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sommerlese
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Zu meinen Hobbies gehört Lesen einfach dazu. Meine Rezensionen erscheinen auch auf meinem Blog. Schaut doch bei Interesse mal rein! https://sommerlese.blogspot.com/
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Insgesamt 2612 Bewertungen
Bewertung vom 20.04.2022
Die MörderMitzi und der Sensenmann
Archan, Isabella

Die MörderMitzi und der Sensenmann


ausgezeichnet

Für mich der beste Krimi mit Mitzi

Inspektorin Agnes Kirschnagel ist im sechsten Monat schwanger und darf nun im Innendienst arbeiten, das passt ihr aber so gar nicht. Der Fund einer schon lange eingemauerten Leiche eines Mädchens in einem Keller in Kufstein kommt gerade richtig, Agnes ermittelt die Faktenlage, natürlich auch vor Ort, denn sie muss sich ja ein Bild vom Tatort machen. Sie findet schnell heraus, dass in Krems schon einmal ein ähnlicher, unaufgeklärter Mordfall geschehen ist und unter diesen Umständen ist auch Mitzi wieder voll involviert. Quer durch Österreich führt sie die Verfolgung der Spuren und sie verstricken sich immer mehr in den Fall und geraten sogar in die Fänge des Mörders.


Mitzi hat sich von ihrem Freund getrennt und von ihrer Großmutter ein Grundstück geerbt, dass sie nun an einen alten Bekannten verkaufen möchte, um sich eine eigene Wohnung zu kaufen. Als sie von ihrer Freundin Agnes von dem neuen Fall erfährt, möchte sie ihre schwangere Freundin unterstützen und lässt sie an ihren Tat-Theorien teilhaben. Das ist ja immer etwas speziell. Die eingemauerte Leiche fällt durch ein abgetrenntes Ohr auf und Agnes stellt eine Parallele zu einem ähnlichen Mordopfer dar. Die Suche startet wie die Nadel im Heuhaufen, der Fall wird bei "Aktenzeichen XY ungelöst" gezeigt und danach wird es brenzlich, weil Agnes in die Fänge des Täters gerät. Mitzi ist ihr auf der Spur, doch damit ist sie ebenfalls auf dem Schirm des Mörders. Ein packender Showdown sorgt für den Höhepunkt dieser spannenden Story und das Ende ist mit einen neuen Anfang einfach nur wunderbar.


Auch im vierten Fall hat sich Isabella Archan wieder eine spannende Geschichte einfallen lassen, bei der Mitzi wieder mit ihrer schrägen Art für den besonderen Kick sorgt und gleichzeitig erleben wir auf der Ermittlungsreise einige Gegenden Österreichs und bekommen so reichlich Lokalkolorit geboten.

Für mich ist es die packendste Folge der Reihe überhaupt! Man kann gut mitraten, denn es gibt einige potentielle Tatverdächtige, falsche Fährten, die Darstellung der Charaktere ist gelungen und mit etwas Humor abgerundet und außerdem sorgen die Einblicke in das Leben des Täters für Gänsehauteffekt. Genau so muss ein perfekter Krimi sein!

Agnes ist nicht nur aufgrund ihrer Schwangerschaft meine Lieblingsfigur, ich finde sie hat genügend Scharfsinn im Ermitteln und auch im Umgang mit Mitzi ist sie mit empathischem Gespür die beste Freundin, die sich Mitzi wünschen kann. Denn das schicksalshafte Trauma der "MörderMitzi" lässt sie nicht mehr los und Mitzi leidet noch immer unter dieser seelischen Belastung. Allerdings werden in diesem Band auch erstmalig Zweifel laut an Mitzis Schuld am Tod ihrer Familie und ich hoffe, dass sich das irgendwann noch schuldlos aufklären wird.

Der Erzählstil Isabella Archans ist wunderbar lebendig und sie lässt viele Dialoge einfließen, die mit etwas Humor gespickt sind. Und sie zeigt auf atmosphärische Weise die Landschaft, die bei der Ermittlungsreise quer durchs Land sichtbar wird.

Zum Verständnis der speziellen österreichischen Begriffe ist hinten ein Glossar eingefügt und auch eine Karte mit den speziellen Stationen im Alpenland.

In dieser Reihe sind alle Bände in sich abgeschlossen, dennoch empfehle ich die Reihenfolge einzuhalten, weil man so die Entwicklung der Figuren besser begleiten kann.


Wer einen außergewöhnlichen Krimi sucht, ist hier genau richtig. Denn schräge Typen, österreichischer Lokalkolorit und eine fesselnde Tätersuche sorgen mit etwas eingebautem Humor für packende Krimiunterhaltung vom Feinsten.

Bewertung vom 19.04.2022
Oma macht klar Schiff
Kölpin, Regine

Oma macht klar Schiff


sehr gut

Leichte, heitere Unterhaltung mit Charme
Um nach dem Tod ihres Mannes keine Verpflichtungen mehr zu haben, verkaufte Frauke Hansen (72) ihr Haus und zog nach Burhave in die Seniorenresidenz "Sonnenuntergang". Dort lernte sie ihre Freunde Barbara und Heinz kennen und pflegte weiterhin Kontakt mit einem Kapitän, der ihr zu ihrer großen Überraschung seinen Kutter vererbte. Frauke ist vernarrt in das Schiff, doch da muss einiges gemacht werden, der Zahn der Zeit nagt schon lange an Rumpf und Innenleben. Ihre Freunde haben die zündende Idee, sie könnten gemeinsam ein schwimmendes Café eröffnen. Doch vorher muss der Kutter überholt werden. Sie bekommen tatkräftige Unterstützung von einem Bootsbauer und einem jungen Mann samt Opa und haben gemeinsam so manche Widrigkeit zu überstehen.


Im Mittelpunkt der Story stehen Senior:innen, die sich gemeinsam zusammenraufen und in ihrer Lebenslage das Beste aus ihrer Situation machen.

Die Figuren sind allesamt liebenswert geschildert, mit eigenen Wünschen und Nöten, manche haben so ihre Macken, doch damit sorgt die Autorin auch für eine gewisse Reibung, die den unterhaltsamen Charakter der Geschichte ausmacht. Heinz und Barbara machen sogar eine gewaltige Entwicklung durch, drehte sich ihr Leben früher mehr um den schönen Schein und Luxus, so sorgt ein Ereignis für einen Wesenwandel und eine schnelle Anpassung an neue Gegebenheiten.

Die Romane von Regine Kölpin sind immer warmherzig erzählte Geschichten mit gut gezeichneten Figuren, die man schnell ins Herz schließt. Die tatkräftige Frauke ist so eine sympathische Frau, die noch viel zu flott für eine Seniorenresidenz ist und ihren Traum vom Leben auf dem eigenen Kutter in die Tat umsetzt. In der Geschichte erfahren wir von ihrer ersten großen Liebe, die der Namensgeber ihres Schiffes wird: Alte Liebe - Roter Oskar.
Es ist ein Frauenroman mit Überraschungen, zum Wohlfühlen, zum Träumen von Lebenswegen jenseits der 70 und zum Erleben der norddeutschen Küste und seiner Bewohner. Mit dieser leichten und humorvollen Lektüre bekommt man Lust, ein selbstgebackenes Stück Kuchen im Café zu geniessen und erlebt eine Geschichte, die sich um Freundschaft, Liebe und Ostfriesland-Feeling dreht. Zum Abschalten eine schöne Erzählung, die man mit einem Augenzwinkern betrachten sollte, denn wer ist lebt schon mit Anfang 70 und noch fit im Altenheim?


Eine kurzweilige und humorvoll-leichte Story, die mit charmanten Figuren und ihren Erlebnissen für unterhaltsame und dennoch entspannende Lesezeit sorgt.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.04.2022
Dein Flüstern im Meereswind
Blohm, Nele

Dein Flüstern im Meereswind


sehr gut

Heiterer Wohlfühlroman mit Hiddensee-Flair für eine Leseauszeit
Caro könnte kaum glücklicher sein, denn in ihrer Auszeit von ihrem Beruf als Juristin hat sie sich auf Hiddensee mit ihrer Freundin Marie den Traum vom eigenen Inselbuchladen erfüllt. Im "Traumschlößchen" bieten sie neben Büchern auch Blumen an und im Garten auch selbstgebackenen Kuchen von Oma Gertrud. Jetzt fehlt zum vollkommenen Glück nur noch die große Liebe. Und genau danach erkundigt sich ihre kapriziöse Mutter, Caro ist davon so genervt, dass sie einfach einen imaginären Verlobten erfindet. Und diesen Mann möchte ihre Mutter natürlich sofort kennenlernen. Doch woher nehmen und nicht zaubern? Der Meteorologe Hannes ist Caros Trumpf, denn er spielt das Spiel wunderbar mit. Oder steckt da vielleicht doch mehr Gefühl dahinter?

Bei diesem Roman erlebt man eine leichte, unterhaltsame und zum Teil auch humorvolle Liebes- und Familiengeschichte, die auf der Insel Hiddensee spielt.

Der flüssige Erzählstil lässt sich locker weglesen, die Charaktere sind mit speziellen, abwechslungsreichen Macken ausgestattet und fast alle auf ihre Weise recht sympathisch.

Indem Caro mit einer Notlüge versucht, ihre schwierige Mutter mit dem Vorhandensein eines Verlobten abzuspeisen, weckt sie damit erst recht ihr Interesse. Aber der eigenbrötlerische Hannes fügt sich wunderbar in die ihm zugedachte Rolle und aus dem Nerd wird mit der Zeit ein passabler und einfühlsamer Mann, der Caro ans Herz wächst. Eine Herzfigur ist für mich Oma Gertrud, sie ist die gute Seele, die mit ihren Kuchenspezialitäten alle bei Laune hält. Es gibt einige unterhaltsame Szenen und Marie und Ole planen ihre Hochzeit. Außerdem lässt Inselschamanin Irmgard soviel Ostsee-Wind durch die Handlung wehen, bis reichlich Liebe im Spiel ist. Das mag man nun für Zufall halten oder auch nicht.

Es war spannend zu sehen, wie sich Caros Probleme durch ihre Verlobungslüge verselbständigten und was am Ende daraus wurde. Caros Mutter eckt anfangs mit ihrer Art überall an, doch die gute Ostseeluft scheint auch bei ihr eine Wandlung zu vollziehen.

Die Kulisse Hiddensees hat Nele Blohm stimmungsvoll eingefangen und ich wäre gern mal im Traumschlößchen zu Besuch, um mich mit Büchern einzudecken und im Strandkorb die köstlichen Sanddornkuchen von Oma Gertrud zu genießen. Dem Buch beigefügt ist übrigens eine kleine Auswahl an Kuchen-Rezepten mit Sanddorn.


Ein heiterer Urlaubsroman mit Hiddensee-Flair und Wohlfühl-Stimmung für eine schöne Leseauszeit!

Bewertung vom 16.04.2022
Die Wildwiese
Huber-Janisch, Angelika

Die Wildwiese


ausgezeichnet

Ein wunderschön illustriertes und lehrreiches Sachbuch

Der Lebensraum Wiese ist ein Paradebeispiel für ein gut funktionierendes Ökosystem. In diesem Biotop krabbelt, kriecht, fliegt, summt und brummt es überall, denn die unterschiedlichsten Tiere und Pflanzen sind hier zu finden. Und auch unter der Erde geht das Leben munter weiter, man kann hier viele Naturkreisläufe entdecken und die Zusammenhänge erkennen.

Wenn es in der Natur summt, brummt und fliegt ist das für Kinder immer interessant, das tierische Leben auf einer Wiese birgt für sie viele interessante Entdeckungen. Dieses Buch bringt ihnen die Bewohner und Besucher einer Wiese näher und zeigt neben vielen Rekorden, angepassten Lebensgewohnheiten und Besonderheiten von Flora und Fauna auch das Leben unter der Erde. Mit diesem Wissen wird der nächste Spaziergang sicherlich gleich viel interessanter.

Das Buch startet mit einem Inhaltsverzeichnis und danach werden die Wiesenvögel, Säugetiere, Insekten und Schmetterlinge vorgestellt. Anschließend geht es um die unter der Erde lebenden Tiere sowie um Blumen, Gräser, Pilze und Moose von Wiesen. Daran können Kinder erkennen, welche Arten von Wiesen es gibt, wie z. B. die Streuobstwiese oder Schmetterlingswiese.

Vorgestellt werden Rehe, Hasen und Kaninchen, Vögel, Bienen, Schmetterlinge, Glühwürmchen und viele andere Tiere. Besonders interessant sind die speziellen Wiesen-Rekorde von Tieren und die Infos über wehrhafte Pflanzen, aber auch der Naturschutz und viele andere Fragen kommen nicht zu kurz.

Was muss man beim Mähen von Wiesen beachten? Was findet man an Ackerrändern? Und wie baut man ein Herbarium?

Einige verwendete Begriffe wie Biolumineszenz, Chlorophyll, Sporen, Stickoxide u.a. werden im Glossar gut verständlich erklärt.

Dieses vielseitige Buch bringt Kindern durch die wunderschönen und naturnahen Abbildungen und die informativen Texte spielerisch die wichtigsten Themen rund um die Natur einer Wildwiese näher. Es zeigt gleichzeitig auch auf, wie wichtig eine intakte Umwelt für die Vielfalt an Lebenwesen in der Natur ist und wie alles in einem Kreislauf zusammenhängt.

Ein perfektes Kindersachbuch zum Biotop Wildwiese, das umfassendes Wissen und schöne Abbildungen wunderbar vereint.

Bewertung vom 15.04.2022
Ein Zuhause auf Sylt
Wolf, Lena

Ein Zuhause auf Sylt


sehr gut

Eine schöne Wohlfühl-Strandlektüre mit Syltflair

Ella reist mit ihrem Vater auf einen kleinen Hof bei Morsum auf Sylt und freut sich auf die gemeinsame Zeit und schöne Tage am Meer. Doch als sie dort ihre Schwester Ina trifft, ist die Freude erst einmal verflogen. Beide haben seit Jahren keinen Kontakt mehr. Eigentlich möchte Ella nur weg, doch dann fügt sie sich und gewöhnt sich dank der anderen Bewohner gut auf dem Hof ein. Tom, der Enkel der Hofbesitzerin, zeigt Ella die schönen Ecken Sylts und sie verliebt sich nicht nur in die Insel. Aber kann sie auch mit ihrer Schwester Frieden schließen?

Von Lena Wolfs "Ein Sommer auf Sylt" war ich hellauf begeistert und musste unbedingt auch ihr neues Buch lesen. Auch hier bringt sie ihren Leser:innen die zauberhafte Landschaft der Nordsee näher, zeigt die schönen Ecken Sylts und lässt ganz nebenbei eine Liebesromanze einfließen. Die Geschichte sorgt besonders mit den Natur- und Ortsbeschreibungen für wunderbares Kopfkino und echtes Syltflair.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht die leichtgläubige Ella, die sich von ihrem Vater täuschen lässt und dank ihm im Urlaub auf ihre Schwester trifft, die sie für den Verlust ihrer Mutter verantwortlich macht. Ella hat eine kleine Macke, sie bekommt immer einen Schluckauf, wenn sie aufgeregt oder gereizt ist. Für eine erwachsene Frau fand ich das etwas überzogen, als Person mochte ich Ella aber sehr, denn sie ist hilfsbereit, herzlich und hat nach ihrer letzten Beziehung mit Bastian eine neue Beziehung und intakte Familie verdient.

Ina wohnt mit ihrer Tochter Mimi auf dem Hof und macht sich dort nützlich. Tom und seine Oma sind sozusagen ihr familiärer Halt. Dann muss Ina überraschend ins Krankenhaus und Ella übernimmt ihre anfallenden Aufgaben bei den Tieren und im Gemüsebeet. Dabei wird sie von ihrer liebenswerten Nichte Mimi unterstützt, die etwas altklug wirkt, aber hochbegabt und hochsensibel ist. Dank Mimi bekommt die Geschichte eine fröhliche Stimmung, denn sie ist eine Frohnatur und schließt auch Ella und ihren Opa schnell ins Herz.

Durch das gemeinsame Zusammenleben ergeben sich kleine Probleme und es wird trubelig auf dem Hof. Und die lange schwelenden Missverständnisse und Konflikte zwischen Ina und Ella müssen endlich angesprochen und überwunden werden, um einem glücklichen Familienleben nicht im Wege zu stehen. Doch das ist leicher gesagt als getan, denn immer wenn sich in dieser Geschichte Menschen öffnen wollen und die Aussprache suchen, werden sie von plötzlich eintretenden Ereignissen unterbrochen. Auf Dauer war mir das etwas zuviel des Guten und ich habe so einige Dinge früh durchschaut. Allerdings ist der Erzählstil so einnehmend und die Umsetzung der Geschichte keinesfalls langweilig oder nervig, sie unterhält trotz aller Vorahnungen auf einem hohen Level. Denn man fühlt sich in dieser Hof-WG mit ihren Tieren richtig wohl und möchte erleben, wie die Schwierigkeiten, die die finanzielle Belastung des alten Hofes mit sich bringt, auch gelöst werden.

Mimis fröhliche und begeisterungsfähige Art hat mich erfreut, Ellas Treffen mit Tom sorgen für romantische Momente, Sylts Landschaft zieht beim Lesen an mir vorbei, das Meer rauscht im Hintergrund und die Bedrohung durch einen Immobilienmakler sorgt für Aufregung. Hier kann man sich auf eine unterhaltsame, aber leichte Urlaubslektüre freuen, die mit ihren familiären Differenzen ein paar Eckpunkte setzt, die am Ende in Harmonie enden.

Leichte, unterhaltsame Strandlektüre mit Syltflair und wie gemacht für eine urlaubshafte Leseauszeit, die ich mit 3,5 Sternen bewerte und gerne aufrunde!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.04.2022
Der Tod der dreckigen Anna
Seel, Tina

Der Tod der dreckigen Anna


ausgezeichnet

Ein packender True-Crime und außergewöhnliches Debüt
Im Emons Verlag erscheint der Krimi "Der Tod der dreckigen Anna" von Tina Seel.

Heiligabend 1974 wird die geistig verwirrte Anna Hager tot in ihrem Haus aufgefunden, brutal ermordet und wie ein Schlachtvieh ausgeweidet. Für die Tote wird nicht viel Mitleid empfunden, sie galt ja als verrückt. Doch nun beginnt die scheinbare Idylle des kleinen Dorfes zu blättern und die Bewohner sind sich einig, das kann keiner der friedlichen Dorfbewohner gewesen sein. Aber stimmt das wirklich?

Die Geschichten auch dem echten Leben sind oft die besten Storys. Sie kannte das Mordopfer Anna Hager, Tina lebte in den 70er Jahren in ihrer Nachbarschaft und sie kannte auch ihren Mörder.

Diesen wahren Fall hat Tina Seel in ihrer tragischen Story verarbeitet und dabei ein erstaunlich erschreckendes Psychogramm eines brutalen Mörders gezeichnet. Die Tatvorgänge werden in allen Details beschrieben, aber erst die Einblicke in die wahren Hintergründe sorgen für wahrlich schauderhafte Stimmung, die Tina Seel auch fesselnd und gänsehautmäßig in ihrem Erzählton transportieren kann.

Wir erfahren von dem traurigen Schicksal der drei Hager-Schwestern, Hilde kommt in ein Heim, Elsa stirbt auf der Treppe ihres Hauses und Anna bleibt hilflos zurück und verwahrlost immer mehr.

Von den Dorfbewohnern erfährt die Polizei keine hilfreichen Hinweise, sie trauen diese Tat keinem von ihnen zu und möchten niemanden etwas schlechtes nachsagen. Die Menschen des Dorfes erlebt man keinesfalls als sympathische Zeitgenossen, alle erscheinen lieblos, mit sich und ihrer Arbeit voll und ganz beschäftigt, Kinder haben sich ihren Eltern zu fügen, wenn nicht, setzt es Prügel. In so einem Umfeld wird auch der Täter groß, wir lernen ihn und seine Denkweise kennen und können ahnen, warum er sich unter dem Einfluss seiner Mitmenschen so entwickelt hat. Seine Psychose und sein krankes Handeln sind aber durch nichts zu entschuldigen.

Tina Seel lässt ihre Leser neben der Gegenwart und den Tatvorgängen auch in die Vergangenheit der 50er Jahre blicken und damit den Täter und sein Umfeld näher kennenlernen.

Wir lernen die Dorfbewohner kennen, hören ihre Gespräche und erfahren von ihren Ängsten. Dabei wird auch der Täter schnell bekannt, das ist bei Krimis normalerweise ein Spannungskiller. Doch nicht in diesem Fall, denn hier erfahren wir auch die Gründe, wie er durch eigenes erfahrenes Leid zu so einem Menschen werden konnte. Das Spannende an diesem Buch ist im Grunde die Auflösung des Mordfalls und die Seelenpein einzelner Menschen, die gedankenlos Aussagen machten und ihr Wissen bewusst oder unbewusst verschwiegen. Aber auch das Psychogramm des Täters sorgt für Gefühle der Abscheu und für Entsetzen.

Man kann bei diesem besonderen Buch wohl weniger von einem Krimi als eher von einer tragischen Mordserie sprechen, die sich im Laufe des Buches immer mehr entblättert.

Ich kann diese wahre und gut in Szene gesetzte Story absolut empfehlen und war überrascht, dieses außergewöhnliche Debüt lesen zu dürfen.

Bewertung vom 12.04.2022
Grimms Märchen - vollständige und illustrierte Schmuckausgabe mit Goldprägung
Grimm, Jacob;Grimm, Wilhelm

Grimms Märchen - vollständige und illustrierte Schmuckausgabe mit Goldprägung


sehr gut

Der Klassiker für Märchenbegeisterte

Dieser Band vereint die vollständige Ausgabe der »Kinder- und Hausmärchen« der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm von 1812/1815 (in der 2. Aufl. von 1819) mit 444 schwarz-weiß-Illustrationen des Jugendstilkünstlers Otto Ubbelohde. Die Märchensammlung der Gebrüder Grimm ist weltweit bekannt und gilt als der deutsche Märchenschatz. Aus überlieferten Geschichten dichteten sie ihre Märchen, die inzwischen Klassiker geworden und Jung und Alt bekannt sind.
Bei dieser umfangreichen Märchensammlung finden sich bekannte und weniger bekannte Märchen. Von "Allerleirauh" und "Aschenputtel" über "Das tapfere Schneiderlein", "Der Wolf und die sieben jungen Geißlein", "König Drosselbart" bis hin zu dem eher unbekannten "Von dem Tode des Hühnchens" gibt es hier den gesamten Märchenschatz zu entdecken.

Die Geschichten werden mit den etwas düster erscheinenden, schwarz-weiß Zeichnungen von Otto Ubbelohde begleitet, die mir zwar künstlerisch sehr gefallen, doch generell finde ich bunte Bilder einfach schöner. Denn genau diese schönen Eindrücke der Bilder aus meinen Kindheits-Büchern habe ich noch heute im Kopf.
Beim ersten Anlesen fiel mir sofort an dem handlichen Buch das recht dünne Papier auf, was für Kinderhände eher ungeignet erscheint. Aufgrund des günstigen Preises bekommt man hier kein kostbares Sammlerstück, aber immerhin doch eine vollständige Ausgabe der Grimmschen Märchen.

Märchen sind Kulturgut und sie wurden in vielen Dialekten über Generationen weiter erzählt. Deshalb sind einige Geschichten auch in Mundart, wie "Oll Rinkrank" oder das plattdeutsche "Up Reisen gohn". Deshalb sind nicht alle Märchen dieses Buches sprachlich und wegen ihres oft grausamen Inhaltes auch wirklich kindgerecht. Zum Vorlesen für kleinere Kinder eignen sich allerdings trotzdem viele Märchen. Als Erwachsener muss man halt abwägen, was das Kind versteht.
Der große Vorteil an dieser Ausgabe ist vor allem das unschlagbare Preis/Leistungsverhälnis. Hier bekommt man viele Geschichten für wenig Geld.

Diese einzigartige Märchensammlung der Gebrüder Grimm ist ein Klassiker, der allen Märchenfreunden gefallen wird!

Bewertung vom 11.04.2022
Die Sommerschwestern Bd.1
Peetz, Monika

Die Sommerschwestern Bd.1


sehr gut

Alte Familienbande werden neu geschmiedet

Jahrelang verlebten die vier grundverschiedenen Schwestern Doro,Yella, Helen und Amelie unbeschwerte Sommerferien in ihrem Feriendomizil in Bergen an der holländischen Küste, bis sie als Teenager dort ihren Vater durch einen Unfalltod verloren. Ganze 20 Jahre später lädt ihre eigenwillige Mutter sie zu einer gemeinsamen Reise nach Bergen ein. Die vier Frauen ahnen, dass ein besonderer Grund vorliegen muss und sie folgen der Einladung neugierig, aber zum Teil auch eher unwillig.



Im Mittelpunkt der Erzählung steht Yella, die zweitälteste Schwester. Sie ist verheiratet und Mutter von zwei kleinen Söhnen. Aus Yellas Sicht nehmen wir am Familientreffen teil und sehen welche Entwicklungen sich dort ergeben und erfahren in Rückblenden von Kindheits-Erlebnissen im Sommerurlaub, von den Erinnerungen an den Vater und von den Konflikten, die zwischen Mutter und Töchtern damals wie heute bestehen. Die Familie hat sich auseinander gelebt und die Schwestern stehen sich nicht mehr sehr nahe. Doch dieses Treffen bietet die Möglichkeit, zu reden und sich wieder anzunähern.

Besonders Yella erfahrt bei dieser Reise eine Rückbesinnung auf alte Zeiten und lernt, damit umzugehen und daraus eigene Erkenntnisse für ihr Leben zu gewinnen.

Durch den mitreißenden, flüssigen und sehr eingängigen Schreibstil liest sich das Buch wie von selbst. Man wird schnell warm mit der Familie und erlebt in bildhaften Beschreibungen die Orte, Naturschilderungen und Stimmungen einfühlsam mit und taucht als heimliche Beobachterin in die Handlung ein. Es war, als wäre ich selbst mit in dieser Gegend unterwegs gewesen und konnte die Kindheitsgefühle wunderbar mitleben. Das eingebaute Niederländisch sorgt für die nötige Stimmung, obwohl ich nicht alles verstanden habe.

Die sich langsam herauskristallisierenden Familiengeheimnisse sorgen für kleine Spannungsmomente, mehr interessiert haben mich aber die Konflikte innerhalb der Familienmitglieder und wie sie lernen, miteinander umzugehen. Die Charaktere fand ich gut herausgearbeitet, wobei Mutter Henriette mich mit ihrer kritischen Art nicht überzeugen konnte. Ständig erteilt sie Yella, die ihr im Verhalten recht ähnlich ist, Ratschläge, lässt aber ihr eigenes Handeln nicht hinterfragen. Der Roman lässt Lebensträume aufblitzen, zeigt aber auch die realen Probleme, sowie die schönen Momente innerhalb einer Familie.


An dieser gut zu lesenden Familiengeschichte schätze ich die besondere Charakterausarbeitung und den eingängigen Erzählstil, der für unterhaltsame Lesezeit gesorgt hat.

Bewertung vom 10.04.2022
Das große Buch der kleinen Tiere
Tordjman, Nathalie

Das große Buch der kleinen Tiere


ausgezeichnet

Großartiges Sachbuch mit zahlreichen Infos über die Welt der kleinen Tiere

Die Tierwelt ist voller Leben und kleine Tiere machen den Großteil aller Tierarten aus. Welche kleinen Tiere kennst du? Sind Spinnen eigentlich Fleischfresser? Warum reiben Fliegen ihre Beinchen aneinander? Welche Käfer gibt es? Gleichen sich Bienenstock und Ameisenhaufen? Dieses Buch zeigt Wissenswertes, viele Illustrationen und zeigt auch die größten Rekordhalter unter den kleinen Tieren auf.

Dieses Buch bietet einen umfassenden Überblick über mehr als 200 wirbellose Tiere und es wird erklärt, was sie fressen, wie sie sich fortbewegen, wo sie sich verstecken und in welchem Lebensraum sie leben.

Die Themenbreite ist für so ein dünnes Buch unglaublich breit aufgestellt. Was sind Bestäuber? Wie ist ein Bienenstock aufgebaut? Welche Fressfeinde haben kleine Tiere? Welche Plagegeister nerven uns Menschen? Und wie musiziert das Insektenorchester?

Die absolut detailgetreuen und naturnahen Illustrationen sind einfach nur wunderbar, so lernen Kinder die Tiere kennen und interessieren sich für ihre Lebensweise.

Es werden viele spannende Fakten näher erklärt, so z. B. wie Larven heranwachsen, welche Metamorphose sie durchmachen und auf welche Weise diese Tiere überwintern. Die Einteilung der Kapitel richtet sich nach den jeweiligen Lebensräumen: in der Luft, am Boden oder im Wasser. Jedem Kapitel schließen sich Quizfragen und Beobachtungsspiele an, bei dem Kinder die gefragten Tiere im Übersichts-Bild suchen können und weitere Informationen über sie erhalten. Dadurch lernen sie, in welchen Lebensräumen die jeweiligen Tiere leben und die Aufgabenstellung weckt ganz allgemein das Interesse an der Natur. Die Auflösung findet man am Ende des Buches.

Kinder können sich mit der Natur beschäftigen, indem sie die speziellen Anleitungen für den Bau eines Schneckenterrariums oder von Unterschlupfmöglichkeiten für Insekten, Schnecken oder Asseln nachbauen können. Dazu ist die Hilfestellung von Erwachsenen nötig.

Die Vielseitigkeit an Informationen ist großartig. Es werden viele Sachverhalte näher beleuchtet und Kindern verständlich erklärt.

Die große Fülle an Informationen und die zahlreichen schönen Bilder machen das Buch zu einer Freude für alle, die unsere Natur kennenlernen wollen. Ein wunderbares Bilderbuch mit Sachwissen für große und kleine Tierfreunde über unsere einzigartige "Klein-Tierwelt"!

Bewertung vom 09.04.2022
Orchideen
Knapp, Sandra

Orchideen


ausgezeichnet

Ein einmalig schönes Buch über die Königin der Blumen

"Die verblüffende Ähnlichkeit einiger Orchideenblüten mit Insekten oder Pilzen ist keine Laune der Evolution oder auf eine allzu rege menschliche Vorstellungskraft zurückzuführen. Die Ähnlichkeit ist vielmehr das Herzstück eines betrügerischen und manipulativen Bestäubungssystems. " Zitat Seite 127

Mit ihren wunderschönen Blütenformen und diversen Farben gehören Orchideen zu den beliebtesten und kostbarsten Pflanzen, die die Natur hervorbringt. Es sind reine Wunderwerke der Natur, die noch gar nicht solange erforscht sind wie andere Pflanzen.

Sie leben in der Luft, haben Wurzeln der Liebe, es gibt von ihnen eine ungeheure Formenvielfalt und sie täuschen ihre Bestäuber auf besondere Weise. Sie gelten als Aristokraten im Pflanzenreich.

Doch ob nun Aristokraten oder raffinierte Betrüger (aufgrund ihrer Ähnlichkeit mit Fliegen), Orchideen sind so artenreich wie kaum eine andere Blühpflanze auf der Welt. Sie sind anpassungsfähig, locken mit ihrer Schöhneit in allen Farben, Formen und Größen und sind doch sehr gefährdet, wenn die Abholzung und Rodung ihrer Lebensräume und die Umweltverschmutzung weiter voranschreitet. Darauf weist auch der Botaniker Mark Chase in seiner Einleitung hin.

In diesem hochwertig wirkenden Buch in Leinenoptik stellt uns Sandra Knapp die Besonderheiten der Orchideen vor. Ihre interessanten Texten sind mit entsprechendem erklärenden Bildmaterial ausgestattet und man erfährt von erstaunlichen botanischen Hintergründen. Dabei stützt sich sich auf die Forschungsergebnisse und Beobachtungen von Wissenschaftlern wie John Gerard, Edith Coleman, James Bateman, Darwin etc.

Das ist vielleicht nicht die richtige Lektüre für einen botanisch ungebildeten Laien, aber wer sich für Orchideen interessiert, findet sicher viele spezielle Fakten und bis ins Detail ausgeführte Ausführungen, die ihn begeistern werden und interessieren. Sandra Knapp erklärt uns die Form der Blüten der Orchideen, die unterschiedlichen Bestäubungsvarianten, wie das Anlocken von Insekten funktioniert und sogar warum Orchideenwurzeln auch Wurzeln der Liebe genannt werden. Den Texten kann man viel Wissenswertes entnehmen, sie erklären, hinterfragen und zeigen die vielen Ansichten der Botaniker auf.

Das Bildmaterial ist einfach nur perfekt und authentisch dargestellt. Da kann man einfach nur ins Schwärmen kommen.

Dieses Buch zeigt so viel Wissenswertes und Schönes über Orchideen, einfach nur herrlich! Hier geht es ins Detail bei den artenreichsten Familien der Blütenpflanzen.


Wunderschöne Zeichnungen und interessante Texte stellen die Aristokraten unter den Wildpflanzen vor. Dieses einzigartige und schöne Sachbuch empfehle ich allen Orchideenliebhaber:innen, die auch die Hintergründe und biologischen Fakten ihrer Lieblingspflanzen wissen wollen.