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Maddinliest
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Borken

Bewertungen

Insgesamt 870 Bewertungen
Bewertung vom 13.10.2018
Der Abgrund in dir
Lehane, Dennis

Der Abgrund in dir


sehr gut

Ein Buch, das sich entwickelt...

Rachel Childs ist eine engagierte und mutige Frau und erlangt in ihrem Beruf als Journalistin immer mehr Anerkennung. Ihr Einsatz im Krisengebiet Haiti, wohin sie nach einem verheerenden Erdbeben beordert wird, verändert ihr Leben allerdings nachhaltig. Von den Ereignissen vor Ort schwer erschüttert, misslingt ihre Liveüber-tragung vor Millionen von Zuschauern. Sie verliert ihren gefeierten Status und ihr Karriere zerfällt so schnell, wie sie entstand. Kurz darauf trifft sie Brian, einen Mann, der ihrem Leben eine ganz neue Richtung gibt...

Dennis Lehane hat sich als Autor unter anderen schon einen Namen mit seinen Büchern "Mysric river" und "Shutter Island" gemacht, gelesen hatte ich bisher allerdings noch keines seine Werke. Mit einer entsprechend hohen Erwartung bin ich in seinen neuen Thriller gestartet und wurde insgesamt auch nicht enttäuscht. Er erzählt die Geschichte in einem sehr gut zu lesenden Schreibstil, der das Geschehen lebendig und bildreich vor Augen führt. Die Story braucht allerdings ein wenig, bis sie wirklich in Fahrt kommt. Auf den ersten 200 Seiten stellte sich doch für mich die ein oder andere Länge ein, die ein wenig Durchhaltevermögen erforderten. Der zweite Teil tröstet aber über den schleppenden Beginn hinweg und baut mit überraschenden und für mich unvorhersehbaren Entwicklungen zunehmend die Spannung und Dramatik auf. Hier fiel es mir dann immer schwerer, das Buch zur Seite zu legen und war in der spannenden Handlung gefangen.

"Der Abgrund in dir" ist für mich ein gelungener Thriller, der zu Beginn vielleicht um ein paar Seiten kürzer hätte sein können, insgesamt aber mit einer clever konzipierten und schwer durch-schaubaren Story überzeugt. Ich empfehle das Buch daher gerne weiter und bewerte es mit guten vier von fünf Sternen.

Bewertung vom 13.10.2018
Wie ich fälschte, log und Gutes tat
Klupp, Thomas

Wie ich fälschte, log und Gutes tat


gut

Die Folgen eines Betrugs

Benedikt Jäger ist 16 Jahre alt und lebt in der kleinen Gemeinde Weiden. Er ist der Sohn eines vermögenden Arztes und seine Mutter vergnügt sich auf gesellschaftlichen Treffen und bei den Lions, um den guten Ruf zu wahren. Aktuell ist Benedikt sehr erfolgreich im Tennis und die Mannschaft konnte die Meisterschaft erkämpfen. Weniger erfolgreich verläuft allerdings zur Zeit seine Schullaufbahn und so ist seine Kreativität gefordert, um den Hausfrieden in seiner Familie aufrecht zu erhalten. Er fälscht sowohl die Klausuren, die er seinen Eltern vorlegt als auch die Unterschriften unter den echten Prüfungen. Es beginnt ein Kreislauf, aus dem es kein Entkommen zu geben scheint...

Thomas Klupp hat einen Roman aus der Sicht eines sechzehn-jährigen Jugendlichen geschrieben. Wir werden in die Schul- und Entwicklungszeit von Benedikt entführt, welche mich des Öfteren auch an meine eigene Vergangenheit erinnert hat. Thomas Klupp erzählt die Geschichte in einem sehr lockeren und lebhaften Schreibstil, der sehr unterhaltsam ist und sich auch flüssig lesen lässt. Bei den beschriebenen Erlebnissen ist immer wieder ein gesellschaftlicher Seitenhieb zwischen den Zeilen zu erkennen, was mir gut gefallen hat. Insgesamt hatte das Buch aus meiner Sicht aber nicht genug Tiefe. Es kam mir vor, wie die Aneinanderreihung unterhaltsamer Abenteuer, ohne aber wirklich eine Aussage zu treffen. Erst zum Ende hin konnte mich die Geschichte packen und wartete noch einmal mit Spannung auf.

Insgesamt hat mir der Schreibstil von Thomas Klupp sehr gut gefallen, aber das Buch erschien mir dennoch wenig aussagekräftig und konnte mich nicht wirklich fesseln, so dass ich "Wie ich fälschte, log und Gutes tat" lediglich mit drei Sternen bewerte.

Bewertung vom 05.10.2018
Mit der Faust in die Welt schlagen
Rietzschel, Lukas

Mit der Faust in die Welt schlagen


sehr gut

Nährboden für blinden Hass

Phillip und Tobias wachsen in einer jungen Familie im sächsischen Neschwitz auf. Ihr Leben verläuft zunächst klassisch, die Eltern bauen ihr Eigenheim und die Familie verbringt viel Zeit miteinander. Aber im Verlauf verlieren die Familienmitglieder ihren Zusammenhalt. Der Vater verlässt nach einer Liebschaft mit der Nachbarin die Familie und die Mutter zieht sich in ihre deprimierende Welt zurück. Die beiden Brüder gehen nun ihren Weg und werden von ihrem sozialen Umfeld stark geprägt. Ein Umstand der ohne fürsorglichen Zuspruch auch in eine falsche Richtung gehen kann...
Lukas Rietzschel hat aus meiner Sicht mit "Mit der Faust in die Welt schlagen" einen mutigen und brisanten Roman geschrieben, der den Leser nachdenklich zurücklässt. Er beschreibt die Entwicklung der beiden Brüder Phillip und Tobias in ihrer sächsischen Heimat und zeigt dabei auf, warum gerade in den strukturschwächeren Regionen der Rechtsradikalismus einen so guten Nährboden hat. Es gelingt ihm hervorragend die häufig anzutreffende Trost- und auch Hoffnungs-losigkeit einzufangen, mit der viele Menschen zu kämpfen haben. Gerade seine außergewöhnliche Schreibweise, die mir sehr gut gefallen hat, trägt hierzu bei. Er arbeitet mit vielen kurzen Hauptsätzen und lässt damit vieles unausgesprochen. Was anfangs als einfacher Schreibstil gewertet werden kann, erfordert aber dennoch die volle Aufmerksamkeit, da vieles zwischen den Zeilen zu lesen ist und somit für mich sehr passend erscheint, eine Geschichte mit viel Tiefgang zu erzählen. Wer eine Szenebeschreibung Rechtsradikaler im Osten erwartet, wird wohl enttäuscht werden, da Lukas Rietzschel komplett auf spektakuläre oder gewalttätige Situationen verzichtet, viel mehr setzt er sich mit der Beweggründen auseinander, welche gerade Jugendliche anstreben, einer solchen Gruppe anzugehören.
"Mit der Faust in die Welt schlagen" ist für mich ein unaufgeregter aber gleichzeitig auf seine Art ein sehr aussagekräftiger Roman, dem ich eine große Aufmerksamkeit wünsche, um so in die Diskussion zu diesem gesellschaftlich wichtigen Thema zu kommen. Gerade auch aufgrund seiner besonderen Erzählweise bewerte ich ihn mit guten vier von fünf Sternen und empfehle ihn als lesenswert sehr gerne weiter.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.10.2018
Puppenmutter
Korten, Astrid

Puppenmutter


ausgezeichnet

Liebeswahn

Tessa Simonet lebt in Paris mit ihrem Mann in einer großzügigen Villa. Sie wird an genau diesem Ort Opfer eines Überfalls und die Täter drohen, nachdem sie nicht erfolgreich waren, wiederzukommen. In der selben Nacht wirft sich ihr Mann Jules vor einen Zug. Tessa ist nun stark verunsichert, zumal sich in ihrem persönlichen Umfeld plötzlich Unfälle ereignen, sie im einsamen Haus Geräusche hört und die Personen ihres Vertrauens ihre Gewohnheiten ändern. Was geschieht hier im Leben von Tessa? Steht sie im Fokus eines Täters?
Ich habe schon einige Bücher der Autorin Astrid Korten gelesen und schon mehrfach konnte sie sich mit ihrem Einfühlungsvermögen in die Psyche ihrer Protagonisten begeistern. Ihr neues Werk "Puppenmutter" steht den vorherigen Büchern diesbezüglich in Nichts nach, ganz im Gegenteil, es ist aus meiner Sicht ihr bisher bestes Buch. Wiederum konnte sie mich schnell mit ihrer eingängigen und sehr lebendigen Schreibweise in den Bann ziehen. Sie arbeitet dabei mit vielen kurzen Kapiteln, die der Handlung ein zusätzliches Tempo verleihen. Sehr clever konzipiert sie eine spannende und komplexe Geschichte, die mich lange im Unklaren hielt. Es taten sich immer wieder neue Fragen auf und die überraschenden Wendungen hielten den Spannungsbogen stets auf einem sehr hohen Niveau. Auch das für mich sehr überraschende Finale wirkt nicht konstruiert sondern löst die vielen entstandenen Fragezeichen nachvollziehbar auf.
"Puppenmutter" ist aus meiner Sicht ein äußerst gelungener Psycho-Thriller, der mir einige spannende Stunden bescherte und den ich sehr gerne weiterempfehle. Ich bewerte das Buch daher auch mit den vollen fünf von fünf Sternen.

Bewertung vom 05.10.2018
Macbeth
Nesbø, Jo

Macbeth


ausgezeichnet

Die Verlockung der Macht

Macbeth ist ein gnaden- und kompromissloser Cop, der den Drogen-bossen der Stadt das Fürchten lernt. Er ist selber in der Gosse groß geworden und kämpft für eine neue Gerechtigkeit in der Stat. Nachdem er aber an der Macht geschnuppert hat, lässt er, angestachelt von seiner Freundin, alle Moralvorstellungen über Bord fallen und will sich den Weg nach oben ebnen. Auch auf diesem Weg lässt er seinen Gegnern seine Kaltblütigkeit spüren...
Ich habe bereits mehrere Bände aus seiner Harry Hole-Reihe gelesen und schätze daher den Autor Jo Nesbo sehr. Sein neues Werk unter-scheidet sich aber in allen Belangen von seinen bisherigen, zumindest mir bekannten, Büchern. Hier setzt sich Jo Nesbo ausführlich mit dem sehr charismatischen Charakter seines Hauptprotagonisten Macbeth auseinander. Ein Mann der zunächst für seine Werte einsteht und diese aber dann in der Abhängigkeit einer großen Liebe und dem Einfluss von Drogen komplett außen vor lässt und dem verlockenden Ruf der Macht und der Gier erliegt. Nesbo beschreibt sehr bild- und temporeich den blutigen Weg auf der Leiter nach oben. Er hat auch kein Problem damit, wertgeschätzte Protagonisten aus dem Leben scheiden zu lassen und sorgt so, zumindest bei mir, immer wieder für überraschende Ent-wicklungen. Die Spannung bleibt so auch auf einem sehr hohen Niveau und endet erst mit einem fulminanten Showdown.
"Macbeth" ist für mich ein besonderer Thriller, in dem Jo Nesbo eine ganz spezielle fiktive Welt um den Hauptprotagonisten aufbaut und so den namensgebenden Klassiker in einem völlig neuen Gewandt erscheinen lässt. Allein dieser Umstand macht das Buch für mich lesenswert und lässt es aus der Menge der vielen Thriller heraus-stechen. Ein tolles Buch, welches ich mit den vollen fünf von fünf Sternen bewerte und gerne weiterempfehle!!

Bewertung vom 01.10.2018
Das Ludwig Thoma Komplott / Hauptkommissar Tom Perlinger Bd.2
Vöhringer, Sabine

Das Ludwig Thoma Komplott / Hauptkommissar Tom Perlinger Bd.2


ausgezeichnet

Ruhm und Macht

Tom Perlinger arbeitet mit seinem Team an einem Cold Case. Vor über fünfzig Jahren wurden mehrere Frauen getötet, alle Opfer wurden mit einer kleinen hölzernen Harfe aufgefunden. Tom kommt mit seinen Recherchen nicht richtig voran und plötzlich will auch sein Vorgesetzter, dass die Ermittlungen sofort beendet werden. Vieles deutet auf eine Verbindung in die Münchener Politik hin und als dann auch noch in einem aktuellen Fall Parallelen auftauchen lässt sich Tom Perlinger nicht mehr aufhalten...

"Das Ludwig Thoma Komplott" ist der zweite Fall für Tom Perlinger, ich bin als Quereinsteiger in die Reihe gestartet und hatte keine Probleme in die Geschichte hineinzukommen. Die Autorin Sabine Vöhringer baut ein spannendes Konstrukt um eine literarische Hinterlassenschaft des Satirikers und deutschen Schriftstellers Ludwig Thoma auf. Mit dem ersten Mord und den Verbindungen zu einem Cold Case baut sie geschickt den Spannungsbogen auf, und hält ihn mit den undurchsichtigen Beziehungen der Protagonisten im persönlichen Umfeld von Tom Perlinger stets auf einem hohen Niveau. Auch der Einbezug des Hintergrundthemas um Ludwig Thoma wirkt nicht gekünstelt und fügt sich gut in die spannende Geschichte ein. Es bleibt zu hoffen, den sympathischen Ermittler noch bei einigen Fällen begleiten zu können.

Insgesamt ist "Das Ludwig Thoma Komplott" aus meiner Sicht ein sehr gelungener Regionalkrimi mit einem charmanten Lokalkolorit und einer fesselnden Handlung. Ich empfehle daher den Freunden der Spannungsliteratur das Buch sehr gerne weiter und bewerte es mit den vollen fünf von fünf Sternen.

Bewertung vom 30.09.2018
Bösland
Aichner, Bernhard

Bösland


ausgezeichnet

Der Keim des Bösen

Mit 13 Jahren landet Ben nach dem Tod eines Mädchens in einer Psychiatrie. Gerade seine eigene schwierige Vergangenheit mit dem gewalttätigen Vater und die Brutalität, mit der das Mädchen getötet wurde lassen Ben für dreißig Jahre in der geschlossenen Anstalt ver-weilen. Als er entlassen wird und sich mit Hilfe einer Psychologin seiner eigenen Vergangenheit stellt, geht das Morden wieder weiter. Kann Ben gestoppt werden?

Ich habe schon mehrere Bücher von Bernhard Aichner gelesen, und er konnte mich gerade auch mit seinem besonderen Schreibstil immer wieder begeistern. Dementsprechend bin ich mit sehr großen Erwartungen in das Buch gestartet und wurde auch ein weiteres mal nicht enttäuscht. Aichner sorgt für eine sehr düstere Atmosphäre und erzählt die Geschichte in jedem zweiten Kapitel in Form eines in Stichworten festgehaltenen Dialoges. Die vielen kurzen Kapitel sorgen für ein hohes Tempo und die Dialoge für Tiefgang. Die Spannung wird so in der sehr clever konzipierten Geschichte stets auf einem sehr hohen Niveau gehalten. Ich war schnell von Bens Geschichte gefesselt und konnte das Buch kaum zur Seite legen. Gerade die stellenweise sehr überraschenden und auch kaltblütigen Wendungen machen den Thriller wirklich zu etwas Besonderen.

"Bösland" ist für mich ein packender und außergewöhnlicher Thriller, der gerade auch vom kreativen und flüssig zu lesenden Schreibstil des Autors profitiert. Für Aichner-Fans ein Muss und für Thriller-Liebhaber eine gute Chance den Autor von seiner besten Seite kennenzulernen. Ich bewerte das Buch mit den vollen fünf von fünf Sternen!!

Bewertung vom 21.09.2018
Gschlamperte Verhältnisse / Rechtsmedizinerin Sofie Rosenhuth Bd.5
Gruber, Felicitas

Gschlamperte Verhältnisse / Rechtsmedizinerin Sofie Rosenhuth Bd.5


ausgezeichnet

Die Sofie hat mich gepackt

Während einer Kindstaufe werden Joe und Sofie zu einem neuen Tatort gerufen. Eine männliche Leiche wird in der Isar aufgefunden und bei den Recherchearbeiten stößt Joe auf drei Totenschädel. Handelt es sich hier um religiöse Reliquien, oder um die Hinter-lassenschaft eines skrupellosen Mörders? Die neugierige Rechtsmedizinerin Sofie Rosenhuth unterstützt die Ermittlungen und muss sich dabei nicht nur um die Aufklärung der Morde kümmern, sondern auch um ihr eigenes Gefühlsleben...

"Gschlamperte Verhältnisse" ist bereits der fünfte Band um die sympathische Rechtsmedizinerin Dr. Sofie Rosenhuth und dem Frauenschwarm Kriminalkommissar Joe Lederer. So wie die Vorgängerbände konnte mich auch der aktuelle Fall wieder begeistern. Das Autoren Duo Brigitte Riebe und Gesine Hirsch schreiben unter dem Pseudonym Felicitas Gruber in einer sehr lebendigen und temporeichen Art und Weise, die mich immer sehr schnell an das Buch fesselt und es mich dann kaum noch aus der Hand legen lässt. Dabei gelingt ihnen eine wohldosierte Mischung aus Spannung und Humor, die trotz einiger Morde immer für eine unverkrampfte und lockere Atmosphäre sorgt. Der Spannungsbogen wird zu Beginn der Geschichte mit dem ersten Toten aufgebaut und geschickt auf einem hohen Niveau gehalten. Den besonderen Charme erhält die Reihe aus meiner Sicht durch ihre mir mittlerweile liebgewonnenen Protagonisten. Gerade Dr. Sofie und Joe Lederer sorgen mit ihrer orientierungslosen Gefühlswelt für eine zusätzliche und angenehme Unterhaltung.

"Gschlamperte Verhältnisse" ist für mich eine sehr gelungene Fortsetzung einer tollen Krimireihe, die ich jedem Leser gerne ans Herz lege. Von mir erhält das Buch folgerichtig die vollen fünf von fünf Sterne!

Bewertung vom 21.09.2018
Das Mädchen, das von Freiheit träumte
Schulze, Tilli;Collier, Lorna

Das Mädchen, das von Freiheit träumte


ausgezeichnet

Ein ehrliches und wertvolles Zeitdokument

Die kleine Tilli wächst in den Kriegsjahren auf und muss als kleines Mädchen dem Hunger, der Kälte und den schrecklichen Kriegs-geschehen trotzen. Dennoch kämpft sie um ihr Talent ein gescheites Kind zu sein und besucht in der Nachbarstadt eine weiterführende Schule. Aber der Krieg rückt immer näher an die Familie heran und fordert auch erste Opfer.

In dem Buch "Das Mädchen, das von Freiheit träumte" erzählt die Autorin Tilli Schulze aus ihrem bewegten Leben. Zu Beginn des Buches weist sie darauf hin, dass sie nur eine von vielen war, vor allem aber keine Heldin und keine außerordentlich hart betroffenes Opfer des Krieges. Aber der Krieg hat ihr Leben sicherlich stark beeinflusst und sie möchte diese Geschehen auch für die Nachwelt festhalten.

Die Schilderung der damaligen Zeit erfolgt aus der Sicht des Kindes Tilli. Gemeinsam mit der Co-Autorin Lorna Collier erzählt sie ihre Geschichte in einer einfachen und sehr lebendigen Schreibweise, was dem Buch in meinen Augen sehr viel Authentizität verleiht. Gerade die Sicht eines Kindes, welches den Krieg immer wieder in Frage stellt und das Elend nicht begreifen kann, beschreibt die Sinn- und Hilflosigkeit der damaligen Zeit. Was zunächst noch ein Ereignis in weiter Ferne ist, rückt immer näher an die Familie ran, und als erste Opfer im Umkreis zu verzeichnen sind, gewinnt die Angst um eine ungewisse Zukunft und der Kampf ums Überleben immer mehr die Oberhand. Das Buch hat mich mit Tillis Schicksal in den Bann gezogen und die Erzählungen enden nicht mit der Beendigung des Krieges sondern erzählen auch noch von der russischen Besetzung und dem Fortgang der Angst und Verzweiflung.

"Das Mädchen, das von Freiheit träumte" ist aus meiner Sicht ein sehr gelungener und wertvoller Erlebnisbericht einer dunklen historischen Zeit, der den Wert des heutigen Friedens noch einmal deutlich unterstreicht. Ein bewegendes und zugleich beeindrucken-des Buch, welches ich sehr gerne weiterempfehle und mit den vollen fünf von fünf Sternen bewerte.

Bewertung vom 21.09.2018
Sommerfrauen, Winterfrauen
Kraus, Chris

Sommerfrauen, Winterfrauen


sehr gut

Selbstfindung in New York

Jonas Rosen ist ein hoffnungsvoller Filmstudent und er bekommt die Aufgabe einen Underground-Film über den Sex in der Weltstadt New York zu drehen. Er nimmt die Herausforderung an und begibt sich nach Amerika. Vor Ort läuft ihm das Projekt aber schnell aus dem Ruder und er muss sich mit der Vergangenheit seiner Familie und seiner persönlichen Zukunft auseinandersetzen.

Ich kannte bisher noch kein Werk des Autors Chris Kraus, aber die guten Bewertungen seiner vorherigen Bücher aben mein Interesse geweckt. "Sommerfrauen Winterfrauen" ist ein spezielles Buch, bei dem ich zwischendurch immer wieder mal gefragt habe, was mir der Autor hiermit sagen möchte. Chris Kraus wird als brillanter Erzähler beschrieben, was ich nach dem Buch durchaus bestätigen kann. Er erzählt die Geschichte in einem gut zu lesenden Schreibstil mit viel Wortwitz und einer erfrischenden Offenheit. Der Hauptprotagonist Jonas Rosen war aus meiner Sicht mit seiner Aufgabe in New York einen Film über Sex zu drehen überfordert und musst zunächst viel Lehrgeld zahlen. Aber die Eindrücke, die er auf seinem Trip erlebt, werden sein Leben sicherlich zeichnen. Geschickt verbindet der Autor die nicht unbelastete Familiengeschichte mit den richtungs-weisenden Überlegungen für Jonas Zukunft. Er wird gedrängt, eine Entscheidung zu treffen und muss sich dieser stellen. Eine ungewohnte Situation für den Hauptprotagonisten der harmonie-bedürftig erscheint und sein Leben eher von anderen Menschen bestimmen lässt. Ein spannender Trip in eine bemerkenswerte Stadt, in der Jonas auf skurrile und verrückte Menschen trifft.

Insgesamt ist "Sommerfrauen Winterfrauen" für mich ein außergewöhnlicher Roman, der mit dem Wortwitz und der begeisternden Schreibweise des Autors überzeugt. Ich empfehle das Buch gerne weiter und bewerte es mit guten vier von fünf Sternen.