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Kleeblatt
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Ich lese sehr gern, wann immer ich Zeit habe. Mit meiner Tochter zusammen habe ich einen Bücherblog, auf dem wir uns immer über Besucher freuen. http://lesendes-katzenpersonal.blogspot.de/

Bewertungen

Insgesamt 1020 Bewertungen
Bewertung vom 23.09.2013
Winterwünsche
Hohlfeld, Kerstin

Winterwünsche


ausgezeichnet

Rosas Zwischenspiel am Musicaltheater ist Geschichte. Sie arbeitet wieder in der Schneiderwerkstatt von Margret, wohnt noch immer bei ihrer Freundin Vicki und die Beziehung mit Basti stabilisiert sich auch langsam wieder.
Momentan könnte es für Rosa nicht besser laufen.
Als Vicki in der Modezeitschrift "Estelle" den Aufruf zu einem Schneiderwettbewerb findet, muss sie nur kurz überredet werden, mit ihren Entwürfen und Kreationen teilzunehmen.
Rosa bekommt den Auftrag, für eine echte Gräfin ein Hochzeitskleid zu entwerfen und nimmt diese Herausforderung ebenfalls an. Die Braut ist über 80 Jahre und erzählt Rosa so nach und nach ihre Liebesgeschichte, die viele Jahrzehnte auf Erfüllung wartete ...

Nun bereits zum 3. Mal entführt die Autorin Kerstin Hohlfeld den Leser in die Welt von Nadel und Faden und der Mode.
Rosa, die sich unsicher ist, ob sie gut genug ist, bei einem großen Wettbewerb teilzunehmen, nimmt genau wie ihre Ex-Kollegin und Feindin Marlene die Herausforderung an. Da die beiden völlig verschiedene Sachen entwerfen, kommen sie sich nicht ins Gehege und geben ihre Entwürfe ab. Aber nur Marlene gehört zu den Auserwählten, die ihre Entwürfe auch anfertigen darf und damit am eigentlichen Wettbewerb teilnehmen kann. Rosa erhält entgegen den Bestimmungen keine Nachricht und auch ihre Entwürfe werden ihr nicht wieder zugesandt. Das da etwas nicht stimmen kann, ist offensichtlich. Rosas Freunde gehen dem auf den Grund und entdecken Ungeheuerliches.
Derweil hat sich Rosa mit der alten Gräfin Elisabeth angefreundet, der sie ein Hochzeitskleid anfertigen soll. Diese wollte ihren Victor bereits vor 60 Jahren heiraten, aber das Schicksal hat es bis heute verhindert. Das soll jetzt der 3. und letzte Versuch sein, ihren Liebsten zu heiraten. Sie erfährt von der Gräfin von einer Liebe, die trotz aller Umstände und Widrigkeiten endlich ihre Erfüllung finden soll.

Rosa ist eine Frau mit einem offenen und großen Herzen. Sie ist gar nicht in der Lage, so schlecht zu denken, wie es sie des öfteren kalt erwischt. Obwohl es fast undenkbar ist, hat es sogar Marlene, ihre ehemalige Feindin, geschafft, in ihren Freundeskreis aufgenommen zu werden.

Rosa ist eine Protagonistin, die man einfach mögen muss. Ihr Herz trägt sie auf der Zunge und muss aufpassen, dass sie nicht alle Fettnäpfchen mitnimmt, die für sie aufgestellt wurden.
Vieles gelingt ihr scheinbar mühelos, wofür andere sich abmühen müssen, was natürlich nicht immer auf Gegenliebe trifft. Bei ihr trifft das Sprichwort "Mitleid bekommt man geschenkt, Neid muss man sich verdienen" voll zu, denn es gab bisher immer jemanden, der ihr etwas nicht gönnte.
Mit ihrer ganzen Art und ihrem Wesen kommt sie bei ihren Mitmenschen und Freunden gut an, sie ist mitfühlend und hilfsbereit und für ihre Freunde ein Fels in der Brandung.
Ihre hoffnungslos romantische Ader kann sie ausleben, als sie die Liebes- und Lebensgeschichte der Gräfin hört.

Selbst die Protagonisten neben Rosa sind von der Autorin wunderbar in die Geschichte eingebracht worden und bereichern dieses Buch. Egal, ob es sich um die schwangere Freundin Vicki und ihrem Mann handelt, ihrer Chefin Margret oder ihrem Freund Basti mit dessen Tochter Juli. Sie alle zusammen runden dieses Buch und damit das Lesevergnügen ab.

Es macht Spaß, sich gemeinsam mit Rosa in die Welt der Stoffe und Mode zu begeben.
Die Autorin weiß, wovon sie schreibt, hat sie doch selbst von der Pike an das Schneidern erlernt und bringt ihr Wissen hier glaubhaft ein.
Ich habe Rosa bis hierhin gern begleitet, ihre Macken und Eigenarten belächelt, ihre Hartnäckigkeit und ihr Durchhaltevermögen bewundert und ihr für ihr eigenes Liebesleben die Daumen gedrückt.
Rosa ist eine Frau, die man gern zur Freundin hätte.
Nun heißt es durchhalten und warten, bis endlich der letzte Teil von Rosa Redlich uns erfreuen kann.

Auch diesen 3. Teil kann ich wärmstens weiterempfehlen.

Bewertung vom 23.09.2013
Herbsttagebuch
Hohlfeld, Kerstin

Herbsttagebuch


ausgezeichnet

Eigentlich läuft im Moment alles super für Rosa. Sie hat einen Job, den sie liebt, Erfolg in der Arbeit, wunderbare Freunde und einen Mann, der sie liebt.
Als ihr angeboten wird, bei einer Musicalproduktion als Kostümbildnerin mitzuarbeiten, nimmt sie das Angebot nach kurzer Überlegung an.
Sie wohnt noch immer bei ihrer Freundin Vicki und findet dort ein uraltes Tagebuch von einer ihrer Vorfahrinnen. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten, die alte Schrift zu entziffern, taucht sie nach und nach in das Leben der Augusta von Liesen ein.
In ihrem neuen Job beim Musical trifft sie auf den Regisseur Leopold Weidenhain, mit dem sie bald mehr verbindet als nur die Arbeit. Plötzlich gibt es zwei Männer in ihrem Leben, aber kann man zwei Männer gleichzeitig lieben? ...

Und wieder ist die Autorin Kerstin Hohlfeld in das chaotische Leben von Rosa Redlich eingetaucht und der Leser hat seine Freude daran.
Rosas Gefühlsleben wird in diesem Roman ziemlich strapaziert. Sie hat ihren Basti und liebt ihn, kann aber auch an dem Regisseur des Musicals, für das sie seit kurzem arbeitet, nicht vorbei. Er führt sie in eine Welt, die sie nicht kannte und die für sie sehr verführerisch ist. Es ist die Welt der Schönen und Reichen und ganz unberührt lässt sie das nicht. Und sie hat großen Erfolg mit ihren Kreationen, der sie berauscht.
Aber auch dort ist sie nicht vor Neidern gefeit, die ihr das Leben schwer machen.
Rosa, die ein sehr großes Herz hat und ein Faible dafür, wenn andere Hilfe brauchen, hilft ab und an in ihrer alten Werkstatt aus, als dort Not am Mann ist.
Sie ist eine Frau geworden, auf die man sich verlassen kann.

Mittels des gefundenen Tagebuchs der Augusta von Liesen ist es Kerstin Hohlfeld gelungen, eine Brücke zwischen dem Heute und der Vergangenheit zu schlagen. Augusta musste einen Mann heiraten, den sie nicht liebte und soll einer mündlich übertragenden Legende gemäß kurz nach der Hochzeit verstorben sein. Diese Geschichte birgt natürlich Potential zum Träumen für Rosa und sie beschäftigt sich sehr intensiv mit dem Leben von Augusta und erfährt auch noch ein Familiengeheimnis, deren Folgen bis ins Heute reichen.

"Herbsttagebuch", ein ausgesprochen unterhaltsames Buch zum träumen und schmunzeln. Jetzt zur Herbstzeit gelesen, in eine warme Decke eingemummelt und einen Tee neben sich, die ideale Lektüre. Natürlich ist es nicht nur ein Buch für den Herbst, in das Buch kann man zu jeder Jahreszeit eintauchen und die Welt um sich herum vergessen.

Angenehme Lesezeit ist mit der leicht chaotischen Rosa Redlich garantiert. Mit ihr wird es nicht langweilig und man fragt sich als Leser ständig, was denn wohl als nächstes passieren wird.
Mich hat dieses Buch schon sehr neugierig auf den 3. Teil "Winterwünsche" gemacht, denn Rosa Redlich muss man einfach mögen.
Ich empfehle dieses Buch gern weiter.

Bewertung vom 20.09.2013
Glückskekssommer
Hohlfeld, Kerstin

Glückskekssommer


ausgezeichnet

Rosa Redlich steht kurz vor der Beendigung ihrer Schneiderlehre, als eine Schauspieldiva einen Blick auf ihr Gesellenstück wirft und sofort entschließt, dass sie genau dieses Kleid zur Berliner Filmnacht tragen will. Rosa ist ganz aus dem Häuschen, jedoch die Neider warten nicht.
Aber sie hat sich zu früh gefreut. Als Eva Adrees, die Filmdiva, auf die Bühne geht, geht eine der Nähte auf und Rosa fällt sehr unsanft auf den Boden der Realität zurück.
Sie darf im Anschluss zwar ihre Lehre beenden, wird aber von der Meisterin nicht übernommen, dafür aber ihre beste Freundin, die gleichzeitig auch ihre Cousine ist.
Es ist schwer für Rosa, eine Arbeitsstelle zu finden, denn ihr Ruf, oder besser gesagt, der schmähende Ruf ihrer ehemaligen Chefin ist ihr in den gängigen Schneidereien vorangeeilt, so dass es nur Absagen hagelt. Dann aber findet sie eine kleine Schneiderei, wie versteckt im Wedding und das Blatt scheint sich für Rosa zu wenden ...

"Ein Glückskeks ist ein knuspriges Süßgebäck, in dessen Innerem sich ein Papierstreifen mit einem Sinnspruch oder auch einer Zukunftsdeutung befindet." (Wikipedia)

Diese aus Japan kommende Tradition der Glückskekse hat die Autorin Kerstin Hohlfeld in ihrem Buch verarbeitet. Rosa Redlich, angehende Schneiderin glaubt nicht so recht an die Deutung der Glückskekse, aber gucken schadet nicht, vielleicht passt der Spruch doch, denkt sie. Ihre Großmutter kauft immer ganze Packungen davon und vermacht diese ihrer Enkelin, die sie dann auch mit zur Arbeit nimmt, damit sich auch andere an den Prophezeiungen erfreuen können.
Wie der Zufall so will, passen die hier vorgelegten Sprüche natürlich immer wie die Faust aufs Auge, sehr zur Freude des Lesers.
Rosa, der es nach einigem Hin und Her endlich gelungen ist, den Beruf zu finden, den sie wirklich lieben wird, geht in diesem voll auf. Umso stärker trifft es sie natürlich, als die Katastrophe mit dem Kleid von Eva Andrees passiert.
Aber Rosa ist wie ein Stehaufmännchen, ein Aufgeben kommt nicht infrage und entgegen allen Knüppeln, die ihr in den Weg geworfen wurden, boxt sie sich durch und kann sich beweisen.

Die Protagonistin Laura ist eine liebenswerte, sympathische junge Frau, die sich durchzusetzen versteht. Sie hat keine Probleme, auf fremde Menschen zuzugehen und Freundschaften zu schließen. Sie ist hilfsbereit, kann es aber auch nicht lassen, in die Fettnäpfchen zu treten, die ihr hingestellt werden.
Auch wenn ihr Leben anfangs in Trümmern liegt, gibt sie nicht auf, sondern schaut nach vorn. Wie gut, dass es Glückskekse gibt, die ihr den Weg weisen.

Ich habe mich mit Rosa, die nichts mit halbem Herzen macht, anfreundet und bin froh, dass ich noch nicht Abschied nehmen muss von ihr, denn mit "Herbsttagebuch" geht es mit Rosa Redlich und ihren Freunden weiter.

Bewertung vom 16.09.2013
Das Bild der Erinnerung
Jary, Micaela

Das Bild der Erinnerung


ausgezeichnet

Ein lange verschollenes Bild, "Das Liebespaar" von Leo Reichenstein, wird in der Galerie, in der Anna Falkenberg, eine junge Kunsthistorikerin, arbeitet, angeboten. Der Galeriebesitzer wittert ein gutes Geschäft, wird ihm doch die komplette Sammlung von Philip Coleman in Aussicht gestellt.
Um die Echtheit des Gemäldes zu beglaubigen, soll Anna eine Expertise zu dem Bild erstellen. Sie selbst hat von Anfang an ihre Zweifel über die Echtheit, macht sich aber mit eher mäßigem Erfolg an die Arbeit.
Ein Stempel auf der Rückseite zeigt, dass sich dieses Gemälde einmal in der Londoner Galerie Richardson befand und Anna schreibt den Besitzer zu dem Bild an und bittet um Auskunft. Die Antwort jedoch bestätigt nur ihre Zweifel hinsichtlich des Bildes und sie versucht, der Wahrheit um das Bild auf den Grund zu gehen ...

Der Autorin Micaela Jary ist es hervorragend gelungen, um dieses verschollene und wieder aufgetauchte Bild eine Geschichte zu schreiben, die die Lebenswege verschiedener Personen betreffen.

Der Roman spielt in 3 Zeitebenen, in der heutigen Zeit und rückblickend in den Jahren 1946 sowie 1961 in den Städten Berlin, München und London.
Durch die wechselnden Zeiten offenbaren sich dem Leser Schicksale, die betroffen machen. Schicksale, die die Zeiten brachten, ausgehend aus der Nachkriegszeit.

Alles fing seinerzeit in Berlin 1946 an, der Zeit der Fräuleinwunder, als Berlin unter der Besatzung der 4 alliierten Staaten stand.
In Berlin lernen sich der britische Captain Henry Richardson, der Amerikaner Lieutenant Philip Coleman und die deutschen Frauen Grete Brahm und ihre Nichte Felicity, Fee genannt und die Krankenschwester Brigitte kennen. Die Umstände haben sie zueinander geführt.

Es sind harte Zeiten für alle. So kurz nach dem Krieg fehlt es an allem, Essen, Heizmaterial, Wohnungen. Die Trümmerfrauen sind dabei, Berlin wieder aufzubauen, in bestehende Häuser und Wohnungen werden Zwangszuweisungen von Heimatlosen vorgenommen, die medizinische Versorgung ist am Boden. Als Deutsche hat man sowieso nichts mehr zu lachen und zu erwarten.
Es ist aber auch eine Zeit, in der die Kunsträuber unterwegs sind, Gemälde wurden gestohlen und in die eigenen Länder verschifft. Und doch gab es auch zu dieser Zeit Menschen, die Kunstwerke versteckt gehalten haben, damit sie nicht geraubt werden, die Einsatz zeigten.

Micaela Jary hat mit ihrem Roman diese Zeit wieder auferstehen lassen. Es gibt viele Bücher über die Zeit des Krieges, aber über die Nachkriegszeit, wie hier speziell in Berlin, habe ich noch nicht soviel gesehen.
Realitätsnah ist es der Autorin gelungen, die Atmosphäre dieser Zeit einzufangen, mit all ihren Nöten und Ängsten, die die Menschen zu der damaligen Zeit bedrängten. Als Leser hatte ich das Gefühl, mich in eben dieser Zeit selbst zu bewegen, so anschaulich konnte sie mir die Zeit nahe bringen.
Dieses Buch ist ist fast ein Geschichtsbuch der Berliner Nachkriegszeit mit allem, was dazugehört.

Die Geschehnisse 1946 haben Einfluss auf die Werdegänge der Protagonisten bis in die Gegenwart hinein und teilweise auch auf ihre Nachkommen.
Die genauen Zusammenhänge und Verknüpfungen werden erst gegen Ende deutlich und überraschen den Leser.

Das Anfertigen einer Expertise über das angebotene Bild in einer Galerie als Anlass zu nehmen, einen Roman über die Nachkriegszeit zu schreiben, finde ich genial und absolut gelungen.
Micaela Jary hat für diesen Roman hervorragende Recherchearbeit geleistet.
Ich bin ja ein großer Fan von Geschichten und Geheimnissen, die Gegenwart und Vergangenheit miteinander verknüpfen und die Autorin hat an der Stelle meinen Nerv getroffen.

Mit diesem Roman habe ich nicht nur ein Geschichtsbuch über die Nachkriegszeit in Berlin in der Hand, sondern auch ein Buch über Liebe, Gefühle, Hoffnungen, Schicksal und Verrat, das 3 Zeitepochen gekonnt miteinander verbindet.

Es ist ein ergreifendes Buch, das ich sehr gern weiterempfehle.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.09.2013
Die Eistoten
Buder, Christian

Die Eistoten


sehr gut

Die 11-jährige Alice lebt mit ihrem Vater und ihrer Schwester in einem kleinen Ort im Allgäu. Vor Jahren kam kurz vor Weihnachten ihre Mutter ums Leben. Alice war und ist auch nach all den Jahren die Einzige, die der Meinung ist, dass es sich um Mord und nicht um einen Unfall handelte. Sie versucht schon seit langem das zu Beweisen, stößt aber immer auf taube Ohren. Selbst ihr Vater, ein Polizeibeamter, hört ihr nicht zu und schiebt ihre Ansicht auf das Trauma, die Mutter verloren zu haben.
Der Einzige, der ihr zuhört, ist der 1951 verstorbene Philosoph Wittgenstein. Sie kann ihn sehen und auch mit ihm sprechen.
Als sie gemeinsam mit ihrem Freund Tom im Wald ein stehendes totes Mädchen findet, ist ihr klar, dass dieser Mord mit dem an ihrer Mutter in Verbindung steht. Nur niemand will ihr glauben. Und dann liest sie von den „Eistoten“ und sie beginnt gemeinsam mit Tom dem Geheimnis auf die Spur zu kommen…

Wenn sich ein Autor mit Philosophie beschäftigt, dies sogar studiert hat, dann findet man sicherlich auch Zugang zur Philosophie in seinen Werken. So auch in diesem Buch.
Die 11-jährige Protagonistin Alice, abgeleitet von „Alice aus dem Wunderland“, kann den Philosophen Wittgenstein, der 1951 verstarb, sehen und mit ihm kommunizieren.
Es scheint fast nicht glaubhaft zu sein, dass sich ein Mädchen in dem Alter mit schwerer Literatur, wie beispielsweise der Philosophie, beschäftigt und sie auch versteht. Ihr Vater hält das alles für Spinnerei und wäre froh, wenn Alice sich mit Puppen beschäftigen würde. Allein durch ihren Großvater erhält sie Unterstützung und Verständnis, der das Besondere in Alice sieht.
Alice glaubte nie an den Unfalltod ihrer Mutter, wie auch sie die Einzige ist, die die vielen Toten um die Weihnachtszeit herum in den vergangenen Jahren nicht als Unfälle gelten lässt. Aber wer hört auf ein 11 Jahre altes Mädchen, das scheinbar auch noch mit Unsichtbaren spricht?
Alles spricht gegen Alice und doch gibt sie nicht auf und versucht, hinter die Geheimnisse zu kommen.

Ein interessanter Plot, den der Autor hier ausgetüftelt hat und den er gut umsetzte. Es ist kein Jugendbuch, was das Alter von Alice anfänglich vermuten lässt.
Man hat es hier mit einem knallharten Killer zu tun, der über die Jahre unbemerkt mordet und noch nicht fertig ist damit. Ein Mörder aus ihrer Mitte, einem kleinen Ort im Allgäu, der unentdeckt ist und keinen Verdacht erregt.
Lediglich dem Pfarrer beichtet er seine „Sünden“, aber der steht unter dem Beichtgeheimnis.
Keine leichte Aufgabe für Alice.

Ganz langsam, aber kontinuierlich lässt der Autor Alice das Rätsel um die Eistoten lüften, was sie natürlich selbst ins Visier des Mörders geraten lässt.

Die Geschichte ist spannend geschrieben und treibt den Leser vorwärts, möchte er doch wissen, wer sich hinter all dem versteckt. Gegen Ende hat man dann schon langsam eine Ahnung und wird vom Autor doch noch überrascht über die Lösung der Mordfälle.

Aber mit dem Ende war für mich auch noch eine Frage offen, die der Autor mir nicht einmal im persönlichen Gespräch beantworten konnte, was mich ein wenig befremdete.

Das vorliegende Buch ist der erste Teil um die Protagonistin Alice, weitere werden folgen und Alice wird in den kommenden Büchern auch dem Alter angepasst, da kann man gespannt sein, was folgen wird. Ich zumindest bin schon auf den 2. Teil gespannt, der für 2014 angekündigt wurde.

Bewertung vom 11.09.2013
Zeit der Fliegen (eBook, ePUB)
Anderson, L. S.

Zeit der Fliegen (eBook, ePUB)


sehr gut

Schwer verletzt hat Walter Ross seinen letzten Auftrag überlebt. Während seiner Genesung geht seine Firma den Bach runter und er verliert alles. Er steht vor dem sprichwörtlichen Nichts. Da bietet ihm der Vater des Mädchen, das er beschützt hatte, Arbeit bei einer Sicherheitsfirma an, die er auch annimmt.
Nun, mitten in der Wüste, für eine medizinische Forschungsfirma abgestellt, merkt er bald, dass irgendwas nicht ganz legal ist und er kommt hinter furchtbare Machenschaften, die er zu unterbinden versucht …

Das ist nun schon der 2. Teil um den ehemaligen Polizisten Walter Ross.
Den Vorgänger dieses Buches kannte ich nicht, so dass ich völlig orientierungslos in die Geschichte hineingeraten bin. Auch wenn man dieses Buch losgelöst und als Einzelbuch lesen kann, habe ich mir gewünscht, den Vorgänger auch gekannt zu haben. Auch wenn einige Rückblicke den Einstieg erleichterten, so fehlten mir letztendlich doch einige Zusammenhänge.

Der Job, den Walter Ross ausübt, wird gut bezahlt, bietet jedoch nicht allzu viel Herausforderungen. Als er ein paar Unregelmäßigkeiten entdeckt, geht er ihnen nach, wohl wissend, dass es nicht ganz ungefährlich ist, denn schon sein Vorgänger kam unter mysteriösen Umständen ums Leben.
Als er eines Tages feststellt, dass ein Baby zu Versuchszwecken ins Labor gebracht werden soll, dreht er durch und entführt es.

Ein harter und an sich skrupelloser Mann, so wird Walter Ross dargestellt, der nicht zusehen kann, wie ein Baby missbraucht werden soll. Eine atemlose Jagd beginnt, die jenseits von Gut und Böse ist.
Die Figur des Walter Ross ist widersprüchlich gezeichnet, auf der einen Seite mitfühlend und helfend, auf der anderen Seite skrupellos und mörderisch. Um ein Leben zu retten, ist er bereit, andere zu opfern, er kennt keine Gnade.

Der Protagonist Walter war nicht so mein Fall, ich konnte mich nicht wirklich mit ihm identifizieren und dieses Gefühl hielt leider auch bis Ende des Buches. Auch wenn seine Motive ehrbar waren, so konnte ich mit der Ausführung schlecht umgehen.
Das Buch fing für spannend an, entwickelte sich dann jedoch zu einem Albtraum, was ich stellenweise nicht mit nachvollziehen konnte.
Mich konnte dieses Buch leider nicht vollständig überzeugen, so dass ich mich für 3,5 von 5 Punkte entschieden habe. Da es aber keine halben Punkte gibt, gilt hier - im Sinne des Angeklagten.

Bewertung vom 09.09.2013
Club der gebrochenen Herzen
Moggach, Deborah

Club der gebrochenen Herzen


sehr gut

Buffy, ein in die Jahre gekommener 70-jähriger Schauspieler erbt von einer alten Freundin eine Frühstückspension. Auch das Haus ist älter und hat schon bessere Zeiten gesehen, da lange Zeit nichts an dem Haus gemacht wurde.
Er bricht alle Zelte in London hinter sich ab, Schauspielangebote gab es sowie schon ewig keine mehr, und übernimmt die Pension namens Myrtle House in Wales.
Viel Geld kommt durch die paar Gäste nicht ins Haus und wirtschaftlich ist es schon lange nicht, da kommt er durch ein Gespräch auf eine neue Geschäftsidee.
Er bietet Kurse für Singles oder Verlassene an, in denen man das erlernen kann, um das man sich innerhalb einer Beziehung nie kümmern musste, sei es das Kochen, das Auto oder die Handhabung mit den Finanzen.
Eine neue Idee ist geboren, die Kurse sind gut besucht und die Umsetzung entwickelt sich zur Singlebörse …

Ein Buch, wie aus dem Leben geschrieben.
Wem ergeht es nicht so nach einer Trennung? Die Arbeitsteilung in einer Gemeinschaft hat insofern sein Gutes, dass man sich um bestimmte Dinge nicht kümmern muss. Aber was ist, wenn man sich trennt und von einigen Dingen so gar keine Ahnung hat?
Für diesen Aspekt hat Buffy, ein alter Schauspieler, der die Pension einer alten Freundin geerbt hat, Kurs im Angebot, die dieses Manko ausgleichen sollen.
Buffy weiß selbst aus eigener Erfahrung, die er durch seine diversen Ehen und Scheidungen errungen hat, wie es einem in dieser Situation geht.

Mit diesem Buch hat die Autorin Geschichten erzählt, wie sie jeden Tag irgendwo geschehen, Schicksale und Nöte der Menschen werden auf einfache und einfühlsame Weise dem Leser nahe gebracht.
Menschen treffen sich, gehen aufeinander zu, lernen sich kennen. Man redet miteinander. Es ist immer wieder verblüffend, wie oft es passiert, dass man einem fremden Menschen eher Dinge anvertraut, die man sonst nicht auszusprechen wagt.

Anfangs hatte ich ein wenig zu tun, in das Buch hineinzufinden, mich mit ihm anzufreunden, zuviel wurde mir „erzählt“. Aber nachdem Buffy nach Wales umgezogen und war und das Projekt „Myrtle House“ in Angriff nahm, wurde es interessant und ich habe es nicht mehr aus der Hand gelegt.
Es ist ein leiser einfühlsamer und sehr realistischer Roman, der völlig glaubwürdig und aus dem Leben abgekupfert zu sein scheint.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.09.2013
Das Haus auf der Blumeninsel
Lind, Christiane

Das Haus auf der Blumeninsel


ausgezeichnet

Als Lauras Mann stirbt, stirbt auch sie innerlich. Sie kann ihn und die Zeit mit ihm nicht vergessen und fällt in ein tiefes Loch, aus dem ihre Schwester versucht, sie herauszuziehen.
Letztendlich gibt sie nach und geht für eine Weile nach Madeira, wo ihre Großtante Grace ein Haus am Leuchtturm besitzt.
In dem alten Haus findet sie Briefe, die schon sehr alt sind. Briefe, die eine Amelia an ihre ungeborene Tochter geschrieben hat, Briefe, die ans Herz gehen.
Kann es die Amelia sein, die seinerzeit ein Buch mit selbstgezeichneten Blumen herausgebracht hat, die man die Blumenmalerin genannt hat?
Dieses Buch war der Anlass für Lauras Liebe zu Blumen und zum Garten.
Die Neugierde ist erwacht, aber wird es ihr gelingen, nach 80 Jahren die Geheimnisse, die es um Amelia gibt, zu lüften? …

Die Geschichte beginnt 1929, als Amelia die Briefe an ihre ungeborene Tochter schreibt.
Ihre Schwester Bethany hat ihr ihre Liebe genommen, ihren Liebsten Zachary, und ihn geheiratet, obwohl sie wusste, dass Amelia von ihm schwanger war.
Bethany war ein Kind, das alles beanspruchte, was Amelia gehörte. Da ihr niemand gewachsen war, bekam sie auch all ihren Willen erfüllt. Sie log und denunzierte erfolgreich, sie kam damit immer durch.

Als dann Bethany eines Tages eine nicht wiedergutzumachende Entscheidung trifft, zerstört sie das Leben vieler nachhaltig.

Durch die gefundenen Briefe und Erinnerungen wechselt die Geschichte abwechselnd durch die Zeiten der damaligen und der folgenden Generationen. Man liest von unglücklichen, aber auch starken Frauen der Familie, mögen sie Amelia, Emma, Grace oder auch Laura heißen. Keine von ihnen hatte es leicht, aber alle waren oder sind stark und zur Liebe bereit.
Jede dieser Frauen ist ein starker Sympathieträger und ich als Leser habe mit ihnen gelebt, geliebt und gelitten. Nicht eine dieser Frauen hat aufgegeben, manchmal war nur der Tod stärker. Die Hoffnung hatte sie nie verlassen.

So nach und nach wird auch das ganze Ausmaß sichtbar, das Bethanys Entscheidung als Urspung hatte. Die Auswirkungen gehen bis in die heutige Zeit und noch immer gibt es jemanden, der darunter leidet.

Anfangs hatte ich ein paar Probleme beim Herstellen der Zusammenhänge durch das Wechseln der Zeiten und den vielen Namen. Nachdem ich mich eingelesen und die Zuordnung der Personen hergestellt hatte, war das kein Problem mehr. Schließlich muss man die Protagonisten ja irgendwann kennenlernen.

Ein wunderbar geschriebenes Buch, das mich meine Umwelt während der Lektüre hat vergessen lassen. Ich lebte durch die Zeiten und war fassungslos über die neidische Boshaftigkeit einer Frau, die das Leben vieler zerstört hatte, die ihr Leben lang nicht einmal auf die Gefühle anderer Rücksicht genommen hat.

Die Bücher, in denen die Gegenwart mit der Vergangenheit verknüpft ist und letztendlich eine Einheit bildet, sind meine bevorzugte Lektüre.
Das hier ist so ein Buch. Ein Buch voller Liebe, Leid, Hoffnungen, Sehnsüchte, aber auch Bösartigkeit, das ich nicht aus der Hand legen konnte.
Auch ist es der Autorin gelungen, die Schönheit der Insel Madeira dem Leser bildlich nahezubringen.
Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.