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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Xirxe
Wohnort: 
Hannover
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 869 Bewertungen
Bewertung vom 25.09.2012
Das Glück in glücksfernen Zeiten
Genazino, Wilhelm

Das Glück in glücksfernen Zeiten


sehr gut

Gerhard Warlich, promovierter Philosoph, gelangte über einen Aushilfsjob in einer Wäscherei auf die Stelle des Geschäftsführers, die er nun schon seit 15 Jahren zur Zufriedenheit des Eigentümers ausfüllt. Doch er selbst ist alles andere als zufrieden. Er fühlt sein Leben an sich vorbeiplätschern, ereignislos, ein Tag wie der andere und meint, dieses Problem auch bei den meisten anderen Menschen zu erkennen. In seinem Innern erhofft er sich noch immer eine Stellung, die seines Studiums angemessen ist und damit die Eintönigkeit seines Daseins beendet. Dennoch ist ihm bewusst, dass es ihm im Grunde genommen gut geht und er keinen Anlass zum Klagen hat: Seine Beziehung zu Traudel ist noch immer glücklich, ihre Existenz durch gute Gehälter gesichert. Aber Warlich fühlt sich eingezwängt in ein Leben, das ihm außer dem täglichen Einerlei nur wenig zu bieten hat. Und als Traudel einen Kinderwunsch äußert, wird die Beengtheit unerträglich...

Es ist nun wirklich keine leichte Kost, diese Lesung. Insbesondere da die Gedankengänge des Protagonisten teilweise recht sprunghaft verlaufen und man als Zuhörende/r konzentriert dabei bleiben muss, um sie nachvollziehen zu können. Auch dann fällt es nicht immer leicht, so dass manches einfach nur mit leichtem Kopfschütteln hingenommen wurde.

Für mich ist Warlichs Geschichte etwas typisches nicht nur unserer Zeit, doch ist man sich dessen heutzutage viel bewusster (und als Philosoph wohl erst recht :-)). Viele leben ihr Leben nicht, sie 'werden gelebt'. Es gibt kein aktives Handeln, sondern nur ein Reagieren und irgendwo im Unbewussten regt sich darüber nach und nach ein Unwohlsein. Man 'rutscht' in bestimmte Verhältnisse, den Job, die Beziehung, zieht zusammen, ist plötzlich Vater, Mutter.... und weiß am Ende nicht, wann man sich eigentlich dafür bewusst entschieden hat. Vielleicht nie... Auch wenn sich das Alles nun eher trist anhören mag, es gibt auch humorvolle Momente in dieser Geschichte.

Sylvester Groth liest das Ganze so, dass man die Trostlosigkeit des Protagonisten gut nachvollziehen kann: etwas kraftlos, mit Energie nur wenn er seine Tagträume zumindest in Worte umsetzt - man sieht Gerhard Warlich wirklich vor sich.

Bewertung vom 21.09.2012
Die Sünderinnen
Scharenberg, Irene

Die Sünderinnen


schlecht

Zwei Rezensionen hier mit 5 Sternen? Haben die ein anderes Buch gelesen? Als ich mir die VerfasserInnen dann mal näher anschaute, war schnell klar, dass es sich hier um Gefälligkeitsrezensionen handelt, denn beide haben nur die eine verfasst, klingen zudem überaus ähnlich und geben keinerlei Aussagen zum Inhalt wieder. Tolle Kritiken!
Leider hilft das alles auch nicht viel. Das Buch ist einfach schlecht - schlechter Stil und schlechter Inhalt. Gleich zu Beginn kommt eine zweiseitige Werbung für Duisburg, die ebenso aus einer Imagekampage des Tourismusbüros hätte stammen können. Bei einem kurzen Abstecher nach Trier erfährt man hingegen so gut wie nichts von dieser Stadt (vielleicht auch besser so ;-)). Die Handlung selbst ist schnell zusammengefasst: Frauen, die sich gerade von ihren Ehemännern getrennt haben, werden umgebracht. Man ist als LeserIn bei den Taten dabei ohne jedoch zu wissen, wer der Täter ist. Nur so viel weiß man: Er ist getrieben von einer Art religiösem Wahn.
Die Autorin versucht mit allen Mitteln einen Tatverdächtigen 'aufzubauen', was ihr meiner Meinung nach jedoch völlig misslingt. Zu offensichtlich werden Sachverhalte beschrieben, die auf ihn als Verdächtigen hinweisen sollen, ein Holzhammer ist nichts dagegen. Daneben ist das Buch voll von unlogischen Handlungen und Ereignissen. Eine Frau, die jahrelang von ihrem Mann geschlagen wurde, findet von heute auf morgen die Kraft, sich ihm zu widersetzen und ihn zu verlassen. Oder die Reaktion des Kommissars auf die Offenbarung seines Sohnes: Spielt die Geschichte in den 50ern? Ganz übel sind aber solche Patzer: 'In diesem Moment schlitzte der Dolch ihren leichten Mantel auf. Blut sicherte durch den dünnen, hellen Stoff...' Gibt's jetzt auch schon blutende Mäntel? Denn zwei Sätze weiter ist zweifelsfrei klar, dass beim ersten Schnitt tatsächlich nur der Mantel zerfetzt wurde. Und das sind nur wenige Beispiele von vielen.
Tut mir leid, aber das war ein Satz mit X - nämlich gar nix. Vielleicht noch ein bisschen üben??

Bewertung vom 18.09.2012
Hannes
Falk, Rita

Hannes


weniger gut

Müssen Bücher über den (Fast)Tod immer Tiefgang haben? Sicherlich nicht, aber wenn es dazu noch um eine enge Freundschaft geht, erwartet man (oder ich) schon ernsthaftere Gedanken zu diesem Thema. Beispielsweise die Schuldfrage (Wieso du und nicht ich?), wie soll/kann ich ohne dich leben, was ist dein Beitrag zu meinem Leben und meiner zu deinem, wie wäre ich wenn es dich nicht gäbe undundund. Stattdessen wird hier in betont lockerer Sprache lediglich der Ablauf eines Jahres mit einigen Rückblicken erzählt, tiefsininigere Überlegungen tauchen nur in Ansätzen auf. Doch der Reihe nach.
Hannes und Uli, Freunde seit sie sich erinnern können, sind auf der ersten Motorradtour des Jahres unterwegs. Dabei verunglückt Hannes und liegt seitdem im Koma, die Aussichten auf eine Besserung scheinen schlecht. Uli glaubt jedoch fest an ein Wiedererwachen seines Freundes und beginnt, ihm Briefe zu schreiben mit all dem, was während seiner Abwesenheit so geschieht. Der Beginn von Ulis Zivildienst in einem Haus für psychisch Kranke, das Weiterleben von ihm und seinen Freunden, wie Hannes' Eltern damit klar kommen....
Die Sprache ist ausgesprochen flapsig, wie man es sich von einem 19jährigen vielleicht auch vorstellen mag. Aber von einem jungen Mann, der gerade Abitur machte und nun Zivildienst in einem doch recht anspruchsvollen Bereich? Die Autorin hält diesen Stil jedenfalls bis auf einige 'Ausrutscher' konsequent durch. Richtig unpassend fand ich dagegen, wie wenig reflektiert dieser junge Mann sich in seinen Briefen zeigt. Dass er und auch seine Freunde immer wieder, wenn ihnen jemand emotional auf den Schlips tritt, genauer wenn der komatöse Hannes gekränkt, verletzt oder ähnliches wird, immer einer sofort zuschlägt. Im Krankenhaus, in der Kneipe, vor der Wohnungstür - sorry, aber meiner Meinung nach haben auch die jungen Bayern eine zivilisiertere Art miteinander umzugehen :-) Dass hier Gefühle offen liegen und schmerzen, keine Frage, aber wenn das die einzige Form der Auseinandersetzung ist...
Wer einen Unterhaltungsroman möchte mit einem ernsteren Thema, ohne sich aber allzu sehr darauf einzulassen, ist mit diesem Buch vermutlich ganz gut bedient. Wer sich aber etwas intensiver damit beschäftigen möchte, wird enttäuscht sein von dieser Lektüre. Denjenigen kann ich wärmstens ans Herz legen: Du fehlst mir, du fehlst mir! von Peter Pohl.

5 von 10 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.09.2012
Ewig Dein
Glattauer, Daniel

Ewig Dein


sehr gut

Puh, was für ein Ende! Nein, ich will hier keine Einzelheiten ausplaudern, nur so viel: Es ist höchst überraschend, aber auch irgendwie erleichternd, dass doch alles seine Richtigkeit hat :-)
Judith, glücklich und zufrieden in ihrem Singledasein, trifft Hannes, nur wenige Jahre älter als sie, sympathisch, aufmerksam und Hals über Kopf komplett vernarrt in sie. Etwas zu viel Begeisterung für Judith, die sich ihrer Gefühle für Hannes bei weitem nicht so sicher ist wie er sich seiner. So fühlt sie sich bald erdrückt, regelrecht verfolgt und beschließt, dem Ganzen ein Ende zu machen. Doch der Abschied verläuft bei weitem nicht so, wie sie es sich vorgestellt hat...
Es ist beeindruckend, wie man über weite Strecken des Romans sich einer Sache sicher zu sein scheint, um bald darauf wieder eines Besseren belehrt zu werden. Ich dachte, ich wüsste was gespielt wird, haderte schon mit dem Buch ('Wie kann man sich nur so anstellen!?', 'Ziemlich unglaubwürdig') und wurde schlussendlich doch richtig überrascht. Die Geschichte ist vollständig und höchst überzeugend aus Judiths Sichtweise erzählt, so dass man all ihre Empfindungen mühelos mitfühlen kann - was vielleicht meinen zeitweiligen Unmut erklären mag.
Ein Psychodrama der anderen Art und spannend bis zur letzten Seite.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.09.2012
Was bleibt
Gernhardt, Robert

Was bleibt


sehr gut

Beim Lesen des Titels dieses Minibüchleins mit gerade mal 46 Seiten (die zweite Hälfte umfasst Werbung in eigener Sache), dachte ich als erstes an so ernste Dinge wie 'Der Sinn des Lebens', 'Nach dem Tode' usw. Weit gefehlt! Gernhardt widmet sich statt dessen der 'deutschsprachigen Literatur unserer Zeit', wobei diese Zeit ca. die Jahre 1930 bis 1980 umfasst. Seine Überlegungen sind dessenungeachtet noch immer aktuell. Es gibt immer mehr Literatur in immer unterschiedlicheren Formen: Prosa, Drama, Lyrik, Graphic Novel, Abenteuer, Krimi, Jugend- und Kinderbücher undundund. Kein Ende ist in Sicht. Doch was davon ist es wert, es an die nachfolgenden Generationen zu überliefern? Zusätzlich noch zu all den Klassikern, die bereits als Muss gelten?
Zugegeben, Gernhardts Kriterien sind recht eigenwillig ;-): Er verschmäht Christa Wolfs Roman 'Nachdenken über Christa T.' ("...dürfte ausgeschlossen werden, da er das Nachdenken, das der Abfassung eines Werkes vorausgehen sollte, eingestandenermaßen zu seinem Inhalt macht?") ebenso wie Günter Grass' 'Die Blechtrommel' und noch viele andere Werke, kaum einer der damals (und teilweise noch immer) bekannten Schriftstellergrößen bleibt verschont. Gernhardt hat nicht nur überraschende Einfälle sondern ist zudem ein Sprachkünstler, der kunstvolle Sätze flicht, die jedoch nicht ganz einfach zu lesen sind. Doch es lohnt sich! Schmunzeln ist auf jeden Fall garantiert - vermutlich auch mehr :-)

Bewertung vom 12.09.2012
Imperium
Kracht, Christian

Imperium


sehr gut

Nachdem ich am Rande den 'Skandal' mitverfolgt hatte den dieses Werk verursachte (an rassistisch und demokratiefeindlich kann ich mich noch erinnern), frage ich mich nicht nur nach dem Lesen der letzten Seite, ob es wohl wirklich dieses Buch war, über das damals so geurteilt wurde. Ja, es handelt von der Zeit des Kolonialismus, als viele Deutsche sich als Herren dieser Welt fühlten und auch so aufführten, sie die Bewohner ihrer Kolonien meist mehr wie Tiere denn als Menschen behandelten. Und auch ja, Christian Kracht beschreibt diese Zeit ausgesprochen detailgenau und bildhaft, aber in keiner Weise als würde er sie glorifizieren oder sogar befürworten.
Es ist die Geschichte des Aussteigers August Engelhardt, der nicht nur vom Vegetarismus sondern auch von der Einzigartigkeit der Kokosnuss nicht nur als Lebensmittel überzeugt ist. Er emigriert nach Neu-Guinea wo er sich mit seiner ganzen Barschaft und entsprechenden Schuldscheinen ein völlig überteuertes Eiland kauft, um dort seinen Traum, die Erschaffung einer Kolonie der Kokovoren, zu verwirklichen.
Kracht beschreibt dieses Leben nebst all den Personen und der Gesellschaft, auf die der Aussteiger trifft, in zumeist ausufernden Satzgebilden so detailliert und anschaulich, immer mit einem leicht ironischen Unterton, wie es bereits die schön gestalteten Umschlagseiten vermitteln. Das Ganze dazu in einer herrlich altmodisch klingenden Sprache, gespickt mit diversen Fremdworten, die der Autor konsequent bis zur letzten Seite durchhält. Unterhaltend fand ich zudem das Auftauchen bekannter historischer Persönlichkeiten, die zwar nie namentlich genannt wurden, aber mit gut fundiertem Halbwissen wohl leicht zu identifizieren sind.
Wie man jedoch dazu kommt, dieses Buch als Abenteuerroman zu bezeichnen, ist mir unverständlich. Die Geschichte wirkt trotz teilweiser wirklich unappetitlicher Abschnitte immer beschaulich und voller Gelassenheit, Action und Spannung sind hier nicht zu finden.
Vier Punkte für eine amüsant zu lesende und unterhaltsame Geschichte.

4 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.09.2012
Du fehlst mir, du fehlst mir!
Gieth, Kinna;Pohl, Peter

Du fehlst mir, du fehlst mir!


sehr gut

Eigentlich dachte ich immer, ich sei gerade Jugendlichen gegenüber ein toleranter Mensch. Doch während der ersten 80 Seiten dieses Jugendromas wurde ich eines Besseren belehrt. Mittelpunkt des Buches ist ein eineiiges 13jähriges Zwillingspaar, die, bevor es zu einem tragischen Unglück bekommt, ausführlich beschrieben werden. Cilla ist die ernsthaftere der Beiden, mit all ihren Sinnen dem Theater und auch der Musik verhaftet. Oberflächliches ist ihr eher fremd und erst recht, als sie einem besonderen Menschen begegnet. Ganz anders ihre Schwester Tina: Von einer herzzerreißenden Liebesgeschichte stürzt sie sich in die nächste, aber jedes Mal (natürlich!) ist es der Richtige. Augen hat sie nur für sich und ihre Jungs, alles andere ist belanglos. Ich kann es noch immer nicht glauben, wie sehr mich das diese ersten 80 Seiten lang genervt hat.
Doch dann beginnt die eigentliche Geschichte und statt nervend war es ‚nur noch‘ einfühlsam, poetisch und überraschend realistisch. Cilla verunglückt bei einem Autounfall tödlich und Tina (und natürlich auch alle Anderen) müssen sehen, wie sie ihr Leben weiterleben. Für Tina aber ist es besonders schwer, denn was ist ein Zwilling ohne den andern? Kann einer allein überhaupt weiterexistieren? Wer ist man ohne seinen Gegenpart? Schuldgefühle, Existenzängste, Selbstzweifel, schlechtes Gewissen – für Tina kommt eine Zeit, in der sie nicht nur den Tod ihrer Schwester verarbeiten, sondern auch mit sich selbst ins Reine kommen muss.
Peter Pohl hat dieses Buch zusammen mit Kinna Gieth geschrieben, um deren Aufzeichnungen es sich hierbei handelt. Mir ist unklar, wie viel er davon direkt übernommen hat bzw. was er wie umwandelte. Denn das Buch klingt so echt, als ob Tina geradewegs vor einem stehen und von ihren Gefühlen, Erfahrungen, Gedanken und Erlebnissen berichten würde. Obwohl mich die Geschichte sehr berührte (nicht nur einmal musste ich zum Taschentuch greifen), fand ich sie nicht im Geringsten kitschig oder rührselig. Eine wirklich bemerkenswerte Lektüre, die einem selbst vielleicht einmal helfen kann, mit dem Verlust eines vertrauten Menschen besser umgehen zu können.

Bewertung vom 07.09.2012
Du fehlst mir, du fehlst mir!
Pohl, Peter; Gieth, Kinna

Du fehlst mir, du fehlst mir!


sehr gut

Eigentlich dachte ich immer, ich sei gerade Jugendlichen gegenüber ein toleranter Mensch. Doch während der ersten 80 Seiten dieses Jugendromas wurde ich eines Besseren belehrt. Mittelpunkt des Buches ist ein eineiiges 13jähriges Zwillingspaar, die, bevor es zu einem tragischen Unglück bekommt, ausführlich beschrieben werden. Cilla ist die ernsthaftere der Beiden, mit all ihren Sinnen dem Theater und auch der Musik verhaftet. Oberflächliches ist ihr eher fremd und erst recht, als sie einem besonderen Menschen begegnet. Ganz anders ihre Schwester Tina: Von einer herzzerreißenden Liebesgeschichte stürzt sie sich in die nächste, aber jedes Mal (natürlich!) ist es der Richtige. Augen hat sie nur für sich und ihre Jungs, alles andere ist belanglos. Ich kann es noch immer nicht glauben, wie sehr mich das diese ersten 80 Seiten lang genervt hat.
Doch dann beginnt die eigentliche Geschichte und statt nervend war es ‚nur noch‘ einfühlsam, poetisch und überraschend realistisch. Cilla verunglückt bei einem Autounfall tödlich und Tina (und natürlich auch alle Anderen) müssen sehen, wie sie ihr Leben weiterleben. Für Tina aber ist es besonders schwer, denn was ist ein Zwilling ohne den andern? Kann einer allein überhaupt weiterexistieren? Wer ist man ohne seinen Gegenpart? Schuldgefühle, Existenzängste, Selbstzweifel, schlechtes Gewissen – für Tina kommt eine Zeit, in der sie nicht nur den Tod ihrer Schwester verarbeiten, sondern auch mit sich selbst ins Reine kommen muss.
Peter Pohl hat dieses Buch zusammen mit Kinna Gieth geschrieben, um deren Aufzeichnungen es sich hierbei handelt. Mir ist unklar, wie viel er davon direkt übernommen hat bzw. was er wie umwandelte. Denn das Buch klingt so echt, als ob Tina geradewegs vor einem stehen und von ihren Gefühlen, Erfahrungen, Gedanken und Erlebnissen berichten würde. Obwohl mich die Geschichte sehr berührte (nicht nur einmal musste ich zum Taschentuch greifen), fand ich sie nicht im Geringsten kitschig oder rührselig. Eine wirklich bemerkenswerte Lektüre, die einem selbst vielleicht einmal helfen kann, mit dem Verlust eines vertrauten Menschen besser umgehen zu können.

Bewertung vom 07.09.2012
Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen
Helgason, Hallgrímur

Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen


sehr gut

Toxic, bisher erfolgreicher kroatischer Auftragskiller aus New York, erwischt bei seinem letzten Job einen FBI-Agenten. Da nun der Teufel los ist, flieht er auf dem schnellsten Weg und landet als amerikanischer Fernsehprediger in Island. Ehe er es sich versieht, steckt er mittendrin in seiner Rolle als Geistlicher und becirct nicht nur isländische Gläubige…
Schräg, schräger, am schrägsten ;-). Dass bei einem solchen Titel einen kein ‚normaler‘ Krimi erwartet, leuchtet ein. Aber es ist auch kein Unnormaler sondern gar keiner, vielmehr eher die Beschreibung einer Läuterung eines immens großen Sünders. Was sich nun vielleicht fade und öde anhören mag, wird jedoch bei einem Autor wie Helgason zu einem skurrilen wie auch witzigen Leseerlebnis.
Toxic, der vor seiner Laufbahn als Killer Soldat in Kroatien war, ist der Icherzähler mit einem äußerst lockeren wie auch vulgären Tonfall. Er beschreibt Island, das ihm zuvor völlig unbekannt war, aus der Sicht eines Kämpfers (‚Was ist mit diesen Isländern los? Keine Armee. Keine Pistolen. Kein Nix.‘) wie auch eines Großstadtmenschen (‚Der Dom ist so groß wie eine Hundehütte Gottes.‘) und erzählt nebenbei noch aus seinen früheren Leben. Wie ihm der Eurovision Song Contest das Leben rettete, wie er aus Versehen seinen Vater erschoss, wie er seine Morde vorbereitete (‚‘Das Opfer ist König‘ ist mein Motto.‘), wie er den Krieg erlebte (‚In unserer Einheit haben wir fünf Leben verloren, sechs Beine, drei Arme und ein paar Finger.‘). Es sind schreckliche Dinge über die er berichtet, aber dies macht er mit einer solch scheinbaren Selbstverständlichkeit und Direktheit in einer derart ungewohnten Sprache, dass man immer wieder lachen muss.
Trotz der vielen Geschichten aus der Vergangenheit Toxics bleibt die aktuelle Story, der Aufenthalt in Island, spannend. Dazu noch eine Liebesgeschichte und ein überraschender Schluss - einfach gelungen. Die volle Punktzahl gibt es nur deshalb nicht, weil es gelegentlich doch ein bisschen sehr schräg war.

Bewertung vom 25.08.2012
Meine afrikanischen Lieblingsmärchen

Meine afrikanischen Lieblingsmärchen


sehr gut

22 Märchen werden auf diesen drei CDs vorgelesen, jedes von jemand Anderem. Fernseh- und TheaterschauspielerInnen wechseln sich mit eher unbekannten SprecherInnen (zumindest für mich) ab und durch die Verschiedenheit der ErzählerInnen erhält jede Geschichte einen ganz eigenen Charakter.
So unterschiedlich wie die Vortragenden sind auch die Märchen selbst. Manche spielen in kleinen afrikanischen Dörfern, eines auf hoher See und wieder andere im Orient - denn auch der gehört zu Afrika. Es geht um Rätsel die gelöst werden müssen um eine Belohnung zu bekommen oder schlicht sein Leben zu retten, wieso manche Dinge so sind wie sie sind, um die Weitergabe einer bestimmten Moral und vieles mehr.
Überraschend fand ich die Ähnlichkeiten zu europäischen Märchen. Auch in Afrika sind die Zahlen drei und sieben mit einer besonderen Magie behaftet ('Die Schlange mit den sieben Köpfen', 'Der schlaue Schlangenbeschwörer'). Schöne junge Mädchen werden von tapferen Häuptlingssöhnen oder mächtigen Sultanen erlöst und geheiratet oder andersherum ('Die Wolfskönigin', 'Der Hüter des Teichs'). Und der Schlusssatz 'Die Moral von der Geschicht' kommt hier zwar so nicht vor, doch transportieren die entsprechenden Erzählungen ('Mmadipetsane', 'Der Mantis und der Mond') die gewünschten Wertvorstellungen ebenso gut wie die europäischen. Insbesondere bei 'Die Tochter des Sultans' glaube ich, dass es dieses Märchen genau in dieser Form auch bei uns gibt.
Alles in allem eine richtig schöne Auswahl von Geschichten, vorgetragen von überwiegend wirklich guten SprecherInnnen.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.