wird alles wieder gut.
Doch das ist ein Irrtum, denn dies ist nur der Anfang einer sich Schritt für Schritt anbahnenden Katastrophe, des Zusammenbruchs ihrer so wunderbaren Ehe, des Aufbruchs eines unfassbaren Geheimnisses, denn seine Frau hat eine Vergangenheit. Eine Vergangenheit, die zu genau diesem Jetzt und Hier führt, in dem ein Mord geschieht und Gefängnis und lebenslange Haft im Raum stehen. Und dann ist da noch die Nachbarin, die auf der anderen Straßenseite wohnt bzw. lauert, eine Freundin eigentlich, deren geistige Gesundheit eine ganz eigene Stufe an Aktivität erreicht.
Ein psychologischer Horrorthriller, der einem einen kontinuierlichen Schauer den Rücken hinunterlaufen lässt, so ungeheuer real und möglich, vielleicht auch bei einem selbst zuhaus. Und das Ende, das erste und das zweite danach, lässt einen mit einem verdammt unguten Gefühl zurück.
Ein Psychodrama mit mörderischen Anklängen. Am Ende ist erst mal durchatmen angesagt.

Bewertung vom 30.07.2018
Nie wieder Amore!
Hennig, Tessa

Nie wieder Amore!


ausgezeichnet

Überraschendes 'Amore' nach langer Zeit
Monika hat ihre Apotheke an ihre Tochter übergeben und sich zudem von ihr überreden lassen, ihr Haus zu verkaufen und in eine Art Seniorenresidenz zu ziehen, und das ist so gar nicht ihr Ding. Einst hatte sie den Italiener Vinzenzo kennengelernt und sich in ihn verliebt. Doch als sie endlich bereit war, ihm nach Italien zu folgen, erhielt sie die Nachricht, das er tot sei. Und so führt sie, gezwungenermaßen sozusagen, ihr freudloses Leben an der Seite ihres Mannes weiter. Doch dann, so viele Jahre später, kommt die große Überraschung. Die Nachricht einer jungen Deutschen, die in Italien lebt, bricht in ihr Leben ein. Vinzenzo soll leben. Sofort packt sie ihre Koffer und macht sich, zusammen mit ihrem Enkel, auf den Weg nach Italien, um 'ihren Vinzenzo' in einer Mischung aus Freude und Empörung aufzusuchen und ihn zur Rede zu stellen. Doch ganz so einfach ist das dann doch nicht. Herrliche Landschaften, neue Freunde, eine lang ersehnte Lebendigkeit in Monis Leben und dann natürlich die Mafiosi. Dies und noch das ein oder andere mehr wartet auf dem Weg zum vielleicht neuen alten Glück, oder kommt doch alles ganz anders, wie gedacht. Das Geheimnis soll sich der zukünftige Leser selbst 'erlesen', aber soviel steht fest, dieser Roman bietet wunderbare Unterhaltung, eingebunden in das herrliche Flair von Bella Italia, ein Traum für alle Zuhausegebliebenen und noch Verreiser inmitten dieses einmaligen Sommers.

Bewertung vom 22.07.2018
Alles was glänzt
Gamillscheg, Marie

Alles was glänzt


sehr gut

Entschleunigung auf eigenen Wegen

Ein kleines Dorf auf Fuss des Berges, des alten Bergwerks, in dem früher die meisten Bewohner des Ortes gearbeitet haben, es wartet. Früher gab es hier viel Tourismus, ein Schaubergwerk war die besondere Attraktion am Platz, und die umliegende Natur war beliebt für Wandertouren. Doch dann kam der Journalist und er schrieb, dass der Berg bald zusammenstürzen würde und das wäre gefährlich. Von da an bleiben die Touristen aus und die Bewohner haben sich 'eingerichtet', leben gut, so wie es eben ist. Und sie warten. Jeder kann fühlen, das da etwas kommt, aber vielleicht passiert ja auch nichts und jeder tut das, was er immer tut.
Eine Geschichte der Entschleunigung, die man zulassen muss. Man braucht Geduld mit sich selbst und mit diesem Buch auch, aber nach einiger Zeit stellt es sich ein, die eigene Einbindung in die Gemeinschaft des Dorfes. Die nahezu gottergebene Ruhe, mit der jeder sein Tagewerk vollbringt, geht auf einen über und man wird ein Teil davon. Die Haltung der Bewohner, deren (weitgehende) Zufriedenheit und der generelle Pragmatismus erzeugen ein faszinierendes Gefühl der Langsamkeit und des in sich ruhend. Wie, kann man nicht wirklich benennen, aber es ist schon sehr bemerkenswert, was die Autorin hier mit Worten zu gestalten in der Lage ist. Man sollte dieses
Buch erfahren haben. In dieser Ruhe liegt 'etwas'.

Bewertung vom 22.07.2018
Edelfa und der Teufel - Wie alles begann
Sesta, Caroline

Edelfa und der Teufel - Wie alles begann


gut

Historisch mit ein bisschen Teufel dazu
Im herrlichen Piemont zu Zeiten der sehr konfliktreichen Machtkämpfe zwischen dem spanischen Königshaus und den Habsburgern toben die Franzosen durch das Land. Der Adlige Lauro di Montemano, der auf Seiten der Spanier kämpft, gerät in französische Gefangenschaft. Dasselbe widerfährt der Adelstochter Edelfa die Frattamaggiore auf dem Weg zu ihrer eigenen, arrangierten Hochzeit. Beide landen letztendlich als Sklaven beim Grafen Emanuele di Cortemilia, dessen stets schwarze Kleidung auch irgendwie für die dämonischen Dinge steht, die dieser faszinierende unheimliche Mann auf seiner Burg so treibt. Und auch das Symbol des Bösen taucht hier auf, der Teufel selbst.
Die spezielle Mischung aus Historie und den vereinzelten fantastischen Elementen, garniert mit einer recht aparten Art von Humor, in einem Schreibstil, irgendwie altmodisch, aber durchaus passend für diese Zeit und dazu die herrliche Landschaft, die uns in feinen Wortfarben näher gebracht wird, das macht diese Geschichte aus. Ich kann nur sagen, besonders. Dazu kommt dann letztendlich noch das offene Ende, aber das darf in diesem Fall auch sein, denn der zweite Band ist schon fertig geschrieben und wer will, kann sofort weiter lesen.
Und die Geschichte dieser auf mehrere Bände angelegten Saga nimmt ihren Lauf.

Bewertung vom 22.07.2018
Die Schönheit der Nacht
George, Nina

Die Schönheit der Nacht


gut

Zwei Frauen und ihr Weg zu einem neuen Leben

Die Verhaltensbiologin Claire, durch Beruf und Umfeld erzwungenermaßen präzise und funktional unterwegs durchs Leben und Julie, auf der Suche nach Lebendigkeit, nach Leidenschaft und Lebenssinn treffen zufällig aufeinander. Umspült vom Flair der bretonischen Küste, halten sie hier gemeinsam inne, nehmen ihre eigene Existenz ins Visier und entwickeln die Stärke, Fesseln zu lösen und auszubrechen, um dann ganz neu zu beginnen.
Die Intensität, mit der diese beiden Frauen auf dem Weg zu der neuen 'Echtheit' ihres Lebens begleitet werden, ist umwerfend. Die literarische Umsetzung ist herausragend und es gibt immer wieder einzelne Passagen, die man sich bewahren möchte, für seine eigenen Seelenkämpfe.
Absolut empfehlenswert

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.07.2018
Barbarentage
Finnegan, William

Barbarentage


sehr gut

Eine Leidenschaft, auf der Welle und im realen Leben

William Finnegan beschreibt in diesem Buch sein Leben. Ein Leben, das getragen wird von einer großen Leidenschaft, dem Surfen. Der kleine William hat Probleme mit seinem schulischen Umfeld und den häufigen Umzügen seiner Familie. Doch dann kommt er mit dem Surfen in Berührung und alles ändert sich, für ihn selbst und das eigene Ansehen in seiner Umgebung. Von nun an erfährt er Anerkennung und gar Bewunderung für seine coolen Surfertricks und das Surfen wird zu viel mehr wie einem Sport, es wird zu einem Lebensgefühl, gar zu einer Lebenshaltung. Die unendliche Freiheit, dieses unbeschreibliche Gefühl der Naturgewalten Wasser und Wind, die seinen Körper umspülen, die perfekte Welle zu erleben irgendwo auf dieser weiten Welt, das ist das, was ihn glücklich macht und wofür er viel in Kauf nimmt, große Gefahren, die immer nur sehr unterschwellig Erwähnung finden und eine teilweise sehr 'einfache Lebenswelt', die der ein oder andere sicherlich nur schwer nachvollziehen kann. Doch seine Leidenschaft schließt die allgemeine Lebensrealität nicht aus, denn Finnegan erfüllt auch einen erfolgreichen Berufsalltag und gründet eine Familie. Der als eher nüchtern zu beschreibende Formulierstil, aber immer kunstvoll eingewoben in die Lebendigkeit und Leidenschaft einer Lebenshaltung, gibt der Geschichte eine zusätzliche ganz besondere Note und findet seine verdiente Anerkennung in der Verleihung des Pulitzerpreises.
Ich habe die Welt des Surfens bisher nicht wirklich gekannt und dieses Buch gibt dieser Welt viel Raum, aber das stört zu keinem Zeitpunkt, denn neben der Begeisterung für das Surfen selbst, wird man als Leser auch mitgenommen auf einen rauen Wellengang der Gefühle, die man am liebsten hinaus schreien würde in die Weite der See. Ich bin begeistert von Finnegans kleiner großer Welt, dieser einen großen Wellenfahrt und so vielem mehr darüber hinaus.