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Mikka Liest
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⇢ Ich bin: Ex-Buchhändlerin, Leseratte, seit 2012 Buchbloggerin, vielseitig interessiert und chronisch neugierig. Bevorzugt lese ich das Genre Gegenwartsliteratur, bin aber auch in anderen Genres unterwegs. ⇢ 2020 und 2021: Teil der Jury des Buchpreises "Das Debüt" ⇢ 2022: Offizielle Buchpreisbloggerin des Deutschen Buchpreises

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Insgesamt 735 Bewertungen
Bewertung vom 29.11.2013
Bittere Sünde / Kalo ermittelt Bd.1
Roll, Liselotte

Bittere Sünde / Kalo ermittelt Bd.1


sehr gut

Pro:
Das Titelbild fand ich direkt sehr ansprechend, ein richtiges Schmuckstück im Krimi-Regal... Allerdings ist mir immer noch nicht klar, wer die Frau darauf sein soll! Aber das ist ja ohnehin nur zweitrangig: der Inhalt ist es, der zählt, und der ist wirklich hervorragend.
Die Geschichte wirkt zu Beginn vielleicht noch einfach gestrickt, aber schon nach wenigen Seiten wird klar, dass dieser Eindruck trügt: dem Leser enthüllt sich Schicht für Schicht eine komplexe Geschichte, die vom heutigen Schweden in die dunkle Vergangenheit Argentiniens führt. Dabei geht es nicht nur gradlinig darum, den Täter zur Strecke zu bringen, sondern auch um die menschlichen Tragödien, die hinter diesen Morden stecken. In dieser Geschichte breitet sich Gewalt aus wie ein Krebsgeschwür, das noch über Generationen hinweg ganze Familien zerstört.

Ich fand die Geschichte von Anfang an sehr spannend, gerade weil der Täter den Ermittlern immer einen Schritt voraus zu sein scheint. Nur manchmal fand ich es ein wenig mühsam, den verschiedenen Handlungssträngen zu folgen und dabei den Überblick über die Personen zu bewahren, aber das gab sich schnell, und dann steigerte sich die Spannung mehr und mehr bis zum unerwarteten Ende. Das Tempo fand ich dabei sehr passend und angenehm: flott genug, um die Spannung zu erhöhen - und langsam genug, um dem Leser Zeit zu lassen, die Charaktere kennenzulernen und sich Gedanken über die Geschichte zu machen.

Der Ermittler Magnus Kalo wirkte auf mich direkt wie ein dreidimensionaler, glaubwürdiger Charakter, der trotz menschlicher Schwächen sehr sympathisch ist. Er hat mit seiner ständigen Erschöpfung und merkwürdigen Symptomen wie Kribbeln in den Beinen zu kämpfen - Burnout oder sogar ein neurologisches Problem? -, seine Frau hasst seinen Beruf, weil sie ständig Angst um ihn hat, er selber fühlt sich desillusioniert und wenig motiviert... Aber dennoch verbeisst er sich schnell in diesen Fall und tut sein Bestes, ihn aufzuklären.

Mit seiner Frau Linn habe ich mich erst ein wenig schwergetan - ich empfand es als ungerecht, dass sie ihrem Mann seinen Beruf zum Vorwurf macht -, aber ich konnte sie dann doch verstehen: sie hat einfach Angst um Magnus und davor, dass sein Beruf auch ihre Kinder in Gefahr bringen könnte. Und mir gefiel, dass sie sich schließlich sogar in die Lösung des Falls eingebracht hat, auch wenn das gegen sämtliche Vorschriften verstieß!

Magnus' Kollegen haben mich schnell für sich gewonnen, besonders sein loyaler aber gelegentlich nerviger Freund Roger, und sogar sein schwieriger und oft ungerechter Chef Arne. Einen der Charaktere schloss ich so ins Herz, dass sein späteres Schicksal mich richtig traurig gemacht hat! Auch die anderen Charaktere, die im Laufe des Buches auftauchen und mehr oder weniger mit dem Fall zu tun haben, wirkten auf mich echt und ungekünstelt.

Erst als ich diese Kritik anfing, machte ich mir Gedanken über den Schreibstil - was im Prinzip auch ein Qualitätsmerkmal ist. Es ist vielleicht kein Zeichen eines überragenden, herausragend originellen Schreibstils, aber das eines kompetenten und wunderbar lesbaren. Ich konnte die beschriebenen Szenen stets gut vor mir sehen. Die Kapitel sind kurz, was dazu verleitet, immer noch eines mehr zu lesen!

Kontra:
Das einzige Manko des Buches war für mich das Ende. Es kam mir ein wenig zu übereilt, löst sich ein wenig zu praktisch und sauber auf, wobei aber vieles nicht abschließend erklärt wird... Und dem Leser wird dadurch vermittelt, was zum Ende geführt hat, dass sich zwei Charaktere in einem hölzernen und konstruierten Dialog darüber unterhalten.

Zusammenfassung:
Trotz des für mich enttäuschenden Endes habe ich das Buch sehr gerne gelesen und würde es auch weiterempfehlen - der Weg zum Ziel macht es mehr als wett!

7 von 19 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.11.2013
Versuchung / Crossfire Bd.1
Day, Sylvia

Versuchung / Crossfire Bd.1


gut

Originalität: Das Genre wird hier definitiv nicht neu erfunden. Junge Frau, attraktiver reicher Mann, spontane heftige Anziehung, eine Beziehung mit dunklen Seiten...

Spannungsaufbau: Eigentlich passiert in diesem Roman nicht viel an konkreter Handlung, es geht meistens um die Beziehung zwischen Gideon und Eva, seine verkorksten früheren Beziehungen, ihre teilweise traumatische Vergangenheit... Viel Spannung kam für mich dabei leider nicht auf.

Charaktere: Eva war für mich eine positive Überraschung. Sie ist selbstbewusst und weiß, was sie will, sie hat Hobbies und Freunde, so dass sie für mich viel dreidimensionaler rüberkam als Anastasia Steele aus "50 Shades". Sie wirkt anfänglich wie eine starke junge Frau, die durchaus darauf pocht, dass zu einer Beziehung jedweder Art gegenseitiger Respekt gehört. Natürlich trifft sie dann Gideon Cross und ist direkt sprachlos vor Begeisterung über seine maßlose Attraktivität.

Ihn mochte ich am Anfang gar nicht, er wirkt erstmal arrogant, selbstverliebt und völlig eindimensional auf Sex fixiert. Eva beschwert sich nicht zu unrecht, dass er sie behandelt wie eine Vagina auf Beinen. Im Laufe des Buches gewinnt er allerdings an Tiefe und kommt auch verletzlicher und damit liebenswürdiger rüber - was die Autorin allerdings in vielen Szenen wieder zunichte macht, in denen er sich benimmt wie der größte Mistkerl der Welt.

Eva sagt selber an einer Stelle, dass auf jeden Moment, in dem sie sich mit ihm gut fühlt, viele Momente kommen, in denen sie sich fühlt wie ein Stück Dreck. Und aus der selbstbewussten jungen Frau wird langsam eine Frau, die sich selber ständig hinterfragt und sich für die Probleme in der Beziehung zum Teil ungerechtfertigt die Schuld gibt. Das fand ich sehr schade, denn Eva war mir als Charakter größtenteils sehr sympathisch! Gideon hatte für mich auch Potential, aber mit ihm verband mich eher eine Art Hassliebe.

Der einzige Charakter, den ich uneingeschränkt mochte, war Evas Mitbewohner, der für mich wirklich ein großartiger, liebenswerter Charakter war!

Schreibstil: Der Schreibstil ist eher einfach und strotzt vor klischeehaften Bezeichnungen für diverse Körperteile, die sich dann auch wieder und wieder wiederholen. Aber er lässt sich durchaus flüssig lesen.

Romantik: Romantik ist bei einem Erotikroman natürlich nicht unbedingt nötig und darf ruhig auch mal zweitrangig sein. Aber wenn es denn eine romantische Beziehung gibt, dann sollte sie für mich in sich schlüssig sein und wenigstens eine gewisse emotionale Tiefe haben, und das hat mir hier leider oft gefehlt.

Erotik: Die Erotikszenen lesen sich gut und sind größtenteils auch ansprechend und, naja, eben erotisch. Nur die Szenen, in denen sexuelle Traumata mit Sex quasi "geheilt" werden, gingen mir sehr gegen den Strich. (Siehe "Glaubwürdigkeit"!)

Glaubwürdigkeit: Eines der großen Mankos dieses Romans war für mich, wie mit Evas Vergangenheit umgegangen wird. Relativ schnell wird klar, dass sie Opfer sexueller Gewalt geworden ist und daher noch mit gewissen Triggern zu kämpfen hat. Aber es gibt ein paar Szenen, in denen ich mir dachte: so reagiert niemand, der vergewaltigt wurde! Zum Beispiel erzählt sie Gideon, was passiert ist, und das ist wirklich harter Tobak - und danach ist sie allen Ernstes enttäuscht und entgeistert, dass er in diesem Moment NICHT geil auf sie ist sondern betroffen und traurig. Und dann kriegt sie ihn natürlich doch so weit, direkt mit ihr ins Bett zu hüpfen. Später gibt es allerdings eine noch drastischere Szene... Ja, es ist ein Erotikroman, und der muss an sich nicht immer realistisch sein - aber meiner Meinung nach sollten solche problematischen Themen entweder gar nicht erst angesprochen werden oder eben einigermaßen sensibel behandelt werden.

12 von 15 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.11.2013
Der Advent, in dem Emma ihren Schutzengel verklagte
Hardy, Noel

Der Advent, in dem Emma ihren Schutzengel verklagte


gut

Pro:
Die Idee klang großartig und wirklich originell... Den Schutzengel verklagen? Das hat man sich vielleicht insgeheim schon einmal gewünscht, aber wer käme schon auf die Idee, das mit Hilfe eines drittklassigen Anwalts, der Sprechstunde in einem Strip-Club hält, wirklich durchzuziehen! Es gibt auch noch eine vielversprechende Nebenhandlung, in der es darum geht, das Kunstgeschäft von Emmas Vater vor einem skrupellosen Konkurrenten zu retten, der auch vor illegalen Methoden nicht zurückschreckt.

Auch die Zusammenstellung der Charaktere ist einfallsreich :
Da hätten wir die Protagonistin - eine vom Pech gebeutelte Restauratorin, bei der wirklich alles schief geht, was nur schief gehen kann. So kommt sie zum Beispiel ins Krankenhaus, weil sie sich bei einem Unfall den Kopf so heftig angeschlagen hat, dass sie ohnmächtig wurde... Aber dann wacht sie während einer Operation auf, weil der Anästhesist die Betäubung falsch dosiert hat, und muss feststellen, dass ihr gerade der Blinddarm entfernt wird, weil sie mit einer anderen Patientin verwechselt wurde! Ansonsten gibt es noch: eine sexbesessene Ballerina, einen eitlen Pfarrer, den schon erwähnten drittklassigen Anwalt, einen schmierigen, betrügerischen Kunsthändler, und zu guter Letzt einen mürrischen Schutzengel.

Kontra:
Die Geschichte konnte mich nicht so recht bei der Stange halten - relativ schnell war bei mir einfach die Luft raus, und danach habe ich eher lustlos weitergelesen. So originell die Grundidee war, so sehr kränkelte es meiner Meinung nach an der Umsetzung.

Mein größtes Problem war, dass ich mit den meisten Charakteren einfach nicht warm wurde. Mit Emma habe ich am Anfang noch richtig mitgelitten, und sie hat mir Leid getan, dass in ihrem Leben so Vieles schiefgeht. Aber je weiter das Buch fortschritt, desto weniger konnte ich sie verstehen, und gegen Ende wird sie dann eher als gedankenlose oder sogar selbstsüchtige Frau porträtiert, die für ihr eigenes Leben keine Verantwortung übernimmt. Der Engel Murat blieb für mich enttäuschend blass und eindimensional. Was erfährt der Leser wirklich über ihn, abgesehen davon, dass er atemberaubend gutaussehend ist und nicht sonderlich begeistert darüber, auf die Erde geschickt worden zu sein? Leider sehr wenig. Sera, die beste Freundin Emmas, ist eigentlich ein interessanter Charakter - leicht durchgeknallt, ständig in den Falschen verliebt und unbekümmert davon überzeugt, dass sie das Zeug hat, ein Medium zu sein. Aber sie war mir oft zu überzogen, und ihr ständiges Klagen darüber, dass sie keine Orgasmen mehr bekommt, war für mich relativ schnell nicht mehr witzig.

Viele Details waren für mich nicht schlüssig. Zum Beispiel wird am Anfang gesagt, dass Murat alle Engelsfähigkeiten für seine Zeit auf Erden entzogen wurden, und dass sein Gedächtnis mehr oder weniger gelöscht wurde. Aber das wird nicht konsequent durchgezogen - mal scheint er sich an so gut wie nichts zu erinnern, mal dann doch an Vieles, bis ins kleinste Detail, wie es gerade praktisch für die Geschichte ist.

Der Klappentext lässt deutlich anklingen, dass hier eine Liebesgeschichte zu erwarten ist, aber tatsächlich kommt lange Zeit sehr wenig Romantik auf. Es wird immer mal wieder eingestreut, wie attraktiv Emma Murat findet, aber von Gefühlen ihm gegenüber wird nur wenig gesprochen. Dann ist es auf einmal so, als hätte bei ihr jemand einen Schalter umgelegt. Das wirkte auf mich leider erzwungen und eher traurig als schön.

Ich denke, das ist vielleicht zum Teil sogar beabsichtigt; rückblickend würde ich sagen, dass es hier überhaupt nicht um eine Liebesgeschichte geht, sondern eher um ein modernes Märchen darüber, was wirklich wichtig im Leben ist. Ich hätte mir aber gewünscht, dass dann gar nicht erst anderweitige Erwartungen geweckt worden wären.

Zusammenfassung:
Wer das Buch lesen möchte, sollte sich im Klaren darüber sein dass es keine Liebesgeschichte ist, sondern ein eher anspruchsloses Weihnachtsmärchen.

Bewertung vom 19.11.2013
In manchen Nächten
Kristensen, Monica

In manchen Nächten


gut

Pro:
Der große Pluspunkt des Buches sind die beiden Schauplätze in der Arktis: das kleine norwegische Städtchen Longyearbyen und die russische Siedlung Barentsburg. Beide Orte, die unterschiedlicher nicht sein könnten, werden wunderbar und detailliert beschrieben: Longyearbyen mit seinen sauberen, buntgestrichenen Häuschen, den kleinen Läden, den vielfältigen Freizeitangeboten, und Barentsburg, das von Verfall und Trostlosigkeit dominiert wird, wo den Menschen nur wenig geboten wird außer der Kneipe und der Arbeit. Mein Mann liebt die Arktis über alles und war schon viele Male dort oben, und ich habe ihn auch einmal begleitet, daher bin ich in beiden Orten schon gewesen und war beeindruckt davon, wie perfekt die Autorin die Atmosphäre einfängt.

Auch die politischen Beziehungen zwischen den Norwegern und Russen in der Arktis werden ausführlich geschildert, mit all dem gegenseitigen Mißtrauen und dem angestauten Zorn über vergangene Konflikte.

Barentsburg und Longyearbyen bilden einen originellen Hintergrund für diesen Krimi. Wer sich für die Arktis oder generell für politische, kulturelle oder soziologische Fragen interessiert, wird in diesem Buch viel geboten bekommen.

Knut ist ein schwieriger Charakter - er hat ein ernsthaftes Alkoholproblem und frönt dem Suff auch während der Arbeitszeit und in Situationen, in denen er eigentlich einen klaren Kopf behalten müsste, er steigt mit einer Frau ins Bett, die mit den Ermittlungen zu tun hat... Trotzdem ist er mir im Laufe des Buches nach und nach ans Herz gewachsen, aber es war eine schwere Geburt. Leider habe ich mich auch mit den anderen Charakteren schwer getan. (S. "Kontra")

Den Schreibstil würde ich größtenteils als kompetent bezeichnen.

Kontra:
An Spannung und Tempo krankt dieser Thriller erheblich. Die Grundsituation könnte so spannend und geradezu nervenzerfetzend sein: der norwegische Ermittler sieht sich in Barentsburg einer eingeschworenen Gemeinschaft gegenüber, die ihm mit Mißtrauen und Ablehnung begegnet - und dann sorgen die Wetterbedingungen noch dafür, dass er den Ort fürs Erste nicht mehr verlassen kann... Aber weder die Ermittlungen noch die rätselhaften Ereignisse kommen so recht in Gang. Knut Fjeld scheint ziel- und planlos vorzugehen und dabei einen Fehler nach dem anderen zu begehen... Die Dinge, die er herausfindet, findet er eher zufällig heraus. Zwischendurch zieht sich die Handlung ziemlich, und gegen Ende werden die vielen verschiedenen Handlungsstränge mehr verwirrend als spannend. Und wo ich schon vom Ende spreche - das fand ich sehr konstruiert und enttäuschend.

Für die Nebenhandlung - Fischschmuggel und Umgehung der Fangquoten - konnte ich mich nicht recht erwärmen, da an dieser erstmal nur Charaktere beteiligt waren, über die ich als Leser fast nichts wusste und/oder die ich nicht gut genug kennengelernt hatte, um mit ihnen mitzufiebern. Wäre diese Handlung komplett weggelassen worden, ich hätte sie wohl nicht vermisst.

Die meisten der Charaktere blieben für mich unnahbar und schwer zu erfassen. Zum Teil ist das vielleicht Absicht, um die Kluft zwischen dem norwegischen Ermittler und den russischen Bewohnern von Barentsburg zu verdeutlichen, aber ob Absicht oder nicht, das macht es schwer, emotional wirklich Anteil am Geschehen zu nehmen. Sogar Todesfälle haben mir wenig mehr entlockt als ein Achselzucken.

In manchen Szenen hat mich der Schreibststil nicht überzeugt. So gibt es zum Beispiel ein paar Szenen, in denen sich zwei Charaktere im Dialog detailliert Dinge erzählen, die in der Vergangenheit passiert sind, so dass ich direkt das Gefühl hatte, hier nicht einem natürlichen Gespräch zu lauschen sondern Informationen verfüttert zu bekommen.

Zusammenfassung:
Wer sich für die Arktis interessiert, für den lohnt sich das Buch bestimmt. Für Jemanden, der einfach nur einen spannenden Thriller lesen möchte, ist es meiner Meinung eher keine gute Wahl.

Bewertung vom 13.11.2013
Elfenkuss / Elfen Tetralogie Bd.1
Pike, Aprilynne

Elfenkuss / Elfen Tetralogie Bd.1


gut

Cover: Das deutsche Cover gefällt mir sehr gut - es hat einfach so etwas Verträumtes, Märchenhaftes!

Originalität: Die Autorin hat ein sehr originelles Konzept, was Elfen und ihre Natur angeht - da möchte ich nicht zu viel verraten, aber ich habe noch kein Buch gelesen, in dem Elfen so erklärt wurden! Das hat mich sehr angesprochen. Leider hört für mich die Originalität da aber auch schon auf. Die Geschichte ist ansonsten eine recht typische Romantasy für jugendliche Leser: die Hauptperson ist wunderschön und etwas ganz Besonderes, es verlieben sich direkt mehrere Jungen in sie und sie kann sich nicht richtig entscheiden...

Spannung & Tempo: Am Anfang passiert erstmal nichts Weltbewegendes. Dann fand ich aber unterhaltsam und spannend, wie Laurel nach und nach herausfindet, wer und was sie eigentlich ist. Leider passiert danach über lange Passagen hinweg wieder nichts wirklich Packendes und die Handlung plätschert langsam vor sich hin, bis sich dann im letzten Viertel doch noch eine neue Bedrohung entfaltet und es auf einmal richtig spannend wird. Aber im Großen und Ganzen fand ich das Buch kurzweilig zu lesen.

Charaktere: Ich konnte Laurel zwar gut verstehen, dass die unerwarteten Entwicklungen sie verunsichern und ängstigen. Wenn ich mir vorstelle, mir wäre im Alter von 15 eine riesige Blume aus dem Rücken gewachsen - ich wäre sicher schlechter damit umgegangen als Laurel! Ich wollte sie mögen, aber leider war sie mir oft nicht sehr sympathisch - sie war mir einerseits zu perfekt, und andererseits zu zickig. Sie sagt von sich selber, dass sie nicht aussieht wie die anderen Jugendlichen in der Schule, sondern wie die Jugendlichen, die man in Film und Fernsehen sieht. Ihre Perfektion wird immer und immer wieder erwähnt. Sie ist ständig genervt, verärgert, gereizt, wütend, verdreht die Augen, verliert die Beherrschung, geht in die Luft oder "ab wie eine Rakete"... Auch wenn Leute ihr eigentlich nur helfen wollen.

David war mir dafür richtig sympathisch: er ist nett und bescheiden, sorgt sich um Laurel und hilft ihr, wo er kann, hat kreative Einfälle, interessiert sich aufrichtig für Biologie - über ihn habe ich sehr gerne gelesen, hatte aber direkt so meine Befürchtungen. In der Romantasy kriegt eigentlich nie der nette Junge das Mädchen! Ob das auch hier zutrifft, verrate ich noch nicht. Auch Tamani war mir mehr oder weniger sympathisch, aber über ihn erfährt man so wenig, dass ich es schwierig fand, mich wirklich für ihn zu erwärmen.

Schreibstil: Der Schreibstil ist sehr einfach, wodurch er sich aber auch schnell lesen lässt. Leider ist die Übersetzung nicht so gut gelungen, was schon bei den grundlegendsten Begriffen in diesem Roman anfängt: "Fairy" heißt Fee und nicht Elfe. "Trolls" sind eben Trolle und nicht Orks. Der "Unseelie Court" ist nicht der Unselige Hof, sondern der Hof der dunklen Feen.

Glaubwürdigkeit: Vieles erschien mir etwas konstruiert. Laurel hat als Elfe körperliche Eigenschaften, die jedem Arzt innerhalb von 10 Sekunden aufgefallen wären, also sind ihre Adoptiveltern praktischerweise Hippies, die Ärzten so sehr misstrauen, dass Laurel in ihrem ganzen Leben noch nie bei einem Arzt war. Dass den Eltern selber zum Beispiel nicht auffällt, dass Laurel keinen Herzschlag hat und kein rotes Blut, wird gegen Ende des Buches erklärt, aber die Erklärung hat mich nicht hundertprozentig überzeugt.

Romantik: Die Beziehung zwischen Laurel und David fand ich richtig nett und süß; für die Beziehung zwischen Laurel und Tamani konnte ich mich nicht so sehr erwärmen.

Zusammenfassend würde ich sagen, dass sich das Buch gut runterliest und nette Unterhaltung für zwischendurch bietet, aber nicht viel Tiefgang hat und das Potential der originellen Grundidee nicht voll ausschöpft.

Bewertung vom 13.11.2013
Geisterblumen
Jaffe, Michele

Geisterblumen


ausgezeichnet

Pro:
Vorweg möchte ich direkt sagen, dass mir das Buch wahnsinnig gut gefallen hat. Ich konnte es gar nicht mehr weglegen und war so vertieft, dass mein Tee kalt wurde, ich das Telefon überhört habe und mein Mann mich dreimal ansprechen musste, bis ich ihn überhaupt bemerkt habe. Ständig wurde wieder alles über den Haufen geschmissen, was ich zu wissen glaubte - ich habe so ziemlich jede Figur in diesem Buch an irgendeinem Punkt verdächtigt, der Drahtzieher hinter dem Ganzen zu sein und im Rückblick muss ich fast darüber lachen, wie komplett falsch ich lag. Ich habe die wildesten Theorien aufgestellt, hin- und hergeblättert, gegrübelt und geraten... Und ganz am Ende war meine Reaktion: "WAS??!! Wirklich? Ganz im Ernst? Wow, da wäre ich niemals drauf gekommen!"

Und das finde ich gut. Das Ende hat mich kalt erwischt, und ich habe erstmal mit offenem Mund da gesessen und das Buch im Geiste nochmal Revüe passieren lassen, um dahinter zu kommen, wie manche Dinge zu dieser Enthüllung passten. Ganz ehrlich, fast hätte ich bei Seite 1 direkt nochmal angefangen, denn mit dem Wissen, wie es ausgeht, ist das sicher ein ganz anders Leseerlebnis! Aber lasst euch bloß nicht spoilern, wenn ihr es lesen wollt - das erste Mal muss man das Buch einfach völlig ahnungslos lesen, finde ich.

Spannend? Unbedingt! Originell? Da könnt ihr drauf wetten. Thriller, Familiengeschichte, Geistererscheinungen und ein bisschen Liebe... Tolle Mischung!

Der Schreibstil ist ansprechend, originell, bildreich, und die Übersetzung scheint sehr gut gelungen zu sein, jedenfalls hatte ich nie das Gefühl, dass es holperte oder das da was nicht stimmte - und ich bin da sehr kritisch.

Die Charaktere sind fantastisch, gerade weil man sie immer und immer wieder in neuem Licht sieht und besser versteht, was sie motiviert. Die Hauptfigur ist sicher kein Engel, aber sie war mir dennoch sympathisch und ich habe mit ihr mitgefiebert, -gehofft und -gelitten.

Auch das Cover fand ich wunderschön und sehr passend zu der rätselhaften, oft geisterhaften Atmophäre des Buches.

Kontra:
Mein einziger kleiner Kritikpunkt ist die Liebesgeschichte. Sie spielt keine zentrale Rolle, aber dennoch hätte es mich gefreut, wenn sie ein bisschen überzeugender gewesen wäre... Denn irgendwie kam für mich zwischen den Beiden keine richtige Chemie auf.

Zusammenfassung:
Ich würde das Buch nicht nur Jugendlichen empfehlen; auch für Erwachsene ist es meiner Meinung nach spannende, gutgeschriebene Unterhaltung.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.