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CM94
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Bielefeld

Bewertungen

Insgesamt 885 Bewertungen
Bewertung vom 07.07.2022
Freizeit
Kaspari, Carla

Freizeit


weniger gut

„Freizeit“ hat fast schon ein puristisches Cover dafür, dass es ein so großer Begriff ist, der viel Raum für Gestaltungsmöglichkeiten lässt. Dass keine davon gewählt wurde, spiegelt gut den Inhalt des Buches wider: viel Raum, viele Möglichkeiten, stattdessen wählt man Leere. Es geht um alles und gleichzeitig um nichts, die scheinbare Langeweile und Affektiertheit einer Generation, der alle Türen offenstehen und die sich nicht dazu hinreißen lassen kann, eine davon zu wählen.

Zum Inhalt: Franziska führt ein gutes Leben, trotz Studienabbruch schafft es die junge Frau durch Schreiben von Werbeslogans, Songtexten und Kurzromanen ein gutes Einkommen zu erzielen. Nach zwei Jahren in Paris inklusive amouröser Verstrickungen kehrt die junge Frau nach Deutschland zurück. Nur, um ihren Freundeskreis verändert vorzufinden und sich selbst als Außenseiter.

Der Schreibstil ist recht einfach gehalten, wodurch man gut ins Buch und durch die Seiten kommt. Franziska reflektiert ihr Leben, ihre Freundschaften und Liebschaften der vergangenen Jahre. Sie versucht anzukommen, heimzukommen, bleibt aber relativ ruhelos und getrieben. Die Zeit hat sie und ihre Freunde verändert, Interessen verschoben und den Fokus verrückt, weg von Party und Exzess, hin zu bewusster Ernährung und ländlichem Leben. Gemeinsam und allein wird sich erinnert, an vergangene Nächte, Rauschzustände, das Gefühl von Zusammengehörigkeit und Alleinsein. Bis hin zu der Erkenntnis, dass selbst Freundschaft wohl nicht immer für die Ewigkeit ist.

Ich fand es sehr schwer mit Franziska warm zu werden, sie ist mir einfach von Grund auf unsympathisch mit ihrem Luxusproblem, des sich „nicht entscheiden wollen“-Könnens. Franziska will ihre alten Freunde behalten, kommt aber nicht mit deren Lebensstil und neuen Bekanntschaften klar. Sie will nicht allein sein, aber für eine Beziehung, die tiefer geht, scheint sie nicht bereit. Sie will zu Hause sein, aber es treibt sie weg von ihrer Heimat. Zwischendurch bekommt der Leser Passagen aus Franziskas Roman vorgesetzt, den sie über ihre Freunde schreibt, was ich irgendwie fantasielos fand.

Der Ansatz war eigentlich nicht schlecht gewählt, trotzdem habe ich das Gefühl die Handlung bleibt eher oberflächlich und erreicht nie die Tiefe die vielleicht vorgesehen und absolut möglich gewesen wäre. Franziska bleibt distanziert, nicht nur zu ihren Freunden, sondern auch zum Leser. Ich hab einfach keine Verbindung finden können und das obwohl ich selbst ungefähr in Franziskas Alter bin und der Generation der Ruhelosen mit den unbegrenzten Möglichkeiten angehöre.

Leider nur zwei Sterne von mir.

Bewertung vom 06.07.2022
Im Augenblick des Todes / Kommissar Boesherz Bd.2
Kliesch, Vincent

Im Augenblick des Todes / Kommissar Boesherz Bd.2


ausgezeichnet

Als großer Fan der „Auris“-Reihe war ich erfreut, dass Vincent Kliesch mit Olivia Holzmann und Severin Boesherz gleich zwei neue Ermittler geschaffen hat, deren Fälle in zwei getrennten Reihen parallel und anachronistisch erzählt werden. Das jeweils erste Buch der beiden Reihen hatte mich im Vergleich zur „Auris“ zwar nicht völlig umgehauen, aber dennoch genug angefixt und dranzubleiben. Und siehe da, der neue Band „in Augenblick des Todes“ waren einfach unfassbar spannend und einer der besten Thriller, die ich in letzter Zeit gelesen habe.

Zum Inhalt: ein grausamer Mord erschüttert Berlin, als die Leiche eines Arztes gefunden wird, der sich scheinbar selbst behandelt. Und nicht nur die bizarr zur Schau gestellte Leiche lässt Ermittler Severin Boesherz erschauern- er hat das schon einmal gesehen. Der Tatort gleicht dem einzigen Fall, den Severin niemals lösen konnte. Jetzt richtet sich scheinbar der Mörder mit einem grausamen Speil an ihn- finde mich oder es wird nicht enden. Aber kann Severin sich seinen Dämonen stellen oder wird die Vergangenheit ihn einholen?

Zuerst einmal: das Cover ist perfekt. Es hat einen direkten Bezug zur Handlung und zum Hauptcharakter Severin Boesherz, was mir richtig gut gefällt. Außerdem finde ich es total stimmungsvoll und es macht richtig Lust herauszufinden, was es damit auf sich hat. Ich bekenne mich schuldig, fanatischer Fan von Vincent Kliesch zu sein und das Buch in einer einzigen Nacht durchgesuchtet zu haben, so packend fand ich den Inhalt. Ich wollte unbedingt wissen, was Severin weiß und sein dunkles Geheimnis lüften. Und oh man, ich wurde absolut nicht enttäuscht.

Das Buch ist grandios geschrieben und der Plot so verzwickt und gleichzeitig so genial verstrickt konstruiert, dass es mich nicht losgelassen hat. Ich liebe es, wie Boesherz mittels Deduktion Fälle löst und Dinge sieht, die anderen nicht auffallen. In diesem Buch hat aber auch Olivia ganze Arbeit geleistet und ich liebe es, wie erklärt wird, wie sie auf die Lösung der mörderischen Rätsel gekommen sind. Oft entscheiden in Thrillern und Krimis ja Zufälle oder geschickte Tipps über den Ausgang des Falls. Hier ist dem nicht so. Es gibt immer ein konkretes Szenario inklusive Rätsel, das von den Ermittlern gelöst wird. Nebenher gibt es einen eher privaten Handlungsstrang um Severin, der ebenfalls entwirrt werden muss. Es hat mir gut gefallen, dass wie der Leser abgeholt wird, so konnte ich mir anhand der Informationen selbst zusammenreimen, was wohl hinter dem Fall stecken könnte.

Der Fall war schon brutal, aber Kliesch beschreibt die Tatorte fast schon mit klinischer Sachlichkeit, sodass ich es nicht abstoßend fand, sondern eher fasziniert war, von der Kunstfertigkeit, die dahintersteckt. Der Fall entwickelte eine wahre Sogwirkung, der ich nicht entkommen konnte. Ich war gebannt von der Lösung des Rätsels. Der Showdown am Ende war einfach fantastisch.
Wer die anderen beiden Bücher der Ermittlerduos gelesen hat (was aufgrund der anachronistischen Reihenfolge kein Muss ist), der wird hier schon den ein oder anderen Hinweis haben.

Erstklassiges Katz-und-Maus-Spiel bei dem nicht klar ist, wer eigentlich die Katze ist. Ich würde 10 Sterne geben, wenn das möglich wäre.

Bewertung vom 04.07.2022
Kein Sommer ohne dich
Henry, Emily

Kein Sommer ohne dich


sehr gut

„Kein Sommer ohne dich“ hat mir vom Cover her richtig gut gefallen, es ist bunt, sommerlich und macht richtig Lust auf das Buch. Außerdem schadet es nicht, dass es auf der New York Times Bestseller-Liste steht, denn meistens gefallen mir die Bücher dieser Liste ebenfalls.

Zum Inhalt: seit zehn Jahren verbringen die Collegefreunde Poppy und Alex den Sommer gemeinsam und nie ist Poppy glücklicher als in ihrer Zeit mit Alex. Als ein Streit die beiden entzweit herrscht zwei Jahre lang Funkstille, bis Poppy beschließt, dass sie ihrer Freundschaft und den Gefühlen, die sie für Alex hat, eine letzte Chance geben will. Eine letzte gemeinsame Reise um ihre angeknackste Beziehung ins Lot zu bringen. Doch kann sie ehrlich mit selbst sein- und mit Alex?

Was ich an diesem Buch so liebe ist, dass es kein klassischer Liebesroman ist, sondern hier vor allem auch diese innige Freundschaft zwischen Alex und Poppy im Vordergrund steht. Die Handlung spielt abwechselnd in der Gegenwart und der Vergangenheit, beginnend bei ihrem Kennenlernen vor 12 Jahren an der Uni. Chronologisch erfährt der Leser so von allen zehn Reisen, die Poppy und Alex gemeinsam erlebt haben und die Vergangenheit nähert sich der Gegenwart an, in der Poppy und Alex zwei Jahre nicht miteinander gesprochen haben. Der Leser lernt die Protagonisten dadurch so kennen, wie sie sich gegenseitig. Von anfänglicher Befremdlichkeit, über erste Gemeinsamkeiten, bis zu dieser tiefen, besonderen Verbindung, die die beiden haben. Das hat mir richtig gut gefallen, da es sehr authentisch wirkt und wirklich liebevoll erzählt ist.

Ich mag den Schreibstil und die Art von trockenem Humor, der Alex und Poppy verbindet. Die beiden können ganz offen miteinander reden, tauschen Gefühle und Gedanken aus. Dadurch lernt man auch als Leser wahnsinnig viel über die beiden Protagonisten. Beide hatten es in ihren Jugend nicht leicht und können beim jeweils anderen endlich so sein, wie sie wirklich sind, ohne sich verstecken zu müssen. Das verleiht der Geschichte eine besondere Tiefe, die ich so bei einem leichten Sommerroman nicht erwartet hatte, aber unfassbar schön finde. Die Handlung kommt eher langsam in Schwung, was mich aber nicht stört, da die ruhige Art des Buches perfekt zum Inhalt passt.

Die ganze Geschichte wird aus Poppys Sicht geschildert, wodurch dem Leser schnell klar wird wo sie steht und was empfindet, während Alex Gedanken und Gefühle verborgen bleiben, es sei denn er offenbart sie Poppy. Dadurch habe ich richtig mit ihr mitgelitten und gegrübelt, was Alex wohl empfindet.

Mir hat die Geschichte und die Message dahinter wirklich gut gefallen.

Bewertung vom 04.07.2022
Als das Böse kam
Menger, Ivar Leon

Als das Böse kam


sehr gut

„Als das böse kam“ hat ein total cooles Cover, das mich direkt angesprochen hat, weil es direkt irgendwas Bedrohliches ausstrahlt, ohne dass ich festmachen könnte, woran es liegt. Auch der Klappentext macht direkt neugierig, sodass ich mich sehr darauf gefreut habe, dieses Buch zu lesen. Und ich sollte diese Entscheidung nicht bereuen, denn den Verlauf, den die Geschichte nimmt, hätte ich niemals absehen können und war total überrascht vom Inhalt.

Zum Inhalt: die 16-jährige Juno lebt mit ihrer Familie auf einer kleinen Insel, die sie noch nie verlassen hat. Denn auf der anderen Seite des Sees lauert die Gefahr, die die friedliche Existenz der Familie bedroht. Die Kinder haben gelernt sich zu verstecken, wenn ein Fremder die Insel betritt. Bis Juno es eines Tages nicht schafft, rechtzeitig ins Haus zu gehen und gesehen wird. Die Welle von Ereignissen, die sie damit lostritt, soll das ruhige Familienleben schon bald erschüttern.

Woran ich mich anfangs gewöhnen musste, war die in meinen Augen sehr seltsame Sprache von Juno. Sie spricht wie aus der Zeit gefallen und mit einer kindlichen Naivität, die mich anfangs doch recht überrascht hat. Je mehr man über ihre Lebensumstände erfährt, desto passender ist das aber. Generell lebt die Familie in sehr einfachen Verhältnissen, abgeschottet vom Rest der Welt, was wahnsinnig zur beklemmend angespannten Atmosphäre im Buch beiträgt. Ich habe kurzzeitig an Endzeitromane oder derartiges denken müssen, war damit allerdings völlig auf dem Holzweg.

Das Leben der Familien ist von strengen Regeln und Abläufen geprägt, was ich total faszinierend fand und sich nicht so recht durch den vermeintlichen Grund rechtfertigen lässt. Als Leser wurde ich daher schnell misstrauisch und konnte auch den Rebellionsdrang der Kinder total nachvollziehen.

Die Geschichte entwickelt sich schnell in eine völlig andere Richtung als erwartet, was mir sehr gut gefallen hat. Ich lese viele Thriller und bin nur selten überrascht vom Inhalt. Für meinen Geschmack hätte die Handlung sogar gerne noch ein bisschen düsterer und rasanter sein können, denn es ist eigentlich alles vorhanden, um einen stimmungsgeladenen Thriller zu schaffen. Das Ende kam mir etwas zu schnell, zu wenig detailliert. Hier hätte ich mir gerne ein paar Seiten mehr gewünscht und vielleicht auch eine Zusammenfassung, die den ganzen „Fall“ nochmal beleuchtet, denn der Leser wird da ganz schön in der Schwebe hängen gelassen.

Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, es war auf jeden Fall ganz anders als erwartet und ich hatte viel Freude an der Lektüre. Für mich war es kein rasanter Gänsehaut-Thriller, aber eine spannende Geschichte, die mich gut unterhalten hat. Es ist mir sehr leichtgefallen, mit Juno mitzufiebern und für sie zu hoffen. Solides Werk, den Autor werde ich gerne auf dem Schirm behalten.

Bewertung vom 04.07.2022
Das kleine Cottage in Irland / Romantic Escapes Bd.7
Caplin, Julie

Das kleine Cottage in Irland / Romantic Escapes Bd.7


ausgezeichnet

Ich liebe, liebe, liebe die „Romantic-Escapes“-Reihe von Julie Caplins und bin mit ihr und ihren Figuren schon an fantastisch Orte gereist. Mit „das kleine Cottage in Irland“ hat sie mir einen Herzenstraum erfüllt, denn ich liebe Irland. Das hellgrüne Cover passt perfect zu Irland und macht direkt gute Laune.

Zum Inhalt: Hannah ist Anwältin in Manchester. Sie führt ein geregeltes, unaufgeregtes Leben, was ihr plötzlich nicht mehr genug ist. Spontan nimmt sie sich eine Auszeit vom Job um an einem sechswöchigen Kochkurs in Irland teilzunehmen. Und verliebt sich dort hoffnungslos in das Land, die Leute und in Conor- den Sohn der Besitzerin.

Julia Caplins Bücher sind wie Balsam für die Seele. Sie haucht den Orten an denen ihre Geschichten spielen unheimlich viel Wärme und Leben ein, sodass ich jedes Mal meine Koffer packen und dorthin aufbrechen will. So auch hier. Dieses Buch zu lesen ist wie einen Kurzurlaub zu machen und sich selbst in die wunderschöne, raue Natur Irlands zu verlieben.

Die Charaktere sind einfach nur toll ausgearbeitet, so authentisch und sympathisch. Die Teilnehmer des Kochkurses sind bunt gefächert und jeder hat eine kleine Backgroundstory bekommen, was den Charakteren Tiefe verleiht, auch wenn der Fokus eindeutig auf Hannah und Conor lag.

Ich liebe es, dass Julie Caplin starke Frauenfiguren schafft, die über sich hinauswachsen, etwas wagen und sich nicht unterkriegen lassen. Das macht die Geschichten immer so inspirierend. Zugleich sind die Frauen so bodenständig, dass man sich selbst in ihnen wiederfinden kann.

Julia Caplin hat die Mentalität und den Ton der Iren gut getroffen und mich wieder erfolgreich auf eine romanische Reise mitgenommen.

Bewertung vom 04.07.2022
Die Hennakünstlerin / Jaipur Bd.1
Joshi, Alka

Die Hennakünstlerin / Jaipur Bd.1


ausgezeichnet

Henna ist eine Kunstform, die auch heute noch viel mit Tradition verbunden wird, sich aber auch außerhalb von Religion und Kultur wachsender Beliebtheit erfreut. „Die Hennakünstlerin“ greift dieses faszinierende, intime Ritual auf und bindet es in einen packenden Gesellschaftsroman ein.

Zum Inhalt: Nachdem Lakshmi vor ihrem Ehemann weggelaufen ist und ihre Familie damit hinter sich gelassen hat, schlägt sie sich als Hennakünstlerin durch. Durch ihr Talent hat sie sich einen hervorragenden Ruf und festen Kundenstamm erworben, aber Lakshmi hat noch höhere Ziele im Auge. Das unerwartete Auftauchen ihrer jüngeren Schwester bringt nicht nur ihren Tagesablauf, sondern ihr gesamtes Leben ins Schlingern.

Zuallererst mal, großes Lob für die ganzen Extras. Anfang findet sich ein Personenregister, hinten im Buch werden die verwendeten Vokabeln erklärt und es sind sogar Rezepte abgedruckt. Das hat mir echt gut gefallen und dazu beigetragen, dass mir der Einstieg ins Buch und die Lektüre leicht gefallen ist. Viele Vokabeln konnte man sich aus dem Kontext erschließen, sodass ich nicht jedes Mal geblättert habe, sondern eher hinterher nochmal in den Begriffen gestöbert habe. Das Buch hat sich gut lesen lassen, trotz der eingestreuten Fremdwörter. Es ist ansonsten sehr leicht und verständlich geschrieben.

Lakshmi ist eine interessante Protagonistin und die Art wie sie ihr eigenes Schicksal bestimmt, hat mir sehr gut gefallen. Informationen zum indischen Kastensystem, Regierung und Traditionen sind gut in der Handlung eingeflochten und verleihen ihr Authentizität, ohne trocken zu sein. Besonders Lakshmis Hennamotive sind sehr bildhaft beschrieben, sodass ich sie mir gut vorstellen konnte.

Interessanter als die Hennakunst war für mich Lakshmis Nebengewerbe als Kräuterkundlerin. Mit Spannung habe ich verfolgt, wie sie durch Pflanzen ihre Wunder gewirkt hat und fand das Thema allgemein sehr interessant. Man erfährt dadurch auch viel über Lakshmis Kundinnen und das Sozialsystem in Indien.

Insgesamt war die Handlung ab der Ankunft von Lakshmis Schwester ziemlich vorhersehbar. Finde ich nicht wirklich schlimm, hätte mir aber noch einen überraschenden Twist oder so gewünscht. Nicht ganz glaubwürdig fand ich allerdings den Grund warum Lakshmis Karriere ins Stolpern gerät, eben aufgrund des vorherrschenden Kastensystems hätte sie die Gunst der Maharashtri doch davor schützen müssen. Das war für mich wenig nachvollziehbar.

Mir hat das Buch trotzdem richtig gut gefallen. 4,5 Sterne

Bewertung vom 01.07.2022
In your eyes / Catching up with the Carters Bd.1
Schaper, Fam

In your eyes / Catching up with the Carters Bd.1


sehr gut

Trash TV ist ja so ein Guilty Pleasure von mir, ich kann bei Datingsendungen aller Art einfach nicht wegschalten und am schönsten sind Bachelor und Co, wenn man sie gemeinsam mit Freunden suchtet und totanalysiert. „Catching up with the Carters“ ist eine Mischung aus Bachelor und Kardashians- Trash TV im Buch-Format. Ich liebe es. Und mittendrin versteckt sich eine gar nicht mal so trashige Liebesgeschichte, die mir gut gefallen hat.

Zum Inhalt: Aphrodite ist die Tochter der Fernseh-Familie „Die Carters“ und bereits ihr gesamtes Leben hat sie vor der Kamera gelebt, die jeden ihrer Schritte- und auch Fehltritte- festgehalten haben. Dabei würde sie eigentlich viel lieber hinter der Kamera stehen. Als sich die Chance bietet am Set von „Celebrities in love“ als Regieassistenz zu arbeiten, nutzt sie die Chance um sich eine eigene Karriere aufzubauen. Doch dann taucht Garret am Set auf, Sohn der konkurrierenden Fernsehfamilie „Die Edwards“ und Aphrodites erste Liebe, die sehr unglücklich endete.

Die Geschichte wir aus den wechselnden Perspektiven von Aphrodite und Garret erzählt, was ich sehr gelungen finde. Zwischenzeitlich erinnern sich beide auch an Erlebnisse aus der Vergangenheit, sodass man noch mehr von der Hintergrundgeschichte erfährt, die hinter der Beziehung der beiden steckt. Die Ich-Erzähler finde ich hier gut gewählt, weil Gedanken und Gefühle eine wichtige Rolle spielen und für den Verlauf der Handlung essenziell sind.

Es gibt natürlich durch den Reality TV-Charakter der Handlung viel künstlich erzeugtes Drama, viel wird übertrieben inszeniert und es wird künstlich Streit erzeugt, wer das nicht abkann, der sollte das Buch vielleicht nicht lesen. Ich fand das provozierte Drama eigentlich sehr unterhaltsam und es bietet einen guten Kontrast zur Liebesgeschichte, die hinter all der Fake-Show deutlich realer wirkt. Das Buch versucht durch die Beziehung und Reflektion der beiden Protagonisten Tiefe zu erzeugen, was aber nur teilweise gelingt, insgesamt bleibt die gesamte Handlung eher oberflächlich, echte Konfrontationen gibt es keine. Hat mich bei dieser Geschichte aber nicht gestört, da ich es auch nicht erwartet hatte und der Unterhaltscharakter auf jeden Fall gegeben war.

Die Liebesgeschichte fand ich an sich gut umgesetzt, auch wenn vermutlich vieles leichtes gewesen wäre, wenn die beiden Protagonisten einfach mal miteinander geredet hätten, aber gut, das ist ja meistens so. Ich mochte die Chemie zwischen den beiden und dieses stumme Verständnis, dass auch nach der Funkstille direkt wieder da war. Der letzte Funke hat allerdings einfach gefehlt, daher 4 Sterne von mir.

Bewertung vom 30.06.2022
The Feeling Of Forever / St. Clair Campus Bd.3
Kazi, Yvy

The Feeling Of Forever / St. Clair Campus Bd.3


ausgezeichnet

Ich habe die St.-Clair-Campus-Reihe von Yvy Kazi damals eher zufällig entdeckt und war bereits vom ersten Band absolut hingerissen. Ich liebe einfach amerikanische Campus-Geschichten und Yvy Kazi hat mit Fair Haven ein echtes zu Hause geschaffen, mit vielen bezaubernden Orten und liebenswerten Charakteren, sodass ein weiteres Buch der Reihe lesen, sich für mich wie nach Hause kommen anfühlt. Die Bände sind unabhängig voneinander lesbar, ich empfehle allerdings die Bücher der Reihe nach zu lesen um die Verbundenheit mit dem Ort und den Leuten entsprechend zu nachzuempfinden.

Zum Inhalt: Die Otters brauchen einen neuen Cornerback. Leider entpuppt sich dieser ausgerechnet als Pennys One-Night-Stand aus L.A., was sie schockiert feststellen muss, als sein Wagen direkt vor ihrem liegen bleibt. Und dann ist da auch immer noch dieselbe Anziehung, die sie schon in L.A. gespürt hat. Doch Cameron kann es sich nicht leisten, sich in Penelope Perez zu verlieben, denn er hat eine Tochter, die für ihn an erster Stelle steht. Und auch ihre sozialen Unterschiede scheinen zwischen ihnen zu stehen.

Camerons Auftreten wurde ja bereits im vorherigen Band angeteasert und schon da fand ich ihn und seine Tochter Lucy super sympathisch. Dieser Eindruck wurde im Buch jetzt nur verstärkt. Ich finde es toll, dass die Figuren alle so verschieden sind und ganz unterschiedliche Background-Geschichten haben. Penny war bisher ja eher eine Randfigur und durch ihr ganzes Auftreten eher weniger sympathisch, aber in diesem Buch macht sie eine 180 Grad Wende, finde wieder zu sich selbst zurück und hat den Mut sich ihren Eltern und deren völlig überdrehten Erwartungen zu stellen. Sie steht für sich ein und kämpft für das was sie will, auch wenn sie andere damit vielleicht enttäuscht. Ich finde damit hat sie echt Vorbild-Charakter. Ich finde es toll, dass sie sehr menschliche Fehler macht, sich auch mal einen Fauxpas leistet, ihr moralischer Kompass ihr aber am Ende den richtigen Weg zeigt.

Ich fand es toll an altbekannte Orte der Reihe zurückzukehren und die Figuren wiederzutreffen, die ich bereits ins Herz geschlossen hatte. Trotzdem hat es mir gut gefallen, dass die Handlung auch ein bisschen aus Fair Haven heraus verlegt wurde. Es zeigt, dass weggehen nicht schlimm sein muss und Heimat kein Ort, sondern ein Gefühl und geliebte Menschen sind, egal wo sie sich aufhalten.

Ich liebe diese Reihe und ich hab es in den vorherigen Rezensionen sicher auch schon gesagt und sage es wieder: es wird Zeit für ein Buch über Bo! Ich will mehr von dieser Reihe, von diesen Figuren, die ich inzwischen als meine Freunde betrachte!

Bewertung vom 28.06.2022
Rake / Boston Belles Bd.4
Shen, L. J.

Rake / Boston Belles Bd.4


ausgezeichnet

Ich habe die Boston Belles Reihe, die nun mit dem vierten Band „Rake“ ihren Abschluss findet, wirklich gerne gelesen, auch wenn sie mich nie total umgehauen hat. Und was soll ich sagen, ausrechnet das letzte Buch hat mich jetzt doch total begeistert und umgehauen und jetzt ist Schluss und ich bin am Boden zerstört.

Zum Inhalt: Emmabelle Penrose ist eine starke und unabhängige Frau, der nie im Traum einfallen würde, sich das Leben von einem Mann diktieren zu lassen. Bis ihr unbedingter Kinderwunsch sie an Devon bindet, der zwar keine Beziehung aber einen Erben für seinen Adelstitel will. Eigentlich sollte es eine Win/Win-Situation sein, wenn da nicht plötzlich Gefühle im Spiel wären.

Ich mochte Emmabelle von den Belles am Anfang am wenigstens, weil ihre schrille, vorlaute Art immer irgendwie unangemessen und zu viel war. Aber in diesem Buch wird nun endlich beleuchtet worauf sich Emmabelles Lebenswandel begründet. Und plötzlich ist sie mein absolutes Idol aus der Gruppe.

Ihre Geschichte, und auch die von Devon, hat mir einfach das Herz gebrochen, nur um es am Ende wieder zusammenzusetzen. Wie alle Beziehungen in der Boston Belles Reihe, ist auch diese sehr sexualisiert dargestellt. Trotzdem ging diese hier in meinen Augen tiefer und es ist mir leichter gefallen, eine Beziehung zu den Figuren aufzubauen. Ansonsten ist das Buch wieder toll geschrieben und auch die übrigen Charaktere aus den vorherigen Bänden haben wieder Gastauftritte. Auf mich wirkte das Buch deutlich emotionaler als die vorherigen Bände, was aber sicher Geschmacksache ist und mit dem Thema zutun hat.

Ich hab richtig mit Emmabelle gelitten, bei allem was sie mit Devon durchmachen musste und hab so die Daumen gedrückt, dass die beiden ihre Beziehung auf die Reihe kriegen. Bei Emmabelles nonchalanter Art musste ich immer wieder auflachen und ich liebe die neckischen Späße, die die beiden sich miteinander erlauben. Besonders die skurrilen Tiergeschichten habe ich geliebt.

Für mich das Beste Buch der Reihe.

Bewertung vom 27.06.2022
Das Haus der stummen Toten
Sten, Camilla

Das Haus der stummen Toten


sehr gut

Als großer Fan von schaurigen, alten Gruselhäusern, war ich super gespannt auf die die Story von „Haus der stummen Toten“. Das Cover passt zum Titel und kommt schonmal ganz stimmungsvoll daher. Ingesamt hätte das Buch für mich sogar noch einen Ticken grusliger sein können, aber die Plottwists haben das locker wettgemacht.

Zum Inhalt: Eleanor ist gesichtsblind, weshalb sie den Mörder ihrer Großmutter nicht identifizieren kann, obwohl dieser direkt vor ihr stand. Warum musste die alte Dame sterben? Dann erbt sie auch noch den alten Familienlandsitz, von dem sie nicht mal wusste, dass er existiert. Doch irgendwas komisches geht da vor. Sie scheinen nicht allein dort zu sein. Könnte es sein, dass Großmutters Mörder nun Eleanor verfolgt? Und welche Geheimnisse verbirgt das Haus?

Das Setting der Handlung ist schonmal toll geschaffen. Ein abgelegenes, altherrschaftliches Haus und ein Wetterumschwung, der ein Verlassen des Grundstückes nicht möglich macht. Dazu haben alle anwesenden Personen scheinbar etwas zu verbergen. Die Suche nach dem Mörder kann beginnen.

Das Buch hat einen ungewöhnliches Erzählstil. Der Großteil ist aus Eleanors Sicht geschrieben, diese scheint aber die Stimme ihrer Großmutter zu hören, sowie ihre eigenen Gedanken aktiv wahrzunehmen. Diese flüsternde Stimme trägt viel zur Stimmung im Buch bei. Zudem sind einige Passagen aus der Sicht des Dienstmädchens der 60er Jahre geschildert, was der Story Hintergrundwissen und letztlich die Auflösung der Ereignisse liefert. Beide fungieren als Ich-Erzähler, was ich normalerweise nicht so mag, aber hier passt es.

Es gibt die typischen „Schockmomente“ wie man sie auch aus Gruselfilmen kennt: einen auftauchenden Umriss, das Licht geht aus, Türen werden geöffnet oder geschlossen. Finde ich gut gemacht, hätte aber gerne noch mehr sein können um die spannungsgeladene Atmosphäre hochzuladen. So flaut die Spannung immer mal wieder in Eleanors Neurosen und der Panik ihres Partners ab.

Bis zum Schluss gibt es einiges an Plottwists und nicht alle Entscheidungen der handelnden Personen erschienen mir immer völlig rational. Trotzdem hat mich die Story immer wieder überrascht und gut unterhalten.