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Bibliomarie

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Insgesamt 1032 Bewertungen
Bewertung vom 25.07.2018
Tot im Winkel / Cosma Pongs Bd.2
Dälken, Ella

Tot im Winkel / Cosma Pongs Bd.2


sehr gut

Kriminalkommissarin Paula Pongs muss mit ihren Kollegen eine Teambildungsmaßnahme absolvieren. Das wäre schon schlimm genug, aber dass ihre recht nervige Mutter Cosma Pongs die Adresse und den Termin rausbekommen hat und sich nun mit ihrer Krimi-Autoren-Gruppe gleichzeitig einmietet, ist zu viel. Denn Cosma hält sich nicht nur für eine begnadete Autorin, sie ist auch von ihren detektivischen Fähigkeiten mehr als überzeugt.
Ausgerechnet der Star-Profiler stürzt am ersten Abend von seinem Balkon und Cosma quasi vor die Füße. Auch wenn Kriminaldirektorin Riedel fest an einen Unfall glaubt, die Autorengruppe lässt sich nichts vormachen und sehr zum Ärger der Kommissarin Pongs mischt ihre Mutter eifrig mit.
Ein einsames Hotel am Niederrhein, ein Sturm und blockierte Zufahrtswege und alle im Hotel, ob Kollegen oder Mitarbeiter scheinen in den Vorfall verstrickt zu sein, das ergibt ein ganz klassisches „Closed Room Mystery“, das zum Miträtseln einlädt.
Die Geschichte ist mit viel Humor und Sinn für Situationskomik aufgebaut und macht von der ersten Seite an richtig Laune. Die Autorin hat einen bunten Reigen von Figuren erschaffen, die alle mit ihren Spleens und Macken dazu beitragen. Vor allem die Mutter-Tochter-Kabbeleien haben mir Spaß gemacht. Ganz wie im klassischen Christie-Krimi hat jeder etwas zu verbergen und macht sich verdächtig und dass Cosma ihrer Tochter meist einen Schritt voraus ist – nicht immer mit ganz legalen Mitteln – erhöht den Spaßfaktor. Besonders gefallen hat mir, dass trotz aller Komik der Schmunzelkrimi nie albern wird. Die Autorin schreibt mit leichter Hand und hat ein Gespür für das richtige Tempo.
Ein Krimi, der mir viel Spaß gemacht hat.

Bewertung vom 23.07.2018
Brunnenleich
Schmidt, Ilona

Brunnenleich


sehr gut

Sommer in Coburg, unbeschwert und voller Leichtigkeit findet das Schlossbergfest statt. Doch dann wird in einem Brunnen eine Frauenleiche gefunden. Es wird kein Routinefall für die ermittelnden Beamten. Bald stellt sich heraus, dass die Papiere der Toten eine Fälschung sind und es sich um eine Coburgerin handelt, die vor 17 Jahren angeblich in der Dominikanischen Republik von ihrem Ehemann ermordet wurde. 15 Jahre lang saß Walter Hauptmann dafür in karibischem Knast, verurteilt hauptsächlich durch die Zeugenaussage seines Bruders, seinen Unschuldsbeteuerungen hat niemand geglaubt. Inzwischen lebt er wieder in Deutschland, aber so recht Fuß fassen konnte er nicht mehr.
Für die Dienststellenleiterin Maxie Frohn und ihren Mitarbeiter Richard Levin eine besondere Ermittlung. Nicht nur wegen der vielen Facetten des Falls, die mehr als einen Rachemord vermuten lassen, sondern hauptsächlich wegen der vielen atmosphärischen Störungen zwischen den beiden Beamten. Maxie kam als Vorgesetzte aus Nürnberg und hat sich offensichtlich noch nicht richtig in den Kollegenkreis integrieren können. Was dadurch aus auch an Levin liegen könnte, er mit ihr nicht so recht klar kommt. Jedenfalls fühlen sich beide in ihrer Haut nicht sehr wohl und mehr als einmal sprühen die Funken.
Oberfranken ist ja eine wunderschöne Location und die sommerliche Altstadt von Coburg als Hintergrund für diesen spannenden Regionalkrimi hat mir sehr gefallen. Die Geschichte, die nicht nur Krimi sondern auch ein Familiendrama ist, ist sehr gut aufgebaut. Die Spannung ist hoch und je weiter der Leser hinter die Geheimnisse der damaligen karibischen Geschehnisse kommt, desto spannender wird es.
Die ganz unterschiedlichen Charaktere der Ermittler, die sich zumindest anfangs, eher behindern als an einem Strang zu ziehen, bringt noch einen weiteren Handlungsstrang in die Geschichte. Wobei ich, dass kann ich nicht verhehlen, eher auf Maxie Frohns Seite stand und Richard Levin mit seinen machohaften Allüren und Empfindlichkeiten keine ungeteilte Sympathie entgegenbringen konnte.
Mit der Auflösung der Geschichte ist Ilona Schmidt noch ein besonderer Coup gelungen.
Wieder einmal ein toller Regionalkrimi aus dem Gmeiner Verlag.

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Bewertung vom 22.07.2018
Der Kommissar und das Rätsel von Biscarrosse / Philippe Lagarde ermittelt Bd.8
Dries, Maria

Der Kommissar und das Rätsel von Biscarrosse / Philippe Lagarde ermittelt Bd.8


sehr gut

Philippe Lagarde genießt seinen Ruhestand in Barfleur in vollen Zügen. Aber trotzdem ist er immer interessiert, wenn bei schwierigen Fällen seine Erfahrung gebraucht wird. So auch hier. In Bicarrosse ist ein Ehepaar in ihrem Haus Opfer eines grausamen Mordes geworden. Bertrand Delcroix war vor seinem Ruhestand Leiter einer Polizei-Spezialeinheit und jahrelang Philippes Chef. Seine Frau Madeleine in ihrer aktiven Zeit Richterin. Sind die Morde ein Rachefeldzug? Delcroix schrieb seine Memoiren, hatte jemand Angst vor Enthüllungen?
Für die Krimis von Maria Dries fallen mir sofort die Adjektive stimmig und gemütlich ein, auch wenn das bei einer so grausigen Bluttat seltsam scheint. Aber zu der Atmosphäre die in ihren Büchern herrscht, passt das sehr gut. Philippe Lagarde lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen, er ist charmant, bringt auch widerspenstige Zeugen zum Plaudern und bedenkt die Frauen in seiner Umgebung mit netten Aufmerksamkeiten, ob es nun Schokolade, Gebäck oder ein Kompliment ist.
Wenn er an einen neuen Einsatzort kommt, nimmt er die Landschaft mit allen Sinnen wahr und das überträgt sich auch auf die Leser. Ich habe mir die Brandung des Atlantiks direkt vorstellen können. Wie die meisten Franzosen schätzt er gutes Essen und auch das wird appetitanregend beschrieben. Aber man darf sich nicht täuschen, er nimmt kleine Spuren und Unstimmigkeiten wahr und die Handlung wird durchaus spannend und wendungsreich vorangetrieben. Es gibt eine ganze Reihe von Verdächtigen, das reizt zum Miträtseln.
Es gibt nun schon einige Lagarde-Krimis, aber jedes Buch ist in sich völlig geschlossen, man muss weder die Vorgänger kennen, noch in der Reihenfolge lesen. Das finde ich bei Serien immer sehr angenehm. Außerdem mag ich die kleinen Sidekicks, die die Bücher so charmant machen, wie in diesem Fall eine kleine zugelaufene Katze.
Ich ordne das Buch für mich in die Kategorie „Urlaubskrimi“ ein und es ist ein gelungenes Beispiel für dieses Genre. Aber es ist sicher nichts für Leser, die harte Aktion und Tempo im Kriminalroman bevorzugen.

Bewertung vom 22.07.2018
Commissario Pavarotti kam nie nach Rom
Florin, Elisabeth

Commissario Pavarotti kam nie nach Rom


sehr gut

Mit „Commissario Pavarotti kam nie bis Rom“ liegt der 4. Band um den Meraner Ermittler vor. Seit er schlank geworden ist, hat er sich mit seinem Namen etwas ausgesöhnt und nach dramatischen Vorfällen, die im letzten Band thematisiert wurden, hat sich auch sein Verhalten geändert. Das spürt vor allem sein Mitarbeiter, der Inspettore Emmenegger.
Da wird ein deutsches Ehepaar in einem Meraner Luxushotel ermordet. Regelrecht hingerichtet wurden die Beiden und die Spuren führen nach Frankfurt, in die Banken-und Finanzszene. Dort trifft Pavarotti wieder auf Lissie von Spiegel. Seit er sie als Touristin kennenlernte und ihren Ambitionen als Privatschnüfflerin mit kritischem Blick betrachtete, haben sich ihre Wege immer wieder gekreuzt. Sie sind durch eine besondere Beziehung miteinander verbunden, Anziehung und Abstoßung halten sich fast die Waage. Wobei der neue, schlanke und harte Pavarotti, Lissie endgültig aus seinem Denken verbannen möchte. Aber wie soll das gehen, es scheint, dass sie engere Verbindung zu den Opfern Anna und Lex Santer hatte, als sie offenlegt.
Elisabeth Florins Krimis sind keine Durchschnittsbücher. Ihre Geschichten beziehen immer die Vergangenheit und die besonderen Verflechtungen von Politik und Geschichte mit ein. Südtirol ist eine besondere Location. Eine Nahtstelle zwischen Italien, Österreich und Deutschland und immer wieder umkämpfter Kriegsschauplatz Das macht ihre Krimis sehr komplex und interessant.
Ihre Figuren, allen voran Pavarotti und Lissie von Spiegel, sind sehr vielschichtig gezeichnet und haben sich Lauf der Reihe auch entwickelt. Wobei ich spüre, dass meine Sympathien für sie sich im Lauf der Handlung auch immer weiter verschoben, stellenweise gar verflüchtigt haben. Mir waren die Interaktionen und menschlichen Dramen zwischen den drei Hauptfiguren auch ein wenig zu stark in den Vordergrund gekommen. Aber auch das ist ein Markenzeichen der Autorin, denn ihre Geschichten basieren auch auf den Verstrickungen ihrer Protagonisten mit dem jeweiligen Fall.
Im aktuellen Buch hat mir der Plot ausgesprochen gut gefallen, den Begriff der „Rattenlinie“ hatte ich schon mal gehört, aber das Buch hat mich angeregt, mich eingehender damit zu beschäftigen. Ein Krimi, der in erster Linie der Unterhaltung dient, aber Interesse an den geschilderten Hintergründen weckt, das finde ich schon als etwas Besonderes. Und das schafft die Autorin in ihren sorgfältig recherchierten Krimis immer wieder.
Sicher kann man mit diesem Buch den Commissario kennenlernen. Ich würde allerdings empfehlen, die früheren Bände in der Reihenfolge zu lesen. Denn erst dann kann man die Entwicklung der Figuren würdigen und richtig einordnen.

Bewertung vom 16.07.2018
Himmelfahrtskommando / Klara Himmel Bd.2
Moeller, Cathrin

Himmelfahrtskommando / Klara Himmel Bd.2


sehr gut

Das Kaff Mordsacker hat einen Namen der Programm ist! Wenn es nicht ab und zu einen schrägen Mordfall gäbe, wäre Klara Himmel noch mehr gefrustet, als sie es schon ist. Sie lebt mit ihrem Mann Paul nicht freiwillig dort. Ein Zeugenschutzprogramm hat ihnen nicht nur eine neue Biografie sondern auch diesen Wohnort beschert. Für die ehemalige Schauspielerin ist das eine Strafe, während ihr Mann in seinem neuen Dasein als Landpolizist zwischen Hühner, Ziegen und seinem kleinem Hobbybauernhof richtig aufblüht. Das verstärkt Klaras Verbitterung nur noch mehr.
Dann stirbt eine alte Dame und Klara bezweifelt, dass der Eisenhut im Tee und eine schriftliche Nachricht wirklich einen Freitod bestätigen. Wider aller Vernunft beginnt sie auf eigene Faust zu ermitteln und zieht sich damit nicht nur den Zorn ihres Mannes und ihrer Tochter zu, sondern macht sich auch verdächtig. Klara Himmel handelt sehr oft sehr spontan und das Nachdenken setzt erst später ein, die Verwicklungen und Situationen, die sich daraus ergeben sind einfach nur urkomisch und skurril. Jede Seite präsentiert eine neue Überraschung und „Himmelfahrtskommando“ steht für ein teuflisch gutes Krimivergnügen.
Jede der Figuren ist liebevoll erdacht und mit Charakter ausgestattet und das beschränkt sich nicht nur auf die menschlichen Protagonisten. Ein Huhn mit Diva-Allüren ist fast zu meinem Lieblings -Nebendarsteller geworden. Der Krimi bietet jede Menge Spaß und Tempo, aber darüber wird nicht die Spannung vergessen. Der Plot ist nämlich sehr raffiniert und logisch ausgedacht, die Wendungen haben immer wieder meine Verdachtsmomente über den Haufen geworfen.
Ganz besonders hat mir das dörfliche Ambiente gefallen, jeder kennt jeden und man scheut sich auch nicht dem Hobby Klatsch und Tratsch zu frönen. Das Großstadtpflanze Klara Himmel sich schwer tut Fuß zu fassen ist nur zu verständlich. Fehlt es ihr doch anfangs gänzlich an der Motivation sich auf das Dorf einzulassen. Das Buch gehört zum Genre der typischen Wohlfühlkrimis, er kommt ohne Gewaltszenen und großes Blutvergießen aus, punktet mit Charme und witzigen Einfällen und mit gelungenen Dialogen. Humor und Spannung sind gut ausgewogen.
Ich habe mich mit Cathrin Moellers „Himmelfahrtskommando bestens unterhalten. Das ist ein Krimi, wie ich ihn sehr gern lese, weil einfach alles stimmt.

Bewertung vom 13.07.2018
Elsässer Verfehlungen / Major Jules Gabin Bd.4
Laurent, Jean Jacques

Elsässer Verfehlungen / Major Jules Gabin Bd.4


gut

Es geht weiter rund für Jules Gabin im beschaulichen Elsässer Örtchen Rebenheim. 7 Monate lebt er inzwischen hier und seine Beziehung zu Joanna entwickelt sich prächtig. Doch dann steht plötzlich Ex Freundin Lilou vor der Tür mit einer unübersehbaren, weit fortgeschrittenen Schwangerschaft. Auch Joanna ist über diese Entwicklung nicht sehr begeistert. Aber Jules hat keine Zeit sich um seine privaten Probleme zu kümmern, ein dringender Fall ruft.

In einer Höhle ist der erfahrene Höhlenkletterer Richard tödlich verunglückt, die Höhlenretter vermuten eine Manipulation an der Ausrüstung. Wie sich herausstellt, hatte Richard sich einige Feinde gemacht, auch eine kürzlich abgeschlossene Lebensversicherung in großer Höhe zu Gunsten seiner Ehefrau bringt Jules ins Grübeln.

Die Fälle die Jules in den Vorgängerbänden bearbeitet hat, schließen nahtlos an den neuen Band an. So haben auch altbekannte Figuren wieder einen Auftritt. Elsässer Lebensart und natürlich auch die kulinarischen Besonderheit der Gegend dürfen ebenfalls nicht fehlen. Dieses Mal darf sich Jules an den Flammkuchen erfreuen, ein Wettbewerb um das beste Rezept nimmt einen wichtigen Part ein. Savoir Vivre, Kulinarik und der Kriminalfall stehen fast im Wettstreit dieses eher gemütlichen Urlaubskrimis.

Mir fehlten ein wenig neue Einfälle, der Autor hat ein Muster gefunden, das er in seinen Krimis wiederholt. Das ist durchaus vergnüglich und gut gemacht, aber eben nicht mehr besonders originell. Die Beziehungsprobleme haben mich dabei eher etwas genervt, als amüsiert. Wobei der Kriminalfall sehr gut ausgedacht ist und durchaus Potential hat. Deshalb gibt es auch drei Sterne von mir, aber ob ich Jules Gabin weiter treu bleibe, bin ich nicht sicher, denn ich hatte mir von diesem Buch mehr versprochen.

Bewertung vom 11.07.2018
Der englische Liebhaber
de Cesco, Federica

Der englische Liebhaber


sehr gut

Der Krieg ist zu Ende, Münster liegt in Trümmern. Anna Henke ist ausgebombt und erlebt täglich Not, Hunger und Armut. Sie ist froh eine Tätigkeit als Dolmetscherin bei den englischen Besatzern ergattert zu haben. Dort trifft sie auf Jeremy Fraser, den anfangs unnahbaren Offizier. Schon bald wird aus der Sympathie eine leidenschaftliche Beziehung, die aber geheim gehalten wird. 1945 werden solche Beziehungen zwischen den Besatzern und Einheimischen nicht gern gesehen. Doch Anna wird schwanger und Jeremy Fraser ist plötzlich verschwunden. Briefe werden nicht beantwortet und sie bekommt keine Antwort auf ihre Fragen.
Ihre Tochter Charlotte wächst als verspottetes Besatzungskind auf. Keine leichte Kindheit, sie wird das Verhältnis von Mutter und Tochter ein Leben lang prägen. Am Ende ihres Lebens angekommen, übergibt Anna ihrer Tochter ihre Tagebücher und Briefe und Charlotte macht sich auf Spurensuche auch nach ihrer eigenen Vergangenheit.
Der Roman basiert auf tatsächlichen Begebenheiten. Das gibt der Geschichte eine ganz besondere Dichte und Authentizität. Es ist Geschichtsunterricht im Kleinen, unmittelbar und direkt. Ich finde, die Umsetzung in einen Roman ist der Autorin de Cesco sehr gut gelungen. Die Tragik einer lebenslangen, unerfüllten Liebe ist gut einfangen. Zwar ließ mich der Vergleich mit „Vom Winde verweht“ auf der Rückseite eine andere Geschichte erwarten, so romantisch und episch ist der Roman nicht, aber die Geschichte hat mich berührt und gefesselt. Es war vor allem der historische Hintergrund und die Darstellung des zerbombten Münsters, das ja für viele deutsche Städte des Jahres 1945 steht. Das Leid der Menschen, die Hoffnungslosigkeit und der pure Überlebenswille, das fand ich sehr gut dargestellt.
Etwas mehr Mühe hatte ich, eine Verbindung zu den Personen aufzubauen. Jeremy Fraser blieb einfach zu blass, war als Persönlichkeit für mich wenig greifbar. Ähnlich ging es mir mit Charlotte, deren Handlungsweise ich zwar gut nachvollziehen konnte, aber auch hier hätte ich mir die Figurenzeichnung tiefer gewünscht.
Insgesamt hat mir dieser historische Roman von Federica de Cesco gut gefallen. Das Zeitbild war sehr farbig und lebendig geschildert und ich hatte die Nachkriegsjahre deutlich vor Auge.

Bewertung vom 10.07.2018
Weltensammlerinnen
Strohmeyr, Armin

Weltensammlerinnen


sehr gut

Frauen ziehen aus, um die Welt zu erobern und ihren Horizont zu vergrößern. In dieser Sammlung waren mir eigentlich nur die Namen von Clärenore Stinnes und Martha Gellhorn ein Begriff. Die anderen Abenteurerinnen waren mir bis dato ganz ungekannt.
Schön, dass ihnen hier ein kleines Denkmal gesetzt wird und sie nicht ganz in Vergessenheit geraten sind. Die Gründe für den Aufbruch waren ganz unterschiedlich, mal war es schlichtes Kalkül um Geld zu verdienen, mal die Sehnsucht nach dem Unbekannten. Mit großem Mut haben sich aber alle Frauen über die geltenden Regeln hinweggesetzt und haben ihren Traum verwirklicht.
Die Beschreibungen geben nicht nur einen biografischen Abriss der Frauen, ihrer Herkunft und ihrer Lebensumstände, sie schließen auch Beschreibungen und Zitate aus Briefen und Tagebüchern mit ein. Das ergibt ein farbiges und lebendiges Bild der Frauen. Ganz wichtig fand ich auch die historische Einordnung, denn viele der Briefzitate wirken in ihrer Überheblichkeit heute schon etwas befremdlich. Die Vorurteile so mancher Frau gegenüber den Einheimischen, „den Wilden“ wären sonst aus unserer heutigen Sicht unerträglich.
Eine schöne Zusammenstellung die Lust macht, sich mehr mit den Abenteuern der Weltensammlerinnen zu beschäftigen.

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Bewertung vom 09.07.2018
Hochzeit im Café am Meer / Café am Meer Bd.3
Ashley, Phillipa

Hochzeit im Café am Meer / Café am Meer Bd.3


gut

Nach heftigen Stürmen und Überschwemmung kehrt langsam wieder Ruhe und Normalität in Kilhallon ein. Die Ferienanlage, die Demelza und Cal gemeinsam betreiben, zieht immer mehr Gäste an und Demelzas Café am Meer wird immer bekannter. Nach reichlichen Familienturbulenzen scheint es harmonisch zu werden, in diesem kleinen Ort in Cornwall. Doch dann wollen zwei berühmte Filmstars in Kilhallon heiraten und es wird fieberhaft auf den großen Tag hingearbeitet, der den endgültigen Durchbruch für Café und Ferienanlage bringen soll.
Ich habe ohne Kenntnis den dritten Band der „… am Meer“-Reihe gelesen, so sind mir die Ereignisse aus den Vorgängerbänden nur durch kleine Rückblenden klar geworden. Aber das hat mich anfangs nicht gestört, der Fokus liegt ganz auf Cal und Demelza und ihre noch fragile Beziehung. Beide schleppen noch viele Verletzungen mit sich und mit diesem „Gepäck“ ist es nicht so einfach, sich aufeinander einzulassen. So wirkt die Liebesgeschichte eher verhalten.
Spontan hat mich das Titelbild für dieses Buch eingenommen. Es wirkt frisch wie eine Sommerbrise, das Buch selbst hat mich nicht ganz so überzeugt. Ich fand die Story ein wenig überfrachtet. Cals Probleme durch seine Arbeit als Flüchtlingshelfer in Syrien, die wiedergefundenen Halbgeschwister für ihn und Dem, die Familienprobleme usw usw – das fand ich zu viel für eine Geschichte. Ich hatte den Eindruck, dass jetzt alle Handlungsfäden aus den ersten beiden Büchern aufgenommen und zusammengeführt werden, auch wenn die Bücher in sich abgeschlossen sind.
Der Trubel um die Starhochzeit ist mit viel Sinn für Situationskomik geschildert, das ist ziemlich überdreht und temporeich und immer auch für einen Lacher gut. Dagegen bringt die Beschreibung der wunderschönen Location wieder mehr Ruhe in die Geschichte. Wer möchte nicht gerne so erfolgreich ein Café am Meer aufziehen.
Bis zur Hochzeit und einem ganz unerwarteten Happy End gibt es viele Hindernisse und Dem muss all ihr Organisationstalent aufbieten um alle Schwierigkeiten zu meistern.
Die nette Geschichte hat mich allerdings nicht so recht begeistern können.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.07.2018
Landeierforschung
Spieker, Karin

Landeierforschung


gut

Eigentlich sollte Anne abgeklärt genug sein um sich nicht ständig von ihrem Ex-Ehemann Oliver provozieren zu lassen. Aber wenn man immer noch gemeinsam in einer Firma arbeitet, gibt es halt auch reichlich Reibungspunkte. So lässt sich Anne dazu hinreißen, den exotischen Urlaubstrip ihres Ex Mannes mit seiner neuen Freundin mit einer Rundreise durch die deutsche Provinz zu toppen. 5 Dörfer in zwei Wochen, ausgesucht nur nach einem romantischen Namen und möglichst abgelegen. Sie hätte bei der Firmenfeier wirklich nicht so viel Gin Tonic trinken sollen!
Begleiten soll sie ihr Cousin Mike, mit dem sie in einer praktischen Kumpel WG lebt. Selbst ihr erwachsener Sohn Max schüttelt sich mit Grausen, als er von ihren Plänen hört. Aber Anne kommt aus der Nummer nicht mehr raus und so macht sie sich auf den Weg.
Natürlich kommt es anders als man denkt. Die „Landeierforschung“ in der tiefsten Provinz bietet so manche Überraschung und neue Erkenntnis. So schlimm ist es doch gar nicht, es gibt überall knorrige Typen und – welche Überraschung – auch noch attraktive Männer und Frauen, die echte Freundinnen werden können.
Die turbulente, recht komische Sommerkomödie entfaltet ihren Charme, sie ist flüssig zu lesen, Anne hat bald meine Sympathie auf ihrer Seite, auch wenn ich ihre anfängliche Zickigkeit und ihre Naivität etwas überzogen fand. Aber das rückt das Landleben dann bald zurecht. Eine lockere und flüssige Sprache, ein lustiger, ideenreicher Plot runden den herzigen Roman ab. Natürlich dürfen diverse Klischees nicht fehlen, aber ich fand, die Autorin hat sie mit einem Augenzwinkern eingesetzt und dadurch passen sie in die Geschichte. Der Figurenreigen passt ebenfalls dazu, ob Gutsbesitzer mit blitzenden Augen oder Schützenbruder, dessen Selbsteinschätzung kuriose Blüten treibt – den Vogel schießt aber ein Pärchen ab, der eine der Dorffriseur, der andere der Dorfmetzger – die Annes Leben ganz schön aufmischen.
Eine witzige, flotte Sommerlektüre, genau richtig für Strandbad oder Balkon.