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yellowdog

Bewertungen

Insgesamt 2024 Bewertungen
Bewertung vom 11.06.2022
Eine Rose allein
Barbery, Muriel

Eine Rose allein


sehr gut

Das Hörbuch geht um die 4,5 Stunden. Das ist zwar relativ kurz, doch wegen des bedachten Erzählstils kommt es einem nicht so vor. Auch die lebensphilosophischen Diskussionen zwischen den Figuren tragen dem Gefühl bei.
Die Themen sind schwer: Trauer, Verlust, dem inneren Versteinert sein und der Möglichkeit, diesen Zustand aufzulösen.
Ein wenig verhebt sich die Autorin an ihren Ambitionen. Manche Sätze wirken prätenziös.

Die Handlung wird durch den Schauplatz Kyoto in Japan sehr geprägt.
Muriel Barbery setzt lange Landschaftsbeschreibungen ein.

Das Hörbuch wird von Elisabeth Günther gesprochen. Sie hat eine warme Stimme, die es dem Zuhörer leicht macht, die Protagonistin Rose durch die Handlung zu begleiten.

Bewertung vom 08.06.2022
Im Fallen lernt die Feder fliegen
Al Shahmani, Usama

Im Fallen lernt die Feder fliegen


ausgezeichnet

Wie schon der Titel andeutet, hat Usama Al Shahmanis Prosa oft poetische Züge. Und es gibt einen Aspekt, den ich überaus schätze: Menschlichkeit und Einfühlsamkeit. Daher habe ich viel übrig für die Hauptfigur, die ein junge irak-stämmige Frau in der Schweiz ist. Es gibt in ihrer Vergangenheit schmerzhaftes, offenbar auch Verluste, die sie nicht einmal ihren Freund verrät.
Der Roman verdeutlicht die Zerrissenheit und die Konflikte, die insbesondere junge Frauen betrifft, die die Erwartungen ihrer Kultur erfüllen sollen, aber auch die Freiheit und Toleranz ihrer jetzigen Umgebung wollen.
Dass die Flüchtlingssituation so glaubhaft dargestellt wird, macht die Emotionen der Erzählerin nachvollziehbar.
Die Stärke des Buches ist, dass es ein Mitfühlen und verstehen ermöglicht.

Ein gutes Buch. Man darf auf den nächsten Roman des Autors gespannt sein. Er wird voraussichtlich im August erscheinen.

Bewertung vom 04.06.2022
Die Sommerschwestern Bd.1
Peetz, Monika

Die Sommerschwestern Bd.1


gut

harmlose Familiengeschichte

Eine Familiengeschichte mit 4 erwachsenen Schwestern, die teilweise eine schwierige Beziehung zur kühlen Mutter haben. Diese hat die 4 nach Holland eingeladen, um ihnen etwas mitzuteilen. Die Spannung des Buches erschließt sich daraus, was das sein kann. Und vom Wortwitz bei den Dialogen zwischen den Figuren, die gleichzeitig ein Familienporträt ergeben.. Die vier Schwestern Doro, Yella, Amelie und Helen sind ziemlich unterschiedlich. Leider überzeugen sie als Persönlichkeiten nicht. Da hätte Monika Peetz vielleicht ihnen etwas deutlichere Merkmale geben sollen. So bleiben sie einfach nicht in Erinnerung. Am ehesten vielleicht noch Yella, die auch Mutter ist.
Manko des Buches ist aber auf jeden Fall das sehr verhaltene Erzähltempo.
Zunächst sidn die Schwestern unter sich, die Mutter kommt erst spät hinzu.

Monika Peetz Roman Sommerschwestern ist wahrlich keine große Literatur, aber zum berieseln vielleicht gerade richtig.

Bewertung vom 04.06.2022
Ein unvollkommener Ehemann
O'Flanagan, Sheila

Ein unvollkommener Ehemann


ausgezeichnet

Ehe in der Krise
Sheila O Flanagan hat die Geschichte einer Ehekrise geschrieben.
Auslöser ist der Seitensprung des Ehemanns mit der Nachbarin.
Das schön gemalte Cover zeigt ein Paar, die sich den Rücken zuwenden.

Da das Buch bei Suhrkamp erschienen ist, erwartete ich etwas anspruchsvolleres. Auch ist der Roman merkwürdig altmodisch und konservativ gehalten.
So dauerte es eine Weile, in das Buch hineinzukommen.

Erzählt wird ausschließlich aus der Sicht der Icherzählerin Roxy, die nach dem Vorfall mit den Kindern zunächst zu ihrer Mutter zieht. Aber zu einer endgültigen Trennung von Dave kann sie sich noch nicht entschließen.
Aus Daves Sicht wird nicht erzählt, dabei wäre der Roman mit 2 Perspektiven vielleicht lebendiger geworden.
Aber das statische des Stils liegt nicht nur an der Perspektive, es gibt auch sonst keine großartigen Beschreibungen oder geht irgendwo in die Tiefe.
Man muss dem Buch aber lassen, dass den Prozess einer Trennung in Gänze zeigt.

Bewertung vom 03.06.2022
The Truest Thing - Jeder Moment mit dir (eBook, ePUB)
Young, Samantha

The Truest Thing - Jeder Moment mit dir (eBook, ePUB)


sehr gut

Hartwell-Love-Story 3

The Truest Thing- Jeder Moment mit dir ist der dritte Teil der Hartwell-Love-Stories, der in Deutschland erst relativ spät veröffentlicht wurde.
Ich habe Sympathien für die frühen Romane von Samantha Young. Auch die Hartwell-Romane haben mir noch gefallen, aber The truest thingh fällt leider etwas ab. Die ganzen Familienintrigen kommen mir unrealistisch und weit hergeholt vor. Fast schon eine Räuberpistole.

Dass es eine Geschichte mit Jack und Emery geben wird, war jedem klar, der vorherigen Bücher gelesen hat, da sie da als Nebenfiguren schon viel Potential hatten.
Ich mag beide Figuren obwohl sie ziemlich schwierig sind. Aber sie sind im Vergleich zu den anderen nicht das größte Liebespaar.

Alte Hauptfiguren wie Cooper, Jessica und Bailey wirken natürlich auch wieder mit.

Was wirklich ganz gut gemacht ist, ist der zeitliche Rahmen, bei der Episoden Jahre in die Vergangenheit zurückgehen.

Es ist nicht der beste Teil der Reihe, aber es bleibt dennoch gute Unterhaltung.

Bewertung vom 01.06.2022
Fischers Frau
Kalisa, Karin

Fischers Frau


gut

Fischers Frau ist ein mühevoll zu lesender Roman.
Die Autorin kann nicht erzählen, sie kann nur beschreiben. Das immerhin mit einer gewissen sprachlichen Kraft.
Es geht um 2 Frauen: Die Kuratorin Mia Sund in der Gegenwart und Mina in der Vergangenheit.

Die Schauplätze sind eigentlich reizvoll, doch irgendwie macht die Autorin zu wenig daraus.
Den Bezug auf das Märchenhafte erschient mir nicht angemessen.
Worauf Karin Kalisa mit diesem Buch eigentlich hinaus will bleibt lange unklar. Vielleicht der Unterschied zwischen Echtheit und Fälschung.

Besser als der zeitgenössische Erzählteil mit einer unsicher wirkenden Mia gefällt mir der Vergangenheitspart in Zagreb. Aber auch diesem historischen Kontext merkt man den heutigen Blick an, er wird nicht authentisch und Fischers Frau kein historischer Roman. Karin Kalisa hatte das aber auch nicht vor. Sie suchte nur einen historischen Rahmen.

Für mich ist die entscheidende Schwäche des Romans, dass die Figuren nicht lebendig werden. Das gilt für Mia wie für Mina.
Trotz alle der Einwände will ich nicht sagen, dass Fischers Frau generell ein schlechtes Buch ist, es lag nur nicht auf meiner Wellenlänge und erfüllte meine Erwartungen nicht.

Bewertung vom 29.05.2022
Mord in Montagnola / Moira Rusconi ermittelt Bd.1 (eBook, ePUB)
Vassena, Mascha

Mord in Montagnola / Moira Rusconi ermittelt Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Der Gesang der Zikaden

Mord in Montagnola ist ein Hybrid aus Krimi und Unterhaltungsroman. Daher kann es sein, dass richtige Krimifans vom Fall und den Ermittlungen nicht hunderprozentig überzeugt werden. Mich hat diese Kombination nicht gestört und immerhin hatte das Mordopfer viel Dreck am Stecken. Das lädt zu einigen Spekulationen ein und Mordmotive gibt es genug.

Ein Trumpf des Buches ist der Schauplatz im Tessin. Montagnola ist sicher sehr reizvoll. Es ist ein Ort in der italienischsprachigen Südschweiz. Hier lebte einst Hermann Hesse für eine gewisse Zeit und der Menschenschlag in der Gegend ist eigenwillig.
An diesen Ort reist die Protagonistin Moira nach 3 Jahren aus Deutschland erstmals zu ihrem Vater zurück, da er vor kurzen einen leichten Schlaganfall hatte. Schnell lebt sie sich wieder ein, trifft ihren Jugendfreund Luca, der inzwischen Gerichtsmediziner ist und wirkt als Dolmetscherin schließlich bei den Ermittlungen in einem Mordfall mit. Diesen Einfall finde ich originell und Moiras besondere Rolle lässt den Krimi eigenständig werden.
Auch ist Moira eine gut gemachte Figur, die in ihrer Zerissenheit zwischen dem Tessin und Deutschland, in der auch noch ihre Tochter lebt, glaubhaft wirkt.
Von den Nebenfiguren hat Chiara das meiste Potential. Luca bleibt ein wenig oberflächlich.
Es bleibt einiges offen, z.B. ob Moira dauerhaft in Montagnola bleibt und wie es mit ihr und dem verheirateten Luca weiter geht.
Ein mehr als ordentlicher Roman, aber ob ich die Reihe weiter lese, kann ich noch nicht sagen. Ich lasse es auf mich zukommen.

Bewertung vom 25.05.2022
Wunderkind Erjan
Ismailov, Hamid

Wunderkind Erjan


sehr gut

Wunderkind Erjan ist ein ungewöhnliches Buch, nicht nur wegen der Thematik, auch wegen dem fremdartigen Setting mit der Steppe Kasachtans .
Auch die Erzählform ist gelungen und originell. Hamid Ismailov lässt seinen Protagonisten auf einer Zugfahrt einem Mitreisenden sein Leben erzählt. Dabei steht seine Kindheit mit den Großeltern im Vordergrund. Diese Passagen haben viel Atmosphäre und wirken wie aus der zeit gefallen.
Man ist als Leser in der Position des staunenden Zuhörers. Das ist schon beeindruckend gemacht.

Der 1954 geborene Schriftsteller Hamid Ismaliov hat schon einiges geschrieben. Gut, das man ihn jetzt auch in Deutsch entdecken kann und man hofft auf weitere Übersetzungen.

Bewertung vom 25.05.2022
Der Mann im Untergrund
Wright, Richard

Der Mann im Untergrund


sehr gut

Richard Wright, der schon 1960 starb, gilt zu Recht als bedeutender Autor, auch wenn er heute vielleicht nicht mehr so bekannt sit wie James Baldwin.
Das Buch ist in den vierziger Jahren geschrieben, aber thematisch auch heute noch leider sehr aktuell. Es geht um Polizeigewalt in den USA gegen schwarze Menschen.
Hier ist der 29jährige Fred Daniels Opfer der Polizeigewalt. Er wird ohne begründeten Verdacht nur aufgrund seiner Hautfarbe festgenommen und des Mordes beschuldigt. Die Polizisten misshandeln ihn und er unterschreibt ein Geständnis.Später kann er entkommen und es folgen einige absurde Passagen mit surrealen Kontext.
Der Text wird so vorgetragen, dass man Freds Schicksal gut nachvollziehen kann. Ich denke, das Buch funktioniert gerade als Hörbuch gut.

Nach dem titelgebenden Text folgt noch ein sehr interessanter Essay mit dem Titel „Erinnerungen an meine Großmutter“, der Bezüge zu Der Mann im Untergrund enthält. Ein starkes Essay.

Das Hörbuch wird mit einem Nachwort und einer Anmerkung abgeschlossen.

Bewertung vom 22.05.2022
23 Uhr 12 - Menschen in einer Nacht
Dieudonné, Adeline

23 Uhr 12 - Menschen in einer Nacht


sehr gut

Adeline Dieudonnés neuer Roman 23 Uhr 12 ist wie ihre bisherigen ein ungewöhnliches Buch.
Wie der Untertitel“ Menschen in einer Nacht – Ein Roman in 12 Geschichten“ schon andeutet, geht es um Einzelschicksale verschiedener Menschen, die eigentlich nicht viel miteinander zu tun haben, außer, dass sie an einem bestimmten Moment am gleichen Ort sind. Ausgangs-und Schlußpunkt ist eine Autobahnraststätte.

In 12 Episoden erzählt die Autorin von ihren Figuren, die nicht selten durch ihre Obsessionen getrieben sind. In manchen der Geschichten gibt es Ausbrüche von Gewalt und fast immer gibt es Momente, die von Einsamkeit geprägt sind.
Adeline Dieudonnés setzt außerdem ihren skurrilen Humor ein, um den Schmerz ihrer Figuren befreiende Schockmomente entgegenzusetzen.