Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
nil_liest
Wohnort: 
Frankfurt

Bewertungen

Insgesamt 713 Bewertungen
Bewertung vom 16.12.2019
Hotel Cartagena / Chas Riley Bd.9
Buchholz, Simone

Hotel Cartagena / Chas Riley Bd.9


ausgezeichnet

Zum 9. Mal unterwegs und wieder gut wie eh und je!

Wenn man eine Rezension zu einem Band aus einer Reihe schreibt, ist es mir immer ein Anliegen die alten Fans abzuholen und die neuen Entdecker, die vielleicht mit den Protagonisten noch nicht vertraut sind und das ohne zu viel zu verraten! Oh ha!

Das Schöne an den Krimis rund um Chastity Riley ist ihre sehr eigene Art, sie ist eine Staatsanwältin mit Hirn und Füßen auf dem Boden der Tatsachen! Ja, ich finde auch, dass der Name für Hamburger Verhältnisse einfacher hätte ausfallen können… aber sonst ist ja alles perfekt!
Simone Buchholz ist eine Klasse für sich. Sie schreibt einfach gut – schnodderig und zugleich mit Niveau! Wie geht das? Ganz einfach, die Fälle sind gut und es ist kein Hamburger CSI, nein, eher verwegene und interessante Gespräche mit Zigaretten und Alkohol, die ans Ziel führen.
Und hier ein Einschub für die alten Hasen: Nicht wundern, denn dieser Fall ist etwas anders gestaltet als die Vorgänger! Macht aber nichts, der Lesespaß ist trotzdem gegeben.

Nun zu diesem 9. Fall, sofort ist man mitten im Geschehen drin. Zu Beginn trifft der Leser auf eine Horde wilder Männer, die böses im Sinn haben, mitten am Hamburger Hafen! Gepaart mit einer anfänglichen Geburtstagsparty (von Faller) auf der Chastity sich zunächst unwohl fühlt, da in einer zu schicken Hotelbar. Und dann passiert es – Maskiere stürmen die Bar und es gibt eine Geiselnahme! Rückblenden in die 80er Jahre bringen Dunkel in dieses Geschehen und auch in Chastitys Vergangenheit.Was hat das alles mit Cartagena zu tun? Lesen! Sonst verrate ich zu viel.

Muss man alle anderen 8 Fälle kennen? Es ist natürlich immer einfacher, aber ich bin überzeugt und ich finde auch, dass man nicht alle vorherigen Chastity Riley-Fälle kennen muss um hier im Text anzukommen. Die Spannung packt auch ohne Vorkenntnisse!

Fazit: Ein Krimi der aus meiner Sicht alles hat was er braucht: Niveau, Charm, Verwegenheit, Action und Spannung. Und natürlich für alle deren Herz für Hamburg brennt!

Bewertung vom 12.12.2019
Die Zeit des Lichts
Scharer, Whitney

Die Zeit des Lichts


ausgezeichnet

Es geht um die Optik

Dieses Buch zog mich zunächst durch das sehr schöne Cover in den Bann. Es wirkte antiquiert und retro und doch so modern. Wunderbar wie sich im Buchcover schon ein entscheidender Aspekt des Romans von Whitney Scharer wiederspiegelt: die Optik. Auch der Titel hält dem ästhetischen Thema stand: „Zeit des Lichts“. Es geht nämlich um das bewegte Leben der Fotografin Lee Miller.
Ein Roman der mit einem Prolog im Jahr 1966 startet aus der Retroperspektive aus der Sicht von Lee Miller erzählt und somit das Ziel vorzeichnet wo der Roman als Weg hinführt. Mag für den ein oder anderen zunächst Langweilig erscheinen, ist es aber ganz und gar nicht. Der Roman ist mit diesem vorgezeichneten alten Ego von Lee Miller eine Voraussage. Aber wie wird sie zu dem was sie am Ende ihrer Lebzeit war?
Natürlich eine fiktionale Annäherung, aber eine interessante! Die eigentliche Geschichte wird dann chronologisch erzählt und der Leser startet im Jahr 1929 in Paris mit einer jungen lebenshungrigen Lee Miller, die bereit ist die Welt zu entdecken, aber für damalige Verhältnisse als Frau sehr unfrei war.
Mir gefällt der Roman sprachlich sehr gut, eine fein erzählte Geschichte. Eine Frau die sich durchgeboxt hat und ihren eigenen Weg ging.

Fazit: Eine Hommage an eine moderne Frau in unmodernen Zeiten!

Bewertung vom 12.12.2019
Die Dame hinter dem Vorhang
Peters, Veronika

Die Dame hinter dem Vorhang


ausgezeichnet

Grand Dame einer vergangenen Zeit

Wenn ein/e Autor/in sich einem Thema angenommen hat und es mit viel Freude durchdenkt und eine Roman basierend auf ihrer Recherche zu Papier bringt, merkt man schnell ob mit Präzision gearbeitet wurde und das kann man in diesem Fall!
Veronika Peters hat mit „Die Dame hinter dem Vorhang“ ein wunderbares Buch geschrieben über die Exzentrikerin Edith Sitwell.
Ende des 19. Jahrhunderts war es in adeligen Kreisen notwendig als Frau eine Schönheit zu sein um auf dem Heiratsmarkt eine gute Partie abzubekommen. Und nun kommt Edith 1887 als hässliches Entlein zur Welt, zwar schlau wie ein Fuchs und mit einem ungebändigten Wissensdurst, aber leider zählte das Nichts zur damaligen Zeit, die Rolle der Frauen war klar beschränkt: Zum Glück hat Edith eine Freundin, Emma Banister, die ihr zur Seite steht so gut sie kann, denn sie ist im Rang nicht ebenbürtig, die Tochter des obersten Gärtners. Später bekommt sie eine Anstellung im Haus und kann ihr näher sein. Erzählt wird es allerdings aus Jane Banisters Sicht, die später einmal auch für Edith arbeitet. Eine sehr enge Vertraute, aber sie bleibt ihr Leben lang eine Angestellte.
Durch die beiden Banister Frauen lernen wir Edith Sitwell kennen durch alle Perioden ihres Lebens, sei es die tragische Liebe, der Krieg oder auch ihre zum Teil dürftige finanzielle Situation bis hin zu ihren schriftstellerischen Erfolge.
Edith Sitwell provoziert gerne, lockt ihren Gegenüber gern aus der Deckung und ist gnadenlos mit ihrem Umfeld. Trotz all ihrer Unzulänglichkeiten weicht Jane ihr nicht von der Seite.

Der Schreibstil ist angenehm und der Roman ist wohl bemerkt auf Deutsch verfasst, obwohl er britischer nicht sein könnte. Details, die auch viele Informationen zwischen den Zeilen durchblicken lassen. Well done!
Mich hat der Roman in seinen Bann gezogen und von Edith Sitwell überzeugt, genauso wie Veronika Peters mit ihrem Können.

Fazit: Wer sich der Grand Dame Edith Sitwell auf fiktive Weise nähern will, sollte unbedingt zu diesem sehr guten Portrait greifen.

Bewertung vom 09.10.2019
Wunderbare Zeiten / Die Schwestern vom Ku'damm Bd.2
Riebe, Brigitte

Wunderbare Zeiten / Die Schwestern vom Ku'damm Bd.2


ausgezeichnet

Historisch bewegende 50er Jahre!
Der zweite Teil der Trilogie “Die Schwestern vom Ku’damm” spielt in den „wunderbaren Zeiten“ der goldenen 50er in Berlin von 1952 bis 1957. Brigitte Riebe hat bereits mit dem ersten Teil ihr Können unter Beweis gestellt und mich von den Figuren überzeugt mit „Jahre des Aufbaus“! Nun starten wir im Jahr 1952 und das Kaufhaus brummt wieder. Alle Charaktere sind wieder mit dabei. Wer vergessen hat wer was wo und wie zusammenhing sei beruhigt, denn alle Eckpunkte aus dem ersten Band werden aufgegriffen und auf charmante Weise im ersten Teil wieder ins Gedächtnis gerufen. Daher ist der Roman auch eigenständig lesbar, wenn man sich vielleicht nur speziell für die 50er Jahre in Berlin interessiert. Ist man jedoch an der Reihe interessiert, rate ich definitiv mit dem ersten Band zu beginnen: „Jahre des Aufbaus“ und dann erst diesen zweiten Band „Wunderbaren Zeiten“ zu lesen. Was macht diese Reihe so besonders? Ich finde auch diesen Roman wieder wunderbar erzählt, eine dichte und breite Familiengeschichte wird erzählt kombiniert mit den historischen Ereignissen der damaligen Zeit. Die historischen Umstände und prägnanten Geschehnisse werden nonchalant eingewoben. Hier wird man bestens unterhalten und lernt zugleich so viel über die damalige Zeit. Wie beispielsweise das Verhältnis von Männern zu Frauen waren im geschäftlichen Umfeld, was trug man, was war sittlich, was war hip, wie sprach man, was wurde gegessen und konsumiert. All das steckt tief im Subtext und erhöht damit die Qualität der erzählten Geschichte. Und natürlich steht der Ost-West-Konflikt indirekt im Fokus, denn das tägliche Leben ist dadurch stark beeinflusst in Berlin.
Natürlich ist die Familiengeschichte auch (weiterhin) spannend, denn man will eigentlich immer wissen wie es mit der Familie Thalheim weitegeht. Jeder hat seine Höhen und Tiefen. Alles gut dossiert und auf die verschiedenen Personen verteilt. Mir gefallen die sehr unterschiedlichen Charaktere gut, vor allem die starken Frauen haben es mir angetan!

Bewertung vom 18.09.2019
Wieso? Weshalb? Warum? Das große Wimmelwissen (Riesenbuch)
Kessel, Carola von

Wieso? Weshalb? Warum? Das große Wimmelwissen (Riesenbuch)


ausgezeichnet

Die Reihe des Ravensburger Verlags Wieso? Weshalb? Warum? ist nicht ohne Grund so erfolgreich. Viele viele Themen werden auf eine leichte Weise erklärt und immer wunderbar illustriert. Und einer der Highlight sind die Klappen, die alle Bücher haben.
Dieses Buch aus der Reihe hat die Besonderheit, dass es wirklich ein großes Buch ist! Es ist ein wahrlich riesiges Buch und daher besonders dafür geeignet, wenn sich mehrere Kinder zusammen ein Buch (auf dem Boden) anschauen.
Alleine halten kann man es frühestens mit 6-7 Jahren.
Aber nun zum Inhalt, was sehen die Kinder in diesem Buch? „Das große Wimmelwissen“ hat thematisch verschiedenen Seiten die unabhängig voneinander sind. Es bietet alles was ein großes Szenario braucht wie ein Feuerwehreinsatz, ein Bauernhof oder das Entdecken einer Stadt beispielsweise.
Die Altersangabe ist wie immer für 4-7 Jahre. Ich würde sagen, dass man auch mit 3 Jahren in diesem Buch vieles einfach entdecken kann. Der Text kann später kommen. Ich zweifle eher, dass ein 7jähriges Kind noch Interesse an diesen Wimmelbildern hat.
Ich würde den Alterskorridor eher bei 3-6 Jahren setzen.

Fazit: Dieses Wimmelbuch sollte zur Grundausstattung von Kindergärten gehören. Es kann zu vielen Konversationen themenbezogen anregen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.09.2019
Gespräche mit Freunden
Rooney, Sally

Gespräche mit Freunden


gut

Triviale Geschichte sprachlich brillant verpackt.

Eigentlich erzählt dieser Roman sehr triviale Beziehungsgeschichten. Eigentlich. Und dann schaut man genauer hin und bemerkt den feinen Unterschied. Natürlich geht es voranging darum wer mit dem und welcher Zuneigungsgrad aktuell ist. Wenn man dann auch noch in Betracht zieht, dass zwei von 4 Hauptpersonen Collagstudentinnen sind, dann könnte man geneigt sein das Buch nicht mal aufzuschlagen. Aber dann tut man dem Roman unrecht, denn der Unterschied zu anderen Romanen die auf den ersten Blick einen ähnlichen Plot haben, ist enorm. Die Autorin Sally Rooney bringt uns diese Geschichte nicht durch eine klassische narrative Erzählweise näher, nein, sie skizziert ihre Gespräche. Daher ist der Titel auch absolut passend gewählt. Die 4 wichtigsten Personen sind im ständigen Kontakt miteinander und tauschen sich aus. Sally Rooney beschreibt aus der Sicht einer der Collegestudentinnen, Frances, wie gesprochen wird, welche Tonlage angeschlagen wird, welche Körpersprache zum Einsatz kommt. Dann kommt noch hinzu, dass dieser Roman mit den Beziehungen die dort geführt werden, das klassische bekannte Lebensmodell, Mann und Frau in einer Ehe, in Frage stellt. Der Roman eröffnet den Blick auf neue Beziehungsmöglichkeiten und lässt es so normal erscheinen. Für viele ist es so, aber ich glaube für ganz viele leider noch nicht. All das macht den Roman so anders und ein Stück mehr Literatur als nur Schmöker.
Allerdings muss ich auch zugeben, dass meine Erwartung an den Roman immens hoch war, da die britische Presse und Literaturszene diesen Roman in den Himmel gelobt haben. Die Latte lag leider etwas zu hoch durch die vielen überpositiven Stimmen. Wer mit weniger Informationen an den Roman herangeht wird belohnt.
Die Übersetzung ist von der mit sehr geschätzten Zoe Beck hervorragend gelungen.
Fazit: Wann habe ich zum letzten Mal ein Gespräch mit Hingabe mit einer/m Freund/in geführt? Der Roman inspiriert zum näheren und ehrlichen Austausch mit den wirklich wichtigen Menschen im Leben.

Bewertung vom 11.09.2019
Alles richtig gemacht
Sander, Gregor

Alles richtig gemacht


ausgezeichnet

Es ist einer dieser nicht besonders überzeugenden Sprüche: „Alles richtig gemacht!“ Wieso sagt man so etwas? Um sich selber zu überzeugen? Oder um andere zu überzeugen, dass sie etwas nicht richtig gemacht haben? In der Summe führt es zum gleichen Ergebnis: ein unnötiger Ausspruch! Was zeichnet „richtig“ aus? Ist es Glück im Leben, sind es wertvolle Beziehungen, sind es die Freuden oder gar der eigene Besitz? Tja, das kann eben nur jeder selbst für sich entscheiden und daher ist „Alles richtig gemacht“ auch eine Aussage, die nur beim letzten Atemzug Sinn machen würde.
Dieser Roman von Gregor Sander trägt aber zurecht diesen Titel: „Alles richtig gemacht“, denn hier wird die Lebensgeschichte zweier Männer beleuchtet, die unterschiedlichere Entscheidungen nicht hätten treffen können im Leben. Der Titel ist fast eine Ironie der Lage.
Thomas und Daniel wachsen in Rostock zu DDR-Zeiten auf, dann verschlägt es sie nach Berlin und wohnen auch zusammen. Doch dann trennen und kreuzen sich die Wege auf unterschiedlichste Weise. Wir bekommen die Geschichte aus der Thomas-Perspektive erzählt und reisen mit ihm auch gedanklich in die Vergangenheit.
Gregor Sander lässt uns eintauchen in verschiedenste geschichtliche Ereignisse und bringt alles wie ein Erinnerungsfeuer zum Leuchten. Der 11.September in New York ist genauso Thema wie der G8 Gipfel in Heiligendamm oder wie die Rechtsradikalen in den 90er Jahren in Mecklenburg-Vorpommern gewütet haben, natürlich auch Veränderungen durch den Mauerfall. Ein wenig geschichtliche Vorbildung tut gut bei diesem Roman, auch wenn einige junge Leser all dies noch nicht miterlebet haben.
Sprachlich wunderbar durchgearbeitet, liest sich dieser Roman herrlich weg. Vor allem die Veränderungen in Berlin selbst werden hervorragend nebenbei erwähnt. Da gab es viele Orte die auch mich in Erinnerung schwelgen lassen. Auch Anmerkungen wie diese lassen mich schmunzeln: "So Schlumpf-Einfamilienhäuser mit jeweils einem tischtennisplattengroßen Garten. Warum wollen eigentlich die Leute in Berlin Mitte wie am Stadtrand von Hannover wohnen?" (S.199)
Fazit: Für alle, die gute Geschichten lieben vermengt mit historischen Eckpfeilern, etwas Wendeveränderung und viel Berlin-Bezug!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.09.2019
Der Sprung
Lappert, Simone

Der Sprung


ausgezeichnet

Es gibt immer wieder Situationen, in denen wir Menschen begegnen und wir deren handeln und Aussprüche nicht nachvollziehen können. Aber was steht hinter diesen isoliert betrachteten Ausfällen? Es lohnt sich oft genauer hinzusehen und zuzuhören. Oft steckt etwas dahinter, dass Ausbrüche oder Abneigungen so extrem ausfallen. Sei es ein traumatisches Erlebnis, ein Umstand, eine desaströse Kindheit, eine Abneigung gegen etwas oder oder oder. Und genau das zeigt uns dieses Buch auf eine facettenreiche Art. Menschen sind geprägt durch ihre Lebenserfahrungen.
Auch gibt es Situationen, in denen einzelne etwas tun und andere dadurch beeinflusst werden, auch wenn es indirekt ist, eine Art Schmetterlingseffekt. Auch das ist ein zentrales Element in diesem Romans.
‚Der Sprung‘ von der Schweizerin Simone Lappert ist ein besonderes Buch. Die Autorin hat ein feinsinniges Gespür für Sprache. Sie schmeißt bekannte sprachliche Bilder in die Luft und setzt sie nonchalant auf neuartige Weise wieder kreativ zusammen. Ein Beispiel wäre auf Seite 171 zu finden, wo es heißt: „Du kommst ganz nach deinem Vater, dem hat auch der Feinsinn fürs Brachiale gefehlt.“ Oder auch auf Seite 90 „weil Tanzen Träumen mit den Füßen war“.
Aber kurz zum Inhalt. Zunächst einmal geht ein Spotlight an und wir bekommen ein Bild von einer Frau auf einem Hausdach zugetragen und wie sie springt. Dann werden wir 24 Stunden zurück in die Vergangenheit versetzt. In jedem Kapitel lernen wir eine neue Person kennen. Immer wieder wechselt die Perspektive. Zunächst zusammenhangslos wie einzelne Puzzlezeile, aber dann setzt sich das Bild nach und nach zusammen. Zum Schluss ist das Bild komplett und einige Dinge dann doch anders als gedacht.
Das Figurenpersonal ist vielfältig und umfangreich. Eine Lektüre in längeren Etappen lohnt sich, sonst verliert man den Faden recht schnell. Faszinierend an dem Roman ist, dass die Personen so vielschichtig entworfen sind, dass jeder Leser eine persönlichen Fokus zu legen scheint und Sympathien und Antipathien unterschiedlich verteilt werden – wie im echten Leben.
Fazit: Mich hat der Roman begeistert und ich habe ihn sehr gerne gelesen. Einerseits eine leichte Lektüre, andererseits immer mit doppeltem Boden und einem Aufruf Menschen zunächst urteilsfrei zu begegnen, weil jeder eine Lebensgeschichte im Gepäck hat.

Bewertung vom 26.08.2019
Der Metropolist
Fried, Seth

Der Metropolist


ausgezeichnet

Ein Science-Fiction Roman in einem anachronistischen Gewand

Abgefahren! Der Roman „der Metropolist“ sprengt die herkömmlichen Grenzen der gängigen Genre! Bei der erfreulichen Lektüre dachte ich so manches Mal das ist futuristische Science Fiction und dann las es sich teilweise wie ein Agententhriller aus den 50er Jahren, auf anderen Seiten hatte es etwas komödiantisches wie Men in Black. Mein Resümee ist: hier passt keine Schublade und die Klappentextüberschrift passt extrem gut mit „Pulp Fiction meets Science Fiction“.
Seth Fried, der unter anderem auch für den New Yorker schreibt, schickt in seinem Roman in nicht allzu ferner Zukunft den streberhaften Henry Thompson der Infrastrukturbehörde auf eine Mission nach Metropolis. Metropolis gerät ins Wanken, es gibt Anschläge und die Tochter des Bürgermeisters verschwindet. Nun soll Thompson mit Hilfe der Künstlichen Intelligenz OWEN die Stadt retten. Leider ist OWEN exzentrisch, versoffen und Vorschriften respektiert er auch nicht. Alles in der Tat eine explosive Mischung auf sehr unterhaltsame Weise!
Weder zu technisch, noch zu düster wie viele Science Fiction Romane geht es hier zu. In der Tat gibt es eine künstliche Intelligenz, aber auch noch ausgedruckte papierhafte Memos. Dann wird immer noch geraucht und die Führungspositionen sind alle von Männern besetzt, wenn das nicht anachronistisch ist, dann weiß ich auch nicht. Gepaart ist das Ganze mit aberwitzigen Situation, die nicht vorhersehbar sind. Genau diese irre Mischung macht den Roman aus und lesenswert.
Weniger auf den Text bezogen, aber für mich als Leser immer auch wichtig ist die Seitengestaltung. Wenig Schrift pro Seite in großer Schriftgröße, ein handliches Softcover-Taschenbuch. Da hat der Heyne Verlag ein wirklich gutes Stück Arbeit produziert. Auch das Cover ist überzeugen!
Fazit: Wer also das nächste Mal in einer Buchhandlung steht, gerne etwas Spannendens lesen möchte, aber es kann gerne mal „anders“ sein – bitte zugreife.