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sommerlese
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Zu meinen Hobbies gehört Lesen einfach dazu. Meine Rezensionen erscheinen auch auf meinem Blog. Schaut doch bei Interesse mal rein! https://sommerlese.blogspot.com/
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Insgesamt 2612 Bewertungen
Bewertung vom 03.05.2022
Affenhitze / Kommissar Kluftinger Bd.12
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Affenhitze / Kommissar Kluftinger Bd.12


ausgezeichnet

Ein 1-A-Krimi mit interessantem Fall und vielen Lachflashs!

Eine enorme Hitzewelle macht den Bewohnern des Ostallgäus zu schaffen. Und ausgerechnet jetzt muss Kommissar Kluftinger auch in einem Leichenfund ermitteln, den man bei Ausgrabungen in einer Tonkuhle entdeckt hat. Eigentlich sollten dort eher tierische Knochen des Urzeitaffen "Udo" liegen, doch der Leichenfund ist der des wissenschaftlichen Vaters von Udo, Professor Brunner. Die Thesen des Paläontologen waren sehr umstritten und es gibt Neider, aber sind Meinungsverschiedenheiten gleich ein Mordmotiv? Ganz in der Nähe der Tonkuhle haben sich Mitglieder einer merkwürdigen Sekte angesiedelt, die nicht gut auf die Ausgrabungen zu sprechen sind, zerstört das doch die Balance der Natur. Auch privat hat Klufti einige Dinge zu erledigen, ein Flohmarktstand für Flüchtlinge will bestückt werden und die Tagesmutter seiner Enkelin kommt ihm recht seltsam vor. Die Drohne von Doktor Langhammer wäre genau richtig für eine Observierung der Frau.

Kluftinger wurde als Interims-Präsident eingesetzt, was ihm zwar ungemein schmeichelt, aber die neuen Anforderungen überfordern ihn enorm. Immerhin findet er Mittel und Wege, um die ungeliebten Aufgaben auf Mitarbeiter abzuwälzen, die diese Arbeitsweise inzwischen auch beherrschen. Der Mord am Ausgrabungsleiter fordert ihn, es gibt einige Verdächtige und ganz nebenbei setzt ihm die anhaltende Hitzewelle mächtig zu.

Ach herrlich, was habe ich bei diesem Buch wieder gelacht! Wer die Reihe um Protagonist Adalbert Kluftinger kennt, darf sich erneut auf einen typischen Klufti-Krimi freuen. In gewohnter Weise vermischt sich ein solider Krimifall mit den schrägen Aktionen und Ansichten des Kommissars und damit ist für spannende Ermittlungen und eine humorvolle Unterhaltung gesorgt. Richtig lustig fand ich die Pizzabestellung, die Beschaffung von Flohmarktspenden und die Steuerung einer High-Teck-Drohne mit Dr. Langhammer, die natürlich nicht ohne Komplikationen abläuft. Mir haben auch die ganzen Nebencharaktere sehr gut gefallen, sie alle bringen Schwung in die Geschichte. Die Handlung streift die Ausgrabungen von "Udo" und unternimmt damit einen Ausflug in die Urgeschichte der Menschheit. Stammen die ersten aufrecht gehenden Affen vielleicht aus dem Allgäu. Oder ist doch Lucy der erste Vormensch?

Bei dieser Reihe finde ich es sehr gelungen, dass der Charakter von Klufti stets in gleichbleibender Schrägheit daher kommt und sich nur im engen Rahmen seiner Möglichkeiten weiter entwickelt. Dieses Mal versucht er, mit der Zeit zu gehen und meldet sich bei Facebook an. Natürlich gelingen nicht alle seine Vorhaben, aber er wird sogar ein lokaler social media-Star.

Ein sauber gelöster Fall, bei dem Klufti zwar nicht als gewitzter Kriminaler glänzt, aber mal wieder den richtigen Riecher hat und den Täter enttarnt.

Für alle Klufti-Freunde ein Muss und ansonsten werden auch Neueinsteiger der Reihe Gefallen finden an diesem soliden Krimifall mit den schrägen Aktionen und Ansichten des Kommissars. Immer wieder für Lachflashs gut!

Bewertung vom 29.04.2022
Verheizte Herzen
Crossan, Sarah

Verheizte Herzen


sehr gut

Wenn Trauer nicht offen ausgelebt werden kann

Ana ist Anwältin, verheiratet mit Paul und Mutter zweier Kinder. Sie hat eine heimliche Affäre mit ihrem Kienten Connor, die sie gern öffentlich machen möchte. Doch Connor bleibt bei seiner Frau Rebecca. Eines Tages erfährt Ana ausgerechnet von Rebecca vom Tode Connors. Anas Welt bricht zusammen und sie hat niemanden mit dem sie darüber reden kann. Als Testamentsvollstreckerin hat sie nun häufiger Kontakt zu Rebecca und sucht förmlich deren Nähe. Kann das gut gehen? Und was wird sie über Connors Gefühle erfahren?

Dieser Roman ist etwas speziell, denn Sarah Crossan schreibt in einer Versform, die ich stylistisch nicht einordnen kann. Das hat mich überrascht und mich auch etwas verwirrt. Insgesamt wurde die Story aber eine runde Sache wurde und es wurden nach und nach Details enthüllt, die die Affäre näher beleuchten und besondere Hintergründe aufdecken.

Die Erzählerin Ana wirkt auf mich recht egoistisch und nicht sympathisch, denn sie fühlt sich vom Tod ihres Geliebten regelrecht verraten. Durch sie erfahren wir fast bruchstückhaft verschiedene Fragmente, die uns über die Affäre, die Gespräche mit Connor und Ehemann Paul und über ihre Zerrissenheit in Kenntnis setzen. Ana erzählt uns ihre Handeln, ihre Gedanken, die verletzten Gefühle und nicht erfüllten Hoffnungen und ihre Erinnerungen und springt ständig zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her. Das ist manchmal verwirrend, aber es bildet sich trotzdem ein umfassendes Bild der Liaison.

Im Verlauf der Handlung werden Dinge verlautbar, die Anas Zweifel zeigen, ihren persönlichen Verlust, ihre verletzten Gefühle und die große Leere. Aber was macht eine heimliche Affäre mit den anderen Partnern und ihren Familien? Egal, wie man sich entscheidet, es gibt immer Leidtragende. In diesem Fall ist Ana durch den Tod ihres Geliebten vor Trauer erfüllt und sucht ausgerechnet die Nähe von Connors Ehefrau. Denn auch sie trauert ja um den gleichen Mann. Dadurch fühlt sich Ana ihr ganz nah und lernt sie näher kennen.

Für besondere Spannung sorgt der Umgang beider Frauen, der mit der rechtlichen Abwicklung der Erbschaft beginnt. Ich habe mich gefragt, ob Rebecca Kenntnis von Connors Liebschaft mit Ana hatte.

"Verheizte Herzen" hat mich gebannt in einen Lesesog versetzt und bis zum Schluß gefesselt. Durch die lockere Versform lässt sich der Roman schnell weglesen und überrascht mit einer unerwarteten Offenbarung am Ende.


"Verheizte Herzen" ist ein besonderer Roman, der mit Intrigen, Liebe, Heimlichkeit und Betrug das menschliche Verlangen beschreibt und zu überraschen vermag.

Bewertung vom 28.04.2022
Sanddornzauber / Sanddorn Bd.4
Johannson, Lena

Sanddornzauber / Sanddorn Bd.4


sehr gut

Interessanter Roman, der Rügen-Romanze und Müllskandal miteinander verbindet

Der Frühling ist auf Rügen eingezogen, als die 33-jährige Suse dort eintrifft, um während einer Auszeit dem Sinn ihres Lebens auf die Spur zu kommen. Sie erhofft sich Hilfe durch ein Coaching bei Franziska Marold und wohnt in der Villa Sanddorn. Franziska erkennt schnell, dass der qualvolle Tod von Suses Mutter eine große Lücke gerissen hat und immer noch schmerzt. Die beste Methode ist Ablenkung und so unternimmt Suse eine Bootstour mit Fischer Heinrich. Mit an Bord ist auch Meeno, der Suse eigentlich viel zu selbstbewusst und erfolgreich ist. Aber sie lässt sich auf eine Verabredung ein und findet heraus, dass auch Meeno Sorgen mit sich trägt.

Die Vorbände dieser Reihe habe ich durch ihre stimmungsvollen Storys als reine Wohlfühlromane eingestuft. Bei Sanddornzauber gibt es durch Inselbeschreibungen und die Romanze zwischen Suse und Meeno zwar auch Momente des Wohlbefindens, aber die Aufdeckung der Hintergründe eines Todesfalls und eines Müllskandals zwischen der Bundesrepublik und der DDR sind recht tiefgründig und eher sorgenvoller Natur. Im Nachwort geht Lena Johannson auch auf die historischen Hintergründe näher ein.

Suse und Meeno sind zwei sympathische Charaktere, die beide durch den Verlust eines Elternteiles persönliche Qualen durchlitten. Diese Gemeinsamkeit schweißt sie auf besondere Weise zusammen, denn wie es der Zufall will, hängen die Todesfälle mit alten Müllentsorgungsanlagen zusammen, bei dem die DDR gegen harte Devisen den westdeutschen Müll entsorgen sollte. Aus diesem Grund wurde bei Schöneiche im Osten ein Sondermüllofen errichtet, der zu schlimmen Erkrankungen der Anwohner geführt hat.

Die unterhaltsame Komponente des Romans setzt sich zusammen aus den bildhaften Beschreibungen Rügens und der emotionalen Atmosphäre der Freundschaft zwischen Suse und Meeno. Doch hinter der ganzen Story steckt ein krasser Giftmüllskandal, der menschliche Opfer forderte und durch die beiden Protagonisten näher untersucht und aufgedeckt wird. So verbinden sich Tiefgang und Unterhaltung zu einer stimmigen Geschichte, die etwas mehr bietet als nur leichte Urlaubslektüre.


"Sanddornzauber" enthält neben einer unterhaltsamen Rügenromanze auch einen tiefgründigen Teil, der Informationen über einen Müllskandal aus der deutsch-deutschen Vergangenheit aufdeckt. Dieser Roman hat mich damit sehr überrascht und ich würde ihn nicht unbedingt als leichte Strandlektüre einstufen.

Bewertung vom 27.04.2022
Ein Fest im Grünen - Sommerküche
Gleeson, Erin

Ein Fest im Grünen - Sommerküche


sehr gut

Ein Genuss für Auge und Gaumen, der Reiselust weckt

Erin Gleeson arbeitete als Fotografin bereits mit mehreren renommierten Köchen zusammen und führt, seit sie in San Francisco lebt, den Blog "The Forest Feast", aus dem ihr Bestseller "Ein Fest im Grünen" entstand. in "Ein Fest im Grünen – Sommerküche" stellt sie uns ihre vegetarische Sommerküche vor, die sie stimmungsvoll mit Bildern ihrer eigenen Urlaubserinnerungen untermalt. Sie stellt ihre Urlaubsunterkünfte vor und außerdem insgesamt 100 Rezepte, die vegetarisch, einfach zuzubereiten und den Jahreszeiten und Ujrlaubsorten angepasst sind.

Dieses Buch ist ein Reise-Koch-Journal, denn es ist eine Mischung aus Homestory, Reisezielen (Santa Barbara, Los Angeles, Big Bear Lake, Eastern Sierra, Humboldt County, Palm Springs, Lake Tahoe), Landschafts- und Unterkunftsfotos und passenden Rezepten, die von Erin Gleeson in der Sonne Kaliforniens für ihre Familie zubereitet wurden. Die Einflüsse der mexikanischen Küche sind ebenso spürbar, wie die Verwendung von regionalem Obst und Gemüse. Im Norden wird Grünkohl angebaut, es gibt Mandelplantagen, Dattelfarmen und diverste Obstsorten wie Orangen, Aprikosen, Papayas und den bekannten Weinanbau.

Das Buch gliedert sich in die folgenden Kapitel:

Snacks: Sommerlich bunte Käseplatte, mediterrane Nachos
Drinks: Herbstbowle, Rosé Spritz
Salate: Maissalat, Süßkartoffelsalat, Tomatensalat mit Pistazien-Gremolata
Beilagen: Gratinierte Parmesamkartoffeln, Rosenkohlpfanne,
Frühstück: Pink Pancakes, Polenta mit Green Chiles und Ei
Hauptgerichte: Süßkartoffel-Chili, Gebratener Tofu mit Zwiebel, Tortilla-Pie, Zucchini-Sandwiches
Desserts: Kaki-Smoothie, veganes Ananas-Softeis
Tipps für die Reisegestaltung: Nationalparks, Strände, Farmen, Restaurants, Unterkünfte
Praktische Reisetipps:

Zu den Rezepten kann ich anmerken, dass sie alle gut für Anfänger geeignet sind und speziell Anhänger der amerikanischen Küche finden hier ihre persönlichen Genussmomente. Mir gefallen besonders die sommerliche Käseplatte, die Cocktails und Salate und einige Hauptgerichte. Alle Rezepte kommen mit wenigen Zutaten aus, viel kochen muss man nicht und die Gerichte sind schnell zubereitet. Es werden auch viele Fertigprodukte wie Pizzateig, Blätterteig, Nachos, Tortillas oder Saucen verwendet. Deshalb muss ich für die Rezepte leider einen Stern abziehen. Ansonsten ist dieses Buch der optische Hingucker schlechthin. Die wunderschönen Fotos zaubern ein urlaubsmäßiges Flair und man möchte am liebsten die Reiseziele der Autorin selbst besuchen.

Insgesamt eignet sich das Buch besonders als Lockmittel für Urlauber, die Kalifornien näher kennenlernen möchten. Und man kann ja schon einmal mit den Gerichten anfangen!

Dieses Reise-Koch-Journal ist ein Augenschmaus, es weckt die Urlaubssehnsucht und ist etwas für Amerika-Liebhaber, aber auch für alle Kochfreunde und Vegetarier, die sich der amerikanischen Küche verschrieben haben. Es macht einfach große Freude, dieses Buch durchzublättern und das ein oder andere Rezept auszuprobieren.

Bewertung vom 26.04.2022
Grow & Gather: Ein Jahr in meinem Schnittblumen-Garten
Alexander, Grace

Grow & Gather: Ein Jahr in meinem Schnittblumen-Garten


sehr gut

Ein praxisnahes Gartenbuch für alle Blumenfreunde
Im Prestel Verlag erscheint Grace Alexanders Gartenbuch "grow & gather". Sie beschreibt darin ein Jahr in ihrem Schnittblumengarten.

Die Floristin Grace Alexander besitzt einen bezaubernden Schnittblumen-Garten in Somerset, in Englands Südwesten. Sie erklärt welche notwendigen Arbeitsschritte in ihrem Garten im Laufe des Jahres erforderlich sind. Was man beim Aussäen, Pflanzen, Hegen und Pflegen beachten muss? Wie man Rosen, Tulpen, Dahlien und andere Blumen kultiviert? Wann muss gewässert oder gedüngt werden? Und wie arrangiert man Blumen in Sträußen oder erhält sie in getrockneter Variante für den Winter?

Grace Alexander verkauft in ihrem Floristikgeschäft selbstgezogene Samen von Schnittblumen aus ihrem eigenen Blumengarten. Sie gibt in diesem Buch ihre erprobten Tipps an die Leser:innen weiter und vermittelt mit persönlichen Erzählungen ein Bild von ihrem Schaffen im eigenen Garten. Begleitet werden die Texte durch wunderschöne Fotografieren, die Grace in ihrem Garten zeigen, aber auch die Ernteerfolge und die zauberhaften Ausblicke in ihrem Garten festhalten. Das macht Lust auf so einen zauberhaften Garten und weckt die Sehnsucht nach einem Leben mit einem naturnahen Garten und schafft einem achtsamen Blick auf die Natur.

Mir haben die einzelnen Texte inhaltlich sehr gefallen, die Autorin zeigt ihren Garten und sich bei den anfallenden Arbeiten im Wandel der Jahreszeiten. Dabei geht sie ins Detail und beschreibt persönliche Themen wie beispielsweise über ihre Hunde. Aber sie gibt auch entscheidende Tipps wie man mit Metallstäben seine Beete im Schnittblumengarten abstützen kann oder wie man im Sinne von Korean National Farming eigenen Dünger mithilfe von fermentiertem Pflanzensaft selbst herstellt.

Sie arbeitet aber nicht nur im Garten, sondern sie feiert dort auch ihre Feste, wie beispielsweise ihre eigene Hochzeit oder verschiedene Gartenpartys. Dazu erklärt sie, wie man einen Tisch eindeckt und welchen Tischschmuck man auswählen kann.

Ihre Gedanken über das Jäten sind ebenso interessant zu lesen wie die Wunderwelt der Samen oder das Binden eines Blumenstraußes der Saison. Aber auch Kompostieren will gelernt sein, ebenso das Schneiden von Dahlien oder die Versorgung des Bodens über den Winter.

Schrittweise führt uns die Autorin durch ihr Gartenjahr und stellt alle notwendigen Arbeitsgänge vor. Für Blumenfreunde sind all diese Tipps interessant zu lesen, ich empfinde das zu sehr speziell auf Grace Alexanders Garten abgestimmt. Ich habe die für mich entscheidenden Schritte herausgesucht und hilfreiche Tipps gefunden. Schliesslich ist jeder Garten anders aufgebaut und nicht jeder hat die Möglichkeit, sich ein Gewächshaus in den Garten zu stellen.

Alles in allem ein wunderbares Gartenbuch, bei dem die Aufgaben und die Freuden eines Gartens eindrucksvoll und umfangreich beschrieben werden. Gerne würde ich diesen Garten einmal besuchen.

Bewertung vom 26.04.2022
Schwesternbande / Die Fabrikantinnen Bd.1
Lindberg, Sarah

Schwesternbande / Die Fabrikantinnen Bd.1


ausgezeichnet

Lebensträume zwischen Leid und Liebe

Die Schwestern Emmi und Anni leben Anfang der dreißiger Jahre in einem Dorf bei Hildesheim. Sie sind grundverschieden, die ältere Schwester Emmi ist intelligent und zurückhaltend, Anni dagegen lebenslustig und quirlig. Ein tragischer Schicksalschlag in ihrer Familie lässt alle Hoffnungen auf die Verwirklichung ihrer Lebensträume platzen, sie müssen gemeinsam mit ihrer Mutter um ihr Überleben kämpfen. Bei einer Tanzveranstaltung lernen sie den Zuckerfabrikantensohn Emil kennen, in den sich Emmi sofort verliebt. Doch Emil macht Anni den Hof, beide heiraten und während Emil im Betrieb groß eingespannt ist, ist Anni der Bosheit ihrer Schwiegermutter ausgesetzt. Es folgt ein weiteres trauriges Unglück, und es liegt an Emmi, ob sie auch in diesem Fall der rettende Anker sein wird.


Zwischen Liebe und Leid schwankt die Handlung dieser wunderbar erzählten Geschichte, die von Schicksalsschlägen und Widrigkeiten begleitet wird und damit einer emotionalen Achterbahnfahrt gleicht. Ich habe alles sehr gebannt verfolgt und konnte die schweren Zeiten intensiv mitfühlen.

Es war interessant zu beobachten, dass das Verhältnis der Schwestern trotz ihrer charakterlichen Unterschiede sehr innig und sich gegenseitig verbunden blieb. Das machte sie mir beide sympathisch, wobei mich Annis naive Art doch gestört hat und deshalb auch Emmi meine Lieblingsheldin war. Ständig hat sie ihre eigenen Träume verworfen und mit ihren hilfreichen Ideen und ihrer Tatkraft positive Weichen gesetzt, um ihrer Familie ein Auskommen zu sichern.

Sarah Lindbergs Erzählstil ist einnehmend, flüssig und sie beschreibt den Zeitgeist sehr authentisch. Die Handlung wirkt durch die vielen persönlichen Schwierigkeiten sehr emotional und die Knappheit an Arbeitskräften für den Rübenanbau und in der Zuckerfabrik nach dem Krieg wird sehr realistisch geschildert. Ich konnte gut in die Story eintauchen und habe die Lebensumstände der vielen vom zweiten Weltkrieg betroffenen Menschen ergriffen miterlebt. Und Emmi hat sich von einem intelligenten jungen Mädchen zu einer mutigen und tatkräftigen Frau entwickelt, die Verantwortung für ihre Mitmenschen und insbesondere die Zuckerrübenfabrik übernimmt.

Dieser bewegende erste Band der Familiensaga ist ein überzeugendes Leseerlebnis über eine schwere Zeit, die hier auf mitreißende Weise erzählt wird. Auf den Folgeband freue ich mich schon sehr.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.04.2022
Auguste / Die Frauen vom Karlsplatz Bd.1
Stern, Anne

Auguste / Die Frauen vom Karlsplatz Bd.1


sehr gut

Ein wunderbarer, bewegender Auftaktband zum Thema Emanzipation

1892: Die junge Auguste zieht mit ihren Eltern und ihrem jüngeren Bruder nach Lichterfelde in eine Villa am Karlsplatz. Sie besucht die höhere Mädchenschule, um dort auf ihre Rolle als Ehefrau vorbereitet zu werden und lernt dort ihre neue Freundin Lotte kennen, die ein Freigeist ist und von einem Studium der Medizin träumt, was zur damaligen Zeit noch undenkbar war. Als Auguste erfährt, dass ihre Eltern ihre Verlobung planen, glimmt ein Funke von Widerstand in ihr auf. Denn auch sie möchte so frei sein wie Lotte. Doch dann gibt es einige dramatische Ereignisse, die Augustes Leben an einen Wendepunkt stellen.

"...Wissen ist das Schönste, was das Leben zu bieten hat, und Klugheit die größte Zierde einer Frau." Zitat S. 27



Mit diesem Buch lässt uns Anne Stern in die Kaiserzeit eintauchen, erzählt mit ihren beiden Hauptfiguren Auguste und Lotte eine Geschichte von einer engen Freundschaft zweier junger Mädchen, die sich nicht dem Korsett des damaligen Frauenbildes unterwerfen wollen.

Wir starten in einer Zeit des Umbruchs, die ersten Sufragetten kämpfen bereits für das Wahlrecht der Frauen. Aber noch ist in Berlin für Mädchen immer noch die Rolle der fügsamen Ehefrau vorgesehen. Gegen diese Vorstellung wagt Lotte aufzubegehren und steckt Auguste damit an. Dann nehmen die Dinge ihren Lauf und es gibt in beider Leben einige Widrigkeiten und ernste Probleme, die den Roman zu einer besonders interessanten Lektüre machen.

Die Wünsche der jungen Frauen werden trotz aller Widerstände immer noch von ihren Eltern in die angestrebte Richtung gelenkt, bei der eine traditionelle, aber ungewollte Ehe das erwünschte Ziel ist und in Schande geratene Mädchen einfach in die nächste Psychiatrie gesteckt werden. Dieser Zustand hat mich sehr berührt und ich habe mit Lotte und Auguste mitgefiebert. Zu diesem Ereignis gibt es entsprechende Tagebucheinträge eines Arztes, die mich durch die allgemein geltenden Ansichten sehr empört haben. Glücklicherweise sind wir über diese kruden Vorstellungen mittlerweile hinaus.

Die Geschichte wird von Anne Stern auf bildhafte Weise mit atmosphärischer Stimmung und dem passenden Zeitgeist beschrieben. Wir erleben zwei mutige junge Frauen, die aufbegehren gegen die gesellschaftlichen Erwartungen und damit den Weg freimachen für kommende Generationen.


Ein bewegender Roman, der die gesellschaftlichen Zwänge zur Kaiserzeit deutlich macht und zwei Frauen beschreibt, die für ihre Selbstbestimmung kämpfen.

Bewertung vom 23.04.2022
Minjos wimmelig wunderbares Schloss der Wünsche
Bock, Billy

Minjos wimmelig wunderbares Schloss der Wünsche


sehr gut

Ein bezauberndes Wimmelbuch-Vergnügen
Zauberer Zackezisch muss mit seiner Drachin zum Arzt, währendessen soll Zauberschüler Minjo die Truhe mit den schlafenden Zaubertieren bewachen. Auf keinen Fall darf Minjo die Truhe öffnen, weil die Tiere dann entwischen und ihrem Traum folgen und zum Schloss der Wünsche fliegen. Doch dann passiert es doch, die Truhe öffnet sich und die fünf Tiere fliegen davon. Minjo und sein Freund der Feuerdrache machen sich auf die Suche nach dem Schloß der Wünsche und folgen den Tieren. Im eisigen Wolkenschloß finden sie die Eisbärin Propella und die Reise geht noch weiter. Sie besuchen eine Felsenburg, entdecken ein wunderschönes Blumenschloß, landen in der Wüste und gelangen endlich im Zauberwald an ihr Ziel. Dort finden alle ihren persönlichen Sehnsuchtsort.

Dieses wunderbar bebilderte Buch dreht sich um fünf ausgerissene Zaubertiere, die uns auf ihrer Reise nach ihrem Traumplatz durch verschiedene traumhaft schöne Settings führen. Mit den vielen kleinen Details ist dieses Buch ein besonderer Augenschmaus, der nicht nur zauberhaft anzusehen ist, sondern auch viel entdecken lässt.

Es gibt unterschiedliche Einblicke in verschiedene Settings, bei denen man im Querschnitt die einzelnen Innenräume betrachten kann und am Ende gibt es das.

Mit dieser wimmeligen Geschichte wird die Fantasie angeregt und es werden traumhafte Bilder gezeigt, die durch eine kindgerechte Texte begleitet werden. Ganz nebenbei kann man etliche Motive von bekannten Märchen entdecken, wie den Froschkönig und Aladins Wunderlampe und noch viele andere.
Am Ende der Geschichte wird auf einem vieseitigen Panorama das Schloss der Wünsche in voller Pracht gezeigt.
Die Botschaft ist klar, dort, wo man sich wohlfühlt, ist auch der persönliche Sehnsuchtsort.

Bezaubernde Bilder und eine fantasievolle Story machen dieses Wimmelbuch zu einem echten märchenhaften Vergnügen.

Bewertung vom 22.04.2022
Das Inselmädchen
Beerwald, Sina

Das Inselmädchen


ausgezeichnet

Ein krönender Abschluß der Sylt-Reihe mit einem Hauch von Nostalgie

Das exclusive Hotel »Strandvilla« und das Dünencafé locken immer noch viele berühmte Gäste an und laufen auch 1931 weiterhin erfolgreich. Doch trotz des Erfolgs ist Moiken in ihrer unglücklichen Ehe mit Adam gefangen und sie sorgt sich um ihre Tochter Frieda, die einen Mann liebt, der einer Inselerbin nicht standesgemäß erscheint. Aber kann Moiken ihrer Tochter diese Liebe verbieten? Schließlich weiß sie selbst doch am besten, wie schmerzhaft der Verzicht auf die große Liebe sein kann. Als der Krieg der Insel immer näher kommt, denkt Moiken über das eigene Glück nach.

Es dauerte nicht lange, da war ich wieder mitten ins Geschehen von Moiken und ihren beiden Töchtern eingetaucht und fühlte mit ihnen und war ihren Gedanken und Erlebnissen eng verbunden. Die wahre Liebe scheint in Moikens Familie immer mit Hindernissen verbunden zu sein. Das Leben auf Sylt ist von persönlichen Schicksalsschlägen und Problemen geprägt, da nützt auch der ganze finanzielle Erfolg des Hotels Strandvilla nicht.

Sina Beerwalds einnehmender und detailreicher Schreibstil und ihre inhaltsreiche und abwechslungsreich aufgebaute Handlung führen wunderbar durch das Geschehen, ohne dass es auch nur ein bißchen langweilig wird. Die Erlebnisse auf der Insel werden mit schönen Momenten, aber auch mit Widrigkeiten und Nebenhandlungen geschildert, sie alle laufen vor dem authentisch dargestellten Hintergrund der historischen Ereignisse ab und aufgrund dieses eingebauten Zeitgeists wurde mir die erfolgreiche Recherchearbeit der Autorin absolut bewusst. Sie zeigt, welchen Einfluß die historischen Ereignisse auf Sylt nahmen und wie dort das Leben immer mehr vom Machtgefüge der Nazis und vom Krieg beeinflusst wurde und damit den Inselbewohnern einiges abverlangte. Ich habe mit Moikens Familie alle Emotionen hautnah miterlebt und fühlte mich ihnen ganz nah. Für mich ist das zufriedenstellende Ende genau das, was mich mit dieser Saga auf wunderbare Weise abschließen lässt.

Ein wunderschön erzählter Abschluß der Saga, voller mitnehmender Ereignisse mit historischer Einbindung und ein nostalgisch anmutendes Lesevergnügen.

Bewertung vom 20.04.2022
Der alte Bär
Hissey, Jane

Der alte Bär


ausgezeichnet

Dieses Buch hat das Zeug zum Lieblingsbilderbuch
Das Bilderbuch "Der alte Bär" von Jane Hissey ist ein Kinderbuchklassiker, der im Anaconda Verlag neu aufgelegt wurde. Es eignet sich für die Altersklasse ab 3 Jahren.

Vor einiger Zeit wurde der alte Bär auf den Dachboden gebracht, weil die Kinder einfach zu grob mit ihm umgingen. Seine Freunde Teddy Braun, das Kaninchen, die Ente und der kleine Bär wollen ihm helfen und ihn endlich wieder in die Arme schließen und überlegen, wie sie den alten Bär ins Spielzimmer zurückholen können. Es gibt einige gute Rettungsideen, aber wird auch eine erfolgreich sein?

Was für eine liebenswerte Geschichte über die vier Freunde, die den alten Bären sehr vermissen. Immerhin haben sie mitbekommen, dass der Bär auf den Dachboden gebracht wurde. Doch wie sollen sie da nur hinkommen? Wenn sie einen Turm mit Bauklötzen bauen, könnte es klappen. Aber nein, der Turm wackelt gewaltig und stürzt ein. Doch wie wäre es mit großen Sprüngen auf dem Bett, vielleicht ist das hoch genug, um an die Dachluke zu gelangen. Der Hase hüpft und hüpft, immer höher, aber es reicht nicht. Fast scheint ihr Plan ausweglos, egal, was sie auch noch versuchen. Doch die Freunde geben nicht auf, jeder steuert einen Plan bei und schließlich hat die Ente eine Idee, die sie zum Erfolg führt. Was ist für eine große Freude, als sie den alten Bären wieder in die Arme schließen können. Eine wunderbare Geschichte über Freundschaft und Gemeinschaft, denn niemand ist gern allein.

Die Texte sind kindgerecht, in großer Schrift und somit auch für Erstleser geeignet. Aber das Highlight sind die wirklich entzückenden, zauberhaften Illustrationen, die die Geschichte wunderbar begleiten.

Ein wunderbares Bilderbuch über Freundschaft und Einfallsreichtum beim Spielen und zum Vorlesen und Anschauen sehr zu empfehlen. Dieses Buch hat das Zeug zum Lieblingsbilderbuch.