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Benutzername: 
KimVi
Wohnort: 
Niedersachsen
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 1566 Bewertungen
Bewertung vom 23.11.2020
Enna Andersen und die Tote im Mai
Johannsen, Anna

Enna Andersen und die Tote im Mai


sehr gut

Hauptkommissarin Enna Andersen und ihre Kollegen Pia Sims und Jan Paulsen arbeiten gemeinsam daran, alte, ungelöste Kriminalfälle neu aufzurollen. Dieses Mal haben sie sich entschieden, den Mord an einer Studentin, die vor beinahe zwanzig Jahren zunächst spurlos verschwand und dann ermordet aufgefunden wurde, zu untersuchen. Der Täter konnte nie gefasst werden. Enna und ihre Kollegen setzen neu an und befragen das Umfeld der Ermordeten akribisch. Dabei stoßen sie auf einige Hinweise, denen damals offensichtlich nicht nachgegangen wurde....

"Enna Andersen und die Tote im Mai" ist bereits der zweite Fall für die sympathische Hauptkommissarin und ihr Team. Da die Bände in sich abgeschlossen sind, kann man dem aktuellen Geschehen auch dann mühelos folgen, wenn man den ersten Teil der Reihe nicht gelesen hat. Das Team, das sich im ersten Band noch zusammenraufen musste, wirkt nun gut aufeinander eingespielt. Die Charaktere sind durchweg sympathisch und ergänzen sich hervorragend.

Der Einstieg in die neu aufgerollten Ermittlungen gelingt sofort. Obwohl man es hier mit einem alten Fall zu tun hat, der eine Menge Recherche erfordert, gelingt es der Autorin sofort, das Interesse zu wecken und Spannung zu erzeugen. Denn die drei Ermittler tragen Hinweise zusammen, die den Verdacht erwecken, dass nicht alles so zu sein scheint, wie es auf den ersten Blick wirkt. Man ahnt, dass irgendetwas nicht stimmt und dass es Zeugen geben muss, doch wer etwas verschweigt und warum, ist zunächst nicht klar. Deshalb wird man zum Miträtseln angeregt und stellt beim Lesen eigene Überlegungen an. Doch es kommt immer wieder zu überraschenden Wendungen, die dafür sorgen, dass man umdenken muss.

Handlungsorte und Protagonisten werden authentisch beschrieben. Man hat alles mühelos vor Augen und kann sich ganz auf die Ermittlungen einlassen. Es gibt auch immer wieder kurze Einblicke in Enna Andersens Privatleben als alleinerziehende Mutter. Diese Szenen drängen sich allerdings nicht zu sehr in den Vordergrund. Im Fokus stehen eindeutig die Ermittlungen in dem alten Fall und der hat es wirklich in sich! Man nähert sich nur Stück für Stück der Auflösung, wodurch die Spannung durchgehend erhalten bleibt.

Cold-Case-Ermittlungen, die durch durchgehende Spannung und ein sympathisches Team überzeugen. Bitte mehr davon!

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.11.2020
Teatime mit Lilibet
Holden, Wendy

Teatime mit Lilibet


sehr gut

Die schottische Lehrerin Marion Crawford  ist 22 Jahre alt. Sie fühlt sich dazu berufen, Kindern aus schlechter gestelltem Umfeld Bildung zu vermitteln, damit deren Leben eine Kehrtwendung nehmen kann. Doch im Jahr 1932 erhält Marion eine Anstellung im englischen Königshaus, um die Prinzessinnen Elisabeth und Margaret zu unterrichten. Marion setzt nun alles daran, den Kindern, die hinter den Palastmauern relativ abgeschottet aufwachsen, einen Blick in das wirkliche Leben zu ermöglichen...

"Teatime mit Lilibet" ist ein historischer Roman, der auf den Ereignissen, die Marion Crawford selbst in "The Little Princesses" niedergeschrieben hat, beruht. Wendy Holden mischt in ihrer Version Fiktion und Fakten. Allerdings gelingt es ihr hervorragend, die damaligen Ereignisse so lebendig zu schildern, dass man sofort das Gefühl hat, einen authentischen Blick hinter die Kulissen des englischen Königshauses zu bekommen. 

Obwohl man Marion Crawford beim Lesen etwas distanziert betrachtet, spürt man doch, mit welchem Herzblut sie sich der Erziehung und Bildung der beiden Prinzessinnen widmet. Es ist ihr wichtig, dass die beiden über ihren goldenen Tellerrand hinausschauen können und die ganz normale Welt kennenlernen. Die Einblicke, die man hier quasi durch einen Blick durchs königliche Schlüsselloch bekommt, sind sehr interessant geschildert. Denn in den Jahren, die Marion Crawford die Kinder begleiten durfte, ist im Königshaus viel passiert. Durch die geradezu bildhaften Beschreibungen, kann man mühelos in diesen Roman eintauchen und die royale Welt auf sich wirken lassen. Dabei wird man auch immer wieder dazu angeregt, sich genauer über die handelnden Personen zu informieren, Hintergründe zu recherchieren oder sich einfach nur die Bilder anzusehen, um die Geschichte noch authentischer genießen zu können. 

Ein interessanter und unterhaltsam geschilderter Blick durchs königliche Schlüsselloch. 

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.11.2020
Stirb, mein Prinz / Marina Esposito Bd.3
Carver, Tania

Stirb, mein Prinz / Marina Esposito Bd.3


ausgezeichnet

Nach "Entrissen" und "Der Stalker" ist dieser Band der dritte Fall für den Ermittler Phil Brennan und sein Team. Da die Handlungen in sich abgeschlossen sind, ist es nicht zwingend notwendig die Reihenfolge einzuhalten. Wenn man an der Weiterentwicklung der Charaktere, sowohl im beruflichen wie privaten Bereich, interessiert ist, empfiehlt sich allerdings die Einhaltung der Reihenfolge.

Der Einstieg in den aktuellen Fall gelingt mühelos, denn ohne langatmiges Vorgeplänkel befindet man sich sofort mitten im Geschehen. Dabei beobachtet man die beiden Abrissarbeiter Cam und Gav bei der Inspektion des Hauses. Tania Carver gelingt es mühelos die vergiftete und bösartige Atmosphäre, die das Haus ausstrahlt, zu vermitteln. Man verfolgt gebannt jeden Lichtstrahl mit der Taschenlampe und erwartet dabei stets das Schlimmste. Die tatsächliche Entdeckung übertrifft dann die grauenvollsten Erwartungen. Bereits ganz am Anfang gerät man so in den Sog der Handlung. Auch in den anderen Handlungssträngen bleibt die Spannungskurve konstant hoch. Tania Carver sorgt dafür, dass man sich nur schwer vom Gelesenen lösen kann. Sie gewährt dabei einen Einblick in die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele. Deshalb sollten zartbesaitete Leser sich vorher lieber genau überlegen, wie viel Spannung und Nervenkitzel sie sich zumuten wollen.

Auch in diesem Band der Serie nimmt die Beziehung zwischen Marina Esposito und Phil Brennan wieder einen Teil der Handlung ein. Da Phil mit alten Dämonen aus seiner Vergangenheit zu kämpfen hat, die sich mit den aktuellen Ermittlungen verknüpfen, bleibt die Spannung aber trotzdem erhalten. Dies ist besser gelöst als in den Vorgängerbänden, denn dort flachte die Spannungkurve dadurch ab. Das ist hier aber nicht zu befürchten, obwohl man bei diesem rasanten Fall gelegentlich für eine kleine Atempause dankbar wäre.

Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und sehr angenehm lesbar. Tania Carver schafft es mühelos die Szenen so zu beschreiben, dass man sie vor Augen hat. Dadurch kann man sich ganz auf die Handlung einlassen und Spannung und Nervenkitzel genießen. Obwohl es sicher den ein oder anderen unglaubwürdigen Moment innerhalb des Buchs gibt, tut das der Spannung keinen Abbruch. Mir hat dieser dritte Band bisher am besten gefallen und deshalb vergebe ich alle Bewertungssterne und eine klare Empfehlung für Leser mit starken Nerven.

Bewertung vom 18.11.2020
Die Schweigende
Sandberg, Ellen

Die Schweigende


ausgezeichnet

Als Jens Remy überraschend stirbt, verlieren seine Frau Karin und die gemeinsamen Töchter Geli, Imke und Anne den liebevollen Mittelpunkt ihres Familienlebens. Die Töchter sind zwar mittlerweile erwachsen und haben ihre eigenen Familien, doch ohne Vater Jens fehlt der Zusammenhalt. Das zeigt sich schnell, als Imke den letzten Wunsch ihres Vaters erfüllen möchte. Denn mit seinen letzten Worten hat Jens sie dazu aufgefordert, einen Peter zu finden, von dem die Töchter noch nie gehört haben. Karin blockt sofort ab, als Imke nachfragt. Denn über die Vergangenheit hat Karin noch nie gerne gesprochen. Doch Imke gibt nicht auf und das, was sie nach und nach ans Tageslicht bringt, ist schier unfassbar...

Die Handlung wird aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet und trägt sich auf zwei Zeitebenen zu. In der Gegenwart stehen Karin, Geli, Imke und Anne abwechselnd im Zentrum des Geschehens und in der Vergangenheit beobachtet man Karin - und erfährt dort nach und nach Schreckliches. 

Ellen Sandberg, die Krimifans eher unter dem Namen Inge Löhnig kennen dürften, schafft es vom ersten Moment an, Protagonisten und Handlungsorte so zu beschreiben, dass man sie beim Lesen unmittelbar vor Augen hat. Das gelingt ihr nicht nur in den beiden unterschiedlichen Zeitebenen, sondern auch in den wechselnden Perspektiven. Die Charaktere wirken so authentisch, dass man Sympathien oder spontane Abneigungen fasst und sich deshalb ganz auf das Geschehen einlassen kann. In allen Handlungssträngen beobachtet man fasziniert die Entwicklung und mag manchmal kaum glauben, was passiert. Man kann deshalb mit den Charakteren mitfiebern und eine wahre Gefühlsachterbahn erleben. Denn das, was Imke nach und nach aus der Vergangenheit ihrer Mutter erfährt, und auch das, was nach dem Tod von Jens in der Familie geschieht, macht einen zuweilen fassungslos. Durch die häufigen Wechsel der Perspektiven wird ein hohes Tempo aufgebaut, dem man sich nur schwer entziehen kann und deshalb mag man das Buch nur ungern aus der Hand legen. 

Ellen Sandbergs "Die Schweigende" ist ein Roman, der tief berührt, zum Nachdenken anregt und lange nachwirkt! 

12 von 15 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.11.2020
Mörderische Schärennächte / Thomas Andreasson Bd.4
Sten, Viveca

Mörderische Schärennächte / Thomas Andreasson Bd.4


ausgezeichnet

Nach "Tödlicher Mittsommer", "Tod im Schärengarten" und "Die Toten von Sandhamn" ist dieser Roman bereits der vierte Band einer Krimireihe um den Kriminalkommissar Thomas Andreasson. Da die Kriminalfälle in sich abgeschlossen sind, können die Bände unabhängig voneinander gelesen werden. Da Viveca Sten dem Privatleben von Thomas Andreasson und seiner Jugendfreundin Nora Linde einen großen Teil der Handlung widmet, empfiehlt sich allerdings die Einhaltung der vorgesehenen Reihenfolge. Denn dann kann man die Weiterentwicklung der Charaktere besser verfolgen.

Der Einstieg in den aktuellen Fall gelingt allerdings auch ohne Vorkenntnisse aus den vorangegangenen Bänden mühelos. Wenn nötig, streut Viveca Sten Hintergrundinformationen in die Handlung ein. Auch in diesem Teil der Serie spielt das Privatleben von Thomas Andreasson und Nora Linde eine große Rolle. Obwohl sich die beiden in "Mörderische Schärennächte" nicht so oft über den Weg laufen und miteinander Kontakt halten, wie in den vorangegangenen Teilen. Man merkt allerdings, dass sich die beiden nach wie vor sehr gut verstehen. Die beiden Hauptprotagonisten wirken sehr sympathisch und für treue Fans der Reihe ist es wie ein Wiedersehen mit alten Bekannten. Da der vorherige Teil mit einem spannenden Cliffhanger endete, ist es natürlich interessant zu erfahren, wie es an dieser Stelle weiterging. Man merkt, dass Thomas durch dieses einschneidende Erlebnis körperlich und seelisch stark belastet wird. Dadurch wirkt dieser Protagonist allerdings sehr authentisch und deshalb gönnt man ihm die positive Entwicklung, die sein Privatleben in diesem Band erfährt, auch von Herzen. Im Gegensatz zu den Vorgängerbänden, ist Nora Linde in den aktuellen Fall nur am Rande einbezogen. Sie hat noch sehr mit der bevorstehenden Scheidung und den Konsequenzen für das Familienleben zu kämpfen.

Im Vergleich mit den anderen Fällen, nimmt die Kriminalhandlung in diesem Teil deutlich mehr Raum ein. Sie ist von Anfang an interessant und im Verlauf der Handlung baut sich echte Spannung auf. Durch die relativ kurzen Kapitel, eingeschobene Tagebucheinträge eines ehemaligen Elitekämpfers und überraschende Wendungen, fällt es schwer, sich vom Gelesenen zu lösen und das Buch aus der Hand zu legen. Denn man möchte unbedingt erfahren, was und wer hinter den mysteriösen Vorgängen steckt. Viveca Sten gelingt es in diesem Teil hervorragend, falsche Spuren auszulegen, denen man nur allzu bereitwillig folgt. Das ist eine echte Steigerung und deshalb unbedingt empfehlenswert.

Obwohl ich bisher alle Bände der Reihe mit Genuss gelesen habe, hat mir dieser erneute Ausflug auf die Schäreninsel bisher am besten gefallen. Denn die Kriminalhandlung war durchgehend spannend und die Entwicklungen im privaten Bereich der Hauptprotagonisten nicht weniger lesenswert.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.11.2020
Sei lieb und büße
Clark, Janet

Sei lieb und büße


ausgezeichnet

In Janet Clarks Jugendthriller betrachtet man das Geschehen aus verschiedenen Perspektiven. Im Zentrum der Handlung steht die Hauptprotagonistin Sina. In einem weiteren Erzählstrang schlüpft man in die Haut von Tabea. Sie gehört zu den angesagtesten Mädchen der Schule. Da hier die Ich-Perspektive verwendet wird, bekommt man einen kurzen Einblick in ihre Gedanken und Gefühle. Allerdings fällt dieser nicht zu umfangreich aus. Man ahnt zwar, dass sie ein falsches Spiel mit Sina treibt, doch welche Formen das annehmen wird, bleibt zunächst im Dunkeln. Tagebucheinträge, die sich deutlich in Schrift und Form vom Rest der Handlung abheben, lassen sich zunächst nicht richtig einordnen. Sie sorgen allerdings dafür, dass das Interesse an der Geschichte sofort geweckt ist, und dass man unbedingt erfahren möchte was geschehen ist und wie sich das in die aktuellen Ereignisse einfügen wird.

Sina ist eine sehr sympathische Hauptprotagonistin. Sie hat es, durch den Umzug und familiäre Schwierigkeiten, nicht leicht, sich in der neuen Umgebung einzuleben. Man merkt, dass sie früh Verantwortung übernehmen musste. Dadurch wirkt sie sehr reif. Gerade weil sie so sympathisch ist, fiebert man von der ersten Seite an mit ihr mit und möchte nicht mitansehen, wie sich die Schlinge langsam immer enger zieht. Denn Sina kann nicht einschätzen, wer es in der neuen Schule gut mir ihr meint, und wem sie lieber aus dem Wege gehen sollte. Als Leser hat man durch die wechselnden Perspektiven zwar einen kleinen Vorteil, doch zu viel wird dadurch nicht verraten. Man hat allerdings ein ungutes Gefühl und verfolgt gebannt das Geschehen.

Der Schreibstil ist recht locker und angenehm lesbar. Man kann sich Handlungsorte und Personen gut vorstellen, auch wenn die Beschreibungen nicht zu detailliert sind. Die Spannung ist von Anfang an spürbar und steigert sich im Verlauf der Handlung kontinuierlich . Eine düstere und gefährliche Atmosphäre breitet sich aus. Jeder scheint Geheimnisse zu haben, sodass man ganz schlecht einschätzen kann, wem Sina eigentlich trauen kann. Man rätselt, fiebert mit und zappelt selbst in dem Netz aus Intrigen, Lügen und Eifersucht. Dabei wird einem schnell klar, dass dies alles schneller Realität sein könnte, als einem lieb ist. Denn am Ende der Erzählung stellt man bestürzt fest, welche Ausmaße Internet-Mobbing annehmen kann.

"Sei lieb und büße" ist für jugendliche Leser ab 14 Jahren geeignet. Obwohl ich dieses Alter bereits deutlich überschreite, konnte mich Janet Clarks Jugendthriller von der ersten bis zur letzten Seite fesseln. Ich habe mit Sina mitgefiebert und das Buch nur ungern aus der Hand gelegt. Deshalb vergebe ich begeisterte fünf Bewertungssterne und eine ganz klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 16.11.2020
Wie ein Flügelschlag (eBook, ePUB)
Wilke, Jutta

Wie ein Flügelschlag (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Janas Geschichte wird in der Ich-Perspektive, aus der Sicht der 16-jährigen Schwimmerin, erzählt. Man schlüpft in die Haut der Hauptprotagonistin und kann ihre Gedanken und Gefühle hautnah miterleben. Jutta Wilke gelingt es hervorragend, die Emotionen von Jana zu beschreiben. Sie wirkt vom ersten Moment an sympathisch und sehr lebendig. Dadurch fällt der Einstieg in die Handlung leicht.

Gleich zu Beginn der Erzählung wird die Leiche von Melanie gefunden. Man spürt Janas tiefes Entsetzen und hat, genau wie Jana selbst, das Bedürfnis mehr über den unverhofften Todesfall zu erfahren. Doch zunächst folgt ein zeitlicher Rücksprung in die Vergangenheit. Dadurch erfährt man mehr über die Freundschaft zwischen den Mädchen, ihr schulisches und privates Umfeld und ihre Stärken und Schwächen. Aus der Sicht von Jana verfolgt man Melanies letzte Tage, nähert sich langsam dem Zeitpunkt ihres Todes und beobachtet, dass Jana sich nicht mit fadenscheinigen Erklärungsversuchen abspeisen lässt, sondern auf eigene Faust Nachforschungen anstellt. Durch den interessanten Einstieg ist man sofort mitten im Geschehen. Da man sich von Anfang an mit der Hauptprotagonistin identifizieren und all die Gefühle, die auf sie einströmen, nachvollziehen kann, entwickelt die Geschichte einen regelrechten Sog, dem man sich nur schwer entziehen kann. Jutta Wilke beschreibt ihre Protagonisten und die jeweiligen Handlungsorte so anschaulich, dass man mühelos in die Geschichte eintauchen und sich alles lebhaft vorstellen kann. Durch die intensive Beschreibung von Janas Eindrücken fiebert man regelrecht mit der sympathischen Hauptprotagonistin mit. Die Spannung steigert sich von Seite zu Seite und gipfelt in einem dramatischen Finale. Auch hier überzeugt die Autorin durch eine überraschende Wendung, die kaum vorhersehbar ist.

Jana muss sich nicht nur mit dem mysteriösen Tod ihrer Freundin auseinandersetzen, sondern auch mit den aufkeimenden Gefühlen für deren Bruder. Der Liebesanteil ist allerdings wohldosiert und nimmt nicht zu viel Raum ein. Er drängt die spannende Haupthandlung keinen Moment in den Hintergrund.

Obwohl ich das Jugendbuchalter bereits überschritten habe, konnte mich Janas Erzählung vollkommen überzeugen. Das Buch hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt, sodass ich es innerhalb kürzester Zeit gelesen habe. Ich vergebe deshalb begeisterte 5 Bewertungssterne und eine ganz klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 15.11.2020
Trümmermädchen - Annas Traum vom Glück
Bernstein, Lilly

Trümmermädchen - Annas Traum vom Glück


ausgezeichnet

Köln, 1941: Anna wächst bei ihrer Tante Marie und ihrem Onkel Matthias auf. Die beiden führen eine Bäckerei und Anna liebt es, in der Backstube zu sitzen, ihren Onkel bei der Arbeit zu beobachten und mit ihm zu reden. Doch Annas Glück endet jäh, als ihr Onkel eingezogen wird. Während der Bombenangriffe auf Köln wird auch die Bäckerei zerstört. Gemeinsam mit ihrer Tante kämpft Anna ums nackte Überleben. Dabei verlieren Anna und Marie nie ihren Traum, die Bäckerei wiederaufzubauen, und  hoffen darauf, dass Matthias eines Tages zu ihnen zurückkehrt...

Lilly Bernstein gelingt es vom ersten Moment an, eine ganz besondere Atmosphäre zwischen den Zeilen schweben zu lassen. Dadurch ist man sofort mitten im Geschehen und verfolgt gebannt, was das Schicksal für die sympathische Bäckersfamilie bereithält. Abwechselnd stehen Anna und Marie im Zentrum der Ereignisse. Dadurch bekommt man einen umfassenden Einblick in die Gedanken, Sorgen, Nöte und Hoffnungen der beiden. 

Handlungsorte und Protagonisten werden so authentisch beschrieben, dass man die entsprechenden Szenen beim Lesen sofort vor Augen hat. Historische Hintergründe fließen glaubhaft in die Handlung ein. Man kann die Not der Menschen förmlich spüren und sich deshalb ganz auf diesen Roman einlassen. Man taucht dabei regelrecht in die Vergangenheit ein und folgt gebannt dem aufwühlenden Geschehen. Anna und Marie müssen einige Schicksalsschläge hinnehmen. Doch diese wirken nicht zu übertrieben oder gar unglaubwürdig, sondern einfach authentisch und mitreißend. Deshalb liest sich das Buch quasi von allein. Man fiebert mit den Charakteren mit, die einem im Verlauf der Handlung ans Herz wachsen. 

Ein mitreißender Roman, der berührt und zum Nachdenken anregt!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.11.2020
Fremder Tod / Jana Welzer Bd.1
Kibler, Michael

Fremder Tod / Jana Welzer Bd.1


ausgezeichnet

Rainer Hauptmann ist vom Balkon seiner Darmstädter Wohnung in den Tod gestürzt. Da es anscheinend keine Angehörigen gibt, wird Nachlasspflegerin Jana Welzer mit dem Fall betraut. Sie soll den Nachlass sichten und eventuelle Erben aufspüren. Doch schon bald stößt Jana auf einige Ungereimtheiten. Denn Rainer Hauptmann war offensichtlich nicht der, für den er sich ausgegeben hat. Gemeinsam mit ihrem alten Freund Ben, beginnt Jana nachzuforschen. Die beiden entdecken einige Pässe und Dokumente, die zu weiteren Identitäten des Verstorbenen führen. Der Fall ist äußerst rätselhaft. Doch Jana und Ben geben nicht auf....

"Fremder Tod" ist der Auftakt einer neuen Krimireihe um die Nachlasspflegerin Jana Welzer. Der Einstieg verläuft zwar zunächst eher gemächlich, gelingt aber dennoch mühelos. Denn der Autor beschreibt die Hauptprotagonistin Jana und ihre Arbeit als Nachlasspflegerin so authentisch und interessant, dass man sich von Anfang an auf die Spurensuche einlassen kann. Gerade die Tatsache, dass in diesem Krimi keine Polizisten ermitteln, sondern dass man eine Nachlasspflegerin bei ihrer Suche nach den Vermögenswerten und möglichen Erben beobachtet, gibt der Handlung einen ganz besonderen Reiz. 

Im Zentrum des Geschehens stehen die Nachforschungen von Jana und Ben. Außerdem gibt es immer mal wieder kurze Einschübe, in denen man einen Einblick in das stressige Leben des alleinerziehenden Vaters Caesar bekommt. Zunächst ist nicht klar, wie sich dieser Handlungsstrang in den Verlauf einbinden wird, doch dem Autor gelingt es hervorragend, die unterschiedlichen Stränge nach und nach zu verknüpfen. Bis dahin muss man sich allerdings etwas gedulden, da der Fall ungeahnte und mehr als überraschende Wendungen nimmt. Immer wenn man meint, dass man bei den eigenen Überlegungen einen Schritt weitergekommen ist, sorgt die Vergangenheit des Verstorbenen dafür, dass man umdenken muss. Dadurch gerät man früh in den Sog der Ereignisse, denn man möchte unbedingt erfahren, was Jana und Bens Ermittlungen ergeben. 

Ein durchweg spannender und interessanter Reihenauftakt, der durch die Tatsache, dass man keine herkömmliche Polizeiarbeit, sondern eine Nachlasspflegerin auf ihrer akribischen Spurensuche beobachtet, wohltuend aus der Masse hervorsticht. Bitte mehr davon!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.