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Benutzername: 
Igelmanu
Wohnort: 
Mülheim

Bewertungen

Insgesamt 997 Bewertungen
Bewertung vom 20.12.2016
Weihnachtsmann - was nun?
Fallada, Hans

Weihnachtsmann - was nun?


ausgezeichnet

»Ein wesentlicher Unterschied zwischen Kindern und Erwachsenen ist der, dass die Großen ungefähr wissen, was sie vom Leben zu erwarten haben, die Kinder aber erhoffen noch das Unmögliche. Und manchmal behalten sie damit sogar recht.«

In diesem Buch teilt Hans Fallada mit dem Leser einige seiner Weihnachtserinnerungen und dichtet noch weitere hinzu. Er lässt das Weihnachten seiner Kindheit lebendig werden, blickt zurück auf die schwierigen Anfangsjahre, bevor er die ersten literarischen Erfolge feiern konnte. Man ist dabei, wenn er die ersten Feste mit den eigenen Kindern feiert und wenn – gegen Ende seines Lebens – das Fest mit Einsamkeit verbunden ist.
Fallada lebte von 1893 bis 1947. Unschwer kann man sich vorstellen, dass allein dieser Zeitraum für höchst unterschiedlich erlebte Weihnachtsfeste sorgte. So manche Geschichte ist von Not geprägt und birgt doch stets einen Kern von Hoffnung und Zuversicht in sich. Fallada schrieb leicht und humorvoll, oft mit einem Augenzwinkern und immer ganz nah dran am Menschen. In jede der Geschichten konnte ich sofort eintauchen und das Buch las sich in einem Rutsch.
Ergänzt wird das Ganze durch ein paar Familienfotos, Auszüge aus Briefwechseln und netten Dingen wie dem Abdruck des Wunschzettels des 9jährigen Fallada aus dem Jahr 1902.

Fazit: Diese Weihnachtserinnerungen habe ich sehr gerne gelesen. Mal besinnlich, oft humorvoll und immer großartig erzählt.

»Dann ging es ins Bett. Bücher mitzunehmen war verboten, aber irgendein besonders geliebtes Spielzeug durfte sich jedes auf den Stuhl vor seinem Bett stellen. Und dann das Erwachen am nächsten Morgen. Dies Gefühl, aufzuwachen und zu wissen: Heute ist wirklich Weihnachten. Wovon wir seit einem Vierteljahr geredet, auf was wir so lange schon gehofft hatten, nun war es wirklich da.«

Bewertung vom 20.12.2016
Der klassische Adventskalender

Der klassische Adventskalender


sehr gut

»Und auf einmal huben sie an, die Glocken der heiligen Nacht, und wogten und wallten über die stille Erde voll feierlichem Ernst und feierlicher Freude. Und es antwortete von allen Türmen der großen Stadt.«

24 Geschichten bis zum Fest – damit hatte mich dieses Adventskalenderbuch voller klassischer Geschichten gelockt. Beeindruckend ist die Vielzahl namhafter Autoren, die hier vertreten sind. An einem Tag begegnet man Hans Christian Andersens „Schneekönigin“, an einem anderen gibt es Agatha Christies „Weihnachtspudding für Hercule Poirot“. Weitere beteilige Autoren sind beispielsweise Charles Dickens, E.T.A. Hoffmann, Selma Lagerlöf, Hermann Löns, Thomas Mann, Karl May, Rainer Maria Rilke oder Theodor Storm.
Nahezu allen Autoren ist gemein, dass sie im 18. oder 19. Jahrhundert geboren wurden – hier hat es der Leser wirklich mit schönen, alten Geschichten zu tun. Je nach Ort der Handlung erlebt man, wie Weihnachten im verschwenderischen Luxus großbürgerlicher Familien oder in bitterer Not bei den ganz Armen gefeiert wurde. Manche Geschichten waren für mich gute Bekannte, tauchen sie doch regelmäßig in Sammlungen von Weihnachtsgeschichten auf, andere dagegen begegneten mir zum ersten Mal. Gefreut habe ich mich auch über das Weihnachtskapitel aus dem „Trotzkopf“, da es locker 40 Jahre her ist, dass ich dieses Buch gelesen habe.

Der kleine Band aus der Fischer Taschenbibliothek macht einen edlen Eindruck, passt mit goldenem Einband und feinen, dünnen Seiten perfekt zum klassischen Inhalt.
Jeden Tag ein Kapitel zu lesen gelang mir allerdings nicht. Vielleicht bin ich ungeeignet für diese Art von Adventskalender, aber die Kapitel unterscheiden sich vom Umfang her auch ziemlich. An manchen Tagen umfasst das Kapitel 10 Seiten, an anderen 50. Und da ich unter der Woche oft nur wenig Lesezeit habe, schaffte ich mal ein Kapitel nicht komplett, las dafür an anderen Abenden gleich mehrere. Der größte Teil hat mir gut gefallen, mit einzelnen Geschichten wurde ich jedoch nicht warm.

Fazit: Schöne, klassische Sammlung – sehr stimmungsvoll!

Bewertung vom 20.12.2016
Wunder kommen leise
Roose, Paula

Wunder kommen leise


sehr gut

Am späten Vormittag frühstückten wir ausgiebig, dann verabschiedete Rudi sich. Meine Klamotten sollte er behalten. Da bestand ich drauf. »Komm mal wieder vorbei, Rudi«, sagte ich an der Tür. Er kramte in seinem Bündel und zog nach längerer Suche einen vergoldeten Schlüssel hervor. Den drückte er mir in die Hand. »Hier, als Dankeschön«, und augenzwinkernd fügte er noch hinzu: »Das ist der Schlüssel zur Weihnachtsfreude.«

Bislang war von Weihnachtsfreude bei Johannes Bublitz nichts zu spüren. Nach dem Scheitern seiner Ehe war es mit seinem einst erfolgreichen Geschäft rapide bergab gegangen. Am Ende stand Hartz IV und große Verbitterung. An einem nasskalten Tag im Advent trifft Johannes auf der Straße einen, dem es noch schlimmer geht. Und hätte er den Obdachlosen Rudi nicht mit in seine Wohnung genommen, er wäre vermutlich erfroren. Mit dem Schlüssel zur Weihnachtsfreude weiß Johannes zunächst nichts anzufangen, aber er begibt sich auf die Suche. Das Forschen nach dem Geheimnis des Schlüssels konfrontiert ihn mit Dingen, vor denen er bislang davongelaufen war…

Dieses nette Büchlein war eigentlich als Adventskalender gedacht, aber die 24 Kapitel sind so kurz, dass ich sie hintereinander weg gelesen habe. Für jemanden, der nur wenig Zeit zum Lesen hat, wäre ein Kalenderkapitel sicher problemlos zu schaffen.
Die Geschichte verläuft nach altbekanntem Muster. Ein Mann, vom Schicksal gebeutelt, verliert den Glauben an sich, ans Leben und an Gott. Durch ein wundersames Ereignis in der Vorweihnachtszeit überdenkt er sein Leben, findet wieder zu sich und startet einen Neubeginn. Dass dieser klassische Ablauf vorliegt, merkt man sehr schnell. Überraschungen darf man daher nicht erwarten, wer aber Lust auf eine schöne altmodische Geschichte hat, kommt hier auf seine Kosten.
Der Stil ist angenehm zu lesen, allerdings dreht sich bei der Handlung viel um den christlichen Glauben. Das muss man einer Weihnachtsgeschichte zugestehen, aber wem das zu weihnachtlich ist, der sollte sich besser ein anderes Buch suchen. Ansonsten gibt es reichlich Stoff über Themen wie Vertrauen, Zuversicht und Nächstenliebe, über das Scheitern und einen Neubeginn und über die Liebe (ja, romantisch wird es auch ;-)

Fazit: Sehr traditionelle Thematik, aber schön umgesetzt.

»Als ich von meiner Luxusjacht des Lebens in den Ozean gestoßen wurde, habe ich die ganze Zeit auf das nächste Schiff gewartet, das mich rettet. Ich konnte doch nicht ahnen, dass Gott ein Floß schickt.«

Bewertung vom 12.12.2016
Ein Junge namens Weihnacht
Haig, Matt

Ein Junge namens Weihnacht


ausgezeichnet

»Kannst du dir vorstellen, dass es eine Zeit gab, als ihn niemand kannte? Eine Zeit, als der Weihnachtsmann ein ganz gewöhnlicher Junge namens Nikolas war, der ganz abgeschieden mitten im Nirgendwo lebte, oder besser gesagt, mitten in Finnland, und mit Wundern nichts zu tun hatte, außer dass er daran glaubte?«

Es gibt Bücher, da weiß ich genau, völlig egal, wie hoch sich bei mir die ungelesenen Bücher türmen, ich werde sie nicht nur einmal lesen. Bei diesem hier bin ich mir sicher, dass ich es alle Jahre wieder hervorholen werde.

Woher kommt eigentlich der Weihnachtsmann, wie lautet seine Geschichte – es gibt schon diverse Bücher, die sich dieser Frage angenommen haben. Schon lange gefiel mir aber keins mehr so gut wie dieses, das „die ganz und gar wahre Geschichte“ erzählt.
Es stimmt einfach alles und schon auf der ersten Seite verliebte ich mich in das Buch. Es ist einfach liebevoll, witzig und warmherzig geschrieben und dazu durchgehend mit einfach großartigen Illustrationen geschmückt – jedes Bild ein echter Hingucker!
Zum perfekten Weihnachtsbuch passen auch das tolle Cover mit den glitzernden Schneeflocken und der humorvolle Einfall, immer mal wieder eine Titelseite des „Tagesschnees“, der „überregionalen Wichtelzeitung“ abzubilden.

Fazit: Wundervolles Weihnachtsbuch, zum Alle-Jahre-wieder-lesen. Zielgruppe: Kinder (natürlich) und alle Erwachsenen, die ihrem inneren Kind mal wieder etwas Gutes tun wollen. Ein Buch, das man mit einem warmen Gefühl im Bauch liest.

»Das Unmögliche ist eine Möglichkeit, die du nur noch nicht erkannt hast.«

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.12.2016
Geheimnis in Weiß
Farjeon, J. Jefferson

Geheimnis in Weiß


gut

»Eine schlimme Sache. Und sie wird uns unangenehm berühren. Aber die Tragödie im Zug ist nicht die einzige. O nein.« Er wandte den Blick auf das Bild überm Kamin. Die Gestalt aus Farbe schien der aus Fleisch und Blut zuzuhören. »Es gibt noch eine weitere Tragödie, und es könnte sein, dass diese uns noch unangenehmer berühren wird. Sehen Sie, das Grauen im Zug, wie groß es sich auch erweisen mag – bislang weiß ich nur wenig darüber -, wird gewiss nicht an das heranreichen, das hier existiert in diesem Haus.«

Am Heiligen Abend des Jahres 1937 bleibt der 11:37 Uhr ab Euston wegen starken Schneefalls auf freier Strecke liegen. Einige Fahrgäste beschließen, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und verlassen den Zug, um sich zum nächsten Bahnhof durchzuschlagen. Aber der Schnee lässt auch ihnen keine Chance und mit letzter Kraft strandet die Gruppe an einem einsamen Landhaus. Obwohl die Tür offen steht, ein Feuer im Kamin brennt und das Teewasser kocht, ist niemand anwesend. Während die unfreiwillige Weihnachtsgesellschaft noch versucht, dieses Rätsel zu lösen, geschieht der erste Mord…

Dieses Buch, erschienen 1937 und nun erstmals auf Deutsch erhältlich, hatte mich gleich neugierig gemacht. Tatsächlich ist es eine interessante und geheimnisvolle Handlung, die hier aufgebaut wird. Das völlig eingeschneite, verlassene Landhaus bietet eine perfekte Kulisse, um zusammen mit diversen mysteriösen Vorkommnissen eine unheimliche Atmosphäre entstehen zu lassen. Reizvoll ist auch die Zusammensetzung der Gruppe, einige ihrer Zwangsteilnehmer sind charakterlich so grundverschieden, dass man sie normalerweise nie im gleichen Raum antreffen würde. Trotz gemeinsamen Schicksals sind Konflikte so unausweichlich!

Ein schöner Rahmen, sollte man meinen. Trotzdem war ich mit dem Buch nicht immer glücklich. Am Stil lag es nicht, der wirkt zwar – aus heutiger Sicht – ein wenig pompös, passt aber in die damalige Zeit. Nein, es war mehr die manchmal etwas unstrukturierte Handlung und vor allem einer der Hauptcharaktere, der hier auch noch die Rolle des „Chefermittlers“ übernommen hatte und mit dessen Art zu reden und sich auszudrücken ich überhaupt nicht klarkam. Der Mann schaffte es, dass ich eine (eigentlich spannende) Ausführung zur Frage „woher wussten Sie, dass…“ ermüdend fand.
Der Kriminalfall selbst war ganz ok, hat mich aber vom Einfallsreichtum her nicht vom Hocker gerissen.

Fazit: Tolle Atmosphäre und interessanter Ansatz. Die Umsetzung konnte mich aber nicht immer überzeugen. Ich denke, ich gebe dem Buch zu einem späteren Zeitpunkt noch mal eine 2. Chance.

»Na, jedenfalls gingen wir durch die Hölle, und es war Weihnachten, wenn also der eine oder andere ein bisschen komisch war, na, wer konnte ihm das verdenken?«

Bewertung vom 03.12.2016
Unter dem Sternenhimmel
Büchle, Elisabeth

Unter dem Sternenhimmel


sehr gut

»Fast ehrfürchtig trat Noa in die Mitte des Salons. Sie sah vor ihrem inneren Auge Auslagentische, Vitrinen und verschiedenartigste Aufbewahrungsbehältnisse, gefüllt mit Tischdecken und Kissen, Bilderrahmen, Vasen und Statuen, Büchern, Schreibutensilien und schmucken Kästchen, dazu eine Theke mit üppig blühenden Grünpflanzen und Schnittblumen, daneben eine Bar mit Kuchen und Snacks. Im Wintergarten stellte sie sich Cafétische und Stühle vor, dazwischen weitere Regale mit Wohnungsdekoration und nützlichen Accessoires. Im Sommer könnte man auch im Garten Tische aufstellen…«

Die 22jährige Noa erhält die Chance, ihren großen Traum zu verwirklichen: Ein eigener Laden voller schöner Dinge samt angeschlossenem Café. Voller Elan stürzt sie sich in die Arbeit, unterstützt von dem Schreiner Jonas, der ihr hilft, ihre Vorstellungen in die Realität umzusetzen. Und der dabei auch noch andere Zukunftsträume entstehen lässt. Doch Noa wird von einem dunklen Geheimnis aus ihrer Vergangenheit verfolgt, das droht, alles, was sie sich mühsam aufgebaut hat, wieder zu zerstören…

Diese romantische Geschichte spielt nicht nur zur Weihnachtszeit, sondern sie passt auch von der Stimmung und der Thematik her gut in diese Zeit. Denn es geht um mehr als nur die Liebesgeschichte zwischen zwei jungen Menschen, es geht um Vergebung, um 2. Chancen und um den Glauben an andere, an sich selbst und an Gott. All das kann man natürlich auch zu anderen Zeiten lesen, vor Weihnachten wirkt es aber besonders schön – bei mir hat jedenfalls so manche Textstelle jetzt gerade im Advent ein besonders warmes Gefühl im Bauch hervorgerufen. Der Stil ist angenehm und lädt dazu ein, das Buch in einem Rutsch zu lesen.

Die Charaktere wirken sehr authentisch, haben gute und schlechte Eigenschaften und wirken (mit Ausnahme einiger weniger Fieslinge, die wirklich nur mies sind ;-) sympathisch. Überraschungen konnten sie mir allerdings nicht bieten, dazu war ihr Tun, genau wie die Handlung allgemein, zu vorhersehbar.

Fazit: Etwas Schönes und Leichtes für Zwischendurch. Besonders geeignet als Wohlfühlbuch für fieskalte Wintertage.

»Als Kind habe ich manchmal darüber nachgedacht, ob die Sterne nicht auch Kerzen sein könnten, die Gott angesteckt hat. Für jeden Menschen eine, um uns zu zeigen, dass er an uns denkt und sich um uns kümmert. Dann hätte jeder ein Licht, das zu ihm gehört. Wie ein Versprechen, dass es trotz dunkler Tage doch noch Helligkeit gibt.«

Bewertung vom 01.12.2016
Engel im zweiten Lehrjahr
Hasler, Eveline

Engel im zweiten Lehrjahr


gut

»Du heilige Einfalt«, murmelte Petrus noch einmal. »Und du, Eleusi?«
Eleusius richtete seinen engelischen, schon leicht vergoldeten Zeigefinger hinunter Richtung Erdkugel. »Ich möchte in eine der großen, modernen Städte, in denen Wolkenkratzer stehen.«
Petrus kratzte sich hinter dem Ohr. »Du meinst also Manhattan … oder reicht dir auch Frankfurt?«
»Mit Verlaub, es müssen Wolkenkratzer sein mit mindestens fünfzig Stockwerken«, sagte Eleusius leicht geniert und schüttelte seine blonden Locken.
»Aha. Hmm, und wozu, wenn man fragen darf?«
»Liftfahren«, hauchte Eleusius. Er errötete sanft bis in die Flügelspitzen, denn Engel sind durchsichtig, und Gedanken und Gemütsregungen sind ihnen immer gleich anzusehen.

Am 24. Dezember dürfen die Engel des ersten und zweiten Lehrjahrs einen Ausflug zur Erde machen. Die „noch nicht sehr geläuterten Engel“ sollen dabei natürlich nicht nur ihren Spaß haben, sondern auch die Weihnachtsbotschaft vermitteln. In beiden Disziplinen ist Engel Eleusius eifrig bei der Sache…

In dieser netten, kleinen Weihnachtsgeschichte bemüht sich also Engel Eleusius Frieden auf Erden zu verkünden und gleichzeitig Spaß zu haben. Das Ergebnis ist streckenweise recht unterhaltsam und witzig, konnte mich aber nicht immer überzeugen.
Manchmal lag es einfach am Stil, der mir nicht so zusagte, manchmal aber auch an kleinen (in meinen Augen) Unstimmigkeiten, wie beispielsweise Reaktionen von Menschen, die ich einfach nicht nachvollziehen konnte.
Sympathisch ist aber auf jeden Fall der Ansatz, wonach „Anfängerengel“ noch weit davon entfernt sind, ohne Fehler und fern von allen menschlichen Empfindungen zu sein. Wenn Eleusius beispielsweise wie ein Kind mit dem Fahrstuhl immer rauf und runter fährt, dann muss man beim Lesen einfach schmunzeln.

Fazit: Nette Weihnachtsgeschichte für Zwischendurch. Auf meiner Weihnachtsbuch-Hitliste wird sie aber nicht erscheinen.

Bewertung vom 01.12.2016
Federflüstern / Zeitreise Bd.2
Rahlens, Holly-Jane

Federflüstern / Zeitreise Bd.2


ausgezeichnet

»Hallo?«, sagte Rosa und riss die Augen auf. »Ist dir klar, dass man das Diebstahl nennt?«
»Diebstahl?« Lucia stemmte die Hände in die Hüften. »Ebenfalls hallo? Das nennt man Überleben! Ihr müsst etwas essen, oder etwa nicht? Hast du vielleicht eine bessere Idee?«
»Warum können wir nicht einfach nach Hause gehen und dort etwas essen?«
»Weil wir nicht mehr zu Hause sind. Wir sind nicht einmal mehr in der Nähe von zu Hause.«

Gerade noch befanden sich die Freunde Oliver, Rosa und Iris im heutigen Berlin, doch im nächsten Moment katapultiert sie ein rätselhaftes Ereignis 125 Jahre in der Zeit zurück. Nur die ebenfalls unfreiwillig mitgereiste Lucia, die eigentlich im Jahr 2281 lebt und eine Schülerin der „Hawking School of Time Travel“ ist, erkennt, was geschehen ist. Und dass eine Rückkehr ins 21. bzw. 23. Jahrhundert nicht leicht werden wird.
Im Berlin des Jahres 1891 sind Telefone noch eine rare Neuheit, auf der Straße fahren Pferdekutschen und zudem ist es bitterkalt, was das Überleben noch mehr erschwert. Hilfe erhoffen sich die Kinder von dem Schriftsteller Mark Twain, der zu dieser Zeit in Berlin lebt. Wird es ihnen gelingen, wieder in ihre Zeit zurückzukehren oder müssen sie für immer im 19. Jahrhundert bleiben?

Das hat Spaß gemacht! Dieses Jugendbuch ist wirklich toll geschrieben und bietet einen sehr unterhaltsamen Mix aus Zeitreisestory, Spannung, Humor und „klassischen“ Jugendthemen wie Stress mit den Eltern oder erste Liebe. Mark Twain kann man gewissermaßen als Sahnehäubchen bezeichnen, er fügt sich wunderbar in die Handlung ein und wirkt dabei richtig „echt“. Dazu tragen zum Beispiel diverse Sätze bei, die ich aus seinem Buch „Die schreckliche deutsche Sprache“ kenne und die er hier äußert. Mit großem Einfallsreichtum gelingt der Autorin eine phantasievolle Geschichte, die trotzdem in sich schlüssig wirkt.

Den Vorgängerband „Blätterrauschen“ kenne ich noch nicht. Verständnisprobleme gab es trotzdem keine, denn zum einen gibt es genug Erklärungen im Text und zum anderen weist die Autorin schon im Vorwort darauf hin, dass es im Anhang eine Inhaltsangabe zu „Blätterrauschen“ gibt. Apropos Vorwort: Dieses wird sie (laut Datumsangabe) im August 2040 geschrieben haben ;-) Ich liebe solch kleine witzige Einfälle!

Fazit: Hier stimmt alles. Tolle Zeitreisestory, die richtig Spaß macht!

»Wow! Wo hast du gelernt, ein Schloss zu knacken?«, wollte Rosa wissen.
»In der Schule. Zeitreise-Überlebenstraining für Anfänger, Übung 7.«

Bewertung vom 24.11.2016
Kalte Havel
Pieper, Tim

Kalte Havel


ausgezeichnet

»Es ist sehr ernst. Sein bester Freund Hendrik hat ihn gestern Abend abgeholt. Anscheinend sind sie zur Sacrower Heilandskirche gefahren. Dort wurde Hendrik heute Morgen aufgefunden. Erschossen! Und Alexander ist verschwunden und meldet sich nicht. Sein Handy ist ausgestellt. Ich mache mir solche Sorgen.«

Eigentlich ist Hauptkommissar Toni Sanftleben von der Kriminalpolizei Potsdam seit rund 1,5 Jahren aus privaten Gründen beurlaubt, aber als Staatsanwältin Caren Winter ihn bittet, seinen Dienst wieder aufzunehmen, um den Mord und das damit verbundene Verschwinden ihres 16jährigen Sohnes zu untersuchen, zögert er nicht lange. Doch der Fall wird Toni alles abfordern und zu einem Wettlauf gegen die Zeit werden…

Endlich wieder ein neuer Fall für Toni Sanftleben! Ich hatte mich sehr darauf gefreut und wurde nicht enttäuscht.

Erneut kombiniert Tim Pieper einen spannenden Kriminalfall mit einer interessanten Rahmenhandlung rund um Tonis Privatleben und platziert all dies in eine Gegend, die nicht nur landschaftlich, sondern auch aus historischer Sicht reizvoll erscheint. Dabei werden die Örtlichkeiten so deutlich beschrieben, dass ich sie regelrecht vor mir sah und ohne Schwierigkeiten in die Atmosphäre eintauchen konnte. Speziell das Szenario rund um die Beelitzer Heilstätten war schon für die ein oder andere Gänsehaut gut.

Die Krimihandlung blieb durchgehend spannend und lud zum Mitermitteln ein. Eingestreute Rückblicke unterstützten dies, ließen mich glauben, dass ich auf dem Weg zur Lösung einen weiteren Schritt zurückgelegt hätte – um mich schließlich doch mit der Auflösung zu überraschen. An Verdächtigen mangelt es nicht und sowohl der Leser als auch Toni geraten bei den Ermittlungen schon mal auf die falsche Fährte. Letztlich sind sowohl die Ermittlungsarbeiten als auch die Auflösung logisch und schlüssig – für mich stets ein wichtiger Punkt, gerade bei einem Krimi.

Toni ist ein Mann mit Schwächen und ein Mann mit einer besonderen Geschichte. Wer den Vorgängerband nicht gelesen hat, muss aber keine Verständnisprobleme fürchten, die wichtigsten Infos werden genannt. Ganz eindeutig ist Toni ein Sympathieträger, mit dem man gerne mitfiebert. Auch unter den übrigen Charakteren sind einige sehr interessante dabei, sowohl solche, die man mag als auch solche, denen man beinahe alles zutrauen würde.

Fazit: Rundum gelungenes Krimivergnügen, spannend und vor toller Kulisse.

Bewertung vom 19.11.2016
Mein Sommer mit Mémé
Briag, Elaine

Mein Sommer mit Mémé


ausgezeichnet

»Sie wünschte, sie könnte das Licht einfangen, das durch die Zweige und Blätter der Kastanie drückte, den betörenden Duft der Gräser in ein Fläschchen füllen. Es zu besonderen Anlässen öffnen.«

Eigentlich wollte Paula sich mit ihrem Verlobten Jakob in Paris treffen. Doch Mémé, eine Matriarchin, wie sie im Buche steht, beordert die gesamte Familie ins Burgund zu ihrem Château, das dringend renoviert werden muss. Auch einige der anderen Familienmitglieder reisen nicht gerade freiwillig an – Konflikte sind somit vorprogrammiert. Ohnehin kriselt es in der ein oder anderen Beziehung, die 14jährige Urenkelin rebelliert und eine unerwartete Bedrohung kommt auf Mémés geliebtes Château zu…

Dieses Buch nimmt den Leser mit auf eine Reise in ein traumhaft schönes Stück Frankreich. Dort, inmitten einer Landschaft, deren Beschreibung von der Liebe der Autorin zu ihr geprägt ist, nimmt man Teil an einer Familiengeschichte, die im Laufe des Sommers eine intensive Entwicklung erfährt.
In diesem besonderen Sommer werden alte Familiengeheimnisse ans Licht gebracht, es werden aktuelle Probleme angegangen, es wird sich gestritten und geliebt und zwischendurch immer ausgezeichnet gegessen ;-) Langeweile gibt es nicht, weder für die Protagonisten, noch für den Leser.

Die Charaktere gestalten sich vielschichtig und sind für Überraschungen gut. Ich merkte, dass mir manche Eigenarten gewaltig auf die Nerven gingen, ich andere hingegen liebenswert fand. In der Summe ergibt das ganz normale Menschen, denn wer hat schon einen nur guten oder nur schlechten Charakter?
Auch die angesprochenen Probleme sind keine exotischen sondern solche, wie sie sehr vielen Menschen bekannt vorkommen werden. Auch mir ging das so, weshalb ich das Lesen manchmal als sehr aufwühlend empfand, gleichzeitig aber durch den leichten und angenehmen Stil getröstet wurde.

Am Ende steht für die Protagonisten ein gemeinsam erlebter Sommer, in dem sie nicht nur über die anderen, sondern auch über sich selbst neue Dinge erfahren konnten. Mir als Leserin brachte das Buch einige unterhaltsame Stunden und den ein oder anderen Denkanstoß.

Fazit: Charmante Familiengeschichte vor wunderschöner Kulisse. Leicht, aber trotzdem mit Tiefgang.

»Ich glaube daran, dass wir zulassen, wozu wir bereit sind, und dass uns etwas zur richtigen Zeit erreicht, wenn wir mit offenen Augen durch die Welt gehen.«