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Buchdoktor
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Deutschland
Über mich: 
Romane, Krimis, Fantasy und Sachbücher zu sozialen und pädagogischen Tehmen interessieren mich.

Bewertungen

Insgesamt 612 Bewertungen
Bewertung vom 17.11.2010
Intercity
Schindler, Nina

Intercity


ausgezeichnet

Nachdenken im Zug

Lisa, ein Mädchen aus einer süddeutschen Kleinstadt nimmt die Mini-Pille und wird während einer Magen-Darm-Grippe schwanger. Ihre Mutter und ihre ältere Schwester ahnen nichts. Ihr Freund Micha verhält sich unentschlossen. Eine Cousine in Hamburg reserviert bei Pro Familia einen Beratungstermin und einen Termin für einen Schwangerschaftsabbruch. Lisa fährt allein mit der Bahn nach Hamburg und denkt unterwegs darüber nach, wie sie und Micha in diese Situation geraten sind. Sie kann in Hamburg bei ihrer Cousine wohnen und lässt die Schwangerschaft nach dem Beratungstermin schließlich abbrechen.

Viele Fragen bleiben offen: Ist es realistisch, dass die Heldin sich die Pille ohne Arztbesuch über eine Freundin besorgt? Wie geht es ihr gesundheitlich nach dem Eingriff? Was wird aus der Beziehung zu Micha? Spricht sie mit ihrer Mutter? Der offene Schluss regt zu Diskussionen über Lisas Situation und das Verhalten der anderen Personen an.

Bewertung vom 17.11.2010
Der Weg zurück ins Leben
Claude-Pierre, Peggy

Der Weg zurück ins Leben


weniger gut

Hungern bis zum Kollaps

Die Autorin ist Psychologin, auch ihre beiden Töchter waren an Magersucht erkrankt. Nachdem ihr immer mehr "hoffnungslose Fälle" überwiesen wurden, eröffnete sie 1988 eine Praxis für die Behandlung von Patienten mit Ess-Störungen, 1993 eine Klinik für die stationäre Behandlung. Claude-Pierre stellt in ihrem Buch klar, dass die Konzentration auf das Körpergewicht in der Behandlung essgestörter Patienten und das "Zunehmen" nur oberflächlich wirken. Für sie ist Magersucht Ausdruck eines so genannten Negativismus-Syndroms. Die unlogischen Denkmuster im Kopf der Kranken würden dazu führen, dass diese sich wertlos fühlen. Sie können an Depressionen erkranken, unfähig zu Entscheidungen werden und dazu Hilfe anzunehmen unter dem Motto: >Wage es nicht, mir zu helfen, ich verdiene es nicht< Dieser Negativismus sei ein konstitutioneller Wesenszug und besonders bei sehr pflichtbewussten über ihr Alter hinaus reifen Kindern zu finden, denen viel Verantwortung und viele Entscheidungen aufgebürdet würden. Eine strafende negative Stimme verbiete ihnen Essen und alle anderen Vergnügen. Lebenskrisen könnten dann Ess-Störungen ausbrechen lassen. Die Autorin lehnt die gängigen Erklärungsmuster für die Entstehung von Magersucht und Bulimie wie Schlankheitswahn, Ablehnung der weiblichen Rolle, Missbrauch, Überforderung durch ehrgeizige, fordernde Eltern ab. Ihre Therapie soll Halt geben und beim Entwickeln eines neuen Selbst helfen. Beeindruckend sind selbst gezeichnete Bilder von Claude-Pierres Patienten und deren persönliche Berichte, die anderen Erkrankten Mut machen sollen. Die Fallbeispiele und Einsichten sind typisch amerikanisch und lassen sich nur bedingt auf deutsche Verhältnisse übertragen. Der Stil des Buches wirkt teils übertrieben kitschig. Die Sicht einer betroffenen Mutter und Therapeutin ist in Grenzen für Familienangehörige Erkrankter geeignet.

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